Trotz erkennbarer Fortschritte bei der Integration fühlen sich mehr als 80 Prozent der Zuwanderer aus der Türkei in Nordrhein-Westfalen diskriminiert.
Die türkischstämmige Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen fühlt sich nach einer Studie zunehmend diskriminiert. Nach der am Dienstag veröffentlichten 11. Mehrthemenbefragung des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung klagen 81 Prozent der Zuwanderer aus der Türkei in dem Bundesland mit den meisten türkischstämmigen Einwohnern über „Diskriminierungserfahrungen“.
Dies sei der höchste Wert der letzten zehn Jahre, erklärte der Leiter des Zentrums, Haci-Halil Uslucan. Immer mehr Migranten hätten das Gefühl, „unerwünscht zu sein“ und „abgewiesen zu werden“. Dies sei „auch das Resultat“ der von Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ ausgelösten Zuwanderungs-Debatte, erklärte Uslucan.
NRW-Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) beklagte, die Sarrazin-Debatte habe das Klima bei den Zuwanderern erheblich belastet. Viele fühlten sich durch dessen Thesen über Integrationsunwilligkeit verletzt und ausgegrenzt.
Deutschland drohe eine „Re-Migration“, weil derzeit mehr Türken das Land verließen als zuwanderten. Vor allem in Deutschland gut ausgebildete Akademiker strebten wieder in ihre türkische Heimat. „Das ist ein Minusgeschäft“, sagte Schneider.
Erkennbare Fortschritte bei der Integration
Nach der aktuellen Studie macht die Integration der türkischen Migranten in NRW weiterhin erkennbare Fortschritte. Demnach unterhalten 95 Prozent aller Zuwanderer Kontakte zu Deutschen, 40 Prozent pflegen „enge freundschaftliche Beziehungen“. Nur zwei Prozent lehnten jeden Kontakt zu Deutschen ab.
Laut der Umfrage beteiligen sich 54 Prozent der Zuwanderer aus der Türkei aktiv am gesellschaftlichen Leben, 13 Prozent engagieren sich durch freiwillige Aufgaben und übernehmen Verantwortung in einem bürgerschaftlichen Amt.
Die meisten von ihnen seien in religiösen Verbänden (26 Prozent) und Sportvereinen (23 Prozent) engagiert. Als wichtigstes Motiv für ihre Aktivitäten in Verbänden und Vereinen nannten die Befragten, weil sie damit „anderen Menschen helfen“ könnten.
Türkische Haushalte stärker von Armut bedroht
Das durchschnittliche Einkommen der türkischen Haushalte liegt derzeit mit monatlich 2.154 Euro laut Angaben deutlich niedriger als das der Haushalte ohne Migrationshintergrund. Nach starken Rückgängen nimmt das durchschnittliche Haushaltseinkommen der Migranten seit fünf Jahren wieder zu.
Dennoch ist die Quote der armutsgefährdeten türkischen Haushalte mit 33 Prozent wesentlich höher als das einheimischer Haushalte. Insbesondere Rentner und Arbeitslose sowie Personen ohne Berufsausbildung sind davon betroffen. Derzeit sind in NRW 27 Prozent aller türkischen Migranten im Alter von unter 30 Jahren ohne Berufsausbildung.
Die sogenannte Mehrthemenbefragung türkischstämmiger Zuwanderer in NRW wird seit 1999 jährlich durchgeführt. Befragt werden jeweils 1.000 repräsentativ ausgesuchte Personen. Die Studie soll aufzeigen, wo Integrationserfolge zu verzeichnen sind, wo Defizite liegen und welche Einstellungen und Meinungen in der Bevölkerungsgruppe vorherrschen.
via NRW: Türkische Zuwanderer fühlen sich „unerwünscht“ – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE.
Kommentare
Eine Antwort zu „Türkische Zuwanderer fühlen sich „unerwünscht““
Wenn selbst dieses Forum dieses Foto zur Bebilderung des Themas Zuwanderung nutzt, dann frage ich mich, wie man die Abgrenzung aufbrechen will. Immer wieder und immer wieder sieht man dicke Dorfpomeranzen mir Kopftuch. Zuwanderung ist vielfältiger! „Beide Seiten“ arbeiten offenbar gerne mit Stereotypen.
Warum bloß?