Einladung des Islamforums Düren
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Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)
ENTSCHEIDUNG
Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab
Von Markus Decker, 14.10.10
Münster, Osnabrück, Tübingen – das sind die Universitäten, die in Zukunft Imame und islamische Religionslehrer ausbilden. Muslimische Verbände wie die Ditib lehnt den Studiengang entschieden ab. Es mangele an anerkannten Ausbildungswegen.
Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)
BERLIN – An den Universitäten Münster und Osnabrück sowie Tübingen sollen ab Herbst 2011 islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Dies kündigte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern in Berlin an. Das Vorhaben wird mit Bundesmitteln in Höhe von 16 Millionen Euro unterstützt. Die drei Universitäten waren aus bundesweit sechs Bewerbern ausgewählt worden. Die Universität Erlangen wird vermutlich später als weitere Universität hinzukommen. Marburg und Gießen erhielten hingegen keinen Zuschlag und können auch nicht mehr damit rechnen.
Geplant ist die Schaffung von bis zu 500 Studienplätzen. Der Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, der an der Auswahl der Standorte beteiligt war, bezifferte den Bedarf an islamischen Religionslehrern und Imamen in Deutschland gestern auf rund 2000. Schavan sagte, das Vorhaben sei „ein Beitrag zur Ausbildung europäisch-muslimischer Gelehrsamkeit“. Es sei „ein überzeugendes Angebot zum Dialog“. Schulze fügte hinzu, die Ausbildung solle „unter säkularen Bedingungen stattfinden“. So bestehe auch unter Frauen großes Interesse an der Teilnahme. Es werde keine männliche Dominanz geben.
Hoffnung auf Anpassung
Das Projekt ist seit längerem geplant und geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zurück. Ziel ist, dass islamische Theologie in deutscher Sprache und damit unter deutscher Aufsicht gelehrt wird – verbunden mit der allerdings nur vorsichtig artikulierten Hoffnung, er werde sich an den Stellen, wo er im Gegensatz zur hiesigen Werteordnung steht, anpassen. Die Ministerin unterstrich gestern, sie setze auf „Selbstreflexion, Selbstkritik, Klärung und Aufklärung“.
Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang zwei Probleme. Offen ist, ob die Moschee-Gemeinden in Deutschland universitär gebildete Islam-Gelehrte überhaupt bezahlen können. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) schlägt deshalb vor, Imame mit einer halben Stelle als Religionslehrer einzustellen. Auch die Schaffung einer öffentlichen Stiftung, aus deren Mitteln die Imame bezahlt werden, ist im Gespräch. Offen ist überdies, ob ein Teil der Gemeinden nicht lieber dauerhaft auf importierte Imame setzt. So hatte etwa die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) die Ausbildung von Imamen in Deutschland bisher abgelehnt. Die Ditib will sich am Freitag äußern. Im Übrigen waren die Reaktionen gestern unterschiedlich. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir begrüßen das Vorhaben. Das ist ganz in unserem Sinne. Imame sind Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrationslotsen. Deshalb ist es wichtig, dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können.“ Mazyek fügte allerdings hinzu: „Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden. Dazu gehört, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sieht. Das ist noch nicht der Fall. Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung.“
Die Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime, Mina Ahadi, erklärte der „Leipziger Volkszeitung“ hingegen: „Die Imam-Ausbildung als Integrationsbeitrag zu verkaufen, ist ein Skandal.“ Sie bringe „keinerlei Fortschritte. Im Gegenteil: Es verfestigen sich Parallelkulturen.“ Auch eine deutsche Imam-Ausbildung werde nicht verhindern, dass der Einfluss der islamischen Verbände wachse, die die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern wollten.
Quelle:
Wilfried Meisen
KOMMENTAR
Keinen vor den Kopf gestoßen
Von Wilfried Meisen, 05.10.10
Klug und bescheiden hat sich die Kerpener Moschee-Gemeinde beim Umbau ihres Gotteshauses am Stiftsplatz verhalten: das Gotteshaus ist ein Kompromiss, mit dem alle leben können, außer den Liebhabern orientalischer Baukunst.
Anstatt die deutschstämmige Bevölkerung und Nachbarschaft mit Forderungen nach einem Minarett womöglich vor den Kopf zu stoßen und zu spalten, hat sie nur eine wenige Meter hohe Lichtkuppel bauen lassen. Die Moschee ist so von außen kaum zu erkennen, was etwas schade ist: Denn ein bisschen mehr orientalische Baukunst hätte dem ansonsten nicht gerade mit architektonischem Glanz verwöhnten Stiftsplatz gut getan. Wichtiger aber ist, dass sowohl die einheimischen als auch die türkischstämmigen Kerpener mit dem neuen Gebäude am Stiftsplatz leben können und sich keiner zurückgedrängt fühlt. Der Integration kann es nur guttun, wenn es für alle in Kerpen relevanten Religionsgemeinschaften auch repräsentative Gotteshäuser gibt.
