Schlagwort: Integration

  • Deutschland muss Zuwanderung endlich steuern

    Deutschland muss Zuwanderung endlich steuern

    Statt Zustrom aus den Unterschichten zu fördern, sollte Deutschland Talente aus aller Welt anziehen. Dafür sind neue Werkzeuge nötig.

    Im weltweiten Kampf um die besten Talente sollte Deutschland nicht nur Zuschauer sein, sondern aktiv werden

    von Dorothea Siems

    Wenn es um Zuwanderung und Integration geht, lügen sich die Deutschen gerne in die Tasche. Statt nüchtern Chancen und Probleme zu beleuchten, sind die Meinungsführer nahezu einhellig um politische Korrektheit bemüht. Dieser pawlowsche Reflex funktioniert auch jetzt wieder, nachdem der CDU-Innenpolitiker Peter Trapp Intelligenztests für Migranten gefordert hat: Allseits ist Empörung zu hören; kein Politiker will schließlich als ausländerfeindlich abgestempelt werden.

    Sicherlich sind Intelligenztests kein probates Instrument, um Zuwanderung zu steuern. Dennoch ist die Forderung Trapps im Kern richtig. Deutschland muss endlich aufhören, Migration vor allem als soziale Aufgabe zu begreifen. Es geht vielmehr um die Sicherung des hiesigen Standorts. Angesichts der drohenden Überalterung brauchen wir Zuwanderer. Nötig sind jedoch kluge Köpfe und nicht bildungsferne Ausländer, die auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht unterzubringen sind.

    Bildungsniveau der Einwanderer über dem der Einheimischen

    Klassische Einwanderungsländer wie Kanada oder Australien haben seit Jahrzehnten überhaupt kein Problem damit, Zuwanderung ausschließlich nach nationalen Eigeninteressen zu lenken. Ohne Ansehen der Rasse oder Religion sind die Fremden willkommen – jedoch nur, wenn es sich um qualifizierte Arbeitskräfte handelt. Für andere Menschen sind die Grenzen dicht.

    Kein Intelligenztest, aber ein anspruchsvolles Punktesystem, das weit mehr als nur einen Sprachtest umfasst, sorgt für die zielgenaue Auswahl. Wer in diese Länder einwandert, steht in der Bildung deshalb in aller Regel über dem Durchschnitt der heimischen Bevölkerung. In Kanada trifft dies auf fast jeden Einwanderer zu, in Australien nach Angaben des Bremer Sozialwissenschaftlers Gunnar Heinsohn immerhin auf 85 Prozent der Migranten.

    In Deutschland liegt dagegen das Bildungsniveau beim Gros der Zugewanderten unter dem Durchschnitt der einheimischen Bevölkerung. Und weil einfache Arbeit hierzulande Mangelware ist, richten sich viele der Migranten gezwungenermaßen im Sozialsystem ein. Während Deutschland mit viel Geld, aber wenig Erfolg versucht, seine Integrationsprobleme in den Griff zu bekommen, treten solche Schwierigkeiten in Kanada oder Australien selten auf. Dort sind die Ausländer oft von der ersten Stunde an ein Gewinn für die Volkswirtschaft und die Gesellschaft.

    Kostenspielige Förderung ohne Erfolge

    Die hiesigen Politiker vertrauen darauf, Migrantenkinder durch „frühkindliche Bildung“ fit für die Schule und später für den Arbeitsmarkt machen zu können. Doch auch Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen werden nur begrenzt erfolgreich sein, wenn Eltern ihren Kindern keinen Aufstiegswillen vermitteln und sie nicht zum Lernen anspornen. In der hiesigen Unterschicht – die keineswegs nur aus Migranten besteht – ist dies leider oft der Fall.

    Schon heute besucht das Gros der ausländischen Kinder spätestens mit drei Jahren eine Kita. Die Deutschkenntnisse beim Schulbeginn sind dennoch oft verheerend. Solche Fakten bedeuten nicht, dass Förderung zwecklos ist. Doch realistischerweise sollte man sich eingestehen, dass es schon ein Erfolg wäre, wenn es mit der teuren Infrastruktur gelänge, den hohen Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich zu senken. Den in der Wirtschaft beklagten Mangel an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Computerspezialisten wird Deutschland auf diesem Weg jedenfalls nicht beheben.

