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  • Die Armenier-Frage: Tödliches Tabu

    Die Armenier-Frage: Tödliches Tabu

    Von Kai Agthe
    Tödliches Tabu
    Die Armenier-Frage

    09.08.2010

    Wer in der Türkei offen ausspricht, dass man 1915/16 einen Völkermord an den Armeniern begangen hat, dem nach vorsichtigen Schätzungen von Historikern zwischen 600 000 und 800 000 Menschen zum Opfer gefallen…
    (…)
    Quelle:

  • Brückenschlag am Bosporus

    Brückenschlag am Bosporus

    Brückenschlag am Bosporus

    09.08.2010
    Rektor gesucht – derzeit läuft ein Ausschreibungsverfahren des Hohen Universitätsrates der Türkei (YÖK), das den Gründungspräsidenten der geplanten Deutsch-Türkischen Universität (DTU) in Istanbul bestimmen soll. Er soll im September gewählt werden, ihm zur Seite wird ein deutscher Vize stehen. Es ist eine der offenen Fragen des wissenschaftlichen und außenpolitischen Prestigeprojekts der Bundesregierung. Ansonsten aber nimmt die Hochschule am Bosporus immer deutlichere Konturen an. ‚Es ist doch in unserem Interesse, die Türkei mehr an Europa zu binden, damit sie sich nicht in eine andere Richtung orientiert‘, sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper (FDP), kürzlich nach einer Besichtigung des Geländes in Istanbul. Die DTU soll auf einem zwölf Hektar großen Areal im asiatischen Teil der Stadt entstehen.

    Deutschland wird Dozenten schicken und an der Entwicklung der Lehrpläne mitarbeiten. Bundespräsident Christian Wulff soll nach derzeitigen Planungen mit seinem türkischen Amtskollegen Abdullah Gül im September oder Oktober den Grundstein für den Bau legen. Im Wintersemester 2010/11 könnten bereits die ersten Lehrveranstaltungen stattfinden – vorerst in einem Ausweichgebäude im Istanbuler Stadtteil Fatih. Die Hochschule soll anfangs für 5000, später für bis zu 20000 Studierende ausgebaut werden. Deutsche Professoren, die in das Projekt eingebunden sind, halten den Zeitplan allerdings für ‚extrem ehrgeizig‘. Einerseits fehlt noch der Gründungsrektor. Andere Baustellen sind etwa die Zulassung zum Studium: In der Türkei gibt es kein klassisches Abitur, sondern individuelle Aufnahmeprüfungen des YÖK. Auch die Gesamtkosten des Universitätsbaus stehen noch nicht fest, die Bundesregierung hat zunächst zwölf Millionen Euro bereitgestellt, heißt es. ojo, dpa

    Quelle:

  • Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes

    Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes

    Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes

    Türkei

    Reise- und Sicherheitshinweise

    Türkei:
    Stand 06.08.2010
  (Unverändert gültig seit: 06.08.2010)
    Landesspezifische Sicherheitshinweise

    Terrorismus
    Nach verschiedenen Anschlägen gegen Militär- und Polizeieinrichtungen, u.a. in Stadtteilen Istanbuls, befinden sich die Sicherheitsvorkehrungen landesweit unverändert auf hohem Niveau. Angesichts von Anschlagsdrohungen militanter Gruppierungen auch gegen nicht-militärische Ziele muss in allen Teilen der Türkei weiterhin von einer terroristischen Gefährdung ausgegangen werden.

    Reisen über Land
    Bezogen auf den Osten und Südosten des Landes liegen aktuell zwar keine konkreten Gefährdungshinweise für Touristen vor. Wegen der Aktivitäten der PKK sind jedoch Reisen in diesen Landesteil mit einem deutlich erhöhten Risiko behaftet. Weiterhin kommt es dort auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der PKK und türkischen Sicherheitskräften. So kamen bei Anschlägen in den südöstlichen Provinzen seit Ende Mai 2010 über 40 Soldaten ums Leben. Das türkische Militär unternimmt nach wie vor grenzüberschreitende Militäroperationen gegen PKK-Stellungen im Nordirak. Bei Reisen in den Osten und Südosten der Türkei ist mit starken Behinderungen aufgrund von Straßenkontrollen und Militärbewegungen zu rechnen.
    Der türkische Generalstab hat sechs Gebiete in den Provinzen Siirt, Sirnak, Mardin und Hakkâri – insbesondere das Gebiet südöstlich von Hakkâri entlang der Grenze zum Irak (in den Bergen, um und zwischen Sirnak und Hakkari befinden sich mehrere Sperrzonen) sowie nordwestlich von Diyarbakir und südöstlich der Ortschaft Cizre (Dreiländereck Türkei – Syrien – Irak) – zu zeitweiligen Sicherheitszonen und militärischen Sperrgebieten erklärt, deren Betreten bis auf Weiteres grundsätzlich verboten ist und die einer strengen Kontrolle unterliegen.

    Kriminalität
    Die Türkei zeichnet sich bislang als ein Land mit vergleichsweise gering ausgeprägter Gewaltkriminalität aus. In letzter Zeit waren jedoch auch Reisende Opfer von Gewaltverbrechen. Es wird deshalb besonders bei einem Aufenthalt an einsamen Orten und gemeinsamen Unternehmungen mit wenig bekannten Personen zu Vorsicht geraten.
    Vorsicht vor Taschendieben ist besonders in der Großstadt Istanbul angezeigt. Die Zahl von Straßendiebstählen, besonders in belebten Zonen, ist in Istanbul weiterhin hoch. Allgemein gilt, dass auf Taschen und Geldbörsen überall da, wo Menschenmengen sind, besonders geachtet werden sollte. Vor allem im Stadtteil Beyoğlu wurden vermehrt Betrugsfälle bekannt, in denen Touristen unter einem Vorwand in einer Bar eingeladen und anschließend gezwungen wurden, zur Begleichung der extrem überhöhten Rechnung eine größere Summe Bargeld von einem Geldautomaten abzuheben.
    Bei Zahlung mit Bank- oder Kreditkarten ist Vorsicht vor Betrügern geboten, die versuchen, unbemerkt die Bankkarte des Reisenden zu kopieren und den zugehörigen PIN-Code auszuspähen, um dann mit gefälschten Karten an Geldautomaten Geld abzuheben. Reisenden wird daher geraten, bei Zahlung ihre Bankkarte stets im Auge zu behalten und die Geheimnummer nur verdeckt einzugeben. Bei Benutzung von Bank- und Kreditkarten mit PIN-Code in Wechselstuben wird zu Vorsicht geraten.

