Karrierekick am Bosporus: In Deutschland bekam die junge Schauspielerin Wilma Elles nur kleine Rollen. Dann wanderte sie in die Türkei aus – und ist heute dort ein Superstar. Von Cigdem Toprak
Foto: pa/Jazzarchiv/JAZZ ARCHIV HAMBURGWilma Elles zählt nach Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den bekanntesten Deutschen in der Türkei.
Seit zwei Jahren spielt Wilma Elles (25) die holländische Caroline im türkischen Familiendrama „Öyle bir gecer zamanki“ („So wie die Zeit vergeht“). Seit vergangener Woche ist sie auch in Deutschland in dem türkischen Film „Laz Vampir Tirakula – Der Lasische Vampir“ im Kino zu sehen. Außerdem spielt sie in der Produktion „The End“, die bei der Berlinale 2013 Premiere hat, neben Christine Kaufmann und Martin Semmelrogge. Elles hat neben ihrer Schauspielerei soeben ihre erste Modekollektion herausgebracht, die sie dem Maya-Jahr 2012 gewidmet hat. Wo sie den 21. Dezember verbringen wird und wie sie sich als Deutsche am Bosporus fühlt, erzählt sie im Gespräch.
Die Welt: In der Türkei sind Sie ein Superstar, in Deutschland dagegen weitestgehend unbekannt. Ich vermute, dass Sie – anders als in Istanbul – hier noch völlig unerkannt über die Straße gehen können.
Wilma Elles: In der türkischen Gemeinde in Deutschland bin ich sehr bekannt, aber auch viele Deutsche haben schon von meiner Geschichte als deutsche Schauspielerin in der Türkei gehört. Sie verbinden nur noch kein Gesicht damit.
Die Welt: Sie leben in der Türkei und haben deutsche Wurzeln. Das kennen wir in Deutschland eher andersherum. Was heißt es als „Deutsche“ in der türkischen Metropole Istanbul zu leben?
Elles: Istanbul ist eine großartige Weltstadt, in der es alles gibt, was das Herz begehrt. Die Bevölkerung ist sehr weltoffen und hat mich sehr schnell aufgenommen. Ich merke auch, dass zwischen der Türkei und Deutschland ein besonderes Band besteht und es auch immer schon bestand, seit Hunderten von Jahren. Dieses Band wird immer stärker und das ist auch ein sehr schönes Gefühl. Viele Menschen in Istanbul sprechen Deutsch, haben Verwandte in Deutschland. Wenn ich nach Deutschland komme, sprechen viele türkischstämmige Deutsche mit mir Türkisch. Ich empfinde es als eine tolle Verbindung zwischen zwei Ländern.
Die Welt: Sie haben in der Türkei also einen deutschen Migrationshintergrund.
Elles: Ja, klar, richtig!
Die Welt: Istanbul gilt als Modestadt. Wie empfinden Sie die türkische Mode?
Elles: Ich war anfangs sehr überrascht. Mode ist überall in Istanbul präsent. In vielen Cafés finden Modeschauen statt, die Leute sind auch top gestylt. Das sieht man in Deutschland seltener. Es ist in Istanbul wie in Paris und Mailand. In der Stadt wird sehr viel Mode produziert, viele Menschen haben daher beruflich auch mit Mode zu tun. Überall sind „terzis“, also Schneider. Ich wollte die Gelegenheit auch beim Schopfe packen und meine eigene Modelinie entwerfen.
Die Welt: Mit der türkischen Firma Adil Isik haben Sie eine „Maya-Kollektion“ entworfen. Was hat es damit auf sich?
