Kategorie: Themen

  • Härtere Maßnahmen gegen Integrationsverweigerer geplant

    Härtere Maßnahmen gegen Integrationsverweigerer geplant

    Härtere Maßnahmen gegen Integrationsverweigerer geplant

    BERLIN: Die Bundesregierung will gegen sogenannte Integrations-Verweigerer eine härtere Gangart einlegen. Das Kabinett werde in der kommenden Woche mehrere Neuregelungen im Zuwanderungsrecht beschließen, kündigte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin an. Unter anderem sollen die Behörden künftig leichter Informationen über Migranten austauschen können, die einen obligatorischen Sprachkurs nicht besuchen. Als mögliche Sanktionen in solchen Fällen nannte ein Sprecher des Innenministeriums eine Beendigung des Aufenthaltsrechts oder eine Kürzung staatlicher Hilfen für die Betroffenen. Außerdem sollen Zwangsheiraten zu einem Straftatbestand gemacht und Scheinehen effektiver bekämpft werden.
    Quelle: Newsletter Deutsche Welle, 18.10.2010, 18.15 UTC

  • Die Erwartungen an Wulff sind riesig

    Die Erwartungen an Wulff sind riesig

    Auf dem Höhepunkt der Integrationsdebatte in Deutschland besucht Bundespräsident Christian Wulff die Türkei. Foto: dapd, dapd

    Türkei-Besuch startet Dienstag
    Die Erwartungen an Wulff sind riesig
    zuletzt aktualisiert: 18.10.2010

    Ankara (RPO). Bundespräsident Christian Wulff trifft am Dienstag bei seinem ersten Staatsbesuch in der Türkei mit Staatspräsident Abdullah Gül und Regierungschef Recep Tayyip Erdogan zusammen. Am Nachmittag soll Wulff als erstes deutsches Staatsoberhaupt eine Rede vor dem türkischen Parlament in Ankara halten. Die Erwartungen an Wulff sind riesig.
    Außerdem steht eine Kranzniederlegung am Mausoleum des türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk sowie ein Treffen mit dem Chef der türkischen Religionsbehörde auf dem Programm. Die bis Freitag dauernde Türkei-Reise des Bundespräsidenten wird vor allem wegen der Integrationsdebatte in Deutschland mit Spannung verfolgt.
    Grünen-Chef Cem Özdemir (Grüne) forderte Wulff am Montag auf, konstruktiv über die Integration zu reden und sich von „Rechtspopulisten“ wie Horst Seehofer (CSU) zu distanzieren. Özdemir sagte dem „Hamburger Abendblatt“, der Bundespräsident müsse deutlich machen, dass in Deutschland ein parteiübergreifendes Interesse an einer rationalen Debatte bestehe.
    Der integrationspolitische Sprecher der SPD, Rüdiger Veit, sagte der Zeitung, Wulff solle „den Türken sagen, dass sie hier in Deutschland willkommen sind“. Außerdem sei Panik vor einem Zuviel an Zuwanderung unangebracht, so Veit. Die Zahl der Türken, die wieder in ihre Heimat zurückkehren, sei höher als die Zahl der Einwanderer.
    Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), appellierte an den Bundespräsidenten, er solle auf bessere Bedingungen für Christen in der Türkei drängen. Der Bundespräsident könne seinen Gastgebern vermitteln, dass sie „stolz sein können auf ihr christliches Erbe“, sagte Polenz der unserer Redaktion. Wesentliche Wirkstätten des Urchristentums lägen in der Türkei. Wulff müsse die Türkei dazu ermuntern, ihr christliches Erbe als Schatz zu pflegen. Damit könne sie auch näher an Europa heranwachsen.
    Der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV), Tilman Zülch, sieht den Bundespräsidenten auch bei der Kurdenfrage gefordert. Denn gleichzeitig mit der Ankunft Wulffs in der Türkei beginne auch der Prozess gegen 151 kurdische Politiker, schreibt Zülch in einem Brief an den Bundespräsidenten. Wulff solle spürbare Fortschritte bei der Durchsetzung der Rechte der Kurden einfordern und so die schwindenden Hoffnungen auf eine friedliche Lösung der Kurdenfrage wiederbeleben.
    Die muslimischen Verbände in Deutschland erhoffen sich vom Besuch des Bundespräsidenten in der Türkei Impulse für die Integration des Islam in Deutschland. Wulff könne dabei die Beziehungen Deutschlands mit der islamischen Welt erweitern und fördern, sagte der Beauftragte für interreligiösen Dialog der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (DITIB), Bekir Alboga, dem Berliner „Tagesspiegel“.
    Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, erwartet von Wulffs Besuch auch Auswirkungen auf die Frage des Beitritts der Türkei zur Europäischen Union: „So wie der Islam Teil Deutschlands ist, ist die Türkei Teil Europas“, sagte er der Zeitung. Er freue sich, „dass der Bundespräsident mit seinem Besuch die deutsch-türkische Freundschaft festigt“.
    Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, betonte „wenn die Integration des Islam in Deutschland auch Thema während seines Besuchs in der Türkei ist, freut uns das“ entschieden werde die Frage nach der Integration in Deutschland selbst, so Kizilkaya.

    Quelle:

  • „Deutsch steht an erster Stelle“

    „Deutsch steht an erster Stelle“

    erstellt am: 18.10.2010

    URL: www.rp-online.de/duesseldorf/duesseldorf-stadt/nachrichten/Deutsch-steht-an-erster-Stelle_aid_919587.html

    Türkischer Generalkonsul Firat Sunel

    zuletzt aktualisiert: 18.10.2010 – 08:30

    Düsseldorf (RP) Firat Sunel, Generalkonsul der Republik Türkei, lobt die Landeshauptstadt: Düsseldorf sei die schönste Stadt Deutschlands und in Fragen der Integration führend. Eine bilinguale Schule würde Sunel unterstützen.

    Herr Sunel, Sie haben vor einem Jahr das Amt des Türkischen Generalkonsuls in Düsseldorf angetreten. Was bringt 2011?

    Sunel Ich denke, dass das Jahr 2011 ein sehr bewegtes Jahr sein wird. Als Düsseldorfer bin ich sehr erfreut, dass der Eurovision Song-Contest in Düsseldorf ausgetragen wird. Aus der Sicht der Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland wird 2011 ein bedeutsames Jahr. Nächstes Jahr wird das 50-jährige Jubiläum der Migration türkischer Arbeitskräfte aus der Türkei nach Deutschland gefeiert. In diesem Rahmen möchten wir in Zusammenarbeit mit dem Landtag und der Landesregierung eine Veranstaltung zu organisieren, die Eindruck hinterlassen wird.

    Ihre Frau, die ebenfalls im Diplomatischen Corps steht, arbeitet in Köln. Welche der beiden Städte gefällt Ihnen eigentlich besser?

