Kategorie: Themen
-
MINISTERPRÄSIDENT ERDOGAN IN DAMASKUS
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist zu einer eintägigen Staatsvisite nach Syrien gereist. Erdogan kam im Volkspalast in Damaskus mit Beschar Assad zusammen. Nach dem Empfang im Volkspalast nahmen Erdogan und Assad bilaterale Gespräche auf. Ministerpräsident Erdogan wird während seiner Syrienvisite von Außenminister Davutoglu begleitet. Morgen wird Erdoğan nach Pakistan weiterreisen, wo er mit dem pakistanischen Staatspräsidenten Asıf Ali Zardari, Ministerpräsident Yusuf Rıza Gilani und anderen hochrangigen Zuständigen zusammenkommen wird. -
OB begrüßt Initiative für einen ‚Rat der Religionen‘
Den Vorschlag von Stadtdechant Wilfried Schumacher und Superintendent Eckart Wüster, in Bonn einen „Rat der Religionen“ einzurichten, begrüßt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ausdrücklich: „Ein Rat der Religionen, wie er in einigen wenigen Städten bislang existiert, bietet zum einen die Gelegenheit zu einem intensiveren Kennenlernen und zu einem kontinuierlichen Austausch der Religionsgemeinschaften, zum anderen auch die Chance, möglicherweise Strittiges aufzugreifen, Schwierigkeiten gemeinsam zu lösen und gemeinsame interreligiöse Projekte zu initiieren. Damit könnte ein Rat der Religionen auch Ansprechpartner sein für die Bürgerinnen und Bürger, die vor Ort in ihren Stadtteilen, in Kitas, Schulen, am Arbeitsplatz, im Verein das Miteinander von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeiten im Alltag kennen und erleben.“
Das Integrationskonzept der Stadt Bonn, das der Stadtrat im Juli beschlossen hat, regt ebenfalls die Gründung eines Rates der Religionen an. Voraussetzung für das Gelingen sei eine tragfähige Grundlage der Zusammenarbeit, da die Ausgangslagen und Ressourcen in Bonn von großen Kirchen, kirchlichen Gruppen, freien Kirchen, großen und kleinen Religions- und Glaubensgemeinschaften sehr unterschiedlich seien. Die Stadt Bonn werde diesen Prozess gerne unterstützen.
-
Deutschenfeindlichkeit ist nicht hinnehmbar
Zur Diskussion über Deutschenfeindlichkeit an Brennpunktschulen, erklärt Memet Kilic, Sprecher für Migrations- und Integrationspolitik:
Die dargestellten Verhältnisse sind alarmierend und nicht hinnehmbar. Es ist nicht akzeptabel, dass in Deutschland aufgewachsene Jugendliche, Deutsche wegen ihrer Lebensverhältnisse herabwürdigen oder angreifen. Respekt ist keine Einbahnstraße, sondern muss von allen Seiten aus gehen. Wir lehnen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung ab.
Schulen haben einen besonders großen Einfluss auf das Zusammenleben in der zukünftigen Gesellschaft. Daher dürfen Schulen in solchen schwierigen Situationen nicht alleingelassen werden, sondern verdienen vielseitige Unterstützung, um gegen Diskriminierung jeglicher Art vorzugehen.
Bei allen Jugendlichen in Deutschland, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, findet die Sozialisation in Deutschland statt. Sie lernen alle Normen und Werte hier vor Ort. Dabei sind nicht nur die Familien gefordert, sondern das gesamte Umfeld.
Rechtsextremismus gibt es sowohl bei Einheimischen, als auch bei Migranten. Für ein gemeinsames Miteinander müssen Vorurteile und somit der Nährboden für Rechtsextremismus abgebaut werden. Diverse Studien bestätigen, dass Vorurteile mit dem Bildungsgrad sowie mit dem verstärkten Kontakt zwischen den einzelnen Gruppen abnehmen.
-
Migration, Integration und Islamophobie in Deutschland
Symposium und Podiumsdiskussion
„Migration, Integration und Islamophobie in Deutschland“Freitag, den 22.10.2010
Ort: Schmitzstr 8, 45143 Essen (Gemeindehaus St. Mariä)
Programm:
18.00-18.10 Uhr Eröffnungsrede Dr. Ali Sak (Vorsitzender Elternverband Ruhr)
18.10-18.15 Uhr Grußwort Türkischer Generalkonsul Dr. Hakan Akbulut
18.15 bis 18.45 Uhr Vortrag: Islamophobie und Negativintegration (Dr. Mehmet Şekeroğlu):
18.45-19.00 Uhr Kabarett-Einlage mit der „Integrator“(Alparslan Marx)
19.00-19.10 Pause
19.00 – 20.00 Uhr Stimmen aus Politik und Gesellschaft mit Beiträgen von Türkische Gemeinde Deutschland (NRW) Deniz Güner
RAA-Essen Dr. H. Schweitzer
Integrationsrat Essen Muhammed Balaban
Der Pate des Wortes „Integration“ Alparslan Marx
SPD Sinan Kumru
CDU Susanne Asche
Die GRÜNEN-Bündnis 90 Samir Fetic
FDP Ingolf Homberger
Die LINKE Gabriele Giesecke
20.00-21.00 Uhr Gemeinsame Diskussion
ab 21.00 Uhr Ausklang und offene Diskussion
Durch das Programm führt: Dr. Ahmet Turgut
Zur Person von Dr. Mehmet Şekeroğlu
geboren 1955 in Ordu (Türkei), Soziologiestudium in Ankara (Hacettepe Universität; 1976-1981); M.A. (Soziologie, Politologie und Sozialpsychologie) an der Universität Hannover (1982-1986); Promotion am 15.11.2006 (Islamfalle Deutschland. Negativintegration der Türken durch die Förderung und Stigmatisierung der ethnischen und religiösen Identitäten) an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover; seit 1987 Türkischlehrer in Hannover.
Veröffentlichungen:
seit 1985: Gesellschafts- und literaturkritische Aufsätze in türkischen und deutschen Zeitungen und Zeitschriften; Erzählungen in mehreren türkischen Zeitschriften.
