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  • DIW-Präsident Zimmermann: „Wir müssen die Grenzen zur Türkei öffnen“

    DIW-Präsident Zimmermann: „Wir müssen die Grenzen zur Türkei öffnen“

    Wirtschaft

    DIW-Präsident Zimmermann
    „Wir müssen die Grenzen zur Türkei öffnen“

    8. September 2010

    Massiver Fachkräftemangel bedroht von 2015 an den deutschen Wohlstand. DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann im Abendblatt-Interview.

    Hamburg. Klaus F. Zimmermann gehört in der Wirtschaftsforschung zu den renommierten Experten für den Arbeitsmarkt, die Migration und Konjunktur. Der Volkswirtschaftsprofessor ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Das Abendblatt sprach mit dem 57-Jährigen über die Zeitenwende am Arbeitsmarkt, notwendige Zuwanderung sowie Fehlprognosen der Ökonomen.

    Hamburger Abendblatt:

    Alle Ökonomen haben ihre Prognosen für Deutschland erhöht. Auch Ihr Institut – von 1,9 auf mittlerweile 3,0 Prozent Wachstum für das laufende Jahr. Was stimmt Sie so optimistisch?

    Klaus F. Zimmermann:

    Die deutsche Wirtschaft hat sich deutlich erholt, die Exporte sind infolge der weltwirtschaftlichen Erholung kräftig gestiegen. Angesichts des Zuwachses im ersten Halbjahr ist es schon rein rechnerisch kaum mehr möglich, unter drei Prozent zu wachsen. Der Schwung hält auch 2011 an, nimmt aber an Stärke ab.

    Wirtschaftsforscher lagen in den vergangenen Jahren mit ihren Prognosen oft deutlich daneben. Selbst die größte Finanzmarktkrise wurde von niemandem präzise vorausgesagt. Wie sicher sind Sie, dass Sie diesmal nicht irren?

    Zimmermann:

    Außergewöhnliche Ereignisse sind schwer voraussagbar. Und wer sie prognostiziert, hat meist nur zufällig recht. Hier geht es uns wie Erdbebenforschern. Auch sie wissen nur, es kommt, aber nicht wann.

    Die wissenschaftlichen Instrumente reichen nicht für genaue Prognosen?

    Zimmermann:

    Als Wissenschaftler vertrauen wir auf systematische Zusammenhänge, die sich immer wiederholen. Geschieht dies nicht, wie bei starken Krisen, ist keine sichere Aussage mehr möglich. Werden in solchen Phasen dennoch Prognosen erstellt, so handelt es sich bestenfalls um gehobene Unterhaltung oder Kaffeesatzleserei, aber nicht um Wissenschaft.

    Ist die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise bereits überwunden?

    Zimmermann:

    Nein, das dauert noch einige Jahre. Deutschlands Wirtschaft wird 2011 wieder so stark sein wie vor der Krise. Allerdings erwarte ich auch keinen Double-Dip, etwa einen erneuten Rückfall der USA in die Rezession.

    Wo lauern die größten Gefahren?

    Zimmermann:

    Ein Risiko geht von China aus. Noch ist China Weltmotor für die Wirtschaft, doch dies wird nicht so bleiben. Zudem könnte es zu einem Zusammenbruch des dortigen Immobilienmarktes kommen. In den USA gibt es Ängste vor einer Rezession. Aber das größte Risiko geht unverändert vom Finanzmarkt aus, der immer noch zu wenig reguliert wird.

    Was müssten die Regierungen ändern?

    Zimmermann:

    Nach den USA müssten auch die Europäer eine Aufsichtsbehörde für Geldinstitute schaffen. Produkte müssten künftig bezüglich ihrer Risiken zertifiziert werden. Zudem muss das Eigenkapital der Banken erhöht werden.

    Die Krise hat die Staaten viel Geld gekostet. Bekommen wir mittelfristig hohe Inflationsraten?

    Zimmermann:

    Angesichts der niedrigen Zinsen und des hohen Geldumlaufs besteht grundsätzlich ein Inflationsrisiko. Gelingt es der EZB, das Geld dem Markt geregelt zu entziehen, sehe ich nur eine mäßige Inflation. Für den Euro-Raum erwarte ich 2012 eine Inflation von drei Prozent.

    Ist Griechenland trotz der hohen Schulden noch zu retten?

    Zimmermann:

    Die Griechen können sich nicht selbst retten. Ich hätte eine geregelte Insolvenz des Staates für die beste Lösung gehalten, bei der die Investoren mit zur Kasse gebeten werden. Stattdessen wurde der Maastricht-Vertrag ausgehebelt und die Gelder der Banken, die in dem Land investiert wurden, waren gerettet. Ein Austritt eines Landes aus der Euro-Zone wäre allerdings der Anfang vom Ende Europas.

    Die IG Metall verlangt für die Stahlbranche sechs Prozent mehr Lohn. Ist diese Forderung angemessen?

    Zimmermann:

    Die Forderung ist ein schlechtes Signal für die Gesamtwirtschaft. Ich halte maximal ein Niveau von zwei bis drei Prozent für vertretbar. Branchen mit höheren Gewinnen sollten ihre Mitarbeiter mit Einmalzahlungen an ihrem Erfolg beteiligen. Gerade die Lohnzurückhaltung hat der deutschen Wirtschaft geholfen, die Krise besser zu bestehen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

    Deutschland gehen durch die Überalterung die Arbeitskräfte aus. Wann droht ein erster drastischer Einbruch?

    Zimmermann:

    Von 2015 an verlieren wir jedes Jahr rund 250 000 Mitarbeiter. Dann fehlen bereits drei Millionen Arbeitskräfte am Markt – insbesondere Fachkräfte. Zugleich werden die Arbeitenden immer älter, und der Anteil wenig Qualifizierter nimmt zu.

    Welche Folgen hat der Bevölkerungsrückgang für die Wirtschaftskraft?

    Zimmermann:

    Das Bruttoinlandsprodukt sinkt. Der Wohlstand nimmt ab, insbesondere in einwohnerschwächeren Gebieten wie Mecklenburg-Vorpommern. Unsere sozialen Sicherungssysteme wie Renten müssen von immer weniger Arbeitenden finanziert werden, was uns vor immense Finanzprobleme stellt. Es bedeutet, dass die Lebensarbeitszeit verlängert werden muss – auf rund 70 Jahre. Und selbst das wird nicht ausreichen. Wir brauchen dringend Arbeitskräfte und Zuwanderer aus dem Ausland – und zwar mindestens netto 500 000 mehr Menschen pro Jahr, um unsere Wirtschaftskraft dauerhaft zu sichern.

    Deutschland gilt derzeit aber nicht gerade als Magnet für Fachkräfte aus dem Ausland. Was muss sich an der Einwanderungspolitik ändern?

    Zimmermann:

    Deutschland muss international offensiv signalisieren, dass Fachkräfte aus dem Ausland hierzulande stark erwünscht sind. Die Einwanderung sollte künftig einerseits arbeitsmarktorientiert auf den kurzfristigen Bedarf abgestimmt werden: Wer einen Job hat, darf bis zu fünf Jahre kommen. Andererseits brauchen wir ein Punktesystem für dauerhafte Zuwanderung, wie es beispielsweise Australien oder Kanada praktizieren, bei dem es vor allem auf die Ausbildung ankommt.

    Haben wir in den vergangenen Jahren die falschen Zuwanderer geholt?

    Zimmermann:

    Ja, wir haben die Zuwanderung bisher nicht über den Arbeitsmarkt gelenkt. Hinzu kommt, dass uns die Integration von Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt nicht ideal geglückt ist. Insbesondere die zweite und dritte Generation der Migranten sucht in ähnlichen Bereichen Arbeit wie ihre Eltern, doch diese Berufe sind heute nicht mehr gleichermaßen gefragt.

    Inwieweit ist die von Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin losgetretene Debatte förderlich?

    Zimmermann:

    Die Versäumnisse in der Migrationspolitik, die Sarrazin beschreibt, haben bereits viele Experten vor ihm beschrieben. Seine Schlussfolgerung ist aber aus meiner Sicht falsch. Es handelt sich nicht um ein Problem der Religion, sondern eher um eines der Bildung und Herkunft. Die Türkei ist groß. Nach Deutschland kamen vor allem Einwanderer vom Land, während besser gebildete Türken aus Istanbul vor allem in die USA auswandern. Kämen die Istanbuler nach Deutschland, wäre sicher auch Herr Sarrazin erfreut. Ich teile die Analyse von Sarrazin, dass wir ein Problem haben, und wer das Gegenteil behauptet, ist ein Ignorant. Mein Fazit lautet aber anders: Die Situation wird erst besser, wenn wir die Grenzen zur Türkei öffnen und das Land in die EU aufnehmen. Sicher müssen wir auch die Migranten zu mehr Weiterbildung und Eingliederung auffordern, aber auch wir müssen mehr anbieten, damit die Integration gelingt.

    Können Sie verstehen, dass man Sarrazin als Vorstand ablösen will?

