Die deutsche Integrationsbeauftragte Maria Böhmer will die Erfolgsrezepte des Zuwanderungs-Weltmeisters auf Deutschland übertragen.
Frank Scarpitti versteht sich aufs Feiern. Chinesisches Neujahrsfest, pakistanischer Nationalfeiertag, deutsches Oktoberfest oder „Bollywood“ für die Freunde des indischen Films – das sind nur einige der zahlreichen öffentlichen Multi-Kulti-Veranstaltungen, die der Bürgermeister der kanadischen Ortschaft in seinem Terminkalender notiert hat. Integrationspolitik laufe am besten über gemeinsame Feste, ist Scarpitti überzeugt. Er ist stolz darauf, dass er mittlerweile sogar chinesisch singen kann – eine Referenz an die einflussreiche Gruppe chinesischer Einwanderer in seiner Stadt.
Little India In Toronto
Nirgendwo in Kanada ist die Bevölkerung bunter gemischt als in Markham, einem Vorort der Millionenmetropole Toronto. Zwei Drittel der Bevölkerung sind im Ausland geboren. Markham ist gleichzeitig eine der wirtschaftsstärksten Orte im Land und weist eine der geringsten Kriminalitätsraten Nordamerikas auf.
Die Einwanderer seien das größte Kapital, das Markham habe, sagt Scarpitti. Er erzählt von einem Hongkong-Chinesen, der mit einer Garagenfirma angefangen habe und heute einer der größten Arbeitgeber der Stadt sei. Die meisten Migranten seien hoch motiviert und sie identifizierten sich mit ihrem neuen Heimatland, sagt Scarpitti, der 1965 selbst als Kind italienischer Einwanderer nach Markham gekommen war.
„Wir brauchen eine Willkommenskultur“
Die erfolgreiche Bilanz von Markham hat auch Maria Böhmer angelockt. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung macht auf einer fünftägigen Tour durch Kanada Station in der Boom-Town. Die CDU-Politikerin ist auf der Suche nach dem Erfolgsgeheimnis der kanadischen Einwanderungspolitik. Das Land lockt mehr hoch qualifizierte Migranten an als jede andere Region der Welt. Eine Viertel Million Menschen nimmt Kanada jährlich auf. Wer gefragte Fachkenntnisse oder viel Kapital mitbringt, ist willkommen.
„Auch Deutschland braucht mehr qualifizierte Zuwanderung, die von Anfang an mit Integration einhergehen muss“, sagt Böhmer. „Entscheidend ist, dass die Einwanderer von Beginn an eine Perspektive sehen, dass sie und ihre Kinder bei uns schnell Tritt fassen und Erfolg haben können.“
Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels hat sich die Bundesregierung vorgenommen, die Zuwanderungsregeln für qualifizierte Arbeitskräfte zu lockern. „Wir brauchen eine Willkommenskultur, hier können wir von den Kanadiern etwas lernen“, meint die Staatsministerin im Kanzleramt.
via Zuwanderung als Erfolg: Das Geheimnis der kanadischen Integrationspolitik – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE.