Kategorie: Themen

  • Kandidaten für Integrationsräte gesucht

    Kandidaten für Integrationsräte gesucht

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    Demokratie leben_1

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  • 27.9.2013 Elternseminar in Essen

    27.9.2013 Elternseminar in Essen

    EINLADUNG

    27.9.2013 Elternseminar in Essen

    Elternseminar27092013

  • TGD – NSU-Bericht

    TGD – NSU-Bericht

     

     

    TGD - NSU-Bericht

    2013.08.27_TGD_NSU-Bericht

     

    Türkische Gemeinde in Deutschland / Almanya Türk Toplumu
    Bundesgeschäftsstelle / Genel Merkez
    Obentrautstr. 72, 10963 Berlin
    Tel. +49 (0) 30 23 63 51 00
    Fax. +49 (0) 30 23 63 55 89
    [email protected]
    www.tgd.de

  • 2. Fest der Kulturen in Kerpen

    2. Fest der Kulturen in Kerpen

    Einladung

     

    2. Fest der Kulturen in Kerpen

    Fest der Kulturen Kerpen_1Fest der Kulturen Kerpen_2Fest der Kulturen_3

    „VVKK – Verein Vielfalt der Kulturen in Kerpen e.V“

     

    www.kerpen-gelingt-gemeinsam.de

    FACEBOOK: www.facebook.com/VielfaltKerpen

  • Einladung zur Interkulturellen Informations-Veranstaltung für (türkische) Bau-UnternehmerInnen

    Einladung zur Interkulturellen Informations-Veranstaltung für (türkische) Bau-UnternehmerInnen

    Starke Argumente

    Flyer-neu-2013

     

    Einladung zur

    Interkulturellen Informations-Veranstaltung für (türkische) Bau-UnternehmerInnen

    am Mittwoch, 18. September 2017,
    um 15.00 Uhr (Ende ca. 17.00 Uhr)
    im Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW e.V., Ausbildungszentrum Kerpen
    Humboldtstr. 30-36, 50171 Kerpen

    Kopperationspartner:
    – Türkisches Generalkonsulat Hürth
    – Industrie- und Handelskammer zu Köln, BQN Region Köln („Beratungsstelle zur Qualifizierung von Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund in der Region Köln“)

    Die Themen der Veranstaltung bilden:
    • Erstattung von Ausbildungskosten durch die SOKA-Bau/ Solidarfonds der Bauwirtschaft: Dadurch nahezu kostenneutrale Ausbildung, da eine Erstattung der Kosten im Rahmen des Refinanzierungssystems durch die Soka-Bau erfolgt
    • Sicherung der Bauqualität Ihres Unternehmens vom morgen durch einen hohen Ausbildungsstandard
    • Unterstützung Ihres Unternehmens im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung in den Ausbildungszentren der Bauindustrie NRW durch systematische Einführung in den Beruf, Vermittlung von Grundlagen und Prüfungsvorbereitung
    • Keine langwierige und kostspielige Anwerbung und Einarbeitung von externen Kräften nötig, da intern qualifizierte Kräfte Ihr Unternehmen bestens kennen

    Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „Gemeinsam Vielfalt Fördern ) statt.

    Kontakt/Anmeldung unter:

    [email protected]

    Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW e.V.
    Ausbildungszentrum der Bauindustrie Kerpen
    Humboldtstr. 30 – 36 – 50171 Kerpen – Germany –
    Tel: 0049-(0)2237 5618- 17 – Fax: 0049-(0)2237 53937

     

     

     

     

     

     

  • Pfefferspray – Prof. Dr. Jan G. Hengstler

    Pfefferspray – Prof. Dr. Jan G. Hengstler

    Bild1.) Wie würden Sie das Pfefferspray definieren? Wer erfand die Waffe, und
    warum bzw. wie entwickelte diese sich zur einer Waffe für Polizeieinsätze?
    Pfefferspray ist ein Reizspray, das ursprünglich zur Tierabwehr entwickelt
    wurde. Der Wirkstoff ist ein Extrakt aus Chilifrüchten, auch „Oleoresin
    Capsicum“ genannt.  Oleoresin Capsicum ist ein Gemisch aus Phenolen, von
    denen Capsaicin (trans-8-methyl-N-vanillyl-6-nonenamide) und
    Dihydrocapsaicin am stärksten wirksam sind. Die Polizei in Deutschland setzt
    das Reizspray seit 2000 ein. Es kann über bis zu etwa sieben Metern
    versprüht werden.

    2.) Welche gesundheitlichen Schäden kann Pfefferspray bei Menschen
    verursachen?
    Capsaicin reizt sensorische Nerven. Hierdurch kommt es zu Entzündungen von
    Haut und Augen mit vorübergehender Erblindung. Hinzu kommen
    unkontrollierbare Hustenanfälle, Atemnot und Krämpfe im Oberkörper.
    Kritischer als diese meist nach einer Stunde abklingenden Symptome sind die
    selteneren Komplikationen. Das Einatmen von Pfefferspray kann zur
    sogenannten akuten Hypertension führen, einer Blutdruckkrise, welche mit
    erhöhtem Risiko für  Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht. Kritisch ist
    Pfefferspray außerdem für Asthmatiker, da es einen Anfall auslösen kann.
    Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pfefferspray sind belegt.

