Kategorie: Islam

  • Islamische Extremisten und Fundamentalisten sind Feinde des Demokratischen Rechtstaates

    Islamische Extremisten und Fundamentalisten sind Feinde des Demokratischen Rechtstaates

    Der Polizist Rouven Laur, noch 29 Jahre alt, starb an seinen Verletzungen. Ein Asylbewerber aus Afganistan hatte mit einem Messer mehrere Personen, darunter auch Lauer, schwer verletzt.

    „Es verdichten sich die Erkenntnisse, dass es sich um eine religiös motivierte, oder, um es konkret zu sagen, um eine islamistisch-extremistisch motivierte Straftat handelt“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. Strobl warnte: „Gerade diese Leute sind besonders gefährlich.“

    Beim Gedenken an den getöteten Polizisten Laur, bezeichnete der Bundespräsident Steinmeier den Mord zurecht als „blutiger Terrorakt.“ Mich hat dieser unglaubliche Terrorakt und das Sterben eines jungen Polizisten zutiefst berührt. 

    Ich musste unweigerlich an die dutzenden namhaften, mir bekannten und sehr geschätzten Wissenschaftler/Innen und Journalisten, die in der Türkei ebenfalls Opfer  fanatischer Islamisten wurden, weil sie sich aktiv für Demokratie, Rechtstaat, Laizismus, Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei eingesetzt hatten.  

    Für fanatischen Islamisten ist die Tötung von für sie als „ungläubigen“ geltenden Menschen eine Art religiöser Pflicht. Dies ebnet für sie sogar den Weg zum Paradies.  So auch für den afghanischen Attentäter. Das islamistische Terrorregime in Afghanistan ist hierfür ein existierendes Musterbeispiel. 

    Deshalb sehen wir, Millionen Menschen aus der Türkei in Deutschland und in der Türkei, die islamistischen Fundamentalisten als eine echte Gefahr für den demokratischen, sozialen und laizistischen Rechtsstaat. Der demokratischer Rechtstaat sollte sich dieser Gefahr bewusst sein und die erforderlichen rechtsstaatlichen Maßnahmen dagegen treffen.

    Islamische Extremisten und Fundamentalisten führen mit ihren bestialischen Terrorakten, ihren absurden religiösen Vorstellungen und brutalen Vorgehensweisen auch dazu, dass in Deutschland und auch in allen anderen europäischen Staaten die politisch rechtsradikalen Parteien, wie die AfD in Deutschland und die Partei von Le Pen in Frankreich, einen beachtlichen Stimmenzuwachs erhalten. Dies haben wir gerade bei den Europawahlen jüngst bei allen EU-Staaten bestätig gesehen. 

    Wir Menschen aus der Türkei, die wir schon lange deutsche Staatsbürger sind, haben schon vor Jahrzehnten versucht, die politisch Verantwortlichen auf diese Gefahren hinzuweisen, die durch die Instrumentalisierung der Religion seitens der Vertreter des islamischen Extremismus und Fundamentalismus und derer politischer Organisationen bestehen. 

    In der geltenden Verfassung der Türkei steht seit 1962 in Artikel 2 als ein unveränderlicher Grundsatz: “Die türkische Republik ist ein demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat.“ Laizismus sieht die Trennung zwischen Religion und Staat. Die Religion als Privatsache darf sich nicht in Staatsangelegenheiten und in die Staatsform einmischen. 

    Für unsere laizistische Überzeugung ist Religion Privatangelegenheit eines jeden Menschen. Die Religion darf sich jedoch nicht für politische, wirtschaftliche und soziale Ziele im Staat instrumentalisieren lassen, wie es in der Türkei bei gewissen politischen Parteien oft der Fall ist. 

    Die Regierungspartei Erdogans und er selbst missbrauchen die Religion für ihre politische Arbeit und Ziele. Es ist die Instrumentalisierung der Religion, die der regierenden Partei seit 22 Jahren zu ihren Wahlsiegen verholfen hat.

    Atatürks Ideen als Modell gegen Instrumentalisierung der Religion und gegen islamischen Fundamentalismus

    Bei der Gründung der Republik Türkei vor über hundert Jahre, am 29. Oktober 1923, wurde das 624-jährige osmanische Sultanat, als eine Art Königreich und das „Şeyhulislam“, (Kalifat) als eine Art Papsttum der gesamten islamischen Welt, abgeschafft. Diese waren nach dem 16. Jahrhundert verantwortlich für die  Rückständigkeit des  Osmanischen Staates in vielen Bereichen und  dessen Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Durch die Niedelage im ersten Weltkrieg wurde das Gebiet der heutigeb Türkei grösstenteils von den Siegermächten Großbritannien, Frankreich, Italien und mit deren Hilfe auch von Griechenland okkupiert und in Besatzungszonen aufgeteilt. 

    Um die  Bedeutung von Mustafa Kemal Atatürk für die Republik Türkei zu verstehen, möchte ich hier einen Überblick über dessen Grundgedanken, die als Kemalismus bezeichnet werden, geben. 

    Der nationale Widerstand gegen die Besatzung der Siegermächte und die  Befreiung des Landes wurde von türkischen Offizieren unter Führung Mustafa Kemals  und seinen engsten Gesinnungsfreunden durchgeführt. Sie waren es, die vom 19. Mai 1919 bis zum 9. September 1922 unter Zuständigkeit der Nationalversammlung der Türkei in Ankara gegen die Besatzungsmächte einen siegreichen Befreiungskrieg organisierten und damit  die Unabhängigkeit der Türkei erzielten. Am 29. Oktober 1923 erfolgte die Konstituierung und Ausrufung der Republik Türkei. 

    Die Nationalversammlung der Türkei wählte Mustafa Kemal, später „Atatürk“ (Vater der Türken) genannt,  das Idol und die Personifikation des Befreiungs- und Unabhängigkeitskampfes, zum ersten türkischen Staatspräsidenten.

    Der türkische Befreiungs- und Unabhängigkeitskrieg galt in vielen kolonialisierten Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas bei ihrem Kampf gegen die imperalistischen Mächte als wegweisend und ermutigend. So für Mahatma Gandhi in Indien, für den Kampf Mao Zedongs in China, für Algerier in Nord-Afrika, für Kuba in Lateinamerika. Nicht ohne Grund wird in Schulbüchern Chinas auch heute über Atatürks-Befreiungskampf berichtet. 

    Mustafa Kemal hatte bereits als Student französich gelernt und auf der Militärakademie die Französische Revolution und ihre Ziele intensiv studiert. Das Osmanische Reich hatte am ersten Weltkrieg als Verbündeter Deutschlands teilgenommen; für Mustafa Kemal war Deutschland also nicht fremd – er besuchte Berlin in Begleitung des Tronfolger des Sultans.

    Als Gründer und erster Staatspräsident der jungen Republik Türkei führte er konsequent radikale politische, bildungspolitische,  wirtschaftliche und soziale Reformen durch, um die Türkei  auf allen Ebenen der Gesellschaft zu modernisieren.  Zugleich strebte er mit allen Nachbarstaaten freundschaftliche Beziehungen an.  

    Die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) hat im 1979 bei ihrer Generalversammlung, bei der 156 Staaten vertreten waren, einstimmig beschlossen, das 100. Geburtsjahr Mustafa Kemal Atatürks, also das Jahr 1981, als Gedenkjahr Atatürks zu proklamieren. 

    Der Leitsatz dieses Beschlusses lautet wie folgt: 

     „Mustafa Kemal ATATÜRK war   – eine überragende Persönlichkeit, die sich um die internationale Völkerverständigung und um den internationalen Frieden bemühte, –  ein Revolutionär von großem Format, –  der erste Staatsmann, der gegen Kolonialismus und Imperialismus kämpfte, – die Menschenrechte respektierend, – ein Vorkämpfer des Weltfriedens, – ein Staatsmann ohnegleichen, der keinen Unterschied der Farbe, der Religion  und  der Rasse unter Menschen machte, – der Begründer der modernen Republik Türkei.“

    In der Türkei war es unter der Führung Atatürks möglich, mit revolutionären Erneuerungen und Reformen die Modernisierung und in maßgeblichen Bereichen die „Europäisierung“ des rückständigen Landes radikal voranzutreiben. Atatürks Ziel war in seinen Worten, „das Erreichen des zeitgenössischen Niveaus der zivilisierten Welt“und das so schnell wie möglich. Innerhalb weniger Jahre  erfolgte eine radikale Bildungs- und  Rechtsreform, die Einführung der lateinischen Schrift, die Trennung von Staat und Religion, die als Laizismus das Fundament der Republik darstellt, die rechtliche Gleichstellung der Frau nebst dem Verbot der Polygamie sowie eine radikale Reformierung der Wirtschaft zur raschen Industrialisierung des finanzpolitischen und wirtschaftlichen unabhängigen Staates. 

    Atatürks charismatische Persönlichkeit und sein hohes gesellschaftliches Ansehen begünstigten diese Politik des radikalen gesellschaftlichen Wandels. Zweifelsohne konnte die von Atatürk durchgeführten radikalen Umwälzungen und Reformen nur gelingen, weil große Teile der Bevölkerung die ökonomische, gesellschaftliche und bildungsmäßige Rückständigkeit, die letztlich zum Untergang des Osmanischen Reichs geführt hatte, überwinden wollten. 

    Die Anhänger dieser revolutionären Reformen Mustafa Kemal Atatürks, die  sich „Kemalisten“ nennen, sehen sich in dieser Tradition der Anfänge der Republik, in der sich die Politiker mit großer Begeisterung für die Erneuerung und für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt haben, ohne sich selbst zu bereichern und ohne in Korruptionsskandale verwickelt zu werden. In ihrer Regierungszeit bis 1950 haben sich die Kemalisten konsequent an diesem Grundsatz orientiert. Die überzeugten Kemalisten kämpfen auch heute gegen Korruption, Vetternwirtschaft und ungerechte Bereicherung der Politiker zu Lasten der Bevölkerung und des Staates. Allerdings hat es in den letzten Jahrzehnten auch Politiker gegeben, die sich als Kemalisten bezeichnen, die aber in Korruption und Vetternwirtschaft verwickelt sind. 