    Sunel Ja, meine Frau ist gleichzeitig meine Kollegin. Sie ist eine ältere Düsseldorferin als ich. Sie war hier in den Jahren 1997 bis 2000 als Vizekonsulin tätig. Seit dem 1. September 2010 arbeitet sie im Türkischen Generalkonsulat Köln. Als Düsseldorfer bevorzuge ich natürlich Düsseldorf. Ich finde sogar, dass Düsseldorf die schönste Stadt Deutschlands ist. Die Rheinpromenade ist einfach unvergleichlich schön. Orte wie die Altstadt und die Königsallee symbolisieren diese Schönheit. Im Gegenzug hat Köln einen reicheren historischen Hintergrund. Und wenn abends Düsseldorf einschläft, lebt in Köln die Nacht weiter. Da ich in Düsseldorf arbeite und meine Frau in Köln tätig ist, möchte ich, um einen Ehestreit zu vermeiden, diese Debatte hier lieber beenden. . .

    Würden Sie eine Türkische Schule, wie es sie in Köln gibt, in Düsseldorf begrüßen?

    Sunel Als Weltstadt hat Düsseldorf eine internationale sowie eine griechische, eine französische und eine japanische Schule. Es wäre natürlich schön, wenn wie in Köln auch hier eine türkische Schule eröffnet werden würde. Hierbei möchte ich betonen, dass die deutsche Sprache für Menschen, die hier leben, an erster Stelle stehen muss. Deshalb darf in solchen Schulen die deutsche Sprache nicht nachrangig sein. Es reicht nicht aus, dass unsere Kinder und Jugendlichen die deutsche Sprache soeben sprechen können, sie müssen „Herr“ über die Sprache sein. Eine bilinguale Schule, die der deutschen Sprache einen grundsätzlichen Vorrang gewährt, jedoch auch die Förderung der Muttersprache ermöglicht, wäre eine ideale Bildungsstätte. Es ist ja ohnehin bewiesen, dass Kinder, die ihre Muttersprache beherrschen, eine zweite Sprache schneller und besser erlernen können.

    In Düsseldorf hat jeder Dritte eine Zuwanderungsgeschichte. Armin Laschet, der ehemalige Integrationsminister des Landes, hat der Stadt einmal eine hervorragende Integrationsleistung bescheinigt. Sehen Sie das ähnlich – schließlich leben Sie hier und haben selbst zwei Kinder im Kindergarten beziehungsweise in der Schule: Wie zufrieden sind Sie mit den Einrichtungen?

    Sunel Düsseldorf ist in Sachen Integration eine der erfolgreichsten Städte. Ich denke, dass die weit entwickelte Kulturtoleranz dieser Stadt dabei eine wichtige Rolle spielt. Düsseldorf ist eine Stadt, deren Türe und Tore der Welt geöffnet sind. Ich habe zwei Kinder: mein Sohn Ege ist vier Jahre alt und geht in den Kindergarten, meine Tochter Deniz ist zehn Jahre alt und besucht einen Intensiv-Deutschkursus an einem Gymnasium. Allgemein sind wir mit den Bildungsmöglichkeiten, die uns angeboten werden, sehr zufrieden. Aber das bedeutet nicht, dass das allgemeine Bildungssystem keine Probleme hat. Meines Erachtens können Kinder mit Migrationshintergrund von der Chancengleichheit in der Bildung nicht ausreichend profitieren.

    Inzwischen wird darüber debattiert, dass viele Qualifizierte von Deutschland in die Türkei auswandern. Was sind die Gründe dafür?

    Sunel Die Zahlen zeigen, dass in letzter Zeit insbesondere die gut ausgebildeten türkischstämmigen Menschen in die Türkei auswandern. Der äußerlich sichtbare Grund ist, dass Menschen, die mit Türkisch und Deutsch mindestens zwei Sprachen gut beherrschen, die Türkei mit ihrem 15. Platz in der Weltrangliste der Wirtschaft als eine gute Gelegenheit für sich sehen. Aber es wäre nicht richtig, wenn die Auswanderung ausschließlich auf wirtschaftliche Aspekte zurückgeführt wird.

    Welche Gründe gibt es zudem?

    Sunel Insbesondere qualifizierte junge Türken empfinden den Stil und Inhalt der Integrationsdebatte als verletzend. Junge Türkischstämmige beklagen sich darüber, dass, auch wenn sie erfolgreich sind, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und keine Probleme hinsichtlich der Integration haben, sie von der deutschen Gesellschaft keine Anerkennung finden und weiterhin als Fremde angesehen werden. Sie können es nicht nachvollziehen, dass sie trotz der Erfüllung aller eingeforderten Voraussetzungen im Zentrum der Diskussionen stehen. Somit kehrt eine Gruppe von Menschen, die sich hier als unerwünscht sieht, in das Land zurück, wo einst ihre Eltern hergekommen sind. Diese Auswanderung ist sicher nicht zum Vorteil von Deutschland, das ohnehin großen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften hat.

    Zurück zur Einwanderung: Wie gut integriert, erleben Sie die Türkische Gemeinde in Düsseldorf? Wie lässt sich ein Zusammenleben enger, noch aufgeklärter gestalten?

    Sunel Ich denke nicht, dass die türkische Gemeinde in Düsseldorf hinsichtlich der Integration erwähnenswerte Probleme hat. Integration bedeutet Harmonie, und um diese Harmonie zu erleben, müssen sich sowohl die Minderheit als auch die Mehrheit einer Gesellschaft darum bemühen. Solange den Migranten nicht das Gefühl der Dazugehörigkeit vermittelt wird, ist eine erfolgreiche Integration nicht möglich. Ähnlich müssen auch die Migranten sich mehr Mühe hinsichtlich der Integration geben.

    Was kann verbessert werden?

    Sunel Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache. Hierzu könnte bereits in den Kitas eine gezieltere Sprachförderung stattfinden und der Deutschunterricht in den Schulen intensiviert werden. Weil sie mit der Zukunftsgestaltung einer Gesellschaft in direktem Zusammenhang steht, ist eine erfolgreiche Integration von lebenswichtiger Bedeutung. Die Diskussionen um Integration dürfen die Migranten nicht ausschließen. Lösungen gibt es nur zusammen mit den Migranten und mit einer gezielten Anhörung ihrer Probleme.

    Sie selbst sprechen ausgezeichnetes Deutsch. . .

    Sunel Ein Diplomat muss zwar kein Deutsch können. Aber in meinem Fall macht es mich und meine Aufforderungen an Migranten vielleicht noch glaubwürdiger.

    G. Stenzel führte das Interview

  • Eltern für Bildung – Chance für Kinder

    Eltern für Bildung – Chance für Kinder

    „Bildung ist ein Schlüssel für eine erfolgreiche Partizipation“  im Rahmen unseres MOQA-Projektes möchten wir dies hervorheben. Die diesjährige Veranstaltung wird in Essen, dem  bedeutendsten Bildungs- und Wirtschaftsstandort in Europa und in enger Kooperation mit der Türkischen Gemeinde/ Föderation der Türkischen Elternvereine in Deutschland stattfinden.

    Hauptziel des MOQA Projektes ist es Eltern zu aktivieren, motivieren und zu qualifizieren, damit sie für die Bildung ihrer Kinder aktiver werden und sich kompetent für den Bildungserfolg ihrer Kinder einsetzen. In Workshops und Wochenendseminaren werden türkischstämmige Eltern über das deutsche Schulsystem sowie ihre Mitwirkungsmöglichkeiten, Rechte und Pflichten aufgeklärt. Ohne ausreichende Bildung ist erfolgreiche Teilhabe kaum möglich. Bildung ist demnach ein Schlüssel für eine erfolgreiche Integration und Partizipation. Doch die Theorie steht in einem auffallenden Widerspruch zur Praxis.

