Kategorie: Türkei

  • Aufklärung in Streit und Wettstreit mit dem Islam

    Aufklärung in Streit und Wettstreit mit dem Islam

    Das Projekt der Aufklärung in Streit und Wettstreit mit dem Islam

    Prof. Dr. Dieter Becker

    In einer postmodernen Situation hat ein Begriff wie Projekt der Aufklärung etwas Schillerndes. Sicher lässt sich der Begriff aber als ein in doppelter Hinsicht kritisches Unternehmen bestimmen. Unter „der Aufklärung“ versteht man weithin jenes europäische Kulturphänomen, das sich im Wesentlichen während eines halben Jahrhunderts (1720–1770) in Frankreich und Deutschland entwickelte. Es zielte auf eine Kritik an der Religion wie auch an der Politik, an der Religion oft mehr noch als an der Politik. In Frankreich nahm die Bewegung nicht nur einen militanten, sondern auch einen rasanten Verlauf, so dass in kurzer Zeit weite Teile der Gesellschaft von den neuen Ideen durchdrungen wurden. In Deutschland wurden Staat und Gesellschaft nicht in gleichem Maße von dieser Bewegung beeinflusst, aber auch hier zeigten ihre Ideen dauerhafte Wirkungen. Das Projekt der Aufklärung erschütterte die alte Ordnung in ihrer Gesamtheit und an ihren Wurzeln zutiefst. Das, was wir „die Aufklärung“ nennen, wurde damit zum Fundament und Ausgangspunkt des modernen abendländischen Denkens. Das Projekt der Aufklärung entfaltete aber auch einen über Europa hinaus gehenden Einfluss.

    (…)

    Die arabisch islamische Welt hingegen erlebte im Verlaufe der vergangenen 200 Jahre eine stürmische Entwicklung, die einschneidende Veränderungen im politischen und gesellschaftlichen Leben mit sich brachte. Die Begegnung mit dem Westen und die Herausforderung durch die moderne Vernunft mit ihren politischen, technischen und zivilisatorischen Folgen hatte eine traumatische Wirkung auf diese Gesellschaften. Sie sahen ihre traditionellen Lebensformen bedroht und zogen sich auf die Sinn stiftenden Muster des eigenen kulturellen Erbes zurück. Im Aufstieg des Islamismus zeigt sich eine Bewegung der Rückeroberung verloren gegangenen geistigen Terrains als Reaktion auf eine massive Säkularisierung und schleichende Entislamisierung. Es ist ein tief verwurzeltes ethisches und kulturelles Bedürfnis, dass dem islamistischen Anspruch seine „raison d’être“ und seine begrenzte Gültigkeit verleiht. Seine Kritik an den aus der Aufklärung hervorgegangenen Werten einer individualistischen und vitalistischen Ethik des Westens gilt es zu vernehmen. In dem Maße aber, wie sich dieser Islamismus am Spiel der modernen politischen Vernunft beteiligt, wird es ihm immer weniger nur um eine Restauration der angeblichen Urgesellschaft von Medina gehen können.

    Neben islamistischen Denkern stehen in der Gegenwart aber jene produktiven Intellektuellen, die dem traditionellen Dogmatismus abschwören und einer Denkbewegung nahe stehen, die man als eine „arabische Vernunft“ bezeichnet hat.14 Dabei handelt es sich um eine Vernunft, die kritisch oder einsichtig oder beides zugleich ist und die die Vernunft der früheren rationalistischen Liberalen an Schärfe übertrifft. Sie macht sich die Errungenschaften des westlichen Denkens zu eigen und hält dabei zugleich an den Wurzeln des arabisch-islamischen Selbstverständnisses fest.

    Prof. Dr. Dieter Becker, geboren 1950 in Bünde/Westfalen, seit 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Missionstheologie und Religionswissenschaft an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, von 1983 bis 1989 Dozent für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule der Toba- Batakkirche in Pematangsiantar, Indonesien, und Mitglied des Lehrkörpers der South-East Asian Graduate School of Theology (SEAGST) in Singapore, seit 2004 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft. Arbeitsgebiete: Theologie der Mission, Interkulturelle Hermeneutik, Religion und Gewalt, Interreligiöse Begegnung und Dialog, Theologie der Religionen.

  • Muslima mit Kopftuch machen Karriere

    Muslima mit Kopftuch machen Karriere

    Foto: Ulrich Baumgarten / vario images (2), privat (3) Erfolgreich in Deutschland: Rufeida Al-Mustapha (o.l.), Yeliz Kesmen (u.l.), Nurhan Soykan (M.), Ayse Uslu-Marschalskowsi (o.r.) und Hülya Dogan (u.r.)

    Diese Muslima haben trotz Kopftuch Karriere gemacht

    Jung, erfolgreich, gläubig: Fünf muslimische Frauen erzählen, was es heißt, als Kopftuchträgerin in Deutschland Karriere zu machen.

    Von Sonja Vukovic

    Was diese Frauen gemeinsam haben, ist ihr Glaube und das Kopftuch, mit dem sie diesen betonen. Ihre Lebenswege in Deutschland sind jedoch genauso verschieden, wie ihr Umgang mit den Vourteilen und Hürden, denen sie als Kopftuchträgerin ausgesetzt waren. Jede auf ihre Art hat Karriere gemacht.

    Die Architektin

    Die Selbstzweifel kamen 2005. Ayse Uslu-Marschalkowski hatte damals ihr Architektur-Studium mit 2,0 abgeschlossen. Trotzdem blieben die meisten ihrer Bewerbungen unbeantwortet. Bundesweit hatte sie sich bei etwa 30 Büros beworben. „Ich war mir sicher, dass man mich einladen und kennen lernen wollen würde.“ Doch nur drei antworteten. Eingestellt hat sie niemand.

    „Plötzlich fragte ich mich, was meinen Wert als Menschen ausmachte – das, was auf meinem Kopf ist oder darin?“, sagt die Dortmunderin. Die muslimische Kurdin hatte eigentlich geglaubt, vor Diskriminierung sicher zu sein, seit sie im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern und den vier Geschwistern aus politischen Gründen die osttürkische Provinz Bingöl verlassen und in Deutschland Asyl beantrag hatte. Ihrem Vater hatte das Gefängnis gedroht, weil er als Lehrer die Geschichte und das Rechtssystem der Türkei kritisiert hatte.

    Die Anwältin

    Nurhan Soykan wusste zuerst nicht, was ein Gymnasium ist. Aber ihr Lehrer in der Kölner Grundschule hatte die meisten ihrer deutschen Klassenkameraden dafür empfohlen. „Wir Ausländer sollten alle zur Hauptschule“, sagt die heute 40-jährige gebürtige Türkin. Das fand sie ungerecht. Auch, „dass wir Kinder mit Migrationshintergrund die Tests nicht mitschreiben brauchten. Unser Lehrer war nett. Er dachte wohl, wir wären überfordert.“ Aber Nurhan Soykan wollte geprüft werden. Und sie wollte auf ein Gymnasium gehen. Leistung ist wichtig, das hatte sie von ihren Eltern gelernt.

    Die Designerin

    Yeliz Kesmen hat 13.000 Fans bei Facebook. Genauer gesagt ihre Firma Styleislam. Das Label steht für legere Freizeitmode mit einem Touch Orient. In einer ehemaligen Zahnarztpraxis in Witten entwirft Yeliz Kesmen zusammen mit ihrem Mann Melih Kesmen T-Shirts, Pullover, Taschen, Schlüsselanhänger und andere Accessoires. Mit Sprüchen wie „Make Çay Not War“, oder: „Terrorism has no Religion“.

    Die Geschäftsidee entstand im Sommer 2005 in England. Islamistische Terroristen hatten Bomben in der Londoner U-Bahn gezündet. Die Kesmens lebten damals in der britischen Hauptstadt. Als Kinder türkischer Gastarbeiter waren sie in Deutschland geboren und aufgewachsen. Melih war früher als Hip-Hopper bei „Emi Electrola“ unter Vertrag, Yeliz hatte Grafikdesign studiert.

    In London „wollten wir etwas Neues ausprobieren und haben in einer Werbeagentur den Design Bereich geleitet“, sagt Yeliz Kesmen. Dann entbrannte der Karikaturenstreit. Und Melih schrieb sich auf ein Shirt „I love my Prophet“ (Ich liebe meinen Propheten). „Die britischen Muslime waren begeistert. Sie hätten ihm das Shirt fast vom Leib gerissen“, erzählt Yeliz Kesmen.

    Zurück in Deutschland gründeten sie „Styleislam“. Yeliz Kesmen, 31 Jahre alt und Mutter eines zweijährigen Sohnes, bekennt sich seit ihrem 26. Lebensjahr mit einem Kopftuch zum islamischen Glauben. Ganz anders, als ihre Mutter, ihre Tanten oder ihre Schwester. Für Yeliz Kesmen rundet es „das Muslima-Sein ab.“ So fühlt sie, seit sie 2006 mit ihrem Mann und Freunden nach Mekka pilgerte. Intoleranz und Rassismus kennt sie nicht aus persönlicher Erfahrung, dafür aber die Ohnmacht angesichts angeblicher Glaubensbrüder, die den Islam missbrauchen.

    „Zeigt, wer wir sind“, fordert sie daher ihre Fans auf Facebook auf, mit den Kleidern „ein positives Zeichen zu setzen“. Mit Erfolg: Shops der Firma gibt es nun in Istanbul und in der saudiarabischen Prophetenstadt Medina.

    Die Soziologin

    Mutig und selbstbewusst ist der Blick dieser sonst eher zart anmutenden Frau. Ihre Stimme ist fest, ihre Wortwahl locker. „Meine Mutter hat mir immer vertraut, auch wenn ich auf einer Party war“, sagt Rufeida Al-Mustapha. „Ich war nie ein Party-Girl, das ständig um die Häuser zog. Aber ich habe schon öfter mal bis spät in die Nacht gefeiert.“ Und das Vertrauen ihrer Mutter stärkte ihr Selbstvertrauen. „Ich bin ich. Ich habe ein Recht dazu. Und ich will deshalb nicht gleich in eine Schublade gesteckt werden.“

    Rufeida Al-Mustapha, 34 Jahre, mit syrischen Wurzeln, geboren im westfälischen Heiligenhausen, ist Deutsche. Und sie ist Muslima. Es ist für sie eine Selbstverständlichkeit, Partys zu feiern. Das gehe schließlich auch ohne Alkohol und mit Kopftuch, sagt sie. Seit ihrem 13. Lebensjahr trägt sie Kopftuch – aber auch auffällige Ohrringe und Ketten. „Ich habe mich immer wie eine Ausländerin gefühlt, weil es mir mein Umfeld so vermittelt hat“, sagt die Soziologin. Aber das sei kein schlechtes Gefühl gewesen. Im Gegenteil: „Ich war oft etwas Besonderes, was für mich auch von Vorteil war.“

    Und auch ihre Lehrerinnen waren anders: Sie trugen Nonnentracht samt Kopfbedeckung. Denn ab der 5. Klasse besuchte Rufeida Al-Mustapha eine katholische Mädchenschule in Bonn. Kurz zuvor war ihr Vater gestorben und die Mutter mit den Kindern in die damalige Bundeshauptstadt gezogen. Rufeida Al-Mustapha hat gelernt, Schicksalsschläge als Ansporn zu nehmen. Inzwischen hat sie Islamwissenschaften studiert und arbeitet bei einem Bonner Markt- und Sozialforschungsinstitut. Ihre beiden Töchter sind vier und fünf Jahre alt. Später, da ist sich Rufeida Al-Mustapha sicher, sollen sie auch feiern gehen dürfen: „Ich versuche, meinen Kindern ein Vorbild zu sein, menschlich und religiös. Später dürfen sie sich ihren Weg suchen. Sie sollen das Gefühl haben, dazuzugehören, so wie sie sind. Sonst werden sie nicht weiterkommen – wir sind Deutsche und gehören zu dieser Gesellschaft, auch als Muslime.“

    Die Stadträtin

    Hülya Dogan hält ihr Ohr in der Hand. Es ist eine plastische Nachbildung, mit dessen Hilfe die Audiologin-Assistentin erklärt, wie das Hörorgan funktioniert. Ihre echten Ohren sind von einem Kopftuch verdeckt. Hülya Dogan, 34 Jahre und freie Mitarbeiterin in einer Bonner HNO-Praxis, ist muslimische Deutsche mit türkischen Vorfahren.

    Sie war erst zehn Jahre alt, als sie sich entschloss, das Kopftuch zu tragen – freiwillig, wie sie sagt. Und doch sei es keine leichte Entscheidung gewesen. Klassenkameraden rissen ihr immer mal wieder das Tuch vom Kopf, ein Lehrer am Gymnasium lobte sogar die „arische Reinheit“ ihrer nicht muslimischen Mitschüler – damit habe er sie klar ausgrenzen wollen, meint Dogan. Schwer sei diese Zeit für sie gewesen, sagt sie.

    Es liegt kein Groll in ihrer Stimme, wenn sie davon erzählt. Nicht einmal Enttäuschung. Denn ganz anders war die Stimmung später an der Universität Bonn. Ihr Kopftuch spielte keine Rolle mehr. Auf dem Campus lernte sie ihren späteren Ehemann kennen: Damals hieß er noch Sebastian Eichelbaum. Jetzt heißt er Sinan Sebastian Dogan. Kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, konvertierte er zum Islam

    Aus dem ersten Mädchen mit Kopftuch in der Schule von einst ist inzwischen die erste Frau mit Kopftuch in einem deutschen Kommunalparlament geworden. Vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen Ende August 2009 überlegte Hülya Dogan, wen sie wählen sollte, wer ihre Interessen am Besten vertreten könnte. Seit Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für den Rat der Muslime sowie beim Arbeitskreis Muslime und Christen. Gemeinsam mit Freunden aus diesen Kreisen gründete sie zwei Monate vor der Wahl die Partei „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“, kurz BIG. Fast 2800 Stimmen erhielten sie, und damit zwei Sitze im Bonner Stadtrat. Vor der ersten Sitzung sei sie aufgeregt gewesen, sagt sie. Ihr Kopftuch zog viele Blicke an. Aber daran hätten sich die „Stadtratskollegen mittlerweile gewöhnt“.

  • 18.11.2010: Beginn der Bonner Woche der Kulturen

    18.11.2010: Beginn der Bonner Woche der Kulturen

    18.11.2010: Beginn der Bonner Woche der Kulturen

    Am 18.11.2010 beginnt die diesjährige Bonner Woche der Kulturen. Das Programm ist in der Mache, die Eröffnungsveranstaltung findet jedenfalls am 18.11. ab 18 Uhr im Haus der Geschichte statt. Außer den obligatorischen Begrüßungsreden von allerlei Honoratioren wird es schöne Musik dabei geben. Wir konnten Katy Sedna & Anubhab dazu gewinnen:

    Katy Sedna & Anubhab

    Weltmusik ist der beste musikalische Ausdruck einer multikulturellen Gesellschaft. Die Deutsch-Amerikanerin Katy Sedna und die deutsch-indische Formation Anubhab präsentieren eine ganz besondere Art weltmusikalischer Fusion. Sedna, die viele Jahre ihrer Jugend in Afrika lebte, singt zur Gitarre mit einer zarten und doch durchdringenden Stimme amerikanische Folkssongs, portugiesische Fados und Lieder aus afrikanischen Traditionen, die sie zusammen mit dem indischen Sänger und Harmoniumspieler Asish und einem Tablaspieler mit indischen Liedern auf eine Art verbindet, bei der die unterschiedlichen Wurzeln der Musikstile klar erkennbar bleiben, sich aber zu mitreißenden Duetts vereinen. Diese Musik macht Mut, es trotz aller Integrationsdebatten doch immer wieder mit dem interkulturellen Dialog zu versuchen.

    Kommen Sie also dazu, der Eintritt ist frei, un jet ze müffele jit et auch.

    Herzliche und herbstliche Grüße in die Runde!

    Ihr/Euer Michael A. Schmiedel

    ***
    Michael A. Schmiedel
    Tel.: 0160-2448038

    Religionswissenschaftler, M.A.

    Projektkoordinator bei MIGRApolis-Deutschland:

    Redakteur für Verlosungen beim Folker:

    Leiter von Religions for Peace Bonn/Köln:

  • Am Rand von Europa – Erasmus in einem konservativen Stadtteil Istanbuls

    Am Rand von Europa – Erasmus in einem konservativen Stadtteil Istanbuls

    VON KATJA HEISE @

    Schon seit dem Beginn meines Politikstudiums 2004 an der Philipps-Universität in Marburg, weiß ich: Nach dem Grundstudium soll es ins Ausland gehen, ein Austauschsemester als Erasmusstudent. Aber nicht nach Spanien, England oder Holland. Ich will ein bisschen weiter weg, ein bisschen exotischer. Wohin? Ich gehe die Liste der Universitäten durch, mit denen Marburg einen Austauschvertrag hat: Zur Auswahl stehen Italien, USA, Kanada, sogar Südafrika. Und ganz unten in der Liste steht: Istanbul. Ich weiß sofort: Da will ich hin.

    Zu sechst auf 20 Quadratmetern – das Mädchenwohnheim

    Als mein Flugzeug über Istanbul auf dem Atatürk Airport zur Landung ansetzt, bekomme ich kurz Angst. Blitzschnell kommt mir in den Sinn, was jetzt alles schief gehen kann. Immerhin bin ich das erste Mal in der Türkei und ich spreche kein Wort Türkisch. „Dort sprechen sowieso alle Englisch“, hatte mir mein Erasmuskoordinator versprochen. Weit gefehlt.

    Bei meiner Ankunft bekomme ich kurz Angst… ich spreche kein Wort Türkisch | ©Objektivist/flickr

    Im Mädchenstudentenwohnheim angekommen empfangen mich drei Damen aus der Heimadministration. Sie lächeln freundlich und ich bekomme einen starken türkischen Kaffee zu trinken, aber Englisch sprechen sie leider kein Wort. Da mir keine andere Lösung einfällt, unterschreibe ich eine Liste der Wohnheimregeln, ohne deren Inhalt zu verstehen. Das wird wohl in Ordnung gehen, denke ich mir, bis mir später eine andere Studentin aus Estland erklärt, was ich unterschrieben habe: Sperrstunde ist um 20 Uhr, Besuch ist verboten, insbesondere Männer sind strengstens untersagt.

    Links zum Weiterlesen:Erasmus in Istanbul – Die Zeit meines Lebens &Erasmus auf dem Catwalk Campus Istanbul

    Außerdem wohne ich mit fünf weiteren Mädchen auf einem Zimmer, leider spricht auch hier keine Englisch. Bett an Bett auf 20 Quadratmetern. Besitz und Konsum von Alkohol und Zigaretten wird strengstens geahndet. Das ist nicht, was sich die meisten jungen, europäischen Austauschstudenten von ihrem Erasmussemester erwarten. Mal ehrlich – Erasmus – das steht für ein bisschen studieren in einem anderen Land und sehr viel Party, Party und, genau: Party.

    Insbesondere fällt mir auf, dass die jungen Menschen hier – anders als in Deutschland – bis in ihre Zwanziger hinein eine sehr intensive Betreuung durch die Älteren erfahren. Möchte eine Studentin ausgehen oder die Nacht wegbleiben, werden die Eltern informiert. Außerdem gibt es hier so genannte „Ablas“ bzw. „Abi“. Ersteres sind ältere Jungs, ‚Abi‘ ältere Mädels, die jüngeren Studenten als Ansprechpartner dienen, aber auch ein bisschen aufpassen, dass ihre Schützlinge sich in erster Linie der Uni widmen. Dieses System in deutschen Wohnheimen? Absolut undenkbar. Ob das nun gut so ist oder nicht, darüber lässt sich streiten und ich führe mehr als eine hitzige Diskussion darüber, ob und wann junge Menschen „allein“ ins Leben hinaus geschickt werden sollten, wie es in Deutschland für das Studium üblich ist.

    Fakt ist aber auch: Einsame, unsichere und oft auch vollkommen überforderte junge Menschen, allein in großen Städten, die ohne ihre gewohntes Umfeld nicht klar kommen und es auch auf lange Zeit nicht schaffen, sich zu integrieren – wie es in Deutschland leider sehr oft vorkommt – habe ich in Istanbul nicht erlebt.

    Seminardiskussion mal anders

    Während meines Austauschsemesters studiere ich an der Fatih-Universität, einer konservativen Privatuniversität weit ab vom Stadtzentrum Istanbuls. Der große Vorteil gegenüber meiner Uni in Marburg: Die Dozenten nehmen sich sehr viel Zeit und stehen jederzeit für Einzelgespräche zur Verfügung. Und was ich in Deutschland nie erwarten könnte: Mit den Professoren entwickeln sich hier schnell Freundschaften, man trinkt zusammen Kaffee, kennt und nennt sich beim Vornamen. Da bleibt viel Zeit für Diskussionen, über Politik zum Beispiel – und das um einiges kontroverser als von zu Hause gewöhnt.

    Beim Plausch mit einem promovierten Politologen prallen schon mal die Weltbilder aufeinander: „Warum Demokratie? Eine Militärdiktatur könne die staatlichen Angelegenheiten doch viel besser regeln“ – belehrt mich ein Politikdozent der Istanbul Universität. Meine erste Reaktion ist Sprachlosigkeit, dann Wut. Schließlich versuche ich mit Argumenten zu überzeugen – manchmal mit Erfolg, meistens weniger – und auch das lerne ich irgendwann zu verstehen. Heute sind wir Freunde, wir sprechen beim Tee dann eben über den neuesten Tratsch.

    Und doch empfinde ich solche Streitgespräche im Nachhinein als unendlich wertvoll. Ich lerne meine Argumente und Standpunkte von ihrem Fundament aus zu erklären. „Warum soll Volkssouveränität denn so gut sein?“ In Istanbul lernte ich mein Weltbild selbst zu hinterfragen und Schlagworte wie „Demokratie“ und „Menschenrechte“ nicht als Universalziel vorauszusetzen. „Das Militär hat in der Türkei immer für Frieden und Stabilität gesorgt“, so das Argument meines Dozenten. „Und wenn einem Land ein Bürgerkrieg droht, dann haben diese Ziele erst einmal Priorität.“ Dabei fiel mir auf, dass meine Ideen von Richtig und Falsch zu einem erschreckend hohen Grad auf meine eigene kleine Welt gemünzt sind. Es gibt eben nicht nur eine Lösung – und Wahrheiten sind wohl auch immer nur Resultate von Ausgangsituation und können also weder absolut noch universell anwendbar sein. Schade eigentlich.

    Istanbul: Islam und Atatürk

    Bis zu 17 Millionen Einwohner leben in der türkischen Metropole. In dieser Menschenmasse spiegelt sich die gesellschaftliche Heterogenität der Türkei wider. Hier gibt es alles: Im Stadtzentrum zum Beispiel tobt das Leben. Alkohol auf der Straße ist erlaubt, Transvestiten sitzen im Starbucks, türkische Mädchen im Mini – „hier ist es europäischer als in Europa“ witzeln die Türken über die Partymeile in Taksim, im Herzen von Istanbul. Die Menschen hier glauben an die Maxime des türkischen Staatsgründers Atatürk: die Ausrichtung der Türkei gen Westen für Wohlstand und Modernität. Die Leute, die ich auf der Straße treffe, halten den Islam für „überholt“, europäisch ist „in“.

    Taksim Platz mitten in Istanbul | Hier trifft sich das Partyvolk der türkischen Metropole, zum Beispiel für ein Tribute an den King of Pop (Oktober 2009)

    Ich setze mich in einen Bus und fahre eine Stunde gen Osten. Hier bietet sich ein vollständig anderes Istanbul. Dort reiht sich Hochhaus an Hochhaus so weit das Auge reicht, dort erstrecken sich die Wohnkomplexe der türkischen Mittelschicht. Hier erklärt mir ein Türke, dass arrangiere Ehen die besseren Ehen sind und Frauen zu sensibel seien für die Welt vor der Haustür. Überhaupt sind Frauen hier kaum auf der Straße zu sehen, und wenn, dann verhüllt, obwohl Kopftücher in öffentlichen Gebäuden verboten sind.

    Eine Deutsche in Istanbul: Frauen werden hier mit sehr viel Respekt behandelt | Gewöhnungsbedürftig? Die Nichtbeachtung der Frau stellt hier ein Zeichen von Respekt dar.In Istanbul haben die Türkinnen aber einen Trick, um ihre Haare trotzdem zu bedecken: Das Kopftuch bleibt an, aber darüber tragen sie eine Perücke. Das sieht oft sehr seltsam aus, ist aber allgemein akzeptiert. Auch ansonsten werden Frauen mit sehr viel Respekt behandelt. Im Bus gehen freie Plätze immer an weibliche Mitfahrer und manchmal bleibt auch der Sitz daneben frei. Hier unterwegs mit meinem Kommilitonen, beim Bummeln oder Ausgehen sieht mir kein Mann in die Augen oder spricht mich an. Den Kellner, der uns ein Eis serviert, will ich freundlich anlächeln – werde aber vollständig ignoriert. Das erste Mal ist das seltsam und ich bin ein bisschen verletzt. Aber als ich verstehe, dass die Nichtbeachtung einer Frau ein Zeichen von Respekt darstellt, sehe ich das anders. Es fühlt sich sogar eigentlich ganz gut an.

    Ein Erasmussemester in Istanbul ist eine unwahrscheinlich bereichernde Erfahrung. Man sollte sich auf ein wenig Anpassungsfähigkeit einstellen, aber für mich ist klar – Istanbul muss ich wieder sehen. Und zwar nächstes Jahr schon, dann nämlich schreibe ich dort meine Magisterarbeit über islamische Einflüsse in der türkischen Innenpolitik – und das geht am besten vor Ort.

    Fotos: ©Leif/flickr; ©Objektivist/flickr; ©boublis/flickr; Video ©justuur/Youtube

  • Jetzt bei der Polizei bewerben

    Jetzt bei der Polizei bewerben

    „Wer sich noch für einen der begehrten Ausbildungsplätze bei der nordrhein-westfälischen Polizei bewerben will, muss sich beeilen“, erklärte Innenminister Ralf Jäger heute (28. Oktober) in Hagen. Am 2. November 2010 endet die Bewerbungsfrist für die Ausbildung ab September 2011.

    „Wir bieten jungen und motivierten Leuten eine qualifizierte Ausbildung für einen spannenden, attraktiven und krisensicheren Beruf. Die Polizei will wieder die besten Absolventen eines jeden Jahrganges auswählen und für sich gewinnen“, sagte Jäger. Im kommenden Jahr stellt die NRW-Polizei 1.400 Polizeianwärter ein. Das sind 300 mehr als in diesem Jahr.

    Die Polizeianwärter erhalten in Nordrhein-Westfalen schon während des dreijährigen Studiums monatlich rund 1.000 Euro und haben die Sicherheit, dass sie nach bestandener Prüfung übernommen werden.

    Voraussetzung für eine Bewerbung sind neben dem Abitur oder der Fachhochschulreife unter anderem soziale Kompetenz, eine gute gesundheitliche Kondition und das Deutsche Sportabzeichen. Bevor sie als Kommissaranwärter eingestellt werden, müssen die Bewerberinnen und Bewerber das Rettungsschwimmerabzeichen nachweisen. Sie durchlaufen ein mehrtägiges Auswahlverfahren und nehmen bei erfolgreichem Abschluss am 1. September 2011 ihr Bachelorstudium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung auf. „Das Bachelorstudium für angehende Polizisten ist eine moderne Berufsausbildung mit einem hohen Praxisbezug, die zudem die soziale und kommunikative Kompetenz stärkt“, hob der Innenminister hervor.

    Ausgebildete Polizisten arbeiten zunächst ein Jahr im Streifendienst und anschließend in einer Einsatzhundertschaft des Landes. Danach können sie in den Streifendienst zurückkehren oder sich anders spezialisieren, beispielsweise als Ermittler in einem Kommissariat, als Diensthundeführer oder zur Wasserschutzpolizei wechseln. „Die Bewerberzahlen der vergangenen Jahre zeigen, dass der Polizeiberuf für junge Leute attraktiv ist“, stellte Jäger fest.

    Interessierte finden im Internet unter www.polizei.nrw.de/beruf den Weg zur Online-Bewerbung.

  • Vortrag von Prof Erol Yildiz: Haiders Hetze

    Vortrag von Prof Erol Yildiz: Haiders Hetze

    Dienstag, 2. November
    Haiders Hetze – Alltag in Österreich zwischen Rassismus und Teilhabe
    Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Erol Yildiz (Klagenfurt)

    Haider, die FPÖ und BZÖ gelten europaweit als das Paradebeispiel erfolgreicher rechtspopulistischer Formationen in Parlamenten. Eine BZÖ bekommt 45% der Stimmen bei den Kärtner Landtagswahlen und ist aufgrund des Proporzsystems in der dortigen Regierung beteiligt. Inwieweit sich allerdings die dauerhafte rassistische Hetze im Alltagsleben auswirkt, darüber wird recht wenig gesprochen. Über die Darstellung des alltäglichen Rassismus und individueller wie kollektiver Gegenstrategien, soll das Augenmerk auf Bündnisstrukturen und die Einbindung migrantischer Communities gerichtet werden.