Bücher:
“Insan Eli” (Erzählungen; Istanbul, 1994)
“Das Ohrenklingeln” (Erzählungen; Weissach i. T., 1998)
“Alman Demokratlarina Mektuplar” (Essays; Istanbul, 1998)
“’Islamfalle’ Deutschland? Negativintegration und Politisierung des Kulturellen.” (Promotionsschrift; Münster, 2007)
Zur Person von Alparslan Marx, alias der Integrator
Alparslan Marx alias „Der Integrator“ wurde als Sohn einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie in Lübeck geboren. Aber schon mit sechs Monaten entschied er sich in die Türkei auszuwandern und lieber in der kosmopolitischen Metropole Istanbul aufzuwachsen. Im Alter von 18 Jahren wurde er dann gegen seinen Willen mit Deutschland zwangsverheiratet.
1985 fand er auf einer Provinzbühne in Wiesbaden die erste Rolle seines Lebens: Ein türkischer Professor für ‚Bayerologie’ bringt den Bayern bayrisch bei. Nie hätte er gedacht, dass seine chaotischen Familienverhältnisse ihn zum Kabarettisten prädestinieren. Seitdem fällt es ihm nicht schwer, sich in unterschiedliche Rollen zu vertiefen und diese authentisch zu verkörpern.
Seine Wandlungsfähigkeit befähigte ihn zu einer steilen Integrationskarriere: Marx hat sich vom „Gastarbeiterkind“ zum „Ausländer“ und schließlich zum „Deutschen mit Migrationshintergrund“ hochgearbeitet. Seit 2005 recherchiert Marx daher die Gründe, warum bei ihm und den meisten Ausländern nie das Gefühl aufkommt, ein vollwertiges Mitglied dieses Landes zu sein. Was er bei seiner Suche herausgefunden hat, erzählt er gleichermaßen einfühlsam wie sarkastisch in seinem Kabarett-Programm, „Alles wird gut“.
Seinen Nachnamen sieht Alparslan Marx dabei als Verpflichtung: Er hat Visionen für eine Gesellschaft jenseits aller Integrationsproblematiken – auch wenn ihm das seinen Job als Kabarettisten kosten könnte. Dazu veranstaltete er Diskussionsrunden, Infoveranstaltungen und Aktionen. In Podiumsdiskussionen und Konferenzen ist er ein gern gesehener Gast.
Seit der Premiere von „Alles wird gut“ tritt er mit seinem Programm regelmäßig in verschiedenen Häusern und Städten auf. Zudem ist er des Öfteren im TV präsent – zum Beispiel bei „Maibritt Illner“, in der „Tagesschau“ und bei „CosmoTV“.
-
Türkischer Minister: „Lernt Deutsch!“
Berlin (RPO). Inmitten der hitzigen Debatte über die Zuwanderungspolitik ruft der türkische Europaminister Egemen Bagis seine Landsleute in Deutschland und alle Deutschen türkischer Herkunft zu einer besseren Integration auf. Derweil diskutiert die Bundespolitik zeitgleich über eine verschärfte Durchsetzung von Sanktionen gegen Integrationsverweigerer.
„Lernt Deutsch! Passt euch den Sitten und Gebräuchen eures Gastlandes an“, appellierte Bagis im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung. Außerdem forderte er die türkischstämmigen Migranten in Deutschland auf, ihre Kinder „auf die besten Schulen“ zu schicken, „damit sie eine Zukunft haben“.
Der Minister rief überdies zur Achtung der in Deutschland geltenden Gesetze auf. „Denn wenn ‚Ali‘ oder ‚Achmed‘ Schlimmes tun, werden die Menschen nicht nach Namen suchen. Sie werden sagen: ‚Der Türke war’s!’“, warnte Bagis. Er warb bei den türkischstämmigen Menschen in Deutschland, sie müssten „das Geschenk eurer Identität und eurer Kultur nicht aufgeben, sondern euch als Botschafter der Türkei verstehen“. Bagis fügte hinzu, die türkische Regierung stehe voll und ganz hinter der Idee der Integration so wie „wir für die Integration der Türkei in die EU sind“.
Künast: Union völlig vergaloppiert
In Deutschland wird seit Wochen über die Integration von Zuwanderern debattiert. Zuletzt hatte CSU-Chef Horst Seehofer mit seiner Äußerung für Empörung gesorgt, es solle keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen wie etwa der Türkei oder arabischen Ländern mehr geben. Später stellte er klar, dass er sich bei dieser Aussage „ausschließlich mit der Forderung nach Erleichterungen für den Zuzug von Fachkräften beschäftigt“ habe.
Auch am Dienstag, Tage nach dem Beginn der Debatte um Seehofer, gibt es empörte Reaktionen. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ warf Fraktionschefin Renate Künast Bayerns Ministerpräsident durchsichtige Manöver vor. Die Union habe sich beim Thema Islam nach Auffassung der Grünen völlig vergaloppiert. Seehofer gehe mit billigem Populismus auf Stimmenfang und dränge angesichts des Umfragetiefs seiner Partei darauf, die Zuwanderung „aus anderen Kulturkreisen“ einzuschränken.
„Völlig abstrus“ nannte die Grünen-Politikerin die Forderung von Familienministerin Kristina Schröder (CDU), der „Unwertcharakter“ von Deutschenfeindlichkeit müsse im deutschen Rechtssystem abgebildet werden. „Sie sollte einfach mal das Grundgesetz zur Hand nehmen und Artikel 3 durchlesen. Diskriminierung aufgrund der Herkunft ist in Deutschland seit 1949 verboten“, betonte Künast. Nach ihren Worten wäre die Union gut beraten, die Leistung der Millionen Migranten, die seit langer Zeit mit für dieses Land arbeiten, positiv zu würdigen. „Das ist nämlich die übergroße Mehrheit.“
Debatte über härtere Sanktionen
Zeitgleich befasst sich ein Nebenstrang der Debatte mit der Frage von härteren Sanktionen gegen Integrationsunwillige. Gefordert hatte das unter anderen der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD). Er will Prävention rigoros an Repression binden. So fordert er, dass Eltern, die ihre Töchter und Söhne nicht in die Schule schicken, das Kindergeld gekürzt wird. Zudem will er eine Kitapflicht einführen.
Die Bundesregierung hat das offenbar zum Anlass genommen, die verschärfte Durchsetzung bestehender Sanktionsmöglichkeiten prüfen zu lassen. Das berichtet am Dienstag die „Leipziger Volkszeitung“. Dabei gehe es um Migranten und deren Kinder, wenn diese sich verpflichtenden Regelungen zur besseren Einbindung in die deutsche Gesellschaft verweigern oder ihnen nur sehr zögerlich nachkommen. Neue schärfere Sanktionen als die bisher bereits vorgesehenen Kürzungen staatlicher Leistungen seien aber nicht geplant. Wie der Zeitung aus Regierungs- und Koalitionskreisen bestätigt wurde, werde man „gezielt sicherstellen, dass der Besuch der obligatorischen Sprachkurse sowie die Maßnahmen zur beruflichen Qualifikation strikt wahrgenommen werden“.