    Das Ausmaß Korruption, Vetternwirtschaft und an ungeheuerlicher Bereicherung unter der Regierung Erdogans zu Lasten der Bevölkerung und  des Staates, hat das Land jedoch in seiner ganzen Geschichte noch nie so erlebt.1)  

    Vor allem die Trennung von Staat und Religion, due säkulare Staatsform also, die von Atatürk eingeführt wurde, ist in der islamischen Welt einmalig und für die Erreichung eines demokratischen Rechtsstaates von unverzichtbare Bedeutung

    Laizismus ist in einem Lande, dessen Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist, unverzichtbar. Laizismus ist der Grundstein, auf dem die Republik Türkei erbaut wurde. 

    Für die fundamentalistisch orientierten Islamisten, aber auch für den politischen Islam, welche einen theokratischen Staat nach den Geboten der Scharia errichten wollen, wird der Kemalismus als Hauptfeind und größtes Hindernis gesehen. Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen zwischen der religiös- konservativ orientierten AKP unter  Führung von Tayyip Erdoğan, die sich „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“  nennt, und den Kemalisten, sind nur vor diesem Hintergrund begreifbar. 

    Die Tatsache, das Mausoleum von Atatürk in Ankara jährlich von mehreren Millionen Menschen besucht wird, belegt seine große, ja sogar vom Jahr zu Jahr zunehmende Beliebtheit unter großen Teilen der Bevölkerung – auch als Zeichen gegen die Politik Erdoğans. So besuchten laut offiziellen Angaben 2021: 2 146 892 , 2022: rund vier Millionen und 2023: 5 769 045  Besucher  das Mausoleum Atatürks.

    Viele Intellektuelle in der westlichen Welt unterschätzen die Bedeutung des säkularen Staates in den islamischen Staaten

    Wenn heute in rund 50 islamischen Staaten keine echte Demokratie herrscht und es keinen Rechtssaat gibt, besteht der Hauptgrund darin, dass es in diesen Ländern keine säkulare Staatsform besteht.  Daher stellt der Laizismus die Grundvoraussetzung  für Demokratie und Rechtsstaat vor allem in den islamischen Ländern dar. 

    Viele Intellektuellen in der westlichen Welt, dies ist meine Beobachtung, unterschätzen leider diese unverzichtbare Bedeutung des Laizismus in Staaten, die hauptsächlich muslimisch geprägt sind. Im Gegensatz zu christlich geprägten Ländern gibt es in vielen dieser Staaten weiterhin Aufstände und an manchen Orten auch  Krieg im Namen einer nach eigenen Vorstellungen interpretierten Religion, wie wir dies in Afghanistan, in Pakistan, im İrak, in Syrien und an vielen Orten der Welt beobachten können. 

    In Deutschland und in Europa haben wir namentlich politische Parteien, die sich „christlich“ nennen. Keine dieser christlichen Parteien fordern oder kämpfen jedoch für eine verfassungsmäßig verankerte Staatsform, nach christlichen Vorstellungen, wie sie im Mittelalter vorherrschend waren. Diesen fundamentale Unterschied sollten die Intellektuellen und Politikerinnen/er in Europa und in Deutschland nicht außer Acht lassen.

    Die Partei Erdoğans und er selbst, die das Land nun mehr seit 22 Jahren regieren, haben seit ihrer Machtergreifung die kemalistisch und sozialdemokratisch orientierte „Republikanische Volksparte“ (CHP) als eine Partei propagiert, welche die Demokratisierung  verhindere und gegen den EU-Beitritt gerichtet sei. Dies habe ich persönlich als Abgeordneter des Bundestages und in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats seitens mancher deutschen  Politikerinnen und Politiker gehört. 

    Es waren jedoch gerade Atatürk und seine Mitstreiter, die eine klare Westorientierung der Türkei seit ihrer Gründung 1923 zu ihrem Grundziel erklärt hatten und mit eingeleiteten radikalen Reformen auch in die Tat umsetzten 2).

    Die von Atatürk gegründete Partei, die „Republikanische Volkspartei“ (CHP), hat eine umfassende Publikation herausgegeben mit der Überschrift: „EU-Beitritt ja, privilegierte Partnerschaft nein“. Genau darum geht es den Sozialdemokraten und Kemalisten: Sie wollen, dass die Türkei gleich behandelt wird mit allen aufgenommenen und aufzunehmenden Ländern in die EU. Sie sind gegen jegliche Form der Ungleichbehandlung und Diskriminierung der Türken. Was soll daran nicht richtig sein? 

    Es sind die kemalistisch orientierten Intellektuellen, Wissenschaftler, Journalisten, Künstler, Richter, Lehrer, Ärzte und Offiziere, die seit Jahrzehnten unermüdlich für die radikalen demokratischen Reformen in der Türkei eintreten und diese unnachgiebig fordern. 

    Die Ideen von Atatürk dürfen jedoch nicht statisch verstanden und als unantastbar tabuisiert werden. Sie sind vielmehr dynamisch, als sich ständig erneuernde Überlegungen zu interpretieren.

    Die Anhänger der Ideen Atatürks sind konsequente Verteidiger des Laizismus. „Die Türkei ist ein demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat.“ So lautet der Artikel 2 der Verfassung. Dieser Artikel ist unveränderlich und unantastbar. 

    Vereine zur Förderung der Ideen Atatürks 

    Weltweit, in Europa und in Deutschland sind hunderte eingetragene Vereine der Menschen mit türkischer Herkunft, vor allem unter dem Namen „Verein zur Förderung der Ideen Atatürks“ aktiv. Die Mitglieder dieser Vereine sind voll und ganz in die jeweilige Gesellschaft, in der sie leben, auch in Deutschland integriert, sind für Demokratie und Rechtsstaat, akzeptieren voll und ganz das Grundgesetz und treten ganz entschieden für ein friedliches und gleichberechtigtes Leben in Deutschland ein. Ich selbst bin Mitglied dieser Vereine in Hamburg, wo ich 25 Jahre lang als Hochschullehrer tätig war. Ich bin auch Mitglied des Vereins in Berlin-Brandenburg.

    Zu meinem großen Erstaunen erhalten dieser Vereine bei ihrer Arbeit keinerlei politische oder auch finanzielle Unterstützung von Behörden und erfahren selten die Aufmerksamkeit der Medien, im Gegensatz zu den Vereinen, die substanziell gegen Integration, säkularen und demokratische Rechtssates orientier sind. 

    Ich frage mich, ob diese Haltung der Politikerinnen/er primär mit anti-imperialistischen Positionen der „Vereine zur Förderung der Ideen Atatürks“ zu erklären ist. Es wäre ehrlich und schön, wenn wir hierzu eine aufrichtige Erklärung bekämen.   

    1. Größte Korruptionsskandale in der Geschichte der Türkei, in: Hakki Keskin, Die Politik Erdoğans führt das Land Innen- und Aussenpolitisch in die Sackgasse, Hamburg, Oktober 2015,   
    2.  Für detailliertere Informationen siehe: Keskin, Hakkı: Die Türkei. Vom Osmanischen Reich zum Nationalstaat, Berlin 1978 (Mein Studium und Dissertation habe ich am Otto-Suhr Institut der FU Berlin abgeschlossen. Großteil meiner Doktorarbeit erschien in fünf Auflagen  im obigen Titel).

    Prof. Dr. Hakki Keskin, Politikwissenschaftler, ehem. MdB,  www.keskin.de                                                                                                       

    12.6.2024

  • Wissenschaft weicht religiösem Dogma in der Türkei

    Wissenschaft weicht religiösem Dogma in der Türkei

    Von Ferruh Demirmen 

    Die jüngste Zensur der Darwin-Geschichte im „Science and Technology Journal“, herausgegeben vom Wissenschafts- und Technologieforschungsrat (Tübitak) der Türkei, sorgte in der Wissenschaftsgemeinschaft in der Türkei und darüber hinaus für Bestürzung. Tübitak ist die führende Regierungsbehörde, die gegründet wurde, um Wissenschaft und Technologie in der Türkei voranzubringen. Die Zensur, das erste Mal ihrer Art in Tübitaks 46-jähriger Geschichte, war ein Ereignis, das jede respektvolle wissenschaftliche Organisation beschämen würde. 

    Die Entstehung eines Skandals 

    Die Veranstaltung begann unschuldig genug, als der Chefredakteur der Zeitschrift, Dr.  Çiğdem Atakuman, beschloss, Charles Darwins 200.Geburtstag zu gedenken, indem er in seiner Märzausgabe eine 16-seitige Cover-Story über das Leben des Wissenschaftlers und seine Evolutionstheorie veröffentlichte.  Die UNESCO, die Organisation der Vereinten Nationen für Wissenschaft und Kultur im Bildungsbereich, hatte 2009 zum Jahr des Darwin erklärt. 

    Mit dem in Tübitak etablierten Protokoll hatte Atakuman die Befugnis, über den Inhalt der Zeitschrift zu entscheiden. Aber als Prof. Dr. Ömer Cebeci, Vizepräsident und Mitglied des Wissenschaftsrates, den Darwin-Artikel in der Presse erfuhr, wurden der Artikel und das Foto von Darwin auf dem Deckblatt zwangsläufig entfernt. Eine überarbeitete März-Ausgabe, fehlende 16 Seiten und eine Woche zu spät, wurde herausgegeben, und Atakuman wurde mündlich aus ihrer redaktionellen Position gefeuert („neu zugewiesen“). Das Deckblatt wurde durch eines ersetzt, das sich mit dem globalen Klimawandel befasst. Was Tübitak nicht realisierte, war, dass seine Handlungen ein Rezept für einen Skandal waren. 

    Verurteilung 

    Die Reaktion von verschiedenen Seiten in der Türkei und im Ausland war schnell. Wissenschaftler und Studenten verschiedener türkischer Universitäten versammelten sich vor dem Tübitak-Gebäude in Ankara, um gegen die Zensur zu protestieren. Inmitten der Forderungen nach dem Rücktritt des Wissenschaftsrates verurteilten andere Wissenschaftler, Journalisten, Nichtregierungsorganisationen und Oppositionspolitiker Tübitaks Vorgehen. 

    Die türkischen Medien berichteten ausführlich über den Vorfall, und Zeitungen im Ausland belasteten den Vorfall. Tübitak geriet in einen Sturm, den er nicht erwartet hatte. Besorgnis erregende Stimmen kamen von der Royal Society in London, der  American  Association  for  the Advancement of Science (AAAS), der Federation of American Scientists (FAS), EU-Politikern und anderen ausländischen Quellen. Blogger haben keine Zeit im Internet verschwendet, um zu läuten. Wissenschaft versus Dogma. Was im Kern dieser Kritik lag, und das zu Recht, war, dass die Wissenschaft dem Diktat des religiösen Dogmas unterworfen wurde. 

    Darwins Evolutionstheorie, obwohl sie einen der Bausteine der modernen Wissenschaft bildet, ist unvereinbar mit dem islamischen Glauben, dass der Mensch von Gott erschaffen wurde. Daten deuten darauf hin, dass nur 25 Prozent der Türken an die Evolution glauben, einige, einschließlich des Bildungsministers Hüseyin Çelik, der sie mit dem Atheismus in Verbindung bringt. Türkische Theologen lehnen im Allgemeinen die Idee, dass der Mensch aus niederen Wesen entwickelt. Es gibt natürlich ein ähnliches Dilemma mit dem christlichen und dem jüdischen Glauben, aber im türkischen Fall standen islamische Lehren der Evolutionswissenschaft nie im Wege. Die Akademiker und Wissenschaftler schafften es, Evolution und islamischen Glauben zu trennen oder in Einklang zu bringen, und die Regierung mischte sich nicht ein. Sie waren frei zu praktizieren und lehren Wissenschaft einschließlich der Theorie der Evolution. Das entsprach dem säkularen Gefüge der Republik, wie es von Kemal Atatürk geschaffen wurde. 

    Tübitak selbst hat Darwin in der Vergangenheit mehrmals in seinem Tagebuch erwähnt, und die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle. 

    Islamischer Wind 

    Die Umstellung in Tübitaks Haltung zur Wissenschaft, insbesondere zur Evolutionstheorie, ist kein Zufall. Nachdem die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) im November 2002 an die Macht gekommen ist, hat die Regierung eine unermüdliche Kampagne unternommen, um die weltliche Bildung in der Türkei zu untergraben.

    Elemente des Islam wurden in verschiedenen Graden in das Bildungssystem injiziert, und religiöse Schulen wurden gefördert. Die Evolution wurde zugunsten des Kreationismus in den zweiten Status verbannt. Die Regierung hat ihre islamische Politik durch Gesetze, Vorschriften und parteipolitische Ernennungen (in einigen Fällen in „Handlungsfähigkeit“) umgesetzt. 

    Das Ergebnis ist ein stark politisiertes Bildungssystem von unten nach oben, einschließlich des Hochschulrats (YÖK). Die Verschiebung in Tübitak ist Teil dieses Politisierungs-prozesses. Ab Januar 2004, als der derzeitige Präsident des Wissenschaftsrates, Prof. Dr. Nüket Yetiş, in amtierender Funktion ernannt wurde, traten die meisten Mitglieder der höheren Verwaltung zurück oder wurden aus dem Amt gedrängt. Im August 2008 wurden Änderungen an der Charta von Tübitak vorgenommen, die der Regierung eine wesentliche Kontrolle über die Institution verschafften. Ebenfalls im August 2008 wurde Yetiş, dessen Ernennung zuvor von Präsident Ahmet Necdet Sezer abgelehnt worden war, von Präsident Abdullah Gül zum Präsidenten von Tübitak ernannt. Yetiş hat, Berichten zufolge, Verbindungen zu Islamisten. Von den 12 Mitgliedern des Wissenschaftsrates erhielten 10 ihre  Ernennungen während  der AKP-Regierung. Im Mittelpunkt des Darwin-Skandals stand also der politische Druck der AKP. 

    Schadenskontrolle 

    Um der Verlegenheit abzuhelfen, gab Tübitak eine Erklärung ab, in der er die Zensur des Darwin-Artikels leugnete und den Vorfall auf „Missverständnisse“ zurückführte. Es hieß, es würde eine Sonderausgabe des Magazins später im Jahr 2009 geben, die Darwin behandelt. Eine von Atakuman als Antwort herausgegebene Pressemitteilung, die ausführlich über die Ereignisse berichtete, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass eine Zensur stattgefunden hatte. Atakuman bemerkte, dass sie nach dem Vorfall von Cebeci, ihrem Chef, in seinem Büro wegen Verfolgung eines „provokanten“ Subjekts in einem „sensiblen Umfeld“ – also der AKP-Herrschaft – getadelt wurde. Tübitak wäre schwer zu erklären, warum der Darwin-Artikel provokativ war. 

    Von Kritik geplagt, behauptete die Regierung, trotz ihres bekannten Widerstands gegen die Evolution, sie habe bei dem Vorfall keine Rolle gespielt. Überraschenderweise – und vielleicht auch nicht überraschend – weigerte sich YÖK, der Hochschulrat, zu kommen-tieren. 

    Mehr Auswirkungen 

    Am beunruhigendsten an dem Vorfall in Darwin ist, dass er unabhängiges Denken stören und die Wissenschaft in der Türkei behindern könnte. Die Wissenschaft kann nur voran-kommen, wenn sie frei von Ideologie und religiösem Dogma ist. Darwins Evolutions-theorie ist ein integraler Bestandteil der Wissenschaft, und sie muss ohne Einmischung von außen verbreitet, argumentiert und erforscht werden. Tübitak sollte solche Bemühungen fördern, nicht behindern. Es überrascht nicht, dass Prof. Dr. Tahsin Yeşildere, Leiter der Vereinigung für Universitätsdozenten, kommentierte, dass „die türkische Wissenschaft in den Händen anachronistischer Gehirne liegt, die sie verachten“, während Lord Martin Rees, Präsident der Royal Society, den Darwin-Vorfall als ein Beispiel für „kulturelle Korruption und… intellektuelle Unehrlichkeit“ bezeichnete. Es ist auch keine Überraschung, dass einige EU-Politiker ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht und darauf hingewiesen haben, dass der Vorfall eine eklatante Verletzung der Gedanken-freiheit und der wissenschaftlichen Unabhängigkeit darstellt. Le Monde kommentierte, dass islamische Gruppen in der Türkei Krieg gegen Darwin führen. 

    Die Aussicht der Türkei auf einen EU-Beitritt, die ohnehin schon wackelig ist, wird zweifel-los beeinträchtigt werden. Ironisch und beunruhigend ist auch, dass die Darwin-Zensur in einem Land stattgefunden hat, das von Atatürks Vision profitiert hatte. Atatürk bemerkte eloquent, dass „die Wissenschaft der wahre Führer im Leben ist“. 

    Ein beunruhigender Gedanke 

    Es ist 84 Jahre her, dass Amerika seinen bizarren „Scopes Trial“ („Monkey Trial“) vor einem Gericht in Tennessee hatte. Der Prozess wurde von einigen als ein titanischer Kampf zwischen Gut und Böse dargestellt, obwohl es in Wirklichkeit um Wahrheit und Ignoranz oder um Licht und Dunkelheit ging. Ist es möglich, dass die Türkei bald einen eigenen „Scopes Trial“ hat? Das wäre sehr bedauerlich. Aber wenn sich die AKP mit ihrer islamischen Agenda weiter in die Wissenschaft einmischt, kann es dazu kommen. 

    ferruh@demirmen.com

    Übersetzung: Dr. -Ing. M. Yavuz Dedegil
    Source: https://www.turkishnews.com/en/content/2009/03/17/science-gives-way-to-religious-dogma-in-turkey/

  • Kriegsgefangene Muslime in Wunsdorf

    Kriegsgefangene Muslime in Wunsdorf

    Bir zamanlar Almanya’da 5 vakit ezan okunuyordu! by Turkish Forum
    almanya-hilal-kampi

  • Fazil Say: Beleidiger des Islam?

    Fazil Say: Beleidiger des Islam?

    Wegen Beleidigung des Islam ist der weltbekannte türkische Pianist und Komponist Fazil Say von einem Gericht in Istanbul zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt
    worden. Die Strafe wurde nach Angaben seiner Verteidigerin jedoch auf fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

    Say habe sich mit im Internet verbreiteten Kommentaren der Verletzung religiöser Werte schuldig gemacht, so die Urteilsbegründung. Der 43-jährige Say wies die Vorwürfe zurück.

    Fazil Say gehört zu den Top-Stars der internationalen Musikszene und zu den bekanntesten Künstlern der Türkei.

    Als Solist verfügt er über ein breites Repertoire, das auch Jazz einschließt und musikalische Wurzeln in der traditionellen Musik Anatoliens erkennen lässt.

    Say hatte sich mehrfach kritisch über die
    islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geäußert und auch erklärt, er denke darüber nach, das Land zu verlassen.

  • Anschläge in Boston: Muslimische Gemeinde in Boston hilft bei Versorgung der Opfer

    Anschläge in Boston: Muslimische Gemeinde in Boston hilft bei Versorgung der Opfer

    Anschläge in Boston: Muslimische Gemeinde in Boston hilft bei Versorgung der Opfer

    Polizei ermittelt in alle Richtungen

    Wenige Stunden nach dem Anschlag boten die muslimischen Gemeinden in Boston ihre Hilfe an. Das Islamic Society of Boston Cultural Center rief ihre Mitglieder zur Unterstützung der Opfer auf und bot der Stadt ihre Dienste als Notunterkunft an. „Wir sind absolut geschockt von dem was heute passiert ist. Als Bostoner fühlen wir uns verpflichtet unserer Gemeinde zu helfen, so ein Sprecher der des Zentrums. „Wir möchten unser Zentrum als Notunterkunft zur Verfügung stellten, für jeden der Hilfe benötigt. Zu dem Boston Cultural Center gehört auch der bekannte US-Amerikanische Prediger Suhaib Webb.