    Allgemeine Reiseinformationen
    Die Türkei ist ein beliebtes Reiseland, das Touristen herzlich und offen empfängt. Wie auch in anderen Urlaubsländern gibt es jedoch einige wichtige Punkte, die beachtet werden sollten, um einen sorglosen Aufenthalt verbringen zu können.
    Grundsätzlich bestimmt bei Taxifahrten der Taxameter den Preis, bei längeren Fahrten ist Handeln durchaus erlaubt. Bei viel Gepäck wird z.T. ein Aufschlag verlangt. Besonders in Istanbul sollte man sich vorher über den ungefähren Fahrpreis informieren, damit Taxifahrten nicht ungewollt zu kostspieligen Stadtrundfahrten werden. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass der Taxameter bei Fahrtantritt eingeschaltet wird. Die Hotels dienen hierbei als eine sichere Informationsquelle.
    Autofahrten nach Einbruch der Dunkelheit, auch auf größeren Verbindungsstraßen, sind mit erhöhten Gefahren verbunden und sollten vermieden werden. Wer im Auto übernachten möchte, sollte dazu einen bewachten Parkplatz oder Campingplatz aufsuchen.
    Bei angebotenen Jeepsafaris sollten Anbieterfirmen und technischer Zustand der Fahrzeuge kritisch geprüft werden, vor allem wenn die Reiseveranstalter keine Gewähr übernehmen. Die Jeeps sollten nur Personen fahren, die über Erfahrung mit derartigen Fahrzeugtypen und Fahren auf off-road-Strecken verfügen.
    Bei angebotenen Ausflügen mit Werksbesichtigung und Kaufgelegenheiten sollten sich Reisende vorher erkundigen, wie lange diese Besuche dauern. Es besteht kein Kaufzwang. Gegen die mögliche Ausübung von Druck durch Mitarbeiter der Unternehmen oder Reiseleiter sollten sich Reisende verwahren und ggf. später auch bei den Reiseveranstaltern beschweren.
    Die türkische Regulierungsbehörde für Tabakwaren und Alkoholika (TAPDK) macht auf die Gefahr durch den Verzehr von gepanschtem Alkohol aufmerksam und empfiehlt, beim Kauf von Alkohol auf die Originalverpackung und Lizenzierung (TAPDK-Logo auf dem Flaschendeckel, unbeschädigte, blau-türkisfarbene Banderole) zu achten.

    Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige

    Visum
    Als Tourist kann man sich bis zu 90 Tagen visumfrei im Land aufhalten. Ist der Aufenthalt in der Türkei für länger als 90 Tage geplant, empfiehlt es sich, vor der Einreise bei einem türkischen Generalkonsulat ein Visum einzuholen. Die Aufenthaltserlaubnis kann aber auch nach Einreise vor Ablauf der 90 Tage bei der lokalen Ausländerpolizei beantragt werden.
    Von Deutschland ausgestellte Reisedokumente oder Reiseausweise für Ausländer anderer Nationalitäten werden von der Türkei anerkannt. Für die Einreise in die Türkei wird jedoch ausnahmslos ein Visum benötigt, das vorab bei einem türkischen Generalkonsulat einzuholen ist.
    (…)
    Quelle: www.auswaertiges-amt.de

  • Moscheen in Mönchengladbach

    Moscheen in Mönchengladbach

    Mönchengladbach
    Moscheen in Mönchengladbach
    VON GABI PETERS

    Mönchengladbach (RP) Rund 10 000 Muslime leben in der Stadt. Bis auf den Verein „Einladung zum Paradies“ sind alle islamischen Gemeinschaften unauffällig und kein Fall für den Verfassungsschutz. Viele Muslime suchen den Dialog mit Christen.

    Neun Moscheen für Muslime gibt es in Mönchengladbach. Doch im klassischen Sinn mit Kuppel und Minarett darf man sich die Gebetshäuser nicht vorstellen. Viele entstanden in Industriegebieten, manche in Hinterhöfen. Oft wurden zunächst Räume angemietet, später Gebäude gekauft. Bezahlt von Spendengeldern. Koranschulen gibt es in fast allen großen Gebetshäusern. „Kinder lernen dort das arabische Alphabet, damit sie die Pflichtgebete lesen können. Außerdem werden dort die rituellen Waschungen gelehrt. Das ist ein bisschen so wie der Kommunionunterricht bei den Katholiken“, sagt Adnan Özden, Hodscha des Integrations- und Bildungsvereins.

    Folgende muslimische Gebetshäuser und Vereine sind in der Stadt bekannt:

    Diyanet-Moschee Ursprünglich wurde in einem Lagerhaus in Mülfort gebetet. Diyanet gehört zum Dachverband DITIB. Der Verein fühlt sich dem „Staatlichen Amt Religiöse Angelegenheiten“ in der Türkei eng verbunden. In der Diyanet-Moschee an der Duvenstraße wechselt der Hodscha (Vorbeter) alle vier Jahre. Er wird aus der Türkei geschickt. Die Moschee wurde mit Spendengeldern umfangreich ausgebaut. Außerdem gibt es ein Minarett, um das lange gestritten wurde. Diyanet zählt zu den größten türkisch-islamischen Vereinen.

    Islamisches Kulturzentrum Bis zu 1000 türkische Muslime beten hier an Festtagen. Die Moschee an der Neusser Straße öffnet häufig ihre Türe auch für Nicht-Muslime. Hodscha Adnan Özden legt großen Wert auf Öffentlichkeitsarbeit. Ein Minarett hat das vierstöckige Gebetshaus nicht. „Wir geben lieber unser Geld für Jugendarbeit aus“, sagt Özden. Zuletzt zum Beispiel für ein interkulturelles Fotoprojekt mit Jugendlichen und dem SKM-Rheydt.

    Hz. Bilal Wie das des Islamischen Kulturvereins zählt das Gebetshaus an der Nordstraße zu den drei größten in der Stadt. Eine Zeitlang soll der Verein, der der Gemeinschaft Milli Görüs angehört, einmal im Visier des Verfassungsschutzes gewesen sein. Die Zeiten sind jedoch vorbei, wie ein Polizeisprecher sagt. Mitglieder von Hz. Bilal engagieren sich auch im Türkisch-Deutschen Integrationsverbund, der in den Intergrationsrat gewählt wurde.

    Quelle:

    Moscheen-in-Moenchengladbach_aid_890500.html

  • Türkei-Urlauberin vergewaltigt

    Türkei-Urlauberin vergewaltigt

    Türkei-Urlauberin vergewaltigt

    Eine 17-jährige Urlauberin aus Schleswig-Holstein ist im türkischen Side vergewaltigt worden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte den Vorfall. Das Mädchen machte mit seiner Mutter in dem Badeort Side etwa 80 Kilometer von Antalya entfernt Urlaub. Die türkische Justiz ermittelte sechs Verdächtige. Sie sollten als Bauarbeiter in Side eine Moschee errichten. Die Ermittlungen der türkischen Behörden stützen sich auf Überwachungsvideos, berichtet der NDR. Nach Angaben von türkischen Zeitungen war die junge Frau nach einer Feier alleine am Strand gewesen.
    Quelle:

  • Deutsch-Türke in Sydney

    Deutsch-Türke in Sydney

    Lizenz zum Backen
    Von Henryk M. Broder

    Deutsche Brötchen und Brezeln sind der Renner in Sydney: Sieben Filialen seiner „Lüneburger German Bakery“ konnte der Einwanderer Ahmet Yaltirakli in wenigen Jahren eröffnen. Jetzt weitet er sein Geschäft aus – und bietet Bratwürste an.

