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  • Muslime, integrationsunwillig? – Ein Milieubericht von Ahmet Toprak

    Muslime, integrationsunwillig? – Ein Milieubericht von Ahmet Toprak

    “Cover des Buches von Ahmet Toprak;
    Quelle:Lambertus-Verlag”

    Kultur + Social Media
    Muslime, integrationsunwillig? – Ein Milieubericht von Ahmet Toprak
    Sonntag, den 12. September 2010 um 19:41 Uhr von Claus-Dieter Stille

    Es schmerzt schon sehr, dass die kruden – auch durch den ihnen verpassten pseudowissenschaftlichen Anstrich nicht besser gewordenen und für einen vernünftigen gesellschaftliche Diskurs untauglichen (außer vielleicht für bestimmte Stammtische) – Thesen des “Hobby-Genforschers” Thilo Sarrazin so entsetzlich viel Aufmerksamkeit zuteil werden. Eines wegen haarsträubender Äußerungen zu gesellschaftlichen Problemen schon lange umstrittenen und mehrfach negativ aufgefallenen Mannes, der die Gesellschaft offenbar nur aus der Sicht des Volkswirtschaftlers sieht und von daher die Menschen in ausschließlich ökonomisch nützliche und weniger nützliche (von daher überflüssige?) einteilt.
    Sicherlich ist eine Debatte um die Integration von Migranten wichtig und auch (nach jahrzehntelanger Vernachlässigung) dringend notwendig. Doch so wie Sarrazin sie betreibt, spaltet er die Gesellschaft nur. Vor allem dann, wenn man nur von oben herab über die Migranten und nicht auf Augenhöhe mit ihnen über ihre Probleme und ihr Leben bei uns spricht. Und dabei Kritik übt (”Was man ja wohl noch tun darf!”, Volksmund) mit pseudowissenschaftlichen Begründungen vermengt, um so ohnehin bestehende Vorurteile zu untermauern. Ein Vorgehen, was aber letztlich nur zu einem verzerrten Bild von der Wirklichkeit führt.
    Ahmet Toprak befragte für seinen Milieubericht 124 vermeintlich integrationsunwillige Muslime
    Bedauernswert ist, dass im Gegensatz zu den von Thilo Sarrazins fragwürdigen in Buchform vorliegenden Ergüssen, eine andere, ähnliche Themen behandelnde, aber wissenschaftsbasierte Veröffentlichung vermutlich nie eine derartige mediale Aufmerksamkeit bzw. quantitativ hohe Rezeption durch Leserinnen und Leser erfahren wird. Gerade deshalb aber möchte ich sie hier zur Lektüre empfehlen. Es handelt sich hierbei um einen Milieubericht. Er trägt den Titel “Integrationsunwillige Muslime?” Verfasst hat den Bericht Dr. phil. Ahmet Toprak. Ein Diplompädagoge, welcher Professor für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Dortmund ist. Toprak hat für seinen Bericht 124 vermeintlich “integrationsunwillige” Muslime im Alter von 15 bis 74 Jahren (unter ihnen 71 Männer und 53 Frauen) in den Großstädten Berlin, Dortmund und München interviewt. Befragt wurden die Probanden u. a. zu den Themen Kopftuch, Zwangsheirat, Gewalt, “Ehrenmord”, Sexualität, Homophobie sowie zu Islamismus und Terrorismus. Allein schon beim Thema Kopftuch wird durch Topraks Arbeit deutlich, wie sehr eine differenzierte Betrachtung im Einzelfall von nötig ist. Denn es kommt heraus, wie unterschiedlich das Tragen des Kopftuchs seitens ihrer Trägerinnen gehandhabt bzw. im Einzelnen begründet wird. Dieses “Stückchen Stoff” ist beileibe nicht immer “ein Zeichen für die Unterdrückung” der Frau. Das Kopftuch wurde oder wird durchaus auch aus Gewohnheit, Tradition oder dem Schutz vor Umwelteinflüssen getragen. Es wird aber sicher in anderen Fällen auch als politisches, bzw. Zeichen von Selbstbewusstsein benutzt. Es gibt fast nichts, was es nichts gibt.
    Bahar
    So trägt etwa die 23-jährige Bahar (sie studiert im siebten Semester Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München) Kopftuch, obwohl in ihrer Familie traditionell kein Kopftuch getragen wird. Ihre Familie akzeptierte dies Entscheidung. Verstanden hat sie diese jedoch nicht. Aufgrund eines entsprechenden Verbots könnte Bahar in der Türkei nicht studieren. In Deutschland ist es hingegen möglich. Doch wird sie hier mit einem qualifiziertem Abschluss auch eine adäquate Stelle bekommen? Für Bahar steht fest: Nein. Bahar: “Ja, ich wollte Staatsanwältin werden. Aber das kann ich nicht, weil ich mein Kopftuch nicht ablegen möchte.” Bahar wird wohl Rechtsanwältin werden oder in die freie Wirtschaft gehen. Ist die Kopftuch tragende Bahar ein Beispiel von Desintegration? Mitnichten. Ihr Beispiel zeigt wie wichtig es ist immer genau zu differenzieren. Leute wie Sarrazin jedoch sorgen mit dem Geplapper über “türkische und arabische Migranten in Berlin, die außer der Reproduktion von ‘Kopftuchmädchen’ keinen weiteren gesellschaftlichen Beitrag leisten würden, dafür (…), (…)dass das Kopftuch in der Wahrnehmung eindeutig für Desintegration steht…” (Ahmet Toprak).
    Osman
    Berührend auch die Geschichte des 17-jährigen Osman. Als jüngster in der Familie wird er von seinem Vater und dem älteren Bruder beauftragt seine “Lieblingsschwester” – die für ihn so etwas wie eine zweite Mutter war – umzubringen (denn Osman hätte als jugendlicher Täter für Mord nur die Höchststrafe von 10 Jahren Haft zu erwarten), weil die ihren Ehemann verlassen hat, welcher sie regelmäßig schlug. Die Tat jedoch schlägt fehl, weil Osman zu aufgeregt war und die Schwester lediglich am Oberschenkel verletzte, weil er beim Zustechen stürzte. Später erfährt Osman von seiner Schwester, dass der Vater sie früher missbrauchte. Er bricht mit dem Vater. Er bedauert seine Tat zutiefst. Heute sind beide nicht mehr nur Geschwister, sondern Freunde. Nebenbei bemerkt: Osman schloss die Hauptschule mit einem Notendurchschnitt von 1,7 ab…
    Problem Islam?
    Schnell wird dank Topraks Buch offenbar, dass viele Erscheinungen und Problematiken im Leben muslimischer Migranten gar nicht ursächlich mit dem Islam in Verbindung stehen bzw. überhaupt in dieser Religion gründen. Vielmehr geht manch heute als kritikwürdig betrachtete Verhaltensweise auf archaische Traditionen zurück. Und wird von einem bestimmten Teil von Migranten hierzulande hauptsächlich zwecks der Selbstvergewisserung in der Fremde unhinterfragt weiter fortgeführt. Was vor allem auch mit dem Bildungsstand der Familie zutun hat. Schließlich hat Deutschland vor vierzig Jahren hauptsächlich ungebildete “Gastarbeiter” ins Land geholt. Das wirkt bis heute nach. Jedenfalls dann, wenn nachfolgende Generationen nicht aus diesen archaischen Traditionen ausbrechen können oder wollen.
    Auch Zwangsheiraten werden mit dem Islam in Verbindung gebracht, wie Imam Abdullah, 41, Berlin im Buch zitiert wird. “Es soll” deshalb “darüber aufgeklärt werden, dass einige eher archaisch und patriarchalisch geprägte Traditionen, wie zum Beispiel Zwangsheirat und Ehrenmorde, die mit dem Islam in Verbindung gebracht werden, differenziert gesehen werden müssen, da der Islam Zwangsverheiratung und Gewalt ablehnt.” Was allerdings nicht immer einfach sein dürfte, da in vielen Moscheevereinen kein ausgebildeter – sondern nur ein selbsternannter (sogenannter) – Imam zur Verfügung steht.
    Soziale Herkunft und Bildung
    Die von Ahmet Toprak befragten Menschen haben ihre familiären Wurzeln vor allem in ärmlichen und ländlichen Gebieten der Türkei, Syriens, Iraks und des Libanons. Es sind Schüler, Studenten, Arbeiter, Angestellte oder Erwerbslose bzw. Hausfrauen. Neun von ihnen haben einen Universität- bzw. Fachhochschulabschluss. Allein 60 haben keine abgeschlossen Berufsausbildung.
    Die Integration und der Gemüsehändler