    Präsident Obama: Noch kein Täterspur

    Obwohl einige Medien bereits nach Stunden von einem „islamistischen Hintergrund“ sprechen, ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Auch Rechtsextremistischer Anschlag käme in Frage. Muslimische Gemeinde in Boston hilft bei Versorgung der Opfer.

    Bei der Explosion von zwei Sprengsätzen während des traditionsreichen Marathons in Boston waren am Montag drei Menschen ums Leben gekommen und weit mehr als 100 verletzt worden. Auch wenn einige Medien bereits Stunden nach den Anschlägen über Festnahmen oder von „islamistischem Hintergrund“ berichten, weiß offiziell noch niemand, wer für die Bomben von Boston verantwortlich ist, ein Bekennerschreiben oder -video ist bisher nicht aufgetaucht.   Aus Kreisen der ermittelnden Polizeibehörden und Geheimdienste gibt es zwei Linien, die verfolgt werden: Neben der möglichen Täterschaft von Attentätern muslimischer Herkunft ziehen die Fahnder auch einen regierungsfeindlichen Hintergrund im Inland in Betracht. Für diese Version spricht vor allem der Zeitpunkt des Anschlags. Der gestrige „Patriots‘ Day“ erinnert an den Beginns des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs – ein symbolträchtiger Tag an dem rechtsextreme gegen die angeblich zu weit greifende Macht des Staates protestieren. Außerdem fällt auf den 15. April auch die Abgabe der Steuererklärungen in den USA – für viele Extremisten ein Zeichen der zunehmende Gängelung ihrer Freiheit und grundsätzlicher Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte.

    via islam.de / Newsnational / Anschläge in Boston: Muslimische Gemeinde in Boston hilft bei Versorgung der Opfer.

  • Islam in Krefeld

    Islam in Krefeld

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    Arapçadan Almancaya ilk Kur’an’ın 1840 yılında Krefeld’de çevrildiğini biliyor muydunuz?

    (Kaynak: Union der türkisch-Islamischen Vereine in Krefeld tarafından bastırılan „İslam in Krefeld“ isimli kitaptan alınmıştır.)

  • Muslime für „volle Gleichstellung“ homosexueller Paare

    Muslime für „volle Gleichstellung“ homosexueller Paare

    In der Debatte um die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften meldet sich nun die Türkische Gemeinde zu Wort. Ihr Vorsitzender, Kenan Kolat, zeigt sich solidarisch mit Lesben und Schwulen. Für die Ehe allerdings gelte ein besonderer Schutz.

    Die steuerliche Gleichstellung der Homo-Ehe stößt in CDU-Kreisen teils auf heftigen Widerstand... Muslime für „volle Gleichstellung“ homosexueller Paare - weiter lesen auf FOCUS Online:
    Die steuerliche Gleichstellung der Homo-Ehe stößt in CDU-Kreisen teils auf heftigen Widerstand…
    Muslime für „volle Gleichstellung“ homosexueller Paare – weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/muslime-fuer-volle-gleichstellung-homosexueller-paare_aid_932707.html

    Auch Muslime unterstützen die Forderung zur vollen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte der „Bild“-Zeitung vom Dienstag: „Wir sind für volle Gleichstellung von Schwulen und Lesben.“

    Seine Organisation, die etwa drei Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland vertritt, sei „solidarisch mit homosexuellen Paaren. Man muss aber auch sehen, wie der besondere Schutz von Ehe und Familie im Grundgesetz gewahrt werden kann.“

    CDU bleibt bei Nein zur Gelichstellung der Homo-Ehe

    Indes hat die CDU-Spitze sich nach der jüngsten Debatte über homosexuelle Partnerschaften klar gegen deren steuerliche Gleichstellung ausgesprochen. Für die Christdemokraten gelte weiter der Parteitagsbeschluss vom Dezember vergangenen Jahres, der einem Ehegattensplitting für schwule und lesbische Paare eine Absage erteilt hatte, sagte Generalsekretär Hermann Gröhe am Montag nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei in Berlin.

    Das Präsidium habe den Parteitagsbeschluss „einmütig“ bekräftigt, sagte Gröhe. Die Regierung werde zwar das jüngste Karlsruher Urteil zum Adoptionrecht eingetragener Partnerschaften umsetzen, die CDU werde aber „weiterem gesetzgeberischem Handlungsbedarf nicht das Wort reden“.

    Zahl der homosexuellen Partnerschaften in Deutschland gestiegen

    In Deutschland gab es im Jahr 2011 etwa 67 000 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Ihre Zahl ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes seit 1996 um rund 29 000 gestiegen. 2011 gab es 27 000 Lebensgemeinschaften von Frauen und 40 000 von Männern. 40 Prozent (27 000) der gleichgeschlechtlichen Paare lebten in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Ihre Quote hat sich seit 2006 (19 Prozent) ungefähr verdoppelt.

    In den gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften lebten ganz überwiegend keine Kinder (in 63 000 von den rund 67 000). Nur etwa 7000 Kinder, davon 6000 unter 18 Jahren, wohnten bei Elternteilen gleichen Geschlechts – laut Statistik fast nur bei Frauenpaaren.

    via Muslime für „volle Gleichstellung“ homosexueller Paare – Deutschland – FOCUS Online – Nachrichten.

  • „Islamophobie ist Verbrechen gegen Menschlichkeit“

    „Islamophobie ist Verbrechen gegen Menschlichkeit“

    Kommentar: Seydali

    Küfi Seydali

    Erdogan das Gegenteil von Atatürk!

    (Erdogan the Opposite of Atattürk)

    Die Unterschiede sind so groß, daß ich nicht wusste wo ich anfangen soll. Daher ich erlaube mir Hans Dichand zu zitieren:

    “ Mustafa Kemal Atatürk hat im Betonung des Selbstbehauptungswillens weitreichende gesellschaftliche Reformen durchgeführt. Er ist der Begründer der modernen Türkei und war auch ihr erster Präsident, der nach dem I. Weltkrieg die Republik Türkei schuf. In diesem Sinne wird ihm bis heute grosse Verehrung entgegengebracht. Der Staat, so sagte er, ist eine Sache, und die Religion eine andere. Beides dürfe man nicht vermischen. So hatte Atatürk stets gehandelt.“.

    Nun, glaube ich, das hätte Europa & Amerika d. moderne türkischer Republik nicht so erbärmlich behandelt (aus Liebe zu ÖL und/oder den Araber-Scheichs) hätten wir so etwas wie Erdogan nicht. Iran hat auch den Khomeini-Regime den Franzosen zu verdanken. Also, hör auf zu jammern – selber Schuld.
    Was ich mir nicht vorstellen kann, wie man beabsichtigt Erdogan zum Teufel zu schicken!!!

    „Islamophobie ist Verbrechen gegen Menschlichkeit“

    27.02.2013 | 13:54 |   (DiePresse.com)

    Der türkische Premier Erdogan kritisierte beim UNO-Gipfel den Umgang mit Religionen, allen voran mit dem Islam. Die Vereinten Nationen sollten seiner Meinung nach reformiert werden.

    Turkey's PM Erdogan addresses members of parliament from his ruling AK Party during a meeting at the Turkish parliament in AnkaraDer türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat beim Gipfel der „Allianz der Zivilisationen“ in Wien eine Reform der Vereinten Nationen gefordert. Zwei von fünf Vetomächten im UNO-Sicherheitsrat würden eine Lösung im Syrien-Konflikt blockieren, kreidete er an. Dies sei ein „fundamentales Problem“, verwies er auf das Stimmverhalten Russlands und Chinas – die beiden Ländern haben bisher in dem UNO-Gremium gegen mehrere Resolutionen zu Syrien gestimmt.

    Ein Anliegen war Erdogan auch der Umgang mit Religionen, insbesondere mit dem Islam. Letzerer sei eine friedliche Religion. Auch stieß sich der Premier an der Interpretation des Krieges in Mali als „religiöser Gewalt“. Das sei vollkommen falsch. Generell sei jeder Versuch, Hass gegen Religionen zu schüren, zu ächten. „Darum sollten wir, ebenso wie Faschismus, Zionismus und Antisemitismus, auch Islamophobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit betrachten“, sagte Erdogan.

    Österreich – Vorreiter in Diversitätsfragen

    Bundespräsident Heinz Fischer griff das Thema Religionen und Gemeinschaft in seiner Rede in Wien auf und betonte Österreichs Rolle als mögliches Vorbild eines pluralistischen Staates. „Dank einer langen Geschichte von Diversität in Österreich haben wir Pluralismus in Sprachen, Religionen und Ethnien“, sagte Fischer am Mittwoch.

    Symbolhaft sei, dass das Schild der Präsidentschaftskanzlei nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Slowenisch, Ungarisch, Romanes, Slowakisch und Kroatisch angebracht worden sei. Zusätzlich gebe es 14 rechtlich anerkannte Glaubens- und Bekenntnisgemeinschaften in Österreich. 1912 wurde auch der Islam gesetzlich anerkannt, betonte Fischer.

    Abschließend sicherte Fischer der UNAOC und ihren Zielen „vollste Unterstützung“ von österreichischer Seite zu und gratulierte Qatari Nassir Abdulaziz al-Nasser, der im Rahmen des diesjährigen Forums das Amt von dem Portugiesen Jorge Sampaio als Hoher Repräsentant der UNAOC übernehmen wird. Sampaio hat die Position seit 2007 inne.

    (APA)

  • Goethe ist zum Islam konvertiert – YouTube

    Goethe ist zum Islam konvertiert – YouTube

    ja eines der berühmtesten Menschen der Deutschen Geschichte hat die Wahrheit erkannt und ist zum islam konvertiert.

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  • Tue Gutes, und lasse es wirken

    Tue Gutes, und lasse es wirken

    09.11.2012 ·  Der türkische Prediger Fethullah Gülen lebt seit 13 Jahren in den Vereinigten Staaten. Er verlässt kaum noch sein Haus in Sailorsburg. Trotzdem ist er überall. Auch in Amerika ist ein weitverzweigtes Netz seiner Anhänger entstanden.