    Zuwanderung kann unsere Probleme lösen

    In der Debatte wird oft übersehen, dass die verschiedenen Ausländergruppen hierzulande sehr unterschiedlich integriert sind. Während Türken und Araber häufiger als andere auch in der dritten Generation noch nicht in der hiesigen Gesellschaft angekommen sind, gelangen die Kinder mit russischen, iranischen oder vietnamesischen Wurzeln sogar überdurchschnittlich oft zum Abitur. Und auch unter den Türken sind diejenigen, die schon in ihrer Heimat eine gute Bildung genossen haben, in Deutschland erfolgreich.

    Diese Arrivierten unter den Zugewanderten leiden darunter, dass die Deutschen sie oft mit den Hartz-IV-Ausländern in einen Topf werfen und sie entweder als Störenfriede oder als Opfer behandeln. Den internationalen Wettbewerb um Talente werden wir grandios verlieren, wenn wir nicht die Hochgebildeten im eigenen Land – gleich welcher Herkunft – mit guten Bedingungen zum Hierbleiben veranlassen.

    Gleichzeitig muss Deutschland aktiv in Ländern wie Indien, Polen oder China um die Klugen werben und umgekehrt die Hürden für Unqualifizierte erhöhen. Richtig gesteuert, ist Zuwanderung kein Problem, sondern ein Teil der Lösung unserer Zukunftsprobleme.

    Quelle: Welt

  • Deutsche Staatsbürgerschaft weniger gefragt

    Deutsche Staatsbürgerschaft weniger gefragt

    Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wollen immer weniger Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger Ausländer eingebürgert als die Jahre zuvor.

    Immer weniger in Deutschland lebende Ausländer nehmen die deutsche Staatsbürgerschaft an. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, wurden im Verlauf des vergangenen Jahres rund 96 100 Ausländer eingebürgert. Das waren zwar 1,7 Prozent mehr als 2008, allerdings deutlich weniger als in den Jahren zuvor. 2000, als das neue Staatsangehörigkeitsrecht eingeführt wurde, ließen sich etwa 186 700 Menschen einbürgern, Bis 2005 sank die Zahl auf gut 117 000, 2007 waren es noch 113 000 Personen.

    Innerhalb Deutschlands war den Statistikern zufolge die Entwicklung recht uneinheitlich. In neun Bundesländern ging die Zahl der Einbürgerungen gegenüber dem Vorjahr zurück, davon am stärksten in Hessen (minus 713), Berlin (minus 557) und Niedersachsen (minus 481). Dagegen stieg sie in sieben Ländern an – am meisten in Bayern (plus 2065), Baden-Württemberg (plus 935) und Hamburg (plus 907).

    70 Prozent aller 2009 Eingebürgerten (67700 – plus drei Prozent) lebten seit mindestens acht Jahren regelmäßig in Deutschland und hatten eine gültige Aufenthaltserlaubnis. In der Bundesrepublik lebende Familienangehörige waren mit 10390 Fällen (minus drei Prozent) die zweithäufigste Gruppe. An dritter Stelle mit rund 7650 Fällen (minus sieben Prozent) standen Einbürgerungen von Ausländern mit einem deutschen Ehe- oder Lebenspartner.

    Die größte Gruppe der Eingebürgerten stellten 2009 – wie schon in den Jahren zuvor – Menschen aus der Türkei (24 600). Danach folgten Einbürgerungen von Menschen aus dem ehemaligen Serbien und Montenegro und seinen Nachfolgestaaten (5700), aus dem Irak (5100) und Polen (3800).

    Die größte Zunahme gegenüber dem Vorjahr trat bei Einbürgerungen aus Afghanistan mit einem Plus von 41 Prozent und dem Irak mit einem Anstieg von 21 Prozent auf. Der größte Rückgang wurde bei Einbürgerungen aus Serbien und Montenegro mit einem Minus von 17 Prozent verzeichnet.