    Für pure Integrationsunwilligkeit von Muslimen hierzulande zeigen sich in Ahmet Topraks Buch keine Beispiele. Um davon zu sprechen, muss nämlich erst einmal geklärt werden, was unter Integration überhaupt zu verstehen ist. Integriert sind doch im Grunde genommen diejenigen, welche eine gute Arbeit haben, um sich und ihre Familie gut ernähren und die Wohnung gut einrichten zu können. Auch gerechte Bildungschancen gehören freilich dazu. Bei alldem haben Migranten nicht immer gute Karten. Deshalb ärgern sie sich, wenn sie, deren Eltern nur einfache bildungsferne Leute waren, hören Muslime wollten sich nicht integrieren. Toprak: “Erstens wird deutlich, dass ein Großteil der muslimischen Migranten durch wirtschaftliche Zwänge gar nicht in der Lage ist, sich auf das Umfeld einzulassen. Aufgrund der Bildungsbenachteiligung oder fehlender Bildungsabschlüsse haben sie nicht einmal die Gelegenheit Deutsch zu lernen.” So ging es auch Yusuf, 45 Jahre aus Dortmund. Mangels anderer Chancen machte er sich als Gemüsehändler selbstständig. Dafür muss er sich von Thilo Sarrazin verhöhnen lassen…
    Integration ist soziale und wirtschaftliche Partizipation
    Ahmet Toprak stelle fest, dass “die Migranten mit der Integration in erster Linie die soziale und wirtschaftliche Partizipation” verbinden. Damit dürften sie sich kaum von Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft unterscheiden. Toprak: “Ein Großteil der muslimischen Migranten fühlt sich in Deutschland integriert.” Fehlende Integrationsbereitschaft in Teilen der muslimischen Gemeinde sehen Muslime “primär mit destruktiven Grundbedingungen in Deutschland oder mit persönlichen Misserfolgen der Betroffenen begründet”. Mit Toprak erkennen wir, “dass der Integrationsbegriff mehr umfasst, als nur das Vorhandensein oder Fehlen deutscher Sprachkenntnisse. Aber: Nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft wird Integration falsch interpretiert, sondern auch bei den Muslimen.” Was wohl auch damit zu tun haben könnte, wie der Autor schreibt, dass “mit der identifikatorischen Integration Assimilation in Verbindung gebracht” wird. Nicht wenige in Deutschland geborene türkeistämmige Migranten betrachten ihren Geburtsort als Heimat. Dennoch bleiben sie im Herzen Türkinnen oder Türken. Und sie sehen keinen Widerspruch darin.
    Das Verbindende in den Mittelpunkt stellen
    Ahmet Toprak weist daraufhin, “dass allein mit Symbolpolitik (Integrationsgipfel oder Deutsche Islam-Konferenz) die gesellschaftliche Teilhabe nicht erreicht werden kann.” Zwar dürfte inzwischen allgemein Konsens darüber bestehen, dass die BRD ein Einwanderungsland ist; dessen ungeachtet scheint jedoch Vielfalt noch immer als Bedrohung begriffen zu werden. “Sondern” eben nicht “als Ressource oder Chance für Deutschland, zumal Deutschland mittel- und langfristig aufgrund des demografischen Wandels auf den Zuzug aus dem Ausland angewiesen ist” (Toprak). Dafür spricht wohl auch, die Tatsache, dass laut einer Studie aus dem Jahre 2009 von Info GmbH und Liljeberg Research International, “fast die Hälfte der in Deutschland lebenden Türken und türkeistämmigen Migranten sich in Deutschland unerwünscht fühlt, 42 Prozent planen sogar eine Rückkehr in die Türkei.” Aber Toprak sieht auch auf Seiten der muslimischen Bevölkerung Defizite. Es bedürfe einer vorurteilsfreien Annäherung an die deutsche Gesellschaft ohne dabei “die eigenen Werte, Normen, Traditionen und seine religiöse Einstellung über Bord” werfen zu müssen. Schließlich, so der Autor, hätten Muslime und Christen “mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen”. Deshalb sollte “nicht das Trennende, sondern das Verbindende” in den Mittelpunkt gestellt werden. Ahmet Toprak: “Weder mit dem Feindbild ‘Islam” noch mit dem Feindbild ‘Mehrheitsgesellschaft’ kann integrationspolitisch etwas erreicht werden.” Es müssten vorhandene positive Tendenzen betreffs des Eintretens in einen Dialog und dem Schaffen eines Kommunikationswerks “nicht über die Presse und Talkshows, sondern im Alltag” genutzt bzw. aktiviert werden. Toprak sieht einen gangbaren Weg dahin zunächst auf kommunaler Ebene möglich, um die Migranten so in gesellschaftliche Entscheidungen einzubeziehen. Ein erster und wichtiger Schritt könnte das Gewähren eines kommunalen Wahlrechts “für Migranten, die nicht aus einem EU-Land stammen”, sein.
    Vorurteile ablegen
    Zuallererst plädiert Ahmet Toprak “für einen Dialog auf Augenhöhe”. Und unverzichtbar sei überdies – auf Seiten der Aufnahmegesellschaft, wie bei den Migranten – das Ablegen von Vorurteilen, sowie der Verzicht auf Konfrontation. “Denn”, so gibt Toprak zu bedenken, “weder ist jedes deutsche Mädchen, das über die Straße läuft, eine Schlampe, noch ist jeder muslimische Junge ein Gewalttäter oder Verfechter des Patriarchats.” Was geboten ist, sei eben “eine vorurteilsfreie Anerkennung des ‘Anderen’ und ein Umgang mit Ambivalenzen”, was Toprak “die wichtigsten Prinzipien zu sein” scheinen, “um einen gesellschaftlichen Konsens zwischen den Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft jenseits vom Grundgesetz zu finden”.
    Die Misere hat zumeist soziale Ursachen
    Auch ist sich Ahmet Toprak sicher: “Wenn die sogenannte ‘Integrationsunwilligkeit’ in Deutschland existiert, dann ist das eine Folge der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die in Deutschland immer schlechter werden.” Weshalb nicht zuletzt der “Rückzug in die eigenethnischen Milieus erfolgt, weil eine immer größer werdende Minderheit sich in Deutschland wirtschaftlich, sozial und bildungspolitisch abgehängt fühlt.” Was natürlich gleichermaßen auch viele Menschen deutscher Abstammung betrifft. Aus dem Grund zieht eben nicht – wie manches Mal behauptet – die Religion als Motiv für den Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben. Sondern eine immer prekärer werdende soziale und wirtschaftliche Lage. Ein unleugbare Tatsache: Die Misere, in der sich Migranten wie Menschen deutscher Abstammung gleichermaßen befinden können, hat zumeist soziale Ursachen. Es ist eine Frage des Unten und des Oben. Und der immer weiter aufgehenden Schere zwischen arm und reich. Sowie von Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, bzw. deren Mangel. Davon aber ist bei Herrn Sarrazin nicht die Rede. Warum wohl?
    Integration als offener Prozess, der Zeit und Geduld braucht
    Es bedarf, schreibt Ahmet Toprak in seinem tief schürfenden, bestens recherchierten Milieubericht, des Aushandelns eines sicherlich anspruchsvollen Kompromisses. “Weil die Integration ein offener Prozess ist, der nie abgeschlossen sein wird, braucht es auch mehr Zeit und Geduld. Aber: es lohnt sich, darüber nachzudenken.”
    Volkswirtschaftler und Hobbywissenschaftler Thilo Sarrazin – so vermittelt es sich mir wenigstens – hat genau das nicht getan. Deshalb, das muss ihm ins Stammbuch geschrieben werden, hat er mit seinem Buch der Integration hierzulande mit ziemlicher Sicherheit einen Bärendienst erwiesen.
    Ich empfehle Ahmet Topraks Buch zur Hand zu nehmen. Lesen! Es ist zwar wesentlich schlanker als Sarrazins 400-Seiten-Wälzer für den deutschen Stammtisch, hat aber dennoch mehr Gewicht.
    Ahmet Toprak: Integrationsunwillige Muslime? Ein Milieubericht.
    Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau, 2010, 180 Seiten, kartoniert., 20,90 Euro/SFr 31,90; ISBN 978-3-7841-1959-5
    Quelle:

  • Integration? Nein danke!

    Integration? Nein danke!

    Integration aus der Sicht eines Türken

    Ich bin 36 jahre alt.
    Geboren in Krefeld / NRW. Habe die Schule, und jegliche Art der Bildung hier absolviert.
    Habe hier gearbeitet, habe Deutsche Freunde und respektiere das Grundgesetz.
    War nie kriminell.
    Jetzt könnte man meinen ich wäre ein Einzelfall. Doch auch meine Türkischen Freunde sind genau so wie ich es bin.

    Doch dann kommt ein Thilo Sarazzin, eine Angela Merkel und sagt mir “ Du musst dich Integrieren..“!
    Ich frage mich wenn ich solche Sätze höre was die damit eigentlich meinen?
    Heisst Integration vielleicht das ich ein Christ werden muss?
    Oder bedeutet es vielleicht, das ich meine Haare blond und meine Augen, mit Hilfe von Kontaktlinsen, Blau färben muss?
    Kann mir bitte jemand helfen und sagen was die Deutsche Bevölkerung von ihren Ausländischen Mitbürgern erwartet?
    Vielleicht sollte ich euch helfen und erst einmal aufklären was das Wort “ Integration“ eigentlich bedeutet.

    Integration:

    Der Prozess der Integration von Menschen mit einem Migrationshintergrund besteht aus Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation, Finden von Gemeinsamkeiten, Feststellen von Unterschieden und der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und der anwesenden Mehrheitsbevölkerung. Im Gegensatz zur Assimilation (völlige Anpassung), verlangt Integration nicht die Aufgabe der eigenen kulturellen Identität.1

    Hey Moment mal, dann bin ich und alle anderen Türkischen Mitbürger schon längst integriert in die Gesellschaft, denn wir finden Gemeinsamkeiten, haben festgestellt das wir Unterschiede haben, nähern uns an, haben gegenseitige Auseinandersetzung, kommunizieren und bewahren unsere Kulturelle Identität.

    Aber mal schauen was Wikipedia weiter dazu sagt:

    Integrationsstufen

    Die Integration umfasst vier verschiedene Stufen:

    1. Strukturelle Integration (Akkommodation): Die Migranten und ihre Kinder werden als Mitglieder der Aufnahmegesellschaft anerkannt, erhalten Zugang zu gesellschaftlichen Positionen und erreichen gleichberechtigte Chancen in der Gesellschaft. Voraussetzung hierfür ist der Erwerb von sprachlichen Fähigkeiten und Kenntnissen über soziale Regeln des Zuwanderungslandes.
    2. Kulturelle Integration (Akkulturation): Durch die Kenntnis kulturspezifischer Normen und ihre Verinnerlichung ist eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben möglich. Es erfolgt zusätzlich eine Veränderung von Werten, Normen und Einstellungen der Migranten.
    3. Soziale Integration: Die Aufnahmegesellschaft akzeptiert die Einwanderer im privaten Bereich. Sie lässt sie an sozialen Aktivitäten teilnehmen und billigt den freien Umgang ihrer Kinder mit denen der Migranten. Gleichzeitig akzeptieren die Migranten Mitglieder der Aufnahmegesellschaft in ihrem privaten Bereich und gestatten ihren eigenen Kindern, beiderlei Geschlechts, einen freien Umgang mit Altersgenossen der Aufnahmegesellschaft beiderlei Geschlechts. Dies führt dazu, dass der Chauvinismus sowohl in der Aufnahmegesellschaft, als auch bei den Migranten zunehmend abgebaut wird.
    4. Identifikatorische Integration: Die Migranten und ihre Kinder entwickeln ein neues persönliches Zugehörigkeitsgefühl zur Aufnahmegesellschaft.1