Quelle:
Dank einer neu gebauten Lichtkuppel müssen die Moslems in Kerpen nun nicht mehr bei künstlichem Licht beten. (Bild: Meisen)
MOSCHEE
Dank der Kuppel wird es hell
Von Wilfried Meisen, 05.10.10, 10:12h
Die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können.
KERPEN – Auf künstliche Beleuchtung können die Moslems in Kerpen beim traditionellen Freitagsmittagsgebet nun verzichten. Denn die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können. Am Wochenende wurde das Gotteshaus passend zum bundesweiten „Tag der Moscheen“ wieder geöffnet. Zur Feier des Tages war nicht nur die Kerpener Bevölkerung eingeladen. Auch der türkische Generalkonsul Mustafa Kemal Basa, Vertreter des türkischen Religionsverbandes Ditib, der Kirchen, der Stadtverwaltung und der Fraktionen kamen.
Farbenprächtige Mosaike
Bei einem Rundgang konnten sie sich davon überzeugen, wie gut die neue, drei Meter breite Lichtkuppel dem in einem Innenhof liegenden Gotteshaus tut: Die farbenprächtigen orientalischen Mosaike und Teppiche in dem Gebetsraum kommen nun wesentlich besser zur Geltung. Der Raum, wie auch der gleich benachbarte Gebetsraum für Frauen, hat an Schönheit gewonnen.
„Wir haben nun ein Gotteshaus, das man auch vorzeigen kann. Das ist keine Hinterhofmoschee mehr“, freut sich so die Kerpener Muslima Hanim Ezder, die in Köln das Muslimische Familienbildungswerk leitet. „Das ist auch ein Signal an Kerpen: Wir gehören dazu, und wir fühlen uns hier wohl.“
Mit Ansprachen auf Türkisch und Deutsch warben bei der Eröffnungsfeier Vertreter der Kerpener Moscheegemeinde, der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt für die Verständigung zwischen den Religionen und für ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Kerpen. Ditib-Vorsitzender Hüseyin Bagci wies darauf hin, dass die Moschee auch als Begegnungszentrum genutzt werden könne, Iman Cahit Kücükyildiz sah in ihr ein „Zeichen des Friedens“.
Rund 300 000 Euro hat die circa 150 Mitglieder zählende Moschee-Gemeinde in den Umbau des Gotteshauses investiert und dafür Spenden gesammelt. Das vorher von einem Dachdeckerbetrieb genutzte Gebäude war 1982 angemietet und schließlich 1992 gekauft worden.
Nach zweijährigen Verhandlungen mit der Stadt war der Umbau dann genehmigt worden. Den Bau eines Minarettes habe die Moschee-Gemeinde von vorneherein erst gar nicht beantragt, berichtete Sekretär Umit Cavdar, der in Kerpen ein Reisebüro betreibt. Man wolle keine Ablehnung hervorrufen, sondern „in Frieden mit unserer Umgebung leben“. Dass es sich um ein moslemisches Gotteshaus handelt, ist so von außen nur an der Beschilderung und an der kleinen Lichtkuppel zu erkennen, die ein goldener Halbmond ziert.
Quelle:
Besuch einer Moschee
Der Kerpener Kirchturm der Stiftskirche St. Martinus ist mit 78 m
der höchste Kirchturm im Rheinland nach dem Kölner Dom. Vor 150
Jahren bauten ca. 200 m weiter westlich die preußischen
Protestanten im Filzengraben eine kleine, unscheinbare Kirche – sie
durfte nicht aussehen wie eine „richtige“ Kirche. Etwa 100 m weiter
südlich gab es seit 1836 eine jüdische Synagoge – sie wurde 1938
von deutschen Fanatikern verwüstet.
Seit nun 40 Jahren gibt es muslimische Türken in Kerpen. Die
allgemein anerkannte DITIB baute nun, 50 m von der Stiftskirche
entfernt, eine Moschee mit orientalischen Elementen am Stiftsplatz.
Wir wollen sie besuchen und damit zur Verständigung beitragen.
Aufeinander zugehen, voneinander lernen, einfach etwas lernen.