    [Mögliche zusätzliche Frage]: Ist Pfefferspray dadurch harmloser, dass es
    aus Pflanzen gewonnen wird?
    Auf keinen Fall. Die gefährlichsten Gifte, die wir kennen, kommen aus
    Pflanzen. Hinzu kommt, dass es sich bei dem „Oleoresin Capsicum“ Extrakt um
    eine Substanzmischung handelt, die in Bezug auf gesundheitliche Gefahren
    schwieriger zu bewerten ist, als eine reine Substanz. In toxikologischen
    Studien mit Chiliextrakten wurden Hinweise auf erbgutschädigende und
    krebserzeugende Wirkungen gefunden. Hingegen zeigten Studien mit
    aufgereinigtem Capsaicin nur sehr schwache Effekte. Das lässt die
    Möglichkeit offen, dass Verunreinigungen im „Oleoresin Capsicum“ kritisch
    sein könnten. Insgesamt lässt die toxikologische Bewertung des Pfeffersprays
    neben den oben erwähnten gut dokumentierten Gesundheitsschäden noch
    kritische Fragen im Bereich möglicher krebserzeugender Wirkungen offen.
    Konsequenterweise ist „Oleoresin Capsicum“ für den Einsatz am Menschen nicht
    zugelassen.

    3.) Auf welche Art und Weise können Menschen sich vor diesen
    gesundheitlichen gefährlichen Auswirkungen des Pfeffersprays schützen?
    Ein Schutz kann durch dichte Brillen und Atemschutzmasken erreicht werden.
    Kontaktlinsen sollten herausgenommen werden. Ist es zu einer Augenreizung
    gekommen, sollten die Augen mit kaltem Wasser gespült werden. Falls die
    Schmerzen nach etwa einer Stunde nicht deutlich nachlassen, sollte ein Arzt
    wegen des Risikos einer Hornhautschädigung aufgesucht werden.

    4.) Ist Ihrer Ansicht nach Pfefferspray eine chemische Waffe? [Anm.:
    vielleicht besser fragen (?): Gilt Pfefferspray als chemische Waffe?]
    Das Genfer Protokoll verbietet den Einsatz in Kriegen. Im Inneren ist die
    Verwendung von Pfefferspray durch die Polizei gestattet. Erfolgt der Einsatz
    von Pfefferspray gegen Menschen nicht durch die Polizei, gilt dies als
    gefährliche Körperverletzung und ist strafbar.

    5.) Die Polizei in der Türkei rührt Pfefferspray in eine Art flüssiges
    Wasser und setzt es so gegen die Demonstranten in der Türkei ein. Gibt es
    einen Unterschied, wenn Pfefferspray/ Tränengas mit Wasser vermischt wird?
    Ist dies erlaubt?
    Sollte dies zutreffen, halte ich es für kritisch. Durch die Verbindung des
    hohen Wasserdrucks mit der entzündlichen Wirkung des Capsaicins im
    Pfefferspray steigt das Risiko dauerhafter Hornhautverletzungen, wenn
    Demonstranten den Wasserstrahl ins Gesicht bekommen.

    6.) Bei Einsätzen mit Pfefferspray sind in der Türkei Herzinfarkte verstärkt
    aufgetreten und diese haben tödlich geendet. Wie beurteilen Sie diese
    Situation?
    Der Zusammenhang zwischen dem Einatmen von Pfefferspray, Blutdruckkrisen und
    dem erhöhten Risiko von Herzinfarkten ist in der Fachliteratur beschrieben.
    Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der gegenüber Pfefferspray exponierten
    Menschen wird tatsächlich schwere gesundheitliche Schäden wie einen
    Herzinfarkt erleiden. Doch wenn Pfefferspray in großem Umfang ausgebracht
    und von vielen Menschen eingeatmet wird, steigt damit auch dieses Risiko.

    7.) Es kursieren Gerüchte in der Türkei, dass die Polizei “Agent Orange”
    einsetzt. Im damaligen Vietnamkrieg hatten die Vereinigten Staates „Agent
    Orange“ eingesetzt? Was ist „Agent Orange“? Welche Auswirkungen/ Gefährdung
    hat dies auf die Gesundheit des Menschen?
    „Agent Orange“ wurde von den USA im Vietnamkrieg zur Entlaubung von Wäldern
    eingesetzt; nicht zu verwechseln mit „Agent Blue“, mit dem die Reisernte
    vernichtet wurde. „Agent Orange“ enthielt Dioxine als Verunreinigung. Diese
    Dioxine haben zu schweren Fehlbildungen bei Kindern,  Krebs und weiteren
    Erkrankungen geführt. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes war mindestens eine
    Million Vietnamesen von gesundheitlichen Spätfolgen von Agent Orange
    betroffen. Ich habe Gerüchte über einen vermuteten Einsatz von “Agent
    Orange” in der Türkei im Internet gelesen, verfüge aber über keine sicheren
    Informationen. Mir scheinen diese Gerüchte eher unplausibel. Aus Sicht der
    Polizei kann der Einsatz von Pfefferspray oder CS-Gas zweckmäßig scheinen,
    um Demonstrationen zu verhindern; der Einsatz von  „Agent Orange“ eignet
    sich hier sicher nicht. Denn die Entlaubung von Wäldern macht ja nur im
    Partisanenkrieg Sinn.

    8.) In Bezug auf Einsatz von Pfefferspray gegen Demonstranten – wo ist da
    die Grenze, die einzuhalten wäre?
    Mit dieser Frage verlassen wir das Gebiet, zu dem ich als Arzt und
    Toxikologe Stellung nehmen kann. Als Bürger würde ich mir eine Polizei
    wünschen, welche Reizsprays nur dann einsetzt, wenn unmittelbar die Gefahr
    körperlicher Gewalt droht. Bei einer friedlichen Demonstration als auch bei
    der Besetzung eines Platzes sehe ich diese Notwendigkeit nicht. Hier wären
    andere Maßnahmen wichtiger.

