Die syrische Armee setzt ihre Offensive im Nordwesten fort. Das Militär riegelte ein Dorf an der türkischen Grenze ab, in dem Flüchtlinge versorgt werden. Derweil will die Türkei mehr Hilfsgelder zur Verfügung stellen.
Bereits am Samstag war die Armee Menschenrechtlern zufolge mit Panzern, Truppentransportern und Geländewagen in das Dorf Bdama eingerückt. Die Armee habe Bdama abgeriegelt und die einzige Bäckerei im Ort geschlossen, sagten Zeugen am Sonntag, denen die Flucht aus dem Dorf gelungen war. „Ich habe Soldaten gesehen, wie sie den Bäckereibesitzer erschossen“, sagte ein Bewohner. Ein weiterer Mann berichtete, die Truppen hätten die umliegenden Wälder angezündet, um die Menschen an der Flucht zu hindern.
Wegen des Militäreinsatzes in Bdama versuchen immer mehr Menschen, die türkische Grenze zu erreichen, an der tausende Flüchtlinge unter schwierigen Bedingungen ausharren. Viele sind noch unentschlossen, ob sie sich auf die türkische Seite begeben sollen. An der Grenze leben sie unter freiem Himmel oder in notdürftig errichteten Unterständen aus Zweigen und Plastikplanen. Mit humanitärer Hilfe solle den Menschen an der Grenze geholfen werden, die dringend Nahrungsmittel benötigten, erklärte die türkische Katastrophenschutzbehörde. Es ist das erste Mal, dass die türkischen Behörden eine grenzübergreifende Hilfsmission starteten.
10 500 Flüchtlinge
Die Zahl der in die Türkei geflüchteten Syrer ist mittlerweile auf mehr als 10 500 gestiegen. Darunter seien rund 5300 Kinder, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Die türkische Regierung stellte bisher umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro bereit, um die vor der Gewalt des syrischen Regimes geflohenen Menschen in vier Zeltstädten zu versorgen.
Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, wollte nach Angaben der Organisation am Sonntagabend nach Damaskus reisen, um Zugang zu den von der Gewalt betroffenen Menschen zu fordern. Dabei seien Treffen mit ranghohen syrischen Regierungsvertretern geplant.
USA will Druck auf Damaskus erhöhen
Angesichts der Gewalt in Syrien loten die USA Möglichkeiten aus, die Regierung wegen Kriegsverbrechen zu verfolgen, wie ein ranghoher US-Regierungsvertreter sagte. Ein weiterer Vertreter sagte, die US-Regierung suche außerdem nach Wegen, durch Wirtschaftssanktionen den Druck auf Damaskus zu erhöhen. US-Außenministerin Hillary Clinton schrieb in einem Beitrag für die Zeitung „Aschark El Awsat“, die Niederschlagung der Demonstrationen werde die Protestbewegung nicht aufhalten.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Syrien brauche „endlich glaubwürdige Reformen“. Mit den gegen Syriens Präsidenten Baschar el Assad erlassenen Sanktionen sei ein unmissverständliches Signal gesandt worden. Am Montag wollten die EU-Außenminister über eine Ausweitung der Sanktionen beraten.
via Syrien-Konflikt: Türkei weitet Hilfsmaßnahmen auf Syrien aus – Krise in der arabischen Welt – FOCUS Online.