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  • Kein Kindergeld für Türken und Araber!

    Kein Kindergeld für Türken und Araber!

    VON AGGROMIGRANT ERSTELLT AM 3. NOVEMBER 2010 | IN: DEMOGRAFIE,DEUTSCHLAND

    Aaaah, herrlich. Deutschland steckt ja wie wir alle wissen im Diskussionsfieber. Jeder diskutiert, jeder fordert, jeder will es wissen, jeder hat die richtige Meinung, denn “Das wird man ja wohl noch sagen dürfen”. Auch die Senioren-Union (ja, die gibt es tatsächlich, hätte ich nicht gedacht. Macht aber Sinn, wenn es schon die Schüler-Union gibt) fordert jetzt etwas von den Migranten.

    Einen radikalen Vorschlag macht die Senioren-Union. Sie gefordert, Migrantenfamilien aus nicht EU-Ländern das Kindergeld zu streichen. Ab 2012 solle der Staat die Leistung nur noch für Kinder auszahlen, „von denen mindestens ein Elternteil vor dem 1. Januar 2000 Euro-Bürger war“, heißt es in einem Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz in Recklinghausen, der am Freitag veröffentlicht wurde. „Wir brauchen mehr Druck auf Ausländer, sich zu integrieren“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Senioren-Union, Leonhard Kuckart, der Nachrichtenagentur dapd in Berlin.

    Aha, mehr Druck? Damit sich Leute integrieren soll mehr Druck ausgeübt werden. Verstanden. Und ein Türke, der merkt, dass er kein Kindergeld bekommt, lässt sich sofort einbürgern. Ist die Integration damit abgeschlossen?

    Keine Frage, jeder der in diesem Land lebt, muss sich an die Gesetze halten, das Grundgesetz verinnerlichen und achten. Ob hier lebender Ausländer oder deutscher Staatsbürger. Mehr aber muss er nicht machen. Alles andere ist aus verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten gefährlich.

    In der Konsequenz bedeutet die Forderung, dass Zuwandererfamilien aus Italien, Griechenland, Spanien oder Portugal weiterhin Kindergeld bekommen würden, nicht aber Türken, Araber, Vietnamesen oder amerikanische Staatsangehörige. Dazu sagte Kuckart: „Wir wollen so Zuwanderer animieren, sich einbürgern zu lassen.“ Er fügte an: “Eigentlich haben wir hauptsächlich Familien aus dem islamischen Kulturkreis im Blick.“

    Die Kürzung von Kindergeld soll die Animierung für Einbürgerungen sein. Ach, deswegen also die Kürzung. Das ist doch mal ein wichtiger Grund. Die Leute müssen sich jetzt doch mal entscheiden. Sollen Ausländer jetzt nach Hause gehen der sollen sie da bleiben und den deutschen Pass bekommen. Vor allendingen sind von der Kindergeldkürzung eher kinderreiche Familien betroffen. Und die sind doch eigentlich genau die, die man in Deutschland nicht haben möchte. Das sind doch die großen, kriminellen Familienclans in Berlin, oder die sozialschmarotzenden Arbeitslosen, die sich ihr Leben von Vater Staat bezahlen lassen wollen. Komische Welt. Ich kapier es nicht.

    viaKein Kindergeld für Türken und Araber! | AggroMigrant.

  • Böhmer: Integrationspolitik soll messbar werden

    Böhmer: Integrationspolitik soll messbar werden

    Böhmer: Integrationspolitik soll messbar werden

    Am Mittwoch findet zum vierten Mal der Integrationsgipfel im Kanzleramt statt. Unmittelbar zuvor beklagte Bundeskanzlerin Merkel Defizite bei der Integration von Migranten, Staatsministerin Maria Böhmer distanziert sich gegenüber der F.A.Z. von der Position der CSU in der Einwanderungsdebatte.

    03. November 2010

    Bundeskanzlerin Merkel und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (rechts) im Bundestag
    Bundeskanzlerin Merkel und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (rechts) im Bundestag

    Unmittelbar vor Beginn des Integrationsgipfels hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Defizite bei der Integration von Migranten beklagt. „Kinder aus Einwandererfamilien brechen doppelt so häufig die Schule ab wie deutsche Kinder, ausländische Jugendliche haben doppelt so oft keine Berufsausbildung. Deshalb gibt es auch unter Migranten weitaus mehr Hartz-IV-Bezieher als unter Deutschen“, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“ und forderte, dies müsse sich ändern. Es gebe „noch jede Menge Nachholbedarf bei der Integration“. Die Kanzlerin verwies aber auch auf Erfolge beim Thema Integration: „Hunderttausende von Menschen aus aller Welt leben gut integriert unter uns und mit uns.“

    Der vierte Integrationsgipfel, der am Mittag im Kanzleramt beginnt, „soll Zuwanderer auch ermutigen, ihnen nachzueifern“. Die bisherigen drei Treffen hätten schon eine Menge erbracht. Durch die Gesetzgebung der letzten Jahre sei der Zusammenhang zwischen Integrationsbereitschaft und der Frage, in Deutschland bleiben zu dürfen hergestellt worden, sagte Merkel. So sei der Nachweis verpflichtender Deutschkenntnisse vor der Einreise gesetzlich geregelt und die Integrationskurse gestärkt und ausgebaut worden. Merkel sprach sich zugleich für Sanktionen gegen Migranten aus, die Integrationsangebote verweigern. „Für Neuzuwanderer sind diese Kurse Pflicht, und wer sie nicht besucht, wird die Konsequenzen tragen müssen, darauf werden wir in Zukunft stärker achten“, sagte sie. „Das gilt erst recht für Hartz-IV-Empfänger, die ebenfalls verpflichtet werden können“.

    via Integrationsgipfel: Böhmer: Integrationspolitik soll messbar werden – Inland – Politik – FAZ.NET.

  • Nach Selbstmordanschlag: Behörden identifizieren Attentäter von Istanbul

    Nach Selbstmordanschlag: Behörden identifizieren Attentäter von Istanbul

    Der Selbstmordattentäter, der in Istanbul mehr als 30 Menschen verletzte, soll Mitglied der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gewesen sein.

    Die türkischen Behörden haben den Selbstmordattentäter von Istanbul als Mitglied der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) identifiziert. Der 24-jährige Mann sei der verbotenen Organisation 2004 beigetreten, teilte das Büro des Gouverneurs von Istanbul am Dienstag mit. Bei dem Selbstmordanschlag waren am Sonntag 32 Menschen verletzt worden.

    Die Behörden erklärten nun, die Ermittlungen liefen noch, und beschuldigten die PKK nicht direkt für den Anschlag. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete ohne Angabe von Quellen, dass die Polizei im Zusammenhang mit dem Attentat sieben Verdächtige zur Befragung festgenommen habe.

    FOTO: DPA  Polizisten auf dem Taksim-Platz: Hier hatte sich der Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt
    FOTO: DPA Polizisten auf dem Taksim-Platz: Hier hatte sich der Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt

    Zahlreiche Verletzte nach Bombenanschlag

    Die PKK hatte am Montag jegliche Verantwortung für den Anschlag zurückgewiesen und erklärt, die einseitig ausgerufene Waffenruhe bis zu den türkischen Parlamentswahlen im Sommer 2011 verlängern zu wollen. Es wird vermutet, dass einzelne Zellen kurdischer Rebellen unabhängig von den Anführern der PKK arbeiten. Die Kurdische Arbeiterpartei wird von den USA und der EU als Terrorgruppe eingestuft.

    Bei dem Selbstmordanschlag auf einem belebten Platz in der Innenstadt von Istanbul waren am Sonntag 15 Polizisten und 17 Passanten verletzt worden. Ähnliche Anschläge hatten in der Vergangenheit nicht nur kurdische Rebellen, sondern auch islamistische sowie linksgerichtete Extremisten verübt.

    Die kurdische Minderheit macht etwa 20 Prozent der türkischen Bevölkerung aus. Die Kurden fordern mehr kulturelle Autonomie, wie etwa Unterricht in ihrer eigenen Muttersprache. Seit Beginn des bewaffneten Kampfes 1984 kamen mehrere zehntausend Menschen ums Leben. In jüngster Zeit hat die Türkei einige Schritte unternommen, um die Rechte der Kurden zu verbessern.

    dapd/cn

    via Nach Selbstmordanschlag: Behörden identifizieren Attentäter von Istanbul – Nachrichten Politik – Ausland – WELT ONLINE.

  • Bayerisch, türkisch, sozial

    Bayerisch, türkisch, sozial

    Auch in der CSU gibt es sie, wenn auch nicht sehr zahlreich: türkische Migranten. Vor allem das Traditionsbewusstsein der Christsozialen gefällt ihnen. VON PHILIPP GESSLER

    Die CSU wie man sie sich vorstellt. Die Wahrheit ist jedoch vielschichtiger. Foto: dapd

    Die CSU wie man sie sich vorstellt. Die Wahrheit ist jedoch vielschichtiger. Foto: dapd
    Die CSU wie man sie sich vorstellt. Die Wahrheit ist jedoch vielschichtiger. Foto: dapd

    REGENSBURG/ INGOLSTADT/NÜRNBERG taz | Dass es den Deutschen an Esskultur fehlt, ahnte Haritun Sarik schon als kleiner Junge. Sein Vater, ein gerade aus der Türkei nach Regensburg eingewanderter Obst- und Gemüsehändler, verkaufte einem Kunden damals, vor mehr als vierzig Jahren, eine Wassermelone.

    Am nächsten Tag kam der Kunde zurück und lobte die ihm bislang unbekannte Frucht: Innen habe das ja gut geschmeckt, erklärte der Mann – nur das Äußere sei ein bisschen hart gewesen.

    viaMigranten in der CSU: Bayerisch, türkisch, sozial – taz.de.

  • Erdogan gibt Datum für die Parlamentswahlen bekannt

    Erdogan gibt Datum für die Parlamentswahlen bekannt

    Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat das Datum für die Parlamentswahlen bekannt gegeben.Der Ministerpräsident gab das Datum für die Parlamentswahlen auf dem Handels- und Industrierat in Ankara bekannt.Nach Angaben von Erdogan werden die Parlamentswahlen am 12. Juni 2011 abgehalten.

  • Medienkompetenz für Zuwanderer

    Medienkompetenz für Zuwanderer

    Medienkompetenz für Zuwanderer – Zuwandererkompetenz für Medien.

    DGB-Haus Düsseldorf • Friedrich-Ebertstr. 34 • 40210 Düssdorf 26.11.2010

    Keynote: „Zur Bedeutung Interkultureller Medienkompetenz und der Medienpartizipation von Einwande- rern in Deutschland

    medienkompetenz

  • Be Happy, it’s an order (Sinan Cetin)

    Be Happy, it’s an order (Sinan Cetin)

    Be Happy, it’s an order (Sinan Cetin)

    in türkischer Sprache mit englischem Untertitel und

    deutschen Kulturträgern

  • Integrationsgipfel der Bundesregierung: Offener Brief zur Einwanderungsdebatte

    Integrationsgipfel der Bundesregierung: Offener Brief zur Einwanderungsdebatte

    Auf eine Initiative von der Türkischen Gemeinde Deutschlands (TDG) kritisieren 700 Deutschtürken die aktuelle Integrationsdebatte.

    Kristina Schröder übt schon mal Emphatie-, Partizipations- und Willkommenskultur.
    Kristina Schröder übt schon mal Emphatie-, Partizipations- und Willkommenskultur.

    Einen Tag vor dem vierten Integrationsgipfel der Bundesregierung haben 700 Deutschtürken in einem offenen Brief an die Politik ihrer Bestürzung über die derzeitige Debatte über Einwanderung und Integration Ausdruck verliehen. „Wir sind besorgt darüber, dass Thesen, die früher als ,Randerscheinungen‘ abgetan wurden, nunmehr aus der Mitte der Gesellschaft kommen“, heißt es in dem Brief, der am Dienstag unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (beide CDU) verschickt wurde.

    Die einseitige Diskussion, „die nur vermeintliche oder tatsächliche Defizite in den Vordergrund“ stelle und diesen überwiegend mit Sanktionen begegne, sei kontraproduktiv, heißt es weiter. „Wir haben große Sorge, dass die Weiterführung der Diskussion in dieser Art und Weise zur Wiederholung der tragischen Ereignisse der Asyldiskussion der neunziger Jahre führen könnte.“ Damals kam es zu einer Reihe massiver rassistischer Übergriffe, bei Brandanschlägen in Mölln kamen dabei drei, in Solingen fünf Menschen ums Leben.

    Die Unterzeichner verweisen darauf, dass sie in ganz unterschiedlichen Bereichen gesellschaftliche Verantwortung übernommen hätten und sich diskreditiert fühlen. „Wir wollen die Zukunft mitgestalten“, heißt es. „Wir brauchen dazu Deutschland, aber Deutschland braucht auch uns.“ Die UnterzeichnerInnen fordern von Politik und Medien eine Versachlichung der Debatte sowie eine „Willkommens-, Partizipations- und Empathiekultur“.

    Die Initiative für den Brief ging von der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) aus, unterzeichnet haben unter anderem Rechtsanwältinnen, Lehrer, Künstler, Ärztinnen, Ingenieure und Bundestagsabgeordnete, darunter die Grüne Ekin Deligöz, die künstlerische Leiterin des Berliner Ballhaus Naunynstraße Shermin Langhoff und der Leiter des Zentrums für Türkeistudien Haci-Halil Usluscan. „Wir sind überrascht über einen so großen Zulauf innerhalb weniger Tage“, sagte TGD-Chef Kenan Kolat. „Die Menschen sind wirklich besorgt.“ (www.tgd.de)

    viaIntegrationsgipfel der Bundesregierung: Offener Brief zur Einwanderungsdebatte – taz.de.

  • Integrationsgipfel: Reine Symbolpolitik – Memet Kilic – ist im Bundestag

    Integrationsgipfel: Reine Symbolpolitik – Memet Kilic – ist im Bundestag

    Zum morgigen Integrationsgipfel der Bundesregierung, erklärt Memet Kilic, Sprecher für

    Migrations- und Integrationspolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

    Durch den Integrationsgipfel werden Hoffnungen bei den Immigranten geweckt, die Politik

    positiv mitgestalten zu können. Statt dessen gibt es aber alle Jahre wieder Gesetzesverschärfungen.

    Notwendig sind positive Schritte wie ein kommunalesWahlrecht für alle Immigranten. Das wäre ein wichtiges Signal.

    Vier Jahre nach dem ersten Nationalen Integrationsgipfel sind wenig positive Folgen zu spüren.