Elles: Nach dem Modeln, auf Reisen oder nach einem harten Drehtag bin ich sehr müde und erschöpft. Ich habe bemerkt, dass wenn ich bestimmten Schmuck trage, ich sofort mehr Energie habe. Mir ist aufgefallen, dass bestimmte Farben, Formen und Stoffe mein Wohlbefinden beeinflussen. Da wurde mir bewusst, dass man sich durch die äußere Umgebung besser fühlen kann. Feng-Shui kann man in Lebensräumen erleben, aber meine Idee war, Feng-Shui direkt am Körper zu tragen. Diesen Sommer habe ich weltweit die erste Feng-Shui-Kollektion entworfen. Und es funktioniert. Der Kollektion habe ich den Namen „Maya“ gegeben, weil dieses Jahr das Maya-Jahr ist. Demnach kommen wir ab dem 21. Dezember in eine neue Zeitwende. Die Energien auf der Welt werden steigen, weil alle Planeten sich am 21. Dezember in einer Reihe befinden werden. Da die Energiesequenz auf der Welt steigen wird, muss auch unsere persönliche Energiesequenz steigen, damit wir damit mithalten können. Ansonsten könnten wir ernste Krankheiten bekommen. Es geht darum, mit dieser Kleidung die Körperfrequenz zu erhöhen.
Die Welt: Wie soll das bitte schön funktionieren?
Elles: Es gibt eigentlich keine Farben, nur Lichtwellen, die unterschiedliche Längen besitzen. Dementsprechend ist es Orange oder Schwarz. Die Zeiten verändern sich, deshalb auch die Mode und mit ihr die Farben, die wir tragen. Denn der Körper braucht immer wieder eine andere Lichtfrequenz. Ich habe festgestellt, dass ich in Deutschland über ein Jahr lang nur Schwarz getragen habe. Als ich in die Türkei gekommen bin, habe ich plötzlich nur Rot, Orange und Rosa tragen wollen. Momentan trage ich allerdings wieder Schwarz, ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Es gibt ja auch den alten Brauch, dass man an Silvester rote Unterwäsche tragen soll, weil es anregend wirkt. Das kriegen andere Leute nicht mit (lacht), aber wenn man rote Unterwäsche trägt, dann wird man belebter. Wenn es zeitlich funktioniert, würde ich gerne eine weitere Kollektion entwerfen. Momentan drehe ich den Horrorfilm „Tragedy“, eine türkisch-amerikanische Kooperation.
Die Welt: Am Freitag endet der Maya-Kalender, und viele fürchten sich vor einem Weltuntergang. Was machen Sie am 21. Dezember?
Elles: Tagsüber ist der letzte Drehtag meines Kinofilms. Danach werden wir alle auf dem Boot zusammenkommen und dort halt, na ja, man wird sehen, ob es eine Party wird oder ob es ernsthafter zugeht. Falls eine Flut kommen wird, sind wir auf dem Schiff sicher. Ich glaube aber nicht fest daran, vielmehr ist es ein symbolischer Akt. Es ist eine Arche-Noah-Party.
Die Welt: Sie glauben also wirklich, dass die Welt untergehen könnte?
Elles: Ich glaube nicht, dass die Welt untergehen wird. Wenn aber alle Planeten auf eine Reihe kommen, könnte es sein, dass die Sonne die Erde nicht mehr genügend erwärmen kann. Ich befürchte schon, dass die Temperaturen sinken werden. Diese Veränderungen hätten aber bereits anfangen müssen. Die Welt verändert sich nicht von heute auf morgen.
Die Welt: Was vermissen Sie aus Ihrer deutschen Heimat in der Türkei?
Elles: Ich vermisse Familie und meine Freunde, und vielleicht Weihnachtsplätzchen (lacht). Aber sonst eigentlich nicht viel, ich bin sehr glücklich in Istanbul.
Die Welt: In Deutschland gelten türkische Frauen häufig als unemanzipiert. Wie erleben Sie die Frauen in der Türkei?
Elles: Die Serie, in der ich mitspiele, wird von einer türkischen Regisseurin gedreht. Auch die Produzentin ist weiblich. Es gibt sehr viele starke Frauen in der Türkei.
Die Welt: Gibt es Pläne, nach Deutschland zurückzukehren?
Elles: Nein, momentan bin ich total glücklich in der Türkei. Ich habe in Istanbul und auch international sehr viele tolle Projekte. Ich mache auch viele Projekte mit der deutschen Botschaft für die Unterstützung der deutsch-türkischen Freundschaft. Momentan ist alles wunderbar. Wenn wir natürlich alle den 21. Dezember überleben (lacht).