    Die aktuelle Debatte um das Thema Integration zeigt, dass die Basis einer gelungenen Integration durch einen erfolgreichen Bildungswerdegang gebildet wird. Daher ist es von enormer Bedeutung, Eltern mit Migrationshintergrund stärker für dieses Thema zu sensibilisieren. Mit dieser Veranstaltung soll genau dies bezweckt und eine Plattform für Eltern geschaffen werden, an diesem Tag Erfahrungsberichte auszutauschen.

    » Download des Programmablaufs

  • Deutsche Militärmissionen und ihre Rolle beim deutsch-türkischen Waffenhandel im Osmanischen Reich 1871-1914

    Deutsche Militärmissionen und ihre Rolle beim deutsch-türkischen Waffenhandel im Osmanischen Reich 1871-1914

    ESBADERGISI

    Artikel: Deutsche Militärmissionen und ihre Rolle beim deutsch-türkischen Waffenhandel im Osmanischen Reich 1871-1914

    Autor: Fahri TÜRK
    Zusammenfassung
    Die deutschen Militärmissionen spielten zweierlei Rollen bei der Entwicklung der deutsch-türkischen Beziehungen. Zum einen wirkten die deutschen Reformoffiziere auf die jungen türkischen Offiziere, indem sie sie mit dem deutschen militaristischen Gedankengut vertraut machten. Zum anderen leisteten die deutschen Offiziere in den türkischen Diensten einen unersetzlichen Beitrag für die Einführung der deutschen Waffen in der türkischen Armee. In diesem Zusammenhang ist es vor allem von der Goltz zu erwähnen. Da von der Goltz als Lehrer in den türkischen Militärschulen tätig war, genoss er ein sehr hohes Ansehen unter den türkischen Offizieren, insbesondere in der jungtürkischen Zeit.
Schlüssel Wörter: Die deutschen Militärmissionen, Waffengeschäfte, Colmar von der Goltz

    PDF: Fahri_Turk_June_2010_Vol_1_No_1

    Quelle:
    Elektronik Siyaset Bilimi Araştırmaları Dergisi
    Die Elektronische Zeitschrift für politikwissenschaftliche Studien
    Electronic Journal of Political Science Studies

  • Kreuzzug 2010

    Kreuzzug 2010

    Foto_ Maybrit Illner

    Kreuzzug 2010

    Gehört der Islam wirklich zu Deutschland?

    Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat in der Integrationsdebatte die Rückkehr zur Sachlichkeit angemahnt. Deutschland erlebe derzeit bei diesem Thema „einen Überbietungswettbewerb in populistischen Phrasen“, kritisierte Mazyek in der ZDF-Sendung „Maybrit ILLNER“. Das Land laufe Gefahr, insbesondere sein „Bild nach außen“ kaputt zu machen. „Wir müssen wieder zurück zur Sachlichkeit.“

    Die Gäste:
    Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Parteivorsitzender
    Markus Söder (CSU), Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, ehemaliger CSU-Generalsekretär
    Wolfgang Huber, ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender
    Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD)
    Michael Schmidt-Salomon, Atheist, Religionskritiker und Philosoph
    Im Publikum: Fadi Saad, Quartiersmanager und Streetworker in Berlin-Reinickendorf

  • Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert

    Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert

    Foto: Bundeskanzlerin Angela Merkel

    6.10.2010
    Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert
    Führende Unionspolitiker befeuern die Debatte über Integration von Ausländern in Deutschland. Kanzlerin Merkel erklärt die multikulturelle Gesellschaft für „gescheitert, absolut gescheitert“.

    (…)
    Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
    Redaktion: Pia Gram
    Quelle:

  • Deukische-Generation

    Deukische-Generation

    Deukische Generation

    Zukunft. Gemeinsam. Jetzt.

  • Deutsche Künstlerakademie Istanbul

    Deutsche Künstlerakademie Istanbul

    Sie stand schon kurz vor dem Aus und soll jetzt doch verwirklicht werden: die Deutsche Künstlerakademie im Istanbuler Vorort Tarabya. Als Ort des Kulturaustausches zwischen Deutschland und der Türkei geplant, wurde die Akademie 2009 vom Bundestag als deutscher Beitrag zur Kulturhauptstadt Istanbul beschlossen, dann aber nach der Bundestagswahl vom FDP-geführten Außenministerium wieder auf Eis gelegt.

    Nach scharfen Protesten aller im Bundestag vertretenen Parteien und aus Istanbul kam jetzt die Kehrtwende. In der einstigen Sommerresidenz des deutschen Botschafters, in idyllischer Lage am Bosporus, sollen vierzehn deutsche Künstler jeweils ein halbes Jahr wohnen und arbeiten.

    Autor: Peter Althammer

    Sendung vom 16. Oktober 2010, 16.30 Uhr (SWR)

  • Gül ruft Türken in Deutschland zur Integration auf

    Gül ruft Türken in Deutschland zur Integration auf

    Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hat in Deutschland lebende Türken aufgerufen, Teil der deutschen Gesellschaft zu werden. Sie sollten Deutsch lernen, „und zwar fließend und ohne Akzent“, sagte Gül der „Süddeutschen Zeitung“ in einem Interview. Den Fußballer Mesut Özil, der türkische Eltern hat und in der deutschen Nationalmannschaft spielt, nannte Gül, „ein sehr gelungenes Beispiel für Integration“. Hätte Özil ihn gefragt, für wen er spielen solle, „hätte ich ihn ermutigt, im deutschen Team zu spielen“, sagte Gül.

    Gül forderte, die Integration müsse in Deutschland schon im Kindergarten beginnen. In der Vergangenheit seien bei der Integration Fehler gemacht worden, sowohl auf deutscher wie auf türkischer Seite. Zugleich zeigte er sich beunruhigt über eine wachsende antiislamische Stimmung in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. „Politiker und die Intellektuellen“ in den betroffenen Staaten müssten dagegen etwas unternehmen, sagte Gül.

    Ausdrückliches Lob sprach Gül Bundespräsident Christian Wulff für dessen Aussage aus, der Islam sei ein Teil Deutschlands. Wulff war für diesen Satz in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit vor allem von Unionspolitikern heftig kritisiert worden. Wulff trifft am Montagabend zu seinem fünftägigen Staatsbesuch in Ankara ein und wird am Dienstagmorgen von Gül offiziell mit militärischen Ehren empfangen.

  • „Rassismus mit Krawatte“

    „Rassismus mit Krawatte“

    Von Boris Kálnoky und Freia Peters

    Istanbul/Berlin – „Türkische Migranten befürchten Anstieg von Ausländerfeindlichkeit in Deutschland“ – mit dieser Schlagzeile veröffentlichte die türkische Zeitung „Hürriyet“ gestern einen Artikel ihrer englischsprachigen Online-Version. In jüngster Zeit waren mehrere Studien über die Einstellung der Deutschen gegenüber Ausländern, insbesondere gegenüber Türken und Muslimen erschienen. Manche türkische Medien sehen in den Ergebnissen den Beweis für einen neuen deutschen Rassismus.

