Die leidvolle Geschichte der Armenier und Türken im ersten Weltkrieg: Ein Aufruf zur Versöhnung und zum Dialog
Dr. Ali Sak
Mit Bedauern und Erstaunen verfolgen die hier lebenden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund im Allgemeinen und ich im Besonderen die aktuell einseitige Darstellung der Ereignisse von 1914 im damaligen Osmanischen Reich bezüglich der Armenier. Von einem Dialog, einer Diskussion in der Sache sind die Armenische Diaspora und auch weite Teile der subjektiv beeinflussten Deutschen Gesellschaft weit entfernt. Die Art der Berichterstattung oder die einseitige Darstellung historischer Ereignisse durch eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt schürt zudem Feindschaften zwischen den beteiligten Parteien, den Armeniern und Türken, statt Sie zum Dialog zu bewegen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sollten sich etwas ernsthafter und objektiver mit dem Problem beschäftigen als Sie es momentan tun (siehe die Sendung „Aghet“ am 09.04.2010 um 23.20 Uhr in der ARD). Ja ich rede hier von einem Problem für die hiesige Gesellschaft, wenn die Art der Berichterstattung sich jeder Objektivität und Sachlichkeit entzieht. Sowohl die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten als auch weite Teile der deutschen Medien und Politiker sollten weniger den politischen Sittenrichter spielen und mehr zur Wahrheitsfindung beitragen. Und schon formieren sich auf der anderen Seite Diejenigen die nicht zur Wort kommen und protestieren mit Recht lautstark vor den entsprechenden Gremien.
In dem angeblichen Dokumentationsfilm von Eric Friedler wird, ohne jegliche geschichtliche Dokumente und Beweise und nur anhand von angeblichen
Berichten, von einem Völkermord gegen die Armenier gesprochen. In der Sendung wird zudem von einem angeblichen UN-Beschluss in der Sache berichtet, dem sich die Türkei angeblich verweigere. Mir ist in der Sache keine UN Resolution oder Beschluss bekannt. Dies bekräftigt auch eine Antwort der UN auf eine diesbezügliche Anfrage (“… as I had mentioned in my initial response, there isn’t any UN Resolution regarding the Armenian Genocide. Because, Armenia has not taken that issue to the United Nations”;UN Reference Team Dag Hammarskjöld Library: . United Nations Headquarters, New York E-mail: [email protected]). Ein weiteres Beispiel für eine weit verbreitete Geschichtsverfälschung ist das in der Sendung erwähnte Hitler-Zitat „Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?“ aus einer Rede vom 22. August 1939. Nur dass es keinen Text aus der NS-Zeit gibt, der Bezug auf die Ereignisse von 1915 nimmt. Die Version der Rede mit dem vermeintlichen Hitler-Zitat wurde bereits 1946 vom Staatsanwalt der Nürnberger Prozesse aus der Beweisaufnahme zurückgezogen (Alderman, S., in Band II, S. 286, der Protokollakten der Nürnberger Prozesse vom 26. November 1946; zitiert nach Özgönül, C., Der Mythos eines Völkermordes, Önel Verlag, 2006).
