Kategorie: Themen

  • Der Fall des Hakan Cengiz

    Der Fall des Hakan Cengiz

    Kam zum Studium nach Deutschland: Hakan Cengiz
    Foto: dpa/D. Ebener

    01.12.2010
    Der Fall des Hakan Cengiz
    Ein Würzburger Integrationsfachmann soll abgeschoben werden. Auch der OB ist nun dagegen
    Der in Würzburg lebende Hakan Cengiz soll trotz seiner erfolgreichen Arbeit mit Migranten in die Türkei abgeschoben werden. Oberbürgermeister Rosenthal will das nun verhindern. Zuletzt hatte er die Entscheidung der städtischen Ausländerbehörde noch verteidigt.

    Würzburg (dpa/ND). In den Fall des von der Abschiebung bedrohten Türken Hakan Cengiz hat sich am Montag der Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD) eingeschaltet. In einem Brief an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) regt er an, die beim Ministerium angesiedelte Härtefallkommission möge sich mit der Sache befassen. Das teilte die Stadt mit.
    Seit Tagen gibt es in Würzburg Widerstand gegen die drohende Abschiebung des Familienvaters, der in einem Förderverein unter anderem erfolgreich Integrationskurse für Migranten organisiert. Der 29-jährige Cengiz soll nach mehr als sechs Jahren in Deutschland in sein Heimatland zurückkehren, weil seine Aufenthaltsgenehmigung nur für ein Studium galt. Da Cengiz aber nicht mehr studiert, sah die städtische Ausländerbehörde die rechtlichen Voraussetzungen für seinen Aufenthalt nicht erfüllt und verlängerte seinen Aufenthaltstitel nicht. Die Stadt vollziehe Bundesrecht und habe keine Entscheidungsspielräume, hieß es aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Das Verwaltungsgericht Würzburg bestätigte die Behördenentscheidung.
    Stadt würdigt Verdienste
    Käme es zur Abschiebung, müssten auch Cengiz‘ derzeit hochschwangere Ehefrau und sein zweijähriger Sohn Würzburg verlassen. In der Härtefallkommission sind Vertreter der christlichen Kirchen, der Landesarbeitsgemeinschaften der freien Wohlfahrtspflege und der kommunalen Spitzenverbände vertreten. Das Gremium arbeitet nicht auf Antrag des Betroffenen, sondern aus eigenen Erwägungen. Bejaht die Kommission mit der Mehrheit von zwei Dritteln der stimmberechtigten Mitglieder, dass ein Härtefall vorliegt, würde ein entsprechendes Ersuchen an das Innenministerium gerichtet. Dort wird dann über die Aufenthaltsgenehmigung entschieden.
    Nach Rosenthals Ansicht könnte die Kommission nach Paragraf 23a des Aufenthaltsgesetzes dem Ministerium vorschlagen, eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären oder persönlichen Gründen zu erteilen. »Herr Cengiz hat unbestritten Verdienste um die Integration erworben und ist in der Integration bemüht«, sagte der OB laut Mitteilung.
    Der Fall ist verzwickt: »Ich bin für ein Studium hergekommen«, erklärt Cengiz, der zu Hause nicht politisch verfolgt wurde. Nur dafür erhielt er eine Aufenthaltserlaubnis. Doch dann kam alles anders. Krankheit und Trauerfälle in der Familie, finanzielle Sorgen, die Heirat. »Ich habe viel Unterrichtsstoff verpasst«, sagt der gelernte Bauingenieur. Das Studium in Darmstadt hat Cengiz nicht beendet, stattdessen vor dreieinhalb Jahren eine Teilzeitstelle beim Förderverein Main-Bildung in Würzburg angenommen. Mehr darf er derzeit laut Gesetz nicht arbeiten.
    Bei dem Verein wird vor allem das Organisationstalent des Türken geschätzt. »Außerdem waren die Sprachkenntnisse von Herrn Cengiz im Türkischen und Kurdischen von enormer Wichtigkeit, um die entsprechenden Bevölkerungsgruppen anzusprechen«, erklärt Vereinsgeschäftsführer Ismail Temel. Er will den 29-Jährigen gerne voll einstellen.
    Vorbild für Migranten
    »Er gehört zu unseren wichtigsten Mitarbeitern, daher garantieren wir Herrn Cengiz einen Job und ein entsprechendes Gehalt«, sagt Temel. Der Familienvater sei ein Vorbild für alle Migranten. Auch Würzburger Bürger protestieren gegen die drohende Abschiebung.
    URL:

  • Gebremste Ermittlungen

    Gebremste Ermittlungen

    Gottfried Küssel – hier auf einer Demo von FPÖ und Burschenschaften am 9. November 2008

    Foto: www.insight.noblogs.org

    01.12.2010


    Gebremste Ermittlungen

    Justiz in Österreich hat seit Monaten ein Neonazinetzwerk im Visier. Eine Spur führt nach Deutschland. Doch hier ist die zuständige Staatsanwaltschaft nicht informiert

    Von Frank Brunner

    Von den Untersuchungen gegen Dutzende Neonazis, die seit Wochen in Österreich geführt werden, soll nichts nach draußen dringen. »Die Ermittlungen sind geheime Verschlußsache«, erklärte Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien vergangene Woche auf Anfrage von junge Welt. Derzeit würden etliche Computer untersucht, die bei einer Razzia Ende Oktober sichergestellt wurden, mehr könne er nicht sagen, so Vecsey. Die Vorsicht ist durchaus nachvollziehbar. Denn die Geschichte, die sich derzeit in der Alpenrepublik abspielt, hat das Potential zu einem handfesten Skandal, der möglicherweise bis nach Deutschland reicht. Dabei geht es um die rechte Internetseite »alpen-donau.info«, die seit März 2009 online ist. Dort werden Migranten, Linke und alle anderen, die nicht ins schwarz-weiß-rote Weltbild passen, bedroht, indem man ihre Fotos, Adressen und Telefonnummern veröffentlicht. Bis heute ist die Seite im Netz verfügbar.

    Dubiose Beziehungen

    Dabei hatten die Grünen bereits im Sommer 2009 eine entsprechende parlamentarische Anfrage gestellt, worauf die Namen einiger Mitarbeiter der Seite publik wurden. Darunter auch Gottfried Küssel. Der heute 62jährige gründete 1986 die militante Neonazitruppe »Volkstreue Außerparlamentarische Opposition« (VAPO) und wurde 1993 wegen »NS-Wiederbetätigung« zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Doch erst vor wenigen Monaten begann das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), gegen Küssel und weitere Verdächtige zu ermitteln. Ende Oktober durchsuchten Beamte in Wien, Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und Tirol insgesamt 18 Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des rechten Netzwerkes. Sie beschlagnahmten Laptops, Handys und auch einige Waffen. Die Spuren führen unter anderem in die Militärakademie und das Militärgymnasium in Wien sowie in rechtsnationale Burschenschaften.

    Doch trotz der großangelegten Aktion reißt die Kritik am Vorgehen der Behörden nicht ab. So hatten die Fahnder zunächst nur eine Durchsuchung in Wien durchgeführt, alle übrigen Wohnungen wurden erst einen Tag später kontrolliert. Kaum vorstellbar, daß die Rechten nicht über die Razzia informiert waren. Mit »mehreren unabhängigen Ermittlungen, bei denen es leider zu Überschneidungen« gekommen sei, rechtfertigte BVT-Chef Peter Griedling«, die Panne Anfang November. Doch es gibt weitere Ungereimtheiten. Der Standard berichtete, daß auch der Sohn eines beim Inlandsgeheimdienst beschäftigten Beamten Kontakte zu Betreibern von »alpen-donau.info« haben soll. Die Behörde bestreitet, daß Informationen ins rechte Milieu gelangt sind. Mitte August sei der BVT-Mitarbeiter versetzt worden. Da liefen die Untersuchungen allerdings schon einige Monate. Sicher ist dagegen, daß der Name des jungen Mannes – im Gegensatz zu denen der anderen Verdächtigen – vom Innenministerium anonymisiert wurde. Ebenfalls ungewöhnlich: Obwohl der Sohn des Beamten angezeigt wurde, einer der Verantwortlichen für die Internetseite zu sein, ermittelt die Staatsanwaltschaft bislang nicht gegen ihn, meldete Der Standard.