    Welche?
    Ein intensiver Dialog; und falls dadurch keine Einigung erzielt werden kann
    eine Volksabstimmung zur strittigen Frage – so wie das zum Beispiel in der
    Schweiz erfolgreich gelebt wird.

    9.) Die Türkei hat in den vergangenen 12 Jahren 628 Tonnen Pfefferspray
    verbraucht, Wie ist der Gebrauch von Pfefferspray in Deutschland? Zudem
    möchte ich gerne folgendes ergänzen: in der Türkei wird in nahezu jeder
    Situation sofort Pfefferspray eingesetzt. Wie ist Ihre Stellungnahme dazu?
    Das sind unglaublich hohe Zahlen. Sofern nicht das Risiko von
    Körperverletzung oder Notwehr gegeben ist, halte ich den Einsatz wegen der
    gesundheitlichen Risiken für unverantwortlich. Leider wird Pfefferspray auch
    in Deutschland eingesetzt. Zahlen sind schwer zu bekommen, denn in
    Deutschland unterliegt der polizeiliche Einsatz von Pfefferspray keiner
    Dokumentationspflicht. Wo immer Reizstoffe gegen friedliche Demonstranten
    eingesetzt werden, ist das ein Armutszeugnis der Politik.

    Prof. Dr. Jan G. Hengstler
    Leibniz Research Centre for Working Environment and Human Factors

  • Nadja Thelen-Khoder:

    Nadja Thelen-Khoder:

    Von: Nadja Thelen-Khoder

    Für Edward Snowden (1), Klaus Traube (3) und Fritz Bauer (12)

    Drei Enthüller zu unterschiedlichen Themen

    „Wir Bürger als Sicherheitsrisiko“ (2)

    so hieß ein Buch von 1977, an dessen Titel ich mich erinnert fühlte, als ich von Edward Snowden hörte. Darin schrieb auch Klaus Traube (3), der zunächst sechzehn Jahre lang in der deutschen und amerikanischen Atomindustrie arbeitete, bis er Opfer eines Lauschangriffs wurde. Dieser Lauschangriff entwickelte sich zum Abhörskandal, in dessen Verlauf der damalige Bundesinnenminister zurücktreten musste, und der zu Unrecht verdächtigte ehemalige geschäftsführende Direktor von „interatom“ wandelte sich zum Warner sowohl vor der Technik als solcher als auch vor deren gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen (4). Zunächst als „Staatsfeind“ gebrandmarkt, erhielt Klaus Traube im März 2009 das Bundesverdienstkreuz.

    Vor einigen Monaten wies „digitalcourage e.V.“ (vormals FoeBuD, 5) auf den Appell für Datenschutz (6) von inzwischen über 100 Wissenschaftlern aus 21 europäischen Ländern (7) hin, und seit Jahren warnt unser Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar vor dem Missbrauch personenbezogener Daten durch den Staat, u.a. auch durch die Vorratsdatenspeicherung (8), die vor einigen Jahren durch eine Sammelklage beim Bundesverfassungsgericht gekippt wurde (9).

     

    Die automatisierte Verarbeitung persönlicher Daten nimmt rasant zu und wird uns in immer mehr Wirtschafts-, Verwaltungs- und Gesellschaftsbereich aufgezwungen. Immer häufiger sind Anfragen und Bewerbungen (angeblich) nur noch auf digitalem Wege möglich; gleichzeitig verschwinden Stützpfeiler der Kultur wie das Universallexikon „Brockhaus“ von der Erdoberfläche, weil sie nicht mehr gedruckt werden. Wenn demnächst Zeitungen und manche Literatur ausschließlich digital vorliegen, braucht man nur den Stecker zu ziehen, und unser ganzes Wissen ist weg. Mit dem Satz „Wissen ist Macht“ bin ich groß geworden – und wer hat die Macht, wenn unsere Kommunikation vorwiegend über das Internet läuft (und überwacht wird) und unsere Bücher, unser Wissen, ebenfalls über das Internet vermittelt wird?

    Als „Wir Bürger als Sicherheitsrisiko“ (1) geschrieben wurde, gab es das Internet noch gar nicht, aber damals schon stellten Klaus Traube und viele Andere den verfassungsrechtlichen Aspekt von Datensammlungen dar:

    „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zuschützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Mit diesem Verfassungsauftrag beginnt unser Grundgesetz. Der Staat und seine Organe haben demnach die zentrale Aufgabe, den Einzelnen zu schützen. Zur Würde des Menschen gehört auch seine Privatsphäre, sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Der Staat darf nicht alles von jedem wissen [und diese Daten dann auch noch speichern und auswerten (wollen)]; die geplante Volkszählung 1983 (10) wurde eben aus diesem Grund ebenfalls vom Bundesverfassungsgericht kassiert.

    Um wie viel größer sind die damals schon benannten Gefahren mittlerweile durch das Internet bzw. die Digitalisierung? Viele fühlen sich diesem „Zeitgeist“ hilflos ausgeliefert, und immer mal wieder höre ich einen Satz (vielleicht zur Selbstberuhigung), der für mich wie ein Armutszeugnis klingt: „Ich habe ja nichts zu verbergen“. Dieser Satz markiert einen Meilenstein im Verfassungsverständnis: Der Zugriff eines „Staates“ (Wer oder was ist das? Meldet sich hier wieder eine Vorstellung eines „Generalissimus von Staat“, von dem Kurt Tucholsky einmal schrieb? Aber wird nicht gleichzeitig alles mögliche privatisiert, wie zum Beispiel die Post?) auf sämtliche Kommunikationsdaten aller seiner Bürger, die Speicherung etwa, wer wann wo mit wem wie lange telefoniert hat (etwa mit Ärzten, Rechtsanwälten, Drogenberatungsstellen, Vereinen, Touristikunternehmen, Schulen, Krankenkassen, Ämtern, Gewerkschaften, Parteien usw.), wird als gegeben, als „notwendig“ hingenommen, und bei vielen Einkäufen denkt sich manch einer nichts bei der Frage „Haben Sie eine Payback-Karte?“, die zu nichts anderem als einem Kundenprofil taugt und den Kassierern vorgeschrieben ist. Auch die Frage „Bar oder Karte“ ist in vielen Geschäften obligatorisch und wird bei Testkäufen überprüft.