    19:30 Uhr, EL-DE-Haus, NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln
    In Kooperation mit dem Jugendclub Courage Köln e.V., der ibs: Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus, der Antifa Jugend Köln, AKKU – Antifaschistische Koordination Köln und Umland und dem Bündnis gegen ‚Pro Köln‘, mit freundlicher Unterstützung durch die GUE/ NGL – Linksfraktion im Europäischen Parlament
    www.jc-courage.de

  • Malaysia: Richtlinien für muslimische Astronauten

    Malaysia: Richtlinien für muslimische Astronauten

    Islamische_Astronauten_Dienstvorschrift

    Malaysia: Erlass von Richtlinien für den Aufenthalt muslimischer Astronauten im Weltraum anlässlich des Starts von Dr. Sheikh Muszaphar Shukor zur ISS am 10. Oktober 2007

    von lic.iur. Alexander Schaer1 I.

    Die malaiische Raumfahrtagentur (ANGKASA) wurde 2002 errichtet und ist verantwortlich für die Ausbildung von Astronauten, astrophysikalische Forschung sowie die Beratung der Regierung bei der Entwicklung einer nationalen Weltraumpolitik. Unterstützt wird die Entwicklung des malaiischen Weltraumprogramms von Russland2. Das Angkasawan- Programm3 startete im Oktober 2003. Bis zum September 2006 wurden aus über 11’000 Bewerbern die beiden malaiischen Astronauten für das russische Ausbildungsprogramm ausgewählt. Im September dieses Jahres wurde der 35-jährige Dr. Sheikh Muszaphar Shukor auserwählt, am 10. Oktober, also während des Fastenmonats Ramadan, als erster Angkasawan an Bord einer russischen Sojus TMA-11 für zehn Tage ins All zu fliegen. Dies zudem im Jahr des 50-Jahr-Jubiläums des sowjetischen Sputnik-Starts sowie des 50-Jahr-Jubiläums der malaiischen Unabhängigkeit.

    Wie ANGKASA betont, stellt das Angkasawan-Programm nur einen ersten, wenn auch wichtigen4, Schritt in Malaysias Weltraumpolitik dar5. So wurden insbesondere auch Hoffnungen geäußert, bis 2018 über ein eigenes Raumtransportfahrzeug zu verfügen6 sowie bis 2020 einen Angkasawan auf den Mond schicken zu können7.

    (…)

    Weitere Inhalte: siehe Dokument in Anhang

  • Offener Brief an ALICE SCHWARZER

    Offener Brief an ALICE SCHWARZER

    Dialog oder Machtdemonstration?
    Wie Integrationsdebatten nicht geführt werden dürfen und Frauenfeindlichkeit nicht überwunden wird

    Offener Brief an ALICE SCHWARZER
    anlässlich der Fernsehsendung „Menschen bei Maischberger“ mit Alice Schwarzer, Zehra Yilmaz und anderen am 12.10.2010 in der ARD

    Sehr geehrte Frau Schwarzer,
    als politisch engagierte Bürgerin, die den Aufbruch der zweiten Frauenbewegung als Schülerin erlebte, habe ich großen Respekt vor Ihrer historischen Leistung – zumal mir in den letzten Jahren die große Mühsal frü-herer Frauengenerationen im Kampf um die heute erlangten Rechte sehr bewusst geworden ist. Als sozial-wissenschaftlich kompetente Theologin, als Wissenschaftlerin und Beschäftige der evangelischen Kirche kann ich Ihrer Auffassung, dass „wir“ hierzulande völlige Gleichheit von Frauen und Männern hätten und alles in schönster Ordnung sei, keineswegs zustimmen. Diese Meinung äußerten Sie in der Sendung „Men-schen bei Maischberger“ am 12.10.2010, auf die ich mich im Folgenden kritisch beziehe.
    Ich würde diesen offenen Brief nicht schreiben, wenn es mir nur um eine andere politische Einschätzung zur Gleichberechtigung von Frauen ginge. Sie haben diese Darstellung aber als leuchtendes Vorbild genutzt, vor dem sich umso dunkler die Lage von Frauen anderer Länder abzeichnen sollte, die nicht zur westlichen Hemisphäre gehören. Was mich zum Widerspruch treibt, sind Ihre Aussagen und Ihr Diskussionsverhalten in der erwähnten Sendung im Allgemeinen und konkret im Gegenüber – vom Miteinander kann frau hier nicht sprechen – zur muslimischen Repräsentantin Zehra Yilmaz aus Duisburg. Ihr belehrendes, raumgrei-fendes und ständig die andere Frau unterbrechendes Auftreten ließ Dialogbereitschaft vermissen. Ihre sachlichen und sprachlichen Flüchtigkeitsfehler (Koran vor 600 Jahren geschrieben; „islamistisches Kopf-tuch“ … ), die schon einer Anfängerin des Islamdialogs auffallen, sind Ausdruck einer flächigen und abschät-zigen Wahrnehmung Ihres Diskussionsgegenstandes.
    Dass Sie im Angesicht der pädagogischen Referentin der Ditib-Begegnungsstätte in Duisburg-Marxloh ihr anrecherchiertes Halbwissen über die internen Vorgänge der dortigen Moschee und Begegnungsstätte kundtaten und dabei die Folgerung nahelegten, dort sei der Fundamentalismus auf dem Vormarsch, zeugt von Ihrem Überlegenheitsanspruch – und ist journalistisch wie politisch gedankenlos. Man verbreitet nicht vor einem Millionenpublikum Unterstellungen, die ausgerechnet diejenigen, die sich jahrzehntelang im Dialog engagieren, in ein zweideutiges Licht rücken und konkret Frau Yilmaz keine Chance ließen, als Ge-sprächspartnerin in den weiteren Verlauf der Sendung einzugreifen. Es ist absurd zu meinen, dass eine An-gestellte in einer Fernsehsendung Interna ihres Arbeitsgebers kritisch diskutieren könnte. Und es war un-fair, die Erfahrungen der Diskriminierung, die Frau Yilmaz und andere machen, mit derartigen Manövern abzubügeln. Solche Kommunikationsmuster, die in der Öffentlichkeit derzeit oft wahrzunehmen sind, ver-hindern zudem, dass andere, weniger „integrierte“ Frauen mit viel traditionelleren Auffassungen als Fr. Yilmaz ihre Haltungen auch einmal selbstbewusst relativieren und sich für die von „uns“ so stolz beschwo-rene Aufklärung erwärmen. Im Gegenteil: solche Machtdemonstrationen treiben Menschen mit Erfahrun-gen der Schwäche und der Zurücksetzungen dahin, sich an autoritäre Orientierungen zu halten und gegen-über den vermeintlich Mächtigen aggressiv zu werden (Das dürfte zumindest teilweise hinter der neuer-dings beklagten „Deutschenfeindlichkeit“ von Jugendlichen stecken, die das Wort „Christ“ als Schimpfwort verwenden – was wahrhaftig besorgniserregend ist. Aber sind solche Sprüche nicht auch ein Echo auf den Ruf „Islamist“?).
    Sie haben das Publikum um die Gelegenheit gebracht, herauszufinden, wie eine religiöse Frau, die wichtige Forderungen der zweiten Frauenbewegung in ihrem eigenen Leben umsetzt, dieses Leben mit ihrer religiö-sen Praxis verbindet. In der aktuellen, xenophobisch bis rassistisch gefärbten Debatte wäre es wichtig, mit der „Anderen“ als Bürgerin darüber zu reden, wie in der Zuwanderungsgesellschaft ein demokratischer Konsens aussehen könnte, der zwischen säkularer Verfassung und pluralistischer Anerkennungspraxis ver-mittelt. Das haben sie nicht versucht. Vielmehr folgen sie derselben Diskurstaktik wie die Rechtspopulisten, die den Anti-Islamismus auf die Vorderseite ihrer deutsch-nationalistischen politischen Münze prägen.
    Die evangelische Kirche in Duisburg hat den Bau konkret dieser Moschee und der Begegnungsstätte in Marxloh begleitet; wir kooperieren, wo immer das praktisch möglich ist, mit diesem Partner; die Kirche am Ort hat sich generell über Jahre für den Dialog mit Muslimen eingesetzt – auch gegen Fundamentalisten in den eigenen Reihen. In der evangelischen und katholischen Kirche wird bei engagierten Fachleuten und Mandatsträgern großer Wert auf die Entwicklung eines Islam in Deutschland gelegt, der hier beheimatet und diskursoffen ist. Und zwar aus religiös-theologischen wie auch aus verantwortungsethischen politi-schen Gründen. Diese Zielsetzung, von der wir erwarten würden, dass alle Demokraten sie teilen, werden wir nur durch eine herrschaftskritische Diskurspraxis erreichen.
    Zur Überwindung des Patriarchats, von Diskriminierung und struktureller wie physischer Gewalt gegen Frauen, die aktuell erstaunlicherweise von Jedermann, bis hin zu traditionalistischen religiösen und politi-schen Organisationen in Deutschland vertreten und von den Bürgern muslimischen Glaubens gefordert wird, leisten Sie mit solchen Auftritten keinen Beitrag. Um diese Ziele zu erreichen, müsste man die realen Machtgefälle zwischen eingewanderten und heimischen Patriarchen wie Demokraten konstitutiv in die Analyse von Fehlentwicklungen in Migranten-Communities einbeziehen. Das setzt eine Kritik der Aus-schlussmechanismen unserer Gesellschaft zwingend voraus. Es würde ferner dazu gehören, die Lebens- und Arbeitswelten von Frauen aus verschiedenen Gesellschaften und Kulturen nicht über einen (germanischen) Kamm zu scheren, sondern nach ihren jeweiligen Identitäten und Stärken zu fragen. Es würde dazu gehö-ren, Bürgerinnen muslimischen, anderen oder auch keinen religiösen Glaubens in Theoriearbeit und Praxis volle Partizipation zuzugestehen. Es geht um die Rechte, die wir seit der Ermordung der Frauenrechtlerin Olympe de Gouges (1793) durch männliche bürgerliche Verfechter der „universalen“ Menschenrechte in der französischen Revolution – wenn auch spät und noch unvollkommen – sogar in Deutschland erkämpft haben. Wir sollten sie nicht leichtfertig in „Integrationsdebatten“ aufs Spiel setzen.
    Mit kritischem Gruß,

