Der 21-jährige Halit Yozgat, Internetcafé-Betreiber in Hannover ist das letzte Opfer der Neonazi-Serienmörder in Deutschland. Sein Vater Ismail Yozgat ist seit dem Bekanntwerden der Hintergründe der Serien-Morde tiefst erschüttert. Er lehnt vor allem die von der Bundesregierung geplante Entschädigung rigoros ab. Bei einem Interview mit SABAH-Reportern sagte der traurige Vater Ismail Yozgat: „Der Schmerz über den Verlust meines Sohnes sitzt noch sehr tief in mir. Ich lehne das von der Bundesregierung geplante Schmerzensgeld ab. Das vorgesehene Geld werde ich nicht annehmen. Soll das Leben meines Sohnes 10 Tausend Euro wert sein? Das empfinde ich als Beleidigung. Kein Geld der Welt kann meinen Schmerz stillen“, so Ismail Yozgat.
via Neonazi-Opfer: Entschädigung abgelehnt | SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung..
Aus Solidarität mit den Opfern der Killer-Nazis hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gestern die türkische Gemeinde in Berlin besucht.
Der Chefdiplomat äußerte sein „tiefes Bedauern“, nannte die Mordserie der Neonazis „unvorstellbar und schockierend“.
Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, verlangte eine „lückenlose Aufklärung“ der Gewalttaten und fügte mit Blick auf den Rechtsextremismus hinzu:
„Es steht fest, dass in den vergangenen Jahren leider weggeschaut oder zumindest weniger hingeschaut wurde …“
via Westerwelle besucht türkische Gemeinde – Aus Solidarität mit Opfern der Killer-Nazis – News Inland – Bild.de.
Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, fordert mehr Anteilnahme für die Opfer der Rechtsterroristen. Die Kanzlerin müsse Hinterbliebene einladen.
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, vermisst eine gesellschaftliche Debatte über den Rassismus in Deutschland. Er sei schockiert über die rechtsterroristische Mordserie an türkischstämmigen Deutschen, sagte Kolat der „Frankfurter Rundschau“.
Das Bekennervideo mit opferverhöhnenden Bildern
Bekennervideo der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ aufgetaucht
Foto: dapd/DAPD Die Collage zeigt u.a. die Waffe der Heilbronner Polizistin Michèle K., die 2007 erschossen wurde, sowie Szenen ihrer Trauerfeier.
„Der Begriff Dönermorde macht mich wütend“, sagte Kolat. Er könne nicht begreifen, wie man ihn gedankenlos benutzen und nicht einmal nach den Opfern fragen könne.
Er wundere sich zudem, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch keine „Worte der Anteilnahme“ gefunden habe, sagte Kolat. „Es ist eine sehr technische Diskussion, die jetzt wieder geführt wird. Aufklärung ist das eine, aber ich erwarte auch eine Geste der Regierung für die Hinterbliebenen.“
„Anteilnahme fehlt auch in der Öffentlichkeit“
Kolat schlug vor, die Kanzlerin könne die Hinterbliebenen der Mordopfer einladen. „Das wäre eine Geste, wie ich sie erwarten würde“, sagte Kolat.
Anteilnahme fehlt Kolat auch in der deutschen Öffentlchkeit. „Wo bleiben die Reaktionen der Gewerkschaften und Kirchen? Einzig der Zentralrat der Juden hat sich bislang an unsere Seite gestellt. Dafür bin ich ihm dankbar“, sagte er.
„Ich erwarte eine Reaktion der zivilgesellschaftlichen Kräfte. Sie müssen von sich aus aktiv werden und sich einsetzen, nicht nur für uns Türken, für die gesamte Gesellschaft.“
Zahlreiche gesellschaftliche Organisationen hatten nach Bekanntwerden der mutmaßlichen rechten Mordserie an Migranten am Montag eine Kurskorrektur bei der staatlichen Extremismusbekämpfung gefordert und eine jahrelange Verharmlosung des Rechtsextremismus angeprangert.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hatte sich am Sonntag erschüttert über das Ausmaß rechtsterroristischer Gewalt geäußert.
via Türkische Gemeinde: „Der Begriff Dönermorde macht mich wütend“ – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE.