Regierung plant Runderlass
Durch einen Runderlass der zuständigen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) solle sichergestellt werden, „dass die bestehenden Sanktionen, wie zum Beispiel Kürzung der finanziellen Hilfen, konsequent durchgesetzt werden“, schreibt das Blatt. Außerdem plane die Regierung offenbar zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Bildungs- und Gründungsaktivitäten für einheimische Fachkräfte, um Deutschland vor einer weiter zunehmenden Auswanderung zu bewahren.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) lehnt zusätzliche Sanktionsmöglichkeiten gegen integrationsunwillige Zuwandererfamilien nachdrücklich ab. Das rechtliche Instrumentarium sei ausreichend, sagte Wowereit im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd. Allerdings komme es auf die Praxis bei der Umsetzung an.
Nach Auffassung des Berliner Regierungschefs und stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden helfen Drohungen mit härteren Strafmaßnahmen nur selten. „Was soll denn aus einer Familie mit vielen Kindern werden, der von ihrem wenigen Geld noch etwas genommen wird“, sagte Wowereit. Am Ende schadeten solche Maßnahmen vor allem den dort lebenden Kindern und der Integration sei nicht genutzt.
erstellt am: 12.10.2010
URL: www.rp-online.de/politik/ausland/Tuerkischer-Minister-Lernt-Deutsch_aid_917439.html -
Bildung, Betreuung, Erziehung – Webseiten
Bildung, Betreuung, Erziehung
Webseiten – nicht nur – für Eltern:
Informationen zum Thema Übergang Kita – Schule hält der Deutsche Bildungsserver bereit:
Portal der Bertelsmann-Stiftung zu diesem Themenfeld:
Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF):
Portal Rucksack und Griffbereit der RAA: -
Deutsche Sprache ist Pflicht
„Schule muss immer integrieren“: Deutschlehrer Frank Müller im Unterricht am Privatgymnasium des Vereins für Integration und Bildung (VIB) in Hannover. Foto: dpa
Datum: 12.10.2010
Kinder fördern: Seit drei Jahren gibt es in Hannover ein türkisches Privatgymnasium
Deutsche Sprache ist Pflicht
Hannover. Auf den ersten Blick scheint es paradox: Damit ihre Kinder besser Anschluss finden in Deutschland, haben Türken in Hannover ein eigenes Gymnasium gegründet, in dem sie weitgehend unter sich sind. Die Integration gelinge besser bei einer gezielten Förderung der Nachwuchsgeneration, ist das Konzept. Die Sprache sei ein wichtiger Schritt zur Integration, sind sich die Lehrer einig, die Migranten müssten allerdings auch angenommen werden und eine Chance erhalten.Am Anfang der Privatschule stand der Verein für Integration und Bildung (VIB), der türkischstämmigen Kindern seit 15 Jahren Nachhilfe gibt. Schließlich kam der Wunsch nach einer Schule, vor drei Jahren startete das Gymnasium. Es steht Schülern sämtlicher Herkunft offen, 80 Prozent der Schüler aber haben ausländische Wurzeln, zwei Drittel davon in der Türkei.
„Wir wissen, dass gute Bildung das Leben einfach macht. Wir haben uns gewünscht, dass Kinder mit und ohne Migrationshintergrund die selben Chancen erlangen“, meint Schulverwaltungsleiter Rakip Dumlu. Deshalb habe er auch die Schule mitgegründet. Von den 31 Lehrern haben nur zwei türkische Wurzeln.
Die Schule sieht von außen aus wie jedes andere Schulgebäude: graue Fassade und jede Menge Fenster. Vergeblich sucht man eine Büste des Gründers der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk, die in der Regel in jeder Schule in der Türkei steht. Plakate informieren über Freizeitangebote, auf deutsch. Die Zahl der muslimischen Kinder liegt zwar bei rund 70 Prozent. Dennoch gibt es keinen islamischen Religionsunterricht. Nur wenige Mädchen tragen ein Kopftuch.
Jörg Steidl ist Mathematiklehrer am deutsch-türkischen Gymnasium. Integration sei schulintern kein Thema, meint er. „Ein Umfeld, in das sich die Schüler integrieren müssen, gibt es nicht.“ Die Schüler müssten sich indes an eine klare Regel halten: In der Schule muss Deutsch gesprochen werden – auch auf dem Pausenhof. In der deutschen Alltagssprache seien die Kinder fit und versiert. „Aber es ist viel zu wenig für das heutige Gymnasium. Wir müssen im naturwissenschaftlichen Unterricht ein ausgesprochenes Sprachtraining machen.“
„Hauptsache, sie sind fair“
Kamil, Bera und Samara sind 14 Jahre alt und besuchen die neunte Klasse. Ihre Eltern stammen aus der Türkei und Spanien. Kamil ist in dieser Schule, weil er seiner Meinung nach in einer staatlichen Schule weniger gefördert würde. „Wir haben Nachmittagsunterricht, die Lehrer helfen uns“, sagt der 14-Jährige, der Arzt werden will. Ob ein russischer, deutscher oder türkischer Lehrer sie unterrichte, sei egal, meint Bera. „Hauptsache, sie sind fair zu den ausländische Schüler. Hier wird man gefordert und gefördert.“
Einer der Lehrer, der die Schüler fordert, ist Frank Müller. Er unterrichtet Deutsch sowie Werte und Normen. „Integration ist etwas, was die Schule immer bewerkstelligen muss“, sagt der 48-Jährige. Die Schule müsse immer versuchen, Kinder in die Gesellschaft zu integrieren. Voraussetzung für eine Integration sei es, die Sprache zu beherrschen. „Für mich ist Integration dann gelungen, wenn man sich gegenseitig befruchtet, kooperiert und bessert.“ (lni)
Von Güngör ÖztürkerQuelle:
-
Erste deutsche Uni startet Seminare für Imame
Von Anna Reimann
Sie vermitteln bei kulturellen Konflikten, helfen bei Behördengängen, schlichten beim Ehestreit: Muslimische Geistliche sind Alltagsmanager und Seelsorger zugleich. Die Universität Osnabrück bietet nun die ersten Fortbildungsseminare für Imame an. Der Andrang auf die Studienplätze ist groß.