    Zimmermann:

    Ich kann verstehen, dass eine Institution wie die Bundesbank, deren Arbeit auf feine Zurückhaltung basiert, mit gesellschaftspolitischen Akteuren in ihren Reihen Schwierigkeiten hat. Umgekehrt nutzt Herr Sarrazin nur sein Recht auf freie Meinungsäußerung. Sarrazin äußert sich oft überspitzt, aber er ist kein Rassist. Das Gespräch führten Matthias Iken, Beate Kranz und Oliver Schade

    Quelle:

    Tuerkei-oeffnen.html

  • Vorstellen – TAM Direktor Uslucan

    Vorstellen – TAM Direktor Uslucan

    15.10.2010

    Ab 19.00

    Sprache: türkisch

    Der Direktor des Türkeizentrums stellt sich und seine Arbeit vor

    Prof. Dr. Halil Uslucan, Direktor des Zentrums für Türkeistudien

    Ort: EVR

    Unterdorfstr 19A
    45143 Essen
    Tel.: 0172 2153163

  • Tagung: Genozid und Gedenken

    Tagung: Genozid und Gedenken

    Genozid und Gedenken
    Umgang mit Geschichte

    Tagung in Köln,
    01. – 03.10.2010
    Ort: Alte Feuerwache Köln

    Einladung
    Diese Tagung ist Teil des Projekts „Erinnerung – Konflikt – Toleranz. Historisch-interkulturelles Projekt im armenisch-deutsch-griechisch-türkischen Dialog“.

    Im Rahmen des Projekts findet auch eine historisch-interkulturelle Studienfahrt in Berlin statt, vom 09. bis 14.10.2010. Da einige Seminareinheiten dieser historisch-interkulturellen Studienfahrt in Berlin dem Thema des Genozids an den Armeniern gewidmet sind, möchten wir mit dieser Tagung Organisationen, einzelnen Interessentenund engagierten Menschen – Multiplikatoren aus der interkulturellen Arbeit – ein Forum fuür Information, Austausch und Vernetzung anbieten.
    Wir nähern uns dem Thema der Tagung, in dem diese erste, systematisch geplante und durchgeführte
    Vernichtung eines gesamten Volkes im vergangenen Jahrhundert behandelt wird, anhand
    von Referaten, eines Vortrags und einer Filmvorführung – immer mit anschließenden Gesprächsrunden.
    Das Verhältnis von ArmenierInnen, TürkInnen und GriechInnen ist bis heute von Spannungen geprägt,
    nicht nur auf diplomatischer Ebene zwischen den jeweiligen Staaten und ihren Repräsentanten
    in Deutschland, sondern auch zwischen in Deutschland lebenden Angehörigen dieser Gruppen.
    Häufig ist das Gesprächsklima von Misstrauen und Vorwurf geprägt.
    Wird der Völkermord an den Armeniern als Völkermord angesprochen? Welche Emotionen verbinden
    sich mit dem Für und Wider? In welchem Bezug steht der Armeniergenozid zu der Verfolgung
    Angehöriger anderer Ethnien in der Türkei (z. B. der Griechen, Aramäer oder Kurden)?

    Programm
    Freitag, 01.10.2010
    17.00 h Anreise der Teilnehmer
    17.30 h Abendessen
    18.30 h Begrüßung und Vorstellungsrunde
    19.30 h Vertreter von Genozidprojekten aus Frankfurt, Hamburg, Berlin und Köln berichten von ihrer Projektarbeit und den bisherigen Ergebnissen Abschließend Fragerunde und Diskussion

    Samstag, 02.10.2010
    10.00 h Referat von Eike Stegen (ASF, Berlin)
    Thema: „Erinnerunsarbeit in Deutschland: Umgang mit der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“
    Anschließend bis 12.00 h Fragen an den Referenten und Diskussion
    12.15 h Mittagessen
    13.45 h Referat von Dr. Raffi Kantian (Schriftsteller und Publizist, Hamburg)
    Thema: „Zum Stand der Diskussion über den Völkermord an den Armeniern“
    Anschließend bis 15.15 h Fragen an den Referenten und Diskussion
    15.15 h Kaffeepause
    15.45 h Vorführung des Animations-Kurzfilms „Hundeelend“ (F 2008, 14 min.)
    von Serge Avédikian (Goldene Palme, Cannes 2010) – als Parabel auf den Genozid
    16.00 h Diskussion über den Film
    17.00 h Abendessen
    19.30 h Vortrag von Prof. Dr. Mihran Dabag mit anschließender Diskussion. Eine öffentliche Veranstaltung im El-De-Haus Köln.

    Sonntag, 03.10.2010
    Thema: Der Genozid im aramäischen Gedächtnis und im Gedächtnis der Schwarzmeer-Griechen
    10.00 h aus der Sicht der Aramäer: Ibrahim Seven
    (kurze Pause)
    10.40 h aus der Sicht der Schwarzmeer-Griechen: Dimitrios Konstantinidis
    Anschließend bis 12.30 Diskussion

    12.30 h Mittagessen
    14.00 h Abschlußrunde und Feedback der Teilnehmer mit dem Mediator Peter
    Bach, der der Tagung von Anfang an als Beobachter beiwohnt

    Anmeldung und Information
    Senden Sie Ihre Anmeldung an: Förderverein Kultur- u.
    Sozialwerk der Griechischen Gemeinde Köln e.V., Sophia
    Georgallidis ▪ Liebigstr. 120b ▪ 50823 Köln ▪ Tel.:
    0221/517528 ▪ Fax: 0221/2793118 ▪
    E-Mail: griech.gem.koeln@t-online.de

  • Bundesregierung will mehr Migranten zu Lehrern ausbilden

    Bundesregierung will mehr Migranten zu Lehrern ausbilden

    Bundesregierung will mehr Migranten zu Lehrern ausbilden

    Kabinett berät heute Integrationsprogramm
    Von Martin Lutz

    Berlin – Die Bundesregierung will mehr Lehrer mit Migrationshintergrund an die Schulen bringen. Das jedenfalls empfiehlt das „Bundesweite Integrationsprogramm“, das vom Kabinett heute beschlossen werden soll. Solche Lehrer würden die Vielfalt in der Schule bewusst machen und dazu beitragen, „Chancen aufzudecken, die in dieser Vielfalt liegen“, heißt es in dem Programm. Derzeit entscheiden sich nur sechs Prozent aller Studenten mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium. Bei den Deutschen sind es doppelt so viele.
    (…)
    Quelle:

    zu-Lehrern-ausbilden.html

  • Sarrazin bleibt unbeugsam – ist aber vorsichtiger

    Sarrazin bleibt unbeugsam – ist aber vorsichtiger

    Thilo Sarrazin
    Foto: Internet

    Sarrazin bleibt unbeugsam – ist aber vorsichtiger
    Dienstag, 7. September 2010 07:42  – Von Joachim Fahrun

    Die Berliner SPD will Thilo Sarrazin loswerden und hat am Montag ein entsprechendes Parteiordnungsverfahren beschlossen. Zuvor verteidigte Berlins Ex-Finanzsenator vehement seine Thesen, obwohl er mittlerweile unter Polizeischutz steht.

    Seine Anwälte hatten Thilo Sarrazin gut beraten. Der Noch-Bundesbank-Vorstand hütete seine Zunge. Ob er denn auf einen Anruf warte von Bundespräsident Christian Wulff, der über den Abberufungsantrag seiner Vorstandskollegen entscheiden muss, fragten Journalisten den umstrittenen Buchautor am Montag auf der Friedrichstraße. „Ich warte darauf, dass die Ampel grün wird“, sprach Sarrazin und eilte dann, seinen schwarzen Rucksack auf dem Rücken, zu seinem um die Ecke wartenden Auto. Die Marschroute war klar: Zwar stellte sich Sarrazin auch gestern wieder auf dem Podium eines Demografiekongresses der Diskussion. Aber zum heiklen Thema der drohenden Rauswürfe aus dem Vorstand der Bundesbank und aus der SPD sagte er kein Wort.

    Dennoch hat sich Sarrazins Leben verändert. Der umstrittene Buchautor steht inzwischen unter Polizeischutz. Gleich vier Beamte des Landeskriminalamtes schirmten den früheren Finanzsenator ab. Zu seinem Interview mit der Morgenpost vor zehn Tagen in einem Kreuzberger Kebab-Restaurant, als er über spezielle jüdische Gene sprach und damit aus der Sicht auch wohlmeinender Beobachter den Boden der Seriosität endgültig verließ, war Sarrazin mutterseelenallein erschienen. Jetzt eskortiert ein Polizeiwagen seine Limousine.

    Nachdem es in einschlägigen Foren im Internet Drohungen gegen Sarrazin gegeben hatte, entschied das Bundeskriminalamt, Sarrazin schützen zu lassen. Gestern Morgen waren vier Beamte des Landeskriminalamts aufgeboten. Sie wurden kurz hellhörig, als ein weißer Kleinlaster die kleine Prozession mit Sarrazin, Aufpassern und Journalisten an der Behrenstraße passierte. „Nazi“, schallte es aus dem Führerhaus. Sarrazin blickte stoisch nach vorne. „Ich fühle mich gut aufgehoben“, sagte er, ehe er sich von seinen Begleitern zum Berliner Hauptbahnhof fahren ließ, wo er den Zug nach Frankfurt bestieg, dem Sitz seines Arbeitgebers, der Bundesbank.

