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  • Prozess in Istanbul: 22 Jahre Haft für den Mörder von Hrant Dink

    Prozess in Istanbul: 22 Jahre Haft für den Mörder von Hrant Dink

    Die Ermordung des türkischen Journalisten Hrant Dink liegt mehr als vier Jahre zurück. Nun ist der Täter verurteilt worden – doch er muss nur das halbe Strafmaß absitzen.

    © Matt Robinson/Reuters

    Eine Armenierin zeigt ein Foto des Journalisten Hrant Dink, der 2007 von einem türkischen Nationalisten ermordet wurde.

    Eine Armenierin zeigt ein Foto des Journalisten Hrant Dink, der 2007 von einem türkischen Nationalisten ermordet wurde.

    Der Mörder des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink muss eine lange Haftstrafe verbüßen. Ein Jugendgericht in Istanbul verurteilte den Angeklagten Ogün Samast am Montag zu 22 Jahren und zehn Monaten Gefängnis. Samast hatte Dink im Januar 2007 in Istanbul auf der Straße vor dem Redaktionsgebäude der Zeitung Agos erschossen. Da er zur Tatzeit noch minderjährig war und die vierjährige Untersuchungshaft auf die Haftzeit angerechnet wird, müsse Samast nur knapp elf Jahre seiner Strafe absitzen, berichten türkische Medien.

    Hrant Dink war als Herausgeber der Wochenzeitung Agos bei türkischen Ultranationalisten verhasst, weil er die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als „Völkermord“ bezeichnet hatte. Das ist in der Türkei ein Tabubruch. Dink setzte sich für eine Aussöhnung der Türken mit den Armeniern ein. Vor seiner Ermordung hatte er wiederholt Drohungen erhalten.

    Politiker und Freunde von Hrant Dink hatten eine vollständige Aufklärung des Verbrechens gefordert, bei der nach Drahtziehern gesucht werden müsse. Der türkische Staat verschleiere die Hintergründe der Tat und schütze die Hintermänner, so der Vorwurf. Die Tat sorgte auch deshalb weltweit für Entrüstung, weil der überzeugte Rechtsnationalist Ogün Samast nach seiner Festnahme von türkischen Polizisten gefeiert wurde.

    Vorwürfe gegen die Behörden

    Samast sagte am Montag in seinem Schlusswort, sein Bild von Dink als Staatsfeind sei auch durch die großen Medien der Türkei geprägt worden. Große Zeitungen hätten den 52-jährigen Journalisten als Verräter bezeichnet. Ein türkisches Gericht hatte Dink ein halbes Jahr vor dem Mord wegen „Beleidigung des Türkentums“ verurteilt.

    Die Anwälte von Dinks Familie warfen den Behörden vor, die wahren Hintermänner der Tat zu decken und Beweismittel verheimlicht oder zerstört zu haben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte stellte 2010 fest, der türkische Staat sei mitverantwortlich für den Mord, weil er Dink trotz vorliegender Erkenntnisse über Pläne von Rechtsradikalen zur Ermordung des Journalisten nicht schützte. Kürzlich waren einige Mitglieder der Sicherheitskräfte in Samasts Heimatstadt Trabzon wegen Fahrlässigkeit zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt worden.

    Die Familie von Hrant Dink begrüßte die Entscheidung vom Montag als wichtiges Signal der Abschreckung, um ähnliche Gewalttaten in Zukunft zu verhindern. Die Anwältin Fethiye Cetin als Rechtsvertreterin der Familie sagte, das Gericht sei mit seinem Urteil nur knapp unter der möglichen Maximalstrafe geblieben.

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  • Türkei: 100 000 Euro Schmerzensgeld

    Türkei: 100 000 Euro Schmerzensgeld

    Foto: © 2010 AFP

    Türkei
    100 000 Euro Schmerzensgeld

    Die Türkei muss der Familie des im Januar 2007 ermordeten türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink 100 000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die Regierung habe in ihrer Verpflichtung versagt, das Leben Dinks zu schützen, zumal die Behörden über die Mordpläne türkischer Nationalisten informiert gewesen seien, befand der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Auch habe die Justiz keine wirksamen Ermittlungen zur Aufklärung des Mordes geführt. Wegen seiner Äußerungen zum Massenmord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg war Dink 2005 wegen „Beleidigung des Türkentums“ zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. dpa

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