    Daß Handys und Smartphones perfekte Bewegungsprofile ermöglichen und den jeweiligen Aufenthaltsort bis auf einen Meter genau angeben und „soziale Netzwerke“ wie „facebook“ und Suchmaschinen wie „Google“ jeden Klick protokollieren und bis zu fünfzehn Jahren sammeln und dieser Art sogenannte „Persönlichkeitsprofile“ erstellen (Wer interessiert sich wann wo und wie intensiv wofür?), wird wenig problematisiert, und manch einer stellt bedenkenlos private Photos irgendwelchen „Clouds“ zur Verfügung.

    Ohne Not geben wir so manches Mal unsere Daten preis, ohne nur einen Hauch einer Ahnung zu haben, warum wir immer häufiger Karten benutzen und irgendwelche „Gefällt mir“-Ikons anklicken sollen – und wer wo wann was auch mit diesen Daten macht, machen will oder machen kann (11).

    Zur Zeit sprengen die Enthüllungen des amerikanischen ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden alle Dimensionen, und jetzt kann wirklich niemand mehr sagen, er habe nichts gewusst. In den USA gibt es gar keinen Datenschutz für Bürger (aber anscheinend einen sehr hohen für staatliche Institutionen), und spätestens, wenn unsere Daten an die USA übermittelt werden, ist unser deutsches Datenschutzgesetz ausgehebelt. Und dabei geht es eben nicht nur um die groteske Frage, ob man in einem Flugzeug Schweinefleisch gegessen hat (eine von 34 Fragen bei einem Flug in die USA).

    Es ist schon bemerkenswert, wenn ausgerechnet diejenigen, die alles von jedem wissen (können) wollen, „Enthüllungen“ über sich selbst bzw. die „Enthüller“ („Whistleblower“) derart verfolgen. Irgendetwas steht hier auf dem Kopf: Müßte nicht eigentlich der Staat transparent sein und nachvollziehbar für seine Bürger handeln? Politiker, ja ganze Staaten handeln aber inzwischen immer öfter „hinter verschlossenen Türen“, immer intransparenter, während der einzelne Bürger immer „gläserner“ wird. Ist Wissen Macht? Verkehrte Welt!

    Klaus Traube wandelte sich vom Befürworter der Kernenergie zu einem Warner vor ihr, und auch Edward Snowden enthüllte etwas, an dem er nicht mehr beteiligt sein will. Wir haben den beiden viel zu danken, denn wenn solche Insider sich derart äußern, kann niemand mehr die Gefahren und den Rechtsbruch bestreiten.

    Da ist es wieder, das große klare „Nein“, auf das es ankommt. „Daß es in unserem Leben eine Grenze gibt, wo wir nicht mehr mitmachen können“, sagte einer der größten Deutschen, die jemals gelebt haben: Fitz Bauer (12), der am 16. Juli vor 110 Jahren (1903) geboren wurde und in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1968 starb. „Der größte lebende Zeuge … für ein besseres Deutschland“ und der„größte Botschafter, den die Bundesrepublik hatte“ (Robert Kempner, stellvertretender Hauptankläger der USA beim Nürnberger Prozeß) erhielt am
    6. Juli vor 45 Jahren (1968) eine offizielle Trauerfeier der Hessischen Landesregierung. Aber dieser gewissenhafte Generalstaatsanwalt, einer der entschiedensten und fähigsten Streiter für Menschenwürde, Recht und Gesetz, dem wir auch alle wesentlich unsere Demokratie verdanken und der für viele ein Ärgernis war, hat nie ein Bundesverdienstkreuz bekommen. Niemand hatte es mehr verdient als er!

    Der Film „Fritz Bauer. Tod auf Raten“ (13) von Ilona Ziok lief vor einigen Tagen auf Phönix (zu bestellen über „CV Films“ direkt). Er zeigt in 97 Minuten sehr viel über die Deutschen und ihre (Rechts-)Geschichte. Fritz Bauer wollte aufklären und lebte für den ersten Artikel unserer Verfassung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zuschützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

    Deutschland verdankt auch den USA seine Freiheit. Auch jeder einzelne der 300 000 amerikanischen Soldaten, die für die Befreiung von den Nationalsozialisten ihr Leben geopfert haben, verpflichtet mich zur Wahrung von „Freiheit, Recht und Brüderlichkeit“ (Fritz Bauer) und deshalb heute zur Solidarität mit meinem US-amerikanischen Bruder Edward Snowden. Denn durch das Abhören von EU-Diplomaten werden bestimmt keine Terroranschläge verhindert, aber dadurch und durch monatlich 500 000 000 gespeicherte Kommunikationsdaten von uns allen ist unsere erkämpfte und so teuer bezahlte Freiheit bedroht – diese Wahrnehmung drängt sich auf.