    Jeder der diese vier stufen hinter sich hat, mag alles andere sein, aber er ist weder ein Türke noch Ausländer. Denn er wäre völlig assimiliert von der Gesellschaft.
    Und das wird kein Ausländer akzeptieren/dulden. Denn ich bin nun einmal ein Türke, der hier zwar geboren ist aber trotzdem an seiner Kultur hängt. Ich werde meine Identität nicht für Merkel, nicht für Sarazzin oder sonst für wen aufgeben.
    Findet ihr nicht, das es schrecklich ist wenn man so etwas lesen muss? Ich als Türke der hier geboren ist muss sich mit diesen Sätzen (siehe Punkt 3) auseinander setzen.
    „Migrantenkinder dürfen an sozialen Aktivitäten teilnehmen“. Wenn ich das lese wird mir kotz übel. Sehr grosszügig von der Deutschen Gesellschaft das wir daran teilnehmen dürfen.
    Aber genau solche Sätze sind es, die den Türkischen Jugendlichen dazu bringt sich abzukapseln.

    Deutschland wollte eigentlich nie die Integration, sie haben schon immer die Ausländer benutzt. Am Anfang als billige Arbeitskräfte, später für Politische zwecke. Doch nun sind die Jugendlichen aufgewacht. Sie haben keine Lust mehr, sie wollen nicht mehr. Sie möchten nichts mehr davon hören, das man sie immer noch nicht akzeptiert als gleichwertige Menschen in einem Land in dem sie seit 3 generationen leben.

    Ich sage mir neuerdings.
    Wenn man mir sagt das ich mich nicht integriert habe, dann erst recht lasse ich mich nicht mehr integrieren.
    Und ehrlich gesagt überlegen viele mit denen ich gesprochen habe, ob sie nicht zurück in die Türkei gehen.
    Deutschland, Deutschland.., nun habt ihr es endlich geschafft wieder in euren Kern zurück zu kehren.

    Nicht vergessen sollte man…, das der Judenhass in Deutschland, genau mit solchen Argumenten anfing.

    „Ich habe den Eindruck, dass Sarrazin mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler große Ehre erweist“, sagte der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, am Freitag in Berlin. „Er steht in geistiger Reihe mit den Herren.“

    Wir sollten aufpassen wohin dieser Weg Deutschland führt. Denn wenn morgen wieder Häuser brennen, Neonazis Ausländer jagen, will es keiner kommen gesehen haben.
    Keiner will es dann gewusst haben.
    Genau wie im Dritten Reich.
    Denn auch damals  will es keiner mitbekommen haben  das Millionen von Juden vor ihrer Nase ermordet wurden .

    Integration? Nein danke.., ich will nicht mehr.
    Denn ich war schon integriert!!!

    Mustafa Çelebi

    www.soncemre.com

  • Muslima mit Kopftuch machen Karriere

    Muslima mit Kopftuch machen Karriere

    Foto: Ulrich Baumgarten / vario images (2), privat (3) Erfolgreich in Deutschland: Rufeida Al-Mustapha (o.l.), Yeliz Kesmen (u.l.), Nurhan Soykan (M.), Ayse Uslu-Marschalskowsi (o.r.) und Hülya Dogan (u.r.)

    Diese Muslima haben trotz Kopftuch Karriere gemacht

    Jung, erfolgreich, gläubig: Fünf muslimische Frauen erzählen, was es heißt, als Kopftuchträgerin in Deutschland Karriere zu machen.

    Von Sonja Vukovic

    Was diese Frauen gemeinsam haben, ist ihr Glaube und das Kopftuch, mit dem sie diesen betonen. Ihre Lebenswege in Deutschland sind jedoch genauso verschieden, wie ihr Umgang mit den Vourteilen und Hürden, denen sie als Kopftuchträgerin ausgesetzt waren. Jede auf ihre Art hat Karriere gemacht.

    Die Architektin

    Die Selbstzweifel kamen 2005. Ayse Uslu-Marschalkowski hatte damals ihr Architektur-Studium mit 2,0 abgeschlossen. Trotzdem blieben die meisten ihrer Bewerbungen unbeantwortet. Bundesweit hatte sie sich bei etwa 30 Büros beworben. „Ich war mir sicher, dass man mich einladen und kennen lernen wollen würde.“ Doch nur drei antworteten. Eingestellt hat sie niemand.

    „Plötzlich fragte ich mich, was meinen Wert als Menschen ausmachte – das, was auf meinem Kopf ist oder darin?“, sagt die Dortmunderin. Die muslimische Kurdin hatte eigentlich geglaubt, vor Diskriminierung sicher zu sein, seit sie im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern und den vier Geschwistern aus politischen Gründen die osttürkische Provinz Bingöl verlassen und in Deutschland Asyl beantrag hatte. Ihrem Vater hatte das Gefängnis gedroht, weil er als Lehrer die Geschichte und das Rechtssystem der Türkei kritisiert hatte.

    Die Anwältin

    Nurhan Soykan wusste zuerst nicht, was ein Gymnasium ist. Aber ihr Lehrer in der Kölner Grundschule hatte die meisten ihrer deutschen Klassenkameraden dafür empfohlen. „Wir Ausländer sollten alle zur Hauptschule“, sagt die heute 40-jährige gebürtige Türkin. Das fand sie ungerecht. Auch, „dass wir Kinder mit Migrationshintergrund die Tests nicht mitschreiben brauchten. Unser Lehrer war nett. Er dachte wohl, wir wären überfordert.“ Aber Nurhan Soykan wollte geprüft werden. Und sie wollte auf ein Gymnasium gehen. Leistung ist wichtig, das hatte sie von ihren Eltern gelernt.

    Die Designerin

    Yeliz Kesmen hat 13.000 Fans bei Facebook. Genauer gesagt ihre Firma Styleislam. Das Label steht für legere Freizeitmode mit einem Touch Orient. In einer ehemaligen Zahnarztpraxis in Witten entwirft Yeliz Kesmen zusammen mit ihrem Mann Melih Kesmen T-Shirts, Pullover, Taschen, Schlüsselanhänger und andere Accessoires. Mit Sprüchen wie „Make Çay Not War“, oder: „Terrorism has no Religion“.