    Noch vor ein paar Jahren hatte Ahmet Yaltirakli „keine Ahnung, wie man Brot backt“, heute kann er allein am Geruch erkennen, ob ein „Oberländer“ oder ein „Bauernvesper“ vor ihm auf dem Tisch liegt. Backwaren sind sein Leben. Tagsüber managt er seine sieben Bäckereien, nachts träumt er von Brötchen und Bretzeln, Apfeltaschen und Schokohörnchen.

    Yaltirakli ist ein Bürger mit Migrationshintergrund. Sehr viel Migrationshintergrund. Er wurde in Istanbul geboren, ist in Köln aufgewachsen, seit acht Jahren lebt er in Sydney. Der Herkunft nach ist er ein Türke, dem Pass nach ein Deutscher; in seinem Herzen aber ein Australier. „Das ist ein großartiges Land, ich möchte nirgendwo sonst leben.“ Dennoch fliegt er jedes Jahr nach Deutschland und in die Türkei. Heimweh nach dem Bosporus und dem Rhein? „Dafür habe ich keine Zeit. Ich besuche nur Freunde und Verwandte.“ Und Geschäftspartner.

    Yaltirakli ist 47, sieht aber jünger aus. Es war elf, als er mit seiner Mutter und drei Schwestern Ende 1974 nach Köln kam. Da war der Vater schon sechs Jahre bei Klöckner Humboldt-Deutz, einer der vielen „Gastarbeiter“, die in den sechziger Jahren angeworben wurden, um den Deutschen beim Wiederaufbau zu helfen. Das Wirtschaftswunder war für alle da.

    Ahmet lernte Deutsch, machte die Hauptschule und sollte dann ein Handwerk lernen. Elektrotechnik wäre das beste, meinten die Eltern. Die Mutter putzte bei einem türkischen Juwelier, der in der Kölner Südstadt eine Werkstatt hatte. Und der sagte zu ihr eines Tages: „Schick mal deinen Sohn zu mir.“

    Reisefieber wegen Joachim Fuchsberger

    Auch Ahmet fand Goldschmied viel schicker als Elektriker. Leider war der türkische Juwelier kein Meister und durfte nicht ausbilden. Deswegen konnte Ahmet keine Prüfung ablegen, aber er war fleißig und hatte nach vier Jahren genug gespart, um sich selbständig zu machen. 1985 richtete er bei sich daheim eine Reparaturwerkstatt ein, ein Jahr später übernahm er einen Laden in der Weidengasse am Eigelstein, einer heruntergekommenen Gegend, die von türkischen Zuwanderern saniert wurde.

    Und da würde er heute noch stehen und Trauringe und anderen Schmuck anbieten, wenn er nicht an einem Sonntagabend daheim auf dem Sofa gelegen und ferngesehen hätte. Eine Reportage über Australien, von und mit Joachim Fuchsberger. Drei Tage später saß Ahmet Yaltirakli mit Frau und Sohn in einer Maschine der Qantas.

    Fünf Wochen reisten sie durch Australien, und als sie wieder heimflogen, wussten sie, dass es geklickt hatte. Dreimal noch kamen sie als Touristen, 1998, 2000 und 2001, dann beschlossen sie, Australier zu werden, permanent residents mit Arbeitserlaubnis. Am 16. August 2002 kamen sie in Sydney an, im Gepäck auch einen Koffer mit Ringen und Schmuck als Startkapital.

    Misserfolg mit Eisdiele

    Ahmet lief von Geschäft zu Geschäft und bot seine Kollektion an. „Ich hatte es mir leichter vorgestellt.“ Nach ein paar Monaten gab er auf und schickte den Schmuck nach Köln zurück. Dann vermittelte ihm ein türkischer Freund eine Franchise-Lizenz bei „Australian Homemade“ für eine Eisdiele. „Das ging völlig in die Hose.“

    Bevor die Ersparnisse aufgebraucht waren, fiel Ahmet auf, was allen Zuwanderern nach einer Weile auffällt: dass es in Australien „kein ordentliches Brot“ gibt. Er flog nach Deutschland, sprach mit Herstellern und Exporteuren, schaute sich bei Kamps und Merzenich um, und als er dann wieder im Flugzeug nach Sydney saß, war ihm klar, wie es gehen müsste.

    Zwei Tage vor Weihnachten 2005 machte er seine erste Bäckerei auf, im Queen Victoria Building, einer 100 Jahre alten Shopping Mall in bester Innenstadtlage. Die „Lüneburger German Bakery“ bot ein Dutzend in Australien unbekannter Brotsorten an, dazu Croissants und Kuchen. Auf den Namen „Lüneburger“ kam er, weil es etwas sein sollte, das „deutsch klingt und einen Umlaut hat“.

    Mohn wird am Zoll zum Problem

    Vom ersten Tag an wurde ihm alles, was er buk, aus den Händen gerissen. Dabei wurden die Sachen nur vor Ort „aufgetaut oder aufgebacken“, denn die Ware kam tiefgekühlt aus Deutschland. Worauf es dabei ankam, war das Timing. Die Ware musste rechtzeitig geordert werden, die Container durften nicht zu lange im Hafen stehen und der Zoll wollte über die Zutaten bescheid wissen. „Bei Mohn machten sie Probleme, Leinsamen ging gar nicht, Hefe war okay.“ Es war Ahmets dritter Versuch, sich eine Existenz aufzubauen. Diesmal musste es klappen.

    Fünf Jahre später betreibt Ahmet sieben „Lüneburger“-Stationen in Sydney, beschäftigt 70 Mitarbeiter, darunter auch seine Frau, und ist dabei, zwei neue Filialen aufzumachen – eine achte in Sydney und eine erste in Melbourne. Er will nicht nur expandieren, sondern auch sein Angebot ausbauen. In der neuen Location am King’s Cross wird es tagsüber Backwaren und abends Bratwürste geben.

    Ahmet arbeitet sieben Tage in der Woche von morgens bis Mitternacht; wenn er entspannen will, geht er allein essen, in die Bar Reggio oder das La Spaggia. Obwohl er Moslem ist, nimmt er es mit den Speiseregeln nicht sehr genau, das Filetto Gorgonzola schmeckt mit einem Glas Sauvignon Blanc am besten. „Religion ist Privatsache in Australien, niemand will wissen, wie dein Gott heißt.“ Nur manchmal wird er gefragt, ob er ein Deutscher wäre. Von wegen „Lüneburger“. Dann antwortet Ahmet Yaltirakli: „Yes, but with some Turkish background!“

    Quelle: Spiegel

  • Größtes Autohaus der Welt

    Größtes Autohaus der Welt

    Gigantismus in Autopia

    Von Tom Grünweg

    200 Handelsbetriebe, fünf Etagen und auf dem Dach eine Rennstrecke – während in Deutschland das Autohändlersterben grassiert, entsteht in Istanbul gerade der größte Fahrzeugtempel der Welt. Mehr als 2500 Vorführwagen sollen dort demnächst permanent präsentiert werden.

