Günter Wallraff, Autor des Buches „Ganz Unten“, hat bei einer Lesestunde in Hamburg hervorgehoben, dass Deutschland ein Multi-Kulti-Staat sei und es nicht verleugnet werden dürfte. Wallraff bekräftigte bei seiner Rede, dass sich Generationen von Migranten in Deutschland erfolgreich angepasst haben und integriert sind. Er kritisierte auch Thilo Sarrazin und sein Buch mit den Worten: „Sarrazin hat nur mit statistischen Zahlen gearbeitet. Die deutschen Medien haben auch eine grosse Werbekampagne gestartet. Sein Buch soll sich sehr viel verkauft haben, doch das stimmt nicht. Das Buch “Ganz Unten” hat viel mehr verkauft”. Wallraff hat sich damals, um Missstände aufzudecken, als türkischen Arbeiter verkleidet und seine Erfahrungen in diesem Buch veröffentlicht.
Kategorie: Themen
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Chancen, so süß wie Türkischer Honig
Die jüngsten Aussagen des türkischen Botschafters Kadri Ecved Tezcan über Österreich, dessen Integrationspolitik und die Bevölkerung im allgemeinen hat einen Sturm der Empörung ausgelöst: Sager wie Österreicher würden sich nur im Urlaub für fremde Kulturen interessieren, ethnische Minderheiten in die Ecke drängen und sich unzulässigerweise über Kopftuchträgerinnen aufregen, führten nicht nur dazu, dass Tezcan ins Außenamt zitiert wurde -sogar die Forderung nach dem Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei wurde laut. Der Wirbel ist angesichts der brisanten Migrationsproblematik verständlich, doch sollte die Kirche im Dorf gelassen werden -und analog dazu das Minarett auf den Moscheen in der Türkei. Trotz der heiklen politischen Implikationen ist in der Angelegenheit Gelassenheit gefragt -gerade für die Wirtschaft. Denn was im zwischenmenschlichen Bereich immer noch für Reibung sorgt, ist auf ökonomischer Ebene kein Thema mehr. Die Wirtschaft in der Türkei boomt und wartet mit Wachstumschancen auf, die süß wie Türkischer Honig sind.
Unabhängig von der EU-Option befinden sich die „Osmanen“, die längst zu einer politischen Macht in der Region geworden sind, auf der Überholspur. Konzerne wie Sabanci, Dogan oder Turkish Airlines sind international bekannt und eine Vielzahl von türkischen Unternehmen unterhalten intensive Beziehungen zu Russland und anderen Wirtschaftsmächten. Nicht mehr lange, und die Türkei wird auf die EU nicht mehr angewiesen sein.
Mit äußerst dynamischem Wachstum ist sie gewissermaßen ein BRIC-Land geworden, das aber viel näher an Österreich liegt und mit 70 Millionen Einwohnern enormes Potenzial bietet. Rund 150 österreichische Firmen sind mit Produktions- oder Vertriebsniederlassungen bereits vertreten. Gute Geschäfte mit den Türken machen jedoch nicht nur Konzerne wie Verbund, OMV oder Vienna Insurance Group, sondern auch Mittelständler wie Austrotherm oder Baumit. Do& Co, das mit Turkish Airlines ein gemeinsames, expansives Catering Joint Venture betreibt, wird demnächst als erstes ausländisches Unternehmen an der Istanbuler Börse notieren -und weiß genau, warum. Der dortige Leitindex ISE30 befindet sich mit einem Plus von fast 50 Prozent auf einem All-Time-High und schlägt vergleichbare Indizes bei Weitem. Kreditversicherer Coface hat jetzt das Türkei-Rating verbessert und bei vielen Firmen gilt das Land am Bosporus als sexy und trendy. Fazit: Selbst wenn die Türken zuhause bleiben sollten, kommen die österreichischen Unternehmen zu ihnen.
via Chancen, so süß wie Türkischer Honig.
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Konzert: TÜRKISH CHAMBER ORCHESTRA
Plakat Konzert Dueren
Konzert am Freitag, 17. Dezember 2010 um 19.00 Uhr im Haus der Stadt TÜRKISH CHAMBER ORCHESTRA
Leitung und Klavier: Betin Günes Solistin (Flöte): Stephanie Gokus Werke u.a. von Cemal Resit Rey Wolfgang Amadeus Mozart Ali Ekber Çiçek Betin Günes Baglama: Süleyman Akkas
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Erfolg ist kein Zufall: Schritt für Schritt in die Selbständigkeit
Erfolg ist kein Zufall: Schritt für Schritt in die SelbständigkeitInformationsveranstaltung für türkische ExistenzgründerBasarı tesadüf değildir: Đsyeri kurarken atılması gereken adımlarĐsyeri kurmak isteyenlere yönelik bilgilendirme toplantısıWann: Mittwoch, 17. November 2010 um 15:00 UhrWo: ATĐAD e.V.Wiesenstraße 2140549 DüsseldorfVeranstaltungssprache ist Deutsch und Türkisch.Program süresince sorularınızı Türkçe veya Almanca olarak dile getirebilirsiniz.In Kooperation mit:Uhrzeit Programm15:00-15:30 Registrierung / Kaffeeempfang15:30-15:35 Grußworte15:35-17:00 Erfolg ist kein Zufall: Schritt für Schritt in die SelbständigkeitIch habe eine Idee. Und jetzt?Wege der GründungDie gängisten Rechtsformen und GründungsformalitätenDas A und O für jeden Unternehmer: Der BusinessplanOffene Runde für Fragen und Antworten17:00-17:30 Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme mit den Referenten beim Buffet18:00 Ausklang -
Integration auf der Warteliste
Zuwanderer, die in Hamburg einen der vorgeschriebenen Kurse besuchen wollen, werden oft monatelang vertröstet
Von Zuwanderern muss Integration auch gefordert werden, heißt es häufig in der jüngsten Debatte. Wenn die Geforderten zu den Integrationskursen kommen, wartet auf sie jedoch die Warteliste. Hunderte Migranten, die sich jetzt in Hamburg für einen Deutschkurs anmelden, müssen auf das nächste Frühjahr vertröstet werden. Grund sind Kürzungen der Gelder des Bundesamtes für Migration.
Gerade zum Jahresende hin, so heißt es bei zahlreichen Hamburger Kursanbietern, würden eingereichte Anträge oft nur schleppend bearbeitet, um die Kursberechtigungen aus Kostengründen auf das nächste Jahr zu schieben. Bei der Hamburger Volkshochschule etwa, die jährlich 130 Kurse anbietet, machte diese Gruppe freiwilliger Teilnehmer zuletzt rund 25 Prozent aus. Zwar wachse hier der Anteil der Selbstzahler, die die rund 350 Euro für den Kurs privat aufbringen. Allerdings müssten viele lange auf eine Zusage warten. „Viele, die einen Integrationskurs besuchen wollen, bekommen momentan keine Berechtigung“, sagt Angelina Stern vom Zentrum Deutsch als Fremdsprache bei der Hamburger Volkshochschule (VHS).
Nur Zuwanderer, die von der Arge oder der Ausländerbehörde angemeldet werden, dürfen früher anfangen. Wer der Aufforderung „Lernt Deutsch“ derzeit folge, riskiere, auf eine Warteliste gesetzt, entsprechend zurückgewiesen und demotiviert zu werden, so Stern. „Die zeitlich verzögerte Zulassung von Personen ohne Rechtsanspruch ist in der Praxis kontraproduktiv“, sagt sie. Dass Antragsteller bis zu fünf, sechs Monate auf den Antritt eines Kurses warten müssen, geht zurück auf einen Beschluss des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Aufgrund einer „Finanzierungslücke“ zog es die Kostensperre an, die vor allem jene zu spüren bekommen, die einen Kurs auf freiwilliger Basis besuchen wollen, nämlich seit 2005 oder länger „in Deutschland lebende Ausländer und zugewanderte bzw. eingebürgerte deutsche Staatsangehörige“ sowie EU-Bürger ohne Rechtsanspruch auf Kursteilnahme. Um an dem rund 600 Stunden Sprachunterricht und 45 Stunden Landeskunde umfassenden Kurs teilnehmen zu können, müssen sie einen Antrag stellen, und gerade zum Jahresende hin lange auf die Berechtigung warten. Und selbst, wenn sie den in den Händen halten, müssen sie eine dreimonatige Wartefrist einhalten.
Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge heißt es, dass es sich bei der dreimonatigen Wartezeit um eine „temporäre Maßnahme“ handle, die umgehend abgeschafft werde, sobald sich die Finanzlage entspannen solle. Doch als wahrscheinlich gilt dies nicht: Ende November 2010 wird der Bundestag den Haushalt für das Jahr 2011 beschließen, in der auch die Mittel für Integrationskurse festgelegt sind. Bleibt es bei den bisher vorgesehenen 218 Millionen, ist auch für das kommende Jahr absehbar, dass die Mittel nicht ausreichen werden. Der Grund ist eigentlich ein erfreulicher: Die Kurse werden sehr gut angenommen. Außerdem ging man wohl davon aus, dass die Teilnehmerzahl zu Beginn der Einführung im Jahre 2005 hochschnellt und dann abflaut. Das Gegenteil ist der Fall: Die Zahl der Teilnehmer steigt in Hamburg sogar stetig leicht an.
Der zeitlich verzögerte Bewilligungsablauf führt zudem bei den Anbietern zu Planungsschwierigkeiten und Finanzierungsengpässen. Denn: Für die Durchführung eines Kurses treten sie in Vorkasse. Zudem seien die Sätze so knapp berechnet, dass zwangsläufig die Qualität leide. „Die Integrationskurse sind für uns ein Minusgeschäft“, sagt Oksara Umland von der Sprachschule Inlingua in Hamburg.
via Integration auf der Warteliste – Nachrichten Print – DIE WELT – Hamburg – WELT ONLINE.
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Interview: „Sprache ist nicht das Ziel, aber eine Brücke“ – Dorsten – DerWesten
Dorsten. Seit Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab” diskutiert die Republik über die Integration von Ausländern. Ali Türlü (39) liefert einen ganz eigenen Beitrag zu dieser Debatte: Der Lehrer möchte Deutsche ermuntern, Türkisch zu lernen.
Zu einem Kurs in der katholischen Bildungsstätte Haus der Familie – Start nach den Weihnachtsferien — bietet er am Samstag (13. November, 10 bis 13 Uhr) eine erste Schnupperstunde. Die WAZ sprach mit Türlü über deutsche und türkische Kultur, die Bedeutung von Sprache bei der Integration und warum es sich auch für Deutsche lohnt, ein wenig Türkisch zu lernen.
Sie finden also, Deutsche sollen Türkisch lernen . . .
Nein, sie sollen nicht. Das klingt wie müssen. Aber richtig ist, die Deutschen bekommen nicht so viel mit von den Türken, die hier leben, es gibt nicht genug Kontakt. Und was ich nicht kenne, das macht Angst. In Deutschland leben drei Millionen Türken, das ist die größte Gruppe unter 116 verschiedene Nationalitäten. Diese vielen Kulturen, Küchen, ihre Moden und Feste – das ist ein ungeheurer Reichtum. In der türkischen Stadt Mardin leben seit 6000 Jahren verschiedene Kulturen und Nationalitäten gut zusammen. Das merkt man heute noch an vielen Stellen. Schon die Musik von dort hat einen ganz anderen Geschmack.
viaInterview: „Sprache ist nicht das Ziel, aber eine Brücke“ – Dorsten – DerWesten.
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Erdoğan wirft EU Hinhaltetaktik vor
Die Türkei ist das Warten leid: Der türkische Ministerpräsident Erdoğan hat der Europäischen Union vorgeworfen, sein Land bei den Beitrittsverhandlungen hinzuhalten.
© Adem Altan/AFP/Getty Images
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan ist unzufrieden über den Stand der EU-Verhandlungen
„Man lässt uns seit 50 Jahren vor den Toren der EU warten“, sagte Tayyip Erdoğan in einem Interview. Die Türken seien immer unzufriedener mit der Situation, sagte er weiter. Seit Beginn der offiziellen Beitrittsgespräche vor fünf Jahren habe die EU zudem neue Regeln eingeführt. Die Türkei fühle sich daher im Vergleich zu früheren Aufnahmekandidaten diskriminiert.
Die Beitrittsgespräche mit dem 75-Millionen-Einwohner-Land sind fast zum Erliegen gekommen. Zu den Gründen gehören der Streit über das seit 1974 von der Türkei besetzte Nordzypern und der Widerstand Frankreichs und Deutschlands gegen eine Aufnahme des Landes. Erdoğan bot erneut an, die türkischen Häfen und Flughäfen für das seit 2004 zur EU gehörende griechische Südzypern zu öffnen, wenn die Gemeinschaft ihr Embargo für die türkische Enklave aufhebe. „Wir sagen: Ja, lasst uns die Häfen öffnen, lasst uns sie gemeinsam öffnen“, sagte Erdoğan.
Von insgesamt 35 Verhandlungskapiteln mit der EU hat die Türkei erst eines abgeschlossen und 13 weitere eröffnet. Derzeit sind 18 blockiert. Damit kann das Land nur drei weitere Kapitel in diesem Jahr eröffnen. Die EU-Kommission erklärte in ihrem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht zu den Beitrittsbemühungen, dass die Gespräche wieder an Fahrt aufnehmen könnten, wenn sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Zypern normalisierten.
Erdoğan äußerte sich erneut zurückhaltend zum geplanten Raketenabwehrschild der Nato. Das System sollte nicht als Verteidigungsmaßnahme gegen bestimmte Staaten präsentiert werden, sagte er und nahm damit Bezug auf Iran. Der türkische Widerstand gegen UN-Sanktionen gegen Iran hat in den USA für Unmut gesorgt. Iran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung an Atomwaffen zu arbeiten.
Die Türkei spielt eine wichtige Rolle für Europa unter anderem als Brückenmacht zur islamischen Welt und in der Energiepolitik als Knotenpunkt für die geplante Nabucco-Gaspipeline. Kritiker eines Beitritts argumentieren unter anderem, Europa ende rein geografisch am Bosporus. Zudem teile das muslimisch-geprägte Land nicht die christlichen Werte der EU.
via EU-Beitritt: Erdoğan wirft EU Hinhaltetaktik vor | Politik | ZEIT ONLINE.
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Türkei übernimmt die Ratspräsidentschaft im Ministerausschuss des Europarates
Zu einer Zeit, wo die Diskussion um eine türkische ‘Achsenverschiebung’ auf die Tagesordnung gebracht wird, bereitet sich die Türkei auf die Führung einer der bedeutendsten Einrichtungen Europas vor. Die Türkei übernimmt heute die Ratspräsidentschaft im Ministerausschuss des Europarates für die kommenden sechs Monate. Die Übergabe der Ratspräsidentschaft erfolgt in der französischen Stadt Straßburg. Außenminister Ahmet Davutoglu wird zwei wichtige Dokumente im Namen der Türkei unterzeichnen. Eins dieser Dokumente betrifft das ‚Abkommen zur virtuellen Kriminalität’, womit die Türkei ein Teil der internationalen Zusammenarbeit gegen virtuelle Kriminalität sein wird. Ein weiteres Abkommen, das Außenminister Davutoglu unterzeichnen wird, betrifft den ‚Gefangenentransport’. Zusammen mit der Aufhebung der Todesstrafe in der Türkei steht der Unterzeichnung dieses Abkommens nicht mehr im Weg. Außenminister Davutoglu, der in den Morgenstunden in Strassburg eintraf, kam mit dem Kommissar für Menschenrechte im Europarat, Thomas Hammerberg zusammen.
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„Türkei steht stärker im Zentrum, als wir glauben“
Warum die Türkei nicht hinter Istanbul aufhört, ein Wettbewerb mit China stattfindet und der persönliche Kontakt sticht -Willibald Plesser und Gregor Nischer im Gespräch.
WirtschaftsBlatt: Der M& A-Markt in Osteuropa gibt nach der Krise wieder starke Lebenszeichen von sich. Wo sind die Länder-Hotspots?
Gregor Nischer: Die Türkei ist bei den Investoren derzeit ein sehr gefragtes Land. Ein Grund dafür ist die Inlandsnachfrage. Verglichen mit jedem Balkanland ist das ein ungemein großer Markt. Danach kommen Polen, das auch eine große Inlandsnachfrage hat, und die Ukraine. Die Anzahl der Transaktionen, die heuer in Osteuropa insgesamt bis September abgeschlossen wurden, ist schon höher als für das Gesamtjahr 2007, das Volumen ist derweil ca. bei der Hälfte. Was wir sehen: Die Unternehmen sind bereits wieder daran interessiert, zu wachsen, das anorganische Wachstum macht wieder Spaß.
Willibald Plesser: Was Großtransaktionen, wie wir sie vornehmlich betreuen, betrifft, ist sicher die Türkei der aktivste Markt. Es wird nach wie vor privatisiert, etwa im Energiebereich. Es gibt aber nicht immer nur M& A-Neuinvestitionen, sondern teilweise auch Sekundär- und Tertiär-Verkäufe. Es tut sich aber auch am Balkan viel und in Polen. Vom Gefühl her ist die Nachfrage gestiegen.
via“Türkei steht stärker im Zentrum, als wir glauben“.
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Türkei fühlt sich diskriminiert – FOCUS Online
Die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU stocken. Zum Ärger von Ministerpräsident Erdogan. Ein EU-Abgeordneter der CSU verlangt sogar, die Gespräche abzubrechen – wegen Menschenrechtsverletzungen.
Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat das Verhalten der Europäischen Union bei den Beitrittsverhandlungen scharf kritisiert. „Man hat uns an den Toren der EU für 50 Jahre warten lassen“, sagte Erdogan am Dienstag. Die Türkei warte immer noch und sei nicht über den Verhandlungsprozess hinaus. Die Bevölkerung bringe dies auf. Erdogan übte zudem Kritik daran, dass seit Beginn der Aufnahmeverhandlungen vor fünf Jahren die Regeln geändert worden seien. Im Vergleich zu anderen Kandidaten werde die Türkei diskriminiert.
Wenn sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Zypern normalisierten, könnten die Gespräche wieder Fahrt aufnehmen, berichtete die EU-Kommission in ihrem Jahresbericht über die Beitrittsbemühungen der Türkei und acht weiterer Länder. Wegen des Streits über das seit 1974 von der Türkei besetzte Nordzypern und die Abneigung Frankreichs und Deutschlands gegen eine Aufnahme der Türkei sind die Gespräche fast zum Erliegen gekommen. Erdogan bot an, die türkischen Häfen und Flughäfen für das seit 2004 zur EU gehörende griechische Südzypern zu öffnen, wenn die EU ihr Embargo für die türkische Enklave aufhebe.
CSU fordert Verhandlungsabbruch
Der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber forderte ein Ende der Brüsseler Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei. Nach der Vorlage des Fortschrittsberichts von Erweiterungskommissar Stefan Füle sagte der stellvertretende EVP-Fraktionschef der „Passauer Neuen Presse“ vom Mittwoch: „Aushöhlung der Pressefreiheit, Defizite im Rechtsstaat, Vertragsverletzungen in Sachen Zypern und über 16 000 anhängige Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Grundrechtsverletzungen und Unterdrückung von Minderheiten – das alles spricht für sich.“
Der niederbayerische CSU-Chef forderte: „Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, der Wahrheit ins Auge zu blicken, die Verhandlungen abzubrechen und eine privilegierte Partnerschaft aufzubauen.“
ast/Reuters/dapd
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Präsident gegen Kopftücher für Grundschülerinnen
Dürfen in der Türkei bald nicht nur Studentinnen mit Kopftuch in die Uni, sondern auch verhüllte Mädchen in die Grundschule? Das türkische Präsidentenehepaar Gül ist dagegen. Dabei trägt Hayrünnisa Gül selbst stets Kopftuch.
Istanbul – Seit wenigen Wochen erst ist der Kopftuchbann für Studentinnen an Universitäten in der Türkei Geschichte, ausgehebelt durch ein Rundschreiben der wichtigsten Hochschulbehörde. Weitergehenden Forderungen aus dem islamischen Lager hat Staatspräsident Abdullah Gül jetzt allerdings eine Absage erteilt.
Gül pflichtete seiner Ehefrau Hayrünnisa Gül bei, die sich gegen eine Zulassung von Kopftüchern bei Grundschülerinnen ausgesprochen hatte. Güls Frau trägt selbst aus Überzeugung stets ein Kopftuch, auch bei offiziellen Staatsanlässen. Für Mädchen schon in der Grundschule hält sie die islamische Kopfbedeckung aber für falsch.
Während eines Besuches des Präsidentenpaares in Großbritannien hatte Hayrünnisa Gül gesagt, es gehe nicht an, dass Grundschülerinnen in der Schule das Kopftuch anlegten. Wenn es bei diesem Thema Unklarheiten geben sollte, würden diese aus der Welt geschafft. Die Aussage Güls machte in der Türkei Schlagzeilen. In dem säkularen Land, in dem etwa in Regierungsbüros ein rigoroses Kopftuchverbot gilt, wird jede Äußerung zum Thema empfindlich genau registriert und bewertet. Nun sagte der Staatspräsident, er stimme seiner Frau zu.
Befördert durch das Verfassungsreferendum Anfang September, das auch Minderheitenrechte stärkte, hatte die türkische Hochschulbehörde den Kopftuchbann für türkische Universitäten gelockert. Bis dahin war es vorgekommen, dass Studentinnen mit Kopftüchern der Hochschule verwiesen wurden. Vereinzelt hatten Studentinnen, die ihre Haare bedecken wollten, auch versucht, das Verbot mit Mützen und Kappen im Hörsaal zu umgehen.
Derzeit streiten die konservativ-religiösen Regierungspartei AKP und die kemalistisch-säkulare CHP weiter um das Kopftuch in Behörden, Schulen und Hochschulen. Nach Lockerung der Regeln an Hochschulen will die CHP derzeit unbedingt am Verbot in Grund- und weiterführenden Schulen festhalten. Die AKP von Premier Recep Tayyip Erdogan hat sich in der Frage Kopftuch an Schulen offiziell nicht festgelegt.
Gegner der religiös-konservativen Regierung in Ankara befürchten, dass die Kopftuchfreiheit an den Unis der Ausbreitung des islamischen Schleiers den Weg bereiten könnte. Die gelockerte Kleiderordnung in Hochschulen hatte Präsident Gül begrüßt. Einige Eltern schickten in den folgenden Tagen ihre minderjährigen Töchter mit Kopftüchern zur Schule, wo die Kinder abgewiesen wurden.
cht/AFP
viaTürkei: Präsident gegen Kopftücher für Grundschülerinnen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL.
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Verhandlungen über iranisches Nuklearprogramm
Nach Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton wird die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton im Namen der 5+1 Länder über den Zeitpunkt und Ort der nuklearen Verhandlungen mit dem Iran bestimmen.
Nach ihrem Treffen mit dem ägyptischen Außenminister Ahmed Abdul Gheit beantwortete Clinton auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Fragen der Journalisten.
Clinton bewertete die Möglichkeit nach einer Abhaltung der Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm mit Beteiligung der Türkei und Brasiliens in der Türkei.
Clinton betonte die Abhaltung der Tagung mit Iranern im 5+1 Rahmen und vermerkte, die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton werde über den Zeitpunkt und Ort der Gespräche entscheiden.
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Flexible (Aus-)Bildungswege
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Sehr geehrte Damen und Herren,
„Fachkräftenachwuchs sichern über flexible (Aus-)Bildungswege zur Förderung heterogener Zielgruppen“ ist das Schwerpunktthema des neuen f-bb-Newsletters. Darüber hinaus informieren wir Sie über Veranstaltungen sowie über aktuelle Publikationen des f-bb. Sie können sich den Newsletter über unsere Internetseite als PDF herunterladen: InfoForum 3/2010.
Die Themen im Einzelnen sind:
- Fachkräftesicherung – Qualifizierung auf heterogene Zielgruppen ausrichten (Editorial)
- Nachqualifizierung von An- und Ungelernten als betriebliche Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs
Auf den betrieblichen Bedarf ausgerichtete modulare und abschlussorientierte Nachqualifizierungsmodelle für An- und Ungelernte helfen Unternehmen, durch die Weiterentwicklung des eigenen Mitarbeiterpotenzials Fachkräftelücken zu schließen.
- Zertifizierte Teilqualifikationen der Bundesagentur für Arbeit
Über bundeseinheitlich standardisierte und zertifizierte Teilqualifikationen erwerben gering qualifizierte Erwachsene breit verwertbare Berufskompetenzen, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Das f-bb hat im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit ein modulares Qualifizierungskonzept entwickelt und auf verschiedene Berufsbereiche angewendet.
- Damit kein Talent ungenutzt bleibt – Transfer erfolgreicher Instrumente zur Stärkenanalyse von Jugendlichen
Um Jugendliche unterschiedlicher kultureller Herkunft und mit divergenten Bildungsbiografien erfolgreich auszubilden, ist die richtige Auswahl unter den Ausbildungsplatzbewerbern entscheidend. Das JOBSTARTER-Regionalbüro Süd unterstützt den Transfer differenzierter Methoden und Instrumente, die das Matching optimieren.
- Ausbildung behinderter Jugendlicher
Bildungsträger und Berufsbildungswerke erproben in einem vom f-bb koordinierten Projekt Ausbildungsmodelle, die es behinderten Jugendlichen erleichtern, betrieblichen Anforderungen besser gerecht zu werden und einen Einstieg in das Berufsleben zu finden.
Außerdem finden Sie Informationen zu aktuellen Veranstaltungen:
- Fachtagung „Ressource Wissen als Wettbewerbsfaktor nutzen, bewerten, gestalten“ am 11. November 2010 in Nürnberg
- Workshop für Lehrerinnen und Lehrer auf dem 11. Bayerischen Berufsbildungskongress: „Den Übergang gestalten – ein Gewinn für Schulen und Unternehmen“ am 08. Dezember 2010 im Messezentrum Nürnberg
Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf www.f-bb.de.
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Soziale und ethnische Herkunft und die Bildungschancen
04.11.2010
Bildung: Eine kritische Analyse des deutschen Schulsystems.
Von Cemil Sahinöz
Wie soziale und ethnische Herkunft die Bildungschancen beeinflussen
(iz) Jedes Individuum strebt nach einem hohen sozialen Status, was parallel Anerkennung mit sich bringt. Durch einen hohen sozialen Status steigt die Lebensqualität. Diesen hohen Status erreicht man mit Bildung. „Bildung ist in der modernen Gesellschaft weiterhin eine wichtige Voraussetzung dafür, gesellschaftliche Chancen wahrzunehmen und soziale Risiken zu minimieren“ (Geißler, 2002, S.343). Nun ist hoher Status allerdings begrenzt verfügbar. Treffender als Luhmann hätte man es nicht formulieren können: „Führungspositionen sind chronisch knapp.“ So gilt offiziell das Leistungsprinzip als akzeptiertes Selektionskriterium, was Führungspositionen legitimiert. Die guten Plätze bekommen nur die Guten. Falls aber keine Chancengleichheit für alle geschaffen ist, falls also nicht alle die gleichen Chancen haben, „gut“ zu sein, ist das Leistungsprinzip als Selektionskriterium nicht legitim. Chancengleichheit bedeutet, dass ausschließlich nach dem Leistungsprinzip differenziert wird (Lange, 2004, S.86) und dass andere Merkmale, wie zum Beispiel Herkunft oder Religion keine Rolle spielen.Quelle:
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Balkan schneller in der EU als Türkei
Der Standard – Österreich
Balkan schneller in der EU als Türkei
Am gestrigen Dienstag hat die EU-Kommission den EU-Erweiterungsbericht veröffentlicht. Die linksliberale Tageszeitung Der Standard kritisiert, dass sich die öffentliche Reaktion auf den Bericht stets auf den Beitrittsanwärter Türkei konzentriert und dabei die Fortschritte der Balkanländer übersieht: „So läuft das seit Jahren: Nach jedem Bericht entspann sich in der Öffentlichkeit eine wilde bis polemische Debatte um die Türkei: Niemals könnte diese EU-Mitglied werden, sagen die einen. Das riesige Land mit großem Potenzial gehöre in die EU, hielten die Befürworter entgegen. Dazwischen ist wenig Platz für Differenzierung. Schade, denn bei der Türkei tat sich für die EU relativ wenig. Aber die Polemik um und mit Ankara deckt zu, dass es im näherliegenderen Erweiterungsgebiet der Union, am Balkan, die viel größeren Fortschritte gibt – bei aller Not. Kroatien wird 2011 abschließen, Visafreiheit wird zur Regel. Das alles ist besonders für Österreich wichtig. Wir sollten weniger über die Türkei streiten und mehr über die Vorbereitung auf eine Zeit reden, in der alle Kleinstaaten am Balkan zur EU gehören – vermutlich früher als die Türkei.“ (10.11.2010)
Quelle:www.eurotopics.net/de
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Was ist Integration? | Leserartikel | ZEIT ONLINE
Seit Jahrzenten wird in Deutschland über die Integration der Einwanderer, insbesondere über die der türkischstämmigen Einwanderer diskutiert, ohne diesen Begriff zu definieren. Zwar wird dabei oft das Schlagwort benutzt, dass Integration „keine Einbahnstraße“ sei; doch die Schuld wird stets bei den Einwanderern gesucht. Dabei gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die diesen Begriff präzise definieren. So hebt Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny hervor, der in seinem Buch „Soziologie des Fremdarbeiterproblems“ (1973) die Integration der Einwanderer in der Schweiz untersucht hat, dass die Integration davon abhängt, ob die aufneh- mende Gesellschaft die Statuslinien – Bildung, Beruf, Einkommen – den Einwanderern öffnet oder sie weitgehend geschlossen hält. Er kommt zu dem Schluss, dass die Schweiz als Aufnahmegesellschaft die Statuslinien den Einwanderern in der Regel nicht öffnet.
Auch die Bundesrepublik Deutschland hält die Statuslinien – Bildung, Beruf, Einkommen – mittels geschriebener und ungeschriebener Gesetze den Einwanderern weitgehend geschlossen. Dabei ist irrelevant, ob die türkischstämmigen Einwanderer bereits deutsche Staatsbürger sind oder nicht und ob sie in Deutschkland geboren worden sind oder nicht: In Deutschland wird die Staatsbürgerschaft noch immer mit der Abstammung (ius sanguinis) gleichgesetzt, obwohl die Staats- bürgerschaft seit 2000 auf dem Geburtsortsprinzip (ius soli) beruht.
Um ein Beispiel für die Statuslinie „Bildung“ zu geben: Nachdem Deutschland in den PISA-Studien schlecht abgeschnitten hatte, wurde die Schuld auf die Migrantenkinder abgewälzt und in allen Bundesländern neue Schulgesetze erlassen. Sie alle sehen nun vor, dass die Deutschkenntnisse der Kinder ein Jahr vor der Einschulung untersucht werden sollen. Und wenn ein Kind nicht „ausreichend“ Deutsch kann, das „seinem Alter entspricht“, soll es zunächst in die Vor- schule geschickt werden (und dann freilich in die Sonderschule).. Dass bei diesen Sprachuntersuchungen, ob die Kinder mit sechs Jahren „ihrem Alter entspre- chend ausreichend“ Deutsch können oder nicht, die einsprachig aufwachsende deutsche Kinder als Maßstab genommen werden, liegt auf der Hand. Denn laut sprachwissenschaftlicher und -didaktischer Untersuchungen in Kanada und Australien erreicht ein Kind, das in zweisprachigem Lebensumfeld aufwächst (Familiensprache nicht identisch mit der Gesellschaftssprache) mit 6 – 7 Jahren in keiner Sprache das Niveau eines in einsprachigem Lebensumfeld aufwachsen- den Kindes. Hier sei auf zwei weitere Untersuchungen hingewiesen, und zwar die von Pertti Toukomaa & Tove Skutnabb-Kangas, die den Spracherwerb der in Schweden lebenden finnischen Kinder untersucht haben. Das Ergebnis der Untersuchung „The Intensive Teaching of the Mother Tongue to Migrant Children at Preschool Age“ (Tampere 1977) lautet: Finnische Kinder, die in der Grundschule auch Finnisch lernen, können besser Schwedisch lernen, als finnische Kinder, deren Familiensprache in der Schule nicht berücksichtigt wird. Seit dieser Untersuchung lernen finnische Kinder an schwedischen Grundschulen auch ihre Familiensprache Finnisch.
Anstatt die sprachwissenschaftlichen und -didaktischen Untersuchungen umzusetzen und die „natürliche Zweisprachigkeit“ der türkischstämmigen Kinder
in der Grundschule zu berücksichtigen, werden sie in Deutschland wie einsprachige Kinder behandelt, um sie schon vor der Einschulung in die Sonderschule
(mit dem euphemistischen Namen „Förderschule“) zu schicken; d. h. um die Statuslinie „Bildung“ diesen Kindern von vornherein geschlossen zu halten. Dabei lautet der Auftrag der Schule in Deutschland „die Kinder dort abzuholen, wo sie sind und ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend
zu entwickeln.“ Dieser Auftrag der Schule scheint jedoch für die türkischstämmigen Kinder keine Gültigkeit zu besitzen. Das ist Ungleichbehandlung!
Es wird wie ein Leierkasten wiederholt, „die türkischstämmigen Kinder müssen Deutsch lernen“! Natürlich müssen sie Deutsch lernen, aber wie? Auf die Methode kommt es nämlich an! Andererseits wird nie die Frage gestelllt, ob die türkischstämmigen Migranten, die gut Deutsch können, auch ihrer Ausbildung entspre- chende Berufe ausüben dürfen? Daran werden sie nämlich auch gehindert, indem ihre im Ausland erworbenen Abschlüsse nicht anerkannt werden. Abgesehen davon, das Ignorieren der Familiensprache der türkischstämmigen Kinder und Jugendlichen, deren Persönlichkeitsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, seitens der aufnehmenden Gesellschaft, in die sie sich gern integrieren wollen, von der sie anerkannt werden wollen, vermindert deren Selbstwertgefühl.
Auf diese Weise schafft die deutsche Gesellschaft ihre Machos selber!
Frau Dr. phil. Esin ILERI