    Schwere Vorwürfe gegen den Verfassungsschutz kommen zudem von mehreren Personen, die auf der Internetplattform bedroht wurden. Sie seien nicht kontaktiert worden, teilweise habe sich die Polizei geweigert, entsprechende Anzeigen aufzunehmen, heißt es. Der frühere Polizist und Experte für Internetkriminalität, Uwe Sailer, monierte darüber hinaus, daß die Seite noch immer nicht gesperrt ist. Gründe für die schleppenden Ermittlungen seien die »schützende Hand der Politik und die Verstrickungen der FPÖ in die einschlägige Szene« sagte Sailer der Zeitung Die Presse. Tatsächlich soll unter den Verdächtigen auch ein ehemaliger Mitarbeiter des früheren dritten Nationalratspräsidenten und Mitgliedes der Freiheitlichen Partei (FPÖ) Martin Graf sein. Auch die Betreiber von »alpen-donau.info« verweisen auf ihre Kontakte zur der rechtspopulistischen Truppe. Sailer vermutet, daß die Betreuung der Seite längst ins Ausland verlegt wurde.

    Verbindung nach Chemnitz

    Damit dürfte er nicht ganz falsch liegen. Nach Informationen von junge Welthandelt es sich bei dem zuständigen Administrator um ein Mitglied der Chemnitzer NPD. Der gelernte Kommunikationselektroniker hat eine eigene Webfirma, die auch den Internetauftritt der NPD betreut, früher war er zudem zuständig für die Seiten des »Nationalen Bündnisses Dresden«. Für eine Stellungnahme war der Mann bislang nicht zu erreichen. Die Chemnitzer Staatsanwaltschaft wurde von den österreichischen Kollegen über eine mögliche Verbindung nach Sachsen bislang nicht informiert. »Die Untersuchungen der Wiener Behörden sind mir nicht bekannt, es gibt bei uns keine entsprechenden Ermittlungen«, erklärte Oberstaatsanwalt Bernd Vogel gegenüber jW.

    Doch auch der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete Michael Leutert (Die Linke) erklärt, daß es in Zusammenhang mit »alpen-donau.info« Hinweise auf die Beteiligung sächsischer Rechtsextremisten gibt. »Den Eifer, mit dem in Sachsen gegen angebliche linksextreme Gesinnungen vorgegangen wird, sollten die Behörden besser da zeigen, wo er notwendig ist: im Kampf gegen rechts«, sagte Leutert am Dienstag gegenüber junge Welt. Der Hintergrund: Sachsen will bei der Vergabe von Fördermitteln und Preisgeldern an Vereine und Projekte künftig verlangen, daß sich die Organisationen von »linksextremen« Gruppen distanzieren.

    Quelle:

  • Gegen Rassismus

    Gegen Rassismus

    AP

    Gegen Rassismus
    Rund 100 Roma haben am Dienstag in Bukarest gegen einen Parlamentsantrag demonstriert, sie künftig in offiziellen Dokumenten nicht mehr als Roma, sondern als »Zigeuner« zu bezeichnen, weil ihr Name zu nah an »Rumäne« liege und zu Verwechslungen führen könne. Roma-Repräsentant Nicolae Gheorghe warnte, die Wiedereinführung des Begriffs »Zigeuner« werde Ängste vor Verfolgung schüren. Er erinnerte daran, daß die Nazis während des Zweiten Weltkriegs allein aus Rumänien 25000 Roma deportierten und ermordeten. Insgesamt fielen bis 1945 bis zu einer halben Million Sinti und Roma dem Rassenwahn zum Opfer. (jW)

    Quelle:

  • Sitzung des hohen Militärrats

    Sitzung des hohen Militärrats

    Der hohe Militärrat wird heute zusammenkommen. Nach Angaben des Generalstabs werden die Ratsmitglieder in den Mittagsstunden das Mausoleum von Atatürk besuchen. Auf der Tagesordnung der eintägigen Sitzung stehen Beratungen über Personal und Ausbildung der türkischen Streitkräfte sowie Disziplinarmassnahmen. Des Weiteren sollen geplante militärische Vorhaben der türkischen Streitkräfte aufgegriffen werden.

  • Zurück in die Türkei: Integrationsfachmann soll gehen

    Zurück in die Türkei: Integrationsfachmann soll gehen

    Ein in Würzburg lebender Türke soll in seine Heimat abgeschoben werden. Gesetzlich hat die Stadt angeblich keine Spielräume. Landespolitiker sehen das anders. Vielleicht muss am Ende die Härtefallkommission des Innenministeriums entscheiden.

    Hakan Cengiz kümmert sich seit Jahren in Würzburg um die Integration von Migranten. Der 29-Jährige organisiert Integrationskurse und unterstützt Eltern, die wegen Sprachproblemen nicht mit den Lehrern ihrer Kinder reden können. Cengiz kommt aus der Türkei. Dorthin soll er nach mehr als sechs Jahren in Franken abgeschoben werden.

    Während sich die Stadt im Recht sieht und sich das auch gerichtlich bestätigen ließ, ist die Empörung bei Bürgern, Politikern, dem Ausländerbeirat und Weggefährten des 29-Jährigen groß. Denn nicht nur der Türke soll zurück in seine Heimat. Auch seine hochschwangere Ehefrau und sein zweijähriger Sohn müssten Würzburg vier Monate nach der Entbindung verlassen.

    Vorbild für alle Migranten

    Der Fall ist verzwickt: „Ich bin für ein Studium hergekommen“, erklärt Cengiz, der zu Hause nicht politisch verfolgt wurde. Nur dafür erhielt er eine Aufenthaltserlaubnis. Doch dann kam alles anders. Krankheit und Trauerfälle in der Familie, finanzielle Sorgen, die Heirat. „Ich habe viel Unterrichtsstoff verpasst“, sagt der Bauingenieur. Das Studium in Darmstadt hat Cengiz nicht beendet, stattdessen vor dreieinhalb Jahren eine Teilzeitstelle beim Förderverein Main-Bildung in Würzburg angenommen. Mehr darf er derzeit laut Gesetz nicht arbeiten.

    Beim Förderverein Main-Bildung engagiert sich Cengiz für die Integration von Türken in Würzburg.

    (Foto: dpa)

    Bei dem Verein wird vor allem das Organisationstalent des Türken geschätzt. „Außerdem waren die Sprachkenntnisse von Herrn Cengiz im Türkischen und Kurdischen von enormer Wichtigkeit, um die entsprechenden Bevölkerungsgruppen anzusprechen“, erklärt Vereinsgeschäftsführer Ismail Temel. Er will den 29-Jährigen gerne voll einstellen. „Er gehört zu unseren wichtigsten Mitarbeitern, daher garantieren wir Herrn Cengiz einen Job und ein entsprechendes Gehalt.“ Der Familienvater sei ein Vorbild für alle Migranten.

    Stadtverwaltung verlangt Studiennachweise

    Doch die Stadt sind angeblich die Hände gebunden. „Herr Cengiz konnte trotz wiederholter Aufforderungen der verschiedenen zuständigen Ausländerbehörden seit 2006 keine Nachweise über sein Studium vorlegen. Selbst naheliegende Dinge wie Vorlesungsmitschriften, Manuskripte, Bestätigungen von Dozenten oder Studienkollegen konnten nicht vorgelegt werden“, heißt es bei der Stadtverwaltung.

    Der 29-Jährige gibt unumwunden zu, nur wenig Zeit an der Uni verbracht zu haben. Dass er aufgrund gesetzlicher Vorgaben nun gehen soll, versteht er sogar, dennoch: „Es gibt viele Leute, die sind seit 30 Jahren hier und können kaum Deutsch“, berichtet Cengiz. „Ich zahle meine Steuern, ich bin integriert in Deutschland.“

    Verwaltungsgericht rät Prüfung

    Cengiz lehrt Deutsch, ist ein Vorbild.

    (Foto: dpa)

    Die Integrationsleistung des Türken – für sich selbst und andere Migranten – erkennt auch das Verwaltungsgericht Würzburg an. Dort hatte der Familienvater gegen die Abschiebeentscheidung der Stadt geklagt. Das Gericht gab der Kommune zwar Recht. Zugleich könne die Stadt vielleicht prüfen, ob der Aufenthalt des Mannes nicht aus „humanitären Gründen“ zu sichern sei. Schließlich sei Cengiz in Würzburg familiär und beruflich verwurzelt.

    Die Ausländerbehörde aber blieb hart: Cengiz soll gehen, weil aus ihrer Sicht die rechtlichen Voraussetzungen für seinen Aufenthalt nicht erfüllt sind. Die Stadt vollziehe Bundesrecht und habe keine Entscheidungsspielräume, heißt es.

    Fall fürs Innenministerium

    Landtagsabgeordnete der Region haben den Fall seit längerem im Blick. Günther Felbinger von den Freien Wählern etwa überlegt, den Fall der beim Innenministerium angesiedelten Härtefallkommission vorzustellen. Die Kommission besteht aus Vertretern der christlichen Kirchen, der Landesarbeitsgemeinschaften der freien Wohlfahrtspflege und der kommunalen Spitzenverbände. Sie arbeitet nicht auf Antrag des Betroffenen, sondern aus eigenen Erwägungen.

    Auch Bürger protestieren gegen die drohende Abschiebung. „Endlich mal ein Türke, der sich hier einbringt, was arbeitet, sich integriert und solche Leute müssen dann gehen“, heißt es in einer Stellungnahme im Online-Forum der Tageszeitung „Main-Post“. „Mag sein, dass diese Entscheidung ungerecht ist, aber ein Richter muss sich an das Gesetz halten und nicht an die Gerechtigkeit“, schreibt ein anderer Leser und ergänzt: „Und dass viele Gesetze nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben, das wissen wir doch alle.“

    Angelika Röpcke, dpa

    Zurück in die Türkei: Integrationsfachmann soll gehen – n-tv.de.

  • Darf man kriminelle Fremde abschieben?

    Darf man kriminelle Fremde abschieben?

    Darf man kriminelle Fremde abschieben?

    28.11.2010 | 18:34 | WOLFGANG GREBER (Die Presse)

    Die umstrittene Volksinitiative in der Schweiz berührt Rechtsfragen, die nicht immer klar lösbar scheinen. Sie gibt aber auch Einblick in die elitäre Seele vieler Schweizer.

    Die Schweizer nahmen am Sonntag die Initiative der populistischen Schweizer Volkspartei (SVP) zur „Ausschaffung“ krimineller Ausländer an. Nun steht eine Verfassungsänderung an, nach der Fremde, die in der Schweiz wegen schwerer Delikte wie Mord und Raub rechtskräftig verurteilt werden, automatisch abgeschoben werden und fünf bis 15 Jahre Schweiz-Verbot erhalten. Das blüht auch dem, der Sozialhilfe missbraucht.

    Die SVP argumentierte mit der hohen Kriminalitätsrate unter Ausländern; ein Faktum, das auch in Österreich kaum noch bestritten wird. Fremde sollten sich laut SVP wie Gäste verhalten und die Regeln befolgen, sonst fliegen sie raus. So unmenschlich ist das an sich nicht. Wer in einem anderen Land leben will, soll sich korrekt benehmen. Da geht’s nicht um Unterwürfigkeit, sondern auch um den Schutz des Fremden selbst – speziell, wenn er Flüchtling ist: Wer aus seinem Land geflohen ist, sollte so handeln, dass er nicht wieder zurückmuss.

    Zudem kennt das allgemeine Völkerrecht kein individuelles Recht der freien Aufenthaltswahl im Ausland. Jedem Staat steht es frei, Fremde einzulassen und auszuweisen, und mitunter ohne Begründung. Internationale Verträge haben diese Territorialhoheit allerdings begrenzt, und dort setzten die Gegner der Initiative an: Automatische Abschiebungen seien völkerrechtlich illegal, speziell in Staaten, in denen dem Betreffenden Folter drohe. Bei EU-Bürgern verletze die Initiative den Vertrag EU/Schweiz zur Freizügigkeit des Personenverkehrs. Und natürlich seien die Abschiebungen „diskriminierend“ – ein gängiger Vorwurf, den man zur Sicherheit immer behaupten kann.

    Viele Medien gaben diese Kritik juristisch dürftig überprüft wieder. So fordert die SVP in der Tat nicht, das Verbot der Ausweisung in „Folterstaaten“ laut Anti-Folter- und Flüchtlingskonvention der UN zu kippen; es bleibt auch weiter in Artikel 25 Schweizer Grundgesetz. In einen Rechtssumpf tappt man aber beim Freizügigkeitsabkommen: EU-Bürger dürfen in der Schweiz leben, solange sie sich den Aufenthalt finanzieren können. Doch eine unpräzise Vertragsklausel macht das Recht beschränkbar, aus „Gründen der öffentlichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit“. Laut Juristen sind damit weitgehende Abschiebemaßnahmen legitimierbar; im Übrigen sind auch innerhalb der EU Ausweisungen möglich, doch in eng definierten Grenzen.

    Noch ein Problem: die mögliche Verletzung des Rechts auf Familienleben (Artikel 8 Europäische Menschenrechtskonvention), wenn etwa ein Familienvater gehen soll. Nur sagt der Artikel auch, dass das Recht aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und zur Verhinderung von Delikten beschnitten werden kann – wieder eine wolkige Klausel.

    Hauptknackpunkt aber ist die Ausweiseautomatik. Laut Schweizer und EU-Recht ist stets zu prüfen, ob eine Ausweisung verhältnismäßig ist und vom Verurteilten weiter Gefahr ausgeht. Wenn dazu die SVP einwendet, dass ja auch EU-intern Ausweisungen möglich sind, ist das ein Schuss ins Knie: Dieselbe EU-Norm (Richtlinie 2004/38) sagt, dass eine Verurteilung allein dafür nicht reicht. Im Übrigen besagt der UN-Menschenrechtspakt II von 1966, dass es gegen Ausweisungen staatliche Rechtsmittel geben muss. Insgesamt ist die Ausweiseautomatik kaum haltbar und vor allem zum Gaudium von Stammtischrichtern gedacht.

    Dieses populistische Motiv ist es auch, das – bei allen nachvollziehbaren Argumenten – die Ausschaffungsinitiative durchzieht und damit auch ein gewisses Klima in der Schweiz offenbart, etwa diese verbissene „Wir sind besser als alle anderen“-Attitüde. Die wachsende Anti-Ausländer-Haltung, bei der es nicht nur gegen Afrikaner und Osteuropäer geht, sondern auch gegen Deutsche oder Österreicher, legt auch eine gewisse Schizophrenie bloß: Auf der einen Seite sollen ausländische Mörder, Räuber und Dealer aus der Schweiz geworfen werden, andererseits wurden und werden dort Gewaltherrscher, Diktatoren, Mafiosi und schwindlige Geschäftemacher, deren Geld oft fragwürdiger Herkunft ist, mit einem „Grüezi“ aufgenommen.

    Es ist diese (im Grunde pragmatische) Rosinen-aus-dem-Kuchen-Picker-Mentalität, die diese Initiative letztlich unverfroren erscheinen lässt.

    E-Mails an: wolfgang.greber@diepresse.com

  • Enthüllungen führen US-Verbündete vor

    Enthüllungen führen US-Verbündete vor

    Foto: AFP

    Wikileaks veröffentlicht Dokumente
    Enthüllungen führen US-Verbündete vor

    Washington (RPO). Lästereien über Politiker, geheime Allianzen gegen den Iran, Zweifel an der Verlässlichkeit der Türkei und Sammlung von biometrischen Daten –Wikileaks hat mehr als 250.000 teils geheime Dokumente aus dem US-Außenministerium veröffentlicht, die Aufschluss über die Arbeitsweisen der USA geben.
    Die Internetplattform Wikileaks hat mehr als 250.000 teils geheime Dokumente aus dem US-Außenministerium veröffentlicht, die verschiedenen Medien zufolge unter anderem belegen, dass Washington Mitarbeiter der Vereinten Nationen ausspionieren lässt und arabische Staaten eine Zerstörung des iranischen Atomprogramms gefordert haben. Die Dokumente stammen zum größten Teil aus der Zeit von 2003 bis Ende Februar 2010, wie der „Spiegel“ berichtet. Bereits im Juli hatte Wikileaks unter anderem mit dem Magazin kooperiert, als es Zehntausende US-Militärakten über den Krieg in Afghanistan veröffentlichte.
    In den Unterlagen geht es unter anderem um die Befürchtungen der USA, Israels und arabischer Staaten gegenüber dem iranischen Atomprogramm, die Bedenken Washingtons wegen des Atomwaffenarsenals Pakistans und Diskussionen über eine vereinte koreanische Halbinsel als langfristige Lösung für das aggressive Verhalten Pjöngjangs. US-Diplomaten hätten „eine geheime Allianz arabischer Staaten gegen Iran und sein Atomprogramm geschmiedet“, schrieb der „Spiegel“. Der „Guardian“ berichtete, der saudische König Abdullah habe die USA mehrfach aufgefordert, das Teheraner Atomprogramm mit einem Angriff auf den Iran zu zerstören. Vertreter Jordaniens und aus Bahrain hätten offen dazu aufgerufen, das iranische Nuklearprogramm mit allen Mitteln zu beenden.
    Diplomaten sollen offenbar biometrische Daten sammeln
    Den Berichten zufolge wurden amerikanische Diplomaten bei den Vereinten Nationen aufgefordert, Daten über UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, seine Mitarbeiter und Diplomaten anderer Länder auszuspähen. Zu sammeln seien unter anderem persönliche Kreditkarteninformationen, Passwörter und biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Scans der Netzhaut, zitierte der „Spiegel“ unter anderem aus einem von US-Außenministerin Hillary Clinton abgezeichneten Papier vom Juli 2009.
    Aus den Unterlagen geht den Medienberichten zufolge außerdem hervor, dass die USA sich mit teils handfesten Geschäften die Zusage verschiedener Staaten zur Aufnahme ehemaliger Guantánamo-Häftlinge sicherten. Slowenien wurde demnach deutlich gemacht, dass ein Treffen seines Staatschefs mit US-Präsident Barack Obama von einem Ja abhängig gemacht werde. Der Pazifikinsel Kiribati seien für die Aufnahme einer Gruppe Ex-Insassen mehrere Millionen Dollar geboten worden.
    Große Zweifel sollen die US-Diplomaten an der Verlässlichkeit der Türkei hegen. Der „Spiegel“ berichtet, die türkische Führung sei zerstritten. Außerdem übe Außenminister Ahmet Davutoglu islamistischen Einfluss auf Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan aus, der islamistische Banker in einflussreiche Positionen gehoben habe und sich fast ausschließlich über Islamisten nahestehende Zeitungen informiere.
    Teflon-Merkel und und Alpha-Putin
    Außerdem belegen die Wikileaks-Dokumente offenbar, wie wenig schmeichelhaft US-Diplomaten Politiker in aller Welt beurteilen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wird laut „Spiegel“ als inkompetent und eitel beschrieben. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird als risikoscheu, aber auch pragmatisch beurteilt. Wortwörtlich heißt es: „Wenn sie in die Enge gedrängt wird, kann Merkel beharrlich sein, aber sie meidet das Risiko und ist selten kreativ.“
    In außenpolitischen Fragen betrachten die Amerikaner das Bundeskanzleramt als den besseren Ansprechpartner. Im Vergleich zu Westerwelle habe Kanzlerin Merkel „mehr Erfahrung in Regierungsarbeit und Außenpolitik“. Dass diese Einschätzungen nun publik werden, kommt für den Außenminister einer Demütigung gleich. Doch auch mit Merkel fremdelten die US-Vertreter, intern werde sie in den Berichten „Angela ‚Teflon‘ Merkel“ genannt, weil viel an ihr abgleite.
    Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verspotten die Amerikaner hingegen den Vorab-Berichten zufolge als Kaiser ohne Kleider, Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew charakterisieren sie als „blass und zögerlich“, dessen Vorgänger Wladimir Putin als „Alpha-Rüde“.
    Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi gilt der „Times“ zufolge zunehmend als Sprachrohr des russischen Regierungschefs Wladimir Putin in Europa.
    Weißes Haus verurteilt Veröffentlichung
    Das Weiße Haus verurteilte die Veröffentlichung. Wikileaks handele „rücksichtslos und gefährlich“, sagte Sprecher Robert Gibbs. Tatsächlich seien die veröffentlichten Unterlagen seien „der GAU für die amerikanische Außenpolitik“, schrieb der „Spiegel“ am Sonntag vorab. Die Depeschen enthielten unter anderem heikle Informationen über internationale Waffengeschäfte und hielten „Amerikas zuweilen arroganten Blick auf die Welt“ fest. Auch die Zeitungen „New York Times“ in den USA, der „Guardian“ in Großbritannien, „Le Monde“ in Frankreich und „El País“ in Spanien hatte die Dokumente vorab zur Verfügung gestellt bekommen und am Sonntagabend zum Teil veröffentlicht.
    Wikileaks-Gründer Julian Assange erklärte, Washington versuche mutmaßliche Beweise zu „Menschenrechtsverletzungen und weiterem kriminellen Verhalten“ der US-Regierung zu vertuschen. Die Veröffentlichungen zeigten den Widerspruch auf zwischen dem öffentlichen Bild der USA und dem, was Washington „hinter verschlossenen Türen sagt“.
    Kurz vor der Veröffentlichung berichtete Wikileaks von einer Cyber-Attacke auf seine Webseite. Die Plattform, die am Sonntag offenbar vorübergehend nicht erreichbar war, sei einer sogenannten Denial-of-Service-Attacke ausgesetzt.

    erstellt am: 29.11.2010
    URL: www.rp-online.de/politik/ausland/Enthuellungen-fuehren-US-Verbuendete-vor_aid_936055.html

  • Türkischer Pass für Synoden-Mitglieder

    Türkischer Pass für Synoden-Mitglieder

    Die griechisch-orthodoxe Kirche Agia Efimia in Istanbul
    Foto: dpa

    29.11.2010

    Türkischer Pass für Synoden-Mitglieder
    Orthodoxe Christen bekommen mehr Freiheit

