Informationen zum Thema Übergang Kita – Schule hält der Deutsche Bildungsserver bereit:
Portal der Bertelsmann-Stiftung zu diesem Themenfeld:
Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF):
Portal Rucksack und Griffbereit der RAA:
FOTO: PICTURE-ALLIANCE / APA/ANDREAS P/PICTUREDESK.COM
Der türkische Minister Egemen Bagis fordert Migranten unter anderem auf, Deutsch zu lernen
FACHKRÄFTE-MANGEL
Türkischer Minister ruft Türken zu Integration auf
Europaminister Bagis fordert von seinen Landsleuten den Willen zur Integration. In Berlin streitet die Regierung weiter über Zuwanderung.
Der türkische Europaminister Egemen Bagis hat seine Landsleute und die türkischstämmigen Deutschen zu einer besseren Integration aufgerufen. In der „Bild“-Zeitung forderte Bagis, die deutsche Sprache zu lernen und sich den Sitten und Gebräuchen des Gastlandes anzupassen.
Es gehe nicht darum, die eigene Kultur aufzugeben, sondern sich als „Botschafter der Türkei“ zu verstehen. Der Minister betonte, die türkische Regierung stehe voll und ganz hinter der Idee der Integration – so wie sie für eine Aufnahme der Türkei in die EU sei.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, plädierte für eine engere arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit mit der Türkei. Diese sei auf längere Sicht ein gutes Partnerland für einen flexiblen Arbeitsmarkt, sagte Zimmermann dem „Hamburger Abendblatt“. Er bezeichnete es als „schweres Missverständnis“ zu glauben, Türken und Araber seien für den deutschen Arbeitsmarkt weniger tauglich.
Zimmermann widersprach damit CSU-Chef Horst Seehofer. Dieser hatte es als offenkundig bezeichnet, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt für Fachkräfte schwerer täten.
Nach den Äußerungen von Seehofer zur Zuwanderung streitet auch die schwarz-gelbe Koalition über Strategien gegen den Fachkräfte-Mangel. „Wir benötigen nicht weniger, sondern erheblich mehr gesteuerte Zuwanderung“, sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, der „Passauer Neuen Presse“. „Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe muss endlich ernstgenommen werden.“
Der FDP-Politiker fügte hinzu, es müsse zwar auch alles daran gesetzt werden, „jedem Langzeitarbeitslosen eine Perspektive zu geben“. Aber nicht jede freie Ingenieurstelle könne mit einem deutschen Arbeitslosen besetzt werden. Er forderte daher eine „sehr viel stärkere Willkommensstruktur“.
Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), unterstützte seinen Parteichef und wandte sich gegen Forderungen nach weiterer Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten. „Wir brauchen die klügsten Köpfe und bekommen Analphabeten“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die derzeitige Lage. Das müsse sich ändern.
Uhl wies darauf hin, dass kommendes Jahr ab dem 1. Mai 70 Millionen Menschen aus den Beitrittsländern Osteuropas Niederlassungsfreiheit in der EU genössen, davon 38 Millionen im erwerbsfähigen Alter. „Wie viele davon Gebrauch machen, weiß im Moment kein Mensch. Bevor wir aber noch weitere Menschen aus fremden Kulturkreisen zu uns holen, sollte man diese legale Völkerwanderung abwarten“, forderte der CSU-Politiker.
Der Integrationsbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Stefan Müller, sieht vor allem bei Zuwanderern aus der Türkei deutliche Integrationsprobleme. „In der Tat sind relativ gesehen Muslime, vor allem türkische Muslime, schlechter integriert als andere“, sagte der Geschäftsführer der CSU im Bundestag in Berlin.
Türkische Zuwanderer schnitten bei der Schulbildung nicht nur im Vergleich zu Migranten aus Südeuropa und zu Aussiedlern relativ schlecht ab, sondern auch im Vergleich zu Zuwanderern aus anderen muslimischen Herkunftsländern. Müller beruft sich dabei auf eine Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
AFP/dpa/Reuters/tma/mbd
„Schule muss immer integrieren“: Deutschlehrer Frank Müller im Unterricht am Privatgymnasium des Vereins für Integration und Bildung (VIB) in Hannover. Foto: dpa
Datum: 12.10.2010 Kinder fördern: Seit drei Jahren gibt es in Hannover ein türkisches Privatgymnasium
Deutsche Sprache ist Pflicht
Hannover. Auf den ersten Blick scheint es paradox: Damit ihre Kinder besser Anschluss finden in Deutschland, haben Türken in Hannover ein eigenes Gymnasium gegründet, in dem sie weitgehend unter sich sind. Die Integration gelinge besser bei einer gezielten Förderung der Nachwuchsgeneration, ist das Konzept. Die Sprache sei ein wichtiger Schritt zur Integration, sind sich die Lehrer einig, die Migranten müssten allerdings auch angenommen werden und eine Chance erhalten.
Am Anfang der Privatschule stand der Verein für Integration und Bildung (VIB), der türkischstämmigen Kindern seit 15 Jahren Nachhilfe gibt. Schließlich kam der Wunsch nach einer Schule, vor drei Jahren startete das Gymnasium. Es steht Schülern sämtlicher Herkunft offen, 80 Prozent der Schüler aber haben ausländische Wurzeln, zwei Drittel davon in der Türkei.
„Wir wissen, dass gute Bildung das Leben einfach macht. Wir haben uns gewünscht, dass Kinder mit und ohne Migrationshintergrund die selben Chancen erlangen“, meint Schulverwaltungsleiter Rakip Dumlu. Deshalb habe er auch die Schule mitgegründet. Von den 31 Lehrern haben nur zwei türkische Wurzeln.
Die Schule sieht von außen aus wie jedes andere Schulgebäude: graue Fassade und jede Menge Fenster. Vergeblich sucht man eine Büste des Gründers der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk, die in der Regel in jeder Schule in der Türkei steht. Plakate informieren über Freizeitangebote, auf deutsch. Die Zahl der muslimischen Kinder liegt zwar bei rund 70 Prozent. Dennoch gibt es keinen islamischen Religionsunterricht. Nur wenige Mädchen tragen ein Kopftuch.
Jörg Steidl ist Mathematiklehrer am deutsch-türkischen Gymnasium. Integration sei schulintern kein Thema, meint er. „Ein Umfeld, in das sich die Schüler integrieren müssen, gibt es nicht.“ Die Schüler müssten sich indes an eine klare Regel halten: In der Schule muss Deutsch gesprochen werden – auch auf dem Pausenhof. In der deutschen Alltagssprache seien die Kinder fit und versiert. „Aber es ist viel zu wenig für das heutige Gymnasium. Wir müssen im naturwissenschaftlichen Unterricht ein ausgesprochenes Sprachtraining machen.“
„Hauptsache, sie sind fair“
Kamil, Bera und Samara sind 14 Jahre alt und besuchen die neunte Klasse. Ihre Eltern stammen aus der Türkei und Spanien. Kamil ist in dieser Schule, weil er seiner Meinung nach in einer staatlichen Schule weniger gefördert würde. „Wir haben Nachmittagsunterricht, die Lehrer helfen uns“, sagt der 14-Jährige, der Arzt werden will. Ob ein russischer, deutscher oder türkischer Lehrer sie unterrichte, sei egal, meint Bera. „Hauptsache, sie sind fair zu den ausländische Schüler. Hier wird man gefordert und gefördert.“
Einer der Lehrer, der die Schüler fordert, ist Frank Müller. Er unterrichtet Deutsch sowie Werte und Normen. „Integration ist etwas, was die Schule immer bewerkstelligen muss“, sagt der 48-Jährige. Die Schule müsse immer versuchen, Kinder in die Gesellschaft zu integrieren. Voraussetzung für eine Integration sei es, die Sprache zu beherrschen. „Für mich ist Integration dann gelungen, wenn man sich gegenseitig befruchtet, kooperiert und bessert.“ (lni)
Von Güngör Öztürker
Sie vermitteln bei kulturellen Konflikten, helfen bei Behördengängen, schlichten beim Ehestreit: Muslimische Geistliche sind Alltagsmanager und Seelsorger zugleich. Die Universität Osnabrück bietet nun die ersten Fortbildungsseminare für Imame an. Der Andrang auf die Studienplätze ist groß.
Berlin – „Der Islam ist Teil Deutschlands“, sagte 2006 der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU).
„Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“, sagte Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Rede zu den Feiern zur Deutschen Einheit vor vier Tagen. Plötzlich ist die Empörung riesig.
Unionspolitiker warnen davor, den Islam mit Christen- und Judentum gleichzusetzen. Doch parallel zur aufgeregten politischen Debatte werden in Deutschland erste Fakten geschaffen, die den demokratischen Islam in Deutschland verankern sollen: Erstmals in der Geschichte werden von Beginn nächster Woche an Imame an einer deutschen Universität weitergebildet. Um das Projekt wurde politisch lange gerungen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kämpfte seit Jahren für das Vorhaben in seinem Bundesland.
Das Signal, das jetzt von Osnabrück ausgeht, könnte wichtiger kaum sein: Der deutsche Staat schafft sich einen Ansprechpartner im Dialog mit dem Islam, Imame werden über staatliche Einrichtungen weitergebildet.
Und das Projekt ist dringend notwendig: Tatsächlich sprechen viele der fast 2000 Imame, die hierzulande predigen, kaum Deutsch. Sie bleiben nur wenige Jahre im Land, kehren dann in ihre Heimat, etwa in die Türkei zurück. Sie selbst sind nicht integriert – und sie verhindern als religiöse und gesellschaftliche Autoritäten damit die Integration ihrer Gemeindemitglieder.
Das Pilotprojekt in Osnabrück ist ein Rezept genau gegen diese Probleme – und der Run auf das Weiterbildungsprogramm ist groß.
Fast hundert Imame und religiöse Betreuer – also etwa ehrenamtliche Gemeindehelfer, die in Moscheegemeinden in Deutschland arbeiten – hatten Interesse an der Ausbildung. Die Universität hat für die einjährige Weiterbildung aber nur 30 Plätze. Unter den studierenden Imamen und Seelsorgern sind jetzt Männer und Frauen aus Bosnien, aus arabischen Ländern, aus der Türkei.
In Blockseminaren werden sie vom 11. Oktober an unterrichtet in Religionspädagogik, Gemeindepädagogik, und darin geschult, wie sie religiöse Inhalte alltagstauglich mit den Lebenswelten von muslimischen Kindern und Jugendlichen in Verbindung bringen. Wie können sie vermitteln, wenn Eltern ihre Kinder nicht mit auf Klassenfahrten lassen wollen? Wie beraten sie Muslime, deren Partner einer anderen Religion angehört? „Es geht auch um den Respekt für andere Religionen, darum, dass Prediger etwa klarmachen, dass auch Christen und Juden gläubig sind“, sagt Rauf Ceylan, Professor für islamische Religionspädagogik in Osnabrück.
Es wird fachliche Seminare über die anderen Weltreligionen geben – damit die ehrenamtlichen Gemeindehelfer dialogfähig mit anderen Glaubensgemeinschaften sind. „Wir müssen kompetente muslimische Gesprächspartner schaffen“, so Professor Ceylan.
Außerdem gehe es bei der universitären Weiterbildung auch um detaillierte Kenntnisse des deutschen Rechtsstaates und um die europäische Aufklärung, erklärt Ceylan. Mit den Wissenschaftlern gehen die Imame auf Exkursionen: Auf dem Programm steht der Besuch einer KZ-Gedenkstätte, eine Visite im Bundestag in Berlin. „Natürlich erreichen wir damit nur die ohnehin demokratisch eingestellten Imame in Deutschland – aber auch von denen haben viele kein Handwerkszeug, wie sie religiöse Inhalte zeitgemäß vermitteln, wie sie mit Konflikten der multikulturellen Gesellschaft umgehen“, so Ceylan.
Professor Ceylan: „Wir brauchen einen fundierten Disput“
Für Niedersachsens türkischstämmige Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) ist ein Imam nicht nur traditioneller Vorbeter. „Er wird gerufen, um Eheprobleme zu schlichten oder um bei Behördengängen zu helfen. Oft ist er auch für Erziehungsfragen zuständig“, sagte Özkan SPIEGEL ONLINE. Durch ihre besondere Schlüsselposition könnten Imame zu „Motoren der Integration“ werden und eine wichtige Rolle beim interreligiösen Dialog spielen. „Damit die Imame diese vielfältigen Aufgaben – auch mit Blick auf eine gelingende Integration – erfüllen können, ist eine gezielte Weiterbildung der Imame vor Ort in Deutschland der richtige Weg“, sagt die CDU-Politikerin.
„Die universitäre Weiterbildung von Imamen ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Normalität. Der Islam wird so immer mehr heimisch in Deutschland“, sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek.
Osnabrück ist der erste Standort dieser universitären Lehre für Imame in Deutschland – ab nächstem oder übernächstem Jahr soll es auch in Tübingen ein ähnliches Programm geben. Das verkündete Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) am Dienstag.
Für Professor Ceylan ist das Weiterbildungsprojekt seiner Universität aber nur „eine kleine Lösung“. Das Ziel sei die grundsätzliche Ausbildung von Imamen an deutschen Hochschulen – von null an. Dazu muss es mehr Institute für islamische Theologie an deutschen Unis geben, wie es jetzt in Tübingen geplant ist.
„Denn wir brauchen dringend wissenschaftlichen Nachwuchs. Anders können wir keinen fundierten Disput hier in Deutschland über den Islam führen – und dann bekommen wir auch keinen europäisch geprägten Islam“, so Ceylan.
Schon jetzt hat das Vorhaben aus Osnabrück weltweit Aufsehen erregt. Zu einer Diskussionsveranstaltung an der Universität am Donnerstag kommt auch einer der weltweit bedeutendsten liberalen islamischen Gelehrten: Ahmad Mustofa Bisri vom größten Islamverband der Welt aus Indonesien.
Premierenfeier: „Jaffa-the Orange´s Clockwork“
10 Oktober 2010
um 19:00 im Filmforum
im Museum Ludwig/Köln
Wer kennt sie nicht, die Jaffa-Orange? Seit Jahrzehnten ist sie lecker, gesund und weltberühmt. Selbst Stars wie Ingrid Bergman und Louis Armstrong posierten für sie – „Jaffa“ war die Coca-Cola der Fruchtsäfte. Die Geschichte der Hafenstadt Jaffa, deren Rumpf heute ein Stadtteil von Tel Aviv ist, ist Jahrtausende alt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine der lebendigsten und kosmopolitischsten Städte des Nahen Ostens – kulturell, ökonomisch und politisch. In ihrem Umland wurden über Jahrhunderte Orangen kultiviert, der Export der palästinensischen „Jaffa-Oranges“ durch den Hafen gewährleistet.
Anhand von einzigartigem Archivmaterial, Zeitzeugeninterviews und Expertengesprächen spürt Regisseur Eyal Sivan der Orangen-Marke nach und schreibt eine Geschichte jenseits nationalistischer Historiographie.