    Noch immer sitzt Edward Snowden wohl auf dem Moskauer Flughafen fest und wird anscheinend schmählich im Stich gelassen, Klaus Traube wurde damals „belauscht“ (Wie sagt ein deutsches Sprichwort? „Der Lauscher an der Wand hört seine eig’ne Schand’!“), und Fritz Bauer fühlte sich in seinem Deutschland oft wie „im feindlichen Ausland“ (Ralph Giordano). Sie alle setzten bzw. setzen sich für Aufklärung und Recht und Gesetz ein und galten bzw. gelten wahlweise als „Ärgernis“, „Nestbeschmutzer“, „Verräter“, ja manchen sogar als „Staatsfeinde“.

    Für Fritz Bauer kommt mein Wunsch zu spät, und Klaus Traube hat das Bundesverdienstkreuz bekommen. Hiermit schlage ich Edward Snowden auch für einen „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland“ vor, denn „für besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland können Titel, Orden und Ehrenzeichen des Bundes verliehen werden“, heißt es auf der Seite des Bundespräsidialamtes. Und meiner Meinung nach hat sich auch Edward Snowden durch seine Enthüllungen um Deutschland verdient gemacht.

    Zunächst wäre ich aber schon mit einem Aufenthaltsrecht für ihn in Deutschland zufrieden, innerhalb eines Zeugen-Schutz-Programmes. Denn: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Art 1 GG) Und wo bleibt zur Zeit die Menschenwürde von Edward Snowden, dem „Whistleblower“, der staatliche Übergriffe enthüllte, die nicht aufgedeckt, sondern vor uns Bürgern geheim bleiben sollten? Wer hat hier was zu verbergen (1)?

    Anmerkungen:

    (1) 

    (2)  Wolf-Dieter Narr (Hrsg.): „Wir Bürger als Sicherheitsrisiko: Berufsverbot und Lauschangriff; Beitrag zur Verfassung unserer Republik“, Reinbek bei Hamburg 1977

    (3) 

    (4) 

    (5)  ; digitalcourage e.V., Marktstr. 18, D-33602 Bielefeld, Tel: 0521-1639 1639, Fax: 0521-61172, [email protected]

    (6) 

    (7) 

    (8) 

    (9)  Verfassungsbeschwerde; siehe http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/51/70/lang,de

    (10)               

    (11)                siehe Frank Schirrmacher, „Ego – Das Spiel des Lebens“; dazu heißt es auf : „Nach Schirrmacher ist es eine ebenso unwiderstehliche wie toxische Kombination aus drei Elementen: die den Wettbewerb und Markt inzwischen beherrschenden Maximen der Spieltheorie; der im homo oeconomicus zum Modell erhobene und nobilitierte Egoismus; und schließlich die totale Digitalisierung der Ökonomie, die die Marktprinzipien universalisiert und jedes Unternehmen, jeden Privathaushalt nicht nur miteinander vernetzt, sondern in dieselbe ökonomische Logik der Informationsgewinnung und –verarbeitung zwingt.“

    (12)               

    (13)               

    Landgericht-frankfurt-2010-ffm-081

     Das Bild steht unter
    

     

  • Nadja Thelen-Khoder: Von nackten Königen und (nicht nur) einem Kölner Schriftsteller

    Nadja Thelen-Khoder: Von nackten Königen und (nicht nur) einem Kölner Schriftsteller

    Flyer Veranstaltung 5.7.Von nackten Königen und (nicht nur) einem Kölner Schriftsteller

    „Das erzwungene Exil – ein Beitrag von Doğan Akhanlı“ [1 und 8]

    so lautet einer von fünf Teilen der Veranstaltung „Heimspiel in Istanbul“ am 5. Juli zum geplanten erneuten Prozeß gegen den Kölner Schriftsteller, der am 31. Juli in Istanbul stattfinden soll. Nachdem der Autor von u.a. „Die Richter des Jüngsten Gerichts“ [2] und „Annes Schweigen“ [3] im ersten Prozeß freigesprochen wurde [nach einer fünfmonatigen Haft, während der sein Vater starb, den er hatte besuchen wollen (4)], hoben Revisionsrichter dieses Urteil im Februar auf und ordneten einen neuen Prozeß an [„Plötzlich wieder schuldig“ (5)].

    „Wer ein Täter sein soll, wird zum Täter gemacht“, schreibt Karen Krüger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung [6], und die aktuelle Bezeichnung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan für die Protestierenden im Gezi-Park als „Çapulcu“ („Plünderer“) funkt auf der gleichen Wellenlänge, ist aber alhamdulillah (Gott sei Dank) gründlich in die Hose gegangen [7].

    Am 5. Juli ab 1930 Uhr
    im Großen Saal der Alten Feuerwache
    in Köln (Melchiorstraße 3, Nähe Ebertplatz) [8]

    will auch Fatih Cevikkollu aus „Fatihland“ [9] dabei sein, wenn Rechtsanwalt Ilias Uyar den juristischen Stand des Prozessen erläutert.

    Wann werden die türkische Justiz und auch der türkische Ministerpräsident erkennen, dass die Unterdrückung von kritischen Geistern und damit der Wahrheit allen großen Schaden zufügt: sowohl jedem einzelnen Betroffenen [10] und allen seinen Angehörigen als auch der gesamten Gesellschaft, dem Staat selbst [11].

    Wie groß und schön erstrahlt die Türkei in den Liedern, Romanen und Gedichten ihrer Kinder [12] – und wie hässlich sind viele Bilder, die wir gesehen haben [10]; wie hässlich die Worte, mit denen viele Kritiker belegt werden, und wie hässlich wäre „der Islam“, wenn diese Vorgehensweise „islamisch“ wäre [13].