    Von Jan Keetman, Istanbul

    In den Fortschrittsberichten der EU bekommt die Türkei regelmäßig schlechte Noten in Sachen Religionsfreiheit. Betroffen sind Alewiten und Christen. Zumindest für letztere kündigen sich jetzt Veränderungen an.
    Beim Dauerthema – sunnitisch-islamischer Religionsunterricht für die alewitische Minderheit – gibt es keine Fortschritte. Doch bei christlichen Minderheiten, insbesondere den griechisch-orthodoxen ist einiges in Bewegung geraten.
    Der türkische Staat ist über seinen Schatten gesprungen und hat einen kleinlichen Streit mit dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel beigelegt. Der Patriarch trägt in seinem Titel das Adjektiv »ökumenisch«, das heißt »universal«. Nach der Gründung des türkischen Nationalstaates stieß man sich daran, dass ein Geistlicher in der Türkei einen Titel gebraucht, der sein Amt als universal und damit nicht nur als zur Türkei gehörend ausweist. Nationalisten liefen gegen den Titel Sturm. Einladungen auf denen der Titel »Ökumenischer Patriarch« zu lesen war, wurden von Staatsvertretern boykottiert.
    Der für die Beziehungen zur Europäischen Union zuständige Minister Egemen Bagis hat nun anlässlich einer Konferenz in Brüssel sinngemäß gesagt, der Titel sei ein religiöser Titel und der Staat werde sich da nicht einmischen.
    »Etwas anderes wollen wir ja gar nicht«, sagt der Priester Dositheos Anagnostopoulos, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Patriarchen zuständig ist. Der Staat müsse den Titel ja nicht anerkennen, »wir haben den einfach und zwar seit sechzehnhundert Jahren«.
    Der Amtssitz des Patriarchen im Istanbuler Stadtteil Fener ist ein ganz eigener Ort. In den meist leeren Gängen, in denen nur ab und zu ein paar Worte auf Griechisch zu hören sind, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wie um dem Gang der Zeit gänzlich zu trotzen, hängt an der Fassade der angeschlossenen Georgskirche noch immer der Doppeladler, das Wappen der letzten byzantinischen Kaiser.
    Noch vor kurzem sah es so aus, als warte der türkische Staat nur noch auf das Ende der Institution. Dies stand durchaus zu befürchten, denn es wurde schwer, das Personal zu erneuern. Ein Grund hierfür war die Schließung des einzigen orthodoxen Priesterseminars in der Türkei auf der Insel Heybeliada (griechisch Chalki) bei Istanbul im Jahre 1971.
    Die dadurch hervorgerufene Nachwuchskrise wurde durch zwei andere Faktoren verstärkt. 1924 teilte der Präfekt von Istanbul dem Patriarchat mit, der Patriarch müsse türkischer Staatsbürger sein. Nach türkischer Auffassung ist damit zwingend verbunden, dass auch die Synode, die einen neuen Patriarchen wählt, aus türkischen Staatsbürgern zu bestehen hat. Die Synode wird aber turnusgemäß aus den fast weltweit verstreut residierenden orthodoxen Metropoliten zusammengesetzt, die natürlich nicht alle aus der Türkei stammen. Dazu hat die Zahl der Griechen in Istanbul dramatisch abgenommen, von 110 000 in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf zirka 2500 heute.
    Im Sommer zeigte sich der türkische Ministerpräsident kompromissbereit. Die Mitglieder der Synode können die türkische Staatsbürgerschaft als zweite Staatsbürgerschaft erhalten. 13 Anträge auf türkische Staatsbürgerschaft wurden bereits positiv beschieden, andere werden bearbeitet.
    Anagnostopoulos ist aufgrund dieser Entwicklungen nun recht zuversichtlich. Außerdem hätten nun doch einige Leute »in der Regierungspartei, aber auch außerhalb davon« eingesehen, dass Religionsfreiheit für die Türkei notwendig sei. »Nie war ich so optimistisch wie jetzt«, sagt Anagnostopoulos. Ganz zufrieden ist er aber noch nicht. Noch immer fehlt das wichtigste für den Fortbestand des Patriarchats, das Priesterseminar auf Chalki.
    URL:

  • Großbrand in historischem Bahnhof in Istanbul

    Großbrand in historischem Bahnhof in Istanbul

    Ein Großbrand hat große Teile des historischen Bahnhof Haydarpasa in Istanbul zerstört. Die Feuerwehr konnte die Flammen nach mehreren Stunden unter Kontrolle bringen. Das Feuer war im Dachstuhl während Restaurierungsarbeiten ausgebrochen und hatte sich auf das Gebäude ausgedehnt.

    Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

    Flammen schlagen aus dem Dachstuhl des Bahnhofs Haydarpasa.

    Ein schwerer Brand hat große Teile des historischen Bahnhofs Haydarpasa am asiatischen Bosporusufer von Istanbul zerstört. Wie Selami Öztürk, der Bürgermeister des Stadtteils Kadikoy mitteilte, war das Feuer war im Dachstuhl ausgebrochen und hatte sich dann auf das Gebäude ausgedehnt, das zur Zeit renoviert wird. Nach einem mehrstündigen Einsatz gelang es der am frühen Abend der Feuerwehr, die sowohl vom Wasser als auch Land aus den Brand bekämpfte, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen. Über den Umfang des Schadens liegen noch keine Schätzungen vor. Personen sollen nicht verletzt worden sein.

    Das Werk deutscher Architekten

    Der Istanbuler Bahnhof Haydarpasa wurde 1906 nach Plänen deutscher Architekten erbaut und war der Ausgangspunkt der legendären Bagdad-Bahn. Mit ihr sollte das Osmanische Reich, das mit dem Deutschen Reich unter Wilhelm II. verbündet war, besser erschlossen werden. Noch heute fahren von hier aus einmal in der Woche Züge nach Teheran und Damaskus.

    Die Feuerwehr war mehrere Stunden im Einsatz.

    Größter Bahnhof auf Istanbuls asiatischer Seite

    Die Station Haydarpasa ist der größte Bahnhof Istanbuls auf der asiatischen Seite und liegt gegenüber der größten europäischen Station der Stadt in Sirkeci, die lange Jahre die Endstation des Orient-Expresses war. Gäste, die von Mitteleuropa in den Orient fuhren, stiegen in Sirkeci auf eine Bosporusfähre und konnten dann von Haydarpasa aus ihre Reise mit dem Zug fortsetzen. Das Bahnhofsgebäude von Haydarpasa ruht, wie der Chef der türkischen Architektenkammer im Fernsehen mitteilte, auf 220 hölzernen Balken.

    Umbau in Hotel geplant

    Über die Ursache des Großbrandes herrscht noch Unklarheit. Es kursieren allerdings Gerüchte, nach denen es möglicherweise eine Protestaktion gewesen sein könnte. Denn der historische Bahnhof soll zum Ärger zahlreicher Istanbuler in einen Hotelkomplex umgebaut werden.

    via Großbrand in historischem Bahnhof in Istanbul | tagesschau.de.

  • Probleme der Hochschulen

    Probleme der Hochschulen

    Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat im Dolmabahce Palast Rektoren verschiedener Universitäten empfangen.

    In Istanbul werden die Probleme der Hochschulen auf den Tisch gelegt.
    In Istanbul werden die Probleme der Hochschulen auf den Tisch gelegt.

    Es ist das erste von den zwei geplanten Rektorentreffen unter Leitung von Ministerpräsident Erdogan. Das zweite Treffen wird am 4. Dezember stattfinden.

    An dem Treffen nehmen auch der Vorsitzende des Hochschlurates, Prof. Dr. Yusuf Ziya Özcan, Mitglieder des Hochschulrates, Bildungsministerin Nimet Cubukcu, Finanzminister Mehmet Simsek sowie der stellvertretende Vorsitzende der AKP, Hüseyin Celik teil.

    Anfang November hatte Ministerpräsident Erdogan auf einer Konferenz von der Notwendigkeit einer dringenden Reform des Hochschulrates gesprochen. Das Treffen findet auf Initiative des Vorsitzenden des Hochschulrates statt.

    Im Mittelpunkt werden die Probleme der Hochschulen sowie die Rektorenwahl stehen. Ferner soll auch das Kopftuchproblem an Hochschulen in die Hand genommen werden.

  • Politik: „Multikulti ist Realität“

    Politik: „Multikulti ist Realität“

    Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch

    Mannheim. Nein, der Name Thilo Sarrazin fällt nicht. Als Klaus Wowereit bei der „Zukunftswerkstatt“ der SPD am vergangenen Samstag in Mannheim vor seinen Genossen zum Thema Integration spricht, da erwähnt er nur vage einen „selbst ernannten Genforscher“ und ein gewisses „Buch, das es sogar in die Bestseller-Listen geschafft hat“. Doch der Name seines ehemaligen Finanzsenators kommt Berlins Regierendem Bürgermeister nicht über die Lippen. Dabei besteht Wowereits Rede vor allem darin, die Thesen von Sarrazins Buch über die angebliche Integrationsunwilligkeit von Muslimen zu widerlegen.

    Die SPD-Vorderen, die bei Zukunftswerkstätten wie der in Mannheim mit Mitgliedern und Interessierten ins Gespräch kommen wollen, geben sich optimistisch. „Wir können millionenfach den Beweis erbringen, dass Integration in Deutschland in den letzten Jahren erfolgreich gewesen ist“, ruft der stellvertretende Parteivorsitzende Wowereit, den seine Partei am gleichen Wochenende wieder als Spitzenkandidaten für die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus aufgestellt hat.

    „Multikulti ist nicht gescheitert. Multikulti ist Realität in Deutschland“, sagt er und greift die Kanzlerin an, die das Gegenteil behauptet. Integrationsgipfel im Kanzleramt zu veranstalten sei schön und gut. Doch dann dürfe man im Kabinettssaal nicht kurz danach die Fördermittel für die Soziale Stadt kürzen, von denen viele Integrationsprojekte in den Kommunen abhängig seien. Bei den rund 300 Zuhörern im Stadthaus kommt das gut an.

    Schmid mahnt zu Anstrengungen

    Für die nachdenklichen Töne ist Baden-Württembergs SPD-Landeschef Nils Schmid zuständig. „Integration wird erst dann gelungen sein, wenn wir den ersten Feuerwehrkommandanten, den ersten Bürgermeister mit Migrationshintergrund haben“. Schmid erzählt von seiner türkischstämmigen Frau, die es geschafft habe, mit türkischem Abitur in Deutschland zu studieren. „Wir müssen dafür sorgen, dass kein einziges dieser jungen Talente verloren geht. Das ist die Aufgabe der Sozialdemokratie.“

    Und wie hält die SPD es mit der Integration? Diese Frage muss Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz beantworten, nachdem ein Zuhörer einen Zettel auf das Podium gereicht hat, wo er gemeinsam mit Wowereit, Schmid und der Landtagsabgeordneten Helen Heberer sitzt. Warum dort oben eigentlich kein Migrant sei, will der anonyme Fragesteller wissen. Kurz räumt ein, dass es Nachholbedarf gebe. Gleichzeitig seien aber auch die Migranten aufgefordert, sich politisch zu engagieren und dabei zu bleiben – auch wenn es mit der Wahl in den Stadtrat nicht beim ersten Mal klappe. Das Angebot aber sei da, versichert der OB einer Stadt, in der jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund hat. „Wir müssen Ermöglicher sein für Erfolgsgeschichten in unserer Gesellschaft.“

    Mannheimer Morgen

    29. November 2010

    via Politik: „Multikulti ist Realität“.

  • PM: Frau Schröder surft auf Sarrazin-Welle

    PM: Frau Schröder surft auf Sarrazin-Welle

    Autor: Memet Kilic

    Zur Vorstellung zweier Studien über Gewalttätigkeit unter männlichen muslimischen Jugendlichen durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, erklärten Memet Kilic, Sprecher für Integrations- und Migrationspolitik, und Kai Gehring, Sprecher für Jugendpolitik:

    Frau Schröder hat schon im Vorfeld der Studien erhöhte Gewaltbereitschaft unter jungen Muslimen verkündet und deren kulturelle Wurzeln als Ursache hervorgehoben. Die von ihr selbst in Auftrag gegebenen Studien haben jedoch Schröders Aussagen als Vorurteile widerlegt. Für eine höhere Gewaltbereitschaft junger Muslime gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg.

    Es ist nicht die Aufgabe der Familienministerin, soziale Probleme zu ethnisieren und die Gesellschaft zu spalten. Es geht hier um Jugendliche, die in Deutschland aufgewachsen sind. Nicht Religion oder die Einwanderungsgeschichte sind die entscheidende Ursache für Jugendgewalt, sondern Chancen- und Perspektivlosigkeit. Eine gute Ausbildung und gute Jugendarbeit sind die beste Prävention.

    Statt Herrn Sarrazin nachzueifern, sollte Frau Schröder Lösungen liefern, wie sie die Benachteiligung von Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt beseitigen möchte.

    Presseartikel dazu:
    27.11.2010 Berliner Morgenpost “Grüne kritisieren Schröder”
    27.11.2010 Hamburger Abendblatt “Schröder kritisiert Machokultur bei muslimischen Jugendlichen”
    27.11.2010 Junge Welt “Ministerin startet neue Attacke gegen Muslime”
    26.11.2010 ZDF heute “Schröder: Junge Muslime gewaltbereiter als Nicht-Muslime”
    26.11.2010 Spiegel Online “Islam, Gewalt und scheinbare Zusammenhänge”
    26.11.2010 Süddeutsche Zeitung “John Wayne in der Disco”
    26.11.2010 FAZ “Schröder beklagt gefährlichen Dreiklang”
    26.11.2010 Neue Osnabrücker Zeitung “Ministerin kritisiert Machokultur”
    26.11.2010 evangelisch.de “Forscher: Keine gestiegene Gewalt bei jungen Muslimen”
    26.11.2010 Der Westen “Junge Muslime laut Schröder erhöht gewaltbereit”
    26.11.2010 Donaukurier “Kein Beleg für gestiegene Gewaltbereitschaft bei Muslimen”
    26.11.2010 OTZ “Schröder: Junge Muslime haben erhöhtes Gewaltpotenzial”
    26.11.2010 Cityinfo Aktuell “Schröder: Junge Muslime haben erhöhtes Gewaltpotenzial”

    Presseartikel dazu auf Türkisch:
    26.11.2010 Deutsche Welle World “Berlin’de Müslümanlık ve şiddet polemiği”

  • Integration geht nur über Sprache?

    Integration geht nur über Sprache?

    Sie ist der Literatur-Star des Jahres: Melinda Nadj Abonji hat erst den Deutschen und dann den Schweizer Buchpreis bekommen. Ein Gespräch über Ruhm, Integration und Sprache.

    Sie ist der Literatur-Star des Jahres: Melinda Nadj Abonji hat erst den Deutschen und dann den Schweizer Buchpreis bekommen. Ein Gespräch über Ruhm, Integration und Sprache.

    Frau Abonji, Sie haben in diesem Jahr erst den Deutschen Buchpreis, dann den Schweizer Buchpreis erhalten. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?

    Es war eine sehr dichte Zeit mit vielen Lesungen, vielen Interviews und vielen schönen Begegnungen. Ganz anders als die Zeit davor, in der ich fast sechs Jahre lang sehr still und zurückgezogen gearbeitet habe.

    Mal ehrlich, haben Sie mit einem der Preise heimlich gerechnet?

    Natürlich habe ich gewusst, dass es den Deutschen Buchpreis und den Schweizer Buchpreis gibt. Aber es war alles sehr eng mit dem Romanabschluss. Ich habe bis zum Schluss daran gearbeitet und an Details gefeilt. Und dann hat der Verlag gesagt, sie wollen das noch für den Deutschen und Schweizer Buchpreis eingeben. Dann habe ich sie angeschaut und gesagt, wenn ihr das tun wollt, dann macht mal. Und habe mich nicht weiter darum gekümmert.

    In Ihrem Roman geht es auch um die Frage der Integration. In Deutschland tobte dazu in den vergangenen Monaten eine sehr heftig Debatte. Wie haben Sie das verfolgt?

    Ich empfinde die Art der Debatten sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz vor allem als ressentimentbeladen. Sie lösen das nicht, worüber man eigentlich reden sollte, nämlich die Frage, wie können Menschen unterschiedlicher Herkunft wirklich Interesse aneinander haben und sich nicht irgendwie gegenseitig Dinge vorwerfen.

    Wie könnte man das denn lösen?

    Wir können als Beispiel die Sprache nehmen. Die Sprache ist enorm wichtig, um überhaupt die Menschen in dem neuen Land zu verstehen. Und ich finde, dass die Leute Deutschkurse besuchen müssen. Aber es ist natürlich auch so, dass gerade Leute, die wenig Geld haben und schlecht ausgebildet sind, mehr arbeiten müssen. Also muss man schauen, dass die Betriebe auch bereit sind, solche Deutschkurse zu ermöglichen. Bei den Kindern, glaube ich, ist es total wichtig, dass sie zum Beispiel in ihrer Muttersprache eine Schule besuchen dürfen. Wenn man ein schlechter Schüler ist, ist man das ja nicht nur in Deutsch, sondern in allen Fächern, wenn man die Sprache nicht kann. Das kann nicht damit zu tun haben, dass die Kinder von Ausländerfamilien aus Osteuropa oder von südlichen Ländern einfach dümmer sind. Die haben wegen dieses Sprachdefizits weniger Möglichkeiten.

