Kategorie: Islam

  • Sexualität: Doppelt unter Druck

    Sexualität: Doppelt unter Druck

    Wie halten die das aus? Zu Hause dürfen Musliminnen nicht mal über Sex reden. Jenseits der Familie ist das Thema allgegenwärtig.

    © ABBAS MOMANI/AFP/Getty Images

    Zwei muslimische Frauen schauen Männern beim Baden im Meer zu.

    Das ist wohl die höchste Kunst der Tabuisierung: In muslimischen Wohnzimmern muss das Wort »Sex« nicht einmal fallen, und trotzdem weiß jeder Teenager seit seiner Kindheit, dass er die Finger davon lassen soll. Eigentlich gilt dieses kulturelle Diktum (ob es auch ein religiöses ist, darüber streiten die Gelehrten) für Jungen und Mädchen gleichermaßen, doch die Jungen können sich besser entziehen, und ein »Fehlverhalten« bei ihnen wird eher als Kavaliersdelikt betrachtet. Für beide Geschlechter gilt aber, dass die jungen Muslime meistens gar nicht wissen, warum sie sich enthalten sollen. Fragen können sie ja nicht. Die Begründung lautet, dass die Frau nur geschützt leben kann, solange sie nicht sexuell verfügbar ist. Die Frau ist frei, weil sie keinen Sex hat. Allerdings stammt diese Begründung aus der Zeit des Propheten.

    Aber es wird noch komplizierter: Während das muslimische Wohnzimmer nämlich sex- und lustfreie Zone bleibt (zumindest verbal), Jungen und Mädchen beim gemeinsamen Fernsehabend mit den Eltern bei jeder Liebesszene nervös und beschämt wegzappen, ist der Rest der Welt gnadenlos übersexualisiert. Die Klassenkameradinnen knutschen am Wochenende in der Disco herum, und wer nach dem Sport nicht in die Gruppendusche oder in die gemischte Sauna möchte, muss sich schon fast dafür entschuldigen.

    In dieser Welt ist die Frau frei, weil sie Sex hat.

    Nun kann man fragen, was die Muslimin eigentlich eher zum Sexobjekt macht: der Druck des elterlichen Wohnzimmers, der sie auf eine sexuelle »Reinheit« reduziert, oder der Gegendruck der sexuell enttabuisierten Mehrheit, der im Grunde das Gleiche tut, nur mit anderen Mitteln und anderen Wortschöpfungen (»Importbraut«). Es erfordert schon ein gehöriges Maß an Stärke, um sich unter diesen Druckverhältnissen behaupten zu können. Hin und wieder sieht man die trotzigen Ausdrücke dieses Dilemmas auf den Straßen Berlins, Hamburgs oder Kölns: oben Kopftuch, unten knackenge Jeans und High Heels. So viel zum Thema Zucht und Unterordnung. Auch ein sich neu entwickelnder islamischer Feminismus sucht nach Argumenten, beiden Zumutungen zu trotzen, der Zwangsentblößung und der patriarchalen Tradition. Die Tatsache, dass das Thema in der Familie totgeschwiegen wird, heißt nicht, dass jede Muslimin auch tatsächlich als Jungfrau in die Ehe geht. Und nicht jede weint sich deshalb wegen Gewissenskonflikten nachts in den Schlaf.

    Wie millimeternah sich die beiden Arten der Sexualisierung von Musliminnen sind, wie hart der doppelte Druck ist, zeigt das Beispiel von Sila Sahin. Die Schauspielerin aus der TV-Serie Gute Zeiten, schlechte Zeiten war die erste Deutschtürkin auf dem Cover des Playboys. Befragt zu ihren Motiven, sich vor der Kamera auszuziehen, sagte sie, sie habe sich bislang gesellschaftlichen Zwängen untergeordnet und »immer nur das gemacht, was andere für mich für richtig hielten«. Das Shooting mit viel nackter Haut sei ein »Befreiungsschlag« gewesen, und sie hätte gern noch viel mehr gezeigt, wenn der Playboy gewollt hätte. Hier war das Türkinsein nicht nur mit »Jungfrausein« und »muslimischer Reinheit« verbunden, sondern eine Marketingstrategie: »Echt Türkin – und echt heiß«.

    Auch wenn der persönlichen Entscheidung der jungen Frau Respekt gebührt – es kann in einer liberalen Gesellschaft wie der deutschen durchaus möglich sein, es gerade nicht als Befreiung zu sehen, sich zu entblößen. Manchmal kann das genaue Gegenteil, die Verhüllung, eine Befreiung sein – solange sie aus freien Stücken geschieht.

    Wo wir gerade beim Playboy sind: Für Fatmire Bajramaj, muslimische Stürmerin der deutschen Fußballnationalmannschaft, war es schon eine Befreiung, bei ihrem Vater durchzusetzen, dass sie Fußball spielen durfte. Das Ausziehen hat sie ihren Teamkolleginnen überlassen.

    via Sexualität: Doppelt unter Druck | Gesellschaft | ZEIT ONLINE.

  • Juniorprofessuren (W 1) für islamische Theologie

    Juniorprofessuren (W 1) für islamische Theologie

    Universität Tübingen

    Im Zentrum für islamische Theologie der Eberhard Karls Universität
    Tübingen sind bis zu zwei
    Juniorprofessuren (W 1) für islamische Theologie

    zum 1.10.2011 zu besetzen.

    Juniorprofessuren können mit folgenden Schwerpunkten besetzt werden:

    – Hadithwissenschaften (hadîth)
    – Islamisches Recht (fiqh)
    – Systematisch-Rationale Theologie (kalâm)
    – Islamische Philosophie (falsafa) und Ethik (akhlâq)
    – Islamische Mystik (tasawwuf)
    – Geschichte und Gegenwartskultur des Islams
    – Islamische Religionspädagogik

    Die Universität beabsichtigt in Abhängigkeit von der
    wissenschaftlichen Eignung der Bewerberinnen und Bewerber die
    Besetzung von bis zu zwei Juniorprofessuren. Nach Ausgang dieses
    Verfahrens nicht besetzte Positionen werden zu einem späteren
    Zeitpunkt erneut geeignet ausgeschrieben.

    Die Besetzung von Stellen erfolgt im Beamtenverhältnis auf Zeit,
    zunächst für vier Jahre. Eine Verlängerung um weitere zwei Jahre ist
    nach positiver Evaluation vorgesehen. Die künftigen Stelleninhaber/
    innen müssen eines der oben angegebenen Fachgebiete in Forschung und
    Lehre vertreten und islamischen Bekenntnisses sein. Bewerbungen sollen
    eindeutig erkennen lassen, für welchen Schwerpunkt Qualifikationen
    vorliegen. Erwartet wird die Bereitschaft zur Kooperation mit den
    künftigen Kolleginnen und Kollegen im Zentrum sowie den anderen
    Fachbereichen der Universität. Die Lehrverpflichtung beträgt vier bis
    sechs Semesterwochenstunden. Selbständige Forschungsaktivitäten im
    Bereich islamische Theologie werden erwartet. Inhaber von
    Juniorprofessuren sollen sich durch die selbständige Wahrnehmung der
    der Universität obliegenden Aufgaben in Forschung und Lehre für die
    Berufung auf Professuren an einer Universität oder gleichgestellten
    Hochschule qualifizieren.

    Voraussetzungen für eine Berufung sind eine herausragende Dissertation
    einschlägiger Ausrichtung, beachtete Publikationen, Erfahrung in der
    Lehre sowie gute Deutschkenntnisse.

    Die Universität strebt die Erhöhung des Anteils von Frauen in
    Forschung und Lehre an und bittet deshalb entsprechend qualifizierte
    Wissenschaftlerinnen nachdrücklich um ihre Bewerbung.

    Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.

    Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf,
    wissenschaftlicher Werdegang, Kopien von Urkunden,
    Publikationsverzeichnis, Verzeichnis der Lehrveranstaltungen,
    Forschungskooperationen und Schwerpunkte der zukünftigen Forschung)
    werden bis zum 4. August 2011 erbeten zu Händen des
    Rektors der
    Universität Tübingen
    Professor Dr. Bernd Engler
    Wilhelmstr. 5
    72074 Tübingen

  • Integration: Schulministerium NRW sieht Burkini als Chance für Toleranz

    Integration: Schulministerium NRW sieht Burkini als Chance für Toleranz

    Oberhausen. Oberhausen will aller Kritik zum Trotz durchsetzen, dass muslimische Mädchen auch im Ganzkörperanzug „Burkini“ in Schwimmbäder dürfen. Das war bisher aus Hygiene-Gründen verboten. Viele Muslimas nehmen deshalb nicht am Schwimmunterricht teil.

    Auf den ersten Blick wirkt der Anzug nicht schwimmtauglich: Mit langen Ärmeln und Beinen verhüllt der so genannte Burkini die Schwimmerin komplett. Für gläubige Musliminnen ist er allerdings das einzige Kleidungsstück, mit dem sie sorglos ins Wasser gehen können. Foto: dapd

    Auf den ersten Blick wirkt der Anzug nicht schwimmtauglich: Mit langen Ärmeln und Beinen verhüllt der so genannte Burkini die Schwimmerin komplett. Für gläubige Musliminnen ist er allerdings das einzige Kleidungsstück, mit dem sie sorglos ins Wasser gehen können. Foto: dapd

    Trotz heftiger Diskussionen unter den Bürgern bleibt die Oberhausener Stadtspitze dabei: Sie will die Erlaubnis für tief religiöse muslimische Mädchen durchsetzen, dass diese auch im Ganzkörperanzug „Burkini“, eine Wortschöpfung aus Burka und Bikini, in öffentliche Schwimmbäder dürfen – damit die Schülerinnen überhaupt am gemischt-geschlechtlichen Schwimmunterricht in den Schulen teilnehmen. Bisher war der Burkini in Oberhausen aus hygienischen Gründen per Badesatzung verboten.

    Im Gegensatz zu den ersten Darstellungen der Verwaltung gibt es dazu direkt zwar keinen Erlass des NRW-Schulministeriums, allerdings hat das Ministerium seine Rechtsauffassung zur notwendigen Burkini-Erlaubnis der Städte mit Verweis auf höchstrichterliche Urteile und in Fachaufsätzen dargelegt. Danach soll mit Hilfe des Burkinis durchgesetzt werden, dass muslimische Schülerinnen aus tief religiösen Familien nicht mehr quasi selbstverständlich vom Schwimmunterricht befreit werden.

    Zwei Verfassungsrechte prallen aufeinander

    Kern der Problematik ist nach Auffassung verschiedener Gerichte, dass hier zwei Verfassungsrechte aufeinanderprallen: Der staatliche Bildungs- und Erziehungsauftrag (Art. 7 I des Grundgesetzes) und die Glaubensfreiheit (Art. 4). Diese beinhaltet auch das Recht, sein gesamtes Verhalten an den Lehren seines Glaubens auszurichten. Dies betrifft auch die von tiefgläubigen Moslems als Vorschrift des Korans angesehene Regel, die körperliche Blöße müsse komplett verhüllt werden.

    „Wichtig ist hierbei, dass es dem Staat, also auch der Schule, verwehrt ist, eine Bewertung der vorgebrachten Glaubenshaltung vorzunehmen“, schreiben Georg Minten und Sabine Krampen-Lietzke vom Schulministerium aufgrund der Urteile in ihrem Aufsatz.

    Anträge für Grundschülerinnen gestellt

    Da auf keinen Fall ein Verfassungsgut hinter ein anderes zurücktreten dürfe, betrachtet das Schulministerium den „Burkini“ als einen „schonenden Ausgleich“ zwischen Verfassungsgütern. Mit Hilfe des „Burkinis“ trage eine Schülerin im Schwimmunterricht eine den Bekleidungsvorschriften des Islam entsprechende Kleidung. Deshalb hätten Gerichte in mehreren Fällen Anträge von Eltern auf Befreiung vom gemeinsamen Schwimmunterricht von Jungen und Mädchen abgelehnt.

    Diese Anträge wurden sogar schon für Grundschülerinnen gestellt, weil angeblich der Koran verlange, Mädchen bereits ab dem siebten Lebensjahr durch Kleidung vor sexuellen Versuchungen zu bewahren. Die Eltern begründeten ihre Anträge auch damit, dass „die Betroffene dem Anblick leicht bekleideter Mitschüler ausgesetzt“ sei. Zudem sei eine den religiösen Vorschriften gemäße Körperbedeckung nicht möglich. Diese Argumente wiesen die Verwaltungsrichter mit dem Verweis auf den Burkini zurück (VG Düsseldorf Az: 18 K 489/09, OVG Münster Az: 19 B 1362/08).

    Rechtsprechung hat sich verändert

    Mit diesen jüngeren Urteilen hat sich die Rechtsprechung in Deutschland durchaus verändert – und die Durchsetzung der Pflicht zum Schwimmunterricht eher ermöglicht. 1996 hatte dagegen das Bundesverwaltungsgericht sehr weitreichend zugunsten der Glaubensfreiheit entschieden: Die Richter verlangten von den Schulen, alle zumutbaren organisatorischen Möglichkeiten auszuschöpfen, den Sportunterricht nach Geschlechtern getrennt anzubieten. Bei einem gemeinsamen Unterricht von Jungen und Mädchen seien strenggläubige Muslima vom Schwimm- und Sportunterricht zu befreien, meinten die hohen Richter vor 15 Jahren.

    Deshalb sieht das Schulministerium den „Burkini“ sogar als Chance für mehr Verständnis: „Im gemeinsamen Schwimmunterricht, an dem die Mädchen in ihrer islamkonformen Kleidung teilnehmen, kann Toleranz veranschaulicht und praktisch eingeübt werden.“

    via Integration: Schulministerium NRW sieht Burkini als Chance für Toleranz – Oberhausen – DerWesten.

  • Der zenith-Fotopreis »Islam in Deutschland«

    Der zenith-Fotopreis »Islam in Deutschland«

     

    zenith-Fotopreis

    Ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht, wird kontrovers diskutiert. Die Positionen der Meinungsführer sind bekannt – aber welche Berührungen haben die Menschen mit dieser Religion und wie sieht die Lebenswirklichkeit von Muslimen aus?

     

    Der erste bundesweite zenith-Fotopreis sucht Fotografen und Fotografie-Begeisterte, die mit einer Foto-Serie, Foto-Reportage oder Foto-Story ihren Beitrag zur Debatte leisten: frei, ergebnisoffen, kritisch, kontrovers und fast ohne Formatvorgaben.

     

    Die Teilnehmer sollen eine Serie von mindestens sechs, maximal zwölf Bildern zusammen mit einem Konzeptpapier einreichen. Es gewinnt die Strecke, die die Leser und die Jury sowohl ästhetisch als auch konzeptionell überzeugt.

     

    Die Bilder werden nach Einreichen, frühestens aber ab dem 18. Juli 2011, auf den Internetseiten von zenithonline.de zu sehen sein. Die Leser können dann über die Fotostrecken abstimmen. Die 25 am besten bewerteten Beiträge gehen an die Jury. Dazu wählt die Bildredaktion von zenith ebenfalls die 25 ihrer Ansicht nach besten Fotostrecken aus und übergibt diese der Jury. Die Jury ermittelt dann aus den 50 Fotostrecken die Gewinner.

     

    Einsendeschluss ist der 30. September 2011

     

     

    Die Jury

     

    Ruth Eichhorn Bildchefin, GEO-Magazin
    Andreas Trampe Bildchef,  Stern-Magazin
    Bernd von Jutrczenka Bildchef, dpa
    Rolf Nobel Fotografieprofessor an der FH Hannover und Gründer von Lumix – Festival für jungen Fotojournalismus
    Sonja Streit Bildchefin, Reportage und Reise, Brigitte-Magazin
    Thomas Höpker Agentur Magnum
    Marcel Mettelsiefen Bildchef, zenith
    Margot Klingsporn Geschäftsführerin, Agentur Focus
    Heinrich Völkel Reportagefotograf, Agentur Ostkreuz

    Gewinne

    1. Preis 2.500 Euro

    2. Preis 1.500 Euro

    3. Preis   500 Euro

     

    • Jeder Teilnehmer erhält einen Fotoband mit den besten Fotostrecken dieses Fotowettbewerbs.

    • Die besten Fotostrecken werden in einer internationalen Wanderausstellung gezeigt.

    • Die besten Fotostrecken werden bei zenith und renommierten Medienpartnern veröffentlicht.

    • Die Gewinner-Fotostrecke wird in der Zeitschrift zenith veröffentlicht.

     

    Um beim zenith-Fotopreis teilnehmen zu können, müssen Sie sich beim kostenlosen zenith-Premium-Service anmelden. Dort finden Sie auch die ausführlichen Teilnahmebedingungen.

     

    
    

     

  • Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach

    Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach

     

     

    11-06-11 Berichte IRU Gesetzeseinbringung

    11-06-21 GE Islamischer Religionsunterricht

     

    Der Landtag hat am 29. Juni in 1. Lesung den Gesetzentwurf zur Einführung eines Islamischen Religionsunterrichts in NRW auf den Weg gebracht. Möglich wurde dies letztlich durch eine Übereinkunft von Sylvia Löhrmann mit dem Koordinierungsrat der Muslime (sh. Anlage), wonach übergangsweise ein Beirat statt einer bereits anerkannten Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner des Staates fungiert. Der Staat braucht einen solchen Ansprechpartner, da er selbst nicht die Kompetenz hat, die Inhalte von Religionsunterricht zu bestimmen. Diese Beiratslösung war im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz entwickelt worden und wurde dort als Übergangslösung als verfassungskonform erachtet.

    Nordrhein-Westfalen wird das erste Bundesland, in dem Islamischer Religionsunterricht eingeführt wird. Zuvor war bereits alevitischer Religionsunterricht eingeführt worden.

    In NRW gibt es allein 320.000 Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens. Der Islamische Religionsunterricht wird in deutscher Sprache, unter deutscher Schulaufsicht und mit in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften stattfinden. Da gegenwärtig noch zu wenige Lehrkräfte zur Verfügung stehen, wird es noch einige Zeit dauern, bis das Angebot flächendeckend ist.

    Anhörung und Verabschiedung des Gesetzes sind für den Herbst zu erwarten. Ebenfalls angefügt sind Auszüge aus der Berichterstattung der Landespresse.

     

    Weitere Infos bei der

    Integrationsbeauftragten der Stadt Kerpen,

    Annette Seiche

     

    Stadt Kerpen

    Abt. 22.3 – Integration

    Jahnplatz 1, 50171 Kerpen

    Tel.: 02237/58 -173, Fax: 58-102, mobil: 0178 9309 509

    mailto:annette.seiche@stadt-kerpen.de

    www.kerpen-gelingt-gemeinsam.de

  • Wo sind die Islam-Kritiker?

    Wo sind die Islam-Kritiker?

    Der Rechtspopulist Geert Wilders wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen. Mindestens genauso seltsam wie das Urteil ist aber die Flut von Kommentaren, die es gutheißen. Oder?

    Geert Wilders hat nichts gegen Muslime. Er hat sie nicht diskriminiert oder beleidigt, und er hat niemanden zum Rassenhass gegen Anhänger des islamischen Glaubens aufgestachelt. Zu diesem Schluss kam zumindest das zuständige Gericht in Amsterdam, das am Donnerstag sein Urteil über den Vorsitzenden der niederländischen „Partei für die Freiheit“ (PVV) verkündete.

    Der Mann mit der blonden Fönfrisur musste sich seit Herbst 2010 vor Gericht verantworten, weil er in öffentlichen Äußerungen, in Internetforen und einem Kurzfilm den Koran mit Adolf Hitlers „Mein Kampf“ verglichen und den Islam als „faschistisch“ bezeichnet hatte. Meinungsfreiheit lautet das Schlüsselwort, mit der Wilders seinen Vergleich rechtfertigte. Und: Er habe ja nichts gegen Menschen muslimischen Glaubens: Er habe nur die Religion im Streit um die Einwanderungspolitik kritisiert, nicht die Muslime als Personen beleidigt.

    Natürlich ließ Wilders sich diese schöne Vorlage nicht nehmen, die ihm die Justiz da hingespielt hatte. Mit überlegenem Lächeln kam er aus dem Gerichtssaal und verkündete seine Schlussfolgerung: „Man darf also den Islam kritisieren, mir ist kein Maulkorb angelegt worden“, sagte er.

    Da haben wir es also wieder, das gute alte „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. Und es findet sich nicht nur in Wilders Triumphrede, sondern in großer Zahl auch in den Kommentaren unter Artikeln auf großen deutschen Nachrichtenseiten. „Richtig so“, „Sieg für die Meinungsfreiheit“ – so was ist dort mindestens genauso häufig zu lesen wie Kommentare, die das Urteil und Wilders Äußerungen kritisieren.

    Wenn ich so etwas lese, wundere ich mich jedes Mal aufs Neue, wie viele islamophobe Menschen es bei uns zu geben scheint. Denn es ist ja nicht so, dass diese Leute Meinung für jeden sichtbar herumtragen. Im Gegenteil: Sie scheinen sich zu verstecken und ihre wahre Meinung häufiger in anonymen Netzdebatten zu äußern als von Angesicht zu Angesicht mit einem, der nicht so aussieht als würde er ihre Stammtischmeinung teilen. Es muss schon eine Sarrazin-Debatte stattfinden, damit man merkt, dass anscheinend jeder Zweite, dem ich in der U-Bahn begegne, am liebsten einen Einwanderungsstopp verhängen würde.

    Geht es dir ähnlich? Erschreckst du manchmal vor Deutschland? Und darüber, dass dein tagtäglich erlebtes Gesellschaftsbild nicht mit Umfragen und dem Tenor in Internetdiskussionen übereinstimmen? Oder musstest du dich in deinem Alltag schon öfter mit fremdenfeindlichen Mitbürgern auseinandersetzen?

    via Wo sind die Islam-Kritiker? – jetzt.de – Macht – jetzt.de.

  • Muslimische Diaspora-Gemeinschaften ausserhalb Europas

    Muslimische Diaspora-Gemeinschaften ausserhalb Europas

    Herzliche Einladung:
    
    
    Muslimische Diaspora-Gemeinschaften ausserhalb Europas
    
    *Tagung** *des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa EZIRE und
    des Institut für Geographie **in Zusammenarbeit mit dem Institut für
    Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität
    Erlangen-Nürnberg
    und mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für
    Wissenschaftsförderung *
    *
    
    *Ort:  Raum 01.058, Institut für Geographie, Kochstrasse 4/4, Erlangen**
    **Freitag, 15. Juli - Samstag, 16. Juli 2011**
    *
    
    
    
    Im vergangenen Jahrzehnt wurde der Islam in Europa zu einem immer
    wichtigeren Thema in öffentlichen Diskussionen, insbesondere im
    Zusammenhang mit Integrationsfragen, Terrorismus sowie Rassismus und
    Islamophobie. Dementsprechend wendete sich auch die Wissenschaft
    vermehrt den muslimischen Gemeinschaften in Europa zu, vernachlässigte
    jedoch andere Kontexte muslimischer Minderheiten. Um neue Impulse für
    diese Debatten über muslimische Diaspora-Gemeinschaften zu liefern,
    sollen mit der interdisziplinären Tagung gesellschaftliche Kontexte
    außerhalb Europas und europäischer Integrationsdiskurse in den Blick
    genommen werden. Die Tagung zielt darauf ab, die Heterogenität und die
    Vielschichtigkeit der Identitätskonstruktionen von Musliminnen und
    Muslimen sowie ihrer Diaspora- Zusammenhänge sichtbar zu machen. Auf
    diese Weise soll ermöglicht werden, hegemoniale Umgangsformen mit
    muslimischer Diaspora in Deutschland sowie anderen europäischen Staaten
    infrage zu stellen und neue Forschungsperspektiven aufzuzeigen.
    
    Weitere Informationen:
    
    
    Anmeldung bis zum 8. Juli 2011 bei:
    
    Shadia Husseini de Araújo (Institut für Geographie)
    
    Tel.: 09131-85-23303, Email: shusseini@geographie.uni-erlangen.de,
    
    oder
    
    Jörn Thielmann (Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa EZIRE)
    
    Tel.: 09131-85-22239, Email: joern.thielmann@jura.uni-erlangen.de
    
  • Moscheen-Projekt soll Integration fördern

    Moscheen-Projekt soll Integration fördern

    Macht sich mit seiner Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung für mehr Integration stark: der Gießener Arzt Yasar Bilgin, Gründer der Stiftung
    Macht sich mit seiner Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung für mehr Integration stark: der Gießener Arzt Yasar Bilgin, Gründer der Stiftung

    Ein Modellprojekt der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung Gießen soll dafür sorgen, dass sich Moscheen in Hessen mit ihren Nachbarn besser vernetzen. Es ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Land gefördert.

    Macht sich mit seiner Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung für mehr Integration stark: der Gießener Arzt Yasar Bilgin, Gründer der StiftungMacht sich mit seiner Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung für mehr Integration stark: der Gießener Arzt Yasar Bilgin, Gründer der Stiftung

    20. April 2011 2011-04-20 14:48:00

    Ein Modellprojekt soll dafür sorgen, dass sich Moscheen in Hessen mit ihren Nachbarn besser vernetzen. „Ich will, dass ein wechselseitiger Öffnungsprozess in Gang kommt, dass Vorurteile abgebaut werden, dass Moscheevertreter ins öffentliche Leben einbezogen werden“, sagte Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) in Gießen bei der Vorstellung des Projekts „Unsere Moschee in der Mitte unserer Stadt“.

    Es sei auch angesichts der Diskussion um radikal-islamistische Hassprediger wichtig, Ängste abzubauen. Das gelinge nur, wenn man sich besser kennenlerne. Und es sei wichtig, gemeinsam „Hasspredigern“ die Rote Karte zu zeigen. Die Stadt Frankfurt hatte am Dienstag einen geplanten Auftritt von Islamisten am Mittwochabend verboten.

    via Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung: Moscheen-Projekt soll Integration fördern – Hessen – Rhein-Main-Zeitung – FAZ.NET.

  • Gülen-Bewegung in der Türkei: Die unheimliche Macht des Imam – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

    Gülen-Bewegung in der Türkei: Die unheimliche Macht des Imam – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

    Gülen-Bewegung in der Türkei

    Die unheimliche Macht des Imam

    Von Jürgen Gottschlich, Istanbul

    AP

    Der islamistische Prediger Fethullah Gülen gilt als einer der mächtigsten Männer der Türkei. Seine Anhänger scheinen weite Teile der Ordnungsmacht im Land unterwandert zu haben, Kritiker werden aus dem Weg geräumt. Jetzt wurden zwei Journalisten verhaftet – doch deren Umfeld weiß sich zu wehren.

    Die Gülen-Bewegung, auch Armee des Imam genannt, betreibt in der Türkei viele Schulen. Eine davon ist das Fatih-College in Istanbul, wo 640 Schüler unterrichtet werden.
    Die Gülen-Bewegung, auch Armee des Imam genannt, betreibt in der Türkei viele Schulen. Eine davon ist das Fatih-College in Istanbul, wo 640 Schüler unterrichtet werden.

    Fikret Ilkiz ist eine elegante Erscheinung. Graumeliertes Haar, schmale Gesichtszüge, ein teures Sakko rundet das Äußere ab. Er redet kurz, aber mit einer Präzision, die etwas Schneidendes hat. Fikret Ilkiz ist Anwalt, und sein Auftreten erinnert ein wenig an Otto Schily, als dieser in den siebziger Jahren Gudrun Ensslin verteidigte.