    Vielmehr kann man von einem Täuschungsmanöver sprechen. Die Beschränkung auf

    Symbolpolitik haben die Immigranten satt.

    Damit es dem rechten Lager in der Union nicht unwohl wird, werden Immigranten häufig als

    Eindringline und Parasiten angesehen. Forderungen nach Gesetzesverschärfungen gegenüber

    Immigranten durch die Bundesfamilienministerin heizen die aggressive Debatte an. Damit

    schadet die Union dem friedlichen Miteinander in Deutschland.

    viaPM: Integrationsgipfel: Reine Symbolpolitik – Memet Kilic – ist im Bundestag.

  • Angriff auf das Herz der Türkei

    Angriff auf das Herz der Türkei

    Der Terror kehrt zurück: Ein Selbstmordattentäter hat sich vor einem Polizeiposten in Istanbul in die Luft gesprengt. Dabei wurden 32 Menschen verletzt, darunter 17 Passanten. Der Angreifer hatte vergeblich versucht, mit seiner Bombe am Körper in einen Einsatzbus zu gelangen.

    Istanbul – Gelbes und rot-weißes Absperrband flattert am Taksim-Platz in Istanbul. Sonst hetzen hier Touristen zum Bus, Bettler fragen nach Almosen; Geschäftsleute trinken ihren Starbucks-Kaffee im Gehen, Taxis hupen, Dutzende Halbmondfahnen wehen im Wind. Es ist einer der lautesten und belebtesten Plätze der Stadt.

    Von Daniel Steinvorth und Oliver Trenkamp, Istanbul

    Männer in weißen und hellblauen Schutzanzügen laufen herum, Plastiktüten über den Schuhen, blaue Plastikhandschuhe an den Händen. Sie sammeln Spuren, fotografieren, filmen. Abgeschirmt von einem Großaufgebot der türkischen Polizei, Männern in dunklen Uniformen, Schirmmützen, die Maschinenpistolen im Anschlag. Kranken- und Feuerwehrwagen belagern den Platz.

    Neben einem Polizeibus liegt der leblose Körper eines Mannes, wenige Meter von einem Kiosk entfernt, notdürftig abgedeckt. Später werden einige Männer in Schutzanzügen den Körper in einem Sack davontragen und in einen Transporter wuchten.

    Da ist der Mann bereits fünf Stunden tot. Er wurde 35 Jahre alt. Am Sonntagmorgen hat er eine Bombe gezündet, die er bei sich trug, und mindestens 32 Menschen verletzt, darunter 15 Polizisten.

    Wie genau der Anschlag vor sich ging, dazu gibt es widersprüchliche Schilderungen. Der Istanbuler Polizeichef Hüseyin Capkin sagte, der Attentäter habe versucht, in einen geparkten Polizeibus zu gelangen. Als dies nicht gelungen sei, habe er seine Bombe gezündet. In der Nähe seien weitere Sprengsätze gefunden worden, die von Spezialisten entschärft würden. Beamte vor Ort sagen jedoch, der Attentäter habe seine Bombe im Vorbeigehen gezündet.

    „Da rannten mir schreiende Menschen entgegen“

    Als sicher gilt, dass sich der Anschlag gezielt gegen die türkische Polizei richtete. An jenem Punkt auf dem Taksim-Platz sind dauerhaft Beamte stationiert. Tag und Nacht stehen hier Polizeibusse. Istanbuls Gouverneur, Hüseyin Avni Mutlu, sprach von einem „Akt des Terrors“, auch wenn die Hintergründe noch unklar seien.

    Noch Stunden nach dem Anschlag suchte eine Spezialeinheit nach weiteren Sprengsätzen. Der Fernsehsender CNN Türk berichtet, es sei ein weiterer Sprengsatz gefunden und entschärft worden.

    Der Attentäter schlug am Sonntagmorgen zu, zwischen Viertel vor zehn und halb elf – auch hier sind die Angaben widersprüchlich. Der Rezeptionist des nahe gelegenen Hotels Metropark erinnert sich an den Knall und daran, wie das Haus und die Frontscheiben vibrierten. Er ging auf die Straße, um zu sehen, was passiert war: „Da rannten mir schreiende Menschen entgegen“, sagt er. Auch andere Zeugen berichten von Panik, davon, wie die Fliehenden übereinander stolperten und fielen.

    Noch einige Häuserblöcke entfernt war die Explosion zu hören und zu spüren. Sie sei zwar keine ängstliche Frau, sagt Cemile Ataman, 40, Juwelierin, die etwa zehn Gehminuten entfernt vom Taksim-Platz wohnt. Doch an diesem Sonntag traute sie sich erst Stunden nach dem Frühstück aus dem Haus: „Erst als sie im Fernsehen sagten, dass keine Gefahr mehr droht.“ Sie saß gerade bei einem Glas Tee, als sie den „sehr lauten Knall“ hörte.

    Steckt die PKK hinter dem Anschlag?

    Ein Verdacht machte schnell die Runde, sowohl bei den Reportern und ihren Teams, die ihre Kameras am Busbahnhof aufgebaut hatten, als auch bei Ladenbesitzen und Schaulustigen auf dem Platz. Immer wieder hörte man auf die Frage, wer hinter dem Anschlag stecken könnte, drei verächtlich ausgesprochene Buchstaben: PKK. Viele hier meinen, ein solcher Selbstmordanschlag, das sei ganz eindeutig die Handschrift der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei.

    Dafür spricht, dass am heutigen Sonntag ein einseitiger erklärter Waffenstillstand der PKK auslief. Mehrfach hatten die Untergrundkämpfer in den vergangenen Monaten den Staat dazu aufgerufen, sich der Waffenruhe anzuschließen und Verhandlungen über eine Lösung der Kurdenfrage zu beginnen – allerdings unter Beteiligung ihres inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalans, was die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vehement ablehnt.

    Ein Sprecher der PKK erklärte jedoch gegenüber CNN International, dass seine Organisation über das heutige Attentat nicht informiert gewesen sei. Er erinnerte auch daran, dass sich der derzeit amtierende PKK-Chef Murat Karayilan vor einer Woche in einem Interview für den Tod von Zivilisten entschuldigt habe. Anschläge der PKK, so die Botschaft Karayilans, sollten sich künftig ausschließlich gegen militärische Ziele richten.

    Man solle nicht voreilige Schlüsse ziehen, warnte auch Cevat Önes, ein ehemaliger Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT gegenüber CNN. Das heutige Attentat könne auch als Sabotageakt gegen die „Kurdeninitiative“ der Regierung verstanden werden. „Es ist falsch, den Namen einer Organisation zu nennen.“

    Der Tatort ist ein beliebtes Ziel – für Türken und Touristen

    Wahrscheinlicher könnte da schon eine Beteiligung der sogenannten Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) sein. Die radikale Splittergruppe, die in den vergangenen Jahren mehrfach Anschläge auf Zivilisten ausgeübt hat, distanziert sich von der PKK, die ihr nicht entschlossen genug erscheint.

    Auch linke Gruppen wie die „Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front“ (DHKP-C) und radikale Islamisten kämen in Frage. Sicherheitsexperten machen seit längerer Zeit auf die wachsende Gefahr dschihadistischer Zellen in der Türkei aufmerksam. Erst in der vergangenen Woche nahm die Polizei in fünf türkischen Städten mutmaßliche Qaida-Mitglieder fest.

    Doch egal, wer hinter dem Attentat steckt, er trifft Istanbul an einem zentralen Ort. Am Taksim, im europäischen Teil der Stadt, laufen mehrere Verkehrsadern zusammen: Hier kreuzen sich mehrere U-Bahnlinien, hier fahren die Busse zu den Flughäfen, Touristen und Türken treffen sich hier zum Ausgehen, Shoppen, Feiern. Hier beginnt die Istiklal, jene Einkaufsstraße, von der es heißt, dass Tag für Tag zwei Millionen Menschen hindurchschlendern.

    Allerdings verkleinerte die Polizei schon wenige Stunden nach dem Anschlag die Sperrzone, gab den Taksim in weiten Teilen wieder für Autos, Busse, Taxis frei. Die Restaurants öffneten wieder, die Blumenhändler durften an ihre Stände zurück. Und auch die Juwelierin Ataman traute sich zum Platz, nachdem sie Freunde und Verwandte angerufen hatte, um zu sagen: „Mir ist nichts passiert.“

  • „Ein Integrationskonzept fehlt noch immer“

    „Ein Integrationskonzept fehlt noch immer“

    Migrationsexperte Heinz Fassmann im Interview über das Scheitern des Multikulti-Ansatzes, FPÖ-wählende Nowotnys und die Türkei.

    DiePresse.com: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte kürzlich den Multikulti-Ansatz für gescheitert. Würden Sie zustimmen?

    Heinz Fassmann: Der Multikuliti-Ansatz in seiner verklärten Vision einer Koexistenz, ohne aufeinander zuzugehen, ist mit Sicherheit gescheitert, auch in Österreich. Wir haben mittlerweile eingesehen, dass wir uns trotz kultureller Vielfalt auf ein Mindestmaß an gemeinsamen Werten einigen müssen.

    Ausgelöst hatte die Debatte das Buch von Thilo Sarrazin. Haben Sie es gelesen?

    Ich habe Auszüge davon gelesen. Der analytische Teil des Buchs ist sicher ernsthaft zu diskutieren. Bei einer grundsätzlichen Sichtweise bin ich unzufrieden: Ein Ausländer bleibt bei Sarrazin immer Ausländer, auch in der zweiten und dritten Generation, deshalb kommt er dann zu sehr bedrohlichen Zahlen, bis sich Deutschland dann eben letztlich abschafft. Er berücksichtigt nicht die gesellschaftliche Dynamik. Er greift dann auch zur Fiktion, das ist wissenschaftlich wenig seriös.

    Sarrazin vermeldete auch, dass „Muslime eine unterdurchschnittliche Beteiligung am Arbeitsmarkt“ haben. Trifft diese Aussage auch für Österreich zu?

    Ja, das liegt vor allem an der geringen Erwerbsquote türkischer Frauen, die durch den Familiennachzug nach Österreich gekommen sind. Das hat mit einer starken Orientierung der Frauen auf Haus und Herd zu tun. Und diese wiederum hat etwas mit Sprachkompetenzen zu tun, aber auch mit einem Familienbild, das wir eigentlich schon vor zwanzig, dreißig Jahren abgelegt haben. Das sorgt dann auch für Skepsis.

    Welche Rolle spielt die Religion selbst bei der Integrationsfähigkeit?

    Man sollte die Religionen nicht stigmatisieren. Es geht eher um Traditionen. Es ist eine verkürzte Debatte zu sagen: Jetzt ist der Islam an allem Schuld. Statt den Generalverdacht auf eine Religion zu lenken, sollte man die Dinge beim Namen nennen, zum Beispiel: Uns stört aus gesellschaftspolitischen Gründen die geringe Frauenerwerbsquote oder eine gewisse Macho-Kultur.

    Laut einer GFK-Studie fühlen sich zwei Drittel der türkisch-stämmigen Bürger eher der Türkei als Österreich zugehörig, eine Mehrheit lehnt die österreichische Lebensweise ab. Woran liegt das?

    In der gleichen GFK-Studie zeigt sich aber auch, dass sich rund zwei Drittel der Türken hier sehr oder eher wohl fühlen. Es stimmt aber, dass es zu türkischen Zuwandern eine größere soziale und kulturelle Distanz gibt, die im tagtäglichen Leben spürbar ist. Das ist keine Konstruktion. Ein Grund ist vielleicht, dass die Türken ein sehr ausgeprägtes Nationalbewusstsein besitzen, dass sie nur zögerlich und ungern in ein anderes Nationalbewusstsein eintreten lässt. Das wird auch manchmal von der türkischen Politik unterstützt. Wenn zum Beispiel der türkische Premier Erdogan sagt, dass Assimilation eine Sünde ist, dann ist das eine klare Aussage: Ihr bleibt immer Teil unserer Volksgemeinschaft.

    Warum wurde die Integrationspolitik in Österreich lange verschlafen?

    Es war lange Zeit einfach kein Thema. Als die ersten Gastarbeiter kamen, ging man von einer Art Saisonarbeit aus, dass die Menschen kommen und wenn die Nachfrage am Arbeitsmarkt nachlässt, wieder gehen. Die Politik hat lange gebraucht, um zu bemerken, dass Menschen auch hier bleiben, diese Schrecksekunde hat von Anfang der Sechziger bis Anfang des neuen Jahrtausends gedauert, als mit der Integrationsvereinbarung die allererste Maßnahme gesetzt wurde. Bis dahin wurden aber zwei Generationen gar nicht mit integrationspolitischen Maßnahmen behelligt – mit dem Erfolg, den wir eben haben.

    Jetzt soll die Rot-Weiß-Rot-Card die Zuwanderung aus Drittländern mit einem Punktesystem regeln. Ein Schritt in die richtige Richtung?

    Sicher, der große Nachteil ist aber, dass nur ein kleiner Teil der Zuwanderung dadurch gesteuert werden kann. Und die Maßnahme ist nur ein kleiner Baustein im Bereich eines gesamthaften Migrations- und Intergrationskonzepts, das noch immer fehlt.

    Warum fehlt es noch immer?

    Es ist wenig Raum für eine parteipolitisch neutrale, sachpolitische Diskussion. Standpunkte einer rationalen Mitte sind relativ selten. Diese Situation ist in Österreich augeprägter als in Deutschland und hängt auch mit unserer Parteienlandschaft zusammen. Für die FPÖ ist das Zuwandererthema das einzige Thema, zu dem sie eine pointierte Meinung hat. Auch für die Grünen ist es ein ganz wichtiges Thema mit einer ganz anderen pointierten Meinung.

    Sie sind mit dem Niveau der Debatte also nicht glücklich?

    Ja, aber mein persönliches Befinden ist nicht wichtig.

    Was stört sie inhaltlich?

    Wenn ich einen Appell frei hätte, würde ich die Politiker bitten, geduldiger zu sein. Kaum ist gesetzlich implementiert, dass bestimmte Zuwanderer bevor sie kommen, Deutsch lernen sollen, wollen manche schon eine Verschärfung dieser Maßnahme. Man muss sich einmal anschauen, was ist der Erfolg einer Maßnahme, bevor man zur nächsten schreitet. Obwohl Sprache natürlich ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Emanzipation ist, heißt Integration immer auch „Learning by doing“ und diese Lernprozesse brauchen eben auch Zeit. Die teils hektische Vorschläge nach FPÖ-Wahlkampferfolgen sind langfristig nicht haltbar.

    Aber müssen die Großparteien nicht auf die FPÖ-Wahlerfolge reagieren? In Simmering kamen die Freiheitlichen auf 35,5 Prozent…

    Der politische Aktionismus wird langfristig nicht die Erfolge zeigen, die erwartet werden. Und Simmering ist einer der Bezirke mit einem eher geringen Ausländeranteil. Ich finde, Wien hat unterm Strich eine vernünftige Politik gemacht und auch viel Geld investiert, etwa in den Bereich des Wohnbaus und der Aufwertung von Stadtteilen.

    Trotzdem erklärte Salzburgs SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller nach der Wahlpleite in Wien, dass die Sozialdemokraten in die „Ghettos“ gehen müssen. Also gibt es doch Ghettos?

    Es gibt keine Ghettos, ich sehe auch keine offenen Konflikte im Stadtteilbereich wie etwa in Paris oder Berlin. Auch der Grad der Segregation ist im Vergleich zu anderen Großstädten in Wien deutlich geringer. Es gibt aber das Raunzen, das ist keine Frage.

    Also ist das Raunzen unberechtigt?

    Nein, es gibt einen Punkt, den ich immer bei den Kollegen kritisiere: Man lebt in einem ethnisch homogenen Wohnviertel der sozialen Oberschicht und gibt dann anderen Ratschläge, wie fremdenfreundlich sie sein sollen. Diesen Zynismus erlaube ich mir nicht.

    Zurück zum Aktionismus: Fällt auch das von manchen geforderte Minarett-Verbot in diese Kategorie?

    Ein Minarett-Verbot wäre ein Eigentor und rechtlich ohnehin nicht haltbar. Wir haben eine freie Religionsausübung und entsprechende Infrastruktur ist zu erlauben. Man kann aber darüber reden, wie sich Minarette in ein Stadtbild einzufügen haben. Da lassen sich auch pragmatische Lösungen finden.

    Von einem Kopftuch-Verbot halten Sie dann auch wenig?

    Das ist Integrationspolitik mit der Brechstange. Da steckt die Ungeduld dahinter. Eine Studie in Deutschland zeigt, dass rund sieben Prozent der Zuwanderer einem traditionell-religiösen Milieu zuzurechnen sind. Das Problem liegt in der Wahrnehmung: Eine Frau mit Kopftuch auf der Straße impliziert, dass es alle Türkinnen tragen, während jene ohne Kopftuch in der Masse untergehen.

    Was stört sie am meisten in den Stammtisch-Debatten?

    Dass die gesellschaftliche Dynamik unterschätzt wird. Die Zuwanderer von heute sind die Bürger von morgen. Im 19. Jahrhundert lebten 40 bis 50 Prozent Menschen in Wien, die nicht in der Stadt geboren wurden – und sie kamen aus allen möglichen Teilen der Monarchie. In kurzer Zeit sind aus ihnen die Nowotnys von heute geworden, waschechte Wiener, loyale Bürger, die vielleicht heute sogar die FPÖ wählen – das ist die Pointe daran.

  • Migrationsamtschef fordert Zurückhaltung bei Integrationsdebatte

    Migrationsamtschef fordert Zurückhaltung bei Integrationsdebatte

    Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Albert Schmid, hat bei der aktuellen Integrationsdebatte zur Zurückhaltung aufgerufen. „Bei einigen Zehntausenden gibt es überhaupt keinen Grund, vor irgendeiner Zuwanderungswelle Angst zu haben“, sagte Schmid der „Frankfurter Rundschau“ vom Dienstag. Deutschland rangiere bei der Aufnahme von Einwanderern in der EU hinter Großbritannien und Frankreich, sagte er.

    viaMigrationsamtschef fordert Zurückhaltung bei Integrationsdebatte | STERN.DE.

  • „Angst ist unnötig“

    „Angst ist unnötig“

    Das Bundesamt hält mit Zahlen gegen diffuse Bedrohungsgefühle. (Foto: dapd)
    Das Bundesamt hält mit Zahlen gegen diffuse Bedrohungsgefühle. (Foto: dapd)

    Am Mittwoch ist Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt. Die Experten versuchen vor dem öffentlichkeitswirksamen Treffen bei der Kanzlerin noch einmal, etwas mehr Sachlichkeit in die Debatte zu bringen.

    Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Albert Schmid, hat bei der aktuellen Integrationsdebatte zur Zurückhaltung aufgerufen. „Bei einigen Zehntausenden gibt es überhaupt keinen Grund, vor irgendeiner Zuwanderungswelle Angst zu haben“, sagte Schmid der „Frankfurter Rundschau“. Deutschland rangiere bei der Aufnahme von Einwanderern in der EU hinter Großbritannien und Frankreich, sagte er.

    Den Vorstoß von CSU-Chef Horst Seehofer, der eine Begrenzung der Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen befürwortet hatte, bezeichnete Schmid als „weder fachlich begründet“ noch sinnvoll. Fremdenfeindlichkeit müsse „mit Rationalität“ und „nicht mit Stimmungsmache“ begegnet werden, sagte er der „Frankfurter Rundschau“.

    Blick auf die Menschen

    Im Gespräch mit derselben Zeitung bezeichnete der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde die Aussage von Bundespräsident Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, als unangemessen. Er selbst hätte den Satz „Die Muslime hier gehören zu Deutschland“ bevorzugt, sagte Böckenförde der Zeitung. Diese Aussage beziehe sich „auf Menschen, die hier leben, mit dem Glauben, den sie haben und den sie auch ausüben dürfen“. Das bedeute aber nicht, den Islam „sogleich als Teil unseres Landes anzuerkennen“, sagte der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht.

    Gerade hatte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle  (FDP) bei einem Kanada-Besuch erneut trotz Widerständen in der Union die Einführung eines Punktesystems wie in dem Land angeregt. Er sei zuversichtlich, dass Schwarz-Gelb noch in dieser Wahlperiode eine Reform des Zuwanderungsrechts umsetzen werde, sagte er in Toronto.

    Im Bundeskanzleramt findet am Mittwoch der vierte Integrationsgipfel statt. Dabei soll unter anderem ein Aktionsplan zur Umsetzung des Nationalen Integrationsplans auf den Weg gebracht werden.

    AFP

    viaVor dem Integrationsgipfel: „Angst ist unnötig“ – n-tv.de.

  • Integrations-Serie: Zu Hause in beiden Kulturen

    Integrations-Serie: Zu Hause in beiden Kulturen

    Castrop-Rauxel. Eigentlich wollte die junge Frau aus der anatolischen Großstadt Eskisehir nur einen längeren Urlaub bei ihrem Onkel in Castrop-Rauxel verbringen. 31 Jahre liegt das jetzt zurück, und Ruziye Malkus ist immer noch hier.

    Verheiratet mit einem Deutschen, zwei erwachsene Kinder, ein eigenes Haus. Die heute 52-Jährige ist schon lange angekommen in ihrer zweiten Heimat.