    Von Rainer Hermann

    © Rainer Hermann Der verehrte Lehrer: Fethullah Gülen signiert eines seiner Bücher für seine Gäste in seinem Haus in Pennsylvania

    Kein Schild weist auf die Abzweigung und den schmalen Feldweg hin. Er führt durch nebligen und herbstlich gefärbten Laubwald zu einem Anwesen mit acht Häusern. An diesen einsamen Ort zog sich vor 13 Jahren Fethullah Gülen zurück, der einflussreichste Prediger des türkischen Islams. Das Militär, damals noch mächtig, hatte ihn aus der Türkei vertrieben. Von Krankheiten geplagt, ließ er sich in amerikanischen Krankenhäusern operieren. Seither hat er das Anwesen kaum verlassen. Die Vereinigten Staaten gaben ihm Visum und Aufenthaltsrecht. Doch auch aus der Ferne blieb der 74 Jahre alte Gülen in der Heimat ein mächtiger Mann. Sein Einfluss war es, der aus den anatolischen Muslimen eine dynamische Mittelschicht schuf. Gülen ist die Stimme dieser „schwarzen Türken“.

    Die „weißen Türken“, das sind die Anhänger Kemal Atatürks, die Anhänger des Kemalismus, die Ideologie der urbanen, gebildeten und säkularisierten Oberschicht Istanbuls, später auch Ankaras. Sie herrschte über die Türkei und blickte mit Verachtung auf die Anatolier herab, die ungebildet waren, provinziell, arm und fromm. Motiviert durch Gülens Lehren, strebten nun viele nach Bildung und wurden wohlhabend, blieben aber weiter fromm. Da Gülen die kemalistische Elite wirkungsvoll in Frage stellte, erklärte sie ihn zum Staatsfeind. Seine Rückkehr würde Gräben aufreißen. Deshalb bleibt der konfliktscheue Gülen in Sailorsburg in Pennsylvania.

    Seine Botschaft hören Millionen

    Ein wenig erinnert das 5,5 Hektar große Anwesen an Gülens Heimat. Er wurde 1938 nahe Erzurum geboren, weit hinten im Osten Anatoliens. Es ist eine wilde Gegend. Manchmal werden Braunbären gesichtet, bald wird sich der Schnee türmen wie in den Wintern von Erzurum. Als türkische Unternehmer, die sich in der Stiftung „Goldene Generation“ zusammengefunden hatten, das Stück Land 1993 für 175.000 Dollar kauften, standen in den Wäldern nur ein paar Blockhütten. Dann ließ die Stiftung acht Steinhäuser bauen und einen Park anlegen. Und sie lud Gülen 1999 ein, sich hier niederzulassen.

    Unten, am tiefer gelegenen See, spielen Kinder der Besucher Fußball. Zur Mittagszeit treffen sie sich alle in der Waldlichtung in einem Kösk, einem Gartenpavillon der Art, in dem auch Osmanen im Grünen tafelten. Auf dem Speisezettel steht traditionelle türkische Küche: Linsensuppe, in Olivenöl eingelegtes Gemüse, Köftefrikadellen mit Reis, Tee in kleinen geschwungenen Gläsern. Gülen kann den Weg zum Gartenhaus nicht mehr gehen. Nach zahlreichen Bypass-Operationen bereiten ihm nun die Knie Schwierigkeiten. Er verlässt das Haus nur noch selten, meistens nur, um sich in einem nahe gelegenen Krankenhaus untersuchen und behandeln zu lassen. Gülen führt ein abgeschiedenes Leben. Seine Botschaft aber hören Millionen.

    Die von Gülen geförderte Amity-School in Brooklyn

    Ein Aufzug fährt in den ersten Stock des Hauses, das innen an ein schlicht-elegantes osmanisches Wohnhaus erinnert und mit einem Minimum an Möbeln auskommt. In diesem Stockwerk wohnt und wirkt der Hocaefendi („der verehrte Lehrer“), wie ihn seine Anhänger ehrfürchtig nennen. Selten gibt er Interviews, ständig umgeben ihn aber sein türkischer Leibarzt und ein paar Vertraute. Am Vormittag hat er, wie jeden Tag, ein Dutzend junger Theologen unterrichtet, die er in privaten Studien, die zwei Jahre dauern, zu seinen Schülern ausbildet. Zweimal in der Woche zeichnen sie eine Predigt auf, stellen sie ins Netz (www.herkul.org), so dass Fernsehstationen sie aufgreifen können.

    Das Interview ist für die Zeit nach dem islamischen Mittagsgebet vereinbart. Dann empfängt Gülen Gäste. Von ihnen will er wissen, was sich draußen in der Welt tut, immer wieder hakt er nach. Danach wird er wieder lesen, schreiben und beten. Legendär ist, mit wie wenig Schlaf er auskommt. Jeder Tag ist minutiös durchstrukturiert. Seinen Anhängern predigt er, die verfügbare Zeit gut zu nutzen, und er hält sich selbst daran, ohne in Hektik zu verfallen. Seine Anhänger sagen, er vereine Demut mit Charisma. An der Wand hinter ihm tickt leise eine Uhr. Sie wird nie auf Sommerzeit umgestellt. Die Zeit sei immer gleich, sagt Gülen.

    Unvereinbarkeit von Islam und Gewalt

    Schwungvolle Kalligraphien schmücken die Wände. Sie passen sehr gut zu der Art und Weise, wie Gülen spricht. Er spricht nicht das nüchterne moderne Türkisch. Ihn hätten auch die Osmanen verstanden. Heute ist es selbst für Türken eine Herausforderung, ihm zu folgen. In langen Sätzen verknüpft er Suren aus dem Koran, Aussprüche des Propheten und die Erfahrungen der Mystiker mit den Erfordernissen der modernen Welt, führt die Welt des Glaubens und der Lebenswirklichkeit zusammen. Er erklärt die Bedeutung von Bildung und unternehmerischem Erfolg, die Vereinbarkeit von Islam, Moderne und Demokratie, auch die Unvereinbarkeit von Islam und Gewalt. Seine Anhänger sollen mit eigener Hände Arbeit Wohlstand schaffen und nicht vergessen, diesen Wohlstand auch unter Bedürftigen zu verteilen.

    Der amerikanische Bundesstaat Pennsylvania hat schon immer religiöse Menschen angezogen, die abgeschieden von den pulsierenden Städten ihren Glauben leben wollten. Die frühen Einwanderer, die sich auf den fruchtbaren Böden Pennsylvanias niederließen, waren fromme Leute. Wer von Philadelphia Richtung Westen nach Sailorsburg aufbricht, fährt durch Quakertown und Emmaus. Abzweigungen weisen nach Hamburg und Lebanon, auch nach New Tripoli. Der Weg nach Sailorsburg führt durch Bethlehem und Nazareth.

    Mehr als 1000 Privatschulen gegründet

    Nur ein paar Autostunden trennen Sailorsburg von Manhattan. Und doch liegen Welten dazwischen. Gülen aber ist überall. Alp Aslandogan blickt vom Fenster seines Büros im sechsten Stockwerk in die steinerne Häuserschlucht der 5th Avenue. 1991 war er aus der Türkei nach New York gekommen, um in Computerwissenschaft zu promovieren; noch heute lehrt er an einer Universität. Daneben arbeitete er viele Stunden ehrenamtlich „für Hizmet“, wie Gülens Anhänger ihre Bewegung nennen, die in Deutschland auch als Gülen-Bewegung bekannt ist. Unternehmer, die Gülen nahestehen, haben in 130 Ländern mehr als tausend Privatschulen gegründet, auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten. Aslandogan hatte bereits 1993 als Student die kleine „Milchstraßenstiftung“ gegründet, um Kindern türkischer Einwanderer am Wochenende zu helfen, in der Schule erfolgreich zu sein. 1999 wurde die Stiftung eine private Schule.

    „Wir wollten weder die dominante Kultur kopieren noch uns ihr verweigern. So wollten wir unsere Herkunft bewahren“, sagt Aslandogan. „Wir wollten den Eltern helfen, die amerikanische Kultur zu verstehen, und den Kindern, die Werte ihrer Eltern zu bewahren, aber auch produktive Bürger dieses Landes zu werden.“ In zwei Jahrzehnten ist in New York aus solchen Aktivitäten ein weitverzweigtes Netz vielfältiger gesellschaftlicher Aktivitäten entstanden. Beispiele sind in Manhattan das „Turkish Cultural Center“ und das „Peace Islands Institute“.

    Das Kulturzentrum organisiert englische und türkische Sprachkurse, bereitet Kinder auf Prüfungen vor, hilft den Erwachsenen, sich als Wähler zu registrieren und als Selbständige erfolgreich zu sein; in Israel forstete es nach einem großen Waldbrand einen Wald auf, in Haiti baute es nach dem Erdbeben eine neue Schule. Als Dialogplattform wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 das „Pacific Islands Institute“ ins Leben gerufen. Dort sprechen amerikanische Politiker und ausländische Botschafter, Rabbis und buddhistische Mönche, muslimische Familien laden nichtmuslimische Familien ein.

    Einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt

    Die Kulturzentrum und das „Pacific Islands Institute“ sind nur zwei der 218 zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, die in den Vereinigten Staaten Gülen nahestehen und sich im Mai 2010 im Dachverband „Turkic American Alliance“ zusammengeschlossen haben. Seinen Sitz hat er in Washington, D.C., zwischen dem Capitol Hill und den Studios von CNN. Wie in den New Yorker Büros ist auch hier der Personenkult um Atatürk verschwunden, an den Wänden hängt kein Relief des ewig lächelnden Gründers der Republik. Wie wichtig der Dachverband bereits ist, zeigte sich, als sich bei seinem letzten Galaabend sieben Senatoren und 53 Abgeordnete die Ehre gegeben haben. Zum Dachverband gehört auch „Rethink“, die einzige private türkische Denkfabrik in den Vereinigten Staaten. Der 38 Jahre alte Politologe Fevzi Bilgin, ein ehemaliger Professor an der University of Pittsburgh, versorgt den amerikanischen Politikbetrieb von hier aus mit Studien zu aktuellen Themen der Türkei und des Nahen Ostens.