    Statistik lässt keine Rückschlüsse auf Stand der Integration zu

    Nach Ansicht der Bundesbeauftragten für Integration, Maria Böhmer (CDU), haben die niedrigen Einbürgerungszahlen vielfältige Gründe, die analysiert werden müssten. Rückschlüsse auf den Stand der Integration in Deutschland lasse die Statistik nicht zu. Für das Gelingen von Integration seien vielmehr gute Sprachkenntnisse sowie eine fundierte Bildung entscheidend. Böhmer fügte hinzu, dass die aktuellen Zahlen zum Anlass genommen werden sollten, noch intensiver für die Vorteile einer Einbürgerung zu werben: „Wir brauchen eine Willkommenskultur, die Migranten mit ihren Potenzialen offen empfängt.“

    Scharfe Kritik äußerte der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir. Die Bundesrepublik stelle sich im europäischen Vergleich ins Abseits. Deutschland müsse die Einbürgerungspolitik endlich korrigieren, forderte er. Der Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit gehöre „in die Mottenkiste“. Auch der Optionszwang müsse abgeschafft werden. Die Regelung sei „integrationspolitischer und bürokratischer Unsinn“.

    gxb/apn

    Quelle: focus.de

  • MAB Info, Karlsruhe

    MAB Info, Karlsruhe

    Wie geplant, hat die MAB-Auftaktveranstaltung am 08. Juni in Karlsruhe stattgefunden. Wieder haben daran sehr viele deutsche und türkische MAB-Freunde (ca.250) teilgenommen.

    Nach der Veranstaltung sagte der Bürgermeister der Stadt Karlsruhe Folgendes: „Eine von besten Veranstaltungen in meinem Berufsleben!“
    MAB wünscht Ihnen fussball-und bildungsreiche Tage und ein goldenes Armband!

  • Negative Integration durch Sprachrestriktion

    Negative Integration durch Sprachrestriktion

    Presseerklärung

    Negative Integration durch Sprachrestriktion: Kürzung der türkischsprachigen Sendung des WDR

    In den letzten Tagen hört und liest man viel über Türkischverbot an Schulen und sonstigen Institutionen. Kürzlich hat auch das WDR Köln beschlossen eine seit 45 Jahren ausgestrahlte und erfolgreiche türkischsprachige Sendung aus dem Programm zu nehmen. Als Grund werden Sparmaßnahmen genannt. Als Elternverband, welche die Interessen von Eltern mit Migrationshintergrund vertritt sind wir der Meinung, dass Sparmaßnahmen eine solch restriktive und radikale Streichhaltung des WDR nicht rechtfertigt.

    Die Nachricht über die Streichung der türkischsprachigen Sendung des WDR hat uns alle zutiefst getroffen. Wir nehmen dies mit äußerster Befremdung zur Kenntnis, nicht nur weil es eine erfolgreiche und beliebte Sendung ist, sondern weil dies ein Rückschritt im Integrationsbemühen des Landes NRW im Besonderen und von Deutschland im Allgemeinen ist. Die benannten ökonomischen Gründe können unserer Einschätzung nach, aufgrund des geringen Anteils dieser Sendung am Gesamtbudget, die Streichung der türkischsprachigen Sendung nicht rechtfertigen. Die gesellschaftlichen Signale und die daraus resultierenden Folgen wären aber, im Vergleich zu dem vernachlässigbaren Sparpotential, verheerend.

    Denn dies wäre ein negatives Zeichen der Anerkennung der Werte derjenigen, die sich seit fast 50 Jahren um den Aufbau der Bundesrepublik verdient gemacht haben. Die Streichung fällt, wie Prof. Zehra İpşiroğlu (em. Professorin der Universität Duisburg-Essen) trefflich bemerkt „ausgerechnet in einer Zeit, wo es sich überall in Deutschland herumgesprochen hat, dass die Deutschen zum keinen Volk engeren Beziehungen haben, als zu den Türken.“ Türkisch ist nicht nur eine Sprache, die von einer kleinen Minderheit gesprochen wird. Nein, es ist vielmehr die in Deutschland nach dem Deutschen, die am meisten gesprochene Muttersprache und gehört zu den 15 meist gesprochenen Sprachen auf der Welt und steht bei den Fremdsprachen an 7. Stelle, noch vor Chinesisch ). In Europa steht das Türkische (9% der Europäischen Bevölkerung) sogar nach Russisch (22%) und Deutsch (12%) an dritter Stelle, noch vor dem Englischen (8%) der am meisten gesprochenen Muttersprachen ).