    Freiheit und Religion haben viel gemeinsam: Beide herrschen nicht [14], können nicht herrschen. (Wie sagt der jüdische Rabbi, nach dem die Christen sich benennen und den die Muslime als den Propheten Isa verehren? „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Daß ausgerechnet Gottes Sohn der größte Laizist war, vergisst so manch einer.) Sie leben in jedem einzelnen Menschen, und einer der wichtigsten Gedanken der Menschheit [13], geschrieben in vielen heiligen Werken der Religionen, ist Segen und Fluch zugleich: ein Segen für die, die ihn teilen, und ein Fluch für die, die sich nicht an ihn halten.

    In einem hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan recht: Manch einer, der die Türkei jetzt kritisiert, muß sich auch an die eigene Nase fassen [15], und Deutschland hat zur Überheblichkeit keinen Grund. Das weiß niemand besser als Doğan Akhanlı, der auch türkisch- und deutschsprachige Führungen im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln macht [16]. Gerade auch wir Kölner brauchen ihn [8]!

    Anmerkungen:

    (1)
    (2) ;

    (3)
    (4)
    (5)
    (6) . Darin erwähnt Karen Krüger einen Beitrag von Doğan Akhanlı, in dem es auch um die Berliner Hardenbergstraße ging, wo 1921 Talaat Pascha von Solomon Tellirian erschossen wurde, Ernst Reuter lebte, bevor er vor den Nazis nach Ankara ins Exil musste, und wo 1983 Cemal Kemal Altun aus dem 6. Stock in den Tod sprang, weil er die Ablehnung seines Asylantrages und demzufolge seine Abschiebung in die Türkei fürchtete, die damals eine Militärdiktatur war. „Vielleicht hat dieser Bericht einige Leute in der Türkei verärgert“, vermute Doğan Akhanlı.
    (7) Wie habe ich bei der Lektüre des Artikels lachen müssen. „…Am Donnerstagabend posiert ein Arzt mit Freunden grinsend auf dem Taksim-Platz, in der Hand ein Schild mit der Aufschrift ,Dr. Capulman’. Direkt hinter ihm hängt ein buntes, selbst gemaltes Plakat, das den Gezi Park zum ,Capulcu Park’ erklärt. Auf eine Mauer ein paar Meter weiter hat jemand ,I am sexy and capulcu’ gesprayt. … Am Rand der Wiesen in einem Pavillon hat sich das Team des brandneuen Internet-Fernsehsenders ,Capul TV’ ein kleines Studio aufgebaut….“ Das ist Protest vom Feinsten (siehe auch .
    Wie sagt der Architekt Korhan Gümüş in dem Interview auf „Er (Erdoğan) will den Protest in die alte Logik der Konfrontation zurückzwingen. Er versteht nicht, was wirklich passiert. So geht es allen Politikern in diesen Tagen. Innerhalb ihrer Welt, ihrer Ideologien werden sie nicht kritisiert, da passt alles zusammen. Nun aber gehen plötzlich Menschen auf die Straße und sagen: Wir haben genug von diesen Ideologien und Kämpfen! Sie haben erkannt, dass die Könige eigentlich nackt sind.“
    (8)
    (9)
    (10)
    (11) „Kafkaesker Polizeistaat“,
    (12) http://www.das-kulturforum.de/archiv/menschenlandschaften/
    (13) Bei den Protesten in Istanbul und so vielen anderen Orten der Türkei sind wie viele Menschen getötet worden? Und wie lautet Sure 5, Vers 35 im Koran, der dem türkischen Ministerpräsidenten heilig sein müsste? „Aus diesem Grunde haben wir den Kindern Israel verordnet, dass wer eine Seele ermordet, ohne dass er einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, soll sein wie einer, der die ganze Menschheit ermordet hat. Und wer einen am Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten.“
    (14) und http://www.suzanne.de/worte/fried/freiheit/freiheit.html (Gedicht von Erich Fried)
    (15)
    (16)

  • Stellenausschreibung:  ArztIn in der Funktion der stellvertretenden Amtsleitung in Düren

    Stellenausschreibung: ArztIn in der Funktion der stellvertretenden Amtsleitung in Düren

    Stellenausschreibung

    Der Kreis Düren (rd. 270.000 Einwohner) ist mit seinen 15
    kreisangehörigen Städten und Gemeinden geprägt durch seine
    verkehrsgünstige Lage und landschaftliche Vielfalt. Zahlreiche
    Bildungsmöglichkeiten sowie Freizeit-, Kultur- und Erholungsangebote
    machen ihn zu einem attraktiven Wohngebiet mit ansprechender
    Lebensqualität. Sitz der Kreisverwaltung ist die Kreisstadt Düren mit
    rd. 90.000 Einwohnern. Die Kreisverwaltung Düren mit ihren rund 1.000
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht als modernes
    Dienstleistungsunternehmen den Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Tat
    zur Seite. Die bevölkerungsmedizinischen Tätigkeitsfelder des
    Gesundheitsamtes wie z.B. Infektionsschutz, umweltbezogener
    Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung und Gesundheitshilfen
    insbesondere für Kinder stellen auch in wirtschaftlich schwierigen
    Zeiten sehr wichtige Aufgaben der Kreisverwaltung Düren dar. In den
    nächsten Monaten ist die folgende Stelle als Ärztin/Arzt im
    Gesundheitsamt zu besetzen:

    Ärztin / Arzt in der Funktion der stellvertretenden Amtsleitung

    Aufgabenbereich:

    Vertretung der Amtsleitung in allen Angelegenheiten eines
    Gesundheitsamtes
    Leitung des Sachgebietes Amtsärztlicher Dienst mit Sachbearbeitung,
    Organisations- und Personalverantwortung
    Zugangsvoraussetzungen:

    Qualifikation als Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen
    Anforderungsprofil:

    Erfahrungen im Gutachtenwesen
    Breit gefächertes ärztliches Wissen
    Führungskompetenz und Fähigkeit zum konzeptionellen Denken
    Gute schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit
    Bereitschaft zu Einsätzen außerhalb der üblichen Dienstzeiten
    Es handelt sich um eine Vollzeitstelle mit einem Umfang von 39 bzw. 41
    Stunden wöchentlich. Eine Verbeamtung ist bei Vorliegen der
    entsprechenden Voraussetzungen möglich.

    Die Bezahlung richtet sich je nach persönlichen Voraussetzungen nach
    dem TVöD; es können sich auch geeignete Beamtinnen und Beamte bewerben.

    Die Kreisverwaltung Düren möchte mit dieser Ausschreibung insbesondere
    Frauen auffordern, sich zu bewerben. Bei gleicher Eignung, Befähigung
    und fachlicher Leistung werden Bewerberinnen bevorzugt berücksichtigt,
    sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe
    überwiegen. Ebenfalls sind Bewerbungen von schwerbehinderten Personen
    besonders erwünscht.

    Die Besetzung der Stelle ist grundsätzlich auch im Rahmen des
    Job-Sharings möglich.

    Für weitere Informationen stehen Ihnen die Leiterin des
    Gesundheitsamtes, Frau Dr. Marianne Hoff-Gehlen, Tel.: 02421/22-2410
    ([email protected]) und Frau Tanja Kerin, Amt für zentrale
    Verwaltungsaufgaben, Tel.: 02421/22-2484 ([email protected]), gerne
    zur Verfügung.

    Weitere Informationen über den Kreis Düren entnehmen Sie aus der
    Internetpräsentation: www.kreis-dueren.de

    Sofern Sie sich durch diese Ausschreibung angesprochen fühlen, senden
    Sie bitte Ihre Bewerbung mit allen aussagekräftigen Unterlagen bis zum
    01.07.2013 an den Landrat des Kreises Düren, Amt für zentrale
    Verwaltungsaufgaben, 52348 Düren

  • Prozesse: Türkische Kritik an NSU-Prozess reißt nicht ab

    Prozesse: Türkische Kritik an NSU-Prozess reißt nicht ab

    Die Medienplätze im Münchner NSU-Prozess werden neu vergeben. Dennoch ebbt die Kritik am Verfahren nicht ab. Noch immer werden mehr Plätze für türkische Medien und andere Beobachter gefordert.

    Zwar wurde grundsätzlich begrüßt, dass die Akkreditierungen nach Medienarten sowie in- und ausländischer Herkunft getrennt verlost werden sollen. Die türkische Zeitung „Hürriyet“ forderte aber für türkische Medien mehr als die reservierten vier Plätze. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland verlangte, auch für den türkischen Botschafter und deutsch-muslimische Religionsgemeinschaften Plätze vorzuhalten.

    Der Chefredakteur der „Hürriyet“-Europaausgabe, Celal Özcan, sagte am Samstag dem Radiosender WDR 5: „Die Platzverteilung nach dem Zufallsprinzip ist transparent, aber nicht unbedingt gerecht.“ Vier reservierte Plätze für türkische Medien seien zu wenig, wenn man bedenke, dass acht der zehn Mordopfer der Neonazi-Terrorzelle türkischstämmig gewesen seien.

    Für den Zentralrat der Muslime ist die neue Entscheidung des Oberlandesgerichts München „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, wie der Vorsitzende Aiman Mazyek der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte. „Damit wird das Gericht jetzt auch seiner internationalen politischen Verantwortung gerecht. Aber es sollte nun nicht zögern, den nächsten Schritt zu machen und auch für den türkischen Botschafter und deutsch-muslimische Religionsgemeinschaften Plätze gewährleisten.“

    Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, forderte die Münchner Richter angesichts der medialen Aufmerksamkeit indirekt zu besonderem Fingerspitzengefühl auf. Es sei „fraglos ein Verfahren, das besondere Sensibilität und Umsicht erfordert“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Sicherlich hätten wir uns alle in der Justiz gewünscht, dass das Verfahren mit weniger Aufregung startet.“

    Unterdessen warnte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen vor zu hohen Erwartungen an den Prozess. „Auch wenn es in einer ganzen Reihe von Fragen Antworten geben könnte, ist nicht sicher, dass wir am Ende restlos Klarheit über den NSU haben werden“, sagte Maaßen der „Frankfurter Rundschau“ (Samstag). Häufig könnten in Strafverfahren nicht alle Hintergründe einer Tat ermittelt werden. „Ich erinnere nur an die RAF-Morde der dritten Generation. Bis heute wissen wir nicht, wer diese Taten begangen hat“, sagte Maaßen.

    Der Hauptangeklagten Beate Zschäpe wird Mittäterschaft an den rassistisch motivierten Morden und Anschlägen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) vorgeworfen. Zudem sind vier mutmaßliche NSU-Helfer angeklagt. Von den zehn Mordopfern der Terrorzelle waren acht türkischer und einer griechischer Herkunft, zudem starb eine deutsche Polizistin.

    Nach der Verschiebung des NSU-Prozesses wegen des Akkreditierungsstreits hat bisher ein Nebenkläger Unkosten geltend gemacht. Bis zum Freitagabend sei ein entsprechender Antrag beim Oberlandesgericht eingegangen, sagte ein Sprecherin auf Anfrage.

    via Prozesse: Türkische Kritik an NSU-Prozess reißt nicht ab – Deutschland – FOCUS Online – Nachrichten.