    Die Geschäftsidee entstand im Sommer 2005 in England. Islamistische Terroristen hatten Bomben in der Londoner U-Bahn gezündet. Die Kesmens lebten damals in der britischen Hauptstadt. Als Kinder türkischer Gastarbeiter waren sie in Deutschland geboren und aufgewachsen. Melih war früher als Hip-Hopper bei „Emi Electrola“ unter Vertrag, Yeliz hatte Grafikdesign studiert.

    In London „wollten wir etwas Neues ausprobieren und haben in einer Werbeagentur den Design Bereich geleitet“, sagt Yeliz Kesmen. Dann entbrannte der Karikaturenstreit. Und Melih schrieb sich auf ein Shirt „I love my Prophet“ (Ich liebe meinen Propheten). „Die britischen Muslime waren begeistert. Sie hätten ihm das Shirt fast vom Leib gerissen“, erzählt Yeliz Kesmen.

    Zurück in Deutschland gründeten sie „Styleislam“. Yeliz Kesmen, 31 Jahre alt und Mutter eines zweijährigen Sohnes, bekennt sich seit ihrem 26. Lebensjahr mit einem Kopftuch zum islamischen Glauben. Ganz anders, als ihre Mutter, ihre Tanten oder ihre Schwester. Für Yeliz Kesmen rundet es „das Muslima-Sein ab.“ So fühlt sie, seit sie 2006 mit ihrem Mann und Freunden nach Mekka pilgerte. Intoleranz und Rassismus kennt sie nicht aus persönlicher Erfahrung, dafür aber die Ohnmacht angesichts angeblicher Glaubensbrüder, die den Islam missbrauchen.

    „Zeigt, wer wir sind“, fordert sie daher ihre Fans auf Facebook auf, mit den Kleidern „ein positives Zeichen zu setzen“. Mit Erfolg: Shops der Firma gibt es nun in Istanbul und in der saudiarabischen Prophetenstadt Medina.

    Die Soziologin

    Mutig und selbstbewusst ist der Blick dieser sonst eher zart anmutenden Frau. Ihre Stimme ist fest, ihre Wortwahl locker. „Meine Mutter hat mir immer vertraut, auch wenn ich auf einer Party war“, sagt Rufeida Al-Mustapha. „Ich war nie ein Party-Girl, das ständig um die Häuser zog. Aber ich habe schon öfter mal bis spät in die Nacht gefeiert.“ Und das Vertrauen ihrer Mutter stärkte ihr Selbstvertrauen. „Ich bin ich. Ich habe ein Recht dazu. Und ich will deshalb nicht gleich in eine Schublade gesteckt werden.“

    Rufeida Al-Mustapha, 34 Jahre, mit syrischen Wurzeln, geboren im westfälischen Heiligenhausen, ist Deutsche. Und sie ist Muslima. Es ist für sie eine Selbstverständlichkeit, Partys zu feiern. Das gehe schließlich auch ohne Alkohol und mit Kopftuch, sagt sie. Seit ihrem 13. Lebensjahr trägt sie Kopftuch – aber auch auffällige Ohrringe und Ketten. „Ich habe mich immer wie eine Ausländerin gefühlt, weil es mir mein Umfeld so vermittelt hat“, sagt die Soziologin. Aber das sei kein schlechtes Gefühl gewesen. Im Gegenteil: „Ich war oft etwas Besonderes, was für mich auch von Vorteil war.“

    Und auch ihre Lehrerinnen waren anders: Sie trugen Nonnentracht samt Kopfbedeckung. Denn ab der 5. Klasse besuchte Rufeida Al-Mustapha eine katholische Mädchenschule in Bonn. Kurz zuvor war ihr Vater gestorben und die Mutter mit den Kindern in die damalige Bundeshauptstadt gezogen. Rufeida Al-Mustapha hat gelernt, Schicksalsschläge als Ansporn zu nehmen. Inzwischen hat sie Islamwissenschaften studiert und arbeitet bei einem Bonner Markt- und Sozialforschungsinstitut. Ihre beiden Töchter sind vier und fünf Jahre alt. Später, da ist sich Rufeida Al-Mustapha sicher, sollen sie auch feiern gehen dürfen: „Ich versuche, meinen Kindern ein Vorbild zu sein, menschlich und religiös. Später dürfen sie sich ihren Weg suchen. Sie sollen das Gefühl haben, dazuzugehören, so wie sie sind. Sonst werden sie nicht weiterkommen – wir sind Deutsche und gehören zu dieser Gesellschaft, auch als Muslime.“

    Die Stadträtin

    Hülya Dogan hält ihr Ohr in der Hand. Es ist eine plastische Nachbildung, mit dessen Hilfe die Audiologin-Assistentin erklärt, wie das Hörorgan funktioniert. Ihre echten Ohren sind von einem Kopftuch verdeckt. Hülya Dogan, 34 Jahre und freie Mitarbeiterin in einer Bonner HNO-Praxis, ist muslimische Deutsche mit türkischen Vorfahren.

    Sie war erst zehn Jahre alt, als sie sich entschloss, das Kopftuch zu tragen – freiwillig, wie sie sagt. Und doch sei es keine leichte Entscheidung gewesen. Klassenkameraden rissen ihr immer mal wieder das Tuch vom Kopf, ein Lehrer am Gymnasium lobte sogar die „arische Reinheit“ ihrer nicht muslimischen Mitschüler – damit habe er sie klar ausgrenzen wollen, meint Dogan. Schwer sei diese Zeit für sie gewesen, sagt sie.

    Es liegt kein Groll in ihrer Stimme, wenn sie davon erzählt. Nicht einmal Enttäuschung. Denn ganz anders war die Stimmung später an der Universität Bonn. Ihr Kopftuch spielte keine Rolle mehr. Auf dem Campus lernte sie ihren späteren Ehemann kennen: Damals hieß er noch Sebastian Eichelbaum. Jetzt heißt er Sinan Sebastian Dogan. Kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, konvertierte er zum Islam

    Aus dem ersten Mädchen mit Kopftuch in der Schule von einst ist inzwischen die erste Frau mit Kopftuch in einem deutschen Kommunalparlament geworden. Vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen Ende August 2009 überlegte Hülya Dogan, wen sie wählen sollte, wer ihre Interessen am Besten vertreten könnte. Seit Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für den Rat der Muslime sowie beim Arbeitskreis Muslime und Christen. Gemeinsam mit Freunden aus diesen Kreisen gründete sie zwei Monate vor der Wahl die Partei „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“, kurz BIG. Fast 2800 Stimmen erhielten sie, und damit zwei Sitze im Bonner Stadtrat. Vor der ersten Sitzung sei sie aufgeregt gewesen, sagt sie. Ihr Kopftuch zog viele Blicke an. Aber daran hätten sich die „Stadtratskollegen mittlerweile gewöhnt“.