Alle Väter sind mit ihren Kindern eingeladen daran teilzunehmen.
Polizeioberkommissarin Gülay Köppen vor der DITIB Moschee in Eving.
Foto: Franz Luthe
Polizei : Polizistin vermittelt zwischen zwei Welten
Dortmund, 29.07.2010, Andreas Winkelsträter
Dortmund. „Man weiß einfach zu wenig voneinander, spricht zudem nicht dieselbe Sprache“, sagt Gülay Köppen und meint damit das Verhältnis zwischen Türken und Deutschen. Die 39-jährige Kriminaloberkommissarin ist seit 2006 die Kontaktbeamten im Polizeipräsidium Dortmund zu muslimischen Institutionen.
Gülay Köppen selbst ist in Duisburg in einem türkischen Elternhaus groß geworden. Und sie kennt sie die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede, auch die religiösen Feiertage beider Kulturen. „Und ich wurde von beiden Kulturen geprägt“, betont sie.
Landesweit wurde die Stelle der Kontaktbeamtin eingeführt, die vertrauensbildende Maßnahmen nach den Terroranschlägen durchführen sollte. „Für mich war es interessant, meine persönliche Note in die Aufgabe einzubringen, die damals installiert worden ist.“ In den zurückliegenden Jahren hat sie bereits viele türkische Gemeinden besucht, war zu Gast in den Moscheen Dortmunds. „Allerdings sind es so viele, dass ich noch nicht alle besucht habe“, erklärt die Kriminaloberkommissarin.
Zeitintensive Arbeit
Durch ihre offene Art, mit der sie auf die Menschen zugeht, hat es sich schnell herumgesprochen, dass da eine kompetent Ansprechpartnerin bei der Polizei ist. „Das hat sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen und so kommen heute Anfragen aus muslimischen Gemeinden“, berichtet Gülay Köppen.
Die Arbeit sei sehr zeitintensiv, denn man könne nicht gleich beim ersten Kontakt mit der Tür ins Haus fallen. Das löse häufig Unverständnis bei den deutschen Kollegen aus. „Die werden schon mal nervös, wenn man nicht gleich zum Punkt kommt“.
Doch sie selbst lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, sucht auch mehrfach das Gespräch, bis man dann in den Gemeinden auf die Angebote der Polizei zurückgreift, etwa auf Präventionsangebote in Sachen Verkehrserziehung oder Drogenproblematik. Die Palette sei breit gefächert.
Dabei hat sie keine Probleme, auch als Frau in der muslimischen Männerwelt akzeptiert zu werden. „Die Akzeptanz läuft über die Sprache, über das Auftreten, egal wo man herkommt und was man ist, egal ob man Mann oder Frau ist“, betont sie. Denn die meisten Imame, die alle vier Jahre wechseln und meist direkt aus der Türkei kommen, sprechen kein Deutsch. Und sie selbst ist zweisprachig aufgewachen, Türkisch und Deutsch. Außerdem bringen diese ihr als Vertreterin einer deutschen Behörde, wie sie sagt „eine Art grundsätzliche Achtung entgegen“. Sie sei begeistert davon, wie engagiert die Gemeinden seien, wie offen und bereit, sie bei der Arbeit zu unterstützen. „Bisher habe ich nirgendwo eine Ablehnung erfahren“, sagt die 39-Jährige.
Informationsdefitize
Vorurteile gebe es auf beiden Seiten. Das sei jedoch meistens auf Informationsdefizite zurückzuführen. „Je mehr man von dem Anderen weiß, desto mehr Verständnis und Respekt bringt man auf“, weiß die Kontaktbeamtin aus der Praxis. So sei es bei Deutschen üblich, sich beim Gespräch in die Augen zu schauen. Das zeige den gegenseitigen Respekt. Ein Muslime könnte in einem Gespräch mit einer Frau ihr nicht in die Augen schauen. „Das wiederum zeigt seinen Respekt mit gegenüber“.
Es könne auch sei, dass ein Muslim einem nicht die Hand gibt. Nicht etwa, weil er unhöflich ist, sondern weil er vielleicht gerade die rituelle Waschung vor dem Gebet vorgenommen hat. „Man selbst empfindet das vielleicht als Beleidigung“, so Gülay Köppen. „Doch ist das nicht gemeint.“ Man könne eben keine Schablone über die Menschen stülpen. Jeder sei verschieden. Und das sollte man auch akzeptieren.
Kontakt zu Gülay Köppen über s 132 – 7532 oder per E-Mail: [email protected]
Quelle:
Welten-id3317417.html