Spott und Spiel: Fazil Say mit dem Mozarteumorchester im Konzerthaus
Dieser Gang! Völlig entspannt läuft, nein schlendert Fazil Say im Konzerthaus ans Klavier, schiebt die Ärmel nach oben, wirft halb skeptische, halb prüfende Blicke ins Publikum. Eine coole Socke. Man glaubt ihm sofort, dass er in der Türkei gerade erst drei Männer, die ihn wegen Beleidigung des Islam angezeigt haben, als „hergelaufenes Pack“ bezeichnet hat – was ihm prompt weitere Ermittlungen bescherte. Ein wenig spöttisch ist auch sein Anschlag in Mozarts beliebtem Klavierkonzert A-Dur KV 488, hart, rustikal, aber dennoch immer voller Respekt vor der Musik.
Say summt in gouldscher Manier mit, verweigert sich doch jeder Versenkung. Er identifiziert sich nicht mit seinem Spiel, vielmehr scheint er die Töne ausstellen zu wollen: Seht her, das ist Mozart. Klingt nicht unbedingt „schön“, macht aber an und reißt mit.
Gleiches gilt nicht für das Mozarteumorchester, mit dem Say seit einigen Jahren gemeinsam auftritt. Ivor Bolton ist ein grundsympathischer Dirigent, selig lächelnd zeigt er, wie viel Spaß er an der Arbeit hat. Doch was hilft’s: Die Salzburger wirken übereifrig, einige Orchesterstimmen sind schneller als andere, Mozarts „Titus-Ouvertüre“ wie Brittens „Variationen über ein Thema von Frank Bridge“ leiden darunter. Zu einer akzeptablen Klangbalance finden die Musiker in Schuberts 5. Symphonie, immerhin. Besser spät als nie. Udo Badelt
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