    Ilkiz vertritt den derzeit bekanntesten Untersuchungshäftling der Türkei, den renommierten Journalisten und Autor Ahmet Sik. Sik wurde am 3. März festgenommen, zeitgleich mit seinem Kollegen Nedim Sener. Beide arbeiten bei einer Zeitung aus dem Dogan Konzern, Sik bei der linksliberalen „Radikal“, Sener bei dem intellektuellen Traditionsblatt „Milliyet“. Berühmt geworden sind beide aber eher durch ihre Bücher.

    Durch ihre Enthüllungen wurden sie zu Ikonen des investigativen Journalismus der Türkei, vielfach ausgezeichnet im In- und Ausland. Entsprechend groß war der Schock, als beide im Morgengrauen des 3. März in ihren Privatwohnungen verhaftet wurden. Die Polizei stellte die Räume auf den Kopf, beschlagnahmte Computer, CDs und die gesamten Archive.

    „Jeder weiß, dass der Vorwurf absurd ist“

    Doch schon bald verwandelte der Schock sich in helle Empörung, als bekannt wurde, was den beiden vorgeworfen wird: Sie sollen Mitglieder der ultranationalistischen Untergrundorganisation Ergenekon sein. Das Netzwerk von Militärs und Hardcore-Kemalisten soll 2003 und in den folgenden Jahren durch Terror und Desinformation den Sturz der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan betrieben haben.

    „Jeder weiß, dass dieser Vorwurf gegen die beiden Journalisten absurd ist“, stellte Ilkiz am Wochenende bei einem Treffen von Freunden von Sik und Sener mit ausländischen Journalisten fest. „Ihre Arbeit spricht für sich.“ Tatsächlich gehörte Ahmet Sik 2007 zu jenen Redakteuren des Wochenmagazins „Nokta“, die als erste eine große Enthüllungsgeschichte über Putschpläne der Armee publizierten. Als Beweis legte „Nokta“ Auszüge aus geheimen Tagebüchern eines hochrangigen Admirals vor, in dem das Vorhaben skizziert wurde. Das Tagebuch ist heute Bestandteil der Anklage im Ergenekon-Prozess – und ausgerechnet der Journalist, der es enthüllte, soll nun Teil des Netzwerks sein.

    So absurd die Vorwürfe gegen Ahmet Sik und Nedim Sener sind, sie markieren doch einen Einschnitt im sogenannten Demokratisierungsprozess der seit 2002 regierenden AKP-Regierung unter Erdogan. Die ersten Jahre der neuen Regierung, in denen auch die erfolgreiche Annäherung an die EU stattfand, waren geprägt durch eine permanente Auseinandersetzung mit dem bis dahin übermächtigen Militär.

    In dieser Zeit standen Journalisten wie Ahmet Sik und Nedim Sener auch auf der Seite der AKP, wenn sie über Menschenrechtsverletzungen des Militärs und der Geheimdienste berichteten. Nachdem das Militär durch den gemeinsamen Einsatz der demokratischen Kräfte zurückgedrängt worden war und die AKP ihre Macht in den Institutionen gesichert hat, wird investigativer Journalismus plötzlich lästig, wenn nicht sogar – wie jetzt, zwei Monate vor entscheidenden Parlamentswahlen – bedrohlich.

    via Gülen-Bewegung in der Türkei: Die unheimliche Macht des Imam – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik.

  • Rezension: Islamverherrlichung

    Rezension: Islamverherrlichung

     

    Rezension

    Schneiders, Thorsten (Hrsg.), 2010: Islamverherrlichung. Wenn die Kritik zum Tabu wird. 401 S. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, ISBN 978-3-531-16258-4.

    „In den Dialog treten heißt, eingestehen, dass auch der Andere Recht haben kann“ (Hans Georg Gadamer) mit diesem Zitat endet Haci-Halil Uslucan seinen Beitrag innerhalb des umfangreichen Sammelbandes von Gerald Schneiders. Auch in diesem Band liest sich das „Who is Who“ der Islam- und Integrations-Gallionsfiguren Deutschlands, wie etwa Katajun Amirpur, Hartmut Bobzin, Kemal Bozay, Rainer Brunner, Rabeya Müller u.a.

    Der gesamte Band ist aufgeteilt in drei große Kapitel:

    • Grundlagen des theoretischen Diskurses,
    • Gegenwärtiger Umgang mit dem islamischen Erbe in Europa
    • Verhalten und Eigendarstellung von Muslimen in Deutschland

     

    Ein Vierhundertseitenwerk zu rezensieren stellt eine besondere Herausforderung dar, wenn die wissenschaftlich besonders wertvollen Erkenntnisse kurz und knapp dargestellt werden sollen. An dieser Stelle kann lediglich eine Auswahl aus den vielfältigen Erkenntnissen wiedergegeben werden.

    Wussten Sie, dass es drei Hauptansätze zur Interpretation der frühen Quellen zum Islam gibt? David Kiltz verdeutlicht dies mittels des traditionalistischen, des revisionistischen und des integrativen Ansatzes. (Vgl. S. 19 ff.) In seinem Beitrag „Schatten über den Anfängen – Was sagen frühe Quellen zum Islam über das aus, was wirklich war?“ geht er – vereinfacht ausgedrückt – drei Erklärungsansätzen früherer Quellen nach. Hierbei unterscheidet er innerislamische literarische Quellen, außerislamische literarische Quellen und Realien bzw. Inschriften und bildliche Darstellungen.

    Die „Traditionalisten“ in der islamischen Welt folgen nach Kiltz im Wesentlichen der innerislamischen Überlieferung, d.h. der Tradition. Dabei wird diese als weitgehend historisch korrekt angesehen. In der traditionellen westlichen Islamwissenschaft werden nach Kiltz die klassischen islamischen Werke nach kritischer Sichtung ebenfalls als wesentliche Basis für die frühislamische Geschichte verwendet. (Vgl. S. 20) Zu den Vertretern der „klassischen Schule“ werden bspw. William Montgomery Watt und Rudi Paret gezählt.

    Im revisionistischen Ansatz werden die islamischen Prophetenbiographien und Erzählungen zu historischen Ereignissen als „heilsgeschichtliche“ Konstrukte abgelehnt. John Wansbrough, Patricia Crone und Michael Cook werden  hierbei zu den bekannten Vertretern dieser Richtung gezählt. Crone habe sogar versucht, ganz ohne traditionelle islamische Quellen  eine Rekonstruktion der frühislamischen Geschichte vorzunehmen und sich dabei nur mit außerislamischen Quellen befasst. (vgl. S. 21). Der vor allem bekannteste Vertreter der revisionistischen Richtung ist der Islamwissenschaftler Muhammad Sven Kalisch, der die Existenz des Propheten „Muhhammad“ gemäß dieser Richtung negiert. Seiner Ansicht nach hat es den Propheten nicht gegeben. (Vgl. S. 21)

    Der dritte als „integrative“ Schule bezeichnete Ansatz erachtet die Herkunft des Propheten Muhammed aus Mekka als wahrscheinlich und versucht die verschiedenen Quellen zu harmonisieren. Hierbei soll der Blick „von außen“ helfen, den Koran nicht als historisch unmittelbar auswertbare Quelle zu sehen, sondern als literarisch-kodierte Aussage über seine Zeit und über seine Genese. Zu den Vertretern dieses Ansatzes werden u.a. Angelika Neuwirth, Gabriel Said Reynolds, Michael Cuypers etc. gezählt. (Vgl. S. 26)

    Im Beitrag von Felix Körner „Der Koran ist mehr als die Aufforderung, anständig zu sein. Hermeneutische Neuansätze zur historisch-kritischen Auslegung in der Türkei“ werden türkische Theologen und ihre historisch-kritische Schriftauslegung näher betrachtet. (Vgl. S. 29 ff.) Er versucht dies am Beispiel der Neuansätze von zwei türkischen Wissenschaftlern namens Mehmet Pacaci und Ömer Özsoy darzustellen. Beide haben beachtliche akademisch-theologische Karrieren. Mehmet Pacaci arbeitet im türkischen Staatsdienst als Religionsattaché in Washington D.C. und Ömer Özsoy als Professor für Islamische Religion an der Universität Frankfurt. Körner konstatiert den beiden „ein hohes Maß an historisch-kritischem Denken“: sie berücksichtigen u.a.

    • das Bezogenheitskriterium, d.h. der Koran ist kontextbezogen zu verstehen, auszulegen und zu rekonstruieren;
    • das Beschränktheitskriterium, d.h. der Koran kann hinsichtlich seiner Botschaft und Formulierung unterschiedlich verstanden werden. Damit ist ein Verständnis für die Beschränktheit von Formulierungen zu zeigen.
    • das Abstands-Kriterium, d.h. Skepsis gegenüber der Verschriftlichung des Koran dahingehend zu zeigen als dass der Leser den Appell im Koran, die angestrebte Suggestion wie auch den Unterscheid zwischen zeitgenössischem und dem koranischen Arabisch bewusst und mit geschichtlichem Abstand versteht.

    Die kritische Reflexion der Historizität und der Gegenwart in der theologischen Auslegung sei mittels der beiden Wissenschaftler in der türkischen islamischen Theologie nachvollziehbar geworden. (Vgl. S. 43) Dies habe Aussicht auf großen Erfolg für die Zukunft.

    In diesem Sinne kann das Zitat von Thomas Morus im Beitrag von Ömer Özsoy und Serdar Günes wiedergegeben werden, wonach die Tradition nicht das Halten der Asche, „sondern das Weitergeben der Flamme“ (S. 82) der neuen islamisch-theologischen Erkenntnisse ist. Im Sammelband wird deutlich, dass ein geistiger Aufbruch in ein neues Zeitalter im gegenseitigen Austausch der Religionen und Kulturen schon längst begonnen hat.  Denn wie Özsoy/Günes schreiben, ist das, was uns als fertiges Produkt der islamischen Tradition vorliegt, die gewachsene Interaktion mit dem Abendland. (Vgl. S. 81)

    Die Überschrift des Sammelbandes verweist nach eingehendem Studium der einzelnen Beiträge darauf,  dass in diesem Band solche Kritiker zu Worte kommen, die ihren Beitrag für die Weiterentwicklung der islamischen Theologie, Kultur etc. durch wertvolle Kritik leisten. Daher passt die Überschrift der „Islamfreundlichkeit“ und ihre Gegenüberstellung zum ersten Sammelband „Islamfeindlichkeit“: im ersten Sammelband geht es um die Darstellung teilweise nicht konstruktiver bis hin zu vernichtender Kritik; im zweiten Sammelband um die Darstellung einer eher als wohlwollend zu bezeichnenden Kritik am Islam. Beide Sammelbände verdienen eine exzeptionelle Stellung innerhalb der Wissenschaft.

    Askim Müller-Bozkurt, Kerpen

  • Muslim-Verbände kritisieren neuen Innenminister

    Muslim-Verbände kritisieren neuen Innenminister

    Der Vorsitzende des deutschen Islamrats, Ali Kizilkaya, sagte der „Bild“-Zeitung, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) habe die Islamkonferenz, für die er zuständig ist, als Schau-Veranstaltung in Verruf gebracht. „Die Kanzlerin muss klarstellen, ob Muslime dazugehören oder nicht“, forderte er.

    Kolat: Friedrich soll Goethe lesen

    Der Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte, man wolle auch mit dem neuen Innenminister Dialog und Lösungen. Aber: „Wenn der Innenminister den Streit sucht, wird er ihn bekommen.“ Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt am Donnerstag hatte Friedrich gesagt, die in der Bundesrepublik lebenden Menschen islamischen Glaubens gehörten zu Deutschland. „Aber dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt.“

     

    „Unser „Integrationsminister“ möge zum Beispiel den „West-Östlichen Divan“ unseres bibelfesten Nationaldichters (Johann) Wolfgang Goethe lesen, um zu verstehen, dass er mit seiner Aussage falsch liegt“, sagte Aiman Mazyek, Präsident des Zentralrats der Muslime in Deutschland. In dieser Gedichtsammlung hatte Goethe sich mit dem Orient und dem Islam befasst.

    via Muslim-Verbände kritisieren neuen Innenminister – heute.de Nachrichten.

  • KRK: Gemeinsame Erklärung der Muslime

    KRK: Gemeinsame Erklärung der Muslime

    Gemeinsame Erklaerung

    Gemeinsame Erklaerung

    KRK: Gemeinsame Erklärung der Muslime

  • Milli Görüs lässt Mäßigung vermissen

    Milli Görüs lässt Mäßigung vermissen

    erstellt am: 17.02.2011
    Verfassungsschutz
    Milli Görüs lässt Mäßigung vermissen
    zuletzt aktualisiert: 17.02.2011 – 19:52
    Berlin (RPO). Bei der größten Islamistenorganisation in der Bundesrepublik, der türkischen „Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG)“, ist nach Ansicht des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, keine Mäßigung in Sicht.

    URL: www.rp-online.de/politik/deutschland/Milli-Goerues-laesst-Maessigung-vermissen_aid_966303.html

  • Offiziere unter Anklage

    Offiziere unter Anklage

    Auf der Anklagebank: der ehemalige Luftwaffenkommandeur Ibrahim Firtina, General a.D. (Archivbild von 2005 mit Ministerpräsident Erdogan)
    Foto: AP

    17.12.2010 / Ausland / Seite 6

    Offiziere unter Anklage
    Erstmals müssen sich in der Türkei Militärs vor einem zivilen Gericht verantworten
    Nick Brauns
    Der Machtkampf zwischen der islamisch-konservativen AKP-Regierung und dem kemalistisch-laizistischen Lager der Türkei hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Seit dem gestrigen Donnerstag wird vor der 10. Großen Strafkammer in Silivri bei Istanbul gegen 196 noch aktive oder bereits pensionierte Offiziere unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt. Den Angeklagten, darunter 18 Generäle und Admirale, wird vorgeworfen, Ende 2002 einen Umsturz geplant zu haben.

    Das von der AKP durchgeführte Verfassungsreferendum vom September 2010 ermöglichte es, daß sich erstmals in der Geschichte der türkischen Republik Armeeangehörige vor einem ziviles Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen Haftstrafen bis zu 20 Jahren. Ein 5000seitiger Plan mit dem Codenamen »Vorschlaghammer«, der Anfang des Jahres der liberalen Tageszeitung Taraf zugespielt wurde, sah demnach vor, durch Anschläge auf Moscheen, die Ermordung christlicher und jüdischer Geistlicher sowie die Provokation eines Luftzwischenfalls mit Griechenland Chaos zu erzeugen, um so den Ruf nach einer Machtübernahme des Militärs vorzubereiten.

    Das Vorhaben soll vom Stab der 1. Armee in Istanbul ausgearbeitet worden sein. Deren damaliger Kommandeur, General Cetin Dogan, versicherte als Hauptangeklagter vor Prozeßbeginn erneut, es handele sich bei den Papieren lediglich um Manöverpläne für routinemäßige Strategieseminare. Diese seien manipuliert worden, um die Armee zu belasten. Nach deren Veröffentlichung waren im Februar dieses Jahres mehr als 60 Offiziere verhaftet worden. Zum Prozeßauftakt befanden sich alle Angeklagten wieder in Freiheit. Zuvor waren sie von konkurrierenden, teils von Regierungsanhängern und teils von Anhängern der laizistischen Opposition besetzten Gerichten mehrfach freigelassen und erneut verhaftet worden. Zwei Tage vor Prozeßbeginn wurde der Vorsitzende Richter Zafer Baskurt vom Hohen Rat der Richter und Staatsanwälte (HSYK) abberufen. Ermittlungen hätten ergeben, daß Baskurt und der ebenfalls versetzte Richter Erkan Canak in »dunkle Pläne involviert seien, um die Richtung des Vorschlaghammerprozesses zu ändern«, behauptet die regierungsnahe Tageszeitung Today´s Zaman. So sollen die Richter Kontakte mit Angeklagten im sogenannten Ergenekon-Prozeß gegen ein weiteres mutmaßliches nationalistisches Putschistennetzwerk gehabt haben.

    »Der Vorsitzende hat den Fall vier Monate lang studiert. Der neue Vorsitzende wird Zeit brauchen, um den Fall zu verstehen«, kritisiert Dogans Verteidiger Celal Ülgen den kurzfristigen Richterwechsel. So stützt sich die 968seitige Anklageschrift auf 183 Akten mit etwa 100000 Blatt Papier. Kritiker werfen der Generalstaatsanwaltschaft und der AKP vor, mit illegalen Abhörmethoden und fingierten Beweisen sowie politischem Druck auf den HSYK politische Gegner aus dem laizistischen Lager mundtot machen zu wollen.
    Quelle: https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/156057.offiziere-unter-anklage.html

  • Ist die Islamophobie der neue Antisemitismus?

    Ist die Islamophobie der neue Antisemitismus?

    Die antisemitische Karikatur „Leur Patrie“, ihr Vaterland, zeigt einen Juden, der sich am Globus festklammert. Die Abbildung erschien auf dem Titelblatt der französischen Zeitschrift „La libre Parole“, die am 28. Oktober 1893 erschien.
    Foto: dpa/picture-alliance

    Sarrazin-Debatte
    Ist die Islamophobie der neue Antisemitismus?

    Von Micha Brumlik
    Dass er es gewagt hat, Islamophobie und Antisemitismus auch nur miteinander zu vergleichen, hat dem hochverdienten Zeithistoriker Wolfgang Benz, der im April sein Amt als Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung aus Altersgründen abgibt, eine hierzulande nur selten zu beobachtende Feindseligkeit eingetragen. Zumal die Blogosphäre, also jene Internetseiten, die sich wie „Politically incorrect“ oder die „Achse des Guten“ dem Kampf gegen eine angebliche Islamisierung verschrieben haben, entfesselten ein regelrechtes Kesseltreiben. Mit Gründen?
    Der beste, meist nur angedeutete Grund bestand im Beharren auf der Singularität – nein, nicht des nationalsozialistischen Völkermords an den europäischen Juden, sondern einer judenfeindlichen Einstellung überhaupt. Diese sei strikt von beliebigen anderen Formen von Rassismus und Sexismus zu unterscheiden. So sei die etwa von Soziologen gestellte Frage „WARUM die Juden?“ falsch gestellt – frage man hingegen: „Warum die JUDEN?“ werde sofort klar, dass keine andere Ideologie einen solchen Vorlauf habe wie der Antisemitismus: von pagan römischen Verspottungen der Juden über den blutigen kirchlichen Antijudaismus, die rassistische Hetz- und Ermordungspraxis im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert bis hin zum ebenfalls auf Vernichtung zielenden „Antizionismus“.
    Hinzu kommt die noch weniger begründete Annahme, dass auf jeden Fall der Islamismus, womöglich gar der Islam selbst als ganzer judenfeindlich sei. Wenn dem tatsächlich so wäre, so stellt sich schon der bloße Vergleich als eine letztlich schamlose und moralisch empörende Vermengung von Tätern und Opfern dar.
    Besorgnis über angebliche „Parallelgesellschaften“
    Man könnte freilich genauer hinblicken und differenzierter fragen: ob nämlich die heute vielfältig geäußerte Furcht vor dem oder die Feindschaft gegen den Islam nicht strukturelle Gemeinsamkeiten mit einer bestimmten Form der Judenfeindschaft aufweist. Gewiss nicht mit jener der SS, wohl aber mit jener eines großen Teils der nationalliberalen Intelligenz des 1871 neu gegründeten deutschen Kaiserreichs. Man könnte zudem darauf hinweisen, dass diese Judenfeindschaft des 19. Jahrhunderts die Ende des 18. Jahrhunderts geäußerte judenfeindliche Furcht vor einem „Staat im Staate“ übernommen hat und übernimmt. Heute wird die aus dem 18. Jahrhundert stammende Formel übrigens durch die zeitgemäß soziologisch belehrte Besorgnis über angebliche „Parallelgesellschaften“ abgelöst.
    Damals wie heute besteht schließlich die Furcht vor einem Amalgam von „fremder Religion“ und „fremdem Volkstum“. So räumte Thilo Sarrazin am 7. Dezember im Gespräch mit der „taz“ ein, in seinem Manuskript überall dort, wo ursprünglich „Rasse“ stand, auf Anraten des Lektorats „Ethnie“ geschrieben zu haben, um anzufügen: „Dann muss man klarmachen, dass die, die einwandern, sich vermischen sollten. Wir, die Deutschen, waren dazu immer sehr gut in der Lage, die Juden übrigens weitgehend auch.“ Weitgehend!
    Juden galten sich selbst und anderen stets als Gruppe, die sowohl ethnisch als auch religiös bestimmt war – das scheint heute anders zu sein, indes: Im islamophoben Diskurs werden islamische Religion und türkische Ethnizität gerne miteinander vermischt. Als jüngstes Beispiel dafür lässt sich Altbundeskanzler Schmidt anführen, der am 23. November der „Bild-Zeitung“ in einem Interview folgendes zu Protokoll gab. Auf die Frage, ob er für die Integration von Millionen von Moslems eine positive Prognose habe, antwortete er: „Nein, nicht für alle und nicht für die nächsten Jahre. Wobei ich natürlich weiß, dass viele Moslems tatsächlich integriert sind und man sie deshalb nicht besonders wahrnimmt. Allerdings habe ich erst recht keine positive Prognose, wenn wir weiterhin den Beitritt der Türkei zur EU in Aussicht stellen. Denn dann würden zig Millionen Moslems freien Zugang zu ganz Europa haben und unsere Arbeitsmärkte und Sozialsysteme überschwemmen. Da können wir auch gleich Algerien, Marokko, Libanon, Syrien einplanen. Und deren Konflikte – etwa zwischen Kurden und Türken – fänden dann in unseren Städten statt.“
    Antijudaismus wird zu Antisemitismus
    Die geäußerte Angst vor der „Überschwemmung“ aus dem Osten aber, die heute rechtspopulistische Parteien und Agitatoren in allen Nachbarländern Deutschlands beflügelt und in die Parlamente spült, wurde auch hierzulande schon einmal beschworen: in jenen 1880er Jahren, als bei Bismarcks Reichsgründung die ersten sozialen Spannungen, politischen Konflikte und ökonomischen Krisen sichtbar wurden und die Euphorie der Gründerjahre beeinträchtigte. In dieser Zeit entstanden verschiedenste Gruppierungen und Parteien, die ihr wichtigstes Ziel darin sahen, gegen die Juden zu agitieren; die modernsten unter ihnen verabschiedeten sich dabei vom traditionell kirchlichen Antijudaismus und stellten sich – vermeintlich naturwissenschaftlich aufgeklärt – auf den Boden von Rassen- und Sprachwissenschaft: 1879 prägt der Journalist Wilhelm Marr den Begriff „Antisemitismus“ mit dem ausdrücklichen Interesse, die Frage der Juden nicht mehr vom „confessionellen Standpunkt“ aus zu betrachten.
    Der bedeutende nationalliberale Historiker Heinrich von Treitschke nahm das Thema auf, verknüpfte es mit der Angst vor Einwanderung und provozierte so den so genannten Berliner Antisemitismusstreit. In einem berühmt-berüchtigten Aufsatz aus dem Jahr 1879 in den „Preussischen Jahrbüchern“ schrieb Treitschke: „über unsere Ostgrenze aber dringt Jahr für Jahr aus der unerschöpflichen polnischen Wiege eine Schaar strebsamer hosenverkaufender Jünglinge herein, deren Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen beherrschen sollen; die Einwanderung wächst zusehends, und immer ernster wird die Frage, wie wir dies fremde Volksthum mit dem unseren verschmelzen können.“
    Daher fordert Treitschke von „unseren israelitischen Mitbürgern“ einfach: „Sie sollen Deutsche werden, sich schlicht und recht als Deutsche fühlen – unbeschadet ihres Glaubens und ihrer alten heiligen Erinnerungen, die uns allen ehrwürdig sind; denn wir wollen nicht, daß auf die Jahrtausende germanischer Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Mischcultur folge.“
    Von Treitschke zu Sarrazin
    Heinrich von Treitschke wusste wie heute Thilo Sarrazin, dass man sich mit pöbelnden Judenfeinden oder Islamfeinden zwar nicht gemein machen darf, es aber auf jeden Fall sinnvoll sein kann, ihre Wut als Anlass zu nutzen, ein angebliches Tabu zu knacken: „Die natürliche Reaction des germanischen Volksgefühls hat zum mindesten das unfreiwillige Verdienst, den Bann einer stillen Unwahrheit von uns genommen zu haben; es ist schon ein Gewinn, daß ein Uebel, das Jeder fühlte und Niemand berühren wollte, jetzt offen besprochen wird. Täuschen wir uns nicht: (…) Bis in die Kreise höchster Bildung hinauf, unter Männern, die jeden Gedanken kirchlicher Unduldsamkeit oder nationalen Hochmuths mit Abscheu von sich weisen würden, ertönt es heute wie aus einem Munde: Die Juden sind unser Unglück.“
    Bei alledem muss man sich klar machen, dass es beim Nachweis der strukturellen Identität von damaligem Antisemitismus und heutiger Islamophobie nicht darum gehen kann, die damalige jüdische mit der heutigen muslimischen Immigration gleichzusetzen, sondern nur darum, die Reaktionsmuster zu vergleichen. Die heutigen Rechtspopulisten mit ihrer heißen Liebe zu den Rechten von Frauen und Homosexuellen sowie ihrer Zuneigung zu den Juden behaupten daher, dass das der entscheidende Unterschied sei: Die damalige Abneigung gegen die Juden war in der Sache unbegründet, während der heutige Kampf gegen die Muslime sachlich gerechtfertigt und daher Parallelen rein zu fällig seien.
    Eine Woche nach Helmut Schmidts Interview in der „Bild“ lagen in Berliner Briefkästen Werbepostkarten von „Pro-Berlin“, die mit einem Bild des Altbundeskanzlers und seiner Äußerung warben, dass „man aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen“ könne – ein Zitat, das auch aus der Feder Heinrich von Treitschkes stammen könnte.
    Viele Indizien
    Dass es mit dem Doppelpack von Philosemitismus und Islamophobie denn doch nicht so gut klappt, zeigen die Forderungen von „Pro Berlin“: „Religionsfreiheit begründet kein Baurecht für Moscheen und Minarette; keine Zwangsheirat von Minderjährigen; Verbot für Beschneidungen von Frauen; Ehrenmorde sind und bleiben Morde; Schächtungsverbot zum Schutz der Tiere.“ Hier möchte man nun wissen, was wohl der „Zentralrat der Juden in Deutschland“ zur Forderung eines Schächtverbots sagen würde.
    Aber wie dem auch sei: Für eine Strukturidentität von Antisemitismus des späten Kaiserreichs und heutiger Islamophobie, für semantische Überschneidungen in den Äußerungen Treitschkes und Sarrazins und auch Helmut Schmidts liegen so viele Indizien vor, dass eine vergleichende wissenschaftliche Konferenz, wie sie Benz organisiert hat, nicht nur zulässig, sondern geradezu geboten war.
    Der Erfolg von Sarrazins Buch, jenes Treitschke des frühen 21. Jahrhunderts, gibt Wolfgang Benz nachträglich recht – die Befunde des münsterschen Religionssoziologen Detlef Pollack sowie Wilhelm Heitmeyers neueste „Deutsche Zustände“, die eine auch im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern deutlich erhöhte Islamophobie nachweisen, bestätigen dies.
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  • Korankonformes Sparen

    Korankonformes Sparen

    Foto: AFP Der Koran verbietet unschickliche Investitionen, Spekulationsgeschäfte und Zinsen

    Korankonformes Sparen
    15.12.2010
    Islam-Bank eröffnet erste Filiale in Mannheim
    Ein türkisches Geldhaus hat eine erste deutsche Filiale eröffnet. Das Interesse an korankonformen Geldanlagen ist Experten zufolge riesig.
    Glücksspiel, Waffen oder Pornografie – was der Mensch meiden soll, damit soll er keinen Handel treiben. So sieht das auch der Koran. Entsprechend hat sich in der streng islamisch geprägten Welt ein Bankwesen etabliert, das im Einklang mit der muslimischen Rechtslehre steht. Verboten, weil sündhaft, sind danach unschickliche Investitionen, Spekulationsgeschäfte und Zinsen. Nach einigen Startschwierigkeiten könnten islamgerechte Finanzgeschäfte wie Fonds oder die zinslose Baufinanzierung nun auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen.

    15 Prozent der rund vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime dürften ein ernsthaftes Interesse daran haben, ihr Geld im Einklang mit dem Koran anzulegen, schätzt Unternehmensberater Philipp Wackerbeck von Booz & Company. Dabei bestünde ein Marktpotenzial von rund 1,6 Milliarden Euro. Der Berater ist nicht der einzige, der an die Zukunft der islamkonformen Branche in Deutschland glaubt. Die Kuveyt Turk Bank hat eine erste deutsche Filiale in Mannheim eröffnet, mit der Absicht, „sobald wie möglich“ die Lizenz zur Vollbank zu erhalten, so Geschäftsführer Ugurlu Soylu. Dann wäre sie die erste islamkonforme Bank in Deutschland. Bisher hat sie lediglich die Erlaubnis, Geld in Drittstaaten einzulagern – die Kunden könnten ein zinsloses Konto in der Türkei eröffnen.

    „Die Quintessenz des Islamic Bankings ist, dass jedem Transfer ein reales Gut zugrunde liegen muss“, erklärt Volkswirt Soylu. Daher erhalte der Anleger keine Zinsen, sondern werde am wirtschaftlichen Erfolg der Bank beteiligt. Das Finanzhaus gestalte im Gegenzug seine Tätigkeiten transparent, vermeide unangemessen riskante Geschäfte und setze nicht auf die Branchen, die der Koran ablehnt. In stark muslimisch geprägten Ländern legt die Kuveyt Turk schariakonforme Fonds im dreistelligen Millionenbereich auf, doch in Deutschland betritt die Bank fast noch unbestellten Boden mit ihrem Vorstoß.
    Einige wenige Finanzdienstleister wie die Schweizer UBS-Bank, die Allianz oder der Vermögensverwalter Meridio führen Fonds, die nach den Regeln des Islam aufgelegt und von einem Scharia-Rat geprüft wurden. Deren Volumina nehmen sich mit unteren zweistelligen Millionenbeträgen aber eher klein aus. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage auch in Deutschland langfristig steigen wird“, erklärt eine Sprecherin der Allianz. Die meisten großen Finanzhäuser zeigen dem Thema jedoch in Deutschland noch die kalte Schulter. Ihre Kunden hätten ihnen bisher kein Interesse an die Filialen herangetragen, erklären Union Investment und Deka, die Investmentfondssparten der Volksbanken und Sparkassen auf Anfrage.
    Deutsche Bank ist im islamkonformen Geschäft aktiv
    Die Deutsche Bank ist im Ausland längst ins islamkonforme Bankgeschäft eingestiegen. Doch für Deutschland verweist sie auf ihre 54 „Bankamiz“-Filialen, welche die Kunden auch auf Türkisch beraten: „Unsere muslimischen Kunden kaufen die klassischen Produkte der Deutschen Bank.“ Soylu von der Kuveyt Turk glaubt, dass viele deutsche Banken kaum Interesse daran haben, eine Nachfrage aktiv bei Kunden zu wecken, denen sie auch konventionelle Produkte verkaufen können.

    Die vorwiegend aus der Türkei stammenden Einwanderer seien ihrerseits eher durch eine pragmatische Rechtslehre des Islam geprägt, die sie gerade bei Finanzen eher auf das vorhandene Angebot zurückgreifen lasse, anstatt islamkonforme Produkte aktiv einzufordern. „Das ist in England mit seinen vielen Einwanderern aus Indien und Pakistan anders.“ Das größte Potenzial sieht Booz-Berater Wackerbeck im Baufinanzierungsgeschäft. „In Deutschland liegt die Immobilienbesitzquote unter Muslimen bei etwa 20 Prozent, in der Türkei dagegen bei 80 Prozent.“ Dies zeige, dass der eigene Hausbesitz sehr wichtig für Bürger mit türkischen Wurzeln sei.
    Durch das Zinsverbot ist beispielsweise ein Hauskauf über ein normales Darlehen aber nicht erlaubt. Ein Investor – oder eine Bank – müsste die Immobilie erwerben, um sie dann mit einem Gewinnaufschlag per Raten an den eigentlichen Käufer weiterzuverkaufen. Doch dabei fiele in Deutschland gleich zweimal die Grunderwerbssteuer an – ein Wettbewerbsnachteil für die islamkonforme Variante.
    Diese und andere steuerliche Details will die Kuveyt Turk Bank noch mit der deutschen Finanzaufsichtsbehörde klären. Auch in Frankreich, so betont Soylu, habe sich der Staat bereits flexibel gezeigt: Hier wurden für islamgerechte Transaktionen steuerliche Sonderregelungen geschaffen. Auch Taoufik Bouhmidi, der Ende 2008 die Finanzberatung für Muslime und Freunde (FMF) gründete, sieht in der Möglichkeit einer schariagerechten Baufinanzierung große Chancen: „Das wäre der Durchbruch.“

    Quelle:

  • Bundesweite Durchsuchungsmaßnahmen bei salafistischem Netzwerk

    Bundesweite Durchsuchungsmaßnahmen bei salafistischem Netzwerk

    Internetredaktion des Bundesministeriums des Innern
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    Veröffentlicht am 14.12.2010
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    Bundesweite Durchsuchungsmaßnahmen bei salafistischem Netzwerk
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    Der Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärt:
    „Auf Veranlassung des Bundesministeriums des Innern und auf der Grundlage entsprechender
    Gerichtsbeschlüsse werden seit heute 8 Uhr in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
    Durchsuchungen und Beschlagnahmen bei einem bundesweit agierenden salafistischem Netzwerk
    durchgeführt. Hintergrund dieser Maßnahmen ist ein seit längerem vom Bundesministerium des Innern
    gegen die Vereine „Einladung zum Paradies e.V.“ (EZP) in Braunschweig/Mönchengladbach und
    „Islamisches Kulturzentrum Bremen e.V.“(IKZB) geführtes vereinsrechtliches Ermittlungsverfahren.
    Die heutigen Exekutivmaßnahmen stehen in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Gefährdungslage
    durch den internationalen Terrorismus. Sie waren seit längerem geplant.
    EZP und IKZB sind verdächtig, sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung zu richten, indem sie diese
    zugunsten eines islamischen Gottesstaates in Deutschland beseitigen wollen. Salafisten verstehen
    die islamische Religion als Ideologie, Ordnungs- und Herrschaftssystem und damit als unvereinbaren
    Gegensatz zur parlamentarischen Demokratie. Gesetze können der salafistischen Ideologie zufolge nur
    von Gott (göttliche Souveränität), nicht vom Volke gemacht werden. So fordert auch der
    1. Vorsitzende des EZP, dass auf der Basis der Scharia regiert werden muss und nicht auf Basis von
    Menschen erlassener Gesetze.
    Gegen islamistische Netzwerke wie diese salafistischen Vereine stehen der freiheitlichen Demokratie
    vereinsrechtliche Verbotsmaßnahmen zur Verfügung. Für eine wehrhafte Demokratie ist es so notwendig
    wie geboten, nicht erst den Jihad in Form des bewaffneten Kampfs abzuwarten, um gegen
    verfassungsfeindliche Vereinigungen einzuschreiten.
    Die heutigen zeitgleichen Durchsuchungen in drei Bundesländern werden zeigen, ob sich der bisherige
    Anfangsverdacht bestätigt.“

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    Impressum:
    Bundesministerium des Innern
    E-Mail: poststelle@bmi.bund.de
    Internet:

    Alt-Moabit 101D
    D-10559 Berlin
    Telefon: 030 / 18681 – 0

  • Britische Polizei ermittelt nördlich von London

    Britische Polizei ermittelt nördlich von London

    Seine Karikaturen erzürnen moslemische Gemüter: Lars Vilks

    13.12.2010
    Britische Polizei ermittelt nördlich von London

    Nach dem Selbstmordanschlag von Stockholm hat die britische Polizei nördlich von London ein Haus durchsucht. Festgenommen wurde niemand. Britische Zeitungen berichten, der Attentäter habe dort gelebt und studiert.
    Nach dem Selbstmordanschlag von Stockholm hat auch die britische Polizei Ermittlungen aufgenommen. Am späten Sonntagabend sei in der Grafschaft Bedfordshire nördlich von London ein Haus durchsucht worden, teilte ein Sprecher von Scotland Yard am Montag (13.12.2010) mit. Bei dem Einsatz kurz vor Mitternacht sei kein gefährliches Material entdeckt und auch niemand festgenommen worden.
    Medien: Attentäter lebte zuletzt in Luton
    Ob die Durchsuchung in Luton war, wollte der Sprecher indes nicht bestätigen. Die Zeitungen „The Daily Mail“ und „The Daily Telegraph“ berichteten, der von einer islamistischen Webseite als Attentäter identifizierte Taimur Abdel Wahab habe in den letzten Jahren in Luton gelebt und an der Universität von Bedfordshire studiert. Die Frau und beiden kleinen Töchter des Mannes, der angeblich Ende zwanzig war, leben demnach weiterhin in der Stadt, rund 50 Kilometer nördlich von London. Laut den Berichten studierte er Sporttherapie.
    Behörden halten sich bedeckt
    Auch heißt es, Taimur Abdel Wahab stamme ursprünglich aus dem Irak. 1992 sei er von Bagdad nach Schweden gezogen, bevor er 2001 nach England zum Studium gegangen sei. Nachbarn wollen ihn noch vor gut zwei Wochen in Luton gesehen haben. Das britische Innenministerium wollte die Berichte bislang nicht kommentieren. Man stehe in engem Kontakt mit den schwedischen Stellen. „Es wäre unangebracht, sich zu diesem Zeitpunkt zu ihren laufenden Ermittlungen zu äußern“, sagte ein Ministeriumssprecher in London.
    Vermutlich die Tat eines Einzelnen
    Die schwedische Polizei geht davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Dass der Mann allein gehandelt habe, sei die wahrscheinlichste Erklärung, sagte Carolina Ekeus vom Sicherheitsdienst Säpo. Ein Bombenexperte der Armee nannte sein Vorgehen „technisch gesehen amateurhaft“.
    Mitten im Weihnachtsgeschäft hatte der Mann sich am Samstagnachmittag im Zentrum von Stockholm in die Luft gesprengt. Dabei waren – wie durch ein Wunder – nur zwei Passanten verletzt worden. Der Attentäter war sofort tot. Er hatte einen Rucksack bei sich, der mit Reißnägeln und weiteren Sprengsätzen gefüllt war, die allerdings nicht detonierten. Kurze Zeit vorher war nicht weit entfernt ein Auto explodiert.
    Drohung per E-Mail

    In seinem Abschiedstext erklärte der Mann, dass er sich bei einem Aufenthalt im Nahen Osten für den Dschihad habe ausbilden lassen. Die schwedische Polizei sprach von einem „Terrorakt“. In einer Drohmail hatte ein Mann vorher den Einsatz schwedischer Soldaten in Afghanistan und „das Schweigen des schwedischen Volkes“ zu einer Mohammed-Karikatur des Künstlers Lars Vilks verurteilt. Die Drohung per E-Mail spricht nach Ansicht von Experten gegen eine Verbindung zur Terrororganisation Al-Kaida, die sich meist nachträglich zu Anschlägen bekennt.
    Warnungen von Geheimdiensten
    Der Anschlag löste europaweit Besorgnis aus. Denn die Geheimdienste weisen seit Wochen darauf hin, dass bis Weihnachten islamistische Terrorakte in Europa zu befürchten seien. Zuletzt hatten die Sicherheitsdienste vor einem Anschlag in Deutschland bis Ende November gewarnt. Als mögliches Ziel wurden auch Weihnachtsmärkte genannt. Trotz des Attentats in Schweden sieht das Bundesinnenministerium keinen Grund, die Sicherheitsvorkehrungen weiter zu verstärken.
    Autorin: Eleonore Uhlich (dpa,afp,rtr)
    Redaktion: Martin Schrader

    Quelle:

  • Muslime demonstrieren nach Anschlag in Stockholm

    Muslime demonstrieren nach Anschlag in Stockholm

    | 13.12.2010
    Muslime demonstrieren nach Anschlag in Stockholm
    STOCKHOLM: Bei einer von Muslimen organisierten Demonstration gegen den Terroranschlag in Stockholm sind rund 100 Menschen auf die Straße gegangen. Die Muslime befürchten negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Muslimen in Schweden. Nach Medienberichten deutet ein Bekennerschreiben auf einen islamistischen Hintergrund des Anschlags vom Samstag hin. In der Innenstadt war zunächst ein Auto explodiert, kurz darauf kam ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter bei einer weiteren Detonation in der Nähe ums Leben. – Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT ging in der Redaktion kurz vor dem Anschlag eine E-Mail ein, in der auf den Künstler Lars Vilk Bezug genommen wird, der den muslimischen Propheten Mohammed als Hund gezeichnet hat. Außerdem ist vom Einsatz schwedischer Soldaten in Afghanistan die Rede. – Die schwedische Polizei geht von einem „Einzeltäter“ aus.

    Quelle:

  • Innenminister lädt Imame zum Dialog

    Innenminister lädt Imame zum Dialog

    Islam-Konferenz arbeitet an Konzept für die Ausbildung islamischer Gemeindeleiter

    Innenminister Thomas de Maizière hat erstmals muslimische Geistliche zum Gespräch gebeten. Ziel war zunächst das gegenseitige Kennenlernen sowie ein Austausch über die künftige Aus- und Fortbildung islamischer Gemeindeleiter.

    In Deutschland sind etwa 2000 Imame in 2600 islamischen Moscheegemeinden tätig. Die meisten von ihnen kommen aus der Türkei, oftmals beherrschen sie die deutsche Sprache nicht und haben kaum Kenntnisse über den hiesigen Lebensalltag. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), die größte muslimische Organisation in Deutschland, betreibt rund 900 Moscheevereine und untersteht der staatlichen Religionsbehörde in Ankara. Von der Ditib entsandte Imame leiten meist für vier Jahre eine muslimische Gemeinde in Deutschland und kehren dann wieder in die Türkei zurück.

    „Die Imame der Ditib sind türkische Beamte und fühlen sich in erster Linie dem türkischen Staat verpflichtet, nicht dem deutschen“, kritisierte Ali Ertan Toprak, Vizevorsitzender der Alevitischen Gemeinde Deutschlands. Die Aleviten sind eine der fünf Organisationen, die gestern am Treffen mit dem Innenminister teilnahmen – und die einzige, die als muslimische Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt ist. Die Ditib sowie der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) fordern den Status einer anerkannten Religionsgemeinschaft vehement ein. Nur dann wären sie rechtlich in der Lage, Ansprechpartner für den Staat bei der Einführung des islamischen Religionsunterrichts oder bei der Ausbildung der Imame an deutschen Universitäten zu sein, die im kommenden Jahr beginnen soll.

    Um die Einführung des Islamunterrichts wird seit Mitte der 90er-Jahre gerungen. Es gibt Modellversuche, doch in fast allen Ländern scheiterte die Einführung bisher daran, dass die Muslime sich nicht auf einen gemeinsamen Vertreter einigen konnten. Die meisten muslimischen Verbände gelten als konservativ, sie pochen etwa auf eine Geschlechtertrennung in den Moscheen. Zugleich repräsentieren sie lediglich etwa ein Fünftel der Muslime in Deutschland, während eine schweigende Mehrheit liberal eingestellt und nicht in Vereinen organisiert ist. Kritiker sind deshalb skeptisch, ob die konservativen Verbände die geeigneten Partner für eine wissenschaftlich-kritische Ausbildung an deutschen Hochschulen sein können.

    In diesem Wintersemester startete an der Universität Osnabrück eine Fortbildung für Imame. Dort absolvieren derzeit 30 islamische Geistliche zwei Semester lang Kurse in Deutsch, Landeskunde und Religionspädagogik. „Es läuft besser als erwartet“, sagt Rauf Ceylan, Professor für Religionswissenschaften in Osnabrück und Leiter der Fortbildung. „Die Imame haben Uni-Luft geschnuppert. Und die tut ihnen gut.“ Gemeinsam mit Ceylan besuchen die Imame den Bundestag, Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager, diskutieren mit Rabbinern oder Priestern. „Der interreligiöse Dialog geht meistens von den Kirchen aus“, sagt Ceylan, „wir brauchen aber auch eloquente Muslime, die sich mit dem Christentum gut auskennen.“ Ein weiterer Schwerpunkt sei die Jugendarbeit. „Viele muslimische Eltern schicken ihre Kinder zur Schule, ohne den Unterschied zwischen Haupt- und Gesamtschule zu kennen. Imame können hier gute Multiplikatoren sein.“ Der Imam ist längst nicht mehr allein traditioneller Vorbeter, sondern schlichtet bei Eheproblemen, berät in Erziehungsfragen und hilft bei Behördengängen. Dafür braucht er pädagogische, soziale, kulturelle und sprachliche Kompetenzen.

    „Viele Imame leisten hervorragende Arbeit im sozialen Bereich“, sagt Adnan Özden, Imam in Mönchengladbach. Özden hat seine Imamausbildung beim VIKZ gemacht und bezeichnet sich als traditionell, ist etwa Anhänger der Geschlechtertrennung in Moscheen oder im Sportunterricht an Schulen. Vom Dialog mit dem Innenminister verspricht er sich vor allem mehr Anerkennung. „Die öffentliche Debatte ist negativ behaftet, dabei leisten wir Maßgebliches für die Integration“, sagt Özden. Ali Ertan Toprak von den Aleviten kritisiert dagegen: „Wer in dieser Gesellschaft Vorbild für andere ist, sollte deutsche Werte anerkennen. Die Gleichstellung von Mann und Frau gehört dazu.“

    Die Projektgruppe der Deutschen Islamkonferenz wird also in der nächsten Zeit noch viel zu tun haben. Mitglieder des Innenministeriums, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und der islamischen Organisationen sollen nun bis zum kommenden Frühjahr ein Modellkonzept zur Weiterbildung von Imamen erarbeiten. frep

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