    Das Anwesen von Fethullah Gülen in Sailorsburg

    Noch eine kräftige Spur Gülens im amerikanischen Leben ist Emre Çelik, ein Australier türkischer Herkunft und Computeringenieur. Auch er hatte vor zwei Jahrzehnten in Sydney, zunächst in Garagen, türkischen Jugendlichen in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie auf die Sprünge geholfen. Heute leitet er einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt das nach einem türkischen Mystiker benannte „Rumi Forum“. In seinem Vorstand sitzen Juden und säkulare Amerikaner; seine Mittagessen, bei denen meist prominente Politiker oder Diplomaten sprechen, werden von vier Fernsehstationen direkt übertragen.

    Çelik versteht sich als „Mainstream-Muslim“. Diesen Islam will er in der pluralistischen Gesellschaft Amerikas stärken. In Australien hatte ihn zunächst Saidi Nursi (1876 bis 1960) in den Bann gezogen, der spirituelle Mentor Gülens. Nursi habe in den Islam Fragen des Zweifels eingeführt, sagt Çelik, er habe gelehrt, in der westlichen Zivilisation das Gute zu sehen und zu übernehmen, habe dazu aufgefordert, die drei Grundübel Armut, Spaltung und Unwissenheit zu überwinden. „Was Nursi theoretisch formuliert hat, setzt Gülen heute in die Praxis um.“ Als entscheidenden Beitrag Gülens sieht Çelik dessen Konzept der Gottgefälligkeit. „Damit veranlasst Gülen die Menschen, in dieser Welt zu handeln, um sich für das Jenseits Verdienste zu erwerben.“

    Heimlicher Kardinal in Diensten des Papstes

    Von zwei Seiten werde die „Hizmet-Bewegung“ angegriffen, sagt Gülen. Die einen setzten die Aktivitäten von „Hizmet“ mit „Islamismus“ gleich; ihnen wirft er Ignoranz vor. Bei den anderen schüttelt er nur den Kopf. Sie unterstellten ihm „Verrat am Islam, Knechtschaft zu den Vereinigten Staaten und Israel sowie Propaganda für das Christentum und Judentum“. Ein türkischer Staatsanwalt bezeichnete ihn einmal sogar als heimlichen Kardinal in Diensten des Papstes. Der häufigste Vorwurf der Kritiker aber lautet, die Bewegung ziehe heimlich eine islamistische Elite heran, die einen Umsturz vorbereite, etwa in der Türkei; sie sei intransparent und wie ein Geheimbund organisiert.

    Solche Kritiker suchen in der Tat Organisationsstrukturen, die es nicht gibt. Der mystische Sufiislam, in dessen Tradition Gülen steht, kennt keine Hierarchie, und als in der Türkei die Generäle noch das Sagen hatten, wäre es zudem gefährlich gewesen, sich erkennbare Strukturen zu geben. „Mein Leben und meine Werke stehen jedem offen“, sagt Gülen. „Nichts ist verborgen.“ Die Aktivitäten von „Hizmet“ fänden in aller Öffentlichkeit statt, mit Menschen aus allen Bereichen des Lebens, aus allen Nationen und Religionen. Sie seien durch die staatlichen Behörden genehmigt, und diese kontrollierten sie auch. „Ich würde gerne wissen, was daran intransparent ist.“

    Sportunterricht in Brooklyn

    Über Bildung und Schulen laufe der Weg, damit ein Mensch einen konstruktiven Beitrag zu seiner Familie, der Gesellschaft und der Menschheit leiste, sagt er. „Außerdem bin ich überzeugt, dass wir als Geschöpfe Gottes nur durch eine weltliche und spirituelle Bildung zur vollen individuellen Reife gelangen.“ Ein Leben lang hat Gülen diese Ideen gepredigt, rief zum Bau von Schulen auf. Gebaut werden sie von Unternehmern, die sich von Gülen inspiriert fühlen. Er selbst ist an keiner von ihnen Gründungs- oder Vorstandsmitglied.

    Dass immer wieder das Stichwort „Unternehmer“ auftaucht, hat nicht nur mit Geld zu tun. Gülen predigt seinen Anhängern, als Unternehmer erfolgreich zu sein. Mit Erfolg. Auf Gülen beruft sich ein großer türkischer Unternehmerverband, der Aufschwung Anatoliens ist mit seinem Namen verknüpft. „Ich habe immer dazu aufgerufen, einen aufrichtigen Unternehmergeist zu haben“, sagt Gülen. Den Unternehmern rate er zu einem bedachten Risiko, er ermutige sie zu investieren und im Ausland zu expandieren. „Stets erinnere ich sie auch an ihre soziale und gesellschaftliche Verantwortung.“ Und er hält einen Ethos des ehrlichen Kaufmanns für sie bereit: sich von Betrug, Spekulationen und Schwarzmarkthandel fernzuhalten, für Vertrauen und Sicherheit zu stehen, die Gaben Gottes nicht verschwenderisch auszukosten, nicht habgierig zu sein, die Rechte der Arbeiter zu respektieren, nicht zu vergessen, dass die Gesellschaft, in der sie lebten, ebenfalls einen Anteil an ihren Gewinnen habe, und im Bewusstsein zu leben, dass letztendlich alles von Gott komme.

    Stipendien in Höhe von vier Millionen Dollar

    Tevfik Emre Aksoy ist einer dieser Unternehmer, die nach Gülens Konzept der Gottgefälligkeit handeln. Als Bauunternehmer brachte er es im New Yorker Stadtteil Brooklyn zu Wohlstand. Erfolgreiche Selbständige wie er spenden einen erheblichen Teil ihres Einkommens an die Organisationen der „Hizmet-Bewegung“. Sie finanzieren sie damit. Mit vier anderen Selbständigen sitzt er im Vorstand der Amity School von Brooklyn. Die Schulgebühren decken einen Teil des laufenden Haushalts, den Rest und vor allem die laufenden Investitionen übernehmen Spender wie Aksoy.

    In das Tagesgeschäft des Schuldirektors Cengiz Karabekmez greift der Wohltäter nicht ein. Dreihundert Schüler besuchen die 1999 gegründete Schule, hundert leben im angeschlossenen Internat. Sie stammen aus 17 Nationen und fünf Glaubensgemeinschafen, viele aber mit Wurzeln in der Türkei. Die Schule wirbt damit, dass seit Jahren alle Absolventen einen Studienplatz bekommen. Die besten gehen nach Harvard, Columbia und Yale. „Die fünfundzwanzig Absolventen des letzten Jahrgangs haben Stipendien in Höhe von vier Millionen Dollar eingesammelt“, sagt Karabekmez stolz.

    Schwerpunkt Naturwissenschaften

    Schwerpunkt ist, wie in allen „Gülen-Schulen“, die Vermittlung der Naturwissenschaften. „Einen Glauben drängen wir nicht auf“, sagt Karabekmez. „Wir sind ja keine religiöse Schule.“ Das Schulfach „Charaktererziehung“ vermittle universale Werte wie Respekt, Nächstenliebe und Arbeitsethik. Die meisten der 36 Lehrer sind amerikanische Staatsbürger. Sprachprobleme? Gewiss, manche Eltern sprächen nur wenig Englisch, sagt eine Lehrerin. „Die Gemeinschaft in der Schule sorgt aber dafür, dass schon in der ersten Klasse jeder gut Englisch spricht.“

    Der Englischlehrer Adamir kennt Deutschland und die Vereinigten Staaten – nur wer Gülen ist, weiß er nicht. Adamirs Eltern waren mit den Kindern vor dem Krieg auf dem Balkan zunächst nach Deutschland geflohen, vor zwölf Jahren ließen sie sich in New York nieder. Auch den Namen „Hizmet-Bewegung“ hat er nie gehört. Die Amity-Schule ist für ihn die richtige, weil er hier als Lehrer mehr Mitsprachemöglichkeiten hat als an anderen Schulen. Gottgefälligkeit drängt sich nicht auf. „Gott liebt jeden Menschen“, sagt Aksoy, der Unternehmer und Spender. „Besonders liebt Gott aber die guten Taten eines Menschen.“

    Quelle:

  • Fethullah Gülen Artikel in den Financial Times

    Fethullah Gülen Artikel in den Financial Times

    Gewalt ist nicht in der Tradition des Propheten

    fethullah-gulen11Muslime beten Tag für Tag: „O Gott! Leite uns auf dem rechten Weg.“ Es ist ein Gebet, das uns helfen soll, uns von den Extremen wegzubewegen und die Ausgewogenheit in unserem Leben zu bewahren. Wir müssen weder eine Geisel unserer reaktionären Instinkte sein, noch müssen wir angesichts der systematischen Diffamierung und Beleidigung unserer Werte und unseres Glaubens völlig still bleiben. Diese Ausgewogenheit wurde gestört durch die gewalttätige Antwort auf die Beleidigungen, die sich gegen das Erbe unseres geliebten Propheten Muhammad (Der Friede weile auf ihm) gerichtet hatten. Die gewalttätige Antwort war falsch und hat vom rechten Weg weggeführt.

    Muslime sollen mit Blick auf die Attacken gegen den Propheten (Friede auf ihm) nicht teilnahmslos bleiben. Gleichzeitig aber haben sie äußerste Sensibilität und Vorsicht walten zu lassen. Diejenigen, die den Islam beleidigen, könnten im Sinn haben, ein negatives Bild von Muslimen zu zeichnen, das es ihnen ermöglichen soll, Diskriminierung, Isolation, Verfolgung oder Vertreibung zu rechtfertigen. Die gezielte Anstachelung und Schaffung von Unruhe in der Muslimischen Welt ist nichts Neues. Die uns heiligen Werte wurden schon in der Vergangenheit durch Cartoons angegriffen, heute geschieht es durch einen Film und Zeichnungen in einem französischen Magazin, morgen könnten schon andere Mittel benutzt werden. Muslime sollten sich nicht aufstacheln lassen und auf diese Rosstäuschertricks reinfallen, sondern klar ihren Standpunkt verdeutlichen, um diejenigen, die sich leichter provozieren lassen, davon abzuhalten, zur Gewalt zu greifen.