    Somit hat das Türkische auch eine globale interkulturelle Bedeutung. Kulturelle Angebote in türkischer Sprache dient daher nicht nur der Anerkennung dieser Menschen, nein es ist vielmehr auch eine kulturelle Bereicherung für die hiesige Gesellschaft, in der wir alle gemeinsam leben und uns wohlfühlen sollen und wollen. Sprachenvielfalt, auch wenn es nur Türkisch ist, dient der kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Vielfalt und ist damit eine Bereicherung und fördert zudem die Integration. Viele mögen hier einwenden, dass die Nutzung und Förderung der Muttersprachen eher zur Dissoziation als zur Integration führen wird, weil das primäre Ziel, das Erlernen des Deutschen, dadurch verfehlt wird. Wir entgegnen dem und sagen „die Anerkennung und Förderung der Menschen mit Ihrer Sprache, Ihrer Religion und ihrer Kultur schafft ein positives Klima des Miteinanders und ist in dieser Hinsicht als auch aus wissenschaftlicher Sicht förderlich für das Erlernen des Deutschen.“ Denn nur in einem positiven, anerkennenden Umfeld in der Respekt, Achtung und gegenseitige wohlwollende Haltung sind die Menschen bereit aufeinander zuzugehen. Oder können Sie sich erklären warum die Einbürgerungszahlen der Migranten in den letzten Jahren stark rückläufig sind? Selbst aufwendige Einbürgerungskampagnen des Familien- und Integrationsministeriums in NRW können diesen negativen Trend nicht stoppen. Oder können Sie sich erklären warum 38% der türkischstämmigen Akademiker in Deutschland, von denen knapp drei Viertel in der Bundesrepublik geboren wurden, aussagen, sie wollten in die Türkei auswandern. Als Begründung gaben 42% an, in Deutschland fehle ihnen das „Heimatgefühl“. Fast vier Fünftel bezweifelten, „dass in Deutschland eine glaubwürdige Integrationspolitik betrieben wird (nach einer Umfrage des Krefelder Instituts futureorg). Den jungen Akademikern fehlt das Heimatgefühl. „Meine Heimat ist dort, wo meine Freunde sind“. Freunde, die mich mit meiner Sprache, meiner Kultur und meiner Religion akzeptieren und mich achten. Nach 50 Jahren Migrationsgeschichte sollte Deutschland nun endlich bereit sein die „Fremden“ als Freunde zu akzeptieren. Seien wir deshalb zueinander mehr Freund als Fremd.

    Mit freundlichen Grüssen

    Im Auftrag des Vorstandes

    Dr. Ali Sak

    Vorsitzender Elternverband Ruhr e.V.
    Stellv. Vorsitzender Föderation der Türkischen Elternvereine in NRW e.V.

  • Migranten auf dem Prüfstand

    Migranten auf dem Prüfstand

    Liebe Freunde und Förderer,
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    nun ist es amtlich, auch die OECD bestätigt in Ihrem Bericht vom 15.10.2009 was längst bekannt war. Nämlich, dass junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, auch bei gleichem Bildungsstand, deutlich geringere Beschäftigungschancen haben, als die Vergleichsgruppe ohne im Ausland geborene Eltern haben. In Deutschland und in Österreich sind Niedrigqualifizierte vergleichsweise gut in den Arbeitsmarkt integriert, nicht aber Hoch- und Fachhochschulabsolventen sowie Menschen mit höherer beruflicher Bildung. „Eine Erklärung könnte sein, dass in Deutschland und Österreich auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert sind“, sagte der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig (Quelle: http://www.welt.de). Dies bestätigt unsere Einlassungen in „Der Fall Sarrazin und die Fakten über Migranten“, daß die Migranten Opfer einer institutionellen Fehlleistung bezüglich Integration von Migranten sind und hierdurch in die Opferrolle gedrängt werden.

    Auch die Einlassungen von Wolfgang Bosbach (CDU), in der er Sanktionen für ausländische Arbeitslose fordert, die trotz Aufforderung keinen Deutschkurs absolvieren, lassen in die gleiche Richtung blicken wie die von T. Sarrazin und sind bedenklich für die Demokratie in unserem Lande, in der alle nach „rechts“ schielen. Bosbach zufolge liegt die Verweigerer-Quote in diesem Bereich bei 40 Prozent. Der Unionsvize Bosbach scheint den eigenen Bericht der Bundesregierung nicht gelesen zu haben oder zitiert wissentlich nur den ersten Teil des Satzes aus dem Bericht der Bundesregierung zu den Integrationskursen. Dort steht, dass die Beteiligungsquote bei über 87% liegt. „Der Anteil derjenigen, die daran teilnehmen, hat sich von 65,4 Prozent (2007) auf 87,4 Prozent (1. Halbjahr 2008) erhöht.“

    www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2008/11/2008-11-05-erklaerung-bund.html).

