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  • Denkmal in der Türkei: Mit der Abrissbirne gegen Versöhnung

    Denkmal in der Türkei: Mit der Abrissbirne gegen Versöhnung

    Mit der Abrissbirne gegen Versöhnung

    Das Urteil des Tayyip Erdogan: Der türkische Ministerpräsident lässt an der armenischen Grenze ein Friedensdenkmal des Künstlers Mehmet Aksoy zerstören, das für die Annäherung zwischen den beiden Völkern steht.

    Von Karen Krüger

    Der Bildhauer Mehmet Aksoy wollte mit seinem Denkmal eine Geste der Versöhnung schaffen. Der türkische Ministerpräsident ist dagegen.Der Bildhauer Mehmet Aksoy wollte mit seinem Denkmal eine Geste der Versöhnung schaffen. Der türkische Ministerpräsident ist dagegen.

    20. April 2011 2011-04-20 10:34:34

    Man stelle sich vor, Bundeskanzlerin Angela Merkel reise durch die deutsche Provinz, sehe im Vorbeifahren ein Denkmal, das ihrem ästhetischem Empfinden missfällt, weshalb sie dann in dem betreffenden Städtchen verkündet: Liebe Freunde, das Ding da auf dem Berg ist ganz und gar unmöglich, das muss sofort verschwinden. Und so passiert’s dann auch: Drei Monate später rollen die Abrissbagger an, und das Denkmal wird dem Erdboden gleichgemacht.

    Es ist ein Szenario, das man sich für Deutschland bisher glücklicherweise nicht vorstellen kann. In der Türkei aber ist es Wirklichkeit. Dort wird seit Anfang der Woche im osttürkischen Kars, das sechzig Kilometer vor der armenischen Grenze entfernt liegt, das „Denkmal der Menschlichkeit“ abgetragen – auf persönlichen Wunsch des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan. Der Abriss ist eine Ohrfeige – nicht nur für den Bildhauer Mehmet Aksoy und den türkischen Kunstbetrieb, sondern vor allem für die armenische Diaspora und das Nachbarland Armenien. Denn ihnen und all jenen Armeniern, die in den Jahren 1915 bis 1917 in Anatolien ermordet worden sind, hat der Bildhauer das Mahnmal gewidmet. Als kleine Sensation hatte man die Errichtung, mit der 2008 im Zuge der türkisch-armenischen Annäherung begonnen worden war, gefeiert: In der Türkei ist der Völkermord an den Armeniern bis heute ein Tabu, doch endlich schien Ankara für eine versöhnliche Geste bereit zu sein, auf die Armenier auf der ganzen Welt seit Jahrzehnten vergeblich gewartet hatten. Doch offensichtlich hat sich die türkische Regierung das nun anders überlegt. Wichtiger als das Verhältnis zum armenischen Nachbarn sind ihr wohl die Wählerstimmen der türkischen Nationalisten. Sie sieht das Mahnmal als Verrat an der Türkei. Der Bitte des armenischen Präsidenten an Ankara, die Abrissentscheidung noch einmal zu überdenken, wurde nicht entsprochen.

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