    Wenn immer ein negativer Kommentar über den Propheten gemacht wird, so unbedeutend er auch sein mag, sollte ein Muslim tiefe Sorge empfinden. Wie man dieser Sorge Ausdruck verleiht, ist aber eine andere Sache. Unverantwortliches Handeln durch Einzelne beschädigt das Bild des Islam und zerstört die Tradition, die man zu verteidigen beansprucht, als solche.

    Angesichts der Tatsache, dass es in solchen Umständen um die Rechte jedes Muslimen genauso wie um Gott, den Koran und den Propheten selbst geht, darf niemand rücksichtslos handeln. Jeder sollte die möglichen Auswirkungen all seines Handelns sorgfältig überlegen und die Weisheit des Urteils der Gemeinschaft suchen.

    Die Frage, die wir uns als Muslime selbst stellen sollten, lautet, ob wir den Islam und seinen Propheten der Welt ordnungsgemäß vorgestellt haben. Sind wir seinem Beispiel in einer Weise gefolgt, die geeignet ist, Bewunderung hervorzurufen? Genau das müssen wir tun, nicht durch Worte, sondern durch Taten.

    Wenn Selbstmordattentäter das Erste sind, was Menschen zum Islam einfällt, wie sollen sie davon eine positive Meinung bekommen? Worin sollte sich die blindwütige Ermordung unschuldiger Zivilisten von jenen Barbareien unterscheiden, die Muslime im Laufe der Geschichte erleiden mussten? Was soll der tiefere Sinn sein hinter dem Überfall auf das Amerikanische Konsulat in Libyen, hinter der Ermordung eines Botschafters und des Konsulatspersonal, die mit diesem widerwärtigen Film überhaupt nichts zu tun hatten? Wenn es Muslime sind, die solche Attacken ausführen, zeigt das, dass sie völlig ahnungslos darüber sind, worum es im Islam überhaupt geht und sie begehen im Namen des Islam das, was dieser selbst als das allergrößte Verbrechen bezeichnet.

    Ein Muslim muss immer geradlinig und glaubwürdig sein in seinen Taten und Worten. Er soll die heiligen Werte der Christen, Juden, Buddhisten und aller anderen genauso respektieren, wie er seine eigene Religion und seine Werte respektiert sehen möchte. Reagiert ein Muslim, soll er nie vom richtigen Weg der Mitte abweichen. Es gibt zahlreiche angemessene Formen einer Antwort, vom Appell an das kollektive Gewissen der Gesellschaft bis hin zu jenem der Internationalen Gemeinschaft.

    Hassrede, deren Zweck es ist, Gewalt anzustacheln, ist ein Missbrauch der Meinungsäußerungsfreiheit. Sie verletzt die Rechte, die Würde und die Freiheit anderer, während sie die Menschheit im Zeitalter schrecklichster Waffen in einen Konflikt stößt. Statt der Provokation der anderen zum Opfer zu fallen, sollten wir an die relevanten internationalen Institutionen appellieren, etwa an die Organisation für Islamische Zusammenarbeit oder die UNO, damit diese sich einschalten, um Erscheinungen von Hassrede zu entlarven und zu verurteilen. Wir können alles tun, was gesetzlich erlaubt ist, um jedwede Respektlosigkeit gegenüber jedweden Figuren zu verhindern, die religiös verehrt werden, nicht nur gegenüber dem Propheten Muhammad.

    Die Attacken auf den Propheten, die wir wiederholt erlebt hatten, müssen verurteilt werden, die korrekte Antwort ist aber nicht die Gewalt. Stattdessen müssen wir eine unermüdliche Kampagne betreiben, um für den Respekt für die heiligen Werte aller Religionen zu werben.

    Fethullah Gülen, Financial Times, 29.09.12

    via Forum für Interkulturellen Dialog e.V. (FID e.V.) | Fethullah Gülen Artikel in den Financial Times | Fethullah Gülen.

  • Rassismus: Deutschland ohne Ausländer

    Rassismus: Deutschland ohne Ausländer

    „Ausländer raus!“ steht an mancher Häuserwand. Was würde die Umsetzung dieser Hetzparole konkret bedeuten? Zwei Autoren haben das Szenario – nicht ganz – zu Ende gedacht.

    © Redline Verlag

    „Deutschland ohne Ausländer“ ist im Redline Verlag erschienen.

    Die Journalisten Pitt von Bebenburg und Matthias Thieme haben in ihrem Buch Deutschland ohne Ausländer – Ein Szenario folgendes Planspiel entworfen: Was würde es für den Arbeitsmarkt bedeuten, die Wirtschaft, für die Steuereinnahmen und Sozialsysteme, für die Familien, für das Bildungssystem, für das Verhältnis Deutschlands zur internationalen Gemeinschaft, wenn alle sieben Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ausgewiesen würden?

    „Ausländer raus“ sagen vielleicht nur wenige laut. Meinungsforscher stellen aber fest, dass sehr viele Menschen, etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung, der pauschalen Aussage zustimmen, es gäbe zu viele Ausländer in Deutschland.

    via Rassismus: Deutschland ohne Ausländer | Gesellschaft | ZEIT ONLINE.

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  • Einladung zum Frühlingsfest

    Einladung zum Frühlingsfest

    Einladung zum Frühlingsfest

  • Heinz Gstrein: Islamischer Einfluß und geopolitische Interessen nach 9/11 und dem „Arabischen Frühling“

    Heinz Gstrein: Islamischer Einfluß und geopolitische Interessen nach 9/11 und dem „Arabischen Frühling“

    Heinz Gstrein: Islamischer Einfluß und geopolitische Interessen nach 9/11 und dem „Arabischen Frühling“

    VortragWienerAkademikerbund11April2012

     

     

     

  • Der muslimische Mann im Rollenwandel

    Der muslimische Mann im Rollenwandel

    Der muslimische Mann im Rollenwandel

     

  • Wikipedia: Fehlende Artikel über Islam

    Wikipedia: Fehlende Artikel über Islam

    Wikipedia: Fehlende Artikel über Islam

    
    
  • Davutoglu bekennt sich als größter Alevit!

    Davutoglu bekennt sich als größter Alevit!

    Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu ist im Rahmen seines Deutschland-Besuches mit der Alevitischen Gemeinde in Köln zusammen gekommen und an dem Fastenbrechen der Gemeinde Haci Bektas teilgenommen. In seiner Ansprache an die Gemeindevertreter hat Davutoglu den Alevitismus als seine kulturelle Ausprägung gelobt: “Ich bin ein Kind der Taurus-Berge. Dort in Mittelanatolien kann man die Spuren des Alevitismus überall sehen. Sogar meine Großmutter hat in ihren Gebeten immer wieder die Alevitismus-Führer erwähnt. So gesehen bin ich der größte Alevit”, sagte Davutoglu. Der Minister mahnte zugleich gegen die verschiedenen separatistischen Bewegungen aufgrund der Glaubensrichtung und sagte: “Es gibt keine erste und zweite Bürgerklassen. Wir sind alle Kinder aus Anatolien. Unser kulturelle Vielfalt darf nicht als Alternative zu einer anderen gestellt werden”.

    via Davutoglu bekennt sich als größter Alevit! | SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung..

  • Eine Minute Herr Innenminister…

    Eine Minute Herr Innenminister…

    Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu und der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich trafen sich zu einem Gespräch. Als der Innenminister „Wir bekämpfen sowohl den Rassismus wie auch den Islamischen Terror“ sagte, unterbrach ihn der türkische Außenminister mit den Worten „Eine Minute Herr Innenminister… Nirgends habe ich von christlichem Terrorismus gesprochen, obwohl diese Nazis sehr wohl als Christen betrachtet werden könnten….“

    Davutoglu: Es macht uns froh dass die Kanzler-in Merkel und der Bundespräsident Wullf ihre volle Kooperation zugesagt haben. Diese Morde müssen aufgeklärt werden. Es gibt jedoch Punkte die uns keine Ruhe lassen. Was die Familien in den 10 Jahren über sich ergehen lassen mussten ist nicht zu verstehen. Neben dem Verlust von geliebten Menschen, auch noch mit den Vorwürfen konfrontiert zu werden, dass sie eventuell die Mörder seien ist nicht akzeptabel. 10 mal wird von einem 11 Jährigem Kind ein DNA Test verlangt und beschuldigt ihren Vater ermordet zu haben. Oder man sagt einer Ehefrau:“Ihr Ehemann ging ihnen fremd, deswegen haben sie ihn getötet“. Niemand kommt auf die Idee es könnte sich um rassistische Anschläge gehandelt haben. Alle Familien werden unter Generalverdacht gestellt und mit Vorwürfen konfrontiert, sie könnten die Mörder ihrer Ehemänner, Brüder, Schwestern oder Kinder sein.  Als ob dies alles nicht genug ist, sagt ein Polizist auch noch „Bei solchen Anschlägen können wir nichts machen, unsere Hände sind gebunden. Die Mentalität in Deutschland muss sich ändern. Diese Familien sollten entschädigt und von beiden Seiten unterstützt werden. Wir werden sofort den Familien Stipendien und finanzielle Unterstützung zukommen lassen.“

    Friedrich: Ich verstehe sie. Wir kämpfen gegen jeglichen Terrorismus. Sowohl mit Neonazis wie auch gegen den Islamischen Terrorismus.

    Davutoglu: Eine Minute Herr Innenminister… Nirgends habe ich vom christlichem Terrorismus gesprochen, obwohl diese Nazis sehr wohl als Christen betrachtet werden könnten, also sollten sie auch nicht den Begriff „Islamischen Terrorismus“ benutzen. Es kann unter dem Deckmantel der Religion vieles falsch gemacht werden aber dies kann man nicht der Religion selbst zuschreiben. Viele Anschläge wurden von Rassisten verübt, sagen wir deswegen es wäre „christlicher Terror“? Nein, wir sagen „Neo-Nazis“ oder „Rassisten“, aber niemals sagen wir, es wären Christen gewesen. Dies ist eine Krankheit die seit dem 11.September in den Köpfen spukt. Daher ist es nicht akzeptabel dass sie „Islamischer Terrorismus“ sagen.