Dies ist ein Beispiel, wie die Öffentlichkeit mit falschen Behauptungen für die Sache sensibilisiert werden soll, von Information ganz zu schweigen. Verfälschung geschichtlicher Ereignisse zur Stärkung der eigenen Sichtweise und zur Manipulation der Öffentlichkeit sind ein allzu beliebtes Instrumentarium in der armenischen Diaspora und den Armeniophilen wie Johann Lepsius, der im ersten Weltkrieg als
protestantischer Priester nachweislich geschichtliche Verfälschung
betrieben hat (Cem Özgönül 2006, Önel Verlag: Der Mythos eines Völkermordes. Eine kritische Betrachtung der Lepsiusdokumente sowie der deutschen Rolle in Geschichte und Gegenwart der „armenischen Frage“). Oder die Fälschungen seitens von Frau Tessa Hoffmann, die in Ihrem Buch „Der Völkermord an den Armeniern vor Gericht- der Prozess Talat Pascha“ mehrere Bildokumente verfälscht dargestellt hat. )
Dies ist nicht der erste Versuch der armenischen Diaspora und der „Armeniophilen“ mit einseitiger Berichterstattung und subjektiven Mitteln, die fern von jedem Dialogbegehren sind, die Öffentlichkeit auf Ihre Seite zu ziehen. Wir erinnern uns auch an die „Hetzkampagne“ des Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) im Jahre 2006 gegen den damaligen Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. H. Keskin bezüglich der Armenierfrage. Der ZAD hat damals versucht mit erpresserischen und verleumderischen Behauptungen, die fern von jeglicher geschichtlicher und juristischer Grundlage sind, die Gesellschaft in einer Weise zu polarisieren und einzelne Persönlichkeiten aus der türkischen Community zu diffamieren, die ich als Mitbürger in diesem Land, im Namen der Versöhnung und des Dialoges, für höchst gefährlich halte. Gerade in der heutigen Zeit, in der Angehörige verschiedener ethnischer Herkunft auf ein Miteinander als auf ein gegeneinander angewiesen sind, sollten derartigen Vorgehensweisen ein klares „Nein“ entgegengebracht werden.
Die ZAD behauptet die Türkei und die türkischstämmigen Mitbürger in Deutschland würden die Tragödie im Osmanischen Reich während des ersten Weltkriegs leugnen. Welche geschichtlichen Fakten belegen die Behauptungen der ZAD? Welche juristischen (keine politischen) Entscheidungen gibt es, die diese Behauptungen der ZAD bekräftigen?
Tatsache ist, dass nach dem bisherigen Forschungsstand die Ereignisse während des ersten Weltkrieges im damaligen Osmanischen Reich eine Tragödie mit unendlichem Leid auf beiden Seiten sind. Wissenschaftlich konnten die Vorwürfe der ZAD bezüglich einer geplanten Vernichtungsabsicht oder einer absichtlichen unterlassenen Hilfeleistung seitens der damaligen Osmanischen Regierung, trotz der Anstrengungen der Siegermächte (England, Frankreich, Russland) nach dem 1. Weltkrieg nicht belegt werden. Sicherlich gab es mehrere hunderttausend Tote auf beiden Seiten. Es betraf aber eine Zeit und Region, in der Krieg herrschte und somit Hungersnöte, klimatische Bedingungen und Seuchen, ihre Opfer wahllos forderten. Sicherlich hat die Deportation der armenischen Bevölkerung, bedingt durch die bewaffneten armenischen Aufstände, aus dem Nord-Osten in den Süd-Osten des Reiches zusätzliches und unsägliches Leid mit sich gebracht.
Sicherlich ist diese Tragödie während des 1. Weltkriegs ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Türkei, sowie in anderen Staaten in dem der 1. Weltkrieg wütete. Das sollte aber nicht zwangsläufig zu der Schlussfolgerung führen ein systematischer Völkermord hätte dort stattgefunden. Hier wird ein geschichtliches Ereignis unlängst unterschiedlich gedeutet und dies sollte in einer Demokratie auch möglich sein. Anders wäre es, wenn die Ereignisse geschichtlich und juristisch durch ein internationales Gremium wie die UN festgeschrieben worden wäre (Wie das Unikum des Völkermordes an der Jüdischen Bevölkerung während des 2. Weltkrieges).
Im Juni 2006 sollte die formelle Anerkennung der Tragödie im Bundestag dazu führen, der Versöhnung und Aufarbeitung den Weg zu ebnen und die Parteien zu einem Dialog zu bewegen. Dann fragen sich die hier lebenden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund warum sich die ZAD und die weltweite armenische Diaspora einer öffentlichen Diskussion, einer wissenschaftlich fundierten geschichtlichen Aufarbeitung der Ereignisse sperren.
Falls Deutschland zum Dialog beitragen möchte, dann fordern wir die politisch Verantwortlichen, als Volksvertreter aller Bürger in Deutschland, sowie Demokraten und Historiker auf, den Dialog und damit die Versöhnung voranzutreiben, statt die Bevölkerung zu polarisieren. Nur gemeinsam und nur durch einen Dialog auf Augenhöhe erreichen wir die Ziele einer freiheitlichen, demokratischen und friedlichen Gesellschaft.