Der 41-jährige CSU-Politiker Mehmet Sapmaz bei „Oerlenbacher Gesprächen“
* Thema aus dem Grundgesetz zum Verfassungstag: Der Erlanger Stadtrat Mehmet Sapmaz (Zweiter von links) behandelte das Thema Integration. Bürgermeister Siegfried Erhard (links) ist hier außerdem im Smalltalk mit Thomas Lehmann (rechts) und Frank Schaffrath (Zweiter von rechts) vom AFZ der Bundespolizei.
Foto: Stefan Geiger
Alljährlich greifen Gemeinde und Bundespolizei zum Verfassungstag am 23. Mai ein Thema aus dem Grundgesetz auf. Selten hat dabei ein Thema der „Oerlenbacher Gespräche“ eine solch lebhafte Diskussion ausgelöst wie in diesem Jahr „Integration als wechselseitige, gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Der Erlanger CSU-Stadtrat Mehmet Sapmaz verstand es, das Thema mit vielen praktischen Beispielen greifbar zu machen.
Selbst in der Türkei geboren, als Sechsjähriger zu seinen Eltern nach Deutschland gekommen, hat der 41-jährige Sapmaz hier nach Schule und Studium inzwischen beruflich, gesellschaftlich und parteipolitisch fest Fuß gefasst. Die 250 Besucher im voll besetzten Pfarrheim konnte er ohne Probleme in seinen Bann ziehen.
Terroristen als gemeinsame Feinde
Integration – so konstatierte er zu Beginn – sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Rein ideologische Diskussionen brächten nicht weiter. Fast alle Gastarbeiter stammten aus der „Unterschicht“, meist ohne Bildung und Beruf. Deutschland aber wollte diese Kräfte, die gesund und kräftig sein sollten. Vor 50 Jahren war Bildung dabei kein Thema. Diese Misere müsse behoben werden.
Gefragt sei eine Politik des Forderns und Förderns. Die Migranten müssten die Bereitschaft zur Integration mitbringen – dazu aber auch Möglichkeiten erhalten. Herkunft, Religion, Kultur und Lebensgewohnheiten dürften nicht generalisiert werden. Muslime seien es satt, sich ständig zum Terrorismus zu äußern. „Terroristen sind unsere gemeinsamen Feinde“, betonte Sapmaz.
Wie kann Integration gefördert werden? Dazu dienten laut Sapmaz die Beherrschung der deutschen Sprache, kommunales Wahlrecht, Begegnungen bei interreligiösen Feiern, finanzielle Hilfen für Kindergärten und Schulen, Islamunterricht auf Deutsch durch geprüfte Lehrer, Chancengleichheit bei Bewerbungen, keine Diskriminierungen via Internet, Einbindung in den öffentlichen Dienst wie Polizei und auch – anders als dies die CSU-Führung sieht – die Aufnahme der Türkei in die EU.
Die Diskussion leitete Thomas Lehmann, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei. Er führte ein paar wesentliche Zahlen an: 16 Millionen Bundesbürger hätten Migrationshintergrund, bei den unter Fünfjährigen betrage der Anteil 34,6 Prozent in oft größeren Haushalten, 14 Prozent hätten keinen schulischen und 42,8 Prozent keinen beruflichen Abschluss. In der Bundespolizei laufe ein Pilotprojekt, Anwärter mit Migrationshintergrund zu gewinnen.
Viele Aspekte griffen die Besucher auf: Kopftuch, Verschleierung und Burka, Rollenverständnis von Mann und Frau, Grenzen zwischen Integration und Assimilation, Koranschulen, Hassprediger, Mitarbeit in Vereinen, Türkisch als Fremdsprache und bundesweiter einheitlicher Einbürgerungstest. Sapmaz distanzierte sich von allen extremen Erscheinungen und plädierte für ein offenes Miteinander, auch wenn es viel Kraft und Zeit koste.
Von unserem Mitarbeiter Stefan Geiger
via „EU-Beitritt der Türkei wäre gut für Integration“ | MAIN-POST Nachrichten für Franken, Bayern und die Welt.