Berlin – „Der Islam ist Teil Deutschlands“, sagte 2006 der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU).
„Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“, sagte Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Rede zu den Feiern zur Deutschen Einheit vor vier Tagen. Plötzlich ist die Empörung riesig.
Unionspolitiker warnen davor, den Islam mit Christen- und Judentum gleichzusetzen. Doch parallel zur aufgeregten politischen Debatte werden in Deutschland erste Fakten geschaffen, die den demokratischen Islam in Deutschland verankern sollen: Erstmals in der Geschichte werden von Beginn nächster Woche an Imame an einer deutschen Universität weitergebildet. Um das Projekt wurde politisch lange gerungen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kämpfte seit Jahren für das Vorhaben in seinem Bundesland.
Das Signal, das jetzt von Osnabrück ausgeht, könnte wichtiger kaum sein: Der deutsche Staat schafft sich einen Ansprechpartner im Dialog mit dem Islam, Imame werden über staatliche Einrichtungen weitergebildet.
Und das Projekt ist dringend notwendig: Tatsächlich sprechen viele der fast 2000 Imame, die hierzulande predigen, kaum Deutsch. Sie bleiben nur wenige Jahre im Land, kehren dann in ihre Heimat, etwa in die Türkei zurück. Sie selbst sind nicht integriert – und sie verhindern als religiöse und gesellschaftliche Autoritäten damit die Integration ihrer Gemeindemitglieder.
„Wir müssen kompetente muslimische Gesprächspartner schaffen“
Das Pilotprojekt in Osnabrück ist ein Rezept genau gegen diese Probleme – und der Run auf das Weiterbildungsprogramm ist groß.
Fast hundert Imame und religiöse Betreuer – also etwa ehrenamtliche Gemeindehelfer, die in Moscheegemeinden in Deutschland arbeiten – hatten Interesse an der Ausbildung. Die Universität hat für die einjährige Weiterbildung aber nur 30 Plätze. Unter den studierenden Imamen und Seelsorgern sind jetzt Männer und Frauen aus Bosnien, aus arabischen Ländern, aus der Türkei.
In Blockseminaren werden sie vom 11. Oktober an unterrichtet in Religionspädagogik, Gemeindepädagogik, und darin geschult, wie sie religiöse Inhalte alltagstauglich mit den Lebenswelten von muslimischen Kindern und Jugendlichen in Verbindung bringen. Wie können sie vermitteln, wenn Eltern ihre Kinder nicht mit auf Klassenfahrten lassen wollen? Wie beraten sie Muslime, deren Partner einer anderen Religion angehört? „Es geht auch um den Respekt für andere Religionen, darum, dass Prediger etwa klarmachen, dass auch Christen und Juden gläubig sind“, sagt Rauf Ceylan, Professor für islamische Religionspädagogik in Osnabrück.
Es wird fachliche Seminare über die anderen Weltreligionen geben – damit die ehrenamtlichen Gemeindehelfer dialogfähig mit anderen Glaubensgemeinschaften sind. „Wir müssen kompetente muslimische Gesprächspartner schaffen“, so Professor Ceylan.
Außerdem gehe es bei der universitären Weiterbildung auch um detaillierte Kenntnisse des deutschen Rechtsstaates und um die europäische Aufklärung, erklärt Ceylan. Mit den Wissenschaftlern gehen die Imame auf Exkursionen: Auf dem Programm steht der Besuch einer KZ-Gedenkstätte, eine Visite im Bundestag in Berlin. „Natürlich erreichen wir damit nur die ohnehin demokratisch eingestellten Imame in Deutschland – aber auch von denen haben viele kein Handwerkszeug, wie sie religiöse Inhalte zeitgemäß vermitteln, wie sie mit Konflikten der multikulturellen Gesellschaft umgehen“, so Ceylan.
Professor Ceylan: „Wir brauchen einen fundierten Disput“
Für Niedersachsens türkischstämmige Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) ist ein Imam nicht nur traditioneller Vorbeter. „Er wird gerufen, um Eheprobleme zu schlichten oder um bei Behördengängen zu helfen. Oft ist er auch für Erziehungsfragen zuständig“, sagte Özkan SPIEGEL ONLINE. Durch ihre besondere Schlüsselposition könnten Imame zu „Motoren der Integration“ werden und eine wichtige Rolle beim interreligiösen Dialog spielen. „Damit die Imame diese vielfältigen Aufgaben – auch mit Blick auf eine gelingende Integration – erfüllen können, ist eine gezielte Weiterbildung der Imame vor Ort in Deutschland der richtige Weg“, sagt die CDU-Politikerin.
„Die universitäre Weiterbildung von Imamen ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Normalität. Der Islam wird so immer mehr heimisch in Deutschland“, sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek.
Osnabrück ist der erste Standort dieser universitären Lehre für Imame in Deutschland – ab nächstem oder übernächstem Jahr soll es auch in Tübingen ein ähnliches Programm geben. Das verkündete Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) am Dienstag.
Für Professor Ceylan ist das Weiterbildungsprojekt seiner Universität aber nur „eine kleine Lösung“. Das Ziel sei die grundsätzliche Ausbildung von Imamen an deutschen Hochschulen – von null an. Dazu muss es mehr Institute für islamische Theologie an deutschen Unis geben, wie es jetzt in Tübingen geplant ist.
„Denn wir brauchen dringend wissenschaftlichen Nachwuchs. Anders können wir keinen fundierten Disput hier in Deutschland über den Islam führen – und dann bekommen wir auch keinen europäisch geprägten Islam“, so Ceylan.
Schon jetzt hat das Vorhaben aus Osnabrück weltweit Aufsehen erregt. Zu einer Diskussionsveranstaltung an der Universität am Donnerstag kommt auch einer der weltweit bedeutendsten liberalen islamischen Gelehrten: Ahmad Mustofa Bisri vom größten Islamverband der Welt aus Indonesien.
URL: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,721672,00.html
-
Premierenfeier: „Jaffa-the Orange´s Clockwork“
Premierenfeier: „Jaffa-the Orange´s Clockwork“
10 Oktober 2010
um 19:00 im Filmforum
im Museum Ludwig/KölnWer kennt sie nicht, die Jaffa-Orange? Seit Jahrzehnten ist sie lecker, gesund und weltberühmt. Selbst Stars wie Ingrid Bergman und Louis Armstrong posierten für sie – „Jaffa“ war die Coca-Cola der Fruchtsäfte. Die Geschichte der Hafenstadt Jaffa, deren Rumpf heute ein Stadtteil von Tel Aviv ist, ist Jahrtausende alt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine der lebendigsten und kosmopolitischsten Städte des Nahen Ostens – kulturell, ökonomisch und politisch. In ihrem Umland wurden über Jahrhunderte Orangen kultiviert, der Export der palästinensischen „Jaffa-Oranges“ durch den Hafen gewährleistet.