    Was ist los in Deutschland nach der Wahl? Sind die Politiker aus einem Winterschlaf erwacht? Will man durch diese Einlassungen der eigenen Partei bei den Koalitionsverhandlungen den Rücken decken? Vor der Wahl war es erstaunlich ruhig mit der „Instrumentalisierung von Migranten“, werden Sie nun nach der Wahl instrumentalisiert?

    Mit freundlichen Grüssen

    Dr. A. Sak
    ELTERNVERBAND RUHR e.V.

    Essen, 15.10.2009

  • NEUE STRUKTUREN IN DER PARTIZIPATIONS- UND MIGRATIONSPOLITIK IN DEUTSCHLAND

    NEUE STRUKTUREN IN DER PARTIZIPATIONS- UND MIGRATIONSPOLITIK IN DEUTSCHLAND

    Berlin, 04.08.2009

    Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat eine neue Debatte über die politischen Strukturen in der Partizipations- und Migrationspolitik vorgeschlagen.

    Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat erklärte hierzu: „Wir brauchen nach der Verabschiedung des Nationalen Integrationsplans eine neue Strukturdebatte, in welchem Rahmen dieser Plan umzusetzen ist.“ Die Diskussion über den Nationalen Integrationsplan zeige, dass kein ausreichender Diskurs dazu im Deutschen Bundestag stattfinde. Dies sei mitunter auf noch fehlende Strukturen zurückzuführen. Dieser Mangel könnte bspw. durch Einrichtung von Ausschüssen beseitigt werden.

    Die Türkische Gemeinde in Deutschland schlage deshalb vor, nach der Bundestagswahl einen Ausschuss für Migration und Partizipation im Deutschen Bundestag einzurichten. Dieser Ausschuss solle als Querschnittsausschuss fungieren.

    In diesem Zusammenhang begrüßte Kenan Kolat den Vorschlag des Vizekanzlers, Frank-Walter Steinmeier, ein Ministerium für Bildung und Integration einzurichten. Kolat dazu: „Es müsse dann jedoch sichergestellt werden, dass das neu zu schaffende Ministerium mit weiteren ressortübergreifenden Kompetenzen (u.a. Mitzeichnungs- und Anhörungsrecht) sowie mit ausreichendem Personal ausgestattet wird. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge solle diesem Ministerium zugeordnet werden.“

    Beim Bundesministerium für Bildung und Integration sei ein Bundesbeirat für Partizipation und Migration einzurichten. Der Beirat solle die Aufgabe haben, die Bundesregierung in Fragen zur Eingliederungs- und Zuwanderungspolitik zu beraten. Dem Bundesbeirat sollten folgende Behörden und Organisationen angehören: das Bundeskanzleramt, alle Ministerien, Gewerkschaften, Unternehmerverbände, Wohlfahrtsverbände, Migrantenverbände sowie Wissenschaftler/-innen. Die Ministerien sollten mit den jeweiligen Staatssekretär/innen im Beirat vertreten sein. Der Bundesbeirat sollte regelmäßig tagen und Vorschläge in der Zuwanderungs- und Integrationspolitik ausarbeiten. Es sollen Arbeitsgruppen gebildet werden, deren Leitungen paritätisch von den Verwaltungen und Nicht-Regierungsorganisationen zu besetzen sind.

    Kenan Kolat forderte außerdem den Erlass eines Gesetzes für Partizipation.

    Dieses Gesetz sollte die Eingliederung und Teilhabe gesetzlich verankern und entsprechende Regelungen schaffen. U.a. müssten Migrant/innen im öffentlichen Dienst und bei der öffentlichen Förderung explizit berücksichtigt und hierfür positive Maßnahmen entwickelt werden. Ferner bedarf es auch eines Monitorings dieser partizipationspolitischen Maßnahmen.

    Die Türkische Gemeinde in Deutschland werde nach der Bundestagswahl einen eigenen Gesetzesentwurf vorlegen.