IL/ D/ F/ B2009, 88 Min, hebr./arab./engl./franz. mit dt. UT, Regie: Eyal Sivan, (Redaktion im WDR: Jutta Krug)
Seit über 20 Jahren setzt sich der Regisseur Eyal Sivan in seinen Filmen mit verschiedenen Spielarten politischer Gewalt und kollektiver Erinnerung auseinander. Er verweigert sich dabei nationalistischen Narrativen und legt das Augenmerk häufig auf Täterschaft und Mitläufertum, sei es in seinen Arbeiten über Wirkungen des Zionismus oder die Auseinandersetzungen mit den Genoziden in Afrika, mit Überwachungsmaterialien der Stasi oder seinem bahnbrechenden Werk EIN SPEZIALIST – PORTRAIT EINES MODERNEN MÖRDERS (1999), das Pate für zahlreiche Filme über Kriegsverbrechertribunale gestanden hat und steht.
Im Anschluß Filmgespräch mit Eyal Sivan (Moderation: Irit Neidhardt) und Umtrunk auf Einladung des WDR
Eine Veranstaltung von mec film und WDR
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Irit Neidhardt
mec film (middle eastern cinemas)
Gabriel-Max-Str. 16
10245 Berlin
Germany
T 49-(0)30-66766700
F 49-(0)30-66766699
PRESSEMITTEILUNG Feier der Religionen 2010: ma(h)l-zeit!
Mülheim an der Ruhr, 5. Oktober 2010
Am kommenden Sonntag, den 10. Oktober 2010, enden die Interkulturelle Wochen in Mülheim an der Ruhr.
Als Abschlussveranstaltung findet an diesem Tag eine FEIER DER RELIGIONEN statt. In diesem Jahr ist diese im Evangelischen Gemeindezentrum Dorfkirche auf der Holunderstraße 5 zu Gast.
Das Mülheimer Bündnis der Religionen/Glaubensgemeinschaften für Frieden richtet bereits zum dritten Mal eine FEIER DER RELIGIONEN aus und lädt alle interessierten Mülheimerinnen und Mülheimer dazu ein. In diesem Jahr lautet das Motto ma(hl)-zeit und beschäftigt sich mit den verschiedenen rituellen Speisen in den einzelnen Religionen und Glaubensgemeinschaften. Sie werden vorgestellt, erklärt – und dem Publikum zum probieren gegeben. Dazu reicht Friedenskoch Jalil Schwarz Mokka aus Jerusalem.
Der Weg zum Frieden nimmt Zeit in Anspruch – auch dies wird während der FEIER DER RELIGIONEN thematisiert. Und im Anschluss an das offizielle Programm nehmen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Religionen und Glaubensgemeinschaften Zeit, sich mit den Gästen gemütlich bei Kaffee und Kuchen über Religionen, rituelle Speisen und Wege zum Frieden auszutauschen. Die Teilnahme ist kostenfrei, es wird jedoch um eine Spende für das Projekt „Interreligiöser Kindergarten Neve Schalom/Wahat-alSalam“ (Oase des Friedens) gebeten.
Es beteiligen sich daran die Katholische Kirche Mülheim an der Ruhr, der Evangelische Kirchenkreis Mülheim an der Ruhr, die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr- Oberhausen, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Islamischen Gemeinden Mülheim an der Ruhr, die Bahai-Gemeinde Mülheim an der Ruhr und die Alevitischen Gemeinde Mülheim.
Pressekontakt:
Michael Rubinstein
Sprecher des Mülheimer Bündnis der Religionen/Glaubensgemeinschaften für Frieden c/o Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen
Springwall 16
47051 Duisburg
Telefon: 0203/298 30 76
Email: rubinstein@jgduisburg.de
In diesem Jahr reist das Ankara Staatsballett erstmals nach Dortmund.
Das Musical “Harem”, welches von der staatlichen Oper und Ballett anlässlich der Feierlichkeiten zum 700jährigen Bestehen des osmanischen Reiches kreiert wurde, kombiniert die osmanische Volksmusik mit den visuellen Gestaltungsmitteln des modernen Ausdruckstanzes.
Die Intrigen, Querelen, und Machtkämpfe junger Frauen, die als Rivalinnen in einem Harem an einem ottomanischen Palast leben, werden in einer atemberaubenden Handlung auf der Bühnen reflektiert.
Schon in ihrem Heimatland präsentierte die Ballettcompagnie der Staatsoper Ankara mit dem Ballett „Harem” eine faszinierende, mitreißende Choreografie, in der Elemente der traditionellen volkstümlichen Kultur der Türkei eingeflochten sind. Im Rahmen des 49. Internationalen Festivals in Bursa begeisterte die Aufführung 1.800 Ballettfreunde im Kultur- und Kongreßzentrum “Atatürk”.
Begleitet von einem live spielenden Orchester, spiegelte die mitreißende Tanzaufführung mit farbenprächtigen Kostümen und authentischer Bühnenausstattung, Motive der uralten überlieferten osmanischen Kultur und Volksmusik mit den Mitteln der hohen Schule des klassischen Balletts und des modernen Ausdruckstanzes wieder und zog die sachkundigen Ballettfans in ihren Bann.
Die eleganten, anmutigen Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer wurden zu einem Fest der visuellen Körpersprache.
Montag, der 18.10.2010
Opernhaus Dortmund 19.30 Uhr
Veranstalter: Theater Dortmund & Berin Art Management
Geboren in Istanbul, arbeitet Timurtas Onan seit mehr als 18 Jahren als Fotograf und Künstler und erhielt seither über 40 Auszeichnungen für sein künstlerisches Werk. In seinen Fotografien von Beyoglu, dem „europäischsten“ Stadtteil Istanbuls, treten die traditionellen Symbole und Postkartenmotive in den Hintergrund und tauschen den Platz mit den Menschen der Stadt. Sie erzählen die Geschichte dieser Menschen, bescheiden, unprätentiös, ohne Pose. Wie die Tauben, die oft in seinen Fotos zu sehen sind, durchstreift Onan die Stadt und mischt sich unter die Passanten, deren Leben und Treiben er einfängt. Man kann beinahe hören, wie er vor sich hinpfeift, während er auf dem Weg ist …
Die Ausstellung – kuratiert von Beste Gürsu – ist eine Kooperation mit dem Kulturbüro Beyoglu und eine Referenz an die Kulturhauptstadt Istanbul 2010.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Lagebericht der Integrationsbeauftragten ist zwar erneut ein profundes Nachschlagewerk, aber man fragt sich auch: Wie will die Bundesregierung die dargestellten Probleme lösen? Wofür steht diese Bundesregierung überhaupt? Diese Fragen drängen sich auf, auch und gerade nach der inzwischen fünfjährigen Amtszeit von Frau Dr. Böhmer. Das Fehlen notwendiger Schlussfolgerungen aus ihrem Lagebericht ist Ausdruck der Ideen- und Konzeptlosigkeit dieser Bundesregierung.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich Frau Dr. Böhmer nicht als Fürsprecherin von Migrantinnen und Migranten versteht, sondern vielmehr als Sprachrohr der konservativen Regierung. Besonders deutlich wird dies daran, dass gleichzeitig zu der anhaltenden Debatte über vermeintliche Integrationsverweigerer Kürzungen bei den Integrationskursen vorgenommen werden. Im Laufe dieses Jahres hat die Bundesregierung erhebliche Kürzungen bei den Integrationskursen durchgeführt. So wurde insbesondere die Kurszulassung von freiwilligen Teilnehmern eingeschränkt, was dazu führt, dass bereits heute 9 000 hochmotivierte Einwanderinnen und Einwanderer auf einen Kursplatz warten müssen. Bis zum Jahresende wird wegen der Einsparmaßnahmen der Bundesregierung voraussichtlich sogar 20 000 integrationswilligen Personen der Besuch von Deutschkursen verwehrt. Was haben Unionspolitiker dagegen getan? Gar nichts! Sie haben nichts Besseres zu tun, als aufgeregt über weitere Verschärfungen zu reden. Das ist ein falscher Weg. Das ist ein Irrweg. Das ist unverantwortlich.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Erstens wissen wir überhaupt nicht, wie viele Integrationsverweigerer es tatsächlich gibt. Nur 40 Prozent der Einwanderer sind zur Teilnahme verpflichtet; 60 Prozent besuchen die Integrationskurse freiwillig. Wie viele Einwanderer sich ihrer Teilnahmepflicht aus welchen Gründen entziehen, wird überhaupt nicht erfasst. Auf meine schriftliche Frage, wie die Zahl von 10 bis 15 Prozent Integrationsverweigerer ermittelt wurde, bekam ich eine hilflos zusammengewürfelte Antwort mit Verweis auf verschiedenste Studien, die diese Aussage allerdings überhaupt nicht stützten. Die Studien sagen nichts über den Integrationswillen von Einwanderern aus und beziehen sich überhaupt nur auf bestimmte Teile der Einwanderer.