    Für Autohändler sind die Zeiten derzeit schwierig. Das Zwischenhoch der Abwrackprämie ist langst vergessen, immer weniger Kunden kommen in die Verkaufsräume, immer mehr Betriebe müssen aufgeben. In der Türkei hingegen stehen die Zeichen der Branche auf Expansion. Augenfälligster Beleg ist das größte Autohaus der Welt, das derzeit von einer Investmentgesellschaft in Istanbul aus dem Boden gestampft wird. „Autopia“ heißt der PS-Tempel, groß wie eine Kongresshalle und mit Platz für mehr als 200 Showrooms, in denen mehr als 2500 Vehikel – vom Motorrad über die Motoryacht bis zum Supersportwagen – angeboten werden sollen.

    „Die Anlage ist gedacht für den Handel mit allen Fahrzeugen – ob mit oder ohne Motor“, sagt Mustafa Keles, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft. „Hier wird man ständig die neuesten Modelle, Trends und Technologien sehen können, bekommt Ersatzteile, kann sein Fahrzeug reparieren oder tunen lassen und die passende Versicherung oder Finanzierung aussuchen.“ Außerdem wird es in „Autopia“ auch jede Menge Platz für Gebrauchtwagen geben. Und für Unterhaltung und Verpflegung ist natürlich auch gesorgt. „In dieser Autowelt kann man einen ganzen Tag verbringen, ohne dass einem langweilig wird“, verspricht Keles. „Das ist wie eine Automesse an 365 Tagen im Jahr.“ Und anders als etwa auf der IAA in Frankfurt oder dem Genfer Salon kann man die Wagen in „Autopia“ auch direkt vom Stand weg ausprobieren: Von jeder der fünf Etagen können die Fahrzeuge auf eigener Achse auf das Dach des riesigen Gebäudes gelangen, auf dem die Architekten nach dem Vorbild des Fiat-Stammwerks Lingotto in Turin eine Teststrecke anlegen wollen.

    Das Projekt wirkt noch gewaltiger, wenn man die Größe des türkischen Automobilmarktes berücksichtigt, der in Europa bislang für kaum mehr als eine Fußnote taugte. Denn mit 585.732 Zulassungen im vergangenen Jahr kaufen die Türken lediglich ein Sechstel der Neuwagen, die in Deutschland abgesetzt werden; der türkische Markt liegt damit in etwa auf dem Niveau von Belgien oder Holland. Allerdings rechnet der Verband der Türkischen Automobilhersteller OSD mit einem langsamen aber kontinuierlichen Wachstum und mit rapide steigenden Produktionszahlen. Haben die in der Türkei aktiven Hersteller im vergangenen Jahr gut 570.000 Autos auf die Räder gestellt, sollen es bis 2013 mehr als doppelt so viele werden.

    Tagtäglich sollen mindestens 16.000 Menschen hier einkaufen

    Um die geplanten sechs Millionen Besucher pro Jahr – das wären mehr als 16.000 pro Tag – in den PS-Palast zu locken, wird in Istanbul nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Zahlen, die das ausführende Architekturbüro GAD zum Baubeginn Anfang dieses Jahres veröffentlichte, sind imposant: Die Rede ist von rund 200.000 Quadratmetern auf fünf Etagen; jedes Stockwerk soll mindestens sechs Meter hoch werden. Zu den 200 Handelsbetrieben sind 56 Restaurants und Cafés geplant, 24 Banken, zwölf Geldautomaten, 48 Wartungsboxen für Autos, 42 Versicherungsbüros und 74 weitere Geschäfte. Außerdem integrieren die Betreiber einen Kinokomplex und planen regelmäßige Auktion mit besonderen Fahrzeugen. Wer alle Läden ablaufen will, muss sieben Kilometer zurücklegen.

    Gebaut und betrieben wird „Autopia“ von der Firma Gül and Kelesoglu Construction, die im europäischen Teil von Istanbul nach eigenen Angaben etwa 30 Prozent des Marktanteils im Immobiliengeschäft hält und neben Büro- und Wohnprojekten bereits sechs riesige Shopping-Malls um Istanbul herum hochgezogen hat.

    Die Kosten des aktuellen Projektes beziffert Architekt Melis Eyuboglu auf rund 150 Millionen Dollar, die Keles und sein Team erst einmal wieder hereinholen müssen. „Die Verhandlungen laufen schon lange und sind sehr erfolgreich“, sagt der Manager. „Wir haben die Verträge mit sechs großen Händlern bereits unterschriftsreif und das erste Viertel des Projekts ist schon verkauft“, sagt der Geschäftsführer, der dem 31. Dezember 2011 entgegen fiebert. Dann nämlich soll die Utopie Wahrheit werden und „Autopia“ die Pforten öffnen.

    Quelle: Spiegel

  • Soros-Studie: „At home in Europe – Muslims in Berlin“

    Soros-Studie: „At home in Europe – Muslims in Berlin“

    Int. Studie: „At home in Europe – Muslims in Berlin“ in Kooperation mit der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder

    Das Open Society Institute (www.soros.org) hat im Rahmen einer europäischen Großstudie in 11 Städten mit signifikantem muslimischen Bevölkerungsanteil Daten zu unterschiedlichen Aspekten erhoben und Interviews geführt.

    Die Studie in Deutschland bezieht sich auf die Situation in Berlin und entstand in Kooperation mit der Europa Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

    Ich habe die Studie bisher nur kurz überfliegen können (212 Seiten), mir sind dabei aber einige interessante Aspekte zu Identität, Nationalität, Kultur, Wohnen und Bildung ins Auge gefallen. Es lohnt sich, darüber unter interkulturellen Gesichtspunkten nachzudenken, was unser ‚Miteinander‘ in allen gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Bereichen angeht. Insbesondere was Bildungsaspekte, gesellschaftliche Teilhabe, Personalmanagement und Personalverantwortliche in Organisationen betrifft, die letztlich den Zugang zum qualifizierten Arbeitsmarkt und somit auch Zukunftsperspektiven ermöglichen können.

    Im Internet kann man sich die Studie kostenlos runterladen:

    Das Open Society Institut hat auf Youtube ein Video zu dem Thema „Muslims in Europe“ eingestellt, das vorhandene Schemata und die selektive Wahrnehmung thematisiert, die unsere Bilder im Kopf und Handeln prägen. Anhand der Reaktionen und Kommentare, die User dort hinterlassen haben, sieht man wie unterschiedlich die Situation wahrgenommen und bewertet wird. Hier gibt es noch viel zu tun.