    Der Artikel in der „Hürriyet“ beruft sich vor allem auf die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Die Mitte in der Krise“ über rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Forscher der Universitäten Leipzig und Siegen hatten in einer repräsentativen Umfrage Deutsche nach der Zustimmung zu verschiedenen Aussagen gefragt. 32 Prozent etwa bejahten den Satz „Wo es zu wenige Arbeitsplätze gibt, da sollten Ausländer nach Hause geschickt werden“. 34 Prozent stimmten dem Satz zu, Ausländer kämen nur nach Deutschland „um das deutsche Sozialsystem auszunutzen“. 35 Prozent waren der Meinung, dass Deutschland einem gefährlichen Niveau „ausländischen Einflusses ausgesetzt“ sei. Auch nach islamfeindlichen Aussagen wurde gefragt. Gut 55 Prozent hatten dem Satz „Ich kann es gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind“ zugestimmt. 58 Prozent gaben an, die Religionsausübung für Muslime sollte erheblich eingeschränkt werden.

    Vor dem Hintergrund der Sarrazin-Debatte und einer anderen Studie, wonach deutsche Jugendliche keine türkischen Nachbarn haben wollen, schreibt „Hürriyet“, stärke die Studie Ängste unter Deutschtürken, sie seien die nächsten Juden. In diesem Sinne wird der Wortführer der deutschtürkischen Gemeinschaft, Kenan Kolat, zitiert: „Am gefährlichsten ist, dass Rassismus in Deutschland sich wandelt von einem Nazi-Aussehen hin zu einem ‚Rassismus mit Krawatte‘. Der existierende Rassismus bewegt sich auf die Mitte der Gesellschaft zu, wird zu einem kulturellen Mittelklasserassismus.“ Neu sei die Bereitschaft, solche einst verdeckten Ressentiments offen auszudrücken. Kolat klagt in dem Artikel: „Wir haben große Bedenken. Könnte es zu Gewalt führen? Ich hoffe nicht, aber es ist eine Möglichkeit, die wir nicht ausschließen können“.

    Auf Nachfrage der WELT bekräftigt Kolat seine Aussagen. „Ich habe Angst, das ist richtig. Die ganze Situation erinnert mich an die unsägliche Asyldebatte. Man darf und soll mich hart kritisieren – aber ich werde seit einigen Wochen bedroht, ich sei ein Scheißausländer, dabei bin ich deutscher Staatsbürger.“

    Die Beschimpfungen hätten in den vergangenen Wochen eine ungeahnte Härte bekommen, sagt Kolat. „Ich bekomme anonyme Anrufe, Verunglimpfungen per Mail. ‚Wie können Sie von Frau Merkel etwas fordern? Sie sind ein Türke und werden es immer bleiben!‘ Ich traue mich im Moment nicht, alleine U-Bahn zu fahren, ich schlafe schlecht, das geht meinen Mitarbeitern ähnlich. Es ist genau wie Anfang der 90er-Jahre – da hat es wenig später gebrannt.“

    „Hürriyet“ zitiert auch Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union (Ditib). Die staatliche türkische Organisation betreibt von der Türkei aus den Großteil der Moscheen in Deutschland und entsendet Imame. „Antisemitismus wird durch Islamophobie ersetzt“, sagt Alboga in dem Artikel. „Es ist erschreckend, dass antiislamische Gefühle in Deutschland zunehmen, trotz aller Bemühungen der deutschen Regierung, das Integrationsproblem zu lösen.“

    „Hürriyet“ verweist in ihrem aktuellen Artikel auf die offizielle türkische Politik, Deutschtürken zur Integration zu ermutigen, aber sie auch darin zu bestärken, sich gegen „Assimilation“ zu wehren. In diesem Zusammenhang sei der Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff in der kommenden Woche in der Türkei eine weitere Gelegenheit, über Integrationsprobleme zu sprechen. Wulff hatte zuvor mit einer kontroversen Rede in Deutschland Wirbel und in der islamischen Welt Freude ausgelöst: Auch der Islam gehöre zu Deutschland, hatte der Bundespräsident darin erklärt.

    In Deutschland haben unterdessen Migrantenverbände den Ruf nach einer Deutschpflicht auf Schulhöfen heftig kritisiert. „Dies führt zu Stigmatisierung der Migrantensprachen“, hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung. Die Kultusminister kamen am Morgen in Berlin mit Migrantenvertretern zu Gesprächen über Chancengleichheit für Kinder zusammen. Für eine Deutschpflicht hatte sich unter anderem die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), ausgesprochen.

    „Die Erstrangigkeit der deutschen Sprache ist für uns selbstverständlich“, erklärten die Verbände weiter. „Nur über die Wege dazu sollte gesprochen werden.“ Es sei ein Skandal, dass Schulen ausgezeichnet werden, weil sie Kindern mit ausländischen Wurzeln in der Pause die Benutzung ihrer Muttersprache verbieten. Die Fokussierung allein auf den Erwerb der deutschen Sprache lenke von den eigentlichen Problemen wie selektives Bildungssystem, geringe Ausbildungsbeteiligung aufgrund von Diskriminierungen und hohe Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Migrationshintergrund ab. Zu den Unterzeichnern der Erklärung zählen die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, der Verband Deutsch-Arabischer Vereine und die Türkische Gemeinde in Deutschland.

    Quelle: Die Welt

  • PM: Gefährliches Spiel der Union

    PM: Gefährliches Spiel der Union

    Zur Wiederbelebung der Leitkultur-Debatte von Bundeskanzlerin Merkel und CSU-Vorsitzender Seehofer auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Potsdam, erklärt Memet Kilic, Sprecher für Migrations- und Integrationspolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

    Es ist sehr verantwortungslos, dass Herr Seehofer und Frau Merkel beim Deutschlandtag der Jungen Union schon wieder das alte, leidige Thema Leitkultur wiederbelebt haben.

    Nur um die Junge Union bei Laune und am rechten Rand bei der Stange zu halten, das gesellschaftliche Klima zu vergiften, ist gefährlich.

    Wer mit Streichhölzern spielt sollte sich nicht wundern, wenn irgendwann auch die Häuser brennen. Ich habe ähnliche Debatten vor etwa 20 Jahren in Deutschland persönlich erlebt, die Folgen davon waren die Brände in Rostock, Hoyerswerda, Mölln und Solingen. Es wurden gezielt Migranten getötet. Was gerade in Deutschland läuft ist keine Integrationsdebatte, sondern eine rassistische Debatte. Die Unionsparteien haben die Büchse der Pandora geöffnet, weil sie aufgrund ihrer Umfragewerte in Panik sind. Bald werden sie merken, dass sie über den Geistern, die sie freigelassen haben, nicht Herr werden können. Ich fordere die Bundeskanzlerin auf, die trotz fehlender Rahmenbedingungen erbrachten Integrationsleistungen der Migranten anzuerkennen und ihnen mehr Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Die Stigmatisierung von bestimmten Migrantengruppen zeugt nicht von der Größe, sondern von der Schwäche der Unionsparteien.