  • Entwurf einer Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Bildung und Erziehung von Kindern mit Migrationshintergrund

    Entwurf einer Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Bildung und Erziehung von Kindern mit Migrationshintergrund

    Offener Brief

    Zusammenfassung und Stellungnahme zum „Entwurf einer Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Bildung und Erziehung von Kindern mit Migrationshintergrund (2008/2328(INI)), vorgelegt vom Ausschuss für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments vom 09.03.2009

    In NRW haben über 30% der 15 Jährigen Schüler einen Migrationshintergrund. Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund in Essen ist 30,6%, in Gelsenkirchen 38,8% und in Duisburg sogar 41,4%. Nahezu die Hälfte dieser Jugendlichen hat einen türkischen Migrationshintergrund. Der Schulerfolg, gemessen an dem Anteil Gymnasiasten ist bei den verschiedenen Migrantengruppen sehr unterschiedlich. Ein Großteil der Schüler aus den weniger erfolgreichen Migrantengruppen verlässt die Schule ohne einen Abschluss. Trotzt erfolgreichem Schulabschluss und bei gleichem Notendurchschnitt, sind die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (speziell türkischer Herkunft) auf dem Ausbildungsmarkt um den Faktor 2-3 schlechter als bei der Vergleichgruppe der Deutschen Jugendlichen.

    Daraus ergibt sich nach unserem Ermessen ein enormer Handlungsbedarf, sowohl auf Seiten der Migranten die mehr integrative Anstrengung durch sprachliche Qualifizierung, sowie gesellschaftliche Partizipation erfordert, als auch auf Seiten der Aufnahmegesellschaft, die zu mehr Akzeptanz und Toleranz der Kultur und Sprache, sowie der Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Integration von Migranten führen muss. In diesem Zusammenhang wollen wir die jüngst vom Europäischen Parlament veröffentlichten „Bericht über die Bildung und Erziehung von Kindern mit Migrationshintergrund“ kurz kommentieren.

    Das Europäische Parlament,
    – gestützt u.a. auf Artikel 149 und Artikel 150 des EG-Vertrags,
    – gestützt auf Artikel 14 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, unter Hinweis auf die Richtlinie 77/486/EWG des Rates vom 25. Juli 1977 über die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitnehmern1,
    – unter Hinweis auf die Richtlinie 2000/43/EG des Rates vom 29. Juni 2000 zur Anwendung des Gleichbehandlungsgrundsatzes ohne Unterschied der Rasse oder der ethnischen Herkunft2,
    – in Kenntnis der Schlussfolgerungen des Vorsitzes des Europäischen Rates von Lissabon vom 23. und 24. März 2000,
    – in Kenntnis der Schlussfolgerungen des Vorsitzes des Europäischen Rates vom 13. und 14. März 2008,
    – unter Hinweis auf seine Entschließung vom 13. Oktober 2005 zur Integration von Einwanderern durch mehrsprachige Schulen und Unterricht in mehreren Sprachen3

    1 ABl. L 199 vom 6.8.1977, S. 32.
    2 ABl. L 180 vom 19.7.2000, S. 22.
    3 ABl. C 233 E vom 28.9.2006, S.121.
    1. besteht darauf, dass Kinder und Erwachsene mit Migrationshintergrund sich nur dann voll integrieren können, wenn sie die Möglichkeit erhalten, die Sprachen des Aufnahmelandes zu erlernen und die Bereitschaft vorhanden ist, dieses Angebot auch anzunehmen;

    2. fordert die nationalen Regierungen auf, sicherzustellen, dass Kinder von Migranten mit geregeltem Aufenthaltsstatus Zugang zu Bildung, einschließlich Kursen zum Erwerb der Amtssprachen des Aufnahmelandes, aber auch zur Forderung der Muttersprache und der Kultur des Herkunftslandes, erhalten;

    3. hält es für entscheidend, dass die Eltern von Migrantenkindern, insbesondere deren Mutter, an den Programmen zum Erlernen der Amtssprachen des Aufnahmelandes teilnehmen, damit die Kinder nicht sozial ausgegrenzt bleiben und damit sie sie bei der schulischen Integration unterstutzen konnen;

    4. ist der Ansicht, dass die Erhaltung und Forderung der Mehrsprachigkeit Bestandteil jedes Schullehrplans sein muss; vertritt mit Nachdruck die Auffassung, dass bereits im Vorschulalter zum Sprachenlernen ermuntert werden sollte, um die Integration von Migranten zu fordern; ist jedoch der Ansicht, dass der Stellenwert im Lehrplan und die Organisation des Unterrichts in der Muttersprache ausdrücklich den Mitgliedstaaten überlassen werden sollten;

