Israelis in Rumänien

2.8.2010
Weltlage
Israelis in Rumänien

von Michael Stürmer

Es ist erst wenige Tage her, da gab es eine lakonische Nachricht aus Rumänien, es hätten dort sieben junge Soldaten der israelischen Luftwaffe den Tod gefunden, als ihre Helikopter abstürzten. Die Israelis schätzten die Meldung nicht. Zieht sie doch die Frage nach sich, was die israelische Luftwaffe im Nato-Staat Rumänien tut? Die kurze Antwort lautet, dass die türkische Regierung die bisher florierenden gemeinsamen Manöver abgesagt hat als Reaktion auf den Zwischenfall vor der Gaza-Küste und die israelische Luftwaffe nun Ersatz braucht.

Die lange Antwort liegt in den strategischen Kräfteverschiebungen im gesamten weiteren Nahen Osten, wo seit der Rückkehr des Ayatollah Khomeini die Hauptbühne der Weltpolitik sich etablierte. Israels Militärs und Politiker konnten bis 1979 darauf zählen, dass der äußere Ring historischer Staaten wie Iran und Türkei ihnen günstiger war als der innere Ring der arabischen Frontstaaten. Es gab Leistung und Gegenleistung, von Ausbildung und Kampfwertsteigerung des Geräts bis zum Gewerbe der Geheimdienste.

1979 schwenkte der Iran auf die andere Seite. 2010 folgte die Türkei, deren Führung, während die Verhandlungen mit der EU ins Nichts gehen, auf Islamismus setzt nach innen wie nach außen und sich in ihren Schmähungen Israels keine Zurückhaltung mehr auferlegt. Der lange Flug der israelischen Maschinen nach Rumänien und das bittere Ende sind eine direkte Konsequenz der neuen Lage.

Israel ist nach wie vor ein belagerter Staat. Wer immer in Tel Aviv und Jerusalem die Verantwortung hat, niemand kann es sich leisten, die Vernichtungsdrohungen des schiitischen Iran und seiner Stellvertretertruppen Hisbollah und Hamas leichtzunehmen. Daher die Anforderung an die Truppe, vor allem die Luftwaffe, Gegendruck aufrechtzuerhalten. Es geht nicht nur darum, Waffenschmuggel in den Libanon und an die Küsten des Roten Meeres zu unterbinden. Es geht vor allem darum, durch die Luftwaffe jene strategische Tiefe zu gewinnen, die auf dem Terrain fehlt.

Solche Operationen umfassen Kampfjets, Aufklärung, Luftbetankung, Transportmaschinen und Helikopter. Bei Luftwaffenoperationen großer Reichweite haben die Chopper besondere Bedeutung: Sie können abgeschossene Piloten suchen und retten, Spezialkräfte in den Einsatz fliegen und in Bodennähe die Feindlage aufklären. Das alles will geübt sein unter allen Wetterbedingungen und in jedem Gelände, namentlich in Gebirgsregionen nicht unähnlich dem Iran. Bis vor einem Jahr liefen solche Übungen über der Türkei und dem offenen Meer ab. Die Israelis brauchen sie indessen als Mittel der Abschreckung wie zur Vorbereitung auf den Ernstfall.
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Der Mittlere Osten ist, wie er ist. Krieg ist in jenen Regionen Mittel der Politik, ebenso wie die Drohung damit. Es gelten brutale Regeln. Fehler werden in Blut abgerechnet.

Quelle:

Israelis-in-Rumaenien.html