  • „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    27.10.2010 Seligmann: Deutsche instrumentalisieren jüdische Tradition

    „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    Leipzig (KNA). Der jüdische Publizist Rafael Seligmann hat der Integrationsdebatte in Deutschland Heuchelei vorgeworfen. «1.700 Jahre kam allen Heines, Liebermanns, Einsteins, Tucholskys zum Trotz so gut wie niemand auf die Idee, die jüdische Tradition Deutschlands hervorzuheben», schreibt Seligmann in einem Beitrag für die «Leipziger Volkszeitung» (Mittwoch). Von der Moslem-Angst gepeinigt, erinnere sich der «hilflose Michel» seiner jüdischen Überlieferung und führe sie gegen den Islam ins Feld.

    Unter 82 Millionen Menschen in Deutschland lebten «gerade einmal vier Millionen Moslems», betonte Seligmann. Die soziale Lage dieser Zuwanderer sei mit einem intensivierten Bildungsangebot schrittweise zu verbessern. Dieser evolutionäre Weg sei zwar mühsam, so gebe es dazu keine Alternative, so Seligmann.

    Quelle:

  • »Klug gewählte Worte«

    »Klug gewählte Worte«

    21.10.2010 / Ausland
    »Klug gewählte Worte«
    Muslime in Deutschland loben Wulff-Rede in der Türkei

    Bundespräsident Christian Wulff hat für seine Rede vor dem türkischen Parlament in Ankara Zustimmung erfahren. Die SPD-Ministerpräsidenten fordern von der Union eine »Versachlichung« der Debatte.
    Essen/Münster (Agenturen/ND). Wulff habe in der Türkei deutlich gemacht, »dass Integration zu den großen gesellschaftspolitischen Aufgaben gehört«, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Mittwoch in Berlin. Auch Vertreter muslimischer Migranten lobten Wulff. Der Bundespräsident habe seine Worte »klug gewählt«, betonte der Zentralrat der Muslime in Deutschland.
    Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, verglich die Integrationsdebatte in Deutschland mit der um religiöse Minderheiten in der Türkei: »Genau so, wie in der Türkei Christen von Ultra-Nationalisten als Gefahr für die Einheit des Landes betrachtet werden, sehen Rechte in Deutschland hinter jedem Muslim den Untergang des christlichen Abendlandes«, sagte Mazyek den Zeitungen der Essener WAZ-Gruppe. Religionsfreiheit sei aber »nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des muslimischen Glaubens, sondern auch integraler Bestandteil des europäischen Werteverständnisses«.
    Der Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, Haci Halil Uslucan, lobte, dass Wulff Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Türken betone, statt »unnötige Distanzen zwischen Mehrheit und Minderheit entstehen zu lassen«. Wulff hatte in seiner Rede in Ankara am Dienstag für einen offenen und respektvollen Dialog geworben. Dieser sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration, sagte der Bundespräsident vor der türkischen Nationalversammlung.
    Die SPD-Ministerpräsidenten von Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie die Regierenden Bürgermeister von Berlin und Bremen warfen der Bundesregierung unterdessen Konzeptlosigkeit in Integrationsfragen vor. »Wir fordern die Bundesregierung und insbesondere die Unionsparteien auf, zu einer Versachlichung der Integrationsdebatte zurückzukehren, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht gefährdet«, schreiben Matthias Platzeck, Kurt Beck, Hannelore Kraft sowie Klaus Wowereit und Jens Böhrnsen in einem gemeinsamen Appell. Die Zerstrittenheit der Bundesregierung in dieser wichtigen Frage schade dem Standort Deutschland. Wulff stellten die Landeschefs dagegen ein positives Zeugnis aus. Im Gegensatz zu seiner Partei beziehe dieser eine klare Position.
    Der frühere Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde warnte vor zu weitreichenden Forderungen an Muslime: »Das aufgeblasene Gerede von Werten führt nicht weiter«, sagte Böckenförde auf einem Symposium des Exzellenzclusters für Religion und Politik der Universität Münster. Migranten sollten keine Wertebekenntnisse ablegen müssen. Es gehe nur darum, dass sie das deutsche Recht akzeptierten und die Gesetze einhielten. »Innere Vorbehalte gegen diese Ordnung sind zu tolerieren«, so der Verfassungsrechtler laut einer Mitteilung der Universität vom Mittwoch.
    URL:

  • Der Untergang der islamischen Welt

    Der Untergang der islamischen Welt

    Sachbuch, Islam
    Der Untergang der islamischen Welt
    Reformen notwendig, aber auch möglich?
    Hamed Abdel-Samad diagnostiziert nicht nur eine gestörte Kommunikation zwischen islamischen und den westlichen Ländern. Er schreckt nicht zurück vor fundamentaler Islamkritik – und fordert eine neue Streitkultur, eine differenzierte Debatte über Muslime und Migration.
    Neben der herrschenden Terrorgefahr führen die sich im Westen seit Jahren ausbreitende Gleichgültigkeit und das chronische Beleidigtsein der Muslime zu einem Klima des Misstrauens und der Angst auf beiden Seiten. (…) Aber wer hat Schuld daran, dass dieses Klima entstanden ist? Sind es wirklich nur die westlichen Medien und Populisten wie Thilo Sarrazin, die angeblich antimuslimische Ressentiments schüren, oder tragen die muslimischen Fanatiker (…) nicht ebenfalls Schuld daran? (…) Es fehlt eine Atmosphäre, in der ehrliche Kritik zulässig ist und die frei ist von Stimmungsmache, Apologetik und Überempfindlichkeit.
    (…)
    Quelle:

  • „Das Christentum gehört zur Türkei“

    „Das Christentum gehört zur Türkei“

    Foto: AFP

    Bundespräsident spricht vor Parlament
    „Das Christentum gehört zur Türkei“
    19.10.2010