    Pfr. ín Dr. Sabine Plonz

    Postanschrift: Am Burgacker 14 – 16, 47051 Duisburg
    Auskunft erteilt: Dr. Sabine Plonz
    Telefon: (02 03) 29 51 – 3177
    (02 03) 29 51 – 0 (Zentrale)
    Telefax: (02 03) 29 51 – 192
    Email: sabine.plonz@kirche-duisburg.de
    Internet: www.kirche-duisburg.de
    Datum: 18.10.2010

  • Ölschiefer-Vorräte gefunden

    Ölschiefer-Vorräte gefunden

    Ölschiefer-Vorräte gefunden
    Istanbul (RPO). Bei Probebohrungen in der rohstoffarmen Türkei sind Ölschiefer-Vorräte geortet worden. Die Bodenschätze in Zentralanatolien könnten bis zu acht Milliarden Barrel Öl ergeben und hätten einen Wert von bis zu 700 Milliarden Dollar, berichteten türkische Fernsehsender und Internetmedien am Dienstag übereinstimmend. Sollten sich die Schätzungen als richtig erweisen, wäre der Ölschiefer die erste nennenswerte Ressource in der Türkei.

    Quelle:

  • Herbst am Bosporus

    Herbst am Bosporus

    Herbst am Bosporus
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    Von Aluf Benn

    Die Freunde und Familienmitglieder klangen besorgt: „Istanbul! Ist das nicht gefährlich da?“ Aber die Reisewarnungen haben nichts mit der Realität gemein. Trotz der Gaza-Flottille, der Krise in den Beziehungen und den wüsten Rügen von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, bekommt kein Israeli in Istanbul irgendwelche Probleme. Die Grenzbeamten am Flughafen von Istanbul bspw. sind sehr viel höflicher und effektiver als ihre amerikanischen Pendants. Auf der Straße, im Hotel, im Restaurant, im persönlichen Gespräch – nie verzog jemand das Gesicht, wenn er hörte, dass wir aus Israel sind.

    Ich war zu einer Konferenz eingeladen, die vom türkischen Industriellenverband und der Bogayici-Universität veranstaltet wurde und sich der Krise in den Beziehungen zwischen der Türkei und Israel widmete. Unsere kemalistischen Gastgeber sind keine großen Anhänger Erdogans und seiner Partei. Aber trotz der fehlenden Begeisterung über den politischen Wind, der aus Ankara herüber weht, haben auch sie eine kritische Botschaft an Jerusalem parat.

    Aus ihrer Sicht brach die Beziehungskrise aus, als Israel die Militäroperation „Gegossenes Blei“ begann, einige Tage nach dem Besuch Ministerpräsident Ehud Olmerts bei Erdogan, bei dem die Beiden einen Durchbruch zwischen Israel und Syrien anzubahnen versuchten. Olmert gab seinem Gastgeber keinen Hinweis auf den herannahenden Krieg, und Erdogan war tief verletzt, als dieser ausbrach. „In der Türkei bestand große Wertschätzung für Israel, das ein Paradies in der Wüste geschaffen hat, und heute sorgt man sich um die Palästinenser“, sagt der Professor für Wirtschaftswissenschaften Refik Ezran. „Bei all meiner Freundschaft zu Israel und den Juden erfüllte doch auch mich der Zorn über die Erniedrigung der Palästinenser, die in Gaza ihren Höhepunkt erreichte. Die Zerstörung von öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Krankenhäusern macht Menschen zu Tieren, man muss die humanitäre Lage in Gaza verbessern.“

    Der frühere Botschafter in Israel Volkan Vural, der eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des türkisch-israelischen Bündnisses vor einem Jahrzehnt spielte, mochte die Flottille nicht – er kann aber nur schwer verstehen, warum Israel sich weigert, sich bei den Türken für die Tötung ihrer Zivilisten zu entschuldigen. Er weist die in Israel um sich greifende Ansicht zurück, wonach die Türkei zu einem neuen Iran würde. „Die Regierung Erdogan verdient diese Kritik nicht. Seine Partei hat sich vom politischen Islam zur konservativen Demokratie entwickelt. Jüngst wurde das Element kultureller islamischer Identität hinzugefügt, aber nicht auf gefährlichem Niveau. Die Mehrheit hierzulande ist gegen das Einsickern des Islam in die Außenpolitik.“

