Intendant Rolf Beck über das Schleswig-Holstein Musik Festival
Das Schleswig-Holstein Musik Festival (bis 28. August 2011) präsentiert unter dem Motto „Merhaba Türkiye“ ab 16. Juli die Türkei als Länderschwerpunkt und stellt dabei Solisten, Orchester, Dirigenten und Komponisten aus Anatolien vor. Unter ihnen den Pianisten und Komponisten Fazil Say. Eine Woche vor Festivalbeginn gaben der SHMF-Chor und das Orchester unter Leitung der Dirigenten Christoph Eschenbach und Rolf Beck Gastkonzerte in der Türkei. Das Festival-Eröffnungskonzert in Lübeck mit dem NDR Sinfonieorchester erklingt an diesem Wochenende. Unter der Leitung des russischen Dirigenten erklingt mit dem griechischen Geiger Leonidas Kavakos das Violinkonzert D-Dur von Ludwig van Beethoven. Für die „Welt am Sonntag“ sprach Helmut Peters mit dem Intendanten Rolf Beck.
WELT AM SONNTAG: Wie hat es sich ausgewirkt, dass Sie den Raum Hamburg für SHMF-Konzerte so stark erschlossen haben?
ROLF BECK: Wir haben den Spielraum über die Jahre ausgebaut, weil Hamburg die Metropole hier im Norden ist und wir uns als Vorkämpfer für einen kulturellen Nordstaat verstehen. Wichtige Sponsoren des Festivals kommen aus der Hansestadt, so dass der Spielraum Hamburg sich auch selbst trägt. Und genau das wirkt sich positiv für beide Seiten aus: Die Stadt muss kein öffentliches Geld ausgeben und umgekehrt fließen keine Steuergelder aus Schleswig-Holstein nach Hamburg. Im Gegenteil, Schleswig-Holstein und das gesamte Festival profitieren durch unsere engagierten Hamburger Sponsoren.
WELT AM SONNTAG: Wie wirken sich die Elbphilharmoniekonzerte und die Arbeit des Intendanten Christoph Lieben-Seutter auf das SHMF-Programm aus?
ROLF BECK: Es ist eine völlig unnormale Situation, dass es hoch subventionierte Konzerte für einen Konzertsaal gibt, der noch gar nicht existiert. Der Markt ist damit auch für uns enger und schwieriger geworden.
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WELT AM SONNTAG: Der Länderschwerpunkt Türkei verspricht eine große Vielfalt. Welche Elemente der türkischen Musikkultur faszinieren Sie am meisten?
ROLF BECK: An der türkischen Musikkultur fasziniert mich gerade ihre unbeschreibliche Vielseitigkeit. Die wechselvolle Geschichte Kleinasiens, nahezu das gesamte Gebiet der heutigen Türkei, ist von einer Auseinandersetzung östlicher und westlicher Kulturen geprägt. Und genau diese Begegnung des Orients und Okzidents, die sich auch noch in den Kompositionen heutiger türkischer Komponisten widerspiegelt – denken Sie an Fazil Say – finde ich überaus reizvoll.
via Türkische Musikvielfalt – Nachrichten Print – WELT AM SONNTAG – Vermischtes – WELT ONLINE.