    Ankara (RPO). In der ersten Rede eines Bundespräsidenten vor dem türkischen Parlament hat Christian Wulff die Türkei zu mehr Toleranz gegenüber den Christen aufgerufen. „Das Christentum gehört zweifelsfrei zur Türkei“, sagte Wulff am Dienstag in Ankara. Aus Deutschland erntet Wulff Lob. In der Türkei sieht dies ein wenig anders aus.
    Es war ein historischer Tag in Ankara. Und Wulff wählte bei seiner Rede vor dem Parlament deutlich Worte. „Die Religionsfreiheit ist Teil unseres Verständnisses von Europa als Wertegemeinschaft“, sagte Wulff. In Deutschland könnten Muslime ihren Glauben „in würdigem Rahmen praktizieren“, was an der wachsenden Zahl der Moscheen in der Bundesrepublik ablesbar sei.
    Klare Worte an die Türkei
    „Gleichzeitig erwarten wir, dass Christen in islamischen Ländern das gleiche Recht haben, ihren Glauben öffentlich zu leben, theologischen Nachwuchs auszubilden und Kirchen zu bauen“, sagte Wulff, der damit auf die rechtlichen Probleme der Christen anspielte, die weniger als ein Prozent der Menschen in dem 70-Millionen-Land Türkei ausmachen.
    In der Türkei stoßen diese Aussagen offenbar auf ein gemischtes Echo. Beobachter sprechen von einem „eisigen Schweigen“, das bei diesen Passagen im Parlament geherrscht habe. Staatspräsident Abdullah Gül rang in der anschließenden Pressekonferenz lange nach Worten und gab dann eine ausladende Stellungnahme ab. Am Ende rang sich Gül zu der Aussage durch, er sei natürlich das Staatsoberhaupt für alle Christen im Land.
    Die Grünen feiern Wulff
    Bei den Grünen in Deutschland stieß Wulffs Rede auf ein positives Echo. „Der Bundespräsident hat eine wichtige Rede gehalten“, erklärte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin in Berlin. „Erfreulich klar“ habe Wulff unterstrichen, dass er der Präsident aller in Deutschland lebender Bürger sei. „Der Beitrag türkischer Zuwanderer für Deutschland ist nicht wegzudenken, und wir sind Ihnen zu Dank verpflichtet“, ergänzte Trittin. Der Grünen-Politiker lobte außerdem die Äußerungen Wulffs zu Toleranz und Religionsfreiheit: „Damit hat er dem unseligen Gerede von Leitkultur eine deutliche Absage erteilt.“
    Der Bundespräsident hatte zuvor in einem Interview mit der Zeitung „Hürriyet“ an Ankara appelliert, Toleranz und Religionsfreiheit nicht nur für den Islam, sondern auch für andere Religionen wie Christentum und Judentum „in vollem Umfang“ zu verwirklichen. Am Donnerstag will der Bundespräsident an einem ökumenischen Gottesdienst in der Paulus-Kirche im südtürkischen Tarsus teilnehmen, um sein Engagement bei diesem Thema zu unterstreichen. Am Freitag steht ein Treffen in Istanbul mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. auf dem Programm, der symbolisches Oberhaupt von rund 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt ist.
    Problem türkischer Nationalisten
    Türkische Nationalisten betrachten die Christen als potenzielle Gefahr für die Einheit des Landes. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte in den vergangenen Jahren einige Reformen zugunsten der Christen auf den Weg gebracht, doch gibt es erhebliche Probleme bei der Umsetzung. Gül sagte bei einer Pressekonferenz mit Wulff, dass es in der Türkei natürlich auch christliche und jüdische Staatsbürger gebe: „Ich bin auch deren Präsident.“
    Wulff ging in seiner Rede auch auf die Integrationsdebatte in Deutschland ein. Die türkischen Zuwanderer in der Bundesrepublik „gehören zu unserem Land“, machte er deutlich. „Einwanderer haben Deutschland vielfältiger, offener und der Welt zugewandter gemacht. “ Es gebe aber Integrationsprobleme wie „das Verharren in Staatshilfe, Kriminalitätsraten, Machogehabe, Bildungs- und Leistungsverweigerung“, sagte der Bundespräsident. Bei der Pressekonferenz mit Gül rief Wulff Deutsche und Türken auf, bei allen Problemen nicht die Gemeinsamkeiten zu vergessen: „Das Verbindende ist mehr als das Trennende“.

    URL: www.rp-online.de/politik/ausland/Das-Christentum-gehoert-zur-Tuerkei_aid_920339.html

  • Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab

    Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab

    Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)

    ENTSCHEIDUNG

    Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab
    Von Markus Decker, 14.10.10
    Münster, Osnabrück, Tübingen – das sind die Universitäten, die in Zukunft Imame und islamische Religionslehrer ausbilden. Muslimische Verbände wie die Ditib lehnt den Studiengang entschieden ab. Es mangele an anerkannten Ausbildungswegen.

    Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)
    BERLIN – An den Universitäten Münster und Osnabrück sowie Tübingen sollen ab Herbst 2011 islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Dies kündigte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern in Berlin an. Das Vorhaben wird mit Bundesmitteln in Höhe von 16 Millionen Euro unterstützt. Die drei Universitäten waren aus bundesweit sechs Bewerbern ausgewählt worden. Die Universität Erlangen wird vermutlich später als weitere Universität hinzukommen. Marburg und Gießen erhielten hingegen keinen Zuschlag und können auch nicht mehr damit rechnen.

    Geplant ist die Schaffung von bis zu 500 Studienplätzen. Der Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, der an der Auswahl der Standorte beteiligt war, bezifferte den Bedarf an islamischen Religionslehrern und Imamen in Deutschland gestern auf rund 2000. Schavan sagte, das Vorhaben sei „ein Beitrag zur Ausbildung europäisch-muslimischer Gelehrsamkeit“. Es sei „ein überzeugendes Angebot zum Dialog“. Schulze fügte hinzu, die Ausbildung solle „unter säkularen Bedingungen stattfinden“. So bestehe auch unter Frauen großes Interesse an der Teilnahme. Es werde keine männliche Dominanz geben.
    Hoffnung auf Anpassung
    Das Projekt ist seit längerem geplant und geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zurück. Ziel ist, dass islamische Theologie in deutscher Sprache und damit unter deutscher Aufsicht gelehrt wird – verbunden mit der allerdings nur vorsichtig artikulierten Hoffnung, er werde sich an den Stellen, wo er im Gegensatz zur hiesigen Werteordnung steht, anpassen. Die Ministerin unterstrich gestern, sie setze auf „Selbstreflexion, Selbstkritik, Klärung und Aufklärung“.
    Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang zwei Probleme. Offen ist, ob die Moschee-Gemeinden in Deutschland universitär gebildete Islam-Gelehrte überhaupt bezahlen können. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) schlägt deshalb vor, Imame mit einer halben Stelle als Religionslehrer einzustellen. Auch die Schaffung einer öffentlichen Stiftung, aus deren Mitteln die Imame bezahlt werden, ist im Gespräch. Offen ist überdies, ob ein Teil der Gemeinden nicht lieber dauerhaft auf importierte Imame setzt. So hatte etwa die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) die Ausbildung von Imamen in Deutschland bisher abgelehnt. Die Ditib will sich am Freitag äußern. Im Übrigen waren die Reaktionen gestern unterschiedlich. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir begrüßen das Vorhaben. Das ist ganz in unserem Sinne. Imame sind Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrationslotsen. Deshalb ist es wichtig, dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können.“ Mazyek fügte allerdings hinzu: „Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden. Dazu gehört, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sieht. Das ist noch nicht der Fall. Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung.“
    Die Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime, Mina Ahadi, erklärte der „Leipziger Volkszeitung“ hingegen: „Die Imam-Ausbildung als Integrationsbeitrag zu verkaufen, ist ein Skandal.“ Sie bringe „keinerlei Fortschritte. Im Gegenteil: Es verfestigen sich Parallelkulturen.“ Auch eine deutsche Imam-Ausbildung werde nicht verhindern, dass der Einfluss der islamischen Verbände wachse, die die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern wollten.