  • Aufgewachsen in Istanbul…Erwachsen in Köln

    Aufgewachsen in Istanbul…Erwachsen in Köln

    NURAY TURAN
    Aufgewachsen in Istanbul…erwachsen in Köln
    Ausstellung
    im Rahmen der Thementage
    „Istanbul 2010 – Ein Jahr Kulturhauptstadt Europas“
    11.11. – 14.11.2010

    Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein zur Ausstellung der Künstlerin

    Vernissage Donnerstag, 11.11.2010 um 18 Uhr

  • Die Bundesrepublik ist Auswanderungsland

    Die Bundesrepublik ist Auswanderungsland

    Wenn über Einwanderung gestritten wird, werden Fakten zur Nebensache. Wie viele Einwanderer kommen denn wirklich, woher, und wer verlässt Deutschland wieder? SPIEGEL ONLINE macht den Faktencheck zur Debatte.

    „Ich möchte keine Massenzuwanderung, etwa aus der Türkei, die diese Gesellschaft nicht verträgt.“

    Volker Bouffier (CDU), hessischer Ministerpräsident, in der „FAZ“

    „Es ist doch klar, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern insgesamt schwerer tun. Daraus ziehe ich auf jeden Fall den Schluss, dass wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen.“

    Horst Seehofer (CSU), bayerischer Ministerpräsident, im „Focus“

    Führende Politiker der Union heizen die Integrationsdebatte an – erst am Wochenende CSU-Chef Seehofer, als vorerst Letzter an diesem Donnerstag der hessische Regierungschef Bouffier. Haben sie recht mit ihren Behauptungen?

    SPIEGEL ONLINE macht den Wirklichkeitscheck zur Migration. Wie viele Menschen kommen wirklich nach Deutschland? Wie viele verlassen die Bundesrepublik wieder? Wie viele Asylbewerber haben wir und wie viele der so oft geforderten hochqualifizierten Zuwanderer?

    Klar ist auf den ersten Blick, dass sich zum Beispiel die These von einer drohenden Massenzuwanderung aus der Türkei nicht halten lässt. In die Bundesrepublik wanderten im vergangenen Jahr 29.500 Türken ein. Gleichzeitig verließen 39.600 Menschen die Bundesrepublik in das Land. Unterm Strich hat es Deutschland hier also mit Aus- statt Zuwanderung zu tun. Und von einer Massenbewegung kann bei den eher kleinen Zahlen schon gar nicht die Rede sein – sie existiert höchstens in den Vorstellungen mancher Politiker. Auch sonst halten die offiziellen Statistiken Überraschungen zur Migration in Deutschland bereit, die in vielerlei Hinsicht nicht zur aufgeregten Tonlage der politischen Diskussion passen.

    Zahlen und Fakten zur Migration – SPIEGEL ONLINE gibt den Überblick:

    Grafiken zur Migration in Deutschland: Wer kommt, wer geht – der Faktencheck – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik.

  • Schwarz-Gelb spart sich die Integration

    Schwarz-Gelb spart sich die Integration

    Stadtpolitik soll sich nach schwarz-gelben Plänen wieder aufs Baggern und Mauern beschränken.
    Foto: ZB/Sauer

    15.10.2010 /
    Schwarz-Gelb spart sich die Integration
    Im Rahmen von Kürzungen bei der Städtebauförderung wird es für benachteiligte Stadtteile weniger Geld geben
    Von Velten Schäfer
    Während Schwarz-Gelb eine vermeintliche Integrationsdebatte befeuert, plant die Regierung zugleich massive Einschnitte in der Städtebauförderung. Betroffen sind ausgerechnet die Anbieter integrativer Maßnahmen in »Problem-Stadtteilen«.

    Ob Augsburg, Potsdam, Aachen, Castrop-Rauxel, Worms oder Rostock: Die Klagen kommen aus der ganzen Republik – und sie häufen sich in diesen Tagen: Im Rahmen von Sparmaßnahmen bei der Städtebauförderung fürchten deutsche Stadtpolitiker um die Zukunft von Projekten im Rahmen des Programmes »Soziale Stadt«.
    Durch dieses Bundesprogramm, das 1999 von der rot-grünen Bundesregierung gestartet worden war, um der »Abwärtsspirale« in benachteiligten städtischen Quartieren Einhalt zu gebieten, wurden bisher sowohl bauliche Maßnahmen gefördert als auch soziokulturelle Projekte wie Nachbarschaftsläden, Begegnungszentren oder das Quartiersmanagement gefördert.
    Zurück zum Beton
    Nun hat der Bauausschuss im Bundestag beschlossen, die Förderkriterien des Programms entscheidend zu verändern: Gelder sollen künftig nur noch in »investive« Vorhaben fließen – und die Kriterien dafür sind eng gesteckt. »Die Bundesregierung will in der Städteförderung ein Zurück zum Beton verordnen«, klagt Regine Lück, Arbeitsmarktexpertin der Linkspartei im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
    Vergangene Woche hatte der Bauausschuss des Bundestages beschlossen, die Städtebauförderung um insgesamt 155 Millionen Euro zu kürzen. Im Programm »Soziale Stadt« soll dazu der Artikel umgeschrieben werden, der die Förderkriterien definiert. Demnach stehen nur noch Vorhaben zur baulichen »Verbesserung des Wohnumfeldes«, zur »sozialen Infrastruktur« im Sinne von Schulen, Kitas oder Spielplätzen und die Umnutzung von Brachen und leerstehenden Gebäuden im Fokus – darüber hinausgehende Projekte, die Nachbarschaft und Zusammenleben stärken und Rahmen setzen für ehrenamtliches Engagement, gelten nicht länger als förderwürdig. »Mit den beschlossenen Kürzungen stehen Projekte zur Integration von Migrantinnen und Migranten vor dem Aus. Kommunen werden zukünftig mit diesen Problemen allein gelassen«, bilanziert Heidrun Bluhm, die Städte- und Wohnungspolitikerin der Bundestags-Linksfraktion.
    Regine Lück, die auch Mitglied der Rostocker Bürgerschaft ist, spricht von einer »de-facto-Abschaffung« des Programms. Als Beispiel für bedrohte Integrationsangebote nennt sie die Stadtteil- und Begegnungszentren in ärmeren Rostocker Stadtteilen wie Toitenwinkel: »Dort können gerade Kinder aus den finanzschwachen oder aus Einwandererfamilien kostenfreie Sprach-, Koch- und andere Kurse machen oder eine Fahrradwerkstatt nutzen.«
    Forcierte Gettobildung
    »Unlauter und dreist« ist aus der Sicht der Landespolitikerin Lück zudem das Geschiebe um die »Kosten der Unterkunft« für Hartz-IV-Empfänger. Die Bundesregierung brüstet sich derzeit mit der Ankündigung, ihren Anteil an diesen Kosten 2011 auf 25,1 Prozent anzuheben – nachdem sie ihn für das laufende Jahr auf durchschnittlich 23,6 Prozent abgesenkt hat.
    Nach Lücks Rechnung entspricht das Bundes-Engagement auch im kommenden Jahr »gerade mal dem seit 2005 gesetzlich vorgeschriebenen Minimum« und liege auf seinem absoluten Tiefstand. Von einer angemessenen Beteiligung des Bundes an dieser Grundaufgabe könne da nicht mehr gesprochen werden. Am Ende lasse man die finanzgebeutelten Kommunen auch damit im Stich – und riskiere so, dass diese den Umzug von Hilfeempfängern in ihre Billig- und Problemviertel schon aus Kostengründen weiter forcieren.
    Dabei fordert der Bundesrat schon seit einem Jahr eine neue Berechnungsgrundlage für die Kosten der Unterkunft. Gestern war das Thema auch im Vermittlungsausschuss, bereits zum zweiten Mal.
    URL:

  • »Irgendwann wird auch das Original gewählt«

    »Irgendwann wird auch das Original gewählt«

    15.10.2010
    »Irgendwann wird auch das Original gewählt«
    Parteien, die gegen Migranten mobil machen, werden Stimmen an NPD und andere verlieren. Gespräch mit Sevim Dagdelen
    Interview: Ralf Wurzbacher

    Sevim Dagdelen ist Sprecherin für Migrations- und Integrationspolitik der Bundestagsfraktion Die Linke
    Ein Viertel der deutschen Bevölkerung ist ausländerfeindlich eingestellt, jeder Vierte wünscht sich gar eine »deutsche Volksgemeinschaft«. Die Ergebnisse einer am Mittwoch vorgestellten Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (jW berichtete) sind beängstigend. Waren sie auch absehbar?
    Ja. Seit dem 11. September 2001 und besonders nach dem Mord am niederländischen Regisseur Theo van Gogh erleben wir weltweit eine extreme Zunahme islamfeindlicher Einstellungen –auch hierzulande. Der Islam wird seither völlig verzerrt und einseitig mit Terrorismus gleichgesetzt. Zu dieser Stimmungsmache gegen Migranten und Muslime im besonderen hat die herrschende Politik maßgeblich beigetragen. Die Debatten in Politik und Medien sind von Klischees, Vorurteilen und Ressentiments durchsetzt. Es war eine Frage der Zeit, bis sich das auch in der Stimmung der Bevölkerung niederschlägt.
    Die besagte Studie stützt sich auf Umfragen vor der Diskussion um Thilo Sarrazins rassistische Thesen. Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein?
    Die Politik wird gewiß von noch größerer Aggressivität geprägt sein. Daß Leute wie Sarrazin, Horst Seehofer oder Sigmar Gabriel Migranten rechtspopulistisch als »Integrationsunwillige« oder »unnütze« denunzieren, ist kein Zufall. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise wird das zunehmen. Um von den Schuldigen und Nutznießern der Krise abzulenken, wird gegen Migranten auf rassistische und sozialdarwinistische Weise gehetzt. Hinter dieser Kampagne stecken sowohl die herrschende Politik als auch große Medienkonzerne wie Bertelsmann und der Springer-Verlag. Die Leidtragenden der Krise sollen gespalten und Sündenböcke präsentiert werden. Soziale Konflikte werden wahrheitswidrig ethnisiert und kulturalisiert.
    Das geht aus Sicht der Machthaber immerhin so lange gut, wie die Leute nur rechts denken und nicht wählen, oder?
    Nach meiner Ansicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann auch das Original gewählt wird, also die NPD oder ähnliches. Andererseits ist es so, daß die etablierten Parteien zentrale Positionen solcher Parteien bereits übernommen haben – immer mit der Maßgabe, sie nicht den Rechten überlassen zu dürfen. Der ganze Nützlichkeitsrassismus wird bereits seit Jahren von der Union, der FDP und selbst von SPD und Grünen propagiert und umgesetzt. Ihre Botschaft lautet: Seht her, wer etwas gegen Migranten hat, befindet sich in der Mitte der Gesellschaft und braucht nicht die NPD zu wählen. Aber Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, daß man nicht im braunen Fahrwasser mitschwimmen kann, ohne Stimmen an die Rechte zu verlieren.
    Aber auch Wähler der Linken denken in Teilen fremdenfeindlich, insbesondere im Osten, wie die Studie ergeben hat.
    Auch unsere Wähler leben nicht im luftleeren Raum. Auch ihr Bewußtsein ist vom Sein bestimmt, und auch sie sind den alltäglichen Manipulationen, Lügen und Halbwahrheiten über Migranten ausgesetzt. Wer seine Arbeit verliert und von Armut bedroht wird, der ist oft empfänglicher für falsche Schuldzuweisungen an den türkischen Nachbarn oder Arbeitskollegen. Daß solche Denkmuster in Ostdeutschland so verbreitet sind, ist allerdings grotesk – dort leben ja weniger Migranten als im Westen. Dafür sind aber die sozialen Abstiegsängste besonders groß.
    Was kann Die Linke da tun?
    Sie muß die wahren Konfliktlinien in unserer Gesellschaft vermitteln. Daß es nicht die Migranten sind, die der Bewahrung der Lebensgrundlagen im Wege stehen, sondern die Logik einer Wirtschaft, deren höchstes Ziel der Profit ist, die den sozialen Frieden ebenso bedroht wie die Lebensgrundlagen von Deutschen sowie Migranten. Daß die Konfliktlinien nicht zwischen Deutschen und Migranten, den Kulturen oder Religionen verlaufen, sondern zwischen denen, die für ihre Arbeitsleistung gerade einmal einen mäßigen Lohn bekommen, und denen, die sich an der Arbeit ihrer Mitmenschen hemmungslos bereichern. Zwischen denen, die nur ihre Arbeitskraft am Markt anbieten können, und jenen, die diesen Markt mit reichlich Kapital steuern. Zwischen denen, die ohne Arbeit leben und bleiben, und jenen, die ihren Beschäftigten Überstunden und Mehrarbeit abverlangen.

    Kurzum: Sie muß vermitteln, daß Integration eine soziale Frage ist.

    Quelle:

  • Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab

    Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab

    Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)

    ENTSCHEIDUNG

    Ditib lehnt Imam-Ausbildung ab
    Von Markus Decker, 14.10.10
    Münster, Osnabrück, Tübingen – das sind die Universitäten, die in Zukunft Imame und islamische Religionslehrer ausbilden. Muslimische Verbände wie die Ditib lehnt den Studiengang entschieden ab. Es mangele an anerkannten Ausbildungswegen.

    Imame werden jetzt auch an deutschen Universitäten ausgebildet. (Bild: dpa)
    BERLIN – An den Universitäten Münster und Osnabrück sowie Tübingen sollen ab Herbst 2011 islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Dies kündigte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern in Berlin an. Das Vorhaben wird mit Bundesmitteln in Höhe von 16 Millionen Euro unterstützt. Die drei Universitäten waren aus bundesweit sechs Bewerbern ausgewählt worden. Die Universität Erlangen wird vermutlich später als weitere Universität hinzukommen. Marburg und Gießen erhielten hingegen keinen Zuschlag und können auch nicht mehr damit rechnen.

    Geplant ist die Schaffung von bis zu 500 Studienplätzen. Der Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, der an der Auswahl der Standorte beteiligt war, bezifferte den Bedarf an islamischen Religionslehrern und Imamen in Deutschland gestern auf rund 2000. Schavan sagte, das Vorhaben sei „ein Beitrag zur Ausbildung europäisch-muslimischer Gelehrsamkeit“. Es sei „ein überzeugendes Angebot zum Dialog“. Schulze fügte hinzu, die Ausbildung solle „unter säkularen Bedingungen stattfinden“. So bestehe auch unter Frauen großes Interesse an der Teilnahme. Es werde keine männliche Dominanz geben.
    Hoffnung auf Anpassung
    Das Projekt ist seit längerem geplant und geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zurück. Ziel ist, dass islamische Theologie in deutscher Sprache und damit unter deutscher Aufsicht gelehrt wird – verbunden mit der allerdings nur vorsichtig artikulierten Hoffnung, er werde sich an den Stellen, wo er im Gegensatz zur hiesigen Werteordnung steht, anpassen. Die Ministerin unterstrich gestern, sie setze auf „Selbstreflexion, Selbstkritik, Klärung und Aufklärung“.
    Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang zwei Probleme. Offen ist, ob die Moschee-Gemeinden in Deutschland universitär gebildete Islam-Gelehrte überhaupt bezahlen können. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) schlägt deshalb vor, Imame mit einer halben Stelle als Religionslehrer einzustellen. Auch die Schaffung einer öffentlichen Stiftung, aus deren Mitteln die Imame bezahlt werden, ist im Gespräch. Offen ist überdies, ob ein Teil der Gemeinden nicht lieber dauerhaft auf importierte Imame setzt. So hatte etwa die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) die Ausbildung von Imamen in Deutschland bisher abgelehnt. Die Ditib will sich am Freitag äußern. Im Übrigen waren die Reaktionen gestern unterschiedlich. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir begrüßen das Vorhaben. Das ist ganz in unserem Sinne. Imame sind Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrationslotsen. Deshalb ist es wichtig, dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können.“ Mazyek fügte allerdings hinzu: „Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden. Dazu gehört, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sieht. Das ist noch nicht der Fall. Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung.“
    Die Vorsitzende des Zentralrates der Ex-Muslime, Mina Ahadi, erklärte der „Leipziger Volkszeitung“ hingegen: „Die Imam-Ausbildung als Integrationsbeitrag zu verkaufen, ist ein Skandal.“ Sie bringe „keinerlei Fortschritte. Im Gegenteil: Es verfestigen sich Parallelkulturen.“ Auch eine deutsche Imam-Ausbildung werde nicht verhindern, dass der Einfluss der islamischen Verbände wachse, die die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern wollten.

    Quelle:

  • Imam-Ausbildung für die Integration

    Imam-Ausbildung für die Integration

    Foto: AP

    Hochschulen Tübingen und Münster
    Imam-Ausbildung für die Integration

    14.10.2010

    Berlin (RPO). Deutschland startet im kommenden Jahr eine fundierte Hochschulausbildung islamischer Theologen. Ab dem Wintersemester 2011/12 soll in Tübingen, Münster und Osnabrück ein neuer Fachbereich „Islamische Studien“ die Ausbildung von islamischen Religionslehrern für die Schulen sowie von Imamen mit theologischer Forschung verbinden, wie Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Donnerstag in Berlin ankündigte.
    Die CDU-Politikerin warb für den Schritt auch als Beitrag zur Integration und zur „Weiterentwicklung des Islam als Religion“. Große muslimische Verbände wie die Türkisch-Islamische Union (DITIB) lehnen das Vorhaben entschieden ab. Anders als bei den Theologen der christlichen Kirchen existieren für Imame in Deutschland bisher keine anerkannten Ausbildungswege. Seit kurzem gibt es lediglich erste Angebote zur Ausbildung islamischer Religionspädagogen für Schulen.
    Eine islamische Theologie in Deutschland könne zur „Selbstreflexion, Selbstkritik, Klärung und Aufklärung“ der Religion beitragen und sei ein „guter Beitrag zur Ausbildung von europäisch-muslimischer Gelehrsamkeit“, sagte Schavan. Angesichts der derzeit hitzig geführten Integrationsdebatte sei es dringend notwendig, zwischen dem Islam als Religion und dem politischen Islamismus zu unterscheiden. Zugleich sei es wichtig, dass sich die islamische Religion weiterentwickeln könne. Deutschland habe durch die lange Tradition mit den christlichen Theologien „die geeigneten Erfahrungen, um ein solches Kapitel zu schreiben“.
    In Tübingen soll der neue Studiengang eigenständig, in Münster und Osnabrück in einer Kooperation der Hochschulen angeboten werden. Der Bund finanziert dabei für die nächsten fünf Jahre mit jeweils mindestens vier Millionen Euro Forschungsprofessuren, Mitarbeiterstellen und Nachwuchsgruppen. Die Standorte wurden von einer Jury des deutschen Wissenschaftsrates ausgewählt.
    700.000muslimische Schüler in Deutschland
    Der Bedarf dafür ist in Deutschland enorm: Derzeit werden an deutschen Schulen schätzungsweise 700.000 muslimische Schüler unterrichtet. Bei einer flächendeckenden Einführung des islamischen Religionsunterrichts würden rund 2000 Lehrkräfte benötigt. Auch Religionsgelehrte sollen künftig vermehrt an deutschen Hochschulen ausgebildet werden. Derzeit kommen in Deutschland fast alle Imame, die in den Moscheen für das Freitagsgebet zuständig sind, aus dem Ausland. Darüber hinaus sollen Absolventen der neuen Studiengänge in die Sozialarbeit gehen können und den wissenschaftlichen Nachwuchs für die neue Disziplin bilden.
    Bei einer zweiten Auswahlrunde im März sollen laut Schavan zwei weitere Hochschulen als Islamstudien-Standorte ausgewählt werden. Zum nächsten Wintersemester könnten dann insgesamt rund 400 Studenten das neue Fach studieren. Die Universität Erlangen, die sich ebenfalls beworben hatte, wurde gebeten, ihr Konzept nachzubessern und im März erneut vorzulegen. Der Antrag Hessens für den Standort Marburg/Gießen konnte die Jury dagegen nach den Worten Schavans „nicht überzeugen“.
    Umstritten bleibt die Rolle der muslimischen Beiräte, die jeden der neuen Islamstudiengänge begleiten sollen. Nach der Vorstellung des Wissenschaftsrates sollen die Universitäten die akademischen Standards garantieren und die Bewerber für Forschung und Lehre auswählen. Ein muslimischer Beirat soll dann klären, ob es aus religiösen Gründen Einwände gegen die Kandidaten gibt.
    Zentralrat der Muslime begrüßt Ausbildung
    Der Zentralrat der Muslime begrüßt die eingeläutete Ausbildung von Imamen in Deutschland. „Das ist ganz in unserem Sinne“, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Imame seien „Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrationslotsen“. Deshalb sei es wichtig, „dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können“.
    Kritisch äußerte sich der Zentralrat der Muslime über die von Schavan angeregte „Weiterentwicklung“ des Islam als Religion. „Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden“, sagte Mazyek. Dazu gehöre, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sehe. Das sei noch nicht der Fall. „Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung.“
    Zentralrat der Ex-Muslime: Deutsche Imam-Ausbildung ein „Skandal“
    Der Zentralrat der Ex-Muslime hat die geplante Imam-Ausbildung an drei deutschen Universitäten scharf kritisiert. „Die Imam-Ausbildung als Integrationsbeitrag zu verkaufen, ist ein Skandal. Diese Imam-Ausbildung bringt keinerlei Fortschritte bei der Integration der Muslime in Deutschland. Im Gegenteil: Es verfestigen sich Parallelkulturen“, sagte Zentralratsvorsitzende Mina Ahadi der „Leipziger Volkszeitung“.
    Auch eine deutsche Imam-Ausbildung würde nicht verhindern, dass der Einfluss der islamischen Verbände in Deutschland wachse, die die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen von Religion und Unterdrückung radikal verändern wollten. „Wir erleben leider wieder eine neue Form der Verharmlosung von Scharia und Frauenfeindlichkeit des Islam. Das erniedrigt und enttäuscht all die Menschen, die glauben, in Deutschland in einer aufgeklärten Demokratie des 21. Jahrhundert zu leben“, so Ahadi weiter. Mit Sorge betrachte sie diese Fehlentwicklungen in der Politik. „Unter der guten Absicht der Integration werden die brutalen Auswüchse des Islamismus einfach ignoriert. Aber auch die Muslime sollten sich der Kultur und den gesellschaftlichen Werten ihres Gastlandes anpassen und nicht ständig neue Rechte einfordern.“