Kenan Kolat, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland vermisst eine gesellschaftliche Debatte über Rassismus in Deutschland. Er fordert eine Reaktion der Zivilgesellschaft und eine Geste der Kanzlerin auf die rechten Morde.
Herr Kolat, Jahre lang war die Rede von „Döner-Morden“, die eingerichtete Ermittlungskommission hieß „Bosporus“. Es wurde der Eindruck erweckt, das ist eine Angelegenheit unter Türken. Was empfinden Sie, wenn Sie nun erfahren, dass es sich um eine rechtsterroristische Mordserie handelt?
Ich bin geschockt über das, was da bekannt geworden ist. Ich habe Solingen wieder vor Augen und ich muss an die Opfer denken. Der Begriff Döner-Morde macht mich wütend. Er war schon immer falsch, aber wie kann man ihn weiter gedankenlos benutzen und nicht einmal nach den Opfern fragen? Stattdessen wurden sie noch verunglimpft, indem man ihnen Straftaten andichtete. Wer entschuldigt sich nun bei den Hinterbliebenen?
Sie fordern eine öffentliche Entschuldigung?
Ja, ich fordere eine öffentliche Entschuldigung. Ich wundere mich auch, dass die Kanzlerin noch keine Worte der Anteilnahme gefunden hat, wie mir überhaupt die menschliche Anteilnahme fehlt. Es ist eine sehr technische Diskussion, die jetzt wieder geführt wird. Aufklärung ist das eine, aber ich erwarte auch eine Geste der Regierung für die Hinterbliebenen.
Ist der Rassismus, der sich hier Bahn bricht, überall virulent?
Er ist in jedem Fall keine singuläre Erscheinung. Wir beobachten doch eine Serie von rassistischen Übergriffen. Die rassistischen Morde jetzt stehen in einer Reihe mit Mölln, Rostock und Hoyerswerda. Wir müssen über diesen rechtsradikalen Rassismus sprechen, viel mehr, als das bisher der Fall ist.
Ist nicht im Zusammenhang mit der Debatte um Thilo Sarrazin oft und viel darüber gesprochen worden?
Als ich die Diskussion darüber beginnen wollte, hat man mir vorgeworfen, ich käme immer mit der Rassismus-Keule. Aber darum geht es, dieser Rassismus, der tötet, muss auf die Tagesordnung. Wir müssen die Hintergründe anschauen, auch den Populismus, der dahinter steht. Wo sind die Menschen, die dagegen aufstehen?
Vermissen Sie die Anteilnahme der Öffentlichkeit?
Wo bleiben die Reaktionen der Gewerkschaften und Kirchen? Einzig der Zentralrat der Juden hat sich bislang an unsere Seite gestellt. Dafür bin ich ihm dankbar. Ich erwarte eine Reaktion der zivilgesellschaftlichen Kräfte. Sie müssen von sich aus aktiv werden und sich einsetzen, nicht nur für uns Türken, für die gesamte Gesellschaft. Ich hoffe auf die Solidarität aller Demokraten in diesem Land. Aber ich habe auch Angst, allein da zu stehen.
Wie groß ist die Bedrohung, die Sie empfinden?
Ich bin fassungslos, dass hier Menschen auf offener Straße erschossen werden. Wo leben wir denn? Wie krank muss ein Täter sein, der Menschen wahllos erschießt, Türken, auch einen Griechen und eine deutsche Polizistin. Das ist furchtbar.
Was fordern Sie von den Verantwortlichen?
Wir fordern eine Aufklärung der Morde bis ins kleinste Detail. Das muss öffentlich geschehen und nicht hinter verschlossenen Türen. Und ich erwarte Anteilnahme auch von der Bundesregierung. Die Bundeskanzlerin könnte die Hinterbliebenen einladen. Das wäre eine Geste, wie ich sie erwarten würde.
Interview: Katja Tichomirowa
via Vorsitzender der Türkischen Gemeinde: „Der Begriff Döner-Morde macht mich wütend“ | Politik – Frankfurter Rundschau.