    Entgegen einer These, die ja auch Thilo Sarrazin vertritt, dass Ausländer, die hier leben wollen, sich anpassen müssen, warnen Sie vor zu viel Anpassung.

    Ja, zu viel Anpassung, übertriebene Assimilation, bedeutet eben auch eine kulturelle Aushöhlung der Menschen. Man verliert dann das Gefühl für sich selber. Ich glaube, es gibt eine Leere, wenn man beispielsweise die eigene Sprache nicht sprechen darf.

    Sie haben in Ihrem Roman eine ganz eigene Sprache entwickelt. Wie haben Sie die gefunden?

    Als ich vor sechs Jahren angefangen habe, den Text zu schreiben, habe ich sofort das Gefühl gehabt, dass das der richtige Ton ist. Das erste Kapitel hat sich seither eigentlich gar nicht verändert. Da war dieser Ton schon da, die Art der Sätze, der Rhythmus.

    Welche Rolle hat dabei Ihre eigene Geschichte und Herkunft gespielt?

    Die verschiedenen Sprachen spielen eine große Rolle. Ich habe auch mit ungarischem Sprachmaterial gearbeitet, mit schweizerdeutschen Einsprengseln, mit einer Syntax, die serbokroatisch gefärbt ist. Ich habe wirklich versucht, das, was eine Gemeinschaft ausmacht, nämlich die verschiedenen Sprachen und Dialekte, in diesen Text einzubauen. Das war mir sehr wichtig, dass es da nicht irgendeinen Erzähler gibt, der irgendwo oben sitzt und das Ganze im Griff hat, sondern ich wollte richtig eintauchen in diese Welt.

    Fragen: Michael Lünstroth

    via?Integration geht nur über Sprache? | SÜDKURIER Online.

  • Einmal Deutschland und zurück

    Einmal Deutschland und zurück

    Im Jahr 2009 lebten etwa 2,5 Millionen Türken in Deutschland. Jährlich kehren schätzungsweise rund 40 000 in die Türkei zurück. Im Jahr 2008 waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 34 800 – die Zahl betrifft allerdings nur türkische Staatsbürger. Dazu kommen Türken mit deutschem Pass, die aber in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen sind.

    Wie viele insgesamt seit der ersten Rückkehrwelle in den 80er-Jahren zurückgekehrt sind, ist sehr schwer zu sagen, zumal auch viele nach einem gescheiterten Versuch, in der Türkei eine Existenz aufzubauen, nach Deutschland zurückkehren. Insgesamt schätzt man jedoch, dass viele Hunderttausend, vielleicht eine halbe Million Türken oder mehr, seit 1980 in ihre „Heimat“ zurückgekehrt sind. Bemerkenswert ist, dass das Leben in Deutschland viele Türken islamischer werden ließ. Im Jahr 2000 nannten sich rund 56 Prozent der Türken in Deutschland „sehr“ oder „eher“ religiös. 2009 war die Zahl auf 75 Prozent gestiegen. Am stärksten wuchs die Zahl der „sehr“ religiös eingestellten Deutschtürken, von etwas mehr als 7 Prozent im Jahr 2000 auf fast 20 Prozent 2009. oky

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    via Einmal Deutschland und zurück – Nachrichten Print – DIE WELT – Politik – WELT ONLINE.

  • Deutschland: Merkel über EU-Mitgliedschaft der Türkei

    Deutschland: Merkel über EU-Mitgliedschaft der Türkei

    Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für die Einhaltung des Ankaraner Protokolls und die Lösung der Zypern-Frage ausgesprochen.

    Bundeskanzlerin Merkel bezeichnet die Türkei als einen wichtigen Verbündeten
    Bundeskanzlerin Merkel bezeichnet die Türkei als einen wichtigen Verbündeten

    Merkel kam in Berlin mit Vertretern der türkischen Medien zusammen und bewertete die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU. Dabei bezeichnete sie das Ankaraner Protokoll als ein Hindernis gegen die EU-Mitgliedschaft der Türkei. Daher müsse das Protokoll eingehalten werden. Merkel kündigte Kontakte in Südzypern Anfang 2011 an, um die in dieser Angelegenheit auf sie zufallenden Aufgaben zu erfüllen. Die Türkei sei ein bedeutender Verbündeter im Nahen Osten, und in Organisationen wie G-20 und NATO. Deutschland halte die zuvor im Zusammenhang mit der EU-Mitgliedschaft der Türkei vereinbarten Abkommen ein.

    Im Zusammenhang mit der Migration-Problematik sagte Merkel, dass sie auch die Bundeskanzlerin aller Menschen mit Migrationshintergrund ist.

  • Gül will weiterhin Beziehungen zu Armenien normalisieren

    Gül will weiterhin Beziehungen zu Armenien normalisieren

    Der türkische Präsident Gül wird in Bern von Bundespräsidentin Leuthard empfangen. (Bild: Reuters)
    Der türkische Präsident Gül wird in Bern von Bundespräsidentin Leuthard empfangen. (Bild: Reuters)

    Der türkische Präsident Gül hat bei seinem Besuch in der Schweiz deutlich gemacht, dass die Türkei weiterhin die Beziehungen zu Armenien normalisieren will. Die Probleme müssten gelöst werden, sagte Gül in Bern.

    (sda) Der türkische Präsident Abdullah Gül ist bei seinem Staatsbesuch in der Schweiz von Bundespräsidentin Doris Leuthard und dem Gesamtbundesrat empfangen worden. Dabei machte Gül deutlich, dass die Türkei weiterhin an einer Normalisierung der Beziehungen zu Armenien interessiert ist.

    «Die Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien ist uns sehr wichtig», sagte Gül vor den Medien in Bern. Man müsse dabei aber die ganze Kaukasus-Region im Auge behalten: Georgien, Aserbaidschan, Nagorni Karabach.

    Die Probleme müssten gelöst werden. Die Türkei setze sich für Stabilität im Kaukasus ein. «Wir sind bereit, dafür einen Beitrag zu leisten», sagte Gül. Man müsse Mauern abbauen. Das sei auch wichtig für die Energieversorgung. Immerhin führen durch den Kaukasus mehrere grosse Öl- und Gasleitungen vom Kaspischen Raum durch die Türkei nach Europa.

    via Gül will weiterhin Beziehungen zu Armenien normalisieren (International, NZZ Online).

  • Ratingagentur Fitch erhöht Note

    Ratingagentur Fitch erhöht Note

    Die Internationale Kreditratingagentur Fitch hat die Kreditnote der Türkei von ‚stabil‘ auf ‚positiv‘ hochgestuft. Die Rating-Agentur Fitch, die als einzige ein Büro in der Türkei unterhält, bestätigte die BB+ Note für die Türkei. In einer entsprechenden Erklaerung von Fitch heißt es, die sichtbare Revision, die starke wirtschaftliche Erholung, die Erholung der öffentlichen Finanzen und das Vertrauen auf die Fortsetzung des Wirtschaftwandels sowie der Stabilität hätten zu der Benotung geführt. Ferner wies Fitch darauf hin, dass die Außenverschuldung der Türkei und die Schuldentilgungsrate höher seien, als die der Länder mit vergleichbarer Kreditnote.

