Förderung der Bilingualen Lesekompetenz

Kurzvorstellung des Projektes: Förderung der Bilingualen Lesekompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund

(FörBiLes)

Hintergrund:

In NRW haben fast 30% der 15 Jährigen Schüler einen Migrationshintergrund1. Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund liegt in Essen bei 30,6%2. Nahezu die Hälfte dieser Jugendlichen hat einen türkischen Migrationshintergrund. Der Schulerfolg, gemessen an dem Anteil Gymnasiasten ist bei den verschiedenen Migrantengruppen sehr unterschiedlich und ist bei türkischstämmigen Kindern etwa um den Faktor 3 schlechter als bei den einheimisch Deutschen Kindern2. Ein Großteil der Schüler aus den weniger erfolgreichen Migrantengruppen verlässt die Schule ohne einen Abschluss.

1PISA, 2005

2(Daten aus Quantita 2007, Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, Statistik-Referat)

Für diese Fehlentwicklung gibt es sicherlich verschiedene Gründe. Insbesondere scheint aber hierfür die Herkunft des Elternhauses maßgebend zu sein. Die Mehrheit der in Deutschland lebenden türkischen Bevölkerung besteht traditionell, aufgrund der damaligen Anwerbebedingungen, hauptsächlich aus bildungsfernen Arbeiterschichten. Besonders ausgeprägt ist hier eine Störung der allgemeinen Sprachentwicklung, die zu der sogenannten Halbsprachigkeit  führt. Die Anzahl der benutzten Wörter, auch in der Familiensprache, ist sehr begrenzt und liegt weit unter denen gleichaltriger Kinder aus der Deutschen Vergleichsgruppe.

Inhalt des Projektes:

Aufgrund des oben beschriebenen Ist-Zustandes kam die RAA/Büro für interkulturelle Arbeit auf den Lehrerverein und Elternverband zu und skizziert eine Projektidee, die Förderung der Lesekompetenz der Kinder, die am MSU Unterricht teilnehmen. Wir haben diese Idee begrüßt und legen nun das gemeinsame Konzept  zur Realisierung der Ziele vor. Ein primäres Ziel der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund sollte daher die Stärkung der Sprach- und Lesekompetenz sein.

Um die Sprach- und Lesekompetenz und somit die Kompetenzen im Deutschunterricht und folglich dann den Erfolg in den übrigen Fächern zu steigern ist aber eine integrierte Elternarbeit unbedingt notwendig. Gerade für die Leseförderung von Schülerinnen und Schülern im Grundschulbereich ist es wichtig im Elternhaus eine Lesesozialisation zu etablieren. Und hierfür ist die Förderung und Forderung der Eltern ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg. Daher steht die diesbezügliche Förderung der Eltern bei den obligatorisch stattfindenden Elternabenden ein wichtiges Instrumentarium um die Bildungs- und Entscheidungskompetenz der Eltern zu stärken. Die „Leseförderung“ wird bei den monatlich stattfindenden Elternabenden zum zentralen Thema.

In den Elternabenden werden folgende Themen auf die Tagesordnung gesetzt:

– Leseanregungen für Eltern

– Lesefreude durch angemessene Wohnraumgestaltung

– Empfehlungskriterien für „gute Bücher“

– Vorlesen lernen

– Einladung von Buchhändlern, Bibliothekarinnen

– Autorenlesungen

– Leseabende in der die Kinder den Eltern/Großeltern/Familienmitgliedern vorlesen

– Leseabende in die Eltern/Großeltern den Kindern vorlesen

Zielgruppe des Projektes:

Kinder der 3. und 4. Klassen die HSU Türkisch teilnehmen. (In der Primarstufe). Pro Schule werden 6 Kinder aus den 3. Klassen und 6 Kinder aus den 4. Klassen (12 Kinder pro Schule) aufgrund Ihrer Lesefähigkeiten von HSU und Deutschlehrer ausgesucht. Diese Schüler werden neben der schulischen Förderung zusätzlich über studentische Honorarkräfte in ihrer Lesekompetenz gefördert. Die Koordination dieser Aufgaben übernimmt der Lehrerverein.

Das Projekt soll in 11 ausgewählten Schulen durchgeführt werden. Somit ergeben sich 12×11 = 132 Kinder.

Die Kinder werden nur dann in die Förderung aufgenommen, wenn die Eltern gleichzeitig zustimmen an den regelmäßigen Elternabenden teilzunehmen(gemäß Aufnahmekriterien).

Somit würden mindestens 132 Elternteile regelmäßig an den monatlich durchzuführenden obligatorischen Elternseminaren teilnehmen. In jeweils zwei Gruppen (ca. 65 Eltern pro Gruppe) für die 3. und 4. Klassen.

Ziele des Projektes:

Das Ziel unseres Projektes ist

1) die Erhöhung des Wortschatzes in Türkisch und Deutsch

2) die Förderung der Sprachkompetenz

3) die Förderung der Lesekompetenz

4) die Förderung der Selbstdarstellung durch öffentliches Auftreten

5) die Unterstützung der Eltern in  Erziehungs- und Bildungsangelegenheiten

6) die Förderung der Bildungsbeteiligung von Eltern

7) die gesellschaftliche Partizipation von Eltern mit Migrationshintergrund in Schulen

8) die Steigerung des Anteils gymnasialer Empfehlungen.

Zusätzlich profitieren die Lehramtsstudenten der Universität Duisburg von dem Projekt indem Sie sich Kompetenzen außerhalb der Universität für Ihre spätere berufliche Arbeit mit Schülern und deren Eltern erwerben können.

Beteiligte am Projekt:

Lehrerverein Ruhr e.V., Elternverband Ruhr e.V., RAA-Essen, Universität Duisburg Essen (Fachbereich Turkistik), 11 Essener Grundschulen in sogenannten Brennpunkten.

Ansprechpartner:

Celal Aydemir, Lehrerverein Ruhr (celal.aydemir@yahoo.de)
Dr. Ali Sak, Elternverband Ruhr (alisak@arcor.de)
Kadir Akyazi, RAA-Essen, Lehrerverein Ruhr (kadakya@googlemail.com)
Berrin Kapyapar, RAA-Essen, (berrin.kapyapar@raa-interkulturellesbuero.essen.de)