Anhand von einzigartigem Archivmaterial, Zeitzeugeninterviews und Expertengesprächen spürt Regisseur Eyal Sivan der Orangen-Marke nach und schreibt eine Geschichte jenseits nationalistischer Historiographie.
IL/ D/ F/ B2009, 88 Min, hebr./arab./engl./franz. mit dt. UT, Regie: Eyal Sivan, (Redaktion im WDR: Jutta Krug)
Seit über 20 Jahren setzt sich der Regisseur Eyal Sivan in seinen Filmen mit verschiedenen Spielarten politischer Gewalt und kollektiver Erinnerung auseinander. Er verweigert sich dabei nationalistischen Narrativen und legt das Augenmerk häufig auf Täterschaft und Mitläufertum, sei es in seinen Arbeiten über Wirkungen des Zionismus oder die Auseinandersetzungen mit den Genoziden in Afrika, mit Überwachungsmaterialien der Stasi oder seinem bahnbrechenden Werk EIN SPEZIALIST – PORTRAIT EINES MODERNEN MÖRDERS (1999), das Pate für zahlreiche Filme über Kriegsverbrechertribunale gestanden hat und steht.
Im Anschluß Filmgespräch mit Eyal Sivan (Moderation: Irit Neidhardt) und Umtrunk auf Einladung des WDR
Eine Veranstaltung von mec film und WDR
————–
Irit Neidhardt
mec film (middle eastern cinemas)Gabriel-Max-Str. 16
10245 Berlin
Germany
T 49-(0)30-66766700
F 49-(0)30-66766699 -
Feier der Religionen 2010: ma(h)l-zeit!
PRESSEMITTEILUNG
Feier der Religionen 2010: ma(h)l-zeit!
Mülheim an der Ruhr, 5. Oktober 2010Am kommenden Sonntag, den 10. Oktober 2010, enden die Interkulturelle Wochen in Mülheim an der Ruhr.
Als Abschlussveranstaltung findet an diesem Tag eine FEIER DER RELIGIONEN statt. In diesem Jahr ist diese im Evangelischen Gemeindezentrum Dorfkirche auf der Holunderstraße 5 zu Gast.
Das Mülheimer Bündnis der Religionen/Glaubensgemeinschaften für Frieden richtet bereits zum dritten Mal eine FEIER DER RELIGIONEN aus und lädt alle interessierten Mülheimerinnen und Mülheimer dazu ein. In diesem Jahr lautet das Motto ma(hl)-zeit und beschäftigt sich mit den verschiedenen rituellen Speisen in den einzelnen Religionen und Glaubensgemeinschaften. Sie werden vorgestellt, erklärt – und dem Publikum zum probieren gegeben. Dazu reicht Friedenskoch Jalil Schwarz Mokka aus Jerusalem.
Der Weg zum Frieden nimmt Zeit in Anspruch – auch dies wird während der FEIER DER RELIGIONEN thematisiert. Und im Anschluss an das offizielle Programm nehmen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Religionen und Glaubensgemeinschaften Zeit, sich mit den Gästen gemütlich bei Kaffee und Kuchen über Religionen, rituelle Speisen und Wege zum Frieden auszutauschen. Die Teilnahme ist kostenfrei, es wird jedoch um eine Spende für das Projekt „Interreligiöser Kindergarten Neve Schalom/Wahat-alSalam“ (Oase des Friedens) gebeten.
Es beteiligen sich daran die Katholische Kirche Mülheim an der Ruhr, der Evangelische Kirchenkreis Mülheim an der Ruhr, die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr- Oberhausen, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Islamischen Gemeinden Mülheim an der Ruhr, die Bahai-Gemeinde Mülheim an der Ruhr und die Alevitischen Gemeinde Mülheim.
Pressekontakt:Michael Rubinstein
Sprecher des Mülheimer Bündnis der Religionen/Glaubensgemeinschaften für Frieden c/o Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen
Springwall 16
47051 Duisburg
Telefon: 0203/298 30 76
Email: rubinstein@jgduisburg.de -
Harem
In diesem Jahr reist das Ankara Staatsballett erstmals nach Dortmund.
Das Musical “Harem”, welches von der staatlichen Oper und Ballett anlässlich der Feierlichkeiten zum 700jährigen Bestehen des osmanischen Reiches kreiert wurde, kombiniert die osmanische Volksmusik mit den visuellen Gestaltungsmitteln des modernen Ausdruckstanzes.
Die Intrigen, Querelen, und Machtkämpfe junger Frauen, die als Rivalinnen in einem Harem an einem ottomanischen Palast leben, werden in einer atemberaubenden Handlung auf der Bühnen reflektiert.
Schon in ihrem Heimatland präsentierte die Ballettcompagnie der Staatsoper Ankara mit dem Ballett „Harem” eine faszinierende, mitreißende Choreografie, in der Elemente der traditionellen volkstümlichen Kultur der Türkei eingeflochten sind. Im Rahmen des 49. Internationalen Festivals in Bursa begeisterte die Aufführung 1.800 Ballettfreunde im Kultur- und Kongreßzentrum “Atatürk”.
Begleitet von einem live spielenden Orchester, spiegelte die mitreißende Tanzaufführung mit farbenprächtigen Kostümen und authentischer Bühnenausstattung, Motive der uralten überlieferten osmanischen Kultur und Volksmusik mit den Mitteln der hohen Schule des klassischen Balletts und des modernen Ausdruckstanzes wieder und zog die sachkundigen Ballettfans in ihren Bann.
Die eleganten, anmutigen Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer wurden zu einem Fest der visuellen Körpersprache.