    Die Rehabilitation der Beziehungen sollte sich am französischen Modell orientieren. Frankreich war einst der strategische Partner Israels, der ihm den Atomreaktor lieferte. Und dann kam Charles de Gaulle an die Macht, der sich schrittweise von Israel distanzierte und sich der arabischen Welt annäherte – genau wie Erdogan. Der Sechstagekrieg war die Flottille de Gaulles – seine Gelegenheit zur Brechung des Bündnisses mit Israel und zur Verhängung des Embargos. In den Augen der Israelis war dies ein unverzeihlicher Verrat, in den Augen Frankreichs sah Israel wie ein aggressiver und krimineller Staat aus, als es auf das Embargo mit dem Kapern der Cherbourg-Boote reagierte. Die offiziellen Beziehungen sind danach nie wieder erblüht – nicht einmal unter dem pro-israelischen Präsidenten Sarkozy -, aber dies tut dem blühenden Handel (weniger als mit der Türkei), dem Massentourismus und den kulturell-akademischen Beziehungen keinen Abbruch. Viele Israelis sind in Paris verliebt, und es ist ihnen gleich, ob die israelische Luftwaffe Mirage- oder F16-Jets fliegt.

    Dies ist, was auch mit der Türkei geschehen muss: Istanbul und Tel Aviv können reparieren, was Ankara und Jerusalem kaputtgemacht haben. Der Handel zwischen beiden Ländern ist seit Anfang des Jahres um 30% angestiegen. Der israelische Türkei-Tourismus ist eingebrochen, kann aber wieder zurückkehren. Und es gibt eine große Gelegenheit der Annäherung zwischen den säkularen Eliten in beiden Ländern, die den Traum und die Schwierigkeit einer Integration in den Westen teilen und ebenso die Furcht vor dem Erstarken der Religiösen. Die säkularen Türken ähneln den Tel Avivern: Im neuen Restaurant „Bird“ im Stadtteil Pera sind die Gäste schick und bekommen nur schwer einen Platz, ganz wie in der „Kantina“ auf dem Rothschild-Boulevard in Tel Aviv. Nur die Kleidung ist ein wenig moderater als bei uns.

    Es wird nicht leicht sein. „Deine Idee ist schön und gut“, sagte mir einer der gastgebenden Professoren. „Aber es ist schwer für uns, ein Visum für Israel zu bekommen und uns überhaupt der schwer befestigten Botschaft zu nähern.“ Schwer zu glauben, dass sich dies bald ändern wird. Und dennoch sagt Botschafter Vural: „Man muss einen Weg finden, um die Krise zu überwinden und neue Beziehungen zu knüpfen. Vielleicht nicht mehr so enge wie in der Vergangenheit, aber korrekte. Das liegt im Interesse beider Staaten und auch des Westernisierungsprozesses der Türkei.“

    (Haaretz, 27.10.10)

  • Internationale des Hasses

    Internationale des Hasses

    Der Auftritt von Geert Wilders während der Gedenkfeiern am 11. September 2010 in New York war ein deutliches Zeichen für den geglückten „Zusammenschluss von Anti-Islamisten dies- und jenseits des Atlantiks“, schreibt Thomas Kirchner.

    Islamfeinde in Europa und den USA
    Internationale des Hasses

    Es hat lange gedauert, bis der rabiate Islamhass à la Geert Wilders in den USA Fuß gefasst hat. Doch jetzt agieren die Islamgegner dies- und jenseits des Atlantiks gemeinsam. Über die Hintergründe informiert Thomas Kirchner.

    Quelle:

  • Härtere Gesetze für Integration

    Härtere Gesetze für Integration

    Aufenthaltsgenehmigung kann widerrufen werden: Leutheusser-Schnarrenberger und De Maizière (r.) verschärfen Ausländerpolitik

    EINWANDERUNG | 27.10.2010
    Härtere Gesetze für Integration

    Die Bundesregierung verschärft die Gangart im Ausländer- und Zuwanderungsrecht. So genannte Integrationsverweigerer sollen strenger kontrolliert werden, für Zwangsheirat wird ein eigener Straftatbestand geschaffen.
    (…)
    Quelle:

  • Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert

    Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert

    Bundeskanzlerin Merkel fordert Bekenntnis zum Christentum

    INTEGRATION | 16.10.2010
    Merkel erklärt „Multikulti“ für gescheitert

    Führende Unionspolitiker befeuern die Debatte über Integration von Ausländern in Deutschland. Kanzlerin Merkel erklärt die multikulturelle Gesellschaft für „gescheitert, absolut gescheitert“.
    (…)
    Quelle:

  • „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    27.10.2010 Seligmann: Deutsche instrumentalisieren jüdische Tradition

    „Heuchelei“ in der Integrationsdebatte

    Leipzig (KNA). Der jüdische Publizist Rafael Seligmann hat der Integrationsdebatte in Deutschland Heuchelei vorgeworfen. «1.700 Jahre kam allen Heines, Liebermanns, Einsteins, Tucholskys zum Trotz so gut wie niemand auf die Idee, die jüdische Tradition Deutschlands hervorzuheben», schreibt Seligmann in einem Beitrag für die «Leipziger Volkszeitung» (Mittwoch). Von der Moslem-Angst gepeinigt, erinnere sich der «hilflose Michel» seiner jüdischen Überlieferung und führe sie gegen den Islam ins Feld.

    Unter 82 Millionen Menschen in Deutschland lebten «gerade einmal vier Millionen Moslems», betonte Seligmann. Die soziale Lage dieser Zuwanderer sei mit einem intensivierten Bildungsangebot schrittweise zu verbessern. Dieser evolutionäre Weg sei zwar mühsam, so gebe es dazu keine Alternative, so Seligmann.

    Quelle:

  • Arm in einem reichen Land

    Arm in einem reichen Land

    Aktionen / Kampagnen
    10.11.2010 – Start der Aktionswochen

    Die Europäische Union hat 2010 das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgerufen. Mit den Aktionswochen „Arm in einem reichen Land“ beteiligt sich der Deutsche Frauenrat in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros daran. Mitglieder und Mitgliedsverbände sind dazu aufgerufen, lokal und regional aktiv zu werden. Die Aktionswochen starten am 10. November 2010 mit einer Auftaktveranstaltung in Berlin. Dieses Dossier enthält aktuelle Informationen zu den Aktionswochen und Materialien zum Thema Armut. Es wird kontinuierlich aktualisiert und ergänzt.

    Inhalt des Dossiers
    • Aufruf zur Beteiligung an den Aktionswochen „Arm in einem reichen Land“
    • neu! Forderungskatalog, Unterschriftenlisten
    • neu! Argumentationshilfe zu den Forderungen
    • neu! Auftaktveranstaltung am 10. November 2010
    • Armut – eine Begriffsklärung
    • Aktuelle Zahlen zur Armutsgefährdung
    • Aktivitäten der verfassten Politik zur Armutsbekämpfung
    • Aktivitäten der Zivilgesellschaft und weiterführende Idee
    • Anregungen für Veranstaltungen und Aktionen in den Aktionswochen des Deutschen Frauenrates und der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros
    • Veranstaltungshinweise
    • Weiterführende Materialien (als PDF-Downloads) – International, Europa, National

    Aufruf
    Der Deutsche Frauenrat und die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros rufen dazu auf, sich an den Aktionswochen „Arm in einem reichen Land“ zu beteiligen.