  • Generalverdacht bleibt

    Generalverdacht bleibt

    Ausschau halten – Freitagsgebet in Berlin
    Foto: AP

    Generalverdacht bleibt
    Von Rüdiger Göbel

    Wenn die Abwehr islamistischer Terrorgefahr so verläuft wie die Verfolgung antiislamischer Gewalttäter, kann man vermutlich anfangen zu beten. Am 19.November, zwei Tage nach dem von Bundesinnenminister Thomas de Maizière proklamierten Terroralarm, wurde die Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln mit einem Brandsatz attackiert. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Das Feuer am größten islamischen Gotteshaus in der Hauptstadt wurde vorsätzlich gelegt, soviel stand rasch fest. Ein Mitarbeiter der Moschee hatte das Feuer am frühen Morgen entdeckt und selbst gelöscht. Menschen wurden nicht verletzt. Bisher gebe es noch keine konkreten Hinweise auf mögliche Täter, erklärte die Polizei am Donnerstag auf Nachfrage von dapd. Wie die Nachrichtenagentur weiter meldete, wollten Kriminalbeamte gestern Videobänder der Überwachungskameras sichten. Am Tag sieben nach einem Terrorakt gegen Muslime fängt man an, Bildmaterial auszuwerten …

    Nach Angaben von Ender Cetin, Sprecher der für die Moschee zuständigen Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), war der Anschlag auf das Gotteshaus am Columbiadamm bereits der vierte Vorfall dieser Art. Eine Moschee in Spandau wurde zudem mit Parolen beschmiert. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland konstatiert vor dem Hintergrund der neu entfachten Terrordiskussion ein wachsendes »Klima der Angst« innerhalb der islamischen Gemeinde. Es gebe in jüngster Zeit eine Zunahme von »Haß-Mails«, Übergriffe auf Muslime und Anschläge auf Moscheen, erklärte Verbandschef Aiman Mazyek am Dienstag dieser Woche. Der Zentralratsvorsitzende äußerte Befürchtungen vor einem voreiligen Verdacht gegen Menschen muslimischen Glaubens, weil die Trennschärfe zwischen Islam, Terror und Muslimen zunehmend schwinde.

    Politiker wie Stefan Müller tun das ihre dazu. Die 2500 Moscheegemeinden in Deutschland »sind aufgerufen, angesichts der zugespitzen Lage besonders wachsam zu sein und nach möglichen Fanatikern in den eigenen Reihen Ausschau zu halten«, erklärte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Integration der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Donnerstag in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland habe mit Terrorismus nichts zu tun, sagte Müller dem Blatt. Sie sollten die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden »intensivieren« und diesen frühzeitig Hinweise auf »Verdachtsfälle« geben.

    Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stigmatisierte eine ganze Bevölkerungsgruppe. Am Mittwoch vergangener Woche, am Tag 1 des regierungsoffiziellen Terroralarms, hatte der Sozialdemokrat in der RBB-Abendschau erklärt, Berliner sollten seltsam aussehende oder arabischsprechende Nachbarn den Behörden melden. Zurückgenommen hat der Innenminister den Generalverdacht bis heute nicht. Nach Protesten meinte er lediglich, seine Äußerungen seien »möglicherweise unglücklich« gewesen– um dann aber gleich wieder nachzulegen, diesmal an »die Moslems in der Hauptstadt« gerichtet: »Wer in einer Moschee ein verdächtiges Gespräch mitbekommt, der soll sich sofort bei den Sicherheitsbehörden melden.« Am Donnerstag schließlich forderte Körting einen »Schulterschluß« aller Berliner.

    In der öffentlichen Wahrnehmung bleibt unterm Strich, mögliche Terrorakte werden möglicherweise nach dem Freitagsgebet verabredet. Bis heute hat übrigens kein verantwortlicher Politiker die Sehitlik-Moschee besucht und den Muslimen dort den Rücken gestärkt.

    Quelle:

  • Sonntags-Referendum: Ausweisung krimineller Ausländer?

    Sonntags-Referendum: Ausweisung krimineller Ausländer?

    25.11.2010 /
    Schweiz: Ausweisung krimineller Ausländer?
    Umstrittenes Referendum am Sonntag
    Sollen kriminell gewordene Ausländer automatisch ausgewiesen werden? Darüber stimmen die Schweizer am kommenden Sonntag ab.
    Bern (dpa/ND). Wenn die Umfragen stimmen, gibt es eine Mehrheit für die umstrittene Initiative der national-konservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Wie schon bei der von der SVP initiierten V…
    Artikellänge: rund 266 Wörter

    Quelle:

  • Vortrags-Einladung: Zwischen Herat, Täbris und Istanbul

    Vortrags-Einladung: Zwischen Herat, Täbris und Istanbul

    Die Deutsch-Türkische Gesellschaft

    und die

    Die Deutsch-Iranische Gesellschaft

    laden ein zu einem Vortrag über Miniaturmalerei

    Dr. habil. Martina Müller-Wiener:
    „Zwischen Herat, Täbris und Istanbul –
    Die Bilderwelt des Romans ‚Rot ist mein Name’ von Orhan Pamuk“

    am Donnerstag, 9. Dezember 2010, 19.30 Uhr, im „Haus an der Redoute“,
    Bonn-Bad Godesberg, Kürfürstenallee 1 a

    Vor neun Jahren erregte der Roman „Rot ist mein Name“ von Orhan Pamuk in Deutschland großes Aufsehen. Die Rezenten zollten ihm übereinstimmend großes Lob. Zugleich Kriminal- und Liebesgeschichte mit theologischem Beiwerk ist das opulente Werk des türkischen Literatur-Nobelpreisträgers vor allem auch ein Künstlerroman, „ein Hohelied auf die osmanische Buchmalerei“ (FAZ vom 10.11.2001). „Was neben dem kompositorischen Verstand des Autors die drei Stränge (der Handlung) zusammenhält, ist eine Farbe: Rot. ‚In rot getaucht’ scheint dem Leser bisweilen der ganze Roman, und kaum eine Seite gibt es, auf der die Farbe nicht beim Namen genannt wäre: Rot, Farbe des Blutes, der Liebe und jener Bleiverbindung (minimum oder&Isquor; ‚Mennigfarbe’), die der Miniaturmalerei ihren Namen gegeben hat.“ (Süddeutsche Zeitung vom 25.09.2001). In einer kunsthistorischen Betrachtung begibt sich unsere Referentin auf der Suche nach den Bildern in Orhan Pamuks gewaltigem Opus, das im Winter 1591 in Istanbul spielt und am Beispiel der Buchmalerei Auseinandersetzung und Wechselbeziehungen zwischen Tradition und Neuerung, aber auch zwischen Orient und Okzident schildert.

    Dr. habil. Martina Müller-Wiener, Kunsthistorikerin, Privatdozentin, wurde 1960 in Istanbul geboren. Sie studierte Islamkunde, Islamische Philologie, Kunstgeschichte und Ethnologie in Frankfurt am Main und Mainz. 1991 promovierte sie in Mainz im Fach Islamkunde („Eine Stadtgeschichte Alexandrias von 564/1169 bis in die Mitte des 9./15. Jahrhunderts“). 1991 bis 1998 war sie in der Islamischen Abteilung des Museums für Kunsthandwerk in Frankfurt tätig, wo sie mehrere Ausstellungen kuratierte und einen Bestandskatalog der Islamischen Keramik erstellte. Von 1998 bis 2010 wirkte sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und ab 2008 (Habilitation 2009) mit einer Lehrstuhlvertretung am Seminar für Orientalische Kunstgeschichte der Universität Bonn. Mit einem ihrer Schwerpunkte, der Islamischen Keramik, beteiligt sie sich seit 1998 an archäologischen Ausgrabungen in Syrien und Afghanistan.
    Ausgewählte Publikationen: „Islamische Keramik“, Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt a. M. 1996; „Türkisch-Osmanische Keramik“, Traunstein 2004; „Von Istanbul bis Mogulindien – Meisterwerke aus der Sammlung des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt a. M., 2008.

    Orhan Pamuk: „Rot ist mein Name“, Aus dem Türkischen von Ingrid Iren, Carl Hanser Verlag, München 2001, 560 S., geb. 27.90 €; Fischer Taschenbuch 2003, 9.95 € (Originalausgabe „Benim Adim Kirmizi“, Istanbul 1998)

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