    Quelle:

    At_home_in_Europe_Muslims_in_Berlin_in_Kooperation_mit_der_Europa_

    Universitaet_Viadrina_in_FrankfurtOder_356

  • Plattform für einen Dialog mit der „islamischen Welt“

    Plattform für einen Dialog mit der „islamischen Welt“

    Interessanter Link: Plattform für einen Dialog mit der „islamischen Welt“

    Genau wie die „westliche Welt“ stellt sich auch die sogenannte „islamische Welt“ als keineswegs homogen dar: Tigerstaaten in Südostasien sowie afrikanische Länder zählen zu dieser Gruppe genauso, wie Staaten und ihre Menschen im Nahen und Mittleren Osten.

    Bei näherer Betrachtung der „islamischen Welt“ zeichnen sich neben Gemeinsamkeiten jedoch untereinander auch große Unterschiede in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer als auch soziokultureller Hinsicht ab. Schnell wird deutlich, dass man von „den“ islamischen Staaten / Muslimen und generalisierenden „Do’s & Taboos“ oder „Kulturstandards für den islamischen Raum“ nicht sprechen kann. Tut man es dennoch, so muss man sich den berechtigten Vorwurf gefallen lassen, die damit verbundene Komplexität unzulässig zu reduzieren und der Stereotypenbildung Vorschub zu leisten. Eine individuelle Betrachtung unter Berücksichtigung der jeweiligen Interaktionskontexte ist zwingend notwendig!

    Die Intensivierung des interkulturellen Dialogs mit der muslimischen Bevölkerung in Deutschland und weltweit ist aus diesem Grunde für uns alle heute von zentraler Bedeutung, wenn wir der Entstehung von Parallelgesellschaften und ihren verheerenden Auswirkungen entgegentreten möchten.

    Die Internetplattform qantara.de (arabisches Wort für Brücke) – Dialog mit der islamischen Welt möchte hierzu einen Beitrag leisten.

    Quelle:

  • Iranischer Anwalt verhaftet

    Iranischer Anwalt verhaftet

    5.8.2010
    Türkei
    Iranischer Anwalt verhaftet

    Berichten der türkischen Zeitung „Radikal“ zufolge ist Mohammad Mostafai, der Anwalt der im Iran zur Steinigung verurteilten Sakine Ashtiani, am Dienstag am Flughafen von Istanbul verhaftet worden. Der seit zwei Wochen verschwundene iranische Menschenrechtsanwalt hat nach Angaben der Vereinten Nationen in der Türkei Asyl beantragt. Sein Gesuch werde derzeit von den türkischen Behörden geprüft, sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks der Nachrichtenagentur AFP. Dem Zeitungsbericht zufolge wurde Mostafai bei seiner Einreise wegen eines nicht näher genannten Problems mit seinem Pass in Gewahrsam genommen
    Quelle:

  • Islam in Neukölln

    Islam in Neukölln

    Fester Bestandteil islamischen Lebens in Berlin: Die Sehitlik-Moschee in Neukölln

    Projekte

    Islam in Neukölln
    EIN PROGRAMM ZUM KENNENLERNEN IM KOMMUNALEN RAUM
    Im Berliner Stadtteil Neukölln verbinden sich soziale Krisenerscheinungen
    mit Problemen der Integration. Um diesen besser begegnen zu
    können, startete der Bezirk vor zwei Jahren ein Programm, in dem sich
    kommunale Einrichtungen und islamisch geprägte Organisationen näher
    kommen sollen. Eine Initiative, die Schule machen könnte.
    (…)
    Eine Dokumentation der Initiative wird
    demnächst erstellt. Weitere Informationen
    gibt Arnold Mengelkoch, Integrationsbeauftragter
    des Bezirks Neukölln: Tel. 030-902392951.

    Quelle: Newsletter des www.ufuq.de, Nr. 18, August 2010, S. 11

  • Jung, Muslim und Staatsbürger

    Jung, Muslim und Staatsbürger

    MATERIALIEN
    Jung, Muslim und Staatsbürger
    PÄDAGOGISCHE AKTIVITÄTEN ZUR EINBÜRGERUNG DES ISLAM

    Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.
    Manchmal hilft auch ein Blick über
    den Tellerrand – zum Beispiel nach Großbritannien.
    Das Projekt Young, Muslim
    and Citizen. Identity, Empowerment and
    Change bietet Anregungen, um das Selbstverständnis
    junger Muslime als Bürger zu
    stärken – für Schule und Sozialarbeit.
    Getragen wird das Projekt vom UK Race
    & Europe Network (UKREN), einem Zusammenschluss
    von landesweit 200 Organisationen
    aus der antirassistischen Arbeit. Das
    Besondere dabei: Es geht nicht vorrangig
    um Sorgen der Mehrheitsgesellschaft und
    Fragen der inneren Sicherheit, sondern um
    die Interessen und Rechte von Muslimen
    als Bürger. Ziel der vorgestellten Aktivitäten
    ist es, muslimischen Stimmen Gehör zu
    verschaffen, die individuelle Identität und
    das Selbstbewusstsein der Muslime zu
    stärken, Vorurteilen und Diskriminierungen
    entgegenzutreten und zum aktiven Engagement
    in der Politik zu ermutigen. Dabei
    spielen auch Verweise auf den Islam und
    die islamische Geschichte eine Rolle. Aber
    nicht nur: Der Islam und die gesellschaftliche
    Ordnung Großbritanniens werden hier
    zusammen gedacht. Das Projekt wird von
    der britischen Regierung gefördert, obwohl
    auch umstrittene Persönlichkeiten wie der
    Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan
    beratend beteiligt sind. (gn)
    Die englischsprachigen Materialien können
    unter www.youngmuslimcitizens.org.uk
    heruntergeladen werden. Auf der Website
    sind die Materialien auch im Buchformat
    zum Download erhältlich.

    Quelle: Newsletter des www.ufuq.de, Nr. 18, August 2010, S. 14

  • FASTENMONAT RAMADAN

    FASTENMONAT RAMADAN

    FASTENMONAT RAMADAN
    Am 11. August ist es wieder soweit: Der islamische Fastenmonat Ramadan beginnt.
    Zum Umgang mit dem Ramadan in der Schule finden Sie hier den Beitrag:
    Nichts essen, nichts trinken – und trotzdem Klausuren schreiben? Mehr
    zum Thema finden Sie im Newsletter-Archiv – Gesellschaft und Politik unter

    www.bpb.de/themen/CD76SK.
    Quelle: Newsletter des www.ufuq.de, Nr. 18, August 2010, S. 15

  • Literaturtipps: Amazon.de: Islamunterricht

    Literaturtipps: Amazon.de: Islamunterricht

    Literaturtipps:

    Amazon.de: Islamunterricht

    Für alle Interessierten am Islamunterricht:
    1 Lehr- und Arbeitsmaterialien für den Islamunterricht 1 (Broschiert)
    Autor Muhammet Mertek