    Quelle:

  • Einladung: Polizei – Muslime – Stadt Düsseldorf

    Einladung: Polizei – Muslime – Stadt Düsseldorf

    Einladung zur Fachtagung am 25.9.2010 zum Thema:


    „Sicherheit und Ordnung in Düsseldorf“ Polizei – Muslime – Stadt Düsseldorf

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich freue mich, Sie im Namen der Mitglieder des Runden Tisches zur Fachtagung zum Thema: „Sicherheit und Ordnung in Düsseldorf“ Polizei – Muslime – Stadt Düsseldorf“ am Samstag, 25. Septemebr 2010, ab 11.00 Uhr, ins Bürgerhaus Bilker Arkaden, Friedrichstr./ Ecke Bachstr 145 Bilk, einladen zu dürfen.

    Folgendes Programm ist vorgesehen:

    Ab 11.00 Uhr    Stehempfang

    11.30 Uhr Begrüßung

    Vertreter der Muslime des Runden Tisches, Herr Bekim Rukaj
    Kontaktbeamter Islamische Institutionen (KMI) der Polizei, Düsseldorf, Herr PHK Dirk Sauerborn

    11.45 Uhr    Blick aufs Programm,  Aufgaben des KMI

    12.00 Uhr    Aufgaben des Ordnungs- und Servicedienstes, Herr Holger Körber, Am 32/12)

    12.30 Uhr    Aufgaben der Verkehrsüberwachung der Stadt Düsseldorf, Herr Norbert Preiwuss, Amt 32/2

    13.00 – 14.00 Uhr Mittagspause

    14.00 Uhr    Ordnungsamt: Themenkreis „Schächten“, Herr Klaus Meyer, Amt für Verbraucherschutz  –  39/1 / Abt. Veterinärwesen u. Lebensmittelüberwachung

    14.30 Uhr    Umgang mit Sterbefällen von Muslimen, NN

    15.00 Uhr    Kurzer „historischer Abriss des „Runden Tisches“; Herr Rukaj / Sauerborn Moscheevereine in Düsseldorf aus Sicht der Muslime  – Problempunkte; was läuft gut?

    gegen
    16.00 Uhr    Verabschiedung

    Nach jedem Kurzvortrag ist ausreichend Gelegenheit für Fragen und zur Diskussion.
    Für das Mittagsgebet steht ein besonderer Raum zur Verfügung, der von den Vereinen mit Teppichen ausgestattet wird.

    Für den Runden Tisch

    Bekim Rukaj

    Info: Bekim Rukaj, 01741050180 oder Dirk Sauerborn 01703210576

  • Weit über 7000 Muslime leben in Düren

    Weit über 7000 Muslime leben in Düren

    Sa, 4. Sep. 2010
    Dürener Nachrichten / Lokales / Seite 15
    Weit über 7000 Muslime leben in Düren


    In Düren leben weit über 7000 Muslimen. Es gibt zwei große Moscheen an der Veldener und an der Kölner Landstraße sowie etliche kleinere Gebetsräume im Stadtgebiet.

    Darüber hinaus haben sich an der Rur verschiedene muslimische Vereine etabliert. Das sind unter anderem Eltern-, Sport- und Kulturvereine.

    Das Islamforum, das vor sieben Jahren in Düren gegründet wurde, bietet den Muslimen in Düren die Gelegenheit, mit anderen Gruppen der Stadt ins Gespräch zu kommen. Es setzt sich unter anderem außerdem für ein friedliches Zusammenleben von allen Bürgern in Düren ein.

    Der Fastenmonat Ramadan der Muslime hat am 11. August begonnen. Mit ihrem Ramadanfest am heutigen Samstag, 4. September, ab 16 Uhr auf dem Ahrweilerplatz möchten die Dürener Muslime ihre Mitbürger zum gemeinsamen Fastenbrechen und Abendessen einladen. Es wird außerdem ein abwechslungsreiches Kulturprogramm geboten.

  • Jung, Muslim und Staatsbürger

    Jung, Muslim und Staatsbürger

    MATERIALIEN
    Jung, Muslim und Staatsbürger
    PÄDAGOGISCHE AKTIVITÄTEN ZUR EINBÜRGERUNG DES ISLAM

    Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.
    Manchmal hilft auch ein Blick über
    den Tellerrand – zum Beispiel nach Großbritannien.
    Das Projekt Young, Muslim
    and Citizen. Identity, Empowerment and
    Change bietet Anregungen, um das Selbstverständnis
    junger Muslime als Bürger zu
    stärken – für Schule und Sozialarbeit.
    Getragen wird das Projekt vom UK Race
    & Europe Network (UKREN), einem Zusammenschluss
    von landesweit 200 Organisationen
    aus der antirassistischen Arbeit. Das
    Besondere dabei: Es geht nicht vorrangig
    um Sorgen der Mehrheitsgesellschaft und
    Fragen der inneren Sicherheit, sondern um
    die Interessen und Rechte von Muslimen
    als Bürger. Ziel der vorgestellten Aktivitäten
    ist es, muslimischen Stimmen Gehör zu
    verschaffen, die individuelle Identität und
    das Selbstbewusstsein der Muslime zu
    stärken, Vorurteilen und Diskriminierungen
    entgegenzutreten und zum aktiven Engagement
    in der Politik zu ermutigen. Dabei
    spielen auch Verweise auf den Islam und
    die islamische Geschichte eine Rolle. Aber
    nicht nur: Der Islam und die gesellschaftliche
    Ordnung Großbritanniens werden hier
    zusammen gedacht. Das Projekt wird von
    der britischen Regierung gefördert, obwohl
    auch umstrittene Persönlichkeiten wie der
    Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan
    beratend beteiligt sind. (gn)
    Die englischsprachigen Materialien können
    unter www.youngmuslimcitizens.org.uk
    heruntergeladen werden. Auf der Website
    sind die Materialien auch im Buchformat
    zum Download erhältlich.

    Quelle: Newsletter des www.ufuq.de, Nr. 18, August 2010, S. 14