    Friedrich: Man darf aber Al-Qaida sagen?

    Davutoglu: Ja. Sie können Bader-Meinhoff Terrorgruppe oder Al-Qaida sagen aber niemand kann behaupten es wären christliche oder islamische Terroristen. An diesen Punkten müssen wir arbeiten und die Familien müssen unsere Unterstützung fühlen.

    Am Nachmittag traf sich Davutoglu mit verschiedenen türkischen Organisationen und sprach dort sehr klare Worte.
    „Manche Kreise in Deutschland benutzen Wörter wie „Islamischer Terrorismus. Das ist nicht zu akzeptieren. Wir bezeichnen diese Anschläge auch nicht als „Christlicher Terrorismus“ oder „deutscher Terrorismus“. Wir nennen so was „Rassistischer Terror“!
    Mit Menschen die Anschläge als „Islamischer Terrorismus“ bezeichnen wollen wir nicht an einem Tisch sitzen.

    Und noch etwas zur Lage in Europa:
    In der EU wurden im vergangenen Jahr 249 ausgeführte oder vereitelte Terroranschläge gezählt. Nur gerade drei davon gehen aufs Konto von Islamisten, laut Europol-Bericht.
    (Quelle: Europol Bericht TE-SAT 2011 zur Situation des Terrorismus in der EU)

    Mustafa Çelebi

    Quelle: Hürriyet

  • Studie: Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern

    Studie: Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern

    Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes
    Studie: Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern
    Erscheinungsdatum
    14.09.2011

    Am morgigen Donnerstag (15.09.) wird im Auswärtigen Amt die Studie des Georg Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung vorgestellt, die die Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern untersucht hat. Dies ist die erste systematische Analyse von Geschichts- und Politiklehrbüchern aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und England, die im Auftrag des Auswärtigen Amts erarbeitet worden ist.
    Die Studie wird im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Auswärtigen Amt morgen (15.09.) um 11.00 Uhr vorgestellt.
    Für das Auswärtige Amt wird der Sonderbeauftragte für den Dialog zwischen den Kulturen, Botschafter Dr. Heinrich Kreft, teilnehmen. Für das Georg Eckert-Institut nehmen die Direktorin des Instituts, Prof. Dr. Simone Lässig, sowie die Soziologin und Ethnologin Dr. Susanne Kröhnert-Othman teil. Diese und die Islamwissenschaftlerin Melanie Kamp (Freie Universität Berlin) zeichnen inhaltlich für die Analyse verantwortlich. Josef Zens, Wissenschaftsjournalist und Leiter der Pressestelle der Leibniz-Gemeinschaft, moderiert die Veranstaltung.
    Interkultureller Dialog )

    Internetangebot des Auswärtigen Amts: www.auswaertiges-amt.de

  • Die deutsche Angst vor Migranten

    Die deutsche Angst vor Migranten

    Kopftuch und Konflikte: Ein neues Buch zeigt, wie schwer sich die Deutschen mit Migranten tun. Die Angst vor Überfremdung durchzieht die Debatte bis heute.

    Für lange Zeit fremd. Die Diskussion über Zuwanderung sei eine „Debatte der Deutschen über sich selbst“, sagen Wissenschaftler. - Foto: akg-images / Imagno
    Für lange Zeit fremd. Die Diskussion über Zuwanderung sei eine „Debatte der Deutschen über sich selbst“, sagen Wissenschaftler. – Foto: akg-images / Imagno

    Welche Religion hat die europäische und deutsche Kultur geprägt? a) der Hinduismus, b) das Christentum, c) der Buddhismus, d) der Islam. Schon klar, die Frage 295 aus dem Einbürgerungstest des Bundesinnenministeriums ist eine leidige. Offiziell anzukreuzen ist nur die Antwort b), aber welche historische und kulturelle Rolle der Islam nun spielt, darüber scheiden sich die Geister. In regelmäßigen Abständen melden sich die Sarrazins der Republik zu Wort, scheuchen Kopftuchmädchenmythen durch das Land, man empört sich, stimmt zu, widerspricht, vergisst, und nach einer kurzen Denkpause beginnt alles von vorn.

    Der kürzlich erschienene Band „Transit Deutschland.

    Debatten zu Nation und Migration“ führt die Wiederkehr ähnlicher Argumentationsmuster und Rhetoriken im Umgang mit Arbeitsmigranten aus dem islamischen Kulturkreis nun besonders eindrücklich vor. Auf beinahe 900 Seiten versammeln die Herausgeber Deniz Göktürk, David Gramling, Anton Kaes und Andreas Langenohl rund 250 Texte von 1955 bis heute. Journalistische Beiträge finden sich dort ebenso wie Reden von Schriftstellern, Künstlern, Politikern, Wissenschaftlern. Ob es um den millionsten Gastarbeiter im Jahr 1964 geht oder den Anwerbestopp von 1973, um doppelte Staatsbürgerschaft oder die Gründung der Islam-Konferenz, der Band dokumentiert ein beachtliches Stück deutscher Mentalitätsgeschichte und liefert dabei, wie die Herausgeber selbstbewusst betonen, jede Menge Material „zur rhetorischen Analyse xenophober Reaktionsweisen und Diskursformen“. Die versammelten Dokumente – jeweils in wenigen prägnanten Sätzen historisch kontextualisiert – sind spannender Lesestoff und spiegeln eindrücklich das Selbstverständnis eines Landes wider, das sich im Diskurs um zu- beziehungsweise eingewanderte Migranten seit Jahrzehnten um eine Profilierung des nationalen Eigenen bemüht.

    Das zeigt sich besonders prägnant in den Texten der 70er und 80er Jahre, als mit dem Anwerbestopp für Gastarbeiter und einer zunehmenden Angst vor Überfremdung der erste Bruch in der Migrationsgeschichte der BRD stattfindet. 1982 trägt der neue Bundeskanzler Helmut Kohl, wie im Buch dokumentiert, in seiner Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag vor: „Integration ist nur möglich, wenn die Zahl der bei uns lebenden Ausländer nicht weiter steigt.“ Kohl sieht nur zwei Alternativen: „Die Ausländer in Deutschland sollen frei entscheiden können, aber sie müssen sich auch entscheiden, ob sie in ihre Heimat zurückkehren oder ob sie bei uns bleiben und sich integrieren wollen.“

    Dass die Migrationsdebatte „meist eine Debatte der Deutschen untereinander und über sich selbst“ gewesen sei, wie die Herausgeber in ihrer Einleitung schreiben, illustrieren solche Beispiele nahezu perfekt. Bis heute sei die Diskussion geprägt von einem Verständnis von Nation, in der man primär aufgrund ethnischer Zugehörigkeit beheimatet ist. Tatsächlich sei diese Vorstellung jedoch eine schon lange im Verfall begriffene kulturelle Fiktion: „Die Realität einer global vernetzten Welt demonstriert täglich die Unhaltbarkeit monokulturalistischer Positionen.“ Es gebe keine eindimensionalen nationalen und kulturellen Identitäten, sondern vielfache „Migrationsdynamiken“.

    In der Tat: Die buchstäbliche Grenzüberschreitung beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Ländergrenzen. Multiple Migration zwischen kaleidoskopischen Identitäten sind heute der Normalfall, mit dem umzugehen der Politik immer noch die Konzepte und Begriffe fehlen. Das zeigen nicht zuletzt die Reaktionen auf die Thesen Thilo Sarrazins, die zwar als inhaltlich unhaltbar abgetan werden, denen aber dennoch kein differenzierter Diskurs entgegensetzt wird. Wenn Angela Merkel vom Scheitern des Multikulturalismus spricht, fällt sie hinter die Realität der Transnationalisierung und der Öffnung nationaler und kultureller Identitäten nicht nur konzeptuell zurück: Auch schließt sie rhetorisch an Argumentationsmuster an, die traditionell von den Rechten benutzt werden.

    Gerade diese begriffliche Nähe politischer Migrationsdebatten zu rechtsradikalem Gedankengut erschließt sich in dem Band auf nüchtern-dokumentarische Weise. „Jede multikulturelle Gesellschaft ist eine Konfliktgesellschaft“; die deutsche Sprache und Kultur müsse „selbstbewusst vertreten“ werden; es gebe einen „Vorrang der christlich-abendländischen Kultur in der schulischen Erziehung“ – Sätze, die im politischen Diskurs alltäglich und massentauglich scheinen. Sie entstammen dem Bundesparteiprogramm der Republikaner von 2002. Doch auch die Feuilletonbeiträge der letzten Jahrzehnte zeigen, dass xenophobe Argumentationen auch hier wirksam sind. Als die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar 1991 den Ingeborg-Bachmann-Preis erhält, sieht Jens Jessen in der FAZ die sprachliche und wohl auch intellektuelle Reinheit des Literaturbetriebs bedroht. Es handele sich um einen „hilflosen Text einer deutsch schreibenden Türkin, der mit folkloristischen Elementen aus der Märchentradition ihrer Heimat spielt. Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist damit so gut wie beerdigt.“

    Nicht zuletzt aufgrund erfolgreicher Kunstschaffender wie Fatih Akin oder Feridun Zaimoglu ist es wohl eher derartiger Kulturpessimismus, der inzwischen als beerdigt gelten kann. Gerade im deutschen Literatur- und Kulturbetrieb zeichne sich ab, „dass Migration zunehmend als eine globale Signatur der Gegenwart betrachtet wird, nicht mehr nur als eine Ausnahme von der nationalstaatlichen Regel“, so die Herausgeber von „Transit Deutschland“. Bei der Frage, welche Religion die deutsche Kultur geprägt hat, sind also fortan Mehrfachnennungen möglich.

    Deniz Göktürk, David Gramling, Anton Kaes, Andreas Langenohl (Hg.): Transit Deutschland. Debatten zu Nation und Migration. Eine Dokumentation. Konstanz University Press 2011. 878 Seiten. 39,90 Euro.