    5. unterstreicht, dass die Entwicklung interkultureller Kommunikationsfähigkeiten bei Kindern, und zwar sowohl bei den Kindern mit Migrationshintergrund als auch bei den Kindern der Aufnahmeländer, wichtig ist, und vertritt die Auffassung, dass die Fähigkeit, anderen seine eigene Kultur zu vermitteln und die Kultur und die Werte der anderen zu verstehen, zu einem zentralen Element der Schlüsselkompetenz „Kulturbewusstsein und kulturelle Kompetenz“ werden sollte;

    6. schlägt vor, dass legale Migranten fur den Besuch von Sprachkursen zusätzliche finanzielle und administrative Unterstutzung durch ausgebildetes Personal erhalten sollten, das auch die Muttersprache der Migranten versteht;

    7. weist darauf hin, wie wichtig das Erlernen der Muttersprache und der Sprachen des Wohnsitzlandes sowie der Erwerb von Lese- und Schreibfertigkeiten für Migrantenkinder bereits im Vorschulalter sind;

    8. erkennt an, wie wichtig es für die Erhaltung des kulturellen Erbes der Migranten ist, dass Unterrichtsstunden in deren Muttersprache in den Lehrplan aufgenommen werden;

    9. hebt die Bedeutung des Sports in der allgemeinen und beruflichen Bildung und dessen wichtige Rolle fur die Integration und soziale Teilhabe von Personen aus weniger privilegierten Verhältnissen hervor; empfiehlt die umfassende Berücksichtigung der wichtigen integrativen Rolle des Sports für Migranten in der Sozialpolitik der Mitgliedstaaten;

    10. unterstreicht, wie wichtig die Einbeziehung junger Migranten in die verschiedenen außerschulischen Aktivitäten ist, da diese eine ausgezeichnete Möglichkeit für die Integration in das Schulleben darstellen;

    11. unterstreicht, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Schule, in der Weiterbildung und am Arbeitsmarkt besser bestehen, je früher und erfolgreicher sie in die Schulen integriert werden; ist fest davon überzeugt, dass frühkindliche Erziehung im Vorschulalter diese Aussichten der Kinder erheblich verbessert, und fordert die Mitgliedstaaten daher auf, die Teilnahme von Migrantenkindern an der Vorschulerziehung zu verbessern;

    12. legt den Mitgliedstaaten nahe, die Bildung von Ghettoschulen und Sonderklassen fur Migrantenkinder zu vermeiden und eine integrative Bildungspolitik zu fordern, bei der das Bildungsniveau, aber auch die persönlichen Bedürfnisse dieser Kinder bei der Klasseneinstufung berücksichtigt werden;

    13. halt es für notwendig, dass die Bedürfnisse von Migrantenkindern starker bei der Gestaltung des Lehrplans in den von ihnen besuchten Schulen berücksichtigt und die Lehrer auch mit interkulturellen Kompetenzen ausgestattet werden, damit sie möglichst effektiv mit der Vielfalt in den Schulen umgehen können;

    14. vertritt die Auffassung, dass die Integration von erwachsenen Migranten und ihren Kindern durch Erwachsenenbildungsangebote für Migranten gefordert werden kann, und betont daher die Notwendigkeit, das lebenslange Lernen bei den Eltern dieser Kinder massiv zu fordern;

    15. ist besorgt darüber, dass viele Migrantenkinder vorzeitig die Schule verlassen, und ist der Auffassung, dass Bemühungen unternommen werden müssen um sicherzustellen, dass die Kinder mit Migrationshintergrund ihre schulische Ausbildung abschließen;

    16. betont in diesem besonderen Zusammenhang die Bedeutung der Mobilität von Lehrern als integraler Bestandteil der Lehrerbildungsprogramme; ist der Ansicht, dass Lehrer die Möglichkeit haben sollten, ein oder zwei Semester an Gastuniversitäten im Ausland zu verbringen;

    17. ist der Ansicht, dass Schulen Lehrer mit Migrationshintergrund benötigen, da sie für ihre Kollegen eine Quelle wichtiger Erfahrungen darstellen, den Erfolg der sozialen Integration verkörpern und als Vorbilder für Kinder mit Problemen dienen konnten;