    Den Morgen hatte er genutzt, um in einer Diskussion im Forum des Deutschen Beamtenbundes wieder einmal die Integrationsdebatte zu befeuern. Dabei sprachen Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der Integrationsexperte Klaus Bade, die migrationspolitische Sprecherin der Linken, Sevim Dagdelen, und der Präsident des Informationstechnik-Verbandes Bitkom, August-Wilhelm Scheer, gar nicht direkt über sein Buch. Aber die Masse der Fotografen und Kamerateams war wohl vor allem deshalb gekommen, um wieder einen harten Spruch von Sarrazin aufzufangen.
    Fehlende Fachkräfte

    Vor 250 Menschen im Saal und den Zuhörern des Deutschlandradios in den Wohnstuben kreist die Debatte um die Nöte der Hightech-Industrie mit den fehlenden Fachkräften und kriecht weiter hin zu der Erkenntnis, dass es auch Deutsche gebe, die nicht integriert seien. Sarrazin, wie üblich in grauem Jackett und roter Krawatte, schaut abwesend. Die Moderatorin spricht ihn als Letzten an. Es gebe doch Firmen, die stark auf Mitarbeiter mit Migrationshintergrund setzten, was er dazu sage? „Toll“ sei das, antwortet der Ökonom, „Integration durch Arbeit ist das, was wir brauchen“. Aber die Bilder von den guten Firmen will Sarrazin nicht stehen lassen. Wenn die Leute da nicht funktionierten, seien sie auch ganz schnell wieder raus. Gerade in Unternehmen gebe es den „Prozess des Forderns“, für den er in dieser Frage steht. „Knallhart“, sei das, „da gibt es keinen Rabatt“. Rita Süssmuth merkt an, es gehe nicht um „knallhart, sondern um Wertschätzung für Menschen“. Die Moderatorin will von Sarrazin wissen, ob er in der Bundesbank auch für anonymisierte Bewerbungen sei, um Diskriminierung von Migranten wegen ihrer Namen und Herkunft zu vermeiden. „Lassen Sie mal die Bundesbank“, herrscht Sarrazin die Moderatorin an. Auf seinen Arbeitgeber ist er offensichtlich nicht gut zu sprechen.

    Dann geht es um Quoten oder Selbstverpflichtungen von Behörden oder Firmen, Migranten einzustellen. Sarrazin selbst bringt hier sein Leib- und Magenthema in die Diskussion ein: Dass es nämlich speziell um die Gruppe der muslimischen Zuwanderer schlecht bestellt sei, keineswegs um alle. „Vietnamesen, Inder, Polen, Russen, Spanier, Griechen brauchen keine Quoten“, sagt Sarrazin. „Die sind bei uns in der zweiten Generation voll integriert.“ Bei Türken und Marokkanern sei das anders. „Die Frage ist doch, wieso brauchen die einen nach ihrer Meinung Quoten für das, was die anderen ohne Quoten schaffen.“ Diese Frage müsse man mal diskutieren.

    Das tut man dann auch. Der Migrationsforscher Bade bestätigt die von Sarrazin angesprochenen Unterschiede im Integrationsniveau einzelner Gruppen. Das liege an der Herkunft der früheren Gastarbeiter aus der Türkei. „Der Weg vom anatolischen Schafhirten, dessen Enkel Abitur macht, ist erheblich größer als der eines deutschen Facharbeiters, dessen Enkel Fabrikdirektor wird“, sagt Bade. Linke-Politikerin Dagdelen spricht von „strukturellem Rassismus“ und „sozialer Ausgrenzung“. „Der Gastarbeiterstopp war vor 37 Jahren“, kontert Sarrazin. In dieser Zeit könne man Deutsch lernen.

    Die Runde diskutiert die Frage, ob nun mehr Sanktionen gegen Migranten gebraucht würden, die sich der Integration verweigerten. Sie sei eher für Anreize, sagt Rita Süssmuth, die vor zehn Jahren als CDU-Politikerin unter der rot-grünen Bundesregierung der Kommission vorsaß, die erstmals Grundsätze für eine gesteuerte Zuwanderung nach Deutschland erarbeitet hatte. Aber: „Wer sich dauerhaft verweigert, der muss das fühlen“, sagt Süssmuth. Bestimmte Sanktionen seien gerechtfertigt.

    Die Linke-Politikerin Dagdelen verweist darauf, dass es bereits gesetzlich festgelegte Strafen für diejenigen gebe, die etwa nicht an Integrations- oder Sprachkursen teilnehmen, auch Ehepartner dürften nur nachziehen, wenn sie Deutschkenntnisse nachweisen und keine Sozialleistungen beantragten.
    Deutscher Sozialstaat als Zuckerbrot

    Schließlich fragt die Moderatorin, ob Sarrazin glaube, dass auch mehr „Zuckerbrot“ für die Zuwanderer der Integration förderlich sein könnte. Zuckerbrot gebe es bereits, antwortet der Ex-Finanzsenator: „das gewaltige Angebot des deutschen Bildungs- und Sozialstaates“. Man müsse aber sehen, wie welche Gruppen dieses Angebot nutzten. Man müsse fragen, warum türkische Mütter nicht mit Lehrern sprechen könnten, weil sie kein Deutsch sprächen, warum türkische Kinder nicht zu Geburtstagen deutscher Kinder gingen und warum türkische Väter gegenüber Lehrerinnen häufiger unverschämt würden, weil sie keine Frauen akzeptierten. Das seien Fragen, die an vielen deutschen Schulen gestellt würden. Das einzige Mal an diesem Vormittag applaudiert das Publikum im Saal.

    Das Schlusswort erhält nicht Sarrazin, sondern Sevim Dagdelen von der Linkspartei. „Sie wollen, dass die Migranten abgeschoben werden“, warf sie Sarrazin vor, welcher vehement den Kopf schüttelt. Sie sei für ein „solidarisches Miteinander“ in der Gesellschaft, schließt sie mit einer der beliebtesten Floskeln der Integrationsdebatte. Sarrazin steht als Erster auf, schüttelt allen Mitdiskutanten artig die Hand und schiebt sich mit dem Pulk aus Kameras aus dem Saal, hinein in sein neues Leben unter Polizeischutz.

    Quelle:

    aber-vorsichtiger.html

  • Sarrazin provoziert gekonnt

    Sarrazin provoziert gekonnt

    Népszabadság – Ungarn
    Sarrazin provoziert gekonnt
    Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin artikuliert mit seinen Thesen über muslimische Einwanderer bestehende Ängste in Deutschland und Europa, schreibt die linksliberale Tageszeitung Népszabadság, auch wenn er stark verallgemeinert: „Sarrazin provoziert nicht nur meisterhaft, sondern er jongliert auch gekonnt mit Halbwahrheiten und Verallgemeinerungen. … Das Problem, das er anspricht, ist dennoch real: Nicht bloß in Deutschland, sondern in ganz Europa geht die Angst vor den Minderheiten um, deren Geburtenraten höher sind als jene der Mehrheitsgesellschaften, und die die kulturellen Werte ihrer Gastländer nicht immer teilen. … Fast jedes Land hat seine eigene Minderheit, seien es Türken, Araber oder Zigeuner. Und jedes Land hat (oder wird) seinen Sarrazin haben, der den politisch korrekten, öffentlichen Diskurs torpediert. Es ist keine gute Strategie, die Probleme zu verdrängen und unter den Teppich zu kehren. Wir müssen der Realität ins Auge blicken.“ (07.09.2010)
    » zum ganzen Artikel (externer Link, ungarisch)
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    Quelle:
    w ww.eurotopics.net/de
    Europäische Presseschau vom 07/09/2010

  • Nur auf den Menschen kommt es an

    Nur auf den Menschen kommt es an

    Sa, 4. Sep. 2010
    Dürener Nachrichten / Lokales / Seite 15

    Nur auf den Menschen kommt es an

    Familie Eren aus der Türkei lebt über 35 Jahre in Deutschland und fühlt sich wohl. Integration ist in Düren auf einem guten Weg.

    Von Sandra Kinkel
    Düren. „Der Glaube oder die Hautfarbe eines Menschen ist erst die zweite Frage. Mensch ist Mensch, egal, wo er herkommt.“ Für Ziya Eren (52) ist dieser Satz genau so selbstverständlich wie für seine Frau Ayren (57) und seine Tochter Yeliz Ciloglu (30). Die Familie stammt aus der Türkei, Ziya Eren ist seit 1973 in Deutschland. Sein Vater kam als Gastarbeiter nach hier. Seit 1974 lebt Ziya Eren in Kreuzau. Drove, sagt der dreifache Familienvater, sei seine Heimat. Hier hat die Familie ein Haus und einen Nutzgarten. Zum letzten Mal in der Türkei waren die Erens vor sieben Jahren.