Montag, der 18.10.2010
Opernhaus Dortmund 19.30 UhrVeranstalter: Theater Dortmund & Berin Art Management
-
Beyoglu Neoclassic
Fotografien
Geboren in Istanbul, arbeitet Timurtas Onan seit mehr als 18 Jahren als Fotograf und Künstler und erhielt seither über 40 Auszeichnungen für sein künstlerisches Werk. In seinen Fotografien von Beyoglu, dem „europäischsten“ Stadtteil Istanbuls, treten die traditionellen Symbole und Postkartenmotive in den Hintergrund und tauschen den Platz mit den Menschen der Stadt. Sie erzählen die Geschichte dieser Menschen, bescheiden, unprätentiös, ohne Pose. Wie die Tauben, die oft in seinen Fotos zu sehen sind, durchstreift Onan die Stadt und mischt sich unter die Passanten, deren Leben und Treiben er einfängt. Man kann beinahe hören, wie er vor sich hinpfeift, während er auf dem Weg ist …
Die Ausstellung – kuratiert von Beste Gürsu – ist eine Kooperation mit dem Kulturbüro Beyoglu und eine Referenz an die Kulturhauptstadt Istanbul 2010.
Veranstaltungsinformation
STUDIOAUSSTELLUNG: Timurtas Onan (Istanbul) – Beyoglu Neoclassic
Zeit: Dienstag, 5. Oktober 2010 (19.09.2010 – 31.10.2010) 10:00 – 17:00 Uhr
Ort: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Hansastr. 3 44137 Dortmund
-
Plenarrede zur Lage der Ausländer in Deutschland
Protokoll der Plenarrede vom 07.10.2010
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Lagebericht der Integrationsbeauftragten ist zwar erneut ein profundes Nachschlagewerk, aber man fragt sich auch: Wie will die Bundesregierung die dargestellten Probleme lösen? Wofür steht diese Bundesregierung überhaupt? Diese Fragen drängen sich auf, auch und gerade nach der inzwischen fünfjährigen Amtszeit von Frau Dr. Böhmer. Das Fehlen notwendiger Schlussfolgerungen aus ihrem Lagebericht ist Ausdruck der Ideen- und Konzeptlosigkeit dieser Bundesregierung.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich Frau Dr. Böhmer nicht als Fürsprecherin von Migrantinnen und Migranten versteht, sondern vielmehr als Sprachrohr der konservativen Regierung. Besonders deutlich wird dies daran, dass gleichzeitig zu der anhaltenden Debatte über vermeintliche Integrationsverweigerer Kürzungen bei den Integrationskursen vorgenommen werden. Im Laufe dieses Jahres hat die Bundesregierung erhebliche Kürzungen bei den Integrationskursen durchgeführt. So wurde insbesondere die Kurszulassung von freiwilligen Teilnehmern eingeschränkt, was dazu führt, dass bereits heute 9 000 hochmotivierte Einwanderinnen und Einwanderer auf einen Kursplatz warten müssen. Bis zum Jahresende wird wegen der Einsparmaßnahmen der Bundesregierung voraussichtlich sogar 20 000 integrationswilligen Personen der Besuch von Deutschkursen verwehrt. Was haben Unionspolitiker dagegen getan? Gar nichts! Sie haben nichts Besseres zu tun, als aufgeregt über weitere Verschärfungen zu reden. Das ist ein falscher Weg. Das ist ein Irrweg. Das ist unverantwortlich.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Erstens wissen wir überhaupt nicht, wie viele Integrationsverweigerer es tatsächlich gibt. Nur 40 Prozent der Einwanderer sind zur Teilnahme verpflichtet; 60 Prozent besuchen die Integrationskurse freiwillig. Wie viele Einwanderer sich ihrer Teilnahmepflicht aus welchen Gründen entziehen, wird überhaupt nicht erfasst. Auf meine schriftliche Frage, wie die Zahl von 10 bis 15 Prozent Integrationsverweigerer ermittelt wurde, bekam ich eine hilflos zusammengewürfelte Antwort mit Verweis auf verschiedenste Studien, die diese Aussage allerdings überhaupt nicht stützten. Die Studien sagen nichts über den Integrationswillen von Einwanderern aus und beziehen sich überhaupt nur auf bestimmte Teile der Einwanderer.
Zweitens gibt es bereits eine Reihe von Sanktionsmöglichkeiten. Sie reichen von Bußgeld über die Streichung von Sozialhilfe bis hin zur Ausweisung.
Solange die Zahl der Integrationsverweigerer unbekannt ist und die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten angeblich nicht genutzt werden, ist die Forderung nach weiteren Verschärfungen völlig absurd und mehr als ärgerlich. Denn die unseriösen Aussagen über integrationsunwillige Migranten prägen zu Unrecht ein negatives Bild von Einwanderinnen und Einwanderern. Das darf nicht sein. Unsere Mitmenschen haben das nicht verdient, meine Damen und Herren!
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Nach jüngsten Umfragen haben 68 Prozent aller deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit unseren Migranten positive persönliche Erfahrungen gemacht. Das ist der beste Beweis dafür, dass entsprechende Phantomdebatten nur unserem Zusammenhalt schaden und das Klima vergiften können. Sie bringen nichts. Deshalb müssen wir diese Debatten wirklich unterlassen.
Auch in anderen Bereichen wie der Einbürgerung und der Bildung, dem Kernstück einer erfolgreichen Integrationspolitik, offenbart der Lagebericht den Reformunwillen der Bundesregierung und die Untätigkeit der Integrationsbeauftragten. Die ohnehin niedrigen Einbürgerungszahlen sind seit 2004 um rund ein Fünftel eingebrochen. In Ihrem Lagebericht findet sich kein Wort dazu, inwiefern das Ausklammern des Themas Einbürgerung bei den Integrationsgipfeln, die Verschärfung bei den Einbürgerungsmöglichkeiten oder das ideologische Festhalten an der Vermeidung der Mehrstaatigkeit zu dieser Entwicklung beigetragen haben, und kein Vorschlag dazu, wie die Integrationsbeauftragte gegensteuern möchte. Keine Meinung, keine Ahnung, kein Konzept – so sieht es aus!
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Der Lagebericht enthält auch keine Vorschläge zu Strukturänderungen und keine Empfehlungen an die Bundesländer für den Bildungsbereich. Nach wie vor verlassen Jugendliche mit Migrationshintergrund die Schule annähernd doppelt so häufig ohne Abschluss wie die ohne Migrationshintergrund. Was sind also die Versprechungen der Bundesregierung auf den diversen Integrations- und Bildungsgipfeln wert?