    18. unterstreicht die Notwendigkeit von Beratungsdiensten für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, die ihnen dabei helfen, den Kulturschock zu überwinden und sich an die Gesellschaft des Aufnahmelandes anzupassen;

    19. schlägt vor, dass von jedem Mitgliedstaat Bildungsprogramme zur Vertiefung des Wissens über die Menschenrechte unter besonderer Hervorhebung der Gleichheit, Integration und persönlichen Freiheit entwickelt werden, um der offenbar mit Migranten und deren Kindern zusammenhangenden und sich manchmal sehr rasch ausbreitenden Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung vorzubeugen;

    20. erinnert daran, dass Diskriminierung aufgrund der Rasse und der ethnischen Zugehörigkeit im Bereich der Bildung durch die Richtlinie 2000/43/EG untersagt wird, und fordert die Achtung der Diskriminierung aus egal welchen Gründen, einschließlich Nationalität und Wohnrechtsstatus, im Bildungswesen;
    Erfolgs-orientierte Ansätze, welche die Achtung und Schätzung der mitgebrachten Kultur und der Sprache von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte angemessen würdigt (Skandinavische Länder, Kanada), gibt Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein Gefühl der Zugehörigkeit und ist für deren Persönlichkeitsentwicklung von besonderer Bedeutung. Defizit-orientierte Modelle (Missachtung der Sprachen und Kultur von Migranten, Verbot der Nutzung der Muttersprachen, Sonderschulzuweisung von Kindern aufgrund sprachlicher Defizite, Bildung von Sonderklassen aus ebensolchen Gründen) hingegen sind eher auf die Schwächen und die Andersartigkeit fixiert und stärken das Gefühl des Andersseins. Diese Vorgehensweise fördert die Passivität und mindert somit die Erfolgsaussichten von Förderansätzen.

    Dagegen ist die Toleranz und die Akzeptanz der sprachlichen und kulturellen Vielfalt, wobei die Vielfalt heute die Regel als die Ausnahme ist, bietet Raum für erfolgs-orientierte Ansätze zur Förderung von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte. Die Förderung der vorhandenen natürlichen Ressourcen eines Menschen führt zur Stärkung des Selbstwertgefühls und somit seiner Persönlichkeit. Wir brauchen eine Gesellschaft mit starken, selbstbewussten Persönlichkeiten um die Zukunft besser gestalten können.

    Im Hinblick auf eine gesunde Integrationsentwicklung und zur Vermeidung von Parallelgesellschaften ist das Zusammenwachsen einer Gesellschaft sehr wichtig. Dies gelingt aber nur, wenn wir uns gegenseitig Vertrauen schenken, aufeinander zugehen und die Dialogbereitschaft bei allen Beteiligten sehr hoch ist.
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Ali Sak

  • Wege zu einer erfolgreichen Integration

    Wege zu einer erfolgreichen Integration

    Integrationskongress der FDP-Bundestagsfraktion „Wege zu einer erfolgreichen Integration“

    Montag, 29. Juni 2009, von 09:30 bis 16:30 Uhr
    im Tagungszentrum der Katholischen Akademie,
    Hannoversche Straße 5 b, 10115 Berlin

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Integration ist ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor für unsere Gesellschaft. Ohne die erfolgreiche Integration von Zuwanderern wird der demografi sche Wandel der deutschen Gesellschaft nicht zu gestalten sein. Integration ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und staatlichen Handelns berührt, insbesondere
    die Bildungspolitik, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Auch Medien- und Kulturschaffende sind hier gefordert. Gelungene Integrationspolitik geht nicht von Gruppen, nicht vom „Wir“ und „Ihr“ aus, sondern berücksichtigt Fähigkeiten und Probleme jedes einzelnen Menschen. Dem gegenüber muss die Aufnahmegesellschaft prüfen, ob das Richtige für die Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern getan wird. Sie begegnen spezifi schen Schwierigkeiten, die beseitigt werden müssen und Hürden, die den Weg in unsere Gesellschaft erschweren. Diese zu erkennen, zu benennen und Wege zu entwickeln, sie zu beseitigen, ist Aufgabe engagierter Integrationspolitik.

    Wir wollen mit Ihnen über diese Wege diskutieren, und Ihre Beiträge und Anregungen in unsere parlamentarische Arbeit
    einfl ießen lassen.

    Ihre FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag

    Sibylle Laurischk
    Sprecherin für Integrations- und Migrationspolitik

    Einladung