    2 Muslims and the State in Britain, France, and Germany (Cambridge Studies in Social Theory, Religion and Politics)

    3 Islamunterricht – Islamischer Religionsunterricht – Islamkunde: Viele Titel – ein Fach? (Broschiert)

    4 Muslims and the State in Britain, France, and Germany (Cambridge Studies in Social Theory, Religion and Politics)

    5 Staatlicher Islamunterricht in Deutschland: Die Modelle in NRW und Niedersachsen im Vergleich (Broschiert)
    Autor Stefan Reichmuth

    Weitere Literatur zum Thema erhalten Sie unter:
    Quelle:

  • PKK reckt die Fäuste

    PKK reckt die Fäuste

    Reformen gestoppt
    PKK reckt die Fäuste

    Der türkische Regierungschef Erdogan hat die kurdenfreundlichen Reformen gestoppt – jetzt bricht der Konflikt in der Türkei wieder auf. Züge entgleisen – Garnisonen gehen in Flammen auf.
    Der Kurdenkrieg in der Türkei ist wieder aufgeflammt. Am Montag sprangen im Osten des Landes sieben Waggons eines Passagier- und Güterzugs aus den Schienen. Die Behörden vermuten, dass Rebellen der kurdischen PKK den Zug nahe der Stadt Erzincan mit Hilfe eines Sprengsatzes entgleisen ließen.

    Der Konflikt hat in den vergangenen Wochen an Schärfe gewonnen. Fast täglich brennen Einheiten des radikalen Flügels der kurdischen Arbeiterpartei PKK kleinere Garnisonen der türkischen Armee in den Grenzgebieten zu Syrien, dem Irak und dem Iran nieder. Auch an der Schwarzmeerküste, in der Westtürkei und den Hafenstädten des Mittelmeeres operieren Trupps der PKK. Und der PKK-Führer Murat Karayilan hat gerade seine Drohung erneuert, auch in den Touristenhochburgen zwischen Kemer und Antalya anzugreifen.

    Jahrelang hatte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand nach dem anderen verkündet und stets darauf bestanden, dass es sich bei sporadischen Scharmützeln nur um Notwehrreaktionen auf türkische Angriffe gehandelt habe. Nun spricht die Kurdenpartei von der „vierten Phase unseres Kampfes“, an deren Ende „der Sieg stehen wird“.

    Die Türkei greift zugleich auf die Methoden des schmutzigen Krieges der 90er Jahre zurück. Spezialeinheiten operieren in den Kurdengebieten, bei Angriffen leidet zunehmend wieder die Zivilbevölkerung, Dörfer gehen in Flammen auf, Kinder kommen beim Vieh-Hüten ums Leben. Zusammen mit iranischen Truppen bombardiert die türkische Armee die PKK-Rückzugsgebiete im Nord-Irak. Berichte über Truppenbewegungen legen eine bevorstehende Offensive dort nahe.

    Die PKK gibt sich enttäuscht über das Ende der „demokratischen Öffnung“ durch die islamische AKP-Regierung in Ankara, die noch 2009 viele Hoffnungen auf eine dauerhafte Beilegung des Konflikts geweckt hatte. Demonstrativ waren kurdische Kämpfer aus den Bergen als „Friedensdelegation“ herabgestiegen, kurdische Rundfunksendungen wurden erlaubt, sogar kurdische Fakultäten an den Unis versprochen.

    Doch unter dem Druck der nationalistisch-kemalistischen Opposition und des Militärs ließ Regierungschef Reccep Tayyip Erdogan die zaghaften Reformen sanft entschlafen. Stattdessen wurden Hunderte Kommunalpolitiker der kurdennahen Partei BDP verhaftet – unter dem alten Vorwurf der Verbindung zur verbotenen PKK. Deren inhaftierter Chef Abdullah Öcalan ließ aus der Einzelhaft auf der Insel Imrali mitteilen, die „demokratische Öffnung“ sei nur eine Tarnung für ein „abscheuliches Vernichtungskonzept“ gegen die Kurden gewesen.

    Die Kurden setzen jetzt auf den EU-Beitritt der Türkei: Er verheißt Selbstverwaltung

    Die PKK hat schon vor Jahren begonnen, eine lokale Selbstverwaltung aufzubauen. Mit dem Argument, die türkischen Behörden kümmerten sich nicht, versuchten dem kurdischen Nationalkongress KNC nahestehende Kräfte etwa die Wasser- und Krankenversorgung oder die Müllabfuhr zu übernehmen. Nun zeigt sich, dass die PKK damit ein strategisches Ziel verfolgte, das mit dem türkischen Beitrittsprozess zur EU zusammenhängt. Sie zielt auf die Europäische Charta über Lokale Selbstverwaltung (ECLSG) der EU. Ursprünglich auf Länder wie Belgien, Spanien oder Großbritannien gemünzt, könnte das ECLSG auf die Türkei angewandt auch den Kurden Selbstverwaltung bringen.

    Die kurdischen Bürgermeister hatten sich im Frühjahr explizit auf das ECLSG berufen und betont, dass die Türkei dieses Dokument 1988 und erweitert 1991 unterzeichnet habe. Die PKK setzt darauf, dass die Türkei die Unterschrift nicht widerrufen wird, die in den Augen der Kurden die Basis für eine historisch neue, legale politische Selbstverwaltungsstruktur unter Einfluss der PKK legen würde. Solche Denkspiele wurden bereits von PKK-fernen Kurdenpolitikern und der nordirakischen Barsani-Administration gutgeheißen. Die PKK will nun ihren Anspruch offenbar mit militärischem Druck untermauern.

    Erdogan steckt jetzt in der Zwickmühle: Will er den EU-Beitritt nicht gefährden, muss er sich mit den kurdischen Wünschen ernsthaft beschäftigen. Tut er dies aber, gerät er erneut unter massiven Druck der nationalistischen Opposition aus CHP und MHP. Einstweilen scheint dem Regierung in Ankara dazu nichts Besseres einzufallen, als auf die militärische Karte zu setzen. ( mit dpa)
    Quelle:

  • Die Türkei gehört in die EU

    Die Türkei gehört in die EU

    Die Türkei gehört in die EU
    Von Cornelie Sonntag-Wolgast 4. August 2010

    Die ehemalige Staatssekretärin im Bundesinnenministerium fordert Deutschland auf, sich mutig für einen Beitritt des moslemisch geprägten Staates starkzumachen
    „Grundsätzlich“ solle sich die Türkei „Richtung Europa orientieren“, versicherte Bundesaußenminister Westerwelle kürzlich in Istanbul seinem Amtskollegen. Gleich darauf der Dämpfer: „Müsste die Frage heute entschieden werden, wäre die Türkei nicht beitrittsfähig.“ Ein Schritt voran, einer zurück. Diese Haltung ist typisch für die deutsche Regierung. Zaghaft, zaudernd. Dabei wäre sie gut beraten, sich mutig für den EU-Beitritt der Türkei starkzumachen. Aus strategischer, aber auch aus innenpolitischer Sicht.

    Strategisch geht es darum, die Türkei zum Brückenkopf eines selbstbewussten, toleranten Europa in Richtung Nahost zu machen. Als Vermittler in einer konfliktbeladenen Region. Als Beispiel dafür, dass Islam und Demokratie miteinander vereinbar sind. Und damit als Modell für moslemisch geprägte Staaten. Zugegeben, so weit ist die Türkei noch längst nicht. Aber man fördert diesen Prozess eher, wenn die Türkei spürt, dass wichtige EU-Mitglieder wie Deutschland und Frankreich den Beitritt wünschen, statt ihn immer wieder infrage zu stellen.

    Seit Jahren bringt Bundskanzlerin Angela Merkel als Alternative die „privilegierte Partnerschaft“ ins Spiel – ein Begriff, den die Türken als Abspeisung einordnen. Sie gewinnen zunehmend den Eindruck, dass die EU ein „Christenklub“ sei, der sich gegen moslemische Staaten abschotten wolle. So wächst in dem Land die Gefahr einer wachsenden Islamisierung und eines übersteigerten Nationalismus.

    Ein kurzfristiger Beitritt steht ohnehin nicht an! Das Nato-Mitglied Türkei sucht seit 1963 die Annäherung; seit elf Jahren stellt die EU ihr die Aufnahme in Aussicht; seit 2005 wird verhandelt. Die Kriterien für eine Mitgliedschaft sind streng, die Defizite – sieht man von der günstigen Wirtschaftsentwicklung ab – nicht zu leugnen. Das gilt für die Menschenrechtspolitik, den ungelösten Kurdenkonflikt, die schleppende Aussöhnung mit Armenien. Doch darf man sachte auf Schwächen etwa in osteuropäischen Mitgliedstaaten hinweisen: Korruptionsskandale, ineffiziente Verwaltungen, massive Diskriminierung von Minderheiten wie den Roma …? Vergessen wir aber vor allem nicht die innenpolitische Dimension des Themas! Türkische Einwanderer stellen hierzulande die größte Migrantengruppe. Wohl auch die problematischste! Doch daraus sollte man nicht die falschen Schlüsse ziehen.

    CSU-Politiker bringen seit Längerem zum EU-Beitritt der Türkei einen Volksentscheid ins Spiel. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Denn die konservativen Bedenkenträger rechnen insgeheim mit einem Nein der Bevölkerung. Damit liegen sie vermutlich richtig. Das hängt mit dem Bild der Deutschen von ihren türkischen Mitbürgern zusammen. Wahrgenommen in der breiten Öffentlichkeit werden vor allem die Zustände in manchen Stadtvierteln, gewalttätige Jugendliche aus autoritären Familien, Schulabbrecher und Großmütter, die nach 30 Jahren Aufenthalt nur ein paar Brocken Deutsch sprechen. Das liegt – nicht nur – an den Versäumnissen deutscher Integrationspolitik in der Vergangenheit. Und es rührt daher, dass die erste Gastarbeiter-Generation aus unterentwickelten Regionen Anatoliens einwanderte und in Traditionen länger verwurzelt blieb als heutzutage moderne Bewohner von Istanbul und Izmir.

    Aber es gibt bei uns auch die „anderen“ Türken: Aufsteiger in Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, erfolgreiche Filmemacher, kluge und mutige Autorinnen, die sich bald kritisch, bald ironisch mit türkischen Eigenarten auseinandersetzen. Sie alle treibt die Beitrittsfrage um. Und wenn gerade gut ausgebildete junge Leute türkischer Abstammung unser Land verlassen, sollte uns das ins Grübeln bringen. Mehr Anerkennung würde sie vielleicht zum Hierbleiben bewegen, und bei den „Problemgruppen“ würde es die Integrationsbereitschaft steigern.

    Zu solchen Signalen gehören positive Aussagen zum EU-Beitritt wie übrigens auch eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts mit dem Ziel, die starre Vermeidung der Mehrstaatigkeit zu lockern, die gerade viele Türken davon abhält, den deutschen Pass zu erwerben. Der scheidende Hamburger Bürgermeister Ole von Beust befürwortet übrigens eine solche Lösung. Seinem designierten Nachfolger Ahlhaus stünde eine klare Aussage zu diesem Themenfeld gut zu Gesicht. Kurz: Es ist an der Zeit, dass von Deutschland ein Impuls für eine beitrittsfreundliche Verhandlungsführung ausgeht. Sonst wird die „Privilegierte Partnerschaft“ zum privilegierten Verweis aufs europapolitische Abstellgleis.
    Quelle:

  • Integration

    Integration

    Integration
    Notwendig oder überflüssig – Was die Migranten sagen
    Mittwoch, 4. August 2010 – Von Johannes Wiedemann

    Gute Sache oder das Papier nicht wert, auf dem es steht? Die Migranten in Berlin sind geteilter Meinung, ob das neue Integrationsgesetz weiterhilft. In Neukölln hoffen einige Menschen ausländischer Herkunft, dass sich ihre Situation nun verbessert, andere lehnen das Gesetz ab.
    (…)
    Quelle:

    ueberfluessig-Was-die-Migranten-sagen.html

  • Machtpoker um türkische Armee-Spitze

    Machtpoker um türkische Armee-Spitze

    3.8.2010
    Machtpoker um türkische Armee-Spitze

    von Boris Kalnoky

    Istanbul – Alle drei Jahre sieht die Türkei gebannt nach Ankara, wenn der Oberste Militärrat (YAS) zusammentritt. Dort, unter nomineller Führung des Ministerpräsidenten, aber unter dem Schatten der mächtigen Generale, wurde bisher entschieden, wer der neue, eigentliche Machthaber im Land ist: der jeweilige Generalstabschef.
    Wer es wird, das weiß man immer schon lange im Voraus. Das Militär selbst bestimmt nach berechenbaren Regeln, wer die Armee führen soll. Bis vor einigen Jahren war das zugleich der Mann, der der jeweiligen Regierung im Hintergrund den Rahmen absteckte, innerhalb dessen sie regieren durfte.

    Nach außen hin ändert sich auch dieses Jahr wenig: Auf den politischen Hardliner Ilker Basbug, der die Altersgrenze erreicht hat, folgt ab 30. August der ebenso als Falke geltende Isik Kosaner. Aber die Sitzung des Rats, die seit Sonntag andauert und erst Mittwoch enden wird, ist dennoch ein Meilenstein in der Geschichte der Türkei. Es könnte das Jahr werden, in dem die gewählte, islamisch geprägte Regierung das Privileg des säkularen Militärs bricht, seine Führer unangefochten selbst zu bestimmen.

    Nicht weniger als drei Gipfeltreffen gab es in den Tagen vor der Sitzung, zweimal konferierte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit Basbug, und danach redete ihm auch Staatspräsident Abdullah Gül ins Gewissen. Ihre Botschaft an den Generalstabschef: Er möge davon absehen, ein Dutzend Generale zu befördern, die unter dem Verdacht stehen, in Putschpläne gegen die Regierung verwickelt zu sein.

    Ob die Vorwürfe stimmen, steht nicht fest. Seit mehr als zwei Jahren läuft ein Verfahren gegen mehr als 200 Angeklagte, die einer „terroristischen Vereinigung“ angehören sollen, welche angeblich putschen wollte. Denkbar ist es – immerhin hat das Militär seit 1960 vier Regierungen gestürzt. Aber das Dossier ist voller Ungereimtheiten, und Kritiker werfen der Regierung vor, mit dem endlosen „Ergenekon“-Prozess Gegner und Kritiker mundtot machen zu wollen.
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    Eine Woche vor der Sitzung ergingen plötzlich Haftbefehle gegen 28 Offiziere, deren Beförderung zur Debatte steht, darunter elf Generale und Admirale. Deshalb forderte die Regierung das Militär auf, auf die Beförderung dieser Männer zu verzichten. Damit würde eine Lawine losgetreten – das Machtgefüge im Militär geriete ins Wanken. Noch nie versuchte eine türkische Regierung so massiv das Privileg der Armee zu brechen, seine eigenen Personalentscheidungen zu treffen. Noch empfindlicher dürfte es die Armee treffen, wenn im September ein Verfassungsreferendum gelingt, das den Mechanismus der Personalpolitik im Militär ändern würde. Der jetzt tagende YAS-Rat wäre dann nicht mehr die letzte Instanz für Personalentscheidungen. Ob die Generalität dem Druck nachgibt, wird sich am Mittwoch zeigen – dann wird Staatspräsident Gül bekannt geben, wer befördert wurde und wer nicht.
    Quelle:

  • Israel signalisiert Einlenken

    Israel signalisiert Einlenken

    03.08.2010
    Israel signalisiert Einlenken

    Tel Aviv will offenbar UN-Untersuchung des Überfalls auf die Gaza-Flotte akzeptieren

    Die israelische Regierung will nun offenbar doch einer Untersuchung des Angriffs ihres Militärs auf die Gaza-Hilfsflotte durch die Vereinten Nationen zustimmen. Das verlautete am Montag aus Regierungskreisen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe UN-Generalsekretär Ban Ki Moon informiert, daß sein Land bereit sei, sich an einer solchen Untersuchung zu beteiligen. Bei dem Überfall auf den Schiffskonvoi, der humanitäre Hilfsgüter in den von Israel abgeriegelten Gazastreifen bringen sollte, waren am 31. Mai neun Teilnehmer getötet worden. Dies sei das erste Mal überhaupt, daß Israel einer UN-Untersuchung über seine Streitkräfte zustimme, hob die Tageszeitung Haaretz hervor.

    Der UN-Generalsekretär war Israel zuvor offenbar stark entgegengekommen und hatte vorgeschlagen, vor der Bildung einer offiziellen Untersuchungskommission zunächst ein Komitee zu bilden, das die bislang von Israel und der Türkei durchgeführten Nachforschungen überprüfen solle. Das bedeutet allerdings auch, daß die offizielle UN-Kommission ihre Arbeit erst dann aufnehmen kann, wenn beide Staaten ihre Untersuchungen für abgeschlossen erklärt haben. Als Leitung für das vorläufige Komitee hat Ban den früheren neuseeländischen Premierminister Geoffrey Palmer vorgeschlagen, dessen Stellvertreter soll der am kommenden Wochenende aus dem Amt scheidende kolumbianische Staatschef Álvaro Uribe werden.

    Unterdessen sind in der Nacht zum Montag bei einer Explosion im Gazastreifen 33 Menschen verletzt worden. In dem durch die Detonation zerstörten Gebäude lebte ein Aktivist der Essedin-el-Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der palästinensischen Hamas. Deren Sicherheitsdienste erklärten, das Haus sei Ziel eines weiteren israelischen Bombenangriffs geworden. Ein Armeesprecher Israels wies dies ausdrücklich zurück. Bereits am Wochenende hatte die israelische Luftwaffe jedoch Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dabei wurden ein Mensch getötet und 17 weitere verletzt. (AFP/apn/jW)
    Quelle:

  • Jüdische Kulturtage

    Jüdische Kulturtage

    03.08.2010 / Berlin / Brandenburg
    Jüdische Kulturtage
    Festival mit 16 Veranstaltungen im September

    (epd). Bei den diesjährigen Jüdischen Kulturtagen stehen ab 26. August in Berlin insgesamt 16 Veranstaltungen auf dem Programm. Ein Höhepunkt sei die Rekonstruktion der 100 Jahre alten 10. Symphonie von Gustav Mahler durch den 23-jährigen Komponisten Yoel Gamzou, teilte die Jüdische Gemeinde am Montag in der Bundeshauptstadt mit. Gamzou werde sein Ergebnis zusammen mit dem »International Mahler Orchestra« am 5. September in Berlin vorstellen. Genau 100 Jahre zuvor hatte der Komponist den letzten Ton seiner Symphonie geschrieben.

    Elf Tage lang zeigten zudem Künstler aus aller Welt, wie ihre Gegenwart aussieht, klingt und sich anfühlt, hieß es weiter. Zu einem Pop-Konzert im Rahmen des Festivals wird dabei die international erfolgreiche Folk-Soul-Reggae-Band »HaBanot Nechama« am 28. August erwartet. Weitere Konzerte geben die »Grande Dame des Folksongs in Israel«, Chava Alberstein, (4. September) sowie der Pop-Musiker Rami Kleinstein (2. September).

    Den Auftakt des Festivals, zu dem die Gemeinde zum 24. Mal einlädt, bildet ein Konzert am 26. August mit dem RIAS-Kammerchor und jungen jüdischen Musikern in der größten deutschen Synagoge in der Rykestraße am Prenzlauer Berg. Wie in den vergangenen Jahren veranstaltet die Jüdische Gemeinde ein Straßenfest, bei dem in Berlin der größte Markt in Tel Aviv, der »Shuk Ha‘ Carmel«, mit Musik sowie »berauschendem Duft von exotischen Gewürzen und frischem Brot« nachgestellt werden soll. Erstmals wird in diesem Jahr darüber hinaus am 28. August die Lange Nacht der Synagogen mit der Langen Nacht der Museen verbunden.

    Für den 30. August steht ein Podiumsgespräch zum Thema »Wie lebt es sich als Jude?« auf dem Programm. Dazu erwartet werden der österreichische Kabarettist Georg Kreisler und der deutsche Comedian Oliver Polak. Geplant ist außerdem eine Ausstellung zum Thema »Nitzolim – Überlebende« im Centrum Judaicum. Sie zeigt ab 29. August Aufnahmen der israelischen Fotografin Aliza Auerbach mit Porträts von Holocaust-Überlebenden aus verschiedenen Ländern Europas.

    www.juedische-kulturtage.org