Der Aufruf zum Download (PDF/ 70 KB)

    Quelle:

  • Deutsch Intensive Woche im Parlament

    Deutsch Intensive Woche im Parlament

    Die Türkische Grosse Nationalversammlung erwartet eine intensive Woche. Die Gespräche in der Plan- und Haushaltskommission für den Haushaltplan des Jahres 2011 beginnen diese Woche. Finanzminister Mehmet Şimşek wird am Diensttag dem 26. Oktober den Haushaltsplan für 2011 der Plan- und Haushaltskommission vorlegen. Die Debatte in der Kommission wird bis zum 26.November geführt und anschließend in der Vollversammlung fortgesetzt. In der parlamentarischen Vollversammlung wird die Debatte über den Gesetzesvorschlag bezüglich des Rechnungshofs, deren vier Artikel letzte Woche angenommen wurden, diese Woche fortgesetzt. Auch die Kommissionen für Umwelt und Staatliche Betriebe werden die Themen auf der Tagesordnung erörtern.

  • Die jüdisch-christliche Tradition ist eine Erfindung

    Die jüdisch-christliche Tradition ist eine Erfindung

    Blind für die Geschichte: Laut Almut Shulamit Bruckstein Coruh „gab es keine jüdisch-christliche Tradition, sie ist eine Erfindung der europäischen Moderne und ein Lieblingskind der traumatisierten Deutschen.“

    „Es bedarf einer erneuten Liaison der jüdischen Intellektuellen mit den Muslimen dieses Landes. Es ist wieder Zeit, dass wir bekennen müssen. Wo Muslime Fremde sind, sind wir es auch“, meint Bruckstein Coruh.

    Qantara.de – Dialog mit der islamischen Welt

    Islam-Debatte in Deutschland

    Die jüdisch-christliche Tradition ist eine Erfindung

    Auf dem derzeitigen Kampfplatz gibt es vor allem einen Gegner: den Islam. Dabei bedarf es einer neuen Liaison der jüdischen Intellektuellen mit den Muslimen dieses Landes, schreibt die Philosophin Almut Sh. Bruckstein Coruh in ihrem Essay.

    (…)

    „Wo Muslime Fremde sind, sind wir es auch“

    Die Fronten haben gewechselt. Was lesen wir heute? „Beim Islam handelt es sich um einen militanten Monotheismus, der seine Herkunft aus der Welt kriegerisch-arabischer Nomaden nicht verleugnen kann“ – und „sechs Millionen Muslime in der Bundesrepublik werfen Assimilations- und Integrationsprobleme auf“.

    In Zeiten, in denen muslimische Traditionen unter Generalverdacht stehen, bedarf es einer erneuten Liaison der jüdischen Intellektuellen mit den Muslimen dieses Landes. Es ist wieder Zeit, dass wir bekennen müssen. Wo Muslime Fremde sind, sind wir es auch.

    Almut Sh. Bruckstein Coruh


    Almut Shulamit Bruckstein Coruh ist Fellow am Käte-Hamburger-Kolleg in Bonn und Professorin für jüdische Philosophie mit zahlreichen Veröffentlichungen im In- und Ausland. 2009 kuratierte sie die Ausstellung „Taswir – Islamische Bildwelten und Moderne“ im Martin-Gropius-Bau.

    Redaktion: Nimet Seker/Qantara.de

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  • Die coolste Hauptstadt Europas

    Die coolste Hauptstadt Europas

    Pressestimmen

    »Die coolste Hauptstadt Europas.« Newsweek

    Kurzbeschreibung

    Seit vier Jahren lebt Kai Strittmatter am Bosporus, und noch immer schlägt sein Herz schneller, sobald die Fähre sich der Anlegestelle nähert. Möwen im Schlepptau; Matrosen, die an Bord kupferfarbenen Tee servieren; das Minarett der Blauen Moschee, den Galataturm, die Hagia Sophia und den Topkapipalast vor Augen: Ankunft in Istanbul. Einst Byzanz, dann Konstantinopel, für die Griechen bis heute die Stadt aller Städte. Der Autor erlebt täglich, wie Asien und Europa sich zwischen osmanischer Pracht und modernem Nachtleben vereinen und prügeln. Er lotst uns durchs Verkehrschaos und verrät, wie ein Frauenpicknick im Hamam aussieht. Was es mit Schnauzbartverbot und Hutpflicht auf sich hat. Und warum der richtige Fußballklub eine echte Glaubensfrage ist.

    Kai Strittmatter über Istanbul (Arte TV)

  • Wulff setzt Türkei-Reise mit Wirtschaftsgesprächen fort

    Wulff setzt Türkei-Reise mit Wirtschaftsgesprächen fort

    Bundespräsident Christian Wulff setzt heute seine Türkeireise fort: Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit deutschen und türkischen Unternehmern und Vertretern der türkischen Zivilgesellschaft. Am Dienstag hatte Wulff in einer von muslimischen Verbänden in Deutschland gelobten Rede vor dem Parlament in Ankara mehr Toleranz gegenüber den Christen gefordert und die Integrationsdebatte in Deutschland aufgegriffen.

    „Das Christentum gehört zweifelsfrei zur Türkei“, sagte Wulff. „Die Religionsfreiheit ist Teil unseres Verständnisses von Europa als Wertegemeinschaft.“ In Deutschland könnten Muslime ihren Glauben „in würdigem Rahmen praktizieren“, was an der wachsenden Zahl der Moscheen in der Bundesrepublik ablesbar sei. „Gleichzeitig erwarten wir, dass Christen in islamischen Ländern das gleiche Recht haben, ihren Glauben öffentlich zu leben, theologischen Nachwuchs auszubilden und Kirchen zu bauen“, sagte Wulff, der damit auf die rechtlichen Probleme der Christen anspielte, die weniger als ein Prozent der Menschen in dem 70-Millionen-Land Türkei ausmachen.

    Wulff ging in seiner Rede auch auf die Integrationsdebatte in Deutschland ein. Die türkischen Zuwanderer in der Bundesrepublik „gehören zu unserem Land“, machte er deutlich. „Einwanderer haben Deutschland vielfältiger, offener und der Welt zugewandter gemacht.“ Es gebe aber Integrationsprobleme wie „das Verharren in Staatshilfe, Kriminalitätsraten, Machogehabe, Bildungs- und Leistungsverweigerung“.

    Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte der „Passauer Neuen Presse“, Wulff habe in der Türkei deutlich gemacht, „dass Integration zu den großen gesellschaftspolitischen Aufgaben gehört“. Wichtig sei Integrationsbereitschaft auf beiden Seiten: „Wir setzen jetzt positive Zeichen, wenn wir über die bessere Anerkennung ausländischer Berufs- und Bildungsabschlüsse beraten, an unseren Universitäten islamisch-theologische Lehrstühle einrichten und bessere Bildungs- und Integrationsangebote prüfen.“ Gleichzeitig müssten die Migranten in Deutschland Integrationsbereitschaft zeigen.

    Der Chef der türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, lobte, dass Wulff die türkischen Einwanderer in Deutschland willkommen geheißen habe. Er forderte Wulff auf, sich nun auch in Deutschland mit Vertretern der türkischen Gemeinde zu treffen. Positiv reagierte auch der Zentralrat der Muslime (ZMD) in Deutschland.