    URL: www.rp-online.de/politik/deutschland/Imam-Ausbildung-fuer-die-Integration_aid_918305.html

  • LÖSUNGSVERHANDLUNGEN AUF ZYPERN

    LÖSUNGSVERHANDLUNGEN AUF ZYPERN

    Der Präsident der Türkischen Republik Nordzypern Derviş Eroğlu und der inselgriechische Administrationsführer Dimitris Christofias sind nach einer einmonatigen Unterbrechung im Rahmen der Lösungsverhandlungen für Zypern heute zusammen gekommen. Beim Treffen in der Pufferzone in Lefkoscha stand das Thema ‚Eigentum‘ auf der Tagesordnung. Eroglu und Christofias bewerteten mögliche Einigungspunkte im Themenbereich ‚Eigentum‘. Das naechste Treffen zwischen beiden Führern findet am 18.Oktober statt. Der Praesident der Türkischen Republik Nordzypern Eroglu und Christofias werden die für morgen geplante Zeremonie zur Einweihung der Strasse zwischen Yeşilırmak und Pirgo sowie die Grenzöffnung gemeinsam abhalten.

  • Erdogan macht Merkel zur Fürsprecherin

    Erdogan macht Merkel zur Fürsprecherin

    Der türkische Premier Erdogan mahnt in Berlin Fortschritte bei den EU-Verhandlungen an und nennt die Integration „sehr wichtig“. Ankara fühlt sich seit geraumer Zeit im Beitrittsprozess hingehalten.

    BERLIN –

    Die Türkei erwartet von Deutschland eine stärkere Unterstützung auf ihrem Weg in die Europäische Union. Nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hob Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Berlin die „exponierte Lage“ der Bundesrepublik in der EU hervor und bat um Fürsprache: „Es darf keine Verlangsamung des Beitrittsprozesses geben.“

    Ankara fühlt sich seit geraumer Zeit bei dem im Jahr 2005 eingeleiteten Beitrittsprozess von seinen Partnern hingehalten. Die in insgesamt 35 Themen-„Kapitel“ unterteilten Verhandlungen stocken aus mehreren Gründen: weil zahlreiche Dossiers irgendwie mit der Zypern-Frage verknüpft werden, bei der sich sowohl das EU-Mitglied Zypern stur zeigt als auch die Türkei selbst, die den Nordteil der Mittelmeerinsel kontrolliert. Und weil mehrere Alt-Mitglieder, allen voran Frankreich, die Türkei schlichtweg nicht im 27-er Club sehen wollen.

    Seinem Land sei eine Vollmitgliedschaft in Aussicht gestellt worden, und dieses „Versprechen“ müsse gehalten werden, betonte Erdogan. Merkel, die wie auch die große Mehrheit von CDU und CSU diesem Anliegen im Grunde ablehnend gegenüber steht, sicherte ihrem Gast Fairness zu. Die Beitrittsverhandlungen sollten vereinbarungsgemäß „ergebnisoffen“ geführt werden. Sie stellte auch in Aussicht, dass demnächst weitere Beitrittskapitel geöffnet werden könnten; diese Bemerkung kann durchaus als Zugeständnis gegenüber Ankara gewertet werden, da etwa Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in diesem Punkt ein klares Nein propagiert.

    Die Kanzlerin machte keinen Hehl daraus, dass für den Stillstand in der Zypern-Frage mehrere Seiten mitverantwortlich seien. Sie werde bei einem Besuch der Insel im kommenden Januar „eine hilfreiche Rolle“ Deutschlands anbieten und dabei auch „sehr klar“ mit der Regierung der südlichen (der EU angehörenden) Republik reden. Die Türkei setzt seit Jahren das sogenannte Ankara-Protokoll nicht um und verweigert der griechischen Republik Zypern damit den Zugang zu ihren Häfen und Flughäfen. Die Republik wiederum sperrt sich seit ihrem EU-Beitritt 2004 dagegen, dem Nordteil seit langem zugesagte Handelserleichterungen zu gewähren.

    In einer Umfrage lehnt eine klare Mehrheit der Bundesbürger einen EU-Beitritt der Türkei ab. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für Bild am Sonntag sprachen sich 69 Prozent der Befragten gegen einen EU-Beitritt Ankaras aus. 27 Prozent waren dafür. Besonders groß ist die Ablehnung der Umfrage zufolge bei Senioren sowie den Anhängern von CDU und CSU.

    Merkel und Erdogan kündigten eine kritische Bilanz zum Stand der Integration an. Der 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens für türkische Gastarbeiter im Oktober 2011 solle zum Anlass genommen werden, den Blick auch auf „die unverkennbar bestehenden Probleme“ zu lenken, sagte Merkel. Erdogan machte deutlich, dass die Integration seiner Landsleute in Deutschland „sehr wichtig“ sei und dass „Defizite“ abgebaut werden müssten. Er appellierte an die hier lebenden Türken, neben ihrer Muttersprache unbedingt auch Deutsch zu erlernen sowie den Werten in ihrem Gastland „Respekt“ zu zollen.

    Von seiner vor knapp zwei Jahren bei einem Auftritt in Köln gemachten Warnung vor einer „Assimilation“ war bei Erdogan jetzt keine Rede mehr. Dafür lobte er in den höchsten Tönen, dass Bundespräsident Christian Wulff kürzlich „Realitäten“ in Bezug auf die Rolle des Islam in Deutschland zur Sprache gebracht habe.

    Merkel bat Erdogan nach Angaben aus Regierungskreisen darum, gegen Zwangsverheiratungen junger Türkinnen vorzugehen. Gesprächsbedarf bestehe daneben, was die Kontrolle über Islamschulen in Deutschland sowie die Terrorismusbekämpfung betreffe. Auch das Anliegen Ankaras nach umfassenden Visaerleichterungen für türkische Staatsbürger, die in die EU reisen wollen, sei noch nicht spruchreif, hieß es.

    Quelle: FRANKFURTER RUNDSCHAU