    Ruziye Malkus (Bild) vom Interkulturellen Bildungs- und Kulturverein IBKF in Castrop-Rauxel zeigt ihre Arbeit in den Räumen an der Bodelschwingher Straße. Foto: Joseph-W. Reutter / WAZ FotoPool
    Ruziye Malkus (Bild) vom Interkulturellen Bildungs- und Kulturverein IBKF in Castrop-Rauxel zeigt ihre Arbeit in den Räumen an der Bodelschwingher Straße. Foto: Joseph-W. Reutter / WAZ FotoPool

    Dabei hat man es ihr, zumindest beruflich, gar nicht so leicht gemacht. Die Schneidermeisterin, die in der Türkei nach dieser Ausbildung noch Modedesign studiert hatte, durfte sich in ihrem Beruf hier nicht selbstständig machen, weil die Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt wurden. Nur eine „Flick-Schneiderei“ konnte sie eröffnen. Was hauptberuflich nicht klappte, schaffte sie als Honorarkraft bei AWO und VHS: Sie brachte türkischen Frauen das Nähen bei. Und dabei stellte sie fest, dass sich längst nicht alle so problemlos wie sie zurecht fanden in der neuen Heimat.

    Ihr Schlüsselerlebnis dann an einer Bushaltestelle. „Da stand eine junge Türkin mit einer dicken Backe – ein Kind im Kinderwagen, eines an der Hand, ein größerer Sohn. Den bat sie, für sie beim Zahnarzt zu übersetzen, und der Sohn wollte dafür zehn Mark. Weil sie das Geld nicht hatte, ist sie mit ihren Zahnschmerzen wieder nach Hause gegangen.“ 1998 war das, Ruziye Malkus, die damals eine internationale Nähgruppe in der evangelischen Kirchengemeinde Schwerin leitete, gründete mit fünf Gleichgesinnten und mit Unterstützung aus Politik und Verwaltung den Internationalen Bildungs- und Kulturverein für Frauen. Seitdem haben Frauen aller Nationalitäten in der Schule an der Bodelschwingher Straße eine feste Anlaufstelle.

    40 Frauen besuchten gleich zu Beginn die Deutschkurse, die die VHS in den Räumen des Vereins anbot. Und während die Mütter Deutsch büffelten, betreuten Ruziye Malkus und ihre Mitstreiterinnen im Nebenraum die Kinder. Sprachkurse gibt es heute vor Ort nicht mehr, aber Nähkurse, Hausaufgabenbetreuung, Tanz- und Sportangebote, eine Jazzdance- und eine Theatergruppe, alles kostenlos.

    „Internationaler Verein“ – das steht nicht nur drauf, das ist auch drin. Nicht nur Türkinnen kommen, auch Frauen aus Marokko, Polen und Russland waren von Anfang an mit dabei, wissen, dass sie hier Hilfe und Unterstützung in allen Fragen finden. Sie fragen um Rat, wenn sie Formulare ausfüllen müssen, bitten um Begleitung zum Amt, drücken Ruziye Malkus ihr Handy in die Hand, weil sie nicht verstehen, was der Arzt ihnen gerade erklären will. Sie sitzen beisammen und nähen aus Altkleidern und gespendeten Stoffen die tollsten Kleidungsstücke, sie bringen ihre Kinder mit und kochen gemeinsam, oder sie treffen sich einfach nur zum Plaudern.

    „Vielen Frauen mangelt es an Selbstbewusstsein, sie sind unsicher, haben Angst. Hier ist das ganz anders“, beobachtet Ruziye Malkus jeden Tag. Die Vorsitzende ist die Seele des Vereins, ihre Telefonnummer hat sich dank Mund-zu-Mund-Propaganda auch außerhalb der Stadt herumgesprochen. „1600 Frauen haben wir im vergangenen Jahr geholfen.“ Helfen – das bedeutet für die quirlige 52-Jährige nicht nur eine konkrete Handreichung. Wenn sie mit den Frauen an der Nähmaschine oder beim wöchentlichen Frauenfrühstück sitzt, redet sie mit ihnen: über familiäre Situationen, Gesundheitsthemen, Kindererziehung, Gewalt, Bildung.

    Integration war für Ruziye Malkus selbst überhaupt kein Thema, als sie nach Deutschland kam. „Ich habe mich nie als Ausländerin gefühlt. Ich bin schon integriert hier ankommen.“ Das hatte sicher auch damit zu tun, dass sie mit dem nötigen Selbstbewusstsein kam, liberal aufgewachsen mit einer alleinerziehenden Mutter („eine starke Frau“), ausgestattet mit einer guten Schulbildung, mit Berufsabschluss und Studium. Viele andere Migrantinnen können davon nur träumen. Nicht wenige können nicht einmal in ihrer Muttersprache lesen und schreiben, weiß Ruziye Malkus. „Einer Analphabetin bringt dann auch ein Integrationskurs nichts.“ Deshalb bereitet der Internationale Verein sich darauf vor, die Sprachkurse wieder aufleben zu lassen.

    Mütter, die der deutschen Sprache mächtig sind und verstehen, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist – das möchte Ruziye Malkus erreichen. Bei ihren eigenen Kindern war das eine Selbstverständlichkeit. Die Tochter ist Diplom-Sozialpädagogin und Theaterpädagogin, der Sohn studiert Betriebswirtschaft. Wie wichtig das ist, möchte sie möglichst vielen Anderen klar machen: „Sie müssen begreifen, dass Bildung das beste Geschenk ist, das sie ihren Kindern machen können. Was man im Kopf hat, das kann einem niemand nehmen.“

    viaIntegrations-Serie: Zu Hause in beiden Kulturen – Castrop-Rauxel – DerWesten.

  • Löning ermuntert Türkei zu weiteren Reformen

    Löning ermuntert Türkei zu weiteren Reformen

    Istanbul (dpa) – Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, hat die Türkei zu weiteren Reformen ermuntert. Zum Auftakt einer fünftägigen Reise durch das Land sagte er der dpa, der Weg der Türkei Richtung Europa sei ein Weg Richtung Menschenrechte. Löning will in Istanbul und Ankara türkische Politiker, Vertreter von Menschenrechtsgruppen und Experten internationaler Organisationen treffen. In der östlichen Provinz Van will er iranische Flüchtlinge sprechen, die vor dem Mullah-Regime geflohen sind und sich um Aufnahme in Deutschland bemühen.

    viaLöning ermuntert Türkei zu weiteren Reformen – Newsticker – FOCUS Online Nachrichten.

  • Elif Cindik: Für eine neue Diskussionskultur

    Elif Cindik: Für eine neue Diskussionskultur

    Elif Duygu Cindik 30. Oktober 2010

    Elif Cindik

    Für eine neue Diskussionskultur in der Einwanderungs- und Partizipationspolitik

    Wir deutsche Bürgerinnen und Bürger mit türkischem Migrationshintergrund und türkische Staatsangehörige mit langjährigem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland sind besorgt über die Diskussion der letzten Monate.

    Wir sind besorgt darüber, dass Thesen und Behauptungen über Einwanderung und „Integration“, die früher als „Randerscheinungen“ abgetan wurden, nunmehr aus der Mitte der Gesellschaft kommen oder zumindest dort Zustimmung finden. „Rechtsextremismus ist kein Phänomen am ,Rand‘ der Gesellschaft, ganz im Gegenteil finden sich rechtsextreme Einstellungen in besorgniserregendem Maße in der Mitte der Gesellschaft.“ (aus der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010).

    Wir haben große Sorge, dass die Weiterführung der Diskussion in dieser Art und Weise zur Wiederholung der tragischen Ereignisse in Folge der Asyldiskussion der neunziger Jahre führen könnte.

    Wir leben seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik Deutschland, haben in unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft Verantwortung übernommen und unseren Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet, wie abertausende andere mit Migrationshintergrund.

    Wir meinen, dass die einseitige Diskussion, die nur vermeintliche oder tatsächliche Defizite in den Vordergrund stellt und überwiegend mit Sanktionen begegnet, kontraproduktiv ist.

    Wir alle fühlen uns durch die derzeitige Diskussion diskreditiert, unser Vertrauen und Engagement für unser Land und unsere Gesellschaft leidet darunter.

    Wir sind der festen Überzeugung, dass nur eine Willkommens-, Partizipations- und Empathiekultur die Diskussion versachlichen und die Motivation der Migrantinnen und Migranten stärken kann.

    Wir appellieren an die Politik und die Medien, in der Teilhabepolitik einen Neuanfang in diesem Sinne zu wagen.

    Erstunterzeichner/innen:

    • Çınar, Safter (Beauftragter für Migration und Integration des DGB, Berlin-Brandenburg)
    • Kolat, Kenan (Geschäftsführer und Projektleiter, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland)
    • Turan, Hilmi Kaya (Diplom Volkswirt, stellvertretender Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland)
    • Cindik, Elif Duygu (Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, stellvertretende Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland)

    Wer dies unterzeichnen möchte, schickt seinen Namen, Nachnamen und seinen Beruf an anmeldung@tgd.de

  • Akt der Aggression

    Akt der Aggression

    Schluß mit der Belagerung – Protestaktion am israelischen Grenzposten Aschdod gegen die Abriegelung des Gazastreifens (28. September 2010)

    Foto: AP

    02.11.2010

    Akt der Aggression

    Klares Urteil: Israels Blockade des Gazastreifens und Angriff auf Hilfsflotte sind rechtswidrig. UN-Kommission verurteilt Aggressivität des Überfalls auf »Mavi Marmara«

    Norman Paech

    In der kommenden Woche erscheint im Melzer-Verlag die deutsche Übersetzung des Berichts der UN-Untersuchungskommission über den israelischen Angriff auf die Free-Gaza-Flotte. Bei dem Überfall auf hoher See am 31. Mai 2010 waren auf der »Mavi Marmara« neun türkische Aktivisten erschossen worden. Der Hamburger Völkerrechtler und frühere Linke-Bundestagsabgeordnete Norman Paech war an Bord des Schiffes. junge Welt dokumentiert leicht gekürzt sein Vorwort des Buches.

    Die Untersuchungskommission des UNO-Menschenrechtsausschusses hat schnell gearbeitet. Am 2. Juni 2010, zwei Tage nach dem israelischen Überfall auf die Free-Gaza-Flottille, wurde sie eingerichtet. Am 22. September hat sie ihren Bericht abgegeben, nachdem sie 112 Zeugen in Genf, London, Istanbul und Amman vernommen und alle zugänglichen Beweisstücke gesichtet hatte. Am 27. September hat der UNO-Menschenrechtsrat den Bericht diskutiert und mit großer Mehrheit akzeptiert. Die Stimmenthaltung der europäischen Staaten wurde mit der mangelnden Zusammenarbeit mit der vom UN-Generalsekretär Ban Ki Moon einberufenen Kommission begründet, richtete sich also nicht gegen die sehr eindeutigen Ergebnisse der Untersuchung. Und diese sind für die israelische Regierung wie die Armee vernichtend: Die Blockade des Gaza­streifens, die mit der kollektiven Bestrafung der Bevölkerung eine humanitäre Krise hervorgerufen hat, ist rechtswidrig. Ebenso ist die Blockade der Free-Gaza-Flottille in internationalen Gewässern und ihre Entführung nach Israel rechtswidrig gewesen. Schließlich war der militärische Überfall auf die Flottille und die Erstürmung der Mavi Marmara nicht etwa durch das Recht auf Selbstverteidigung gerechtfertigt, wie es die israelische Regierung immer noch behauptet, sondern ein eindeutiger Akt der Aggression, gegen den die Passagiere berechtigt waren, sich zu wehren.

    (…)

    Quelle:

  • Türkei
: Reise- und Sicherheitshinweise

    Türkei
: Reise- und Sicherheitshinweise

    Türkei
: Reise- und Sicherheitshinweise

    Türkei:
    Stand 01.11.2010 
(Unverändert gültig seit: 01.11.2010)
    Aktuelle Hinweise
    Am Morgen des 31. Oktober 2010 gegen 10.30 Uhr kam es auf dem Taksim-Platz im europäischen Teil von Istanbul zu einem Selbstmordanschlag. Laut Polizeiangaben versuchte der Attentäter einen Polizeibus zu betreten und zündete dabei den Sprengstoff. Es wurden etwa 30 Personen verletzt. Zu Hintergründen der Tat ist noch nichts bekannt; offenbar richtete sie sich jedoch nicht gegen ausländische Besucher. Trotzdem wird bei Reisen in Großstädte der Türkei zu erhöhter Vorsicht geraten.

    Landesspezifische Sicherheitshinweise
    Terrorismus
    Nach verschiedenen Anschlägen gegen Militär- und Polizeieinrichtungen, u.a. in Stadtteilen Istanbuls, befinden sich die Sicherheitsvorkehrungen landesweit unverändert auf hohem Niveau. Angesichts von Anschlagsdrohungen militanter Gruppierungen auch gegen nicht-militärische Ziele muss in allen Teilen der Türkei weiterhin von einer terroristischen Gefährdung ausgegangen werden.
    Reisen über Land
    Bezogen auf den Osten und Südosten des Landes liegen aktuell zwar keine konkreten Gefährdungshinweise für Touristen vor. Wegen der Aktivitäten der PKK sind jedoch Reisen in diesen Landesteil mit einem deutlich erhöhten Risiko behaftet. Weiterhin kommt es dort auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der PKK und türkischen Sicherheitskräften. So kamen bei Anschlägen in den südöstlichen Provinzen seit Ende Mai 2010 über 40 Soldaten ums Leben. Das türkische Militär unternimmt nach wie vor grenzüberschreitende Militäroperationen gegen PKK-Stellungen im Nordirak. Bei Reisen in den Osten und Südosten der Türkei ist mit starken Behinderungen aufgrund von Straßenkontrollen und Militärbewegungen zu rechnen.
    Der türkische Generalstab hat sechs Gebiete in den Provinzen Siirt, Sirnak, Mardin und Hakkâri – insbesondere das Gebiet südöstlich von Hakkâri entlang der Grenze zum Irak (in den Bergen, um und zwischen Sirnak und Hakkari befinden sich mehrere Sperrzonen) sowie nordwestlich von Diyarbakir und südöstlich der Ortschaft Cizre (Dreiländereck Türkei – Syrien – Irak) – zu zeitweiligen Sicherheitszonen und militärischen Sperrgebieten erklärt, deren Betreten bis auf Weiteres grundsätzlich verboten ist und die einer strengen Kontrolle unterliegen.
    Kriminalität
    Die Türkei zeichnet sich bislang als ein Land mit vergleichsweise gering ausgeprägter Gewaltkriminalität aus. In letzter Zeit waren jedoch auch Reisende Opfer von Gewaltverbrechen. Es wird deshalb besonders bei einem Aufenthalt an einsamen Orten und gemeinsamen Unternehmungen mit wenig bekannten Personen zu Vorsicht geraten.
    Vorsicht vor Taschendieben ist besonders in der Großstadt Istanbul angezeigt. Die Zahl von Straßendiebstählen, besonders in belebten Zonen, ist in Istanbul weiterhin hoch. Allgemein gilt, dass auf Taschen und Geldbörsen überall da, wo Menschenmengen sind, besonders geachtet werden sollte. Vor allem im Stadtteil Beyoğlu wurden vermehrt Betrugsfälle bekannt, in denen Touristen unter einem Vorwand in einer Bar eingeladen und anschließend gezwungen wurden, zur Begleichung der extrem überhöhten Rechnung eine größere Summe Bargeld von einem Geldautomaten abzuheben.
    Bei Zahlung mit Bank- oder Kreditkarten ist Vorsicht vor Betrügern geboten, die versuchen, unbemerkt die Bankkarte des Reisenden zu kopieren und den zugehörigen PIN-Code auszuspähen, um dann mit gefälschten Karten an Geldautomaten Geld abzuheben. Reisenden wird daher geraten, bei Zahlung ihre Bankkarte stets im Auge zu behalten und die Geheimnummer nur verdeckt einzugeben. Bei Benutzung von Bank- und Kreditkarten mit PIN-Code in Wechselstuben wird zu Vorsicht geraten.
    Allgemeine Reiseinformationen
    Die Türkei ist ein beliebtes Reiseland, das Touristen herzlich und offen empfängt. Wie auch in anderen Urlaubsländern gibt es jedoch einige wichtige Punkte, die beachtet werden sollten, um einen sorglosen Aufenthalt verbringen zu können.
    Grundsätzlich bestimmt bei Taxifahrten der Taxameter den Preis, bei längeren Fahrten ist Handeln durchaus erlaubt. Bei viel Gepäck wird z.T. ein Aufschlag verlangt. Besonders in Istanbul sollte man sich vorher über den ungefähren Fahrpreis informieren, damit Taxifahrten nicht ungewollt zu kostspieligen Stadtrundfahrten werden. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass der Taxameter bei Fahrtantritt eingeschaltet wird. Die Hotels dienen hierbei als eine sichere Informationsquelle.
    Autofahrten nach Einbruch der Dunkelheit, auch auf größeren Verbindungsstraßen, sind mit erhöhten Gefahren verbunden und sollten vermieden werden. Wer im Auto übernachten möchte, sollte dazu einen bewachten Parkplatz oder Campingplatz aufsuchen.
    Bei angebotenen Jeepsafaris sollten Anbieterfirmen und technischer Zustand der Fahrzeuge kritisch geprüft werden, vor allem wenn die Reiseveranstalter keine Gewähr übernehmen. Die Jeeps sollten nur Personen fahren, die über Erfahrung mit derartigen Fahrzeugtypen und Fahren auf off-road-Strecken verfügen.
    Bei angebotenen Ausflügen mit Werksbesichtigung und Kaufgelegenheiten sollten sich Reisende vorher erkundigen, wie lange diese Besuche dauern. Es besteht kein Kaufzwang. Gegen die mögliche Ausübung von Druck durch Mitarbeiter der Unternehmen oder Reiseleiter sollten sich Reisende verwahren und ggf. später auch bei den Reiseveranstaltern beschweren.
    Die türkische Regulierungsbehörde für Tabakwaren und Alkoholika (TAPDK) macht auf die Gefahr durch den Verzehr von gepanschtem Alkohol aufmerksam und empfiehlt, beim Kauf von Alkohol auf die Originalverpackung und Lizenzierung (TAPDK-Logo auf dem Flaschendeckel, unbeschädigte, blau-türkisfarbene Banderole) zu achten.
    (…)

    Quelle: Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes, 1.11.2010

  • Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Iran

    Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Iran

    17.-18.5.2007, Bursa

    Von Edirne geht die Fahrt nach Süden zu den Dardanellen. Bei Gelibolu gibt es eine Fähre, die mich nach Lapseki auf der asiatischen Seite übersetzt.

    In einem lang gezogenen, weiten, sattgrünen Tal, unweit des südöstlichen Endes des Marmarameeres, liegt Bursa. Das Ortsschild am Stadtrand behauptet, hier wohnten 600.000 Einwohner, in Wirklichkeit ist es bald das Dreifache.

    Als erstes fallen die pittoresken Stadtviertel an den Ausläufern des Uluda-Gebirges im Süden der Stadt auf. Einfache Leute wohnen hier in einem Meer von pastellbunten kleinen, schlichten Häusern – meist völlig unzugänglich am Steilhang gelegen.

    Ich suche mir ein preiswertes Hotel in der Innenstadt, denn hier gibt es ein riesiges Basarviertel, welches erkundet werden muss. Außerdem muss ich Wäsche waschen und regnen tut es auch noch. Alles gute Gründe, hier einen Tag zu verweilen. Das Hotel ist wirklich erstaunlich billig, ganze 30 Euro für ein feudales Zimmer, und ich hab nicht einmal so sehr feilschen müssen.

    Spät nachts wird mir klar, warum das Zimmer so billig war. Etwa 10 Meter vor meinem Zimmerfenster steht ein Minarett, und dessen Lautsprecher brüllt um Punkt 4:20 Uhr mit gefühlten 10.000 Watt zum Gebet. Ich bins ja gewohnt, dass um diese Zeit immer an allen Moscheen die Muezzin-Schallplatte aufgelegt wird, aber so krass durch Mark und Bein gehend hab ichs noch nie erlebt.

    Der zweite Tag hier vergeht mit endlosen Märschen durch den Basar. Ich besichtige die Moscheen, beobachte die Leute, trinke Tee, fotografiere.

    Am Abend treff ich mich mit Ergün aus Stuttgart, der hier auf Montage ist, und dem Lederhändler Naci. In der Stammkneipe der Basaris gönnen wir uns ein opulentes Abendessen mit Fisch, Fleisch, Bier, Gemüse, Früchten, Kaffee und Raki. Die Nachspeise besteht aus gegrilltem Sesamhonig (Helva) und unreifen, grünen, gesalzenen Pflaumen.

    19.5.2007, Von Bursa nach Aksaray

    Ich bin früh unterwegs heute. Irgendwo hatte ich gelesen, dass das Tempolimit für Motorräder 70 km/h sei. Auf den Überlandstraßen wimmelt es von Polizeikontrollen, also fahre ich zwangsläufig langsam. Auf jeden Fall nie mehr als 80.

    Bei Eskisehir treffe ich einen einheimischen Motorradfahrer, und der meint, dass man durchaus auch 100 fahren kann, ohne dass die Polizei daran Anstoß nimmt. Dieser Rat des vermeintlichen Experten sollte sich später als total falsch erweisen, aber erstmal geht meine Fahrt etwas flotter weiter.

    Wenig später wechsele ich auf Landstraßen zweiter und dritter Ordnung. Die sind praktisch ohne Verkehr, da gibt es oft über lange Strecken kein Dorf und überhaupt keine Polizeikontrollen. Also lass ichs krachen.

    Diese Etappe, 600 km durch das zentralanatolische Hochland, ist für den Touristen faszinierend, aber bei Lichte besehen öde. Aussterbende Dörfer, verfallende Lehmhäuser, neun Stunden Schafe, Steine, Sand, Staub, Steppe, Salzsee, bis ich endlich mein Tagesziel, Aksaray, erreiche.

    Man glaubt es kaum, in der Stadt hält mich ein Polizist an, nur um mir mitzuteilen, dass der VFB Stuttgart gerade Champion geworden ist. Der junge Mann spricht Deutsch mit starkem schwäbischen Einschlag, und er freut sich so sehr wie ich.