  • Fazil Say – Der ungläubige Pianist

    Fazil Say – Der ungläubige Pianist

    Du sollst nicht twittern: Der Atheist und Musiker Fazil Say ist wegen Herabwürdigung des Islam verurteilt worden, die Minister der konservativ-religiösen Regierung in Ankara erklären das nun

    foto: apa/epa/warmuth Das Urteil gegen Fazil Say wird schwerlich als Bestätigung einer Idee von liberaler Gesellschaft durchgehen.
    foto: apa/epa/warmuth
    Das Urteil gegen Fazil Say wird schwerlich als Bestätigung einer Idee von liberaler Gesellschaft durchgehen.

    Man könnte also argumentieren: Er hat ja zumindest keine Stockhiebe bekommen. Und anderswo, sagen wir einmal in Österreich (Strafgesetzbuch Art. 188) oder in Deutschland (StGb Art. 166), sind „Herabwürdigung“ und „Beschimpfung“ einer Religionsgesellschaft im Inland auch ein Straftatbestand, für den man theoretisch ins Gefängnis wandern könnte. Aber dann wiederum ist der Schuldspruch gegen den Pianisten-Komponisten Fazil Say auch ein Exempel. Selbst ernannte Religionswächter haben Alarm geschlagen, und ein Richter im formal laizistischen Staat sorgt sich um den Koran und spricht den Lästerer schuldig: zehn Monate Gefängnis auf Bewährung, für die Dauer von fünf Jahren ausgesetzt (im Klartext: Fazil Say hat fünf Jahre lang den Mund zu halten, will er nicht hinter Gittern oder zumindest einen Haftbefehl der türkischen Justiz) – und alles das für zwei Twitter (@fsayofficial), die er in die Internetwelt geschickt hat.

    Das eine war eine Verszeile aus einem Gedicht, die dem persischen Dichter Omar Khayyam zugeschrieben wird („Du sagst, durch die Bäche wird Wein fließen – ist da Paradie etwa ein Wirtshaus? Du sagst, jeder Gläubige wird zwei Jungfrauen bekommen – ist das Paradies etwa ein Bordell?“). Dem hatte Fazil Say, ein erklärter Atheist, der das auch jeden wissen lässt, noch eine Bemerkung über einen Muezzin vorausgeschickt, den er offenbar gerade gehört hatte: „Der Muezzin hat das Abendgebet in 22 Sekunden ausgerufen! Prestissimo con fuoco!!! Was hast du es so eilig? Eine Geliebte? Raki auf dem Tisch?“ In einem anderen Tweet schrieb Say: „Überall, wo es Schwätzer, Schurken, Neugierige, Diebe, Idioten gibt, sind sie alle furchtbar fromm“ (wörtlich: „Allahisten“).

    Eine Verszeile aus offenbar geistig liberaleren Zeiten im 11. Jahrhundert und eine bissige Bemerkung über muslimische „Philister“: Man hat schon Schlimmeres gesehen. Die drei Kläger – Ali Emre Bukağılı, Orkun Şimşek and Turan Gümüş – machten aber etwa geltend, dass Say jeden gläubigen Muslim als „Schwätzer, Schurken“ usw. bezeichnet und also beleidigt hätte, was ja nun nicht der Fall war. Der Richter in Istanbul fand das auch.

    Das Urteil vom Montag dieser Woche wird schwerlich als Bestätigung einer Idee von liberaler Gesellschaft durchgehen, wo Toleranz und Respekt verschiedener Glaubens- und Nicht-Glaubensrichtungen sich die Waage halten müssen. Es ist wohl weit mehr ein Statut der Null-Toleranz im 95-Prozent-Staat der türkischen Muslime, der seit zehn Jahren von einer konservativ-religiösen Partei regiert wird. Die „Freiheit, Blödsinn zu reden“, wie sich der türkische Europaminister Eğemen Bağış nun ausdrückte, hat im Prinzip jeder in der Türkei. Aber abweichende Meinungen sind eben das: „Blödsinn“. Geistige Verirrungen, von denen man nur hoffen kann (dann legt der türkische Politiker gern die rechte Hand aufs Herz), dass ihr Bekunder rasch seinen Fehler erkennt und in den Schoß der Gesellschaft zurückkehrt. „Wir sind nicht glücklich über Verurteilungen“, versicherte Bağış. „Niemand, der vernünftig denkt, kann diese Worte als etwas betrachten, das innerhalb der Grenzen der freien Meinungsäußerung liegt“, erklärte Kulturminister Ömer Çelik, welcher – eine etwas unglückliche Fügung – zur Eröffnung einer Buchmesse in London weilte und mit ihm ein Teil der türkischen, minoritär-liberalen Intelligenzia. Die Türkei ist dieses Jahr zum Themenland auserkoren worden.

    Fazil Say tourt diese Woche durch Deutschland, auch mit seiner „Istanbul Symphonie“ von 2010. Der zweite der sieben Sätzen soll die „dunkle Seite“ der Religion widerspiegeln – den Fundamentalismus.

    „Jeder weiß, dass ich nicht religiös bin“, sagte er im vergangenem Jahr bei der Einleitung zur Symphonie, die das Hessische Rundfunkorchester gab, und unter Applaus und Gejohle eines – so darf man annehmen – zu einem guten Teil türkischstämmigen Publikums. (Markus Bernath, derStandard.at, 18.4.2013)

    via Fazil Say – Der ungläubige Pianist – Markus Beys Blog – derStandard.at › International.