Wir brauchen ein neues Bildungssystem, das Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft dabei fördert, die Schule bis zum Abitur zu besuchen. Das Dreiklassenschulsystem aus dem 19. Jahrhundert bewirkt mit seiner sozialen Selektion genau das Gegenteil. Neunjährige Kinder haben Zukunftsängste, weil sie nicht wissen, bei welcher Schulart sie landen. Wenn sie auf der Hauptschule landen, wissen sie, dass sie auf das Abstellgleis gestellt worden sind. Das kann nicht die Zukunft unserer Republik sein. Wir müssen dieses Schulsystem reformieren.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Wer sich jedoch wie die Bundesregierung hartnäckig weigert, hier ein Problem der strukturellen Diskriminierung zu erkennen, ist auch nicht in der Lage, adäquate Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Sehr geehrte Frau Böhmer, es ist nicht sachgemäß, die Integration auf Sprachkenntnisse zu reduzieren. Integration ist Teilhabe. Wir müssen erklären, was wir mit den jungen Menschen machen, die bereits sehr gut Deutsch können. Die Migrantenkinder der dritten Generation haben ein Studium an einer der Universitäten dieses Landes absolviert, sind aber oft nur gut genug, um Taxi zu fahren.
Wir müssen erklären, warum in unserem öffentlichen Dienst so wenige Migrantenkinder beschäftigt sind. Die größte Parallelgesellschaft in unserem Land ist der öffentliche Dienst; das muss sich ändern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Frau Dr. Böhmer hat zwar eine Migrantenquote von 20 Prozent im öffentlichen Dienst gefordert; aber ihren schönen Worten folgen keine Taten.
Präsident Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege, bitte werfen Sie einen Blick auf die Uhr.
Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Gerne. Die populistischen Grabenkämpfe zwischen „uns“ und „denen“ helfen uns wirklich nicht; eine Stigmatisierung ist nicht hilfreich. Deshalb meine ich: Wir müssen ein Wirgefühl entwickeln. Dies ist unser Land; wir Einwanderer und unsere Nachkommen lieben unser Land Deutschland. Wir werden unsere freiheitliche demokratische Grundordnung mit verteidigen. Wir werden unser Land Hand in Hand zu einem besseren Deutschland machen, in einem besseren Europa und einer besseren, friedlicheren Welt; das ist unser Anspruch, unser Traum.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
-
Stellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft
Stellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft und benachbarter akademischer Disziplinen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
viele von Ihnen werden in den vergangenen Monaten die Diskussionen über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Einführung eines Faches „Islamische Studien“ an deutschen Universitäten verfolgt haben. Die Langversion der WR-Empfehlungen ist hier zugänglich:ein von Patrick Franke verfaßtes ausführliches Positionspapier finden Sie hier:
Beim Orientalistentag in Marburg wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion verschiedene Kritikpunkte an diesen Empfehlungen aus Sicht der Islamwissenschaft artikuliert. Die im Zuge dessen angekündigte Stellungnahme von Fachvertretern und -vertreterinnen liegt nunmehr in einer überarbeiteten Form vor. Wir möchten Sie bitten, uns möglichst schnell (nicht später als bis zum 15. Oktober) Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge zukommen zu lassen. Diese werden wir, so weit wie möglich, einarbeiten, um dann in einem zweiten Durchlauf die Namen all derer einzusammeln, die bereit sind, den Aufruf öffentlich zu unterstützen. Die endgültige Version mitsamt Namensliste soll dann an politische Entscheidungsgremien (sprich: die zuständigen Kultusministerien), Universitätsleitungen sowie als Presseerklärung (möglichst im Namen der DAVO und der DMG) verschickt werden. Bitte beachten Sie, daß der Text unbedingt auf eine Seite beschränkt bleiben soll, weil im Zweifelsfalle kein Politiker mehr als eben diese eine Seite lesen wird.
Wir hoffen auf möglichst zahlreiche Anregungen.
Mit besten GrüßenPD Dr. Rainer Brunner
Prof. Dr. Heidrun Eichner
Prof. Dr. Patrick Franke Prof. Dr. Ulrike Freitag
Prof. Dr. Stefan ReichmuthStellungnahme von Fachvertreterinnen und -vertretern der Islamwissenschaft und benachbarter akademischer Disziplinen zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010
Am 29. Januar 2010 veröffentlichte der Wissenschaftsrat (WR) seine „Empfehlungen zur Weiter-entwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“. Darin wurde unter anderem die Einrichtung eines bekenntnisorientierten Faches namens „Islamische Studien“ an mehreren deutschen Universitäten gefordert, um künftig unter staatlicher Aufsicht die Ausbildung von zukünftigen Lehrern für Islamischen Religionsunterricht, aber auch von Ima-men und Sozialarbeitern zu gewährleisten.
Mit Blick auf die andauernde Integrationsdebatte mag ein solcher Schritt prinzipiell bedenkenswert und sinnvoll sein. Aus der Perspektive derjenigen akademischen Fächer, die sich bislang der wis-senschaftlichen Erforschung des Islams als Religion und Kultur gewidmet haben, insbesondere der Islamwissenschaft, können mehrere zentrale Punkte dieser Empfehlungen jedoch nicht widerspruchslos hingenommen werden.
1. Die Benennung des neuen Faches als „Islamische Studien“ ist in hohem Maße irreführend, denn dadurch verschwimmen in bedenklicher Weise die Grenzen zur Islamwissenschaft in ihrer heutigen Form. Das vom WR geforderte Fach ist bekenntnisgebunden und muss als das benannt werden, was es dem Inhalt nach ist: Islamische Theologie. So wird es auch in den Empfehlungen der 1. Islam-konferenz (25. Juni 2009) bezeichnet, offenkundig mit Zustimmung der muslimischen Vertreter. Die Argumente, die der WR gegen eine derartige Namensgebung anführt, sind nicht stichhaltig. Die Islamwissenschaft ist dagegen ein bekenntnisneutrales Fach, dessen Erkenntnisinteresse sich über den Islam als theologisches Normensystem hinaus in thematisch breiter Ausdifferenzierung auf die Geschichte und Kultur muslimischer Gesellschaften in Vergangenheit und Gegenwart erstreckt. Die Einführung einer islamischen Theologie darf nicht zu Lasten der Islamwissenschaft gehen und die grundsätzlichen Unterschiede zwischen beiden Fächern verwischen.
2. Als bekenntnisgebundene Theologie muss das Fach in einem entsprechenden institutionellen Kontext verankert werden. Das kann an einer religionspluralen allgemeinen Theologischen Fakultät geschehen oder an einer eigens einzurichtenden Fakultät für Islamische Theologie, ersatzweise auch an Zentren, die direkt der jeweiligen Universitätsleitung unterstellt sind. Die vom WR geforderte Ansiedlung an Philosophischen oder Kulturwissenschaftlichen Fakultäten stellt dagegen einen Ein-griff in deren wissenschaftliches Selbstverständnis dar und erscheint uns auch deshalb abwegig, weil die für das Fach neu zu schaffende Promotion eine theologische sein muss.