    Familie Eren ist angekommen, sie fühlen sich in Düren integriert. Ziya Eren arbeitet in einer großen Fabrik, engagiert sich im Moscheeverein. Seine drei Töchter sind alle hier geboren, sprechen genau wie die Eltern fließend Deutsch. „Anfangs war es sehr schwer“, sagt Eren. „Aber heute kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen, in die Türkei zurück zu gehen.“

    Ziya Eren kennt die Vorwürfe, dass viele Muslime in Deutschland sich in eigenen Stadtvierteln zusammenrotten, er kennt den Begriff Parallelgesellschaften. „Ich glaube nicht, dass die Muslime in Düren absichtlich im Nordteil der Stadt eine eigene City gebildet haben. Es war einfach so, dass wir anfangs nirgendwo anders Wohnungen bekommen haben. Und viele Leute sind dann einfach geblieben. Dass sich dann auch türkische Geschäfte angesiedelt haben, ist doch logisch.“

    Ähnlich sieht das auch Dr. Suheer Halabi, Vorsitzender des Dürener Islamforums, der seit 17 Jahren an der Rur lebt. „Es hat historische Gründe, dass in Nord-Düren viele Muslime leben. Und nicht den Grund, dass diese Menschen unter sich sein wollen. Im Gegenteil: Immer mehr versuchen, auch anderswo Fuß zu fassen.“

    Gabi Freitag, Vorsitzende des Integrationsausschusses, glaubt, dass Düren in Sachen Integration auf einem guten Weg ist. „Wir leben hier friedlich miteinander, aber leider manchmal auch nebeneinander.“

    Sicher, so Freitag weiter, gebe es in Düren Parallelgesellschaften, die könne man allerdings nicht auf Nord-Düren beschränken. „Gerade hier in diesem Stadtteil hat sich sehr viel getan“, so die stellvertretende Bürgermeisterin. ¸ Um noch mehr Teil ihrer neuen Heimat zu werden haben die Muslime heute alle Dürener zum Fastenbrechen auf den Ahrweilerplatz (siehe Kasten) eingeladen. „Wir wollen aufeinander zugehen“, sagt Dr. Suheer Halabi. „Vorurteile abbauen. Auch was unsere Religion angeht. Denn unser Glaube bedeutet, in Frieden miteinander zu leben. Und wer etwas anderes denkt, der irrt.“ „Es gibt in jedem Volk solche und solche“, ergänzt Ziya Eren. „Bei den Muslimen gibt es Extremisten und in Düren sitzt ein NPD-Mitglied im Stadtrat. Das ist traurig. Aber jeder darf seine Meinung äußern, so lange er keine Gewalt anwendet. Das ist Demokratie.“

    Ziya Eren hofft, beim Ramadan¬abend mit vielen ins Gespräch zu kommen. „Mit Menschen“, sagt er. „Egal, was für eine Hautfarbe oder welchen Glauben sie haben. Einfach mit Menschen.“

  • Weit über 7000 Muslime leben in Düren

    Weit über 7000 Muslime leben in Düren

    Sa, 4. Sep. 2010
    Dürener Nachrichten / Lokales / Seite 15
    Weit über 7000 Muslime leben in Düren


    In Düren leben weit über 7000 Muslimen. Es gibt zwei große Moscheen an der Veldener und an der Kölner Landstraße sowie etliche kleinere Gebetsräume im Stadtgebiet.

    Darüber hinaus haben sich an der Rur verschiedene muslimische Vereine etabliert. Das sind unter anderem Eltern-, Sport- und Kulturvereine.

    Das Islamforum, das vor sieben Jahren in Düren gegründet wurde, bietet den Muslimen in Düren die Gelegenheit, mit anderen Gruppen der Stadt ins Gespräch zu kommen. Es setzt sich unter anderem außerdem für ein friedliches Zusammenleben von allen Bürgern in Düren ein.

    Der Fastenmonat Ramadan der Muslime hat am 11. August begonnen. Mit ihrem Ramadanfest am heutigen Samstag, 4. September, ab 16 Uhr auf dem Ahrweilerplatz möchten die Dürener Muslime ihre Mitbürger zum gemeinsamen Fastenbrechen und Abendessen einladen. Es wird außerdem ein abwechslungsreiches Kulturprogramm geboten.

  • Selbstbewusster Akzent in der Mitte der Stadt

    Selbstbewusster Akzent in der Mitte der Stadt

    Mo, 6. Sep. 2010
    Dürener Zeitung / Lokales / Seite 11
    Selbstbewusster Akzent in der Mitte der Stadt
    Dürener Muslime begehen auf dem Ahrweilerplatz mit ihren Gästen zum ersten Mal einen öffentlichen „Ramadan-Abend“. Zelt neben St. Anna aufgestellt.

    Von Christoph Hahn
    Düren. Ob Muslime nun wirklich in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen sind, darüber wird im Moment heftig gestritten. Aber gerade deshalb wirkt das Zeichen, das die Mitglieder des Islamforums Düren unter ihrem Vorsitzenden, dem aus Syrien stammenden Arzt Dr. Mohammed Suheer Al-Halabi, am Samstag gesetzt haben, besonders mutig. Mitten in der Innenstadt, auf dem Ahrweilerplatz und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zur Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Anna, hatten sie ihr Zelt aufgestellt. Menschen aus der ganzen Stadt, Muslime wie Nichtmuslime, durften sich als Ehrengäste fühlen – beim ersten „Ramadan-Abend“, der das Gespräch und so den Abbau von Vorurteilen in Gang setzen sollte. Eines vergaß Dr. Al-Halabi darum auch nicht in seiner Begrüßungsrede zu erwähnen: Dass der Ramadan nicht nur ein religiöses, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis sei.

    Die Organisatoren, unter ihnen Türken, Araber und Vertreter anderer vom Islam geprägter Nationen, hatten auf ein breites Interesse gesetzt – und sahen sich nicht enttäuscht. Zwar waren es weniger alteingesessene Deutsche als vielmehr Zuwanderer und Muslime der zweiten oder dritten Generation, die hier mit einem gewissen Selbstbewusstsein den Fastenmonat begingen. Aber sie taten es halt nicht in ihren Moscheen und Kulturvereinen, sondern mitten in der Stadt – mit Infoständen vor dem Zelt, aber auch mit Darbietungen einer Mädchengruppe der (türkischen) Fatih-Camii-Moschee in der Veldener Straße unter Leitung ihres Vorbeters Neset Bodur und dem Auftritt der Gruppe „Anadolu Gunesim“, die wie Derwische über die kleine Bühne wirbelten, künstlichen Nebel aus der Maschine inbegriffen.

    Ein besonderes Zeichen setzte der evangelische Pastor Dirk Siedler, Beauftragter für Islamfragen des Kirchenkreises Jülich, bei seiner Predigt, die er als ökumenischer Gast am Abend in St. Anna hielt. Engagiert plädierte Siedler für mehr Gemeinsinn: „Das Zusammenleben in unserer Stadt zu verbessern – dazu gehört ein gemeinsames Nachdenken, was das Leben in Düren lebenswert macht“, forderte der Geistliche, um daran anzuschließen: „Dazu gehört auch, danach zu fragen, was die Menschen in ihrer Nachbarschaft einbringen können: an Gemeinschaft und Gastfreundschaft, so wie wir das heute erleben, an Verlässlichkeit und Spontaneität.“ Im Übrigen gehe es „im Ramadan nicht nur um das äußere, sondern auch um ein inneres Fasten, ein genaueres Fragen nach dem Willen Gottes und wie wir ihn befolgen“.

  • Giannis Kartalis über ein neues Klima zwischen Türken und Griechen

    Giannis Kartalis über ein neues Klima zwischen Türken und Griechen

    To Vima – Griechenland
    Giannis Kartalis über ein neues Klima zwischen Türken und Griechen


    Die Türkei und Griechenland nähern sich vorsichtig an, doch das Misstrauen in der öffentlichen Meinung beider Länder müssen sie noch überwinden, meint Giannis Kartalis in der linksliberalen Tageszeitung To Vima: „Es bleibt die Frage, ob die wohlwollende Haltung der türkischen Regierung nach dem Gottesdienst im Kloster Panagia Sumela [dort wurde zum ersten Mal seit über 80 Jahren eine Messe gehalten] und der Wiedereröffnung der orthodoxen Hochschule in Chalki [das Priesterseminar in der Türkei war 1971 geschlossen worden] wieder endet. Ermutigend ist jedenfalls, dass im Gegensatz zu früheren Ereignissen jetzt viele fortschrittliche türkische Journalisten offen ihre Meinung bekunden, dass [der türkische Ministerpäsident] Erdoğan in dieser Weise fortfahren muss. … Die Frage ist allerdings, ob es auch in Griechenland Journalisten gibt, die ebenfalls offen den Bau einer Moschee für die vielen muslimischen Einwanderer in Athen unterstützen.“ (06.09.2010)

    Quelle:
    Eurotopics
    Europäische Presseschau vom 06/09/2010

  • Autor Akhanli in Türkei wegen Totschlags angeklagt

    Autor Akhanli in Türkei wegen Totschlags angeklagt

    Autor Akhanli in Türkei wegen Totschlags angeklagt
    Mittwoch 01.09.2010

    Ein Istanbuler Staatsanwalt hat gegen den türkischstämmigen Autor Dogan Akhanli Anklage wegen Raubs und Totschlags erhoben. Die Anklageschrift sei fertig, sagte Akhanlis Anwalt Haydar Erol in Istanbul.
    Der Anwalt wies den Vorwurf zurück, sein in Köln lebender Mandant habe sich vor 21 Jahren an einem Raubüberfall auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt. Er forderte die Freilassung Akhanlis und die Einstellung des Verfahrens.

    Der politische Autor, dessen Arbeit in der Türkei und in Deutschland ausgezeichnet worden ist, hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Er war nach seiner Flucht nach Deutschland 1991 erstmals wieder in die Türkei gereist. Akhanli wurde am 10. August an einem Flughafen in Istanbul festgenommen. Er hatte seinen kranken Vater besuchen wollen. Nach Auskunft seines Anwaltes wird er in einem Gefängnis in der Provinz Tekirdag festgehalten.

    Die Anklage stütze sich auf Zeugenaussagen, von denen eine unter Folter gemacht worden sei, sagte Erol. Der vermeintliche zweite Zeuge – der Sohn des Getöteten – habe später bestritten, Akhanli jemals auf einem Foto identifiziert zu haben. „Dieses Szenario hat die Polizei produziert“, sagte Rechtsanwalt Erol der Nachrichtenagentur dpa in Istanbul. Es handele sich um den Versuch einer späten Abrechnung mit der politischen Linken.

    In Deutschland hat es bereits Proteste gegen die Festnahme gegeben. Der Vorwurf des Raubüberfalls sei konstruiert, sagte der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff. „Bestimmte Kreise der türkischen Justiz nehmen Rache an einem unbequemen Autor, der seit Jahren den Völkermord an den Armeniern thematisiert“, sagte er.
    Der 1957 in der Türkei geborene Autor hatte sich im Buch „Die Richter des jüngsten Gerichts“ mit dem Völkermord an den Armeniern befasst. Sein Roman „Der letzte Traum der Madonna“ (2005) wurde von türkischen Kritikern zu einem der zehn besten des Jahres gekürt. In Deutschland wurden seine Projekte für einen offenen Umgang mit historischer Gewalt und für Versöhnung mehrfach ausgezeichnet.

    Quelle:

  • Der Islam als Modeinspiration

    Der Islam als Modeinspiration

    T-Shirt als Protest: Mit “I love my Prophet“ begann die Geschichte des Labels

    Der Islam als Modeinspiration
    Leute, macht Tee, keinen Krieg
    Melih Kesmen und seine Frau Yeliz sind Kämpfer für ihren Glauben: Ihre Waffen sind T-Shirts, Schlüsselanhänger und das Internet. Die Artikel des deutschen Paares mit türkischen Wurzeln sind vor allem unter jungen Türken zu Verkaufsschlagern geworden.

    Von Peter-Philipp Schmitt

    Stolz auf die Religion: Humorvoll wirbt Styleislam für mehr Toleranz

    05. September 2010

    Vor der Tür liegt ein roter Fußabstreifer mit weißem Kreuz. „Das ist zu Ehren der Schweiz“, sagt Melih Kesmen und lacht. „Die mögen wir nach dem Minarettverbot ja ganz besonders.“ Jeder, der das Modelabel „Styleislam“ in Witten besucht, tritt die Flagge der Eidgenossen mit Füßen. Vermutlich liegt die Schweiz-Matte vor einigen deutschen Türen, doch erst vor diesem Eingang bekommt der kleine Seitenhieb auf unsere Nachbarn eine Bedeutung, die ihm eigentlich nicht gebührt. Denn Melih Kesmen und seine Frau Yeliz sind zwar Kämpfer für ihren Glauben; ihre Waffen aber sind T-Shirts, Schlüsselanhänger, Kopftuchnadeln und das Internet.

    Die Geschichte ihres Unternehmens beginnt in England. Nach dem Studium (er studierte Grafikdesign in Dortmund, sie in Bochum) lebt das junge deutsche Paar für zwei Jahre in London. Das erste Jahr dort, 2005, ist besonders ereignisreich: Zuerst erleben die beiden die Terroranschläge auf drei U-Bahn-Züge und einen Doppeldeckerbus im Juli; kurz danach erscheinen die Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung, und es kommt zu gewalttätigen Protesten auf der ganzen Welt; schließlich gehen Yeliz und Melih Kesmen mit Freunden auf eine Pilgerfahrt nach Mekka und Medina. „Für die Reise gab es kein Schlüsselerlebnis“, sagt die Dreißigjährige. „Auf der Fahrt aber gab es viele.“
    „Wir sind Deutsche, aber eben auch Muslime“

    Schlüsselerlebnis Pilgerfahrt: Demnächst eröffnen Melih Kesmen und seine Frau Yeliz ihr erstes Geschäft – in Medina

    Die junge Mutter (Sohn Isaak ist zwei) trägt seither Kopftuch. Das Warum konnte sich zunächst nicht einmal ihr Mann erklären. Nur Yeliz‘ Großmutter trug noch ein Kopftuch; ihre Mutter, Tanten, Schwestern lehnen das Textil ab. Für Yeliz dagegen rundet es das Muslimin-Sein erst ab. „Wenn man mich dazu aber zwingen würde, würde ich es bestimmt nicht tragen.“ Erst seit sie sich durch das Kopftuch als Muslimin sofort zu erkennen gibt, ist auch ihr Mann zum „Türken“ geworden. „Früher dachten viele, er sei halt so ein Künstlertyp mit langen schwarzen Haaren und Bart. Mit mir an seiner Seite ist er nun für die meisten kein Deutscher mehr.“ Dabei kennen die beiden die Türkei kaum, und Yeliz spricht nicht mal besonders gut Türkisch. „Wir sind Deutsche, aber eben auch Muslime.“

    Für beide ist es schwer zu ertragen, dass ihre Religion von angeblichen Glaubensbrüdern und -schwestern missbraucht wird. Den 35 Jahre alten Melih Kesmen empörten die brennenden dänischen Fahnen und Botschaftsgebäude nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen. Mit Gewalt könne man sich doch nicht für den Islam einsetzen, fand er. So schrieb Kesmen auf ein T-Shirt: „I Love My Prophet“, darunter setzte er das arabische Zeichen für „Mohammed“. Damit seien sie mit der U-Bahn durch London gefahren, erzählt Yeliz Kesmen, nach East London, wo viele Pakistaner leben: „Die waren begeistert, die haben ihm das Shirt fast vom Leibe gerissen.“

    Eine Geschäftsidee war geboren. Zurück in Deutschland entwickelten die beiden 30 Motive, die sie seither auf T-Shirts, aber auch etwa auf Schlüsselanhänger drucken: „Terrorism Is No Religion“, „Muslim By Nature“ (unter dem Schriftzug ist eine Babyflasche zu sehen) oder „Make Çay Not War“ (Macht Tee, keinen Krieg). Viele ihrer Botschaften richten sich direkt an Muslime: „Du’a – The Weapon Of The Believer“ (Bittgebete – die Waffen eines Gläubigen) oder auch „Hijab – My Right, My Choice, My Life“ (Das Kopftuch – mein Recht, meine Entscheidung, mein Leben) sind zu Verkaufsschlagern vor allem unter jungen Türken geworden. Und das überall auf der Welt.

    An die 40.000 Fans und Freunde hat Styleislam inzwischen bei Twitter und Facebook. Melih Kesmen spricht von der „community“. Sie bekommt neue Motive als Erste zu sehen und darf darüber abstimmen. Sie beklagt sich aber auch, dass das junge Unternehmen mit der Produktion nicht nachkommt und ihr Internetshop bislang nur in Deutschland funktioniert. Gerade herausgekommen sind die Q-Bla-Bags (Q-Bla, auch Qibla, steht für die Gebetsrichtung zur Kaaba in Mekka). An den Taschen aus Lastwagen-Plane mit ihren Riemen aus Sicherheitsgurten sind echte Gebetsteppiche mit Klettverschlüssen befestigt – „zum Beten oder Picknicken“, wie Melih Kesmen sagt.
    „Wir wollen keinen Streit, wir wollen den Dialog“

    West und Ost, Orient und Okzident: Die Kesmens bemühen sich stets, dass sich ihre beiden unterschiedlichen Wurzeln auch in ihren Produkten wiederfinden. Ärger bleibt nicht aus: Das T-Shirt mit der Aufschrift „Jesus Was A Muslim“ haben sie nach Protesten aus Bayern aus dem Programm genommen. Auch der Aufdruck „Juma“ (für Freitagsgebet) verschwand nach einer Klage vom mächtigen Sportartikelhersteller Puma von den Textilien. Man einigte sich außergerichtlich. „Wir wollen keinen Streit, wir wollen den Dialog“, sagt Melih, der zurzeit mit zwei Modedesignerinnen in Istanbul an einer ganzen Frauenlinie arbeitet.

    Demnächst eröffnet Styleislam sein erstes Geschäft (in Medina), ein zweites soll in Dortmund folgen. Dass sie ausgerechnet in Medina ihren ersten Laden eröffnen, haben sie dem Fußball-Nationaltorwart Saudi-Arabiens zu verdanken, Mohammed Khojah. Er war von Styleislam so angetan, dass er zum Franchisenehmer wurde. Besonders stolz sind Yeliz und Melih Kesmen, dass ihr Label bald in der Stadt des Propheten vertreten sein wird, auch wenn, wie Yeliz Kesmen empört hinzufügt, Frauen dort ja nicht mal Auto fahren dürfen.

    Weitere Informationen: www.styleislam.de

    Text: F.A.S.
    Bildmaterial: Kai Nedden, Styleislam

    Quelle:

  • Kanzlerin auch der Türken

    Kanzlerin auch der Türken

    DIE WELT IM BLICK: Kanzlerin auch der Türken

    Mit einem Interview zum Thema Sarrazin in der „Hürriyet“, der größten türkischen Tageszeitung, ist Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern auf die Türken in Deutschland und in der Türkei zugegangen. Sarrazins Thesen seien Unsinn, die meisten Türken in der Bundesrepublik seien gut integriert, versicherte die Kanzlerin.

    Die beruhigenden Worte der Kanzlerin kamen zur richtigen Zeit: In den türkischen Medien wird Sarrazin mittlerweile mit Adolf Hitler verglichen – die Integrationsdebatte bleibt ein neuralgischer Punkt im deutsch-türkischen Verhältnis.

    Zwar müssten die Probleme bei der Integration klar benannt werden, sagte Merkel. Doch Sarrazins Äußerungen seien nicht hinnehmbar. „Ganze Gruppen in unserer Gesellschaft fühlen sich dadurch verletzt.“

    Die Kanzlerin betonte, Staat und Gesellschaft in der Bundesrepublik, aber auch die türkischen Einwanderer müssten den Willen haben, miteinander zurechtzukommen.

    Das Interview des Berliner „Hürriyet“-Korrespondenten Ahmet Külahci mit der Kanzlerin war gestern der Aufmacher der Zeitung. Auch für andere Blätter war das Thema Sarrazin wichtig genug, um es auf der Titelseite zu platzieren. Die Bitte der Bundesbank um Ablösung Sarrazins wurde dabei begrüßt: „Der rassistische Deutsche wird rausgeschmissen“, titelte „Milliyet“.

    Die regierungsnahe Zeitung „Sabah“ brachte in ihrem Innenteil ein Foto, auf dem Sarrazin mit verschränkten Armen zu sehen war – und daneben ein Bild von Adolf Hitler in ähnlicher Pose. Das Hitler-Bild war in einer „Gedankenblase“, wie sie aus Comics bekannt ist, mit Sarrazins Kopf verbunden. „Der Hitler des Geldes wird vor die Tür gesetzt“, lautete die Überschrift.

    Im deutsch-türkischen Verhältnis ist das Thema Integration besonders sensibel. So ist der Bundeskanzlerin offenbar die in Deutschland mit heftigen Protesten aufgenommene Kölner Rede von Premier Recep Tayyip Erdogan, in der er vor zwei Jahren vor einer Assimilierung der Türken durch die Bundesrepublik warnte, noch sehr präsent: Merkel betonte in der „Hürriyet“, Deutschland verstehe unter Integration keine erzwungene Assimilation oder das Leugnen der eigenen Wurzeln.

    Allein die Tatsache, dass Merkel es überhaupt für nötig betrachtete, sich über „Hürriyet“ an die Türken zu wenden zeigt, dass die Kanzlerin und die Berliner Regierungszentrale wissen, wie emotionsgeladen das Thema ist. Sie sei auch die Kanzlerin der Türken, unterstrich Merkel. Ihr Aufruf an die rund drei Millionen Türken und türkischstämmigen Deutschen in der Bundesrepublik, sich besonders mit Hilfe von Bildung und Sprache in die Gesellschaft zu integrieren, war in der Sache unmissverständlich, im Ton aber betont sanft.
    Samstag, 04.09.2010
    Quelle:

  • Parteien entdecken die Integrationspolitik

    Parteien entdecken die Integrationspolitik

    Neues Deutschland
    04.09.2010
    Parteien entdecken die Integrationspolitik
    Gipfel bis Ende des Jahres angekündigt
    Nach dem angekündigten Rauswurf Thilo Sarrazins bei der Bundesbank werden Rufe nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Integrationsproblemen laut.

    Berlin (Agenturen/ND). Der Streit um die Thesen von Noch-Bundesbanker Thilo Sarrazin (SPD) hat eine neue Integrationsdebatte ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte der türkischen Zeitung »Hürriyet«, Integration sei eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Nach einem Bericht der »Saarbrücker Zeitung« soll noch in diesem Jahr der erste Integrationsgipfel unter Federführung der schwarz-gelben Bundesregierung stattfinden.

    Merkel machte den Türken gegenüber deutlich, dass sie Sarrazins Thesen ablehnt. Dessen Argument, Deutschland werde durch türkische und andere muslimische Einwanderer dümmer, sei »Unsinn«, erklärte sie. Es müsse aber in der Integrationspolitik noch mehr getan werden als bisher. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte der »Saarbrücker Zeitung«, nach der beschlossenen Abberufung Sarrazins als Bundesbankvorstandsmitglied sei es jetzt an der Zeit, »dass wir uns dem eigentlichen Thema widmen«. Die Integration der hier lebenden Migranten sei einer der wichtigsten Herausforderungen.

    SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles verteidigte derweil das Parteiausschlussverfahren. Sarrazin habe eine Grenze überschritten, schrieb Nahles laut Presseberichten in einem Brief an alle SPD-Mitglieder. Der angestrebte Rausschmiss sei aber »keine Absage an eine intensive Debatte über Integrationspolitik«. In diesem Punkt gebe die SPD Sarrazin recht: »Es liegt noch vieles im Argen.« So gebe es noch immer teils erhebliche Bildungs- und Sprachdefizite bei jungen Migranten.

    Über den Antrag des Bundesbankvorstandes, Sarrazin abzuberufen, muss Bundespräsident Christian Wulff entscheiden. Der verlangt unterdessen eine Stellungnahme der Bundesregierung. Wulff warnte vor Verallgemeinerungen, die auf kulturelle, religiöse oder ethnische Gruppen abzielten. »Sie richten sogar großen Schaden an«, sagte der Bundespräsident. Es sei besser, einander zunächst näher kennenzulernen. Er bedauerte, dass die große Vielfalt unter den Muslimen in vielen Diskussionen keine Rolle spiele.

    URL:

  • Wie die Weltpresse über Sarrazin urteilt

    Wie die Weltpresse über Sarrazin urteilt

    Wie die Weltpresse über Sarrazin urteilt
    VON DANA SCHÜLBE – zuletzt aktualisiert: 03.09.2010

    Berlin (RPO). Schadet Thilo Sarrazin mit seinen Thesen dem Ansehen der Deutschen in der Welt? Das ist die Frage, die sich die Politik in Berlin dieser Tage stellt. Und zwar so sehr, dass sich die Kanzlerin veranlasst sah, in einer türkischen Zeitung Stellung dazu zu nehmen. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet, denn die Auslandspresse berichtet seit Tagen reichlich über Sarrazin – aber nicht immer im negativen Sinne.

    Sarrazins Argument, Deutschland werde durch türkische und andere muslimische Einwanderer dümmer, sei „Unsinn“, sagte Merkel der türkischen Zeitung „Hürriyet“. Sie könne Sarrazins Äußerungen nicht akzeptieren. Mit dem Interview geht die Kanzlerin einen ungewöhnlichen Weg, um das Ansehen der Deutschen zu wahren.

    Schon am Donnerstag hatte Bundespräsident Christian Wulff im Zusammenhang mit Sarrazins Position als Bundesbank-Vorstand erklärt, dass der Vorstand der Bundesbank einiges tun kann, um Deutschland vor allem auch international nicht zu schaden. In den türkischen Zeitungen jedenfalls wurde der Fall sehr stark diskutiert. Viele bezeichneten Sarrazin als „Rassisten“.

    Schlagzeilen bis in die USA

    Doch nicht nur in der muslimischen Welt wurde das Thema aufgegriffen. Von Italien über die Schweiz bis Dänemark, Großbritannien oder die USA – überall auf der Welt wird von dem deutschen Bundesbank-Vorstand berichtet, der gegen Muslime und Juden wettert. So etwa in Polen. Dort titelte die Zeitung „Gazeta Wyborcza“: „Der Bundesbank-Rassist“.

    Oftmals sind die Artikel sehr sachlich verfasst und beschreiben die Diskussion in Deutschland. Auch werden immer die Gegenargumentationen angebracht. So zitiert etwa die renommierte „New York Times“ Außeniminister Guido Westerwelle, der gesagt hatte, Sarrazins Äußerungen hätten keinen Platz in der politischen Diskussion. Oder Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der erklärte, jede Provokation hat seine Grenzen.

    Die US-Zeitung „Huffington Post“ gibt sich ebenfalls sachlich, konstatiert aber: „Sarrazin wusste sehr gut, dass sein Land seit dem Holocaust kein bisschen tolerant gegenüber antisemitischen Bemerkungen ist und dass viele Immigranten in Deutschland sich über rassitische Bemerkungen und ausländerfeindliches Verhalten beschweren.“

    „Guardian“ schreibt von „Geschwätz“

    Ähnlich geht auch die italienische „La Stampa“ in die Diskussion. Dort hieß es, Sarrazin habe mit seinem Buch das Schweigen gebrochen, das bisher über den offenen Nerven Deutschlands gelegen habe. Zugleich habe die Nebeneinanderstellung von Juden und Türken nichts anderes als einen Kurzschluss verursacht, für den Sarrazin zahlen muss.

    Kommentierend wird der britische „Guardian“. Dort schreibt der Autor Deniz Yücel über seine Erfahrungen – und vor allem über seine Familie. Er fragt, wen denn Sarrazin mit seinen Thesen meine, dass die Immigranten sich nicht integrieren wollen. „Er kann nicht meine Schwester Ilkay meinen, die jedes Jahr Weihnachten feiert“, konstatiert er. Und es könne auch nicht seine Kollegin sein, die sich bei der Fußball-WM mit den deutschen Nationalfarben schmückte.

    Yücel nennt Sarrazins Äußerungen „Geschwätz“, dass nichts mit dem Leben der Immigranten zu tun hat. Und er sagt, dies sei die Ursache dafür, dass sich viele „angeekelt“ fühlen, wie die „Hürriyet“ konstatiert habe.

    Israel widmet sich „Gen-Theorie“

    Ganz anders und überraschend geht die israelische Zeitung „Haaretz“ an das Thema heran. Sie berichtete über Sarrazins Äußerungen, veröffentlichte aber zugleich einen Artikel unter der Überschrift „Jüdische Gen-Theorien schlagen Wellen in Deutschland, in Israel sind sie unbemerkt“.

    „Ein jüdisches Gen -es ist unglaublich, dass die Rassentheorie weiter Einfluss in Deutschland hat“, schreibt „Haaretz“ zwar. Anschließend aber konstatiert die Zeitung: „Jetzt lesen sie die folgende Perle: ‚Ein Konvertit, der zu den Orthodoxen konvertiert, hat das jüdische Gen. Wenn er nicht zu den Orthodoxen konvertiert, hat er nicht das jüdische Gen.’“

    Dieser Ausspruch, so schreibt die Zeitung, stammt aus einem Interview mit dem israelischen Innneminister Eli Yishai in der „Jerusalem Post“. Und sie merkt an, dass grundsätzlich niemand aus dem Stuhl zu fallen brauche, indem er Yishais Kommentar auf ausländische Arbeiter und ihre Kinder beziehe. Yishai habe dies im Zusammenhang mit Äußerungen über die Palästinenser geäußert.

    Und in Dänemark wird die Diskussion auf das eigene Land bezogen. So schreibt die konservative Zeitung „Berlingske Tidende“, Dänemark habe rechtzeitig Umsicht gezeigt und die Ausländerpolitik so verschärft, dass sich der Einsatz auf eine bessere soziale und kulturelle Integration beziehen konnte. Und Sarrazins Buch habe zwar mit primitiven und wenig nuancierten Gesichtspunkten Furore gemacht. Es zeige aber auch die Unvermeidlichkeit der Debatte.

    URL: www.rp-online.de/politik/deutschland/Wie-die-Weltpresse-ueber-Sarrazin-urteilt_aid_902054.html
    Diskussion um Migranten-Thesen

  • Kemal Sahin in Istanbul

    Kemal Sahin in Istanbul

    Seit Anfang Juli tourt unser Bus durch die Türkei. Dort sind Christian Dassel und sein Team sozusagen als „Gastarbeiter“ unterwegs. Heute treffen sie auf Kemal Sahin aus Aachen. Er ist der angeblich erfolgreichste türkische Unternehmer in Deutschland. Seine Vita liefert den Stoff für eine der eindrucksvollsten Gastarbeiter-Karrieren. Kemal Sahin „macht“ heute in Textil!

    Video:

  • Art Bridge – Treffpunkt / meeting point

    Art Bridge – Treffpunkt / meeting point

    Wir laden Sie herzlich zur Eröffnung unserer Ausstellung

    „ Art Bridge – Treffpunkt / meeting point “ ein.

    Die Ausstellung findet im Rahmen der „ Interkulturelle Woche Köln „ in der Atelier – Galerie NY TN  statt.

    Dauer der Ausstellung 21 .09. – 03.10.2010

    Vernissage 21.09.20010   18:00 Uhr

    Ort Atelier -Galerie NY TN

    Bahnstr. 120

    50858 Köln – Weiden

    Begrüßung Nuray Turan, Galerie NY TN

    Eröffnungsrede Mustafa Kemal Basa, Türkischer Generalkonsul in Köln

    Helga Blömer-Frerker, Bezirksbürgermeisterin  Lindenthal                                           Einführung Johannes Bunk, Kulturamt Köln

    „ aus dem Leben einer Zeit – Kölümnistin „

    am 30. 09. 2010   um 19:00 Uhr entwirft DENİZ BAŞPINAR in einer Collage von Kolumnentexten und eingegangenen Kommentaren ein Bild vom Wahnsinn der Integrations- und Islamdebatte in Deutschland.

    Die in Köln lebende Psychotherapeutin und Autorin, schreibt in ihrer regelmäßigen „Kölümne“ auf ZEIT-Online über „ Deutschland und Deutsche mit und ohne Hintergrund “.

    “ Eintritt frei “

    Finissage 03.10.2010 um 18:00 Uhr

    Öffnungszeiten Di-So : 15:00 – 18:00 Uhr

    und nach Vereinbarung

    Die teilnehmenden KünstlerInnen

    aus Istanbul, Bodrum und Köln

    Murat Borovalı (Fotografie)

    Sibel Kasapoğlu (Malerei)

    Aydın Muşkara (Malerei)

    Lambert Schauen (Linoldruck)

    Banu Tarhan (Malerei)

    Nuray Turan (Malerei – Objekte)

    Deniz Başpınar (Autorin)

    schlagen mit Ihren Werken eine Kunstbrücke zwischen Orient und Okzident

    Deniz Başpınar

    1972 in Köln geboren. Ihr Diplomstudium der Psychologie absolviert sie an der Universität zu Köln. 2008 gewinnt sie mit ihrem Beitrag „Zu Gast“ den Hörspielwettbewerb des WDR zum Thema „Sind sie zu fremd, bist du zu deutsch“.

    In ihrer „Kölümne“ für ZEIT- Online schreibt sie regelmäßig über Deutschland und Deutsche mit und ohne Hintergrund.

    Sie lebt in Köln und arbeitet dort als Psychotherapeutin.

    Murat Borovalı

    1979 in Istanbul geboren.

    -Robert College Istanbul

    -Filmstudium – Middlesex University, London

    Zur Zeit schreibt er an der Yeditepe Universität ( Sozialantropologie Abteilung ) seine Doktorarbeit über ‘ Kulturturismus in Istanbul ‘.

    Neben seinen künstlerischen Tätigkeiten in der Fotografie und Videokunst ist er auch als Musiker aktiv. Er versucht in den ausgestellten Fotografien, die Kollision und das Zusammenfinden der Naturgewalten in einer abstrakten und ästhetischen Form darzustellen.

    Sibel Kasapoğlu

    1968 – 1975              Deutsche Schule, Istanbul

    1967 – 1971              Städtisches Konservatorium, Istanbul – Ballettausbildung

    1971 – 1975              Staatliches Konservatorium, Istanbul – Ballettausbildung

    1975 – 1983              Mimar Sinan University Istanbul, ‘visual and performing arts     / Bühnen-                               und Kostümdesign’

    1988-1989                            Koreographie – workshops in Laban Center for Movement and                                                      Dance

    Tätig an der Staatsoper Istanbul als Balletttänzerin und Koreographin.

    Painting workshops

    mit  Mehmet Güleryüz in Bilsak (1999) ,Yusuf Taktak (2000), Altan Celem (2001-2004), 1999                              Atelier 83 , welche sie mit Banu Tarhan zusammen in Istanbul                                                gegründet hat.

    Performance mit Server Demirtas (2003-2005-2008-2009).

    Mitgliedschaft:         UPSD (International Plastic Arts Assosiation)

    TOBAV ( Theater, Oper und Ballettstiftung )

    RHMD ( Verein des Bilder und Skulpturen Museums )

    Kunstpreis:              2006 Naval Forces:Worth to be exhibited

    Aydın Muşkara

    1958  geboren in İzmir.

    BWL- Studium an der İstanbul Universität.

    Weiterbildung im Bereich Kunst  mit Altan Çelem und Server Demirtaş im Rahmen der Aktivitäten des Atelier 83.

    Der Humor in seinen Bildern ist sein Ziel

    Lambert Schauen

    wird 1949 in Essen geboren, verbringt seine Kindheit in Moers am Niederrhein und wächst in Alsdorf bei Aachen auf.

    Als Jugendlicher beschäftigt er sich kreativ mit schwarz–weiß Fotografie und Labortechniken wie Solarisation.

    1973 tritt er in die Kriminalpolizei des Landes Nordrhein-Westfalen ein, ermittelt bei Tötungs-, Raub- und Waffendelikten und leitet ab 1990 das betreffende Kommissariat im Rhein–Erft–Kreis.

    1998 übernimmt er die Kriminalitätsvorbeugung im Rhein–Erft–Kreis mit den Aufgabenschwerpunkten sexualisierte Gewalt, Gewalt in Beziehungen, Stalking, Gewalt unter Jugendlichen sowie schulisches Krisenmanagement von ‚Amok’ und Schutz vor Wohnungseinbruch.

    Seit 2004 beschäftigt er sich auch kreativ mit den Themen Identität, Integration und Dialog; es entstehen Skulpturen und Drucke.

    Banu Tarhan

    1972 geboren in İstanbul

    Studium der Innenarchitektur

    seit 1997 als freischaffende Malerin tätig

    1999 Gründung der Atelier 83 mit Sibel Kasapoğlu

    Weiterbildung im Bereich Kunst mit Yusuf Taktak, Altan Çelen, Server Demirtaş und Kunstgeschichte mit Yalçın Sadak

    Mitglied des Vereins UPSD ( International Association of Art )

    Nuray Turan

    Die Gastgeberin NURAY TURAN ist in Istanbul aufgewachsen und lebt seit  30

    Jahren in Köln. Sie bringt ihre türkische persönliche Identität mit ihrer deutschen bürgerlichen Identität sehr wohl in Einklang. Die Malerin übt ihre interkulturelle, künstlerische Tätigkeit in den Partnerstädten Köln und  Istanbul aus und möchte die Betrachter ihrer Bilder auf die Probleme der unterdrückten und der  Gewalt ausgesetzten Menschen aufmerksam machen. Durch die sozialen Inhalte ihrer Bilder regt sie die Betrachter zum kritischen Denken an.

    1975              Deutsche Schule, Istanbul

    1979               Bosphorus University, Istanbul

    1979-2009    Marketing und Design / Modebranche

    1981-1985    RWTH Aachen

    1985-1986    Universität zu Köln

    1986-1988    Universität Konstanz

    1995-             autodidaktische künstlerische Fortbildung / freischaffende bildende                           Künstlerin

    2006-            Atelier – Galerie NY TN –Nuray Turan

    2009-            Realisierung von Kunstprojekten und Ausstellungen mit internationalen                                   KünstlerInnen

  • „Niemand hat uns einen Deutschkurs angeboten“

    „Niemand hat uns einen Deutschkurs angeboten“

    Türkische Gastarbeiter der ersten Generation fühlen sich von Sarrazins Thesen tief gekränkt. Zwei Einwanderer erzählen vom harten Leben in einem Land, das niemals Heimat wurde.

    VON: Sandra Dassler 31.8.2010 – 12:30 Uhr

    © dpa Gastarbeiter Nr. 1.000.000 wurde mit einem Motorrad beschenkt. Der gewöhnliche Willkommensempfang sah jedoch etwas anders aus

    © dpa Gastarbeiter Nr. 1.000.000 wurde mit einem Motorrad beschenkt. Der gewöhnliche Willkommensempfang sah jedoch etwas anders aus

    „Ich hätte meine Kinder niemals zurücklassen sollen“, sagt Süleyman Topaloglu. „Als ich sie nachholte, war es zu spät, um noch eine Beziehung aufzubauen.“ Dursun Güzel nickt: „Letzte Woche habe ich meine 46-jährige Tochter zum Flughafen gebracht“, erzählt er. „Ich wollte sie umarmen, aber es ging einfach nicht. Da habe ich ihr die Hand gegeben und ihr einen guten Flug gewünscht.“ Dem stattlichen grauhaarigen Mann stehen Tränen in den Augen: „Auch wenn meine Kinder in der Türkei gut versorgt wurden, ich hätte sie nicht so lange dort lassen dürfen.“

    Süleyman Topaloglu (65) und Dursun Güzel (66) gehören zu den rund 825.000 türkischen Arbeitern, die deutsche Firmen ab 1961 auf Grundlage eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik und der Türkei anwarben. Gastarbeiter der ersten Generation nennt man sie heute.

    „Wir haben 40 Jahre lang auf dem Bau und in verschiedenen Firmen die härtesten Jobs gemacht, die kein anderer machen wollte“, sagt Güzel. „Wir haben anfangs unter fast unmenschlichen Bedingungen in Baracken gelebt, in Schichten gearbeitet, später die Familien nachgeholt und Steuern gezahlt. Heute erhalten wir zwischen 600 und 800 Euro Rente, weil wir als Ungelernte wenig verdienten. Und nun müssen wir uns von Herrn Sarrazin sagen lassen, dass die Gastarbeiter überflüssig waren und wir Schmarotzer sind?“

    Wie viele Türken der ersten Generation, die sich entschieden, in Deutschland zu bleiben, sind Topaloglu und Güzel empört über die Art und Weise, wie sich Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (noch SPD) in seinem Buch über sie äußert. Aber im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute, die ihren Zorn in sich hineinfressen, wollen die beiden nicht dazu schweigen. Gemeinsam mit anderen Männern der türkischen Vätergruppe Neukölln werden sie am Mittwoch auf einer Pressekonferenz ihre Meinung zu den Thesen des Berliner Ex-Senators sagen, die sie als pauschal und verletzend empfinden. Und sie werden von ihrem Leben erzählen. Auf Türkisch, mit Übersetzer.

    „Ja, wir können immer noch nicht so gut Deutsch wie unsere Kinder und Enkel“, sagt Topaloglu. „Aber dafür gibt es doch auch Gründe: Niemand hat uns damals einen Deutschkurs angeboten.“

    Topaloglu war 1968 einer der letzten türkischen Gastarbeiter, ließ Frau und Kinder und seine Stellung als Beamter nur deshalb zurück, weil sein Sohn schwer krank wurde und er glaubte, in Deutschland genug Geld für die Behandlung verdienen zu können. Er schleppte Gipssäcke, hatte Sehnsucht nach der Familie, wollte nur zwei, drei Jahre in Berlin bleiben.

    „Ich habe gedacht, Geld ist das Wichtigste“, sagt er. „Wenn man aus der Armut herauswill, ist das so. Heute weiß ich, dass ich mich lieber um die Beziehungen zu meinen Kindern hätte kümmern sollen. Ich habe viel falsch gemacht. Aber jetzt will ich den Jungen helfen, ihren Weg in Deutschland zu finden.“

    Deshalb hat Topaloglu sein Schicksal in dem eben erschienenen Buch von Isabella Kroth „Halbmondwahrheiten“ geschildert, deshalb geht er in Schulen und in die Vätergruppe zu Kazim Erdogan.

    Erdogan kam selbst 1974 mit nur 100 D-Mark in der Tasche aus der Türkei nach Berlin. Er hat selbst Tag und Nacht in allen erdenklichen Jobs gearbeitet, um sich sein Psychologiestudium zu finanzieren. Der 57-Jährige, der seit 30 Jahren Integrationsprojekte leitet, stellt Sarrazins Äußerungen den legendären Spruch des Schweizer Schriftstellers Max Frisch über die italienischen Gastarbeiter entgegen: „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“.

    Genau das habe die deutsche Öffentlichkeit zu spät erkannt. Erdogan ist froh, dass es jetzt anders ist, dass Geld für Integration da ist. Er könne den Begriff „Bildungsferne“ nicht ausstehen, sagt er. „Fast alle Menschen blühen auf, wenn sie die Möglichkeit erhalten, sich weiterzubilden.“

    Wie Süleyman Topaloglu und Dursun Güzel. Sie geben das, was sie in der Vätergruppe lernen, inzwischen an andere türkische Männer weiter. Sie kümmern sich um ihre Enkel und besuchen, weil sie zwar Deutsch verstehen, aber Hemmungen beim Sprechen haben, im Herbst sogar noch einmal einen Sprachkurs. „Dann können sie Herrn Sarrazin bald auch auf Deutsch die Meinung sagen“, freut sich Kazim Erdogan.

    QUELLE: ZEIT ONLINE, Tagesspiegel

    ADRESSE:

  • Die Bedeutung der Muttersprache

    Die Bedeutung der Muttersprache

    24.09.2010
    Ab 18.30 Uhr

    Sprache: Türkisch

    Ort: Unterdorfstr 19A 45143 Essen

    Sprachentwicklung und Schulerfolg: Die Bedeutung der Muttersprache

    Dr. Ali Sak
    Vorsitzender EVR

  • Im Gespräch mit M. Mostofizadeh

    Im Gespräch mit M. Mostofizadeh

    10.09.2010
    Ab 19.00 Uhr

    Sprache: deutsch

    Ort: Unterdorfstr 19A 45143 Essen

    M. Mostofizadeh
    Landtagsabg. GRÜNEN,
    Stellv. Fraktions-vorsitzender EVR