Presseerklärung des Dachverbandes türkischen Vereine in Neumünster e.V. zum Minarett-Verbot in der Schweiz
Neumünster, 13.Dezember 2009
Wer das Tragen vom Kreuz, Kopftuch oder Kippa (Kopfbedeckung eines jüdischen Mannes) oder den Bau eines Minaretts oder Glocke einer Kirche nicht als Teil der Menschenrechte sieht, der weißt nicht was die Gleichberechtigung bedeutet und der hat auch leider die demokratische Stufe des 21 Jahrhunderts noch nicht erreicht.
Was die Volksentscheide und Grundrechte betrifft, waren die Schweizer nicht nur heute, in der Vergangenheit auch Beratungsresistend.
Denn, im Jahr 1959 wurde das Volk in der Schweiz gefragt, ob die Frauen auch Wahlrecht haben dürften. Die Schweizer haben NEIN gesagt.
Erst im Jahr 1971 durften die Frauen in der Schweiz das Wahlrecht haben.
Die türkischen Frauen haben dies – dank Atatürk- schon im Jahr 1934 in der türkischen Verfassung verankert.
Außerdem, haben die Türken auch weder über kürzlich in Antalya/Belek gebaute und durch Ministerpräsident Erdogan feierlich eröffneten Kirche, noch in anderen Städten stehende Kirchen und deren Glocken und Türmen keine Bedenken.
Die Frage ist jetzt, ob wir hinter dem sog. Volksentscheid versteckend berechtigt sind, durch die demokratische Entscheidungen auch die Grundrechte aushebeln dürfen.
Natürlich müssen die Ängste der Bevölkerung ernst genommen werden, aber der Rechtsstaat muss dagegen verteidigt werden.
Der Papst als Vertreter der 1,2 Milliarden Christen und alle Kirchenverbände hier haben das Minarett-Verbot kritisiert. Der interreligiöse Dialog vor Ort hier mit Evangelisch-katholisch und moslemischen Gemeinden geht sehr harmonisch weiter.
Es geht hier vielmehr darum, dass Rechtsextemisten den Moscheebau in Deutschland und anderswo zur fremdenfeindlichen Stimmungsmache zu nutzen versuchen.
Liebe Rechtspopulisten,
Wir fordern Sie hiermit auf, die Gesetze dieses Landes zu akzeptieren und zu respektieren. Im Gegensatz zur Schweiz herrscht in Deutschland eine andere Rechtslage. Denn es gilt das verfassungsrechtlich verbriefte Recht, das man Gotteshäuser mit den entsprechenden Symbolen bauen darf.
Ich bin sehr froh darüber, dass ich nicht die Schweiz, sondern Deutschland als neue Heimat gewählt habe.
Ich wünsche allen christlichen Bürgern besinnliche Advendstage, ein frohes Fest und ein gesundes erfolgreiches neues Jahr 2010
Refik Mor
Vorsitzender des Dachverbandes türkischer Vereine in Neumünster e.V.