Zweitens gibt es bereits eine Reihe von Sanktionsmöglichkeiten. Sie reichen von Bußgeld über die Streichung von Sozialhilfe bis hin zur Ausweisung.
Solange die Zahl der Integrationsverweigerer unbekannt ist und die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten angeblich nicht genutzt werden, ist die Forderung nach weiteren Verschärfungen völlig absurd und mehr als ärgerlich. Denn die unseriösen Aussagen über integrationsunwillige Migranten prägen zu Unrecht ein negatives Bild von Einwanderinnen und Einwanderern. Das darf nicht sein. Unsere Mitmenschen haben das nicht verdient, meine Damen und Herren!
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Nach jüngsten Umfragen haben 68 Prozent aller deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit unseren Migranten positive persönliche Erfahrungen gemacht. Das ist der beste Beweis dafür, dass entsprechende Phantomdebatten nur unserem Zusammenhalt schaden und das Klima vergiften können. Sie bringen nichts. Deshalb müssen wir diese Debatten wirklich unterlassen.
Auch in anderen Bereichen wie der Einbürgerung und der Bildung, dem Kernstück einer erfolgreichen Integrationspolitik, offenbart der Lagebericht den Reformunwillen der Bundesregierung und die Untätigkeit der Integrationsbeauftragten. Die ohnehin niedrigen Einbürgerungszahlen sind seit 2004 um rund ein Fünftel eingebrochen. In Ihrem Lagebericht findet sich kein Wort dazu, inwiefern das Ausklammern des Themas Einbürgerung bei den Integrationsgipfeln, die Verschärfung bei den Einbürgerungsmöglichkeiten oder das ideologische Festhalten an der Vermeidung der Mehrstaatigkeit zu dieser Entwicklung beigetragen haben, und kein Vorschlag dazu, wie die Integrationsbeauftragte gegensteuern möchte. Keine Meinung, keine Ahnung, kein Konzept – so sieht es aus!
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Der Lagebericht enthält auch keine Vorschläge zu Strukturänderungen und keine Empfehlungen an die Bundesländer für den Bildungsbereich. Nach wie vor verlassen Jugendliche mit Migrationshintergrund die Schule annähernd doppelt so häufig ohne Abschluss wie die ohne Migrationshintergrund. Was sind also die Versprechungen der Bundesregierung auf den diversen Integrations- und Bildungsgipfeln wert?
Wir brauchen ein neues Bildungssystem, das Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft dabei fördert, die Schule bis zum Abitur zu besuchen. Das Dreiklassenschulsystem aus dem 19. Jahrhundert bewirkt mit seiner sozialen Selektion genau das Gegenteil. Neunjährige Kinder haben Zukunftsängste, weil sie nicht wissen, bei welcher Schulart sie landen. Wenn sie auf der Hauptschule landen, wissen sie, dass sie auf das Abstellgleis gestellt worden sind. Das kann nicht die Zukunft unserer Republik sein. Wir müssen dieses Schulsystem reformieren.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Wer sich jedoch wie die Bundesregierung hartnäckig weigert, hier ein Problem der strukturellen Diskriminierung zu erkennen, ist auch nicht in der Lage, adäquate Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Sehr geehrte Frau Böhmer, es ist nicht sachgemäß, die Integration auf Sprachkenntnisse zu reduzieren. Integration ist Teilhabe. Wir müssen erklären, was wir mit den jungen Menschen machen, die bereits sehr gut Deutsch können. Die Migrantenkinder der dritten Generation haben ein Studium an einer der Universitäten dieses Landes absolviert, sind aber oft nur gut genug, um Taxi zu fahren.
Wir müssen erklären, warum in unserem öffentlichen Dienst so wenige Migrantenkinder beschäftigt sind. Die größte Parallelgesellschaft in unserem Land ist der öffentliche Dienst; das muss sich ändern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Frau Dr. Böhmer hat zwar eine Migrantenquote von 20 Prozent im öffentlichen Dienst gefordert; aber ihren schönen Worten folgen keine Taten.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege, bitte werfen Sie einen Blick auf die Uhr.
Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Gerne. Die populistischen Grabenkämpfe zwischen „uns“ und „denen“ helfen uns wirklich nicht; eine Stigmatisierung ist nicht hilfreich. Deshalb meine ich: Wir müssen ein Wirgefühl entwickeln. Dies ist unser Land; wir Einwanderer und unsere Nachkommen lieben unser Land Deutschland. Wir werden unsere freiheitliche demokratische Grundordnung mit verteidigen. Wir werden unser Land Hand in Hand zu einem besseren Deutschland machen, in einem besseren Europa und einer besseren, friedlicheren Welt; das ist unser Anspruch, unser Traum.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Stellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft und benachbarter akademischer Disziplinen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
viele von Ihnen werden in den vergangenen Monaten die Diskussionen über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Einführung eines Faches „Islamische Studien“ an deutschen Universitäten verfolgt haben. Die Langversion der WR-Empfehlungen ist hier zugänglich:
ein von Patrick Franke verfaßtes ausführliches Positionspapier finden Sie hier:
Beim Orientalistentag in Marburg wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion verschiedene Kritikpunkte an diesen Empfehlungen aus Sicht der Islamwissenschaft artikuliert. Die im Zuge dessen angekündigte Stellungnahme von Fachvertretern und -vertreterinnen liegt nunmehr in einer überarbeiteten Form vor. Wir möchten Sie bitten, uns möglichst schnell (nicht später als bis zum 15. Oktober) Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge zukommen zu lassen. Diese werden wir, so weit wie möglich, einarbeiten, um dann in einem zweiten Durchlauf die Namen all derer einzusammeln, die bereit sind, den Aufruf öffentlich zu unterstützen. Die endgültige Version mitsamt Namensliste soll dann an politische Entscheidungsgremien (sprich: die zuständigen Kultusministerien), Universitätsleitungen sowie als Presseerklärung (möglichst im Namen der DAVO und der DMG) verschickt werden. Bitte beachten Sie, daß der Text unbedingt auf eine Seite beschränkt bleiben soll, weil im Zweifelsfalle kein Politiker mehr als eben diese eine Seite lesen wird.
Wir hoffen auf möglichst zahlreiche Anregungen.
Mit besten Grüßen
PD Dr. Rainer Brunner
Prof. Dr. Heidrun Eichner
Prof. Dr. Patrick Franke Prof. Dr. Ulrike Freitag
Prof. Dr. Stefan Reichmuth
Stellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft und benachbarter akademischer Disziplinen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010
Am 29. Januar 2010 veröffentlichte der Wissenschaftsrat (WR) seine „Empfehlungen zur Weiter-entwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“. Darin wurde unter anderem die Einrichtung eines bekenntnisorientierten Faches namens „Islamische Studien“ an mehreren deutschen Universitäten gefordert, um künftig unter staatlicher Aufsicht die Ausbildung von zukünftigen Lehrern für Islamischen Religionsunterricht, aber auch von Ima-men und Sozialarbeitern zu gewährleisten.
Mit Blick auf die andauernde Integrationsdebatte mag ein solcher Schritt prinzipiell bedenkenswert und sinnvoll sein. Aus der Perspektive derjenigen akademischen Fächer, die sich bislang der wis-senschaftlichen Erforschung des Islams als Religion und Kultur gewidmet haben, insbesondere der Islamwissenschaft, können mehrere zentrale Punkte dieser Empfehlungen jedoch nicht widerspruchslos hingenommen werden.
1. Die Benennung des neuen Faches als „Islamische Studien“ ist in hohem Maße irreführend, denn dadurch verschwimmen in bedenklicher Weise die Grenzen zur Islamwissenschaft in ihrer heutigen Form. Das vom WR geforderte Fach ist bekenntnisgebunden und muss als das benannt werden, was es dem Inhalt nach ist: Islamische Theologie. So wird es auch in den Empfehlungen der 1. Islam-konferenz (25. Juni 2009) bezeichnet, offenkundig mit Zustimmung der muslimischen Vertreter. Die Argumente, die der WR gegen eine derartige Namensgebung anführt, sind nicht stichhaltig. Die Islamwissenschaft ist dagegen ein bekenntnisneutrales Fach, dessen Erkenntnisinteresse sich über den Islam als theologisches Normensystem hinaus in thematisch breiter Ausdifferenzierung auf die Geschichte und Kultur muslimischer Gesellschaften in Vergangenheit und Gegenwart erstreckt. Die Einführung einer islamischen Theologie darf nicht zu Lasten der Islamwissenschaft gehen und die grundsätzlichen Unterschiede zwischen beiden Fächern verwischen.
2. Als bekenntnisgebundene Theologie muss das Fach in einem entsprechenden institutionellen Kontext verankert werden. Das kann an einer religionspluralen allgemeinen Theologischen Fakultät geschehen oder an einer eigens einzurichtenden Fakultät für Islamische Theologie, ersatzweise auch an Zentren, die direkt der jeweiligen Universitätsleitung unterstellt sind. Die vom WR geforderte Ansiedlung an Philosophischen oder Kulturwissenschaftlichen Fakultäten stellt dagegen einen Ein-griff in deren wissenschaftliches Selbstverständnis dar und erscheint uns auch deshalb abwegig, weil die für das Fach neu zu schaffende Promotion eine theologische sein muss.
3. Zusammensetzung, Rolle und Kompetenzen der vom WR vorgeschlagenen muslimischen Beiräte müssen weitaus genauer definiert werden, als das bislang der Fall ist. Das gilt vor allem in Anbetracht des Fehlens historisch gewachsener staatskirchenrechtlicher Vereinbarungen zwischen der Religionsgemeinschaft und dem Staat. Die weitreichenden Mitspracherechte bei der Stellenbesetzung, die den Beiräten zugestanden werden (faktisch denen der christlichen Kirchen entsprechend), stellen grundsätzlich einen Eingriff in die Autonomie der Universität dar. In der vorliegenden unklaren Form ist dies völlig inakzeptabel. Der Fall Kalisch in Münster sollte allen eindringlich vor Augen geführt haben, was bei einer derart ungeregelten Vorgehensweise passieren kann. Überdies erscheint die auch vom WR für die Beiräte geforderte islamisch-theologische Kompetenz bisher in keiner Weise gewährleistet.
4. Nicht zuletzt fordern wir eine größere Transparenz sowohl im Hinblick auf die Empfehlungen des WR selbst als auch auf deren Umsetzung durch Politik und Universitätsleitungen. Wer entscheidet aufgrund welcher Kriterien, welche Standorte schließlich ausgewählt werden? Der Wettlauf, den sich mehrere Universitäten derzeit um die vom Bund in Aussicht gestellten Mittel liefern, muß nach klar nachvollziehbaren Regeln entschieden werden. Die akademische – nicht minder aber auch die steuerzahlende – Öffentlichkeit darf bei einem Verfahren mit derart weitreichenden Konsequenzen nicht einfach übergangen werden.
Erschütternde Dokumente und eine Ausstellungs-Gestaltung auf hohem Niveau.
Foto: dpa
Von Kurt Wernicke 07.10.2010
Der Dünkel der »Herrenmenschen«
»Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg« – eine neue große Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin
Das Jüdische Museum Berlin eröffnete kürzlich eine Sonderausstellung – es geht um die brutale Ausbeutung der in der NS-Zeit offiziell »Fremdarbeiter« genannten ausländischen Arbeitskräfte, um die bis zu 20 Millionen Menschen, die der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft im Zweiten Weltkrieg dienstbar sein mussten.
Eröffnet wurde die Exposition kurz vor dem 20. Jahrestag der deutschen Vereinigung, Wo liegt die Verquickung dieses Themas mit dem 20. Jahrestag der deutschen Vereinigung?
Nun, die Antwort findet sich im Londoner Schuldenabkommen von 1953, welches die Bundesrepublik als Vorbedingung für die in Aussicht gestellte Souveränität nach Beitritt zur NATO zu unterzeichnen hatte. Darin war die Forderung nach Entschädigungen für von deutscher Seite 1939 bis 1945 angerichtete Schäden fixiert worden. Angesichts der damals anstehenden westdeutschen Finanzanstrengungen im Zusammenhang mit der Wiederbewaffnung wurde dies jedoch erst einmal bis zum Abschluss eines künftigen Friedensvertrages auf Eis gelegt.
Um jene Klausel wissend, unternahmen die Vertreter der Kohl-Regierung 1990 alles erdenklich Mögliche, den Zwei-plus-Vier-Prozess nicht in einen Friedensvertrag münden zu lassen – bekanntlich mit Erfolg. Aber es gab in der Welt mithin Kräfte, die sich der Forderung von 1953 gut zu entsinnen vermochten und dem vereinten Deutschland die Erinnerung an die millionenfach angeeignete Sklavenarbeit ins Gedächtnis zwangen – verbunden mit der Frage, wie man sich einer Nachzahlung für die einst umsonst oder zu Niedrigstlöhnen schuftenden Zwangsarbeiter zu stellen gedenke.
Es bedurfte langer Auseinandersetzungen und erheblichen moralischen (und wohl auch diplomatischen) Drucks aus dem Ausland, ehe im Jahre 2000 das Problem der Entschädigung von Millionen Arbeitskräften eine Lösung erfuhr: eine Stiftung, deren Kapital im Umfang von 5,2 Milliarden Euro teils vom Bund, teils von der deutschen Wirtschaft aufgebracht wurde.
Diese in Berlin angesiedelte Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« hat ihr Auszahlungsprogramm an die einstigen Zwangsarbeiter 2007 abgeschlossen, aber in dankenswerter Weise hatten die seinerzeitigen Gründungsväter aus dem Stiftungskapital etwas mehr als 350 Millionen Euro für Fördertätigkeit reserviert. Aus den daraus entspringenden Erträgen finanziert sich die Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit, die sich der Aufklärung über »Zwangsarbeit im NS-Regime« widmet; sie engagiert sich weiterhin für die zum erheblichen Teil bereits greisen Überlebenden und sorgt dafür, dass das Thema nicht in Vergessenheit gerät.
Einen sehr überzeugenden Schritt auf diesem Wege hat sie mit der in ihrem Auftrag von drei Wissenschaftlern der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora in Weimar jahrelang akribisch vorbereiteten Sonderausstellung getan, die sie aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens nun auf 900 Quadratmetern im Jüdischen Museum Berlin der Öffentlichkeit vorstellt.
Zwangsarbeit definiert die Ausstellung als eine Arbeit, die gegen den Willen des Arbeitenden mit außerökonomischem Zwang durchgesetzt wird, und bei welcher der Betroffene keine oder kaum Einflussnahme auf die Rahmenbedingungen seiner Arbeit hat. Beim Einsatz in der deutschen Kriegswirtschaft gab es bezüglich des Umgang mit ausländischen Arbeitskräften erhebliche Differenzierungen. West- und Nordeuropäer, die zum Teil in formaler Freiwilligkeit sich hatten anwerben lassen, genossen bei Unterbringung, Verpflegung, Freizeitgestaltung wie auch am Arbeitsplatz zumeist noch tolerable Verhältnisse. Wer aber »rassisch minderwertig« war, hatte nicht einmal formale Rechte. Das galt für Slawen (Polen, Russen, Serben), bei denen selbst der Unterschied zwischen Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeitern verwischt wurde. Das galt geradezu exzessiv für Juden sowie Sinti und Roma, bei denen letzten Endes immer die »Vernichtung durch Arbeit« auf der Tagesordnung stand.
Dieser Umgang mit »minderwertigem Menschenmaterial« war bereits zwischen 1933 und 1939 angelegt und an jenen beiden Bevölkerungsgruppen brutal exerziert worden, medial begleitet von der Unterstellung, Juden und Zigeuner scheuten prinzipiell vor Arbeit zurück und müssten daher dazu gewzungen werden. Die Ausstellung belegt dies anhand erschütternder Quellen. Die brutale Zwangsrekrutierung war begleitet von Demütigung und Verhöhnung der Opfer, von Schikanen und sadistischen Praktiken.
Die Verschickung polnischer Arbeitskräfte in die personalhungrige deutsche Landwirtschaft löste die erste Welle der Deportationen von Fremdarbeitern aus den okkupierten deutschen Gebieten aus, die bis zum Kriegsende nicht abebbte. 1942 erreichte die millionenfache Verschleppung von Russen und Ukrainern ihren Höhepunkt. Mit dem Antransport von 600 000 italienischen »Militärinternierten« im Herbst 1943 erfuhr die Zwangsrekrutierung eine letzte große Aufstockungswelle.
Dabei gerieten die NS-Strategen in ein Dilemma: Sie erkannten den Personalbedarf, fürchteten aber um das »reinrassige deutsche Blut«, wenn trotz der für die importierten Arbeitskräfte erlassenen scharfen Aufenthalts- und Verhaltensregeln – Fremdarbeiter hatten z. B. nicht am selben Tisch wie Deutsche ihr Essen einzunehmen – sich Intimkontakte ergäben und Folgen haben würden. So wurde die Todesstrafe für minderrassige »Verführer« von Vertreterinnen der »Herrenrasse« verkündet. Die Ausstellung führt etliche Beispiele an, für Exekutionen auf Grund des geringsten Verdachts eines Verstoßes gegen diese Anordnung.
Es gab kaum einen Sektor im agrarischen Bereich, der Bauwirtschaft und der Industrie, in denen den Deutschen nicht Fremdarbeitern begegneten. Selbst in kleinen Handwerksbetrieben und privaten Haushalten mussten sie schuften. Die Ausstellung belegt überzeugend, dass die Mehrheit des deutschen Volkes die Ideologie des »Herrenmenschentum« tief verinnerlicht hatte. Und wo sich zuweilen, dem zuwider, zwischenmenschliche Verhältnisse herauszubilden begannen, fand sich zumeist prompt ein Denunziant. Allerdings übersieht die Ausstellung jene auch vorkommenden, zahlenmäßig durchaus relevanten Beispiele aus Industriebetrieben, wo deutsche Arbeiter dank ihres keineswegs gänzlich verschütteten Klassenbewusstseins kollegiale Verhältnisse mit ihren Zwangsarbeiterkollegen pflegten.
Dass es von der Seite der Zwangsarbeiter Widerstandsaktionen gab, ist unbestritten; es dürfte sich dennoch um Einzelfälle gehandelt haben; die Ausstellung berichtet über zwei konkret. Der Gestapo fiel es schwer, den schmalen Grat zwischen Unfähigkeit und Unlust der Arbeitenden exakt zu definieren. Für Zweifelsfälle wurde mit »Arbeitserziehungslagern« als einer Vorstufe zur Einweisung ins KZ ein willkürlich angewendetes Mittel der Strafe geschaffen.
Die an authentischen Dokumenten reiche Ausstellung bietet mehr als 60 repräsentative Fallgeschichten, individuelle Schicksale, die keinen Besucher ungerührt lassen. Museumsdidaktisch steht diese Dokumentation auf einem geradezu idealtypischen hohen Niveau: Die Themenkomplexe sind durch überdimensionierte Fotoreproduktionen mühelos zu identifizieren; fremdsprachige Originaldokumente werden durch dezent untergebrachte, aber ohne jeden Aufwand zugängliche Übersetzungen verständlich gemacht; vertiefende audio-visuelle Dokumentationen sind mittels leicht handhabbarer Technik abzuberufen. Eine sehr kritische Reflexion der beschämenden langen deutschen Verweigerung einer materiellen Entschädigung der Opfer findet sich gestalterisch verdichtet auf einer langen blanken Betonwand. Anklagende Überschrift: »Deutsche Bürokratie«.
Berlin ist die erste Station dieser Ausstellung, um die sich bereits etliche Städte bewarben. Als nächstes wird sie wahrscheinlich in Warschau gezeigt werden. »Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg«. Jüdisches Museum Berlin; bis 30. Januar 2011. Das umfangreiche Begleitprogramm ist abzurufen im Internet unter ww.jmberlin.de. Katalog (256 S., 19.80 €).Unser Autor Dr. Kurt Wernicke war stellvertretender Generaldirektor des Museums für Deutsche Geschichte in Berlin.
Berlin (dapd). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich erneut in die Debatte über die gewachsene Bedeutung des Islams in Deutschland eingeschaltet: Die CDU-Chefin verwies am Mittwoch in Berlin auf die „prägende Kraft“ der christlich-jüdischen Tradition hierzulande, die „über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende“ zurückreiche.
Merkel reagierte damit auf die Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum Tag der Deutschen Einheit. Inzwischen lebten auch viele Muslime in Deutschland, die ihre Kultur und Religion mitbrächten. Darauf habe Wulff hingewiesen. Doch müsse aus ihrer Sicht zugleich klar sein: „Es gilt das Grundgesetz, und nicht die Scharia.“ Merkel sagte, bei der Gestaltung des Religionsunterrichts für Muslime gebe es noch viel Arbeit: „Wir brauchen Imame, die in Deutschland ausgebildet wurden.“
Zuvor hatte auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe auf die christlichen Wertegrundlagen für Deutschland hingewiesen. Im Mittelpunkt der Debatte steht die These Wulffs, dass der Islam neben dem Christen- und dem Judentum „inzwischen auch zu Deutschland“ gehört. Einer Umfrage zufolge stößt das Staatsoberhaupt mit dieser Äußerung bei zwei Dritteln der Deutschen auf Ablehnung.
Keinen vor den Kopf gestoßen
Von Wilfried Meisen, 05.10.10
Klug und bescheiden hat sich die Kerpener Moschee-Gemeinde beim Umbau ihres Gotteshauses am Stiftsplatz verhalten: das Gotteshaus ist ein Kompromiss, mit dem alle leben können, außer den Liebhabern orientalischer Baukunst.
Anstatt die deutschstämmige Bevölkerung und Nachbarschaft mit Forderungen nach einem Minarett womöglich vor den Kopf zu stoßen und zu spalten, hat sie nur eine wenige Meter hohe Lichtkuppel bauen lassen. Die Moschee ist so von außen kaum zu erkennen, was etwas schade ist: Denn ein bisschen mehr orientalische Baukunst hätte dem ansonsten nicht gerade mit architektonischem Glanz verwöhnten Stiftsplatz gut getan. Wichtiger aber ist, dass sowohl die einheimischen als auch die türkischstämmigen Kerpener mit dem neuen Gebäude am Stiftsplatz leben können und sich keiner zurückgedrängt fühlt. Der Integration kann es nur guttun, wenn es für alle in Kerpen relevanten Religionsgemeinschaften auch repräsentative Gotteshäuser gibt.
Dank einer neu gebauten Lichtkuppel müssen die Moslems in Kerpen nun nicht mehr bei künstlichem Licht beten. (Bild: Meisen)
MOSCHEE
Dank der Kuppel wird es hell
Von Wilfried Meisen, 05.10.10, 10:12h
Die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können.
KERPEN – Auf künstliche Beleuchtung können die Moslems in Kerpen beim traditionellen Freitagsmittagsgebet nun verzichten. Denn die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können. Am Wochenende wurde das Gotteshaus passend zum bundesweiten „Tag der Moscheen“ wieder geöffnet. Zur Feier des Tages war nicht nur die Kerpener Bevölkerung eingeladen. Auch der türkische Generalkonsul Mustafa Kemal Basa, Vertreter des türkischen Religionsverbandes Ditib, der Kirchen, der Stadtverwaltung und der Fraktionen kamen.
Farbenprächtige Mosaike
Bei einem Rundgang konnten sie sich davon überzeugen, wie gut die neue, drei Meter breite Lichtkuppel dem in einem Innenhof liegenden Gotteshaus tut: Die farbenprächtigen orientalischen Mosaike und Teppiche in dem Gebetsraum kommen nun wesentlich besser zur Geltung. Der Raum, wie auch der gleich benachbarte Gebetsraum für Frauen, hat an Schönheit gewonnen.
„Wir haben nun ein Gotteshaus, das man auch vorzeigen kann. Das ist keine Hinterhofmoschee mehr“, freut sich so die Kerpener Muslima Hanim Ezder, die in Köln das Muslimische Familienbildungswerk leitet. „Das ist auch ein Signal an Kerpen: Wir gehören dazu, und wir fühlen uns hier wohl.“
Mit Ansprachen auf Türkisch und Deutsch warben bei der Eröffnungsfeier Vertreter der Kerpener Moscheegemeinde, der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt für die Verständigung zwischen den Religionen und für ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Kerpen. Ditib-Vorsitzender Hüseyin Bagci wies darauf hin, dass die Moschee auch als Begegnungszentrum genutzt werden könne, Iman Cahit Kücükyildiz sah in ihr ein „Zeichen des Friedens“.
Rund 300 000 Euro hat die circa 150 Mitglieder zählende Moschee-Gemeinde in den Umbau des Gotteshauses investiert und dafür Spenden gesammelt. Das vorher von einem Dachdeckerbetrieb genutzte Gebäude war 1982 angemietet und schließlich 1992 gekauft worden.
Nach zweijährigen Verhandlungen mit der Stadt war der Umbau dann genehmigt worden. Den Bau eines Minarettes habe die Moschee-Gemeinde von vorneherein erst gar nicht beantragt, berichtete Sekretär Umit Cavdar, der in Kerpen ein Reisebüro betreibt. Man wolle keine Ablehnung hervorrufen, sondern „in Frieden mit unserer Umgebung leben“. Dass es sich um ein moslemisches Gotteshaus handelt, ist so von außen nur an der Beschilderung und an der kleinen Lichtkuppel zu erkennen, die ein goldener Halbmond ziert.
Wir freuen uns, den nun 3. NRW-Tag der Türkisch-Deutschen Wirtschaftsbegegnung in Köln begehen zu können, der Stadt in der die TD-IHK ihren Hauptsitz hat!
Unsere Veranstaltung, die mittlerweile Tradition hat, findet in diesem Jahr am 12. November 2010 im Rahmen der Thementage „Istanbul 2010 – Ein Jahr Kulturhauptstadt Europas“ statt.
Gemeinsam mit unseren Partnern nehmen wir uns wirtschaftlichen Themen im bilateralen Sinne an. Zu den Themenfeldern gehören „Erneuerbare Energien“, „Automotive“ und „Medien“.
Die Veranstaltung findet im Camphausensaal der IHK Köln statt. www.ihk-koeln.de
Programm
Auf dem Programm stehen beim diesjährigen NRW-Tag der Türkisch-Deutschen Wirtschaftsbegegnung die Themen: Erneuerbare Energien, Automotive und Medien.
Für Einzelheiten können Sie das Programm hier downloaden
Anmeldung
Da wir leider nur begrenztes Kontigent haben, empfehlen wir Ihnen, sich frühzeitig anzumelden. So können wir sicherstellen, dass die Rechnung Sie frühzeitig erreicht. Ihre Teilnahme bestätigen wir Ihnen alsbald nach Zahlungseingang.
Für Mitglieder der TD-IHK beträgt die Teilnahme 50,- € zzgl. MwSt. Für Nichtmitglieder beträgt die Teilnahme 90,- € zzgl. MwSt.
Das Anmeldeformular können Sie hier downloaden.
Aleviten wollen interkulturelle Begegnungen in Hausen
Die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (SUE NRW) fördert seit September 2010 bis August 2011 das Projektkonzept „Interkulturelle Seminare zur nachhaltigen Etablierung einer interkulturellen Begegnungsstätte in Hausen“. Das Projekt wird in Zusammenarbeit des Internationalen Forschungsinstitutes für Wirtschaft, Politik und Bildung e.V. (IFWPB) in Kerpen mit dem Alevitisch-Bektaschitischen Kulturinstitut e.V. (ABK) in Hausen/Wied durchgeführt.
Die erste Auftaktveranstaltung fand mit einem Impulsvortrag der Aleviten/Bektaschiten zum Thema Versöhnung am 18. September 2010 in Hausen/Wied statt.
Unter den etwa 15 Teilnehmern befanden sich auch der Ortsbürgermeister von Hausen (Wied), Karl-Josef Hühner, Schwester Gerlinde Maria vom Franziskanerinnen-Orden in Hausen (Wied), Diakon Hans Gerd Grevelding und Adel Yusuf (Kognition-Emotion e.V.). Eröffnet wurde die Veranstaltung seitens der Vertreterin des ABK e.V., Mehtap Cengiz, und Dr. Askim Müller-Bozkurt, IFWPB e.V. Danach hielt der Referent, Timur Boyraz, eine Präsentation zum Aleviten- und Bektaschitum und ging dabei besonders auf die theoretische und praktische Auffassung von “Versöhnung” ein. Auf die Präsentation folgte eine Diskussionrunde und ein gemeinsames Essen traditioneller türkischer Speisen.
Weitere Informationen und Anmeldung für zukünftige interkulturelle Seminare (kostenfrei) unter: info@ifwpb.eu (www.ifwpb.eu) oder unter abk.enstitusu@gmx.net )
Bundespräsident Christian Wulff (l.) hat den türkischstämmigen Filmregisseur Fatih Akin im Schloss Bellevue am 4. Oktober mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Foto: ddp-Archiv
Reaktionen auf Wulffs Rede
Wie deutsch ist der Islam?
VON REINHOLD MICHELS –
zuletzt aktualisiert: 05.10.2010 – 10:48
(RP)Eine Passage der Feiertags-Rede zur deutschen Einheit von Bundespräsident Christian Wulff löste eine breite Diskussion über Muslime in Deutschland und christliche Tradition aus. Kölns Weihbischof Heiner Koch warnt vor einer intellektuell unredlichen, gleichmacherischen Vermengung der Religionen.
Die zentrale Rede des neuen Bundespräsidenten Christian Wulff zur Deutschen Einheit hat sich deshalb nicht schnell verflüchtigt, weil sie in einer Passage aufhorchen ließ, als Wulff den Islam hierzulande gleichsam auf eine Stufe mit Christentum und Judentum stellte und dazu formulierte: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“
„Wieviel Westen steckt im modernen Islam“, fragt Prof. Dr. Thomas Bauer (Institut für Arabistik und Islamwissenschaft, Universität Münster) in einem Beitrag der „Frankfurter Rundschau“ zur Islam-Debatte:
Ab sofort ist der non-lineare Korsakow-Dokumentarfilm über den Mikrokosmos der Istanbuler Galata-Brücke im Netz zu sehen. Die Ausstrahlung des TV-Films folgt am 27. September 2010 um 23.30 Uhr auf ARTE.
Die Galata-Brücke in Istanbul ist ein eigener Kosmos. Zwischen Shops, Restaurants und Touristenströmen erleben wir Menschen, für die die Brücke Heimat, Hoffnung oder Lebensinhalt ist. Dazu gehören u.a.: Restaurantbesitzer Kemal, Gaffur und Erkan, die als Küchenjungen beim Konkurrenten nebenan arbeiten, Bayram und Erdogan, die Papiersammler, Sadiye, die nach dem Tod ihres Mannes jeden Tag auf der Brücke fischt, und Ömer, der Kontrolldirektor und heimlicher „König“ der Brücke“.
Der renommierte Medienkünstler Florian Thalhofer beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit non-linearem Erzählen. Zum ersten Mal hat er nun in Kooperation mit ZDF und ARTE und der Berliner Produktionsfirma Kloos & Co. Medien sowie mit Unterstützung des Medienboard Berlin-Brandenburg einen cross-medialen Dokumentarfilm realisiert.
Der non-lineare Film – Florian Thalhofer
Die Galata-Brücke und seine Menschen sind in Florian Thalhofers Webdokumentation Ausgangspunkt, Leitmotiv und Hauptdarsteller zugleich. Sie werden sich durch das von ihm verwendete interaktive Korsakow-System für den User immer wieder neu und anders darstellen. Denn das Besondere der von Thalhofer im Netz realisierten interaktiven Korsakow-Filme ist, dass sie die Möglichkeit bieten, den Erzählverlauf selbst mitzubestimmen. Es gibt keine vorgegebene lineare Narration , wie sie sonst für audiovisuelle Medien charakteristisch ist.
Seit 2000 entwickelt Florian Thalhofer sein sogenanntes Korsakow-System und die dazugehörige Software, um audiovisuelles Erzählen auf non-lineare Weise zu ermöglichen. Thalhofer setzt auf diese neuartige Erzählweise: „In der Wirklichkeit ereignen sich die Geschichten auch nicht planvoll nacheinander, sondern gleichzeitig. Der Computer ist das ideale Medium dafür“.
Ein typischer Korsakow-Film eröffnet dem User die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Clips (genannt SNUs = smallest narrative unit) den weiteren Verlauf des Films auszuwählen.
Ein Korsakow-Bildschirm besteht aus einem Splitscreen mit aktuell ausgewähltem Hauptclip und parallel angebotenen weiteren Videos. Indem der User mit dem Cursor über die verschiedenen kleinen Screens wandert, bekommt er visuell oder auch akustisch einen Eindruck, wovon diese Sequenz handelt und kann so je nach Interesse den weiteren Verlauf bestimmen. Zu jedem Moment kann er sich für einen anderen Clip entscheiden. Durch das Korsakow-Prinzip werden verschiedenste Clips bzw. SNUs miteinander in Beziehung gesetzt. Für den Betrachter eröffnet sich ein vielschichtiges Mosaik eines Themas mit einer Vielzahl an Assoziationen.
Für das Projekt „Planet Galata – Eine Brücke in Istanbul“ setzt Thalhofer sein non-linares Erzählsystem als kreatives Werkzeug ein, um den Mikrokosmos der Galatabrücke und die kulturelle Vielfalt Istanbuls in ihrer Komplexität erlebbar zu machen.
Für seine Arbeiten ist Florian Thalhofer mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem “Literatur.Digital Award“, dem “Red Dot Design Award“ und dem “Werkleitz Award“. Thalhofer hat an der Universität der Künste in Berlin studiert und war dort nach seinem Abschluss mehrere Jahre als Dozent tätig. Er war Gast-Professor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und unterrichtet am Mediamatic-Institut Amsterdam. Von Florian Thalhofer sind bereits mehrere Korsakow-Filme erschienen, zuletzt [13terShop] – 31 Tage im Einkaufszentrum – beim mairisch-Verlag, Hamburg und [Vergessene-Fahnen] – Deutschland nach der Fußball-WM – bei Mediamatic, Amsterdam.
Berke Baş
Die in Istanbul lebende Berke Baş hat Florian Thalhofer während der Dreharbeiten in der türkischen Metropole als Co-Autorin begleitet. Berke Baş hat an der Bogazici Universität in Istanbul Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen studiert und einen Master in „Media Studies“ an der New School for Social Research in New York abgelegt. Sie war Mitbegründerin von „inHouse projects“, einer Mediengemeinschaft, die 1998 in New York entstanden ist. Im Bereich Dokumentarfilm hat sie als Regisseurin, Produzentin und Kamerafrau gearbeitet. Sie ist Teilzeit-Dozentin für Cultural Studies und Fernsehfilm in den Diplomjahrgängen der Bilgi Universität in Istanbul und Gründungsmitglied von docIstanbul und Filmist. Eine Auswahl ihrer Filme: Crossing Brooklyn (2002); In Transit (2005); What a Beautiful Democracy! (2008); hush!/La Chanson de Nahide (2009) und Concrete Park (2009).
Gibt es auch in Kerpen Möglichkeiten für Islamunterricht an Schulen? Darauf gab Frau Havva Yakar als fachkundige Fachreferentin der Bezirksregierung Köln in der letzten Sitzung des Integrationsausschusses auf Anregung der gewählten Mitglieder des Ausschusses eine Antwort. Wenn sich Eltern an einer Schule finden, deren Kinder in Islamkunde unterrichtet werden möchten (Mindestanzahl 12 gem. § 31 des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes), können sie die Initiative ergreifen und bei ihrer Schule oder direkt beim Schulamt des Kreises die Einrichtung des Faches an ihrer Schule beantragen. Größtes Hindernis ist derzeit, eine Lehrerin oder einen Lehrer zu finden. Denn, so machte Frau Yakar unmissverständlich klar: Islamkunde ist ein Unterrichtsfach in deutscher Sprache, das nur von ausgebildeten Lehrerinnen oder Lehrern bzw. entsprechend fortgebildeten IslamkundlerInnen unterrichtet werden darf und das einem Lehrplan folgt, wie die anderen Religionsunterrichte auch. So existiert denn auch bei Bezirksregierung eine Warteliste von Schulen, denen eben noch ausgebildetes Fachpersonal fehlt.
Der Integrationsausschuss hat einen Anstoß gegeben, aber damit es tatsächlich an einer Kerpener Schule zu Islamunterricht kommt, müssen sich jetzt in erster Linie Eltern finden, die für ihre Kinder islamischen Glaubens diesen Unterricht an ihrer Schule wollen. Annette Seiche, die Integrationsbeauftragte der Stadt Kerpen (Tel.: 02237 58173, E-Mail: annette.seiche@stadt-kerpen.de) bietet sich hier als Ansprechpartnerin und zur Unterstützung an.
Weitere Informationen unter: www.stadt-kerpen.de und www.kerpen-gelingt-gemeinsam.de