3. Zusammensetzung, Rolle und Kompetenzen der vom WR vorgeschlagenen muslimischen Beiräte müssen weitaus genauer definiert werden, als das bislang der Fall ist. Das gilt vor allem in Anbetracht des Fehlens historisch gewachsener staatskirchenrechtlicher Vereinbarungen zwischen der Religionsgemeinschaft und dem Staat. Die weitreichenden Mitspracherechte bei der Stellenbesetzung, die den Beiräten zugestanden werden (faktisch denen der christlichen Kirchen entsprechend), stellen grundsätzlich einen Eingriff in die Autonomie der Universität dar. In der vorliegenden unklaren Form ist dies völlig inakzeptabel. Der Fall Kalisch in Münster sollte allen eindringlich vor Augen geführt haben, was bei einer derart ungeregelten Vorgehensweise passieren kann. Überdies erscheint die auch vom WR für die Beiräte geforderte islamisch-theologische Kompetenz bisher in keiner Weise gewährleistet.
4. Nicht zuletzt fordern wir eine größere Transparenz sowohl im Hinblick auf die Empfehlungen des WR selbst als auch auf deren Umsetzung durch Politik und Universitätsleitungen. Wer entscheidet aufgrund welcher Kriterien, welche Standorte schließlich ausgewählt werden? Der Wettlauf, den sich mehrere Universitäten derzeit um die vom Bund in Aussicht gestellten Mittel liefern, muß nach klar nachvollziehbaren Regeln entschieden werden. Die akademische – nicht minder aber auch die steuerzahlende – Öffentlichkeit darf bei einem Verfahren mit derart weitreichenden Konsequenzen nicht einfach übergangen werden. -
Keinen vor den Kopf gestoßen
Wilfried Meisen
KOMMENTAR
Keinen vor den Kopf gestoßen
Von Wilfried Meisen, 05.10.10
Klug und bescheiden hat sich die Kerpener Moschee-Gemeinde beim Umbau ihres Gotteshauses am Stiftsplatz verhalten: das Gotteshaus ist ein Kompromiss, mit dem alle leben können, außer den Liebhabern orientalischer Baukunst.
Anstatt die deutschstämmige Bevölkerung und Nachbarschaft mit Forderungen nach einem Minarett womöglich vor den Kopf zu stoßen und zu spalten, hat sie nur eine wenige Meter hohe Lichtkuppel bauen lassen. Die Moschee ist so von außen kaum zu erkennen, was etwas schade ist: Denn ein bisschen mehr orientalische Baukunst hätte dem ansonsten nicht gerade mit architektonischem Glanz verwöhnten Stiftsplatz gut getan. Wichtiger aber ist, dass sowohl die einheimischen als auch die türkischstämmigen Kerpener mit dem neuen Gebäude am Stiftsplatz leben können und sich keiner zurückgedrängt fühlt. Der Integration kann es nur guttun, wenn es für alle in Kerpen relevanten Religionsgemeinschaften auch repräsentative Gotteshäuser gibt.Quelle:
-
Dank der Kuppel wird es hell
Dank einer neu gebauten Lichtkuppel müssen die Moslems in Kerpen nun nicht mehr bei künstlichem Licht beten. (Bild: Meisen)
MOSCHEE
Dank der Kuppel wird es hell
Von Wilfried Meisen, 05.10.10, 10:12h
Die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können.
KERPEN – Auf künstliche Beleuchtung können die Moslems in Kerpen beim traditionellen Freitagsmittagsgebet nun verzichten. Denn die Emir Sultan Moschee am Stiftsplatz wurde in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und mit einer Lichtkuppel versehen, durch die jetzt die Sonnenstrahlen in den 200 Quadratmeter großen Gebetsraum für Männer eindringen können. Am Wochenende wurde das Gotteshaus passend zum bundesweiten „Tag der Moscheen“ wieder geöffnet. Zur Feier des Tages war nicht nur die Kerpener Bevölkerung eingeladen. Auch der türkische Generalkonsul Mustafa Kemal Basa, Vertreter des türkischen Religionsverbandes Ditib, der Kirchen, der Stadtverwaltung und der Fraktionen kamen.
Farbenprächtige Mosaike
Bei einem Rundgang konnten sie sich davon überzeugen, wie gut die neue, drei Meter breite Lichtkuppel dem in einem Innenhof liegenden Gotteshaus tut: Die farbenprächtigen orientalischen Mosaike und Teppiche in dem Gebetsraum kommen nun wesentlich besser zur Geltung. Der Raum, wie auch der gleich benachbarte Gebetsraum für Frauen, hat an Schönheit gewonnen.
„Wir haben nun ein Gotteshaus, das man auch vorzeigen kann. Das ist keine Hinterhofmoschee mehr“, freut sich so die Kerpener Muslima Hanim Ezder, die in Köln das Muslimische Familienbildungswerk leitet. „Das ist auch ein Signal an Kerpen: Wir gehören dazu, und wir fühlen uns hier wohl.“
Mit Ansprachen auf Türkisch und Deutsch warben bei der Eröffnungsfeier Vertreter der Kerpener Moscheegemeinde, der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt für die Verständigung zwischen den Religionen und für ein gutes Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Kerpen. Ditib-Vorsitzender Hüseyin Bagci wies darauf hin, dass die Moschee auch als Begegnungszentrum genutzt werden könne, Iman Cahit Kücükyildiz sah in ihr ein „Zeichen des Friedens“.
Rund 300 000 Euro hat die circa 150 Mitglieder zählende Moschee-Gemeinde in den Umbau des Gotteshauses investiert und dafür Spenden gesammelt. Das vorher von einem Dachdeckerbetrieb genutzte Gebäude war 1982 angemietet und schließlich 1992 gekauft worden.
Nach zweijährigen Verhandlungen mit der Stadt war der Umbau dann genehmigt worden. Den Bau eines Minarettes habe die Moschee-Gemeinde von vorneherein erst gar nicht beantragt, berichtete Sekretär Umit Cavdar, der in Kerpen ein Reisebüro betreibt. Man wolle keine Ablehnung hervorrufen, sondern „in Frieden mit unserer Umgebung leben“. Dass es sich um ein moslemisches Gotteshaus handelt, ist so von außen nur an der Beschilderung und an der kleinen Lichtkuppel zu erkennen